Hallo Zusammen,
ich weiss nicht ob es schon angesprochen wurde aber in diesem Monat ist ein 300 Seitiges Buch über die Kindereuthanasie in der Kinderfachabteilung Hostert erschienen. Mein Exemplar habe ich bereits gelesen, ich kann es nur jedem empfehlen der ernsthaft an der Geschichte interessiert ist:
http://sh-verlag.de/index.php?module=zWebstore&func=view&filter[author]=Andreas%20Kinast
Zur Information:
Euthanasie, vom griechischen Begriff eu-thanatos abgeleitet bedeutet so viel wie „guter Tod“. Ursprünglich ein Fachbegriff für aktive Sterbehilfe, die dem Todkranken ein schmerzloses, würdevolles Sterben ermöglichen sollte, wurde dieser Begriff von den Nationalsozialisten in schändlicher Weise missbraucht. Unter strengster Geheimhaltung begann 1939 die Erfassung und Begutachtung aller Psychiatriepatienten. Anschließend wurden tausende von geisteskranken Patienten in Vergasungsanstalten getötet. Den Angehörigen schickte man „Trostbriefe“ mit falschen Todesursachen und fadenscheinigen Erklärungen.
Parallel dazu betrieb man die Erfassung und Ausmerzung körperlich und geistig behinderter Kinder. In „Kinderfachabteilungen“ wurden diese Kinder untersucht, begutachtet und getötet. Den Eltern gegenüber behauptete man, den Kindern würde die modernste und bestmögliche medizinische Betreuung zuteil werden. In Wirklichkeit dienten die Kinderfachabteilungen nur der Auslese und der anschließenden Ermordung der, nach Ansicht der Organisatoren, „nicht bildungsfähigen“ bzw., wie der leitende Arzt der Kinderfachabteilung Waldniel sogar formulierte „nicht abrichtfähigen“ Kinder.
In Waldniel, einem kleinen Ort nahe der Stadt Mönchengladbach, wurde im Jahr 1941 eine solche Abteilung eingerichtet. Obwohl sie mit einer Kapazität von ca. 200 Betten zu den großen Einrichtungen dieser Art zählte, wurde sie in den bisherigen Publikationen zum Thema nur wenig behandelt. Grund hierfür ist möglicherweise der Umstand, dass sie bereits nach eineinhalb Jahren, im Sommer 1943, aufgrund der Auswirkungen des alliierten Luftkrieges wieder aufgelöst wurde. In der Zeit ihres Bestehens sind hier insgesamt 99 Kinder gestorben.
Das vorliegende Buch präsentiert erstmals eine umfassende Analyse der noch vorhandenen Unterlagen dieser Abteilung. In akribischer Recherchearbeit förderte der Autor Andreas Kinast eine Fülle weiterer Materialien, wie Prozess-, Personal- und Krankenakten, die mit dem Themenkomplex zusammenhingen, zutage und wertete sie aus. Zudem wurden die letzten noch lebenden Zeitzeugen vom Autor ausfindig gemacht und befragt. Sie steuerten zum Teil einzigartiges Material aus Familienbesitz bei. Entstanden ist eine präzise Dokumentation und eingehende Analyse der furchtbaren Vorgänge in der Kinderfachabteilung Waldniel in den Jahren 1941-43 und der Kinder-„Euthanasie“ in der NS-Zeit.