@Cold_Fusion Eine Beobachtung aus den Kognitionswissenschaften ist, dass über längere Zeit inaktive Hirnregionen absterben. Unser Gehirn muss immer aktiv sein, damit es am Leben bleibt.
Der Traumforscher Stephen LaBerge leitet daraus ab, dass wegen dem Wegfall sensorischer Eindrücke während des Schlafens Träume als Nebenprodukt der Hirnaktivität entstehen. Sie orientieren sich am individuellen Modell der Realität und sind oft über Themen, die uns im Wachzustand beschäftigen, denn die Hirnaktivität lässt unter anderem jene Neuronen arbeiten, die solche Informationen gespeichert haben. Die Träume, schreibt er in "Exploring the World of Lucid Dreaming", seien weder Nachrichten des Unterbewusstseins ans Bewusstsein (1), noch werden in ihnen zwangsläufig die Erfahrungen des Tages verarbeitet (2).
(1) Sie bauen höchstens auf Erfahrungen des Wachzustands auf, und die scheinbaren Botschaften des Unterbewusstseins sind lediglich zufällig entstandene Gedanken, die sich aus einer bisher nicht aufgetretenen Kombination mit "Elementarinformationen" beschriebener aktiver Neuronen ergeben.
Vermutlich würden einige LaBerge kritisieren und die Neuentstehung von Gedanken im Traum als Botschaften des Unbewusstseins interpretieren, schließlich wären die Gedanken ohne den Traum vermutlich nicht aufgetreten, und sie waren dem Bewusstsein zuvor unzugänglich. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass Träume nicht ausschließlich im Reich des Unbewussten geschehen, denn sonst wäre es ausgeschlossen, dass man sich überhaupt an Träume erinnert.
(2) Damit will LaBerge sagen, dass durch bewusste Steuerung der Träume (siehe Klarträume) keine Learning Effects verloren gehen. Das stimmt meiner Meinung nach nur bedingt; es hängt davon ab, was man in luziden Träumen macht. Dadurch, dass im Schlaf zufällige Neuronen aktiviert werden, werden vorhandene Gedanken (so z.B. auch gelernte Vokabeln) teilweise erneut gedacht. Deswegen zeigt sich in den Ergebnissen von Studien, wo eine ausgeschlafene Testgruppe mit einer unausgeschlafenen Testgruppe verglichen wird, dass die ausgeschlafene Gruppe in der Regel bessere Resultate in Tests erzielt, wo auswendig gelernte Dinge wiedergegeben werden sollten. In die Ergebnisdifferenz spielt aber bestimmt auch die Ausschüttung von Wachstumshormonen während der Delta-Schalfphase hinein, und wie stark die Gewichtung zwischen Traumeinfluss und Wachstumshormonen ausfällt, ist mir unbekannt.