Duales System: Züchtung von Fachidioten?

GrandOldParty schrieb:Man sollte schon wissen, welche Zeitung eher links ist und welche eher rechts. Wenn man einen Artikel liest, wo jemand etwas behauptet, dann nicht einfach die Behauptung so hinnehmen, sondern sich fragen: Wer ist er? Ist er unabhängig? Was hat er vorher geschrieben? Hat er seine Behauptung irgendwie belegt? usw.

Ich sags dir gerne nochmal, aber ich glaub nicht, dass es was bringt.
Was du hier verlangst, das fällt in die Rubrik lebenskundlicher Unterricht.
Das hat einerseits viel mit gesundem Menschenverstand zu tun, zum anderen auch viel mit selbstgemachten Erfahrungen.
Man kann schlicht und einfach nicht jedem beibringen, welche Zeitung auf welcher Seite der Mitte steht und wie weit entfernt. Zumal sich auch die Anzahl und der Pool der Medien ständig ändert.
Das sollte schon jeder irgendwo selber auf die Reihe bekommen und da sehe ich ganz klar die Erziehungsberechtigen in der Pflicht. Auch wenn manche glauben, dass ab der Station "Kindergarten" die Erziehung extern verlagert wird.

Ich hab Leute in der Technikerklasse, die sind fachlich absolut auf dem Level, vielfach noch darüber. Aber wehe sie sollen sich mal an ner Diskussion beteiligen, das können viele rein menschlich nicht.
Sie werden unsicher und sind allein aufgrund dieser Tatsache nicht in er Lage noch zielgerichtet zu argumentieren. Soviel zur Rethorik, die kannste den Leuten noch so tief reinhämmern, wenn sie es nicht umsetzen können.
Die werden zwar in der Lage sein, kritisch zu hinterfragen, aber niemals laut.

Paka schrieb:Intelligenz, Wissen und vorallem kritisches Denken wird systematisch unterdrückt. Menschen verdummen. Schon heute wissen weniger Jugendliche über HIV und AIDS Bescheid als noch vor 20 Jahren.

Das würde ich jetzt bestreiten. Jugendliche wissen heute normalerweise besser Bescheid, als noch vor 20 Jahren, gerade auch im sexuellen Bereich. Natürlich gibt es ganz krasse Ausnahmen, das war aber schon immer so.

Und natürlich gibt es Bereiche, in denen Jugendliche im Durchschnitt heute eher weniger kompetent sind, als noch vor 20 Jahren. Dazu gehört sicher das Lesen und das Schreiben. Das hat aber nicht mit Verdummung zu tun, sondern einfach mit einem ganz anderen Umfeld, in dem die Jugendlichen heute aufwachsen (SMS, Emails ...).

Emodul

@GrandOldParty
Für mich liegt das Problem nicht in der deutschen Bildungspolitik, sondern eher in der medialen Welt.
Viele Menschen meinen z.B., dass auch das dreigliedrige Schulsystem mit Haupt- Real- und Oberschulen nichts wert ist und dass die Schüler auf der Strecke bleiben. Warum? Ich kann das nicht nachvollziehen. Wer seinen Bregen nicht einsetzt zum Denken und für die Kopfarbeit, sondern sich lieber mit Freunden bekifft, hat doch selbst Schuld.
Warum sollte der Staat (das sind wir ;) ) da noch Starthilfe geben? Klar, zwangsweise muss er das, damit das Volk nicht vollkommen verblödet. Aber den Teenies von heute wird im TV doch vorgelebt, wie sie sich zu verhalten haben: Hauptsache Markenklamotten, weiß Gott, Schule ist nicht notwendig für mich. Lieber die Nächte durchfeiern und mit 13 schon 7 Freundinnen gehabt haben.
Wie soll das erst 10 Jahre später aussehen? Da nutzt auch keine "intellektuelle" Lehre etwas, wenn das Interesse nicht vorhanden ist. Und die Eltern sind meiner Meinung nach auch schuld, wenn ihre Zöglinge verkommen. Der Jugendliche wird später auch keinen Nobellpreis erlangen, wenn Mama und Papa ihm alles in den Arsch stecken, nur damit er Ruhe gibt und die Eltern nicht belästigt...

@emodul
Ich halte es für einseitig, nur die Jugend im Hinblick auf Wissen und Informationen verarbeiten können zu betrachten. Viele Ältere (Ü30) können ebenfalls nicht alles erklären und wissen bei weitem nicht allen, bspw. wie sich ein Atom atomisiert ;)

Die Menschen werden nicht dümmer, sie lernen nur andere Dinge, passen sich an.

@Crusi
Aye !

Da haben wir halt einfach verschiedene Meinungen. Ich denke schon, dass das gelehrt werden kann. Oder zumindest, dass der Samen gepflanzt werden kann. Dass man überhaupt erst einmal kritisches Denken wecken muss, bevor das Individuum dann selbst nochmal nachlegt.

Denn auch deine Mitschüler in der Technikerklasse sind doch nicht so geboren wurden. Man hat sie halt nie gefördert.

@StUffz

Ich halte es für einseitig, nur die Jugend im Hinblich auf Wissen und Informationen verarbeiten können zu betrachten. Viele ältere (Ü30) können ebenfalls nicht alles erklären und wissen bei weitem nicht allen, bspw. wie sich ein Atom atomisiert ;)

Man muss sich schon an der Jugend orientieren, denn die steckt ja noch in der Ausbildung. Bei den "Alten" ist ja häufig eh schon Hopfen und Malz verloren.

Und wie sich ein Atom atomisiert weiss ich übrigens auch nicht, trotz Studium in naturwissenschaftlicher Richtung.

Emodul

emodul schrieb:Und wie sich ein Atom atomisiert weiss ich übrigens auch nicht, trotz Studium in naturwissenschaftlicher Richtung.

Da haben wir´s!

emodul schrieb:Und natürlich gibt es Bereiche, in denen Jugendliche im Durchschnitt heute eher weniger kompetent sind, als noch vor 20 Jahren. Dazu gehört sicher das Lesen und das Schreiben. Das hat aber nicht mit Verdummung zu tun, sondern einfach mit einem ganz anderen Umfeld, in dem die Jugendlichen heute aufwachsen (SMS, Emails ...).

Das ist kein Argument! Ich bin auch mit den neuen Technologien aufgewachsen und kann trotzdem so gut wie fehlerfrei schreiben. Natürlich gibt es intelligente und weniger intelligente Menschen, aber das sind nur die Startbedingungen. Mit Eigeninitiative kann man etwas aus sich machen - man muss es nur wollen.

@subgenius ^^

@GrandOldParty
Natürlich könnte man es den Auszubildenden vermitteln. Aber warum für etwas Geld ausgeben, wenn wir auch die Medien mal zurechtweisen würden?
Wissen kann Spaß machen und auch nützlich sein. Die meisten Leute sind wohl desinteressiert, weil die Lehre keinen hohen Unterhaltungswert hat und man nicht nur konsumieren kann, sondern auch selbst tätig werden muss.

GrandOldParty schrieb:Denn auch deine Mitschüler in der Technikerklasse sind doch nicht so geboren wurden. Man hat sie halt nie gefördert.

Sie hätten sich aber auch selbst weiterbilden können ^^
Wenn ich Bock hätte, dann könnte ich auch in eine öffentliche Bibliothek gehen und mir was über Philosophie, Politik, Mathematik oder ferne Länder raussuchen, lesen und lernen.

Meine Güte, erwachsenen Leuten kann man nicht alles an den Hintern bringen.

@GrandOldParty
Einiges von deinen Beobachtungen sind ja real..

Und ich bin auch der Meinung das unserer Bildungspolitik nicht geug Aufmerksammkeit und Geld gewittmet wird.

Dennoch kannst du unser Anfälligkeit für 'Gehirnwäsche' nicht auf unsere Schulen abwälzen ... niemand lehrt dich in der Schule RTL Explosiv zugucken.

emodul schrieb:Man muss sich schon an der Jugend orientieren, denn die steckt ja noch in der Ausbildung.

Ich orientiere mich bestimmt nicht an Menschen, die noch grün hinter den Löffeln sind. Soweit kommt's noch! :D

@GrandOldParty
Das ist ganz einfach ne "Gabe" die man hat, oder eben nicht hat.
Genau wie einige auf offener Straße ne Frau anlabern können, andere vorher nen Herzstillstand bekommen.
Du kannst nicht alles trainieren oder lernen.
Ich kann keine Sachen reparieren, die kleineres Werkzeug als nen 13er Maulschlüssel erfordern.
Mach ich kaputt.
Jeder hat seine Schwerpunkte, aus diesem Grund ergreifen wir wohl auch verschiedene Berufe.
Sicherlich wir (zumindest bei uns in der Schule) auch auf Medien eingegangen, sogar auf die Praxis der Banken.

Aber ich frage dich gerne nochmal, da du irgendwie versäumt hast, darauf einzugehen.
Wie passt es zu einem Land wie die USA, dass in einem Teil der Staaten verboten ist, die Evolution zu lehren, aber auf der anderen Seite "kritisches denken" vermittelt werden soll?
Passt in meinen Augen irgendwie nicht.

Crusi schrieb:Das ist kein Argument! Ich bin auch mit den neuen Technologien aufgewachsen und kann trotzdem so gut wie fehlerfrei schreiben. Natürlich gibt es intelligente und weniger intelligente Menschen, aber das sind nur die Startbedingungen. Mit Eigeninitiative kann man etwas aus sich machen - man muss es nur wollen.

Doch, das ist schon ein Argument. Die neuen Technologien sind ja nicht per se schlecht, es kommt halt darauf an, wie sie eingesetzt werden. Wenn man den Computer primär zum Spielen verwendet, dann profitiert man nur einseitig davon. Und eine korrekte Rechtschreibung ist auch nicht unbedingt ein Indikator für Intelligenz.

Emodul

GrandOldParty schrieb:Man sollte schon wissen, welche Zeitung eher links ist und welche eher rechts. Wenn man einen Artikel liest, wo jemand etwas behauptet, dann nicht einfach die Behauptung so hinnehmen, sondern sich fragen: Wer ist er? Ist er unabhängig? Was hat er vorher geschrieben? Hat er seine Behauptung irgendwie belegt? usw.

Meinst Du nicht das das eher in den Deutschuntericht der voran gegangenen Schulausbildung gehört? War bei mir der Fall.
Du kannst doch nicht erwarten das an einem Berufsschultag in der Woche wo schon noch Sozialkunde untergebracht werden muss, auch noch Deutschunterricht im Stundenplan untergebracht wird.
In meiner Lehre wurde vorrausgesetzt das ich die Fähigkeit selbst zu denken schon mitbringe
Da hat doch keiner Zeit einem das auch noch beizubringen, ein Lehrling wird doch schließlich auch für die Arbeit die er leistet bezahlt deshalb sollte er zumindest in kleinen Handwerksbetrieben auch genau das tun

pprubens schrieb:Ich orientiere mich bestimmt nicht an Menschen, die noch grün hinter den Löffeln sind. Soweit kommt's noch! :D

Es geht um die optimale Gestaltung des Bildungssystems und da muss man sich halt schon an den auszubildenden Leuten orientieren und die sind meist noch relativ jung.

Emodul

Ich bin ja normalerweise der gegenteiligen Ansicht, also euren. Dass die Menschen selbst den Hintern hochkriegen müssen. Aber wenn das so weitergeht, dann haben wir echt ein Problem. Dann gibt es eine dumme Mehrheit, falls es die nicht jetzt schon gibt.

@Kc @Crusi

@StUffz In den Staaten ist nirgends die Evolutionstheorie verboten. In manchen Staaten soll bloß nebenher der Creationismus-Mist vermittelt werden. Dem stehe ich kritisch gegenüber. Das Beispiel mit den liberal arts in den USA habe ich auch nur genommen, weil es das pointierteste war, was ich auf die Schnelle finden konnte.

Missesfee schrieb:Du kannst doch nicht erwarten das an einem Berufsschultag in der Woche wo schon noch Sozialkunde untergebracht werden muss,

Doch. Das kann man erwarten in einer Bildungseinrichtung, die sich mit minderbemittelten Schülern beschäftigt und ihre Unterrichtsstruktur auf genau dieses Klientel ausrichtet, was sich chancenrediziert nennt. Da zahlt der Staat, also die Allgemeinheit, dann das, was zuvor schief ging, noch mal.

GrandOldParty schrieb:Ich bin ja normalerweise der gegenteiligen Ansicht, also euren. Dass die Menschen selbst den Hintern hochkriegen müssen. Aber wenn das so weitergeht, dann haben wir echt ein Problem. Dann gibt es eine dumme Mehrheit, falls es die nicht jetzt schon gibt.

Noch ist es nicht die Mehrheit @GrandOldParty
Aber es wird so kommen. Und dann bin ich aber schon tot (Zitat).

Das Duale System befindet sich in der Aufweichung/Auflösung. Ausbildung wird verschult, Praxiserfahrung wird Mangelware. Sicher kommt ein Teil der Bevölkerung weiterhin mit den "angepassten" Bildungsmöglichkeiten gut klar, der Rest fällt hinten über. Nun gibt es leider keine Jobs mehr für Dummies. Wohin mit ihnen? Vor die Glotze.

@emodul

emodul schrieb:Doch, das ist schon ein Argument. Die neuen Technologien sind ja nicht per se schlecht, es kommt halt darauf an, wie sie eingesetzt werden. Wenn man den Computer primär zum Spielen verwendet, dann profitiert man nur einseitig davon. Und eine korrekte Rechtschreibung ist auch nicht unbedingt ein Indikator für Intelligenz.

Ich habe den PC bisher auch nur zum Spielen (und jetzt eben zum Lesen u. Schreiben) genutzt, bin ich deshalb verblödet? Ich würd mal sagen, es hat mein Hirn in keinster Weise beeinflusst.

Wie definiert du Intelligenz?
Und Rechtschreibung ist nur ein Beispiel von Vielen.
Um gut schreiben zu können, muss das Gehirn entsprechend konstruiert sein.