Mordfall Mehtap Savasci

@Comtesse

Comtesse schrieb:Es ist schon sehr merkwürdig, wenn es stimmt, dass irgendwelche "Insider" hier schon vor Monaten von dieser Sichtung wussten, wieso die Verteidigung dann nichts davon wusste und es erst während der Verhandlung aus dem "geheimen" Aktenordner der Staatsanwältin erfahren haben will...

Und wenn sie gezielt da im Raum felsberg gesucht wurde ( wegen der bekannten Sichtung zu Anfang) und der Zeuge bekannt war hätte man doch vorhandenes Filmmaterial gesichtet oder?
Viele fragen und keine antworten

Hier war im Forum von verschiedenen Zeugen die Rede:
Beitrag von petrocelli007 (Seite 31)

Nicht zu fassen, wie viele Zeugen da eine Verstorbene gesehen haben wollen...

@Rick_Blaine
Vielen dank für die Übersicht der deutschen Rechtsprechung zum Umgang mit Beweismitteln. Sehr schöne Zusammenfassung, die auch schlüssig belegt, das die Staatsanwältin in diesem Falle nicht wirklich was zu befürchten und das Verfahren nicht gefährdet hat.

@Comtesse
Was das Bild bzw. die gängige Meinung in Deutschland verzerrt, ist eher die deutschsprachige Berichterstattung zu solchen Fällen. Die Unterschiede stechen einem ins Auge, wenn man sie mit der in den britischen Medien vergleicht.

Was man aber anhand solcher Prozesse hüben wie drüben sieht ist, das wenn es um "hochkarätige" Fälle geht, auf der Seite der Staatsanwaltschaft leider auch viel Ego und Testosteron im Spiel sind (StaatsanwältInnen machen hier keine Ausnahme), so dass Recht und Gesetz zugunsten der eigenen Ziele und der Ego-Befriedigung) im Hintergrund treten.

@Misetra
Evtl echt ne Verwechslung.
Ich komme aus Kassel und ich sehe ab und an eine Frau in der Bahn die mich immer stark an M.S. Erinnert vom aussehen.

http://www.ehrenmord.de/doku/vierzehn/2014_Mehtap_Savasci.php


Diese Seite habe ich gerade entdeckt. Da steht nichts neues und man scheint nicht wirklich informiert zu sein. Kinder: unbekannt

Der Prozess hat erst angefangen und ich vermute ja auch das es der TV war...
.Aber auf dieser Seite wird er schon als Täter eines ehrenmordes geführt.

Halte jetzt nicht wirklich davon , aber da hier alle links bezüglich M.S. Zusammen getragen werden dachte ich , ich mach das mal dazu.

@Hamsti
Ja, die Seite war mal in einem HNA-Artikel verlinkt, recht am Anfang. Neulich hatte ich sie auch mal wieder angeklickt und festgestellt, daß sie im Fall Mehtap S. nicht aktuell ist, was ich selbst sehr schade fand.
Ich fänd´s auf jeden Fall gut, wenn sie bei Zeiten aktualisiert werden würde.


Ich musste neulich übrigens auch wieder an Mehtap denken, als ich einen anderen Artikel zufällig gelesen habe.
Es ist zwar OT, aber ich denke, im Rahmen der Diskussion evtl. erlaubt:
Kann sich noch jemand an den Fall "Hatun" erinnern, damals in Berlin? Ich persönlich ja, deswegen lese ich auch die Nachrichten diesbzgl. unabhängig von unserem aktuellen Fall, sollte etwas dazu erscheinen.
Damals wurde nur einer der drei Brüder in BRD verurteilt, die anderen 2 sind nach ihren Freisprüchen in die Türkei.
Vor kurzem habe ich gelesen, daß in der Türkei Anklage gegen sie erhoben werden soll, was ich doch erstaunlich fand, weil ich damit nicht gerechnet hätte.
Ich pinne auf die Schnelle mal den Spiegel-Link an: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hatun-sueruecue-zwei-brueder-in-tuerkei-angeklagt-a-1045405.html

Muß mal schauen, ob es dazu auf Allmy einen eigenen Thread gibt, da habe ich bisher noch nie nachgesehen.

Ich kannte döse Seite bisher noch gar nicht @Arwen1976. Fand sie nur etwas unpassend bezüglich der Unwissenheit und Feststellungen. Die sollte echt dringend überarbeitet werden.

Den fall den Du hier vorstellst kenne ich gar nicht bzw kann ich mich nicht mehr daran erinnern.

Ja, die türkei ist nicht so wie viele es hier in Deutschland leben. Es ist teilweise echt lockerer und freier. Das sehe ich auch immer wieder, da ich einen türkischen Lebensgefährten Habe. Wobei diese Familie auch sehr ' normal' und ' locker ' ist ( wobei ich ja der Meinung bin , jeder kann sein wie er es mag.)
Keine Kopftücher, wir leben zusammen und sind unverheiratet - was aber nie ein Thema war, ich habe einen rosenkranz tätowiert und bin eigentlich auch so sehr voll mit tattoos. Und alles ist ok.
Finde es aber gut das sie trotz der Flucht in die Türkei auch in diesem Land zur Rechenschaft gezogen werden.
Ich werde es wohl auch mal weiter verfolgen.

@Arwen1976

Dank für den Link. Nun dürfte sich die Flucht in die Türkei als Fehler erweisen, denn wenn sie in der Türkei wegen Mord verurteilt werden, dürften sie sich deutsche Gefängnisse zurückwünschen. Ich finde, dies sind sehr gute Nachrichten.

@Comtesse
Man weiß halt nicht, ob und wann es denn zum Prozeß kommen wird, aber ich hatte den gleichen Gedanken, wie Du, weil mir bis dato kein einziger Fall bekannt ist, in dem die Türkei irgendetwas in dieser Richtung unternommen hat.

Ich habe aber gerade mal nachgesehen: es gibt keinen Thread für Hatun, jedenfalls erhalte ich keinerlei Suchtreffer. Denke, weil es schon so lange her ist, obwohl ich diesen Fall damals schon sehr erschütternd fand und er ja doch immer wieder Erwähnung in den Medien findet - was ich auch gut finde.

Heute ging der Prozess weiter.

Das habe ich eben bei Kassel Live gefunden:

Mordprozess geht weiter
Die sechste Strafkammer des Kasseler Landgerichts hat einen Antrag der Verteidigung im Mordprozess Savasci zurückgewiesen, das Verfahren auszusetzen. Das Verfahren gegen den 51-jährigen Bruder der getöteten Mehtap Savasci wird fortgesetzt . Für heute sind zehn Zeugen geladen.

http://www.kassel-live.de/2015/08/13/mordprozess-geht-weiter/ (Archiv-Version vom 13.08.2015)

Mordprozess Savasci
Der Vorgesetzte der getöteten Mehtap Savasci hat im Zeugenstand erzählt, dass die Frau in Mitarbeitergesprächen erklärt habe, sie habe Angst vor ihrem Bruder. Dieser sei nicht mit ihrem Lebensstil einverstanden. Savasci arbeitete bei der Ausländerbehörde der Stadt Kassel. Ihr 51-jährigem Bruder muss sich vor dem Landgericht wegen des Verdacht des Mordes verantworten.

http://www.kassel-live.de/2015/08/13/mordprozess-savasci/ (Archiv-Version vom 13.08.2015)

Ich denke, im Laufe des Tages bzw morgen früh, wird es bestimmt einen ausführlichen Bericht zum heutigen Prozesstag geben.

Der ausführliche Artkikel ist jetzt auch online:

Opfer hatte Probleme mit männlichen Angehörigen
Mordprozess Savasci: Oft Streit in der Familie
13.08.15 - 17:12

Kassel. Mehtap Savasci scheint kein gutes Verhältnis zu den Männern in ihrer Familie gehabt zu haben. Das wurde bei der Zeugenaussage einer Freundin der getöteten Frau deutlich.

Die 33-jährige Zeugin, die die sieben Jahre ältere Mehtap Savasci aus Sontra - wo beide gemeinsam mit ihren Familien aufgewachsen sind - kannte, berichtete am Donnerstag von Streitigkeiten mit dem früheren Ehemann, dem Bruder, der sich jetzt wegen des Verdachts des Mordes verantworten muss, und dessen Schwiegersohn.

Mehtap sei erst 17 gewesen, als sie auf eigenen Wunsch ihren Cousin geheiratet habe. Es habe sich 1992 um eine Liebesheirat gehandelt, sagte die Zeugin. Die Liebe hielt aber offenbar nicht lange an. Später sei Mehtap Savasci von ihrem Mann, mit dem sie eine Tochter hatte, oft geprügelt worden. „Mehtap hatte kein schönes Leben in der Ehe. Sie wollte die Trennung.“ Das Verhältnis zu dem Exmann sei erst besser geworden, nachdem dieser zurück in die Türkei gegangen, dort neu geheiratet und vor wenigen Jahren noch eine Tochter bekommen habe, sagte die 33-Jährige aus. Methap habe ihrer eigenen Tochter, die im Prozess als Nebenklägerin gegen ihren Onkel auftritt, 2014 erlaubt, den Vater in der Türkei zu besuchen.

Nie von Eltern geliebt gefühlt

Mit ihrem älteren Bruder, dem Angeklagten, habe Methap früher eigentlich ein relativ gutes Verhältnis gehabt. Auf ihn habe sie sich verlassen. Von ihren Eltern habe sie sich hingegen nie geliebt gefühlt. Im Laufe der Jahre sei das Verhältnis zu dem Bruder dann aber schlechter geworden.

Die Zeugin vertrat die Ansicht, dass dies im Zusammenhang mit dem Schwiegersohn des Angeklagten steht. Als die Tochter des Angeklagten den Mann kennen gelernt habe, seien zunächst sowohl er als auch seine Schwester Mehtap gegen die Beziehung gewesen. Methap, die wie eine westeuropäische Frau gelebt habe, sagte, dass dieser Mann aus der Osttürkei mit seinem sehr starken Akzent nicht zu der Familie passe. Nachdem ihre Nichte ihn kennen gelernt hatte, sei diese plötzlich verschleiert rumgelaufen.

Bei der Hochzeit des Paares hätten Frauen und Männer getrennt feiern müssen, sagte die Zeugin. Darüber sei zunächst auch der Angeklagte, dessen Frau kein Kopftuch trage, traurig gewesen.

Später habe Mehtap berichtet, dass sich ihr Bruder von seinem Schwiegersohn in religiöser Richtung habe manipulieren lassen. Der Angeklagte habe von Mehtap plötzlich verlangt, einen Atatürk-Aufkleber (der türkische Staatsgründer Atatürk wollte sein Land auf schnellstem Weg gen Westen führen) von ihrem Auto abzukratzen. Stattdessen sei er plötzlich Anhänger der islamisch-konservativen AKP geworden.

Hasserfülltes Verhältnis

Das Verhältnis zwischen Methap und dem Schwiegersohn ihres Bruders sei hasserfüllt gewesen. Mehtap habe davon berichtet, dass der Mann sie angerufen und damit gedroht habe, sie und ihre Tochter zu töten, wenn sie weiter gegen ihn vorgehe.

Mehtap Savascis Leiche wurde am 7. November 2014 in der Gartenparzelle des Schwiegersohns gefunden.

Konflikte mit Kollegen

Mehtap Savasci sei ein lustiger und offener Mensch gewesen, sagte ein 36-jährige Kollegin von der Ausländerbehörde aus. Allerdings habe Mehtap auch wegen ihrer Lebensweise ein schwieriges Verhältnis zu ihren Brüdern gehabt. Zudem sei sie nicht zufrieden mit ihrer Arbeit in der Ausländerbehörde gewesen. „Sie kam mit den Klienten nicht zurecht, eckte an und wollte sich in eine andere Abteilung versetzen lassen.“ Offenbar gab es auch Konflikte mit Kollegen.

Das bestätigte der Vorgesetzte von Mehtap Savasci. Zudem sagte er, dass er mehrfach pro Jahr mit Mehtap auf deren Wunsch Personalgespräche geführt habe. In diesen Gesprächen (normalerweise gibt es nur eins) habe sie darum gebeten, dass er Verständnis für Fehler habe, die ihr unterlaufen. Sie habe große Angst vor ihrer Familie (dabei habe sie von dem Bruder gesprochen), die sie unter Druck setze. Mehtap sei der Ansicht gewesen, dass ihr deshalb Fehler passierten.

Mehtap habe Fehler bei der Arbeit gemacht, aber im Aufenthaltsrecht seien auch viele Fehler möglich, so der Vorgesetzte. „Das Rechtsgebiet ist so schwierig, dass wir uns auch Fehler erlauben können.“

Es habe auch Beschwerden über ihre Arbeit gegeben. Aber es gebe über alle Mitarbeiter Beschwerden, „wenn die Kunden der Ausländerbehörde nicht bekommen, was sie wollen“.

Lesen Sie auch:

- Überraschende Neuigkeit im Savasci-Prozess: Zeuge soll Opfer gesehen haben

- Mordprozess Savasci: Schuss ging mitten durchs Herz

- Fall Mehtap Savasci: Mosaik-Arbeit mit Zeugen

Quelle: http://www.hna.de/kassel/mordprozess-savasci-opfer-hatte-probleme-maennlichen-angehoerigen-5345253.html

Beim Lesen musste ich doch das eine und andere mal wirklich schlucken.

@Arwen1976
Das klingt ja furchtbar, dieser Blick hinter die Fassade einer Familie, was für Abgründe! :(

Besteht jetzt eigentlich theoretisch auch die Möglichkeit, dass der Schwiegersohn des Angeklagten sie getötet hat und nicht (nur) der Angeklagte? Haben die Zwei evtl. gemeinsame Sache gemacht oder hat einer den anderen gedeckt? Das klingt ja jetzt eher so, als wäre der Hass auf sie aus DER Richtung gekommen und es gab ja sogar scheinbar eine eindeutige Morddrohung vom Schwiegersohn. Da sie auch in dessen Garten gefunden wurde, spricht das Ganze doch sehr für eine gemeinschaftliche Tat, oder?

Wenn man nun keinem von beiden den Mord nachweisen kann, weil es beide gewesen sein könnten, müsste es am Ende zu einem Freispruch kommen, oder? Gruseliger Gedanke.

@Comtesse
Ja, so ging es mir auch. Sie scheint wirklich arge Probleme gehabt zu haben und so integriert, wie dargestellt, waren scheinbar nicht alle Teile der Familie.

Schätze, theoretisch ist vieles möglich, so auch Deine Überlegung.
Man liest es ja auch oft, daß sog. Ehrenmorde innerfamiliär geduldet und abgesprochen werden, sodaß ich mir eine evtl. Mitwisserschaft, vielleicht auch mehr, durchaus vorstellen kann.
Mal sehen, was die weiteren Prozeßtage noch bringen mögen.

@Arwen1976
Könnte mir vorstellen, dass es unter den Umständen zu einer weiteren Festnahme kommt in den nächsten Tagen. Weiß aber nicht, ob eine einzelne Zeugenaussage dafür reicht. Aber sicher gehen die Ermittlungen auch in diese Richtung.

@Comtesse
Ich weiß es nicht. Ich vermute einmal, daß nichts nachgewiesen werden kann und es deswegen erst einmal nur bei den Zeugenaussagen bleibt.
Generell glaube ich, ist es sehr schwierig in einem solchen Fall, da ich vermute, daß der familiäre Zusammenhalt zu dicht ist, allerdings kenne ich mich diesbzgl. bzw. in dieser Kultur gar nicht aus, als daß ich dazu wirklich etwas sagen könnte.

@Arwen1976
Wenn es aber stimmt mit dem Zeugen, der sie UND den Wagen mittags noch gesehen und sogar auf Video festgehalten haben soll, während der Bruder zeitgleich nachweislich schon ganz woanders war, bleibt doch nur die logische Schlussfolgerung, dass sie dann mit jemand anders dort war, wo der Zeuge sie sah, und somit auch dieser Jemand sie umgebracht hat. Ich hatte diesen Gedanken schon, als noch nicht bekannt war, dass der Schwiegersohn sie so gehasst haben soll, auch weil sie in dessen Garten lag - und jetzt passt das genau zusammen! Ist doch ein komischer Zufall!

@Comtesse
Da hast Du Recht, das stimmt...
Vermutlich wird das alles schwer nachweisbar sein, aber es könnte passen, so, wie Du schreibst und gesetzt dem Fall, daß es sich wirklich um einen Ehrenmord handelt.
Ich persönlich vermute z.B. auch, daß es - im Falle eines Ehrenmordes - Mitwisser geben wird oder evtl. auch solche, die etwas decken.

Danke für den Artikel. Hatte es ganz vergessen heute da ich nicht in der Gegend bin.

Das wirft ein ganz neues Licht auf die ganze Sache und gibt einiges an Aufschluss.
Ich denke es ist kulturell auch sehr schwierig alles nachzuvollziehen mit dem Hang zur Religion oder dem plötzlich auflebenden.
Habe es eben mit meinem Lebensgefährten besprochen der auch türkisch stämmig ist und er geht auch von einem innerfamiliären ehrenmord aus. Wir leben halt ganz anders, da ist es auch für ihn schwer zu verstehen, aber viele vorfalle zeigen ja das es teilweise leider so gehandhabt wird.

Ich finde ja die weiteren Entwicklungen schon erschreckend und schlimm was da so raus kommt. Ich wünsche der Tochter und M.S. Engen Freunden und Familienmitgliedern die zu ihrem engeren vertrautenkreis gehören weiterhin viel kraft das alles durchzustehen.

Ich meine, dass irgendwann mal erwähnt wurde, dass der Schwiegersohn angeblich zu dem Zeitpunkt in der Türkei war. Auf jeden Fall ist das, was in dem HNA-Bericht geschrieben wurde, alles entsetzlich. Hut ab vor der Tochter, dass sie vor Gericht aussagt, ich frage mich allerdings, ob man sich nicht auch um sie Sorgen machen muss. Ein Schutz seitens der Familie ist ja wohl nicht zu erwarten.