Was geht euch gerade durch den Kopf?
gestern um 13:52
Mein Kindheits-Trauma Zirkus-Besuch
Gestern zu später Abendstunde hatte ich ein klein wenig Zeit, um mal ein paar Minuten vor dem Fernsehgerät zu verbringen.
Meine Wahl fiel auf eines der dritten Programme – eine Entscheidung, die ich noch bereuen sollte.
Es lief da nämlich eine Dokumentation über einen kleinen Wanderzirkus, den letzten in Deutschland – ein kleiner Familienbetrieb, seit zig Generationen mit dem Zirkus verbunden.
Ich wurde schlagartig an mein einziges, aber äußerst traumatisierendes Zirkuserlebnis aus meiner frühen Kindheit erinnert.
Ich kann es bis heute auf keinerlei Art und Weise kommunizieren, so schlimm war das.
Also, das war so:
Ich war gerade eingeschult worden, in die erste Grundschulklasse – da war ich glaub ich 11 oder 12 Jahre alt, da besuchte ein kleiner Wanderzirkus unseren Wohnort.
Unweit unseres Hauses gab es einen alten Fußballplatz – dort machte dieser Zirkus Station, stellte alle 7 Wagen im Kreis auf, so wie so eine Wagenburg in den alten Wild-West-Filmen.
Selbstverständlich sprach sich diese kleine Sensation bei uns im Ort sehr schnell herum, und ich begann sofort meinen Vater zu bitten, mit mir doch diese Tierschau zu besuchen.
Nach mehr als drei Stunden nerviger Quengelei meinen Vater gegenüber gab dieser schließlich nach und versprach mir hoch und heilig, am kommenden Samstagnachmittag mit mir zusammen den Zirkus zu besuchen.
Ich konnte die Tage zuvor kaum schlafen so aufgeregt war ich vor Vorfreude, und schließlich war es dann Samstagnachmittag.
Als mein Vater und ich dann die Wohnung verliesen, trat das erste Ereignis ein, das mich zwar stutzig machte, welches ich aber in diesen Augenblick nicht einordnen konnte, nicht verstand. Gerade nämlich als Paps und ich zur Wohnungstüre hinaus gehen wollten, rief meine Mutter meinen Vater noch hinterher:
„Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, komm allein wieder nach Hause“.
Ich guggte etwas verwirrt, dachte mir aber dann nichts weiter dabei, und freute mich auf den Zirkus.
Nach wenigen Minuten Fußweg hatten wir den alten Fußballplatz erreicht, Papa bezahlte die beiden Eintrittskarten und wir begannen uns die diversen Tiere in den aufgestellten Wagenkäfigen anzusehen.
Es waren schon einige interessante Tiere dabei, zum Beispiel ein Lama, zwei Schafe, eine Amsel die als Adler verkleidet war, dann ein alter Schäferhund mit nur drei Beinen in einem Wolfskostüm, dann liefen noch ein paar Hühner und Enten über das Gelände.
Was uns staunen lies war die Tatsache, dass der letzte Gitterkäfigwagen in dieser Wagenburg leer war.
Papa wollte wissen, warum das so war, und ging mit mir kleiner Bub an der Hand zum Zirkusdirektor, und fragte diesen dann:
„Sagen Sie mal, warum ist den der letzte Käfigwagen leer – ist da ein unsichtbares Mammut drin, oder was soll das?“
Daraufhin antwortete der Zirkusdirektor:
„Nee, das ist so, da hatten wir einen kleinen Affen drinne, aber der ist uns abgehauen, und nun suchen wir einen neuen kleinen Affen!“
Da guggte mich Papa schweigend an, dann guggte Papa den Zirkusdirektor an, dann den letzten leeren Gitterkäfigwagen, und dann wieder den Zirkusdirektor.
Dann guggte mich der Direktor wortlos an, dann sah der meinen Paps an – und dann griff Papa zu seinem Geldbeutel, holte 500 Mark heraus, gab sie den Direktor und sagte dabei zu ihn:
Hier haste 500 Mark Kostgeld, das reicht für die nächsten 10 Jahre, nimm den Buben, steck ihn in den Käfigwagen und Du hast wieder nen kleinen Affen für deine Tierschau!“
Als ich das hörte, verstand ich plötzlich auch, was Mama meinte, als ich sie beim Verlassen der Wohnung diesen komischen Satz zu Papa sagen hörte.
Ich konnte mich gerade noch von Papa losreißen, und bin weggelaufen – ansonsten hätte ich wohl als kleiner Affe im Zirkus bleiben müssen, und das wollte ich nicht.
Unterschlupf habe ich dann für die nächsten 7 Monate beim Pfarrer unserer Dorfkirche gefunden.
Hätte ich damals gewusst das der Pfarrer nicht so wie ich evangelisch ist wäre ich beim Zirkus geblieben ^^
