Der Fall Uwe Barschel
gestern um 15:46Das ist ein wichtiger Punkt: Es gibt keine Spuren, dass Barschel in Zimmer 317 vor seinem Tod noch Gäste empfangen hat. Sondern es spricht alles dafür: Er war alleine.EdgarH schrieb:Wäre nicht, wenn ein Helfer oder anderer Dritter (Mörder) anwesend gewesen wäre, der Tatort nicht in dem Chaos hinterlassen worden? Für mich spricht der chaotische Zustand des Tatorts ja gerade eher nicht für die Anwesenheit Dritter.
Dabei ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass ein Hotelzimmer natürlich immer irgendwo noch Hinterlassenschaften von ehemaligen Bewohnern aufweist, egal wie penibel die Reinigungskräfte sind. Fremde DNA-Spuren usw. wären jetzt nicht verwunderlich.
Zu Deiner Aufzählung nur als Ergänzung:
Die Medikamentenpackungen sind meines Wissens von der Schweizer Polizei entsorgt worden. Nur die leeren Blister wurden asservatiert.
Die Weinflasche dürfte wohl ein Hotelangestellter entfernt haben. Ein Kellner meinte sich daran zu erinnern, konnte aber nicht sagen, welche Zimmer-Nummer, da alle Räume gleich aussähen.
Das Whiskey-Fläschen enthält eine Spur des Antihistaminikums, das Barschel im Blut hatte. Für hartgesottene Verschwörungsgläubige soll es der Beweis sein, dass damit Barschel das Gift gegen seinen Willen verabreicht worden sei. Zwei Obduktionen fanden freilich keine Spuren von Gewaltanwendung oder eines Schlauchs in der Speiseröhre.
Die Notizen blieben am Ort, aber materiell entlastendes Material von R. R. fehlte. Hätten es es gegeben, hätten es die Mörder mitgenommen - und hätten stattdessen keinesfalls Barschels Aufzeichnungen liegen gelassen.
Das mit den Schuhen ist so richtige Laiendenke: Als ob ein Suizident seine Schuhe fein säuberlich nebeneinander vor der Türe stellen müsste, weil er seine Krawatte anlässt. Barschel dürfte schon ordentlich zugedröhnt gewesen sein, als er in die Badewanne stieg. Vermutlich hat er sogar versehentlich einen Schuh zum Teil ins Wannenwasser getaucht, der dann Wasserspuren aufwies. Und später wurde ein Kontaktgift hinzugedichtet, von dem nie Spuren am Schuh oder der Leiche gefunden worden sind.
Das Whiskey-Fläschchen und der nasse Schuh sind übrigens die einzigen Indizien, auf die der ermittelnde Oberstaatsanwalt Wille seine krude These vom Mord stellte. Ich konnte es kaum fassen, als ich seinen Bericht gelesen hatte.
Im Ergebnis bin ich Deiner Meinung: Barschel war bis zu seinem Tod alleine auf Zimmer 317.