Der Fall Karin Toepfer

Hallo,
will das nochmal aufgreifen. Die Informationen im Internet über die Opfer sind alle von einer bestimmten Seite abgeschrieben.

Nachdem Kroll verhaftet wurde, wurde in der Presse spekuliert, er habe auch mit dem Fall Töpfer zu tun.
Allerdings hat sich das jedoch als unwahrscheinlich herausgestellt, weil:
Kroll seine Opfer nicht entführt, sondern immer aufgelauert umgebracht und einfach liegen gelassen hat.
J.Kroll kein Auto hatte und ein Venenleiden, das ihm kaum noch erlaubte längere Wege zu Fuß zurück zu legen. Deshalb hat er auch, entgegen seinen sonstigen "Jagdgewohnheiten", ein Mädchen aus der direkten Nachbarschaft als sein letztes Opfer ausgesucht und wurde schließlich gefasst.
Er wurde auch nicht wegen dem Fall Toepfer angeklagt

Wer mehr und genaues über das Leben und die Taten von Joachim Kroll, einen der schlimmsten Serienmörder Deutschlands überhaupt, erfahren möchte dem empfehle ich das Buch "Ich musste sie kaputtmachen" von Stefan Harbort

Der Fall Kroll ist leider sehr difizil, wie viele nachträgliche Ermittlungen nach der Dingfestmachung eines Serienmörders. Kroll hat unbestritten anhand von Tatortrekonstruktionen in welchen er Details und räumliche Bezüge offenbarte, die nur der Täter kennen konnte, sehr viele Taten begangen. Darunter im Juni 1962 den Mord an meiner Tante Monika Tafel.
Dennoch gestehen solche Täter anhand der Aufmerksamkeit, die sie mit dem "Bodycount" erhalten auch Taten, die ihnen nicht nachgewiesen werden können und anschließend dennoch zweifelsfrei aufgrund des Geständnisses zugeordnet werden und nicht weiter ermittlungstechnisch verfolgt.
Harborts Buch kann ich auch empfehlen, es hat mich selbst sehr verwundert welche Details er zu Tage fördert um vor allem die historischen Umstände zu beschreiben. Ich habe beispielsweise viel über das Leben meiner Großeltern vor meiner Geburt erfahren, was mir nicht bekannt war, sich bei nachfrage an meine Mutter aber als richtig recherchiert herausgestellt hat.

@vivere1980
Wow, das finde ich ja mal krass. Darf ich fragen was Du empfindest wenn Du an Kroll und seine Taten denkst? Hast Du privat recherchiert um mehr heraus zu finden als die üblichen Quellen hergeben? Sorry, wenn ich zu persönlich bin.

@Griswold
Ist nicht zu persönlich, ich habe ja von mir aus das Thema angeschnitten. Die Antwort hingegen ist leider recht schwer und nicht so einfach zu geben. In meiner Familie wird das Thema weitgehend totgeschwiegen, ich selbst habe erst im Alter von 19 Jahren überhaupt davon erfahren, da ich durch Zufall auf eine aufbewahrte BILD-Zeitung aus den 60ern gestossen bin auf deren Titelseite meine Großmutter prankte.

Ich kenne beispielsweise auch keine Fotos von meiner Tante, nur ein einziges verschwommenes Foto, welches man bei Google findet und als Bild im Wohnzimmer meiner Eltern hängt, welches aber nie thematisiert wurde. Inzwischen habe ich ab und zu mit meiner Mutter über das Thema gesprochen, die Tat hat die Familie schon ziemlich auseinandergerissen.

Die Ehe meiner Großeltern ist daran zerbrochen, der weitere Lebenslauf und vor allem die Erziehung der verblieben Kinder meiner Großeltern (also meiner lebenden Tante und meiner Mutter) gestaltete sich schwierig und hatte Folgen bis in die nachfolgenden Generationen hinein (ich selbst stand als Kind ständig unter Kontrolle, hatte wenig Bewegungsfreiheit ohne die Motivation dafür zu kennen, was zu großen Konflikten in meiner Pubertät führte).

Am meisten über den Fall erfahren habe ich durch das erwähnte Buch. Das Leben meiner Großeltern vor der tat war mir quasi nicht bekannt bevor ich im Buch darüber las. Es ist ein seltsames Gefühl wenn ein Fremder mehr über die eigene Familie weiß als man selbst, das trat beim lesen deutlich zu Tage. Besonders befremdlich waren die abgewandelten Namen, das kam mir sehr strange vor beim lesen (ohne das ich dies näher begründen kann).

An einer Episode der Vorgänge habe ich besonders zu knabbern. Zwischen dem Mord an meiner Tante und der Ergreifung Krolls lag eine ganze Menge Zeit die quälend war für die Familie und das ganze Stadtviertel. Im Zuge dessen wurde ein Unschuldiger (wenn auch pädophil Vorbestrafter) Mann durch die Anwohner in den Selbstmord getrieben, da er sozial isoliert wurde, auf der Straße beschimpft, unter anderem auch durch meinen Großvater. Dieser war für mich als Kind meine höchste moralische Instanz von der ich z.B. grundlegende politische und moralische Prägung erhalten habe und auch meine Einstellung zur Todesstrafe. Dies hat mich Jahre nach seinem Tod mit ihm und meinem Verhältnis zu ihm hadern lassen, dass er diese Schuld auf sich geladen hat. Inzwischen habe ich meinen Frieden damit gemacht, im Buch spricht mein Großvater sich gegen die Todesstrafe aus, er hat also aus dem erlebten gelernt und dies an mich weitergereicht.

Mein emotionaler Bezug zum ganzen ist immer noch distanziert. Ich kann mich schwer mit der Familie und den Charakteren im Buch identifizieren, da es sich um scheinbar ganz andere Menschen handelt. Erst spät habe ich wirklich verstehen und akzeptieren können, dass die Tat alles geändert hat, vor allem meine Großmutter ist daran zerbrochen. Vor der Tat eine aktive, lebensfrohe intelligente Frau blieb nach der Tat eine zunehmen verwirrt wirkende, teilweise apathische Frau über. Das tragische daran ist, dass diese Verwirrtheit auf Außenstehende sehr sympathisch und positiv schrullig wirkte,wenn man weiß was wirklich dahinter steht.... Ingesamt macht es mich traurig, dass ich nicht in der im Buch beschriebenen Familie aufwachsen durfte, sondern in einem Scherbenhaufen, obwohl alle sich sehr bemüht haben Normalität zu bewahren. Dadurch habe ich als Kind jedoch Dinge für normal gehalten die es nicht sind. Meine lebende Tante ist ebenfalls daran zerbrochen und hat viel Zeit in Psychatrien verbracht.

Geblieben ist besonders der Hass und die unbedingte Ablehnung der BILD-Zeitung. Diese wartete vor dem Haus meiner Großeltern bis mein Opa zur Arbeit gegangen war, trat anschließend meiner Oma halb die Türe ein, machte ein Foto von ihr weinend mit Bild der Tochter in der Hand und warf achtlos einen 50-Mark-Schein auf den Tisch.

Ich habe inzwischen natürlich so gut wie alles zum Thema recherchiert. Mich macht traurig, dass die Taten inzwischen merkwürdigerweise fast in Vergessenheit geraten sind, obwohl es sich um einen der größten deutschen Serientäter handelt.

@vivere1980
Vielen Dank für Deine offenen und umfangreichen Worte und Einblicke in Dein privates Familienleben. Mir gehen gerade viele Gedanken und noch mehr Fragen durch den Kopf, die du entweder schon 100 mal gehört, Dir selber gestellt hast oder zu intim sind. Ich will in Dir nichts aufwühlen und danke nochmals für die Offenheit. Meinen Respekt dafür.

Ich denke der Fall ist Joachim Kroll zuzuschreiben. Nur als Tipp für Interessenten: lest das Buch "Ich musste sie kaputtmachen" von Stephan Harbort. Hab nie was spannenderes gelesen.

@maxxb74
Siehe Post von @Nightrider64... Interessent dürfte daran hoffentlich niemand sein, sondern Interessierter.

@vivere1980

Danke, dass du uns so einen klaren und intimen Einblick gewährt hast in dein/Euer Leben nach so einer Tat. Dies zeigt in einer Art und Weise so deutlich, dass die Tat eines Mörders nicht mit dem Tod seines Opfers endet, sondern in der Familie des Opfers bis in die Folge-Generationen nachwirkt und die nächsten Angehörigen auf eine Art und Weise nachhaltigst traumatisiert, dass man sie eigentlich AUCH zu seinen Opfern zählen muss.

Um so mehr ziehe ich den Hut, dass deine Familie es trotzdem geschafft hat, dich zu einem empathischen Menschen großzuziehen, wenn auch - verständlicherweise - überbehütet. Noch besser wäre nur gewesen, wenn man dir den Grund für diese Überbehütung irgendwann erzählt hätte in einem Alter, wo du es verstanden hättest, spätestens dann, als dein zunehmender Freiheitsdrang mit den Ängsten deiner Familie korrelierte. Ich hoffe, du kannst deinen Frieden damit finden und auch damit, dass dein Opa in der Zeit der ohnmächtigen Wut und Trauer über den grauenvollen Tod seiner Tochter sich dazu hinreißen lassen hat, diesen unschuldigen Mann mit zu beschimpfen und anzugreifen. Wahrscheinlich dachte er in dem Moment wirklich, das ist der Mörder seiner Tochter. Scheinbar hat ihn das Erlebte ja nachträglich geläutert.

@vivere1980

Ich möchte mich den Worten meiner VorrednerInnen anschliessen.

Auch mich haben die Erzählungen aus Deiner Familiengeschichte sehr berührt. Sie zeigen eindrücklich auf, wie einschneidend und prägend die Auswirkungen eines derartigen Verbrechens sind.....Generationen übergreifend.

Das Buch von Stephan Harbort habe ich vor etlichen Jahren auch gelesen. Vorhin wollte ich es mal wieder hervor nehmen, ich finde es aber nicht mehr. Vermutlich habe ich es weggegeben, weil ich das Coverbild so erschreckend abstossend empfunden habe.

Zurück zum Fall Karin Toepfer glaube ich jedoch nicht, dass sie auch ein Opfer Krolls war. Kroll war sozial nicht interessiert an anderen Menschen, und an Frauen/Mädchen war er nur sexuell interessiert. Das zeigt schon, dass er die Opfer überraschend von hinten angegriffen und sofort getötet hat - er wollte gar keine Kommunikation mit dem Opfer, nicht mal, um es anzulocken. Seine Kollegen sagten, er sei ein komischer verschrobener Typ gewesen - so jemand KANN auch gar nicht ein Opfer zum Mitgehen durch schmeicheln etc. bringen, würde es eher sofort verschrecken, wenn er es anspricht.

Von daher denke ich nicht, dass Kroll ein Interesse daran gehabt hätte, ein Kind Tage, Wochen oder gar Monate lebend in seiner Wohnung gefangen zu halten. Er hätte Karin Toepfer sofort getötet, wie alle anderen auch. Karin Toepfer muss einem anderen Typ Mörder zum Opfer gefallen sein, einer, der tatsächlich eher eine Gefangene wollte und sie erst tötete, als das Pflaster für ihn durch die XY-Sendung zu heiß geworden war.

Danke den Post habe ich nicht gesehen. Alleine wenn das Mädchen das angerufen hat wirklich Karin Toepfer war, wäre es unwahrscheinlich dass es was mit Kroll zu tun hatte, wo er 1976 wohnte, war maximal reger Fahrzeugverkehr, selbst heute ist es in dieser Straße in Duisburg nicht anders. Und stimmt, entführt hat er nie jemanden.

Ich denke auch, dass dieser Mord wohl nicht Kroll zuzuschreiben ist, da dieser einen anderen Modus operandi für seine Taten wählte.

Karin muss ja noch einige Tage gelebt haben und wurde vermutlich in Hünxe gefangen gehalten. Ihre Leiche wurde dann in einem Wald bei Xanten gefunden. Hier kann eigentlich dann nur die sogenannte Hees oder der Fürstenberg gemeint sein. Der Ablageort spricht jedenfalls für einen ortskundigen Täter, da es doch eine eher abgelegene Gegend ist.

Ich selbst wohne ganz in der Nähe. Der Fall war allerdings vor meiner Zeit, aber ich werde mal die hiesigen Zeitungen kontaktieren zwecks Archivierung von alten Zeitungsartikeln. Vielleicht findet sich noch was Neues.

Ich habe mittlerweile gelesen, dass jene Person, welche dieses Verbrechen begangen haben dürfte, auch etwas weiter südlich im Raum Köln ähnliche Delikte begangen haben soll. Dass jedoch ein bestimmter Tatverdächtiger ermittelt werden konnte, darüber habe ich nichts gefunden, ich denke diese Vorfälle sind dennoch nach wie vor ungeklärt.
Nach aller zusammenfassender Überlegung würde ich persönlich Kroll jedenfalls hierfür ausschließen.

@maxxb74
Das ist spannend. Was hast Du denn konkret gelesen? hast Du eine Quelle zum nachlesen?
Welche weiteren Fälle wären damit gemeint?

Es wurde in der XY Novembersendung v. 1976 darüber berichtet, nachdem der Leichnam gefunden wurde

Das scheint dann ja der Fall "Kölner Hohlweg" aus der XY-Sendung vom 29.10.71 zu sein. Ich habe nichts finden können, auf welcher Grundlage die Polizei Zusammenhänge dieser Kölner Fälle (und Elif scheint ja nach wie vor seit 1971 vermisst) mit dem Duisburger Fall (Voerde) sieht bzw. gesehen haben könnte. Beide sind jedenfalls ungeklärt, wenn man mal in beiden Fällen (4 Taten) J.K. nicht einbezieht.

Ist jemandem bekannt, ob der Fall Karin Töpfer und ggf. auch der Fall der Kölner Mädchen je wieder neu aufgerollt wurden? Im Internet konnte ich keine weiteren Informationen zu den Fällen finden. Sollte es tatsächlich ein und derselbe Täter sein, wäre es ja sogar ein Serientäter/mörder. Da er dann an unterschiedlichen Orten zuschlug, muss er umgezogen oder örtlich flexibel und/oder mobil gewesen sein. Gibt es weitere (ungeklärte) und vergleichbare taten im näheren oder weiteren Umkreis?

einen zusammenhang im vorliegenden fall mit joachim kroll sehe ich überhaupt nicht. auch wenn er nur einige km entfernt,in laar lebte,und auch schonmal in walsum zugeschlagen hat. 1. kroll hatte kein auto 2. die leiche wurde 45km enfernt gefunden . wer den modus operandi von kroll kennt,weiss jetzt schon,das sie tat nicht zu ihm passt. eine kleine möglichkeit,das kroll der täter war besteht jedoch schon,wenn man in betracht zieht,das kroll mit den övm,mit dem noch lebenden opfer an den leichenfundort gefahren ist,(oder evtl. mit seiner kreidler florett) und es dort getötet hat.dem entgegen spricht jedoch sein damaliger gesundheitszustand..... das buch von s.harbort kann ich neben dieser seite http://www.clubmoral.com/ddv/jockel/ (Archiv-Version vom 09.04.2016) allen ans herz legen,die sich für das thema kroll interressieren. mfg. tobias

Das Jahr 2018 geht zu Ende und mir lässt der Fall Karin Töpfer keine Ruhe.
Warum wird der Fall nicht nochmal aufgerollt?

Höchstwahrscheinlich lebt der richtige Täter gar nicht mehr.

Auch ich schließe Kroll als Mōrder aus.

@Lulaken
Wenn es keine neuen Erkenntnisse oder andere Ansätze zum Fall gibt, macht ein neu aufrollen keinen Sinn.