JLCP schrieb:Das stimmt so nicht: Die Genfer Polizei hat eine Liste dieser Packungen erstellt, als dann die Obduktion ergab, dass die den Packungen entsprechenden Medikamente nicht im Körper von Herrn Barschel nachgewiesen werden konnten, wurden die Packungen entsorgt (warum auch immer); zu den im Körper vorgefundenen Medikamenten wurden allerdings nicht die entsprechenden Packungen gefunden.
Im Ermittlungsbericht von OStA Wille heißt es dazu (S. 18):
Ausweislich des Berichtes der Genfer Kriminalpolizei befand sich in einer
Tasche der Hose eine Schachtel Wyeth Tavor. Den Angaben der Kriminalbeamten
Hüsgen und Prechtl zufolge dürfte es sich jedoch um ein Fläschchen mit Tab-
letten der Marke Wyeth Tavor (ca. 30 bis 35 Stück) gehandelt haben, deren
Verbleib bis heute nicht geklärt ist. Ferner läßt sich einem Fernschreiben von
Interpol Schweiz vom 12.10.1987 entnehmen, daß auch die Medikamente Tramal,
Demetrin, Syntex und "Fiorinac" im Zimmer 317 aufgefunden worden sein dürften.
(Bei Tramal handelt es sich un ein stark wirksames Schmerzmittel, bei Demetrin
um ein Beruhigungsmittel und bei Syntex um Sexualhormone; ein Medikament mit
der Bezeichnung "Fiorinac" konnte in der einschlägigen Literatur nicht identi-
fiziert werden, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, daß in diesem Punkte
ein Übertragungsfehler vorliegt). Auch der etwaige Verbleib dieser Präparate
ist ungeklärt. Nach den jetzigen Erkenntnissen enthält jedoch keines der
Medikamente unmittelbar im vorliegenden Fall zum Tode führende Wirkstoffe,
während zu dem in dem Fernschreiben mit "Fiorinac" bezeichneten Medikament
nicht keine Aussage gemacht werden kann.
Darüber hinaus wurden - gesichert - folgende Medikamente aufgefunden: Eine
Schachtel Diazepam - Ratiopharm mit 10 Tabletten, zwei Kapseln Grippostad und
drei Tabeletten Doregrippin.
Hierzu ist anzumerken, dass Diazepam ("Valium") und Lorazepam ("Tavor") im Körper Barschels festgestellt wurden, Lorazepam allerdings an der Nachweisgrenze. Das verwundert etwas, da Barschel Tavor-abhängig gewesen und er ca. 10mg (10 Tabletten) täglich genommen haben soll (so die Rückrechnung aus den für ihn ausgestellten Rezepten).
Die Tavor-Tabletten hatte er sogar in der Tasche der Hose, mit der er in der Badewanne lag (30 bis 35 Stück). Ich kann mir das nur so erklären, dass Tavor relativ schnell im Körper abgebaut wird (Wirksamkeit 4 bis 6 Stunden) während sich Diazepam im Körper anreichert und hier hohe Werte gemessen wurden.
JLCP schrieb:Und wer soll denn den Schuh abgetrocknet haben? Der im Bad liegende Herr Barschel, die Polizei? Ist jedenfalls auch ein Teil des Verwirr-Puzzles.
Ein Schuh war durch Wasser beschädigt (Später wurde daran die DSMO-Spur hochgezogen - dabei wurde DSMO nie am Schuh gefunden, sondern der Lederexperte in Deutschland hatte mit verschiedenen Lösungsmitteln experimentiert, ob sie zu Farbabrieb führen. Das war bei DSMO der Fall. Das war alles. Der Rest war Spekulation.). Vermutlich hat Barschel seine Schuhe im Hotel oder am Flughafen noch mit einer Schuhputzmaschine behandelt, so dass relativ viel Schuhfarbe an den Schuhen war.
Hier ist zu vermuten, dass Barschel evtl. zuerst mit Schuhen in die Wanne steigen wollte und einen Schuh ins Badewasser getaucht hat. Er zog daraufhin den Fuß mit dem Schuh wieder aus dem Wasser und trocknete ihn mit einem Handtuch, das zerknüllt neben seinem Koffer liegend mit Farbflecken aufgefunden wurde. Im Anschluss oder später hat er die Schuhe ausgezogen.
Wer das komisch findet muss sich vergegenwärtigen, dass Herrenkleidung noch in den 1980ern, erst recht die eines konservativen und absolut korrekt erscheinenden Politikers, so was wie eine zweite Haut war. Deshalb hatte Barschel auch die Krawatte noch an - und den obersten Hemdknopf zu. Das entsprach wohl seinem Selbstbild, so wie eben auch frisch geputzte Schuhe. Und vielleicht hatte er ja noch eine Begegnung/Besuch, falls er die todbringenden Medikamente vor Ort von einem Helfer erhalten hat.