Weide schrieb:Die KI steckt nicht in den Algorithmen, sondern in den (dynamischen) Filterparamatern, die die Algorithmen füttern. Es werden damit mathematische Faltungsoperationen bzw. Self-Attention Prozesse ausgelöst und Ergebnisse entsprechend beeinflusst.
Das hört sich schonmal gut an. Faltungsoperationen. Ich weiß zwar nicht, was es bedeutet, aber es erweckt die Assoziation: Gefaltet wie die Gehirnwindungen. Das überzeugt! Was sagt Wikipedia zur Faltung?
Die Faltung, auch Konvolution (von lateinisch convolvere „zusammenrollen“), beschreibt in der Analysis einen mathematischen Operator, der für zwei Funktionen f und g eine dritte Funktion f ∗ g liefert.
Anschaulich bedeutet die Faltung f ∗ g , dass jeder Wert von f durch das mit g gewichtete Mittel der ihn umgebenden Werte ersetzt wird. Genauer wird für den Mittelwert ( f ∗ g ) ( x ) der Funktionswert f ( τ ) mit g ( x − τ ) gewichtet. Die resultierende „Überlagerung“ zwischen f und gespiegelten und verschobenen Versionen von g (man spricht auch von einer „Verschmierung“ von f) kann z. B. verwendet werden, um einen gleitenden Durchschnitt zu bilden.
Die Kreuzkorrelationsfunktion ist identisch mit der komplex konjugierten Faltung f ( − τ ) ¯. Insbesondere im Fachgebiet Maschinelles Lernen, wo man mit Convolutional Neural Networks arbeitet, wird aufgrund dieser Identität meistens die Kreuzkorrelation verwendet, diese aber als Faltung bezeichnet, weil sie leichter zu implementieren ist.
Quelle:
Wikipedia: Faltung (Mathematik)Gut. Nun bin ich fast so schlau wie vorher... Wichtig in diesem Zusammenhang ist wohl nur der letzte Satz:
"Insbesondere im Fachgebiet Maschinelles Lernen, wo man mit Convolutional Neural Networks arbeitet, wird aufgrund dieser Identität meistens die Kreuzkorrelation verwendet, diese aber als Faltung bezeichnet, weil sie leichter zu implementieren ist."Die Kreuzkorrelation also! Das ist der springende Punkt. Eine Funktion. Komplex und schwierig, wie alles in der höheren Mathematik, implementiert, dann berechnet, kalkuliert. Und weil sie so hochkomplex ist, kann niemand
Weide schrieb:mehr sagen, warum dieser oder jener Parametersatz zu diesem Ergebnis führt. Unser Gehirn beruht höchstwahrscheinlich auf ganz ähnlicher Funktionsweise - hier beeinflusst durch Prozesse, die aktiv in die Gewichtung der Filterparameter eingreifen (z.B. durch Hormone). Ähnliches könnte man Programmieren - dann ist man meiner Meinung nach nicht mehr weit weg von einem Bewusstsein oder zumindest von einer Art Gefühl.
Du hast natürlich zunächst einmal recht. KI-Systeme werden, je komplizierter sie sind, umso unvorhersagbarer. Und unser Gehirn nutzt vielleicht auch - was weiß ich - Neurotransmitter als biochemische "Filter". Da haben wir's! Wir müssen das nur noch ordentlich programmieren, und schon sind wir nicht mehr weit von einem Bewusstsein, oder zumindest von einer Art Gefühl entfernt.
Aber ich glaube nicht, dass es so "einfach" ist. Ein Hurrikan zum Beispiel ist auch hochkomplex und unvorhersagbar. Aber er hat kein Innenleben. Kein Bewusstsein. Er denkt nicht. Er erlebt nicht. Da ist und bleibt die Lücke zwischen Rechenoperationen (selbst mit Hormon-Analogie) und subjektivem Rot-Erleben. Das Qualia-Problem, das man nicht einfach herauskürzen kann.
Bewusstsein, Gefühle entstehen auch und gerade wegen unserer Leiblichkeit. Du fühlst Adrenalin als Wut, eine KI verarbeitet es als Zahlencode. Ein Simulator von Regen wird nicht nass. Du schon. Deine Wut macht dich nass, du fühlst sie unter der Haut, du bist deine Wut, du erlebst sie voll. Die KI nicht. Sie hat keinen Körper, keine Biologie. Du schon.
Zum militärischen Szenario: Eine KI, die "Selbsterhalt" optimiert, hat deshalb noch lange keine Todesangst - sie berechnet nur kühl und vollkommen logisch Überlebenswahrscheinlichkeiten. Code wird ausgeführt. Erlebt wird dabei nichts. Die Angst vor dem Tod setzt voraus, dass man etwas zu verlieren hat, ein Leben, das man liebt. Eine KI hat kein Leben, nur Funktionen. Selbst wenn wir ihr Kamera-Augen, Mikrofon-Ohren und Roboter-Arme geben – sie ist und bleibt lediglich ein Messinstrument, und wird nicht auf wundersame Weise plötzlich zum Subjekt. Aus Blei lässt sich nun mal kein Gold machen.