Wenn der Glauben an Spiritualität zum tödlichen Wahn wird

Ein aktuelles Urteil, wirft für mich die Frage auf wie ihr sicherstellt, dass das was ihr selber als Spiritualität erlebt, nicht irgendwann mal in einen Gewaltexzess gegen das "Böse" ausartet.
Wie trennt ihr das was ihr als übersinnliche Erfahrung erlebt von dem was andere als Realität erleben?

https://www.welt.de/vermischtes/article162236513/Nach-der-Urteilsbegruendung-beginnt-Doeon-K-zu-schreien.html

Sie haben in einer Blase gelebt, in einer Welt, in der Dämonen und böse Geister das Leben bestimmt haben. In einer Welt, in der Menschen besessen waren, in der sie mit fremden Stimmen sprachen oder den bösen Blick hatten, in der die Angst, der Teufel könnte Besitz von ihren Körpern ergreifen, ständig präsent war. Exorzismen, rituelle Teufelsaustreibungen, gehörten zu dieser Welt dazu. Dass man sang und betete, dass Menschen an Stühle gefesselt und mit Schlägen gequält wurden, um ihnen die Dämonen auszutreiben, war für diese Gruppe Alltag – so bizarr und verstörend das klingen mag.


Für Seonhwa P., eine 41 Jahre alte Koreanerin, endete dieser spirituelle Alptraum mit einem qualvollen Tod. Die Frau, die unter Wahnvorstellungen litt, die ihren eigenen Sohn angegriffen hatte, die fluchte und schrie, starb, weil ihre Verwandten und Freunde davon überzeugt waren, dass ihr nur mit einer Teufelsaustreibung beizukommen sei.

Stundenlang hatten sie die Frau in der Nacht auf den 5. Dezember 2015 im Zimmer 433 des Frankfurter Luxushotels Intercontinental festgehalten und geschlagen. Ein Kleiderbügel wurde ihr in den Mund gedrückt, ein Handtuch über den Kopf gepresst. Dagegen hat die Frau sich heftig gewehrt. Genützt hat es nichts: In den frühen Morgenstunden starb Seonhwa P. einen Erstickungstod.

Balthasar70 schrieb:Ein aktuelles Urteil, wirft für mich die Frage auf wie ihr sicherstellt, dass das was ihr selber als Spiritualität erlebt, nicht irgendwann mal in einen Gewaltexzess gegen das "Böse" ausartet.

Indem ich zunächst einmal Spiritualität und Religiosität nicht gleichsetze. 

@savaboro
....und wie trennst Du das? 

@Balthasar70
Spiritualität ist interreligiös. Religion "kann" ein weg sein. Meiner ist es nicht (mehr).

@savaboro
Was macht aber den Unterschied aus ob ich aus Spirualität oder Religion, zu dem Eindruck komme ich müsste einen lieben Menschen "retten" indem ich ihn vom "Bösen" befreie?

@Balthasar70
Der Unterschied ist mMn das ein Spiritueller Mensch auf sein Herz hört und so ein Gedanke ihm völlig zuwieder läuft. Einem Religiösem fundamentalisten wohl nicht.

Spiritualität hat auch nicht unbedingt mit übersinnlichen Erlebnissen zu tun. Es müssen keine Geister und Dämonen dabei sein

@savaboro
Spiritualität ist als per Definition immer "gut"? Weil sie aus einem Muskel kommt?

@Balthasar70
Das innere Auffassungsvermögen..

@savaboro
Was soll, das "innere Auffassungsvermögen" bitte genau sein? Ich kenne den Begriff leider nich.

@Balthasar70
Deine innere Welt

@savaboro
Nur meine, oder auch die der verurteilten Koreanerin?

@Balthasar70
Woher soll ich das wissen? Sie war ja in einer Koreanischen Religionsgemeinschaft. Weis nicht was dort ab geht.

Bildung und Aufklärung. Das sind die Mittel um solchen Wahnsinn zu bekämpfen. Man muss verhindern, dass sich eine fundamentalistische Parallelwelt bildet in der die Menschen an solche Grausamkeiten glauben und danach handeln.

@savaboro
Das ist ja meine Frage, wie unterscheidest Du eine "gute" von einer "bösen" inneren Welt, und woher nimmst Du die Kriterien um diese Unterscheidung treffen zu können?

@Balthasar70
Spiritualität ist erstmal eine Geistigkeit. Tiefgründige Fragen über das Leben welche man sich stellt, wenn man durch Schicksalsschläge oder anderen Lebenslagen, beginnt zu hinterfragen. Oft sind es Menschen welche Leid verspüren und eine Linderung oder Grund dafür ergründen wollen, um neue Kraft zu schöpfen. Banal ausgedrückt: Sie suchen nach ihren Spirit.

Die Tödlichkeit eines Wahns ist dem Wahn zuzuschreiben, dem Extrem. Diesen kann man in jeder Richtung finden. Also kein Alleinstellungsmerkmal der Spiritualität.

@Labor-Ratte
Ich glaube eher sie war psyhisch krank.

@Ur
Sei mir nicht böse, aber was ist dieser "Spirit" hatten den die Koreaner nicht? Und wenn nein, woran erkennst Du das?

@savaboro

Möglich. Sie hätte dann entsprechende Hilfe benötigt. Wäre die Familie aufgeklärt gewesen hätten diese womöglich gewusst, dass ihre Methoden nicht helfen sondern zu schweren Schaden führen. In diesen Fall bis hin zum Tod.

@Balthasar70
Ihren Geist, den sie gewohnt waren aus ihrer Selbstverständlichkeit heraus. Dinge zu sehen wie sie sind. Ziele zu haben, lust am Leben, eben wie ein Kind.
Die Koreaner scheinen verwirrt gewesen zu sein. Verwirrt durch ein Glaubenskonstrukt in dass sie sich zu tief hineinsteigerten. Opfer ihrer eigenen Vorstellungskraft.