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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

1.478 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Making A Murderer, Steven Avery, Brendan Dassey ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 07:04
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:hätte die Jury womöglich ein anderes Urteil gefällt, wenn sie von den einschlägigen Daten auf Bobby Dassey's Computer (ich nenne ihn jetzt mal so, da, wie schon beschrieben, recht glaubhaft dargestellt wurde, dass er die fraglichen Daten nutzte) gewusst hätte?
Angenommen, das Gericht sieht sich gedrängt, dies zu bejahen, würde das ja bedeuten, dass man Bobby Dassey für den mindestens genauso wahrscheinlichen Täter anstelle von Avery hält.

Würde Bobby dann zu dem Tatvorwurf aller Wahrscheinlichkeit nach eine Aussage machen müssen? Schon im Revisionsverfahren?

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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 08:40
Guten Morgen
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Ich schrieb doch, ich gehe der Einfachheit halber davon aus, dass es nicht richtig gelaufen ist, dann muss ich mir das Video auch nicht an
Das ist mir persönlich zu einfach gedacht, denn damit gibst Du ja nicht deine eigene Meinung wieder.
Aber es kann Dich ja keiner zwingen Dir das anzuschauen.
Ich selbst würde aber wissen wollen worüber genau so heiß diskutiert wird.
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Ich habe mich bisher nur mit den Indizien beschäftigt, die gegen Avery sprechen.
Das sagtest Du bereits, ich frag Dich mal direkt jetzt, wie stellst Du Dir den Tathergang vor, unter Beachtung von der Anklage vorgebrachten Indizien/Beweisen? Sprich wo wurde sie getötet, wie wurde sie getötet, wie erklärst du ihre fehlende DNA, Blut, Haare, andere Körperflüssigkeiten. Sprich unter Beachtung all der belegt fehlenden Spuren?
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich habe einen ganz anderen Stil. Ich würde einen laufenden Fall niemals im Fernsehen aufführen. Und vor allem: ich wäre weitaus vorsichtiger im Formulieren von Schlussfolgerungen, die sich im Nachhinein als unhaltbar herausstellen könnten. Laura Nirider wäre hier weit eher mein Vorbild als Kathleen Zellner
Das ist nachvollziehbar. Letztendlich nutzt sie die ja schon vorher bestehende Bekanntheit weiter aus. Ist ihr gutes Recht finde ich und manchmal muss man vielleicht so vorgehen um Druck auszuüben.
Ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen dass eine Anwältin wie sie, die ja vorher schon reichlich Erfolge zu verbuchen hatte, auch welche die eben nicht medial so wirksam waren wie dieser Fall jetzt, sich auf so dünnes Eis begibt, ihre Karriere und auch die Ihrer Mitarbeiter zu ruinieren, wenn sie nicht irgendwas in der Hand hätte. Zweifel streuen und auch andere Verdächtige ausarbeiten ist ihr Job, ich denke da sind wir uns einig.
Einige unterstellen ja (nicht hier) das sie genau wüsste SA wäre schuldig. Spekulation; würde das stimmen, warum macht sie dann weiter? Mit allen Risiken die bestehen dabei? Es gäbe doch Möglichkeiten, die Vertretung niederzulegen?
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Es geht auch hier nur um eine prozedurale Frage, aber die hat es in sich: hätte die Jury womöglich ein anderes Urteil gefällt, wenn sie von den einschlägigen Daten auf Bobby Dassey's Computer (ich nenne ihn jetzt mal so, da, wie schon beschrieben, recht glaubhaft dargestellt wurde, dass er die fraglichen Daten nutzte) gewusst hätte?
Ich glaube ja. Denn das mit Bobby Dassey's Aussage irgendwas nicht stimmt hat die Jury ja im ersten Prozess schon gemerkt indem Sie diese nochmal hören wollte, was aber wegen einem formalen Fehler abgelehnt wurde. Wären diese Daten im Prozess aufgetaucht, ich glaube die Entscheidung wäre anders gewesen. Wenn nicht unschuldig dann im Zweifel für den Angeklagten. Ich denke dann hätten sich die Zweifler eher durchgesetzt. Diese sollen ja durch Druck umgesprungen sein. Ich sehe diese Juryprozesse eh zwiespaltig.


Was mich noch interessiert, wo ich aber bis jetzt nie wirklich was zu gefunden/gehört/gelesen habe...aber vielleicht ja jemand anderes..
Hat SA jemals irgendwelche Erklärungen versucht abzugeben, z.B. wie sein Blut ins Auto gekommen ist, oder seine DNA an der Verriegelung.
Ich glaube nämlich das irgendwelche dämlichen Erklärungen gekommen wären wie "sie hatte Probleme mit der Zündung" oder "ich sollte beim letzten Mal nach dem Motor gucken weil er Geräusche machte" um darzulegen warum das und das gefunden wurde, was nicht hätte da sein dürfen.
@Rick_Blaine
Aus deiner Erfahrung, versuchen Verdächtige/Schuldige nicht oft irgendetwas "wegzuerklären"?


Letztendlich ist meine Meinung
war er es....gehört er weggesperrt

war er es und man kann es nicht eindeutig beweisen...im Zweifel für den Angeklagten

war er es nicht und das kann bewiesen werden...Freispruch und eine enorme Entschädigung.


Und wieder stelle ich fest wie sehr man sich in diesem Fall verzetteln kann :)


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 08:47
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:Rick_Blaine schrieb:
Es geht auch hier nur um eine prozedurale Frage, aber die hat es in sich: hätte die Jury womöglich ein anderes Urteil gefällt, wenn sie von den einschlägigen Daten auf Bobby Dassey's Computer (ich nenne ihn jetzt mal so, da, wie schon beschrieben, recht glaubhaft dargestellt wurde, dass er die fraglichen Daten nutzte) gewusst hätte?
Mit der dazuhörigen Tatsache verbunden, das es einen Zeugen gibt der bestätigen kann, dass Bobby ziemlich zeitgleich mit TH das Grundstück verlassen hat. Noch dazu die Kratz spuren (was man eventuell auch als Kampfspuren auslegen könnte). Noch dazu die unter Eid geleistete Falschaussage. Und das gegen Ihn garnicht ermittelt wurde oder groß in betracht gezogen wurde, das er irgendetwas damit zu tun haben könnte. Ich mein die Staatsanwaltschaft hat ihn ja auch wissentlich das er grad lügt in den Zeugenstand geschickt =) Was auch nicht das erste mal in der Geschichte Amerikas vorgekommen ist =)


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 10:35
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Würde Bobby dann zu dem Tatvorwurf aller Wahrscheinlichkeit nach eine Aussage machen müssen? Schon im Revisionsverfahren?
Nein. Im Revisionsverfahren selbst werden keine neuen Aussagen gehört. Und in einer Wiederaufnahme könnte er die Aussage verweigern, wenn er selbst Beschuldigter sein könnte.
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:Ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen dass eine Anwältin wie sie, die ja vorher schon reichlich Erfolge zu verbuchen hatte, auch welche die eben nicht medial so wirksam waren wie dieser Fall jetzt, sich auf so dünnes Eis begibt, ihre Karriere und auch die Ihrer Mitarbeiter zu ruinieren, wenn sie nicht irgendwas in der Hand hätte. Zweifel streuen und auch andere Verdächtige ausarbeiten ist ihr Job, ich denke da sind wir uns einig.
Einige unterstellen ja (nicht hier) das sie genau wüsste SA wäre schuldig. Spekulation; würde das stimmen, warum macht sie dann weiter? Mit allen Risiken die bestehen dabei? Es gäbe doch Möglichkeiten, die Vertretung niederzulegen?
Nein nein, das verkennt das Wesen der Verteidigung. Sie hat einfach eine andere Auffassung von medialer Präsenz. Sie achtet schon darauf, nicht aus ihrer Rolle zu fallen, aber das Netflix-Dokudrama ist eben zu weiten Teilen auch ein Werbefilm für sie. Das darf man nicht vergessen. In den Schriftsätzen ist sie weitaus vorsichtiger als vor der Kamera.

Was heisst schon, sie weiss, dass Steven schuldig ist oder nicht. So merkwürdig das nun klingen mag: darum geht es nicht. Es geht für den Rechtsanwalt als Strafverteidiger darum, den Staat, also die Anklagebehörde zu zwingen, die Schuld des Mandanten zu beweisen. Dazu ist der Verteidiger da: dafür zu sorgen, dass es ein rechtstaatlich einwandfreies Verfahren gibt und dass jederzeit klar ist, dass der Staat die Schuld beweisen muss und nicht umgekehrt der Angeklagte die Unschuld. Insofern spielt es keine Rolle, ob der Angeklagte schuldig ist oder nicht. Daher kann ein Verteidiger auch ruhig schlafen, wenn sein Mandant schuldig gesprochen wird, solange der Verteidiger eben seine Arbeit getan hat. Und umgekehrt.

Jetzt freilich, um hier nicht zu verwirren, in diesem Stadium des Verfahrens muss Avery seine Unschuld beweisen. Denn jetzt geht es um die Wiederaufnahme.

Die Verteidigung niederlegen darf ein Anwalt schon, aber tatsächlich nicht einfach so. Jedenfalls dann nicht, wenn dadurch der Mandant erhebliche Nachteile bekommt. Deshalb muss eine Mandatsniederlegung auch vom Richter genehmigt werden. Interessanter ist die Frage, wann ein Verteidiger das Mandat niederlegen muss. Das ist dann der Fall, wenn der Mandant z.B. vor Gericht lügen will und der Verteidiger das weiss.
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:Ich glaube ja. Denn das mit Bobby Dassey's Aussage irgendwas nicht stimmt hat die Jury ja im ersten Prozess schon gemerkt indem Sie diese nochmal hören wollte, was aber wegen einem formalen Fehler abgelehnt wurde. Wären diese Daten im Prozess aufgetaucht, ich glaube die Entscheidung wäre anders gewesen. Wenn nicht unschuldig dann im Zweifel für den Angeklagten. Ich denke dann hätten sich die Zweifler eher durchgesetzt. Diese sollen ja durch Druck umgesprungen sein. Ich sehe diese Juryprozesse eh zwiespaltig.
Das ist eine gute und interessante Einschätzung. Vielleicht liegt hier der Schlüssel für eine erfolgreiche Wiederaufnahme.
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:Aus deiner Erfahrung, versuchen Verdächtige/Schuldige nicht oft irgendetwas "wegzuerklären"?
Oh ja. Nicht nur Schuldige, auch Unschuldige haben diesen Drang und tun das, wenn man als Anwalt nicht alles tut, um sie zum Schweigen zu bringen. Das allerwichtigste Recht, das ein Beschuldigter oder Angeklagter in unseren Rechtstaaten hat, ist das Recht den Mund zu halten. Und der am meisten von Beschuldigten und Angeklagten begangene Fehler in einem Verfahren ist es, den Mund nicht zu halten. Als Strafverteidiger wäre es mir am liebsten, ich könnte einem Mandanten sofort den Mund zukleben, wenn ich das Mandat übernehme und erst nach dem Urteil darf er ihn wieder aufmachen. Brendan Dassey zum Beispiel wäre heute ein freier Mann, hätte er geschwiegen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 11:10
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Was heisst schon, sie weiss, dass Steven schuldig ist oder nicht. So merkwürdig das nun klingen mag: darum geht es nicht.
Du hast natürlich Recht mit dem wozu der Verteidiger da ist.
Ich meinte das auch eher in Bezug auf ihre eigenen Aussagen, das sie niemanden vertritt der schuldig ist und das sie es raus findet wenn es so ist. Das ist schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, denn die Wahrscheinlichkeit das ein Mandant lügt ist ja nun nicht gerade gering. Für sie würde dann halt schon einiges auf dem Spiel stehen. Nur anhand ihrer eigenen Aussagen jetzt festgemacht.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Oh ja. Nicht nur Schuldige, auch Unschuldige haben diesen Drang und tun das, wenn man als Anwalt nicht alles tut, um sie zum Schweigen zu bringen. Das allerwichtigste Recht, das ein Beschuldigter oder Angeklagter in unseren Rechtstaaten hat, ist das Recht den Mund zu halten. Und der am meisten von Beschuldigten und Angeklagten begangene Fehler in einem Verfahren ist es, den Mund nicht zu halten. Als Strafverteidiger wäre es mir am liebsten, ich könnte einem Mandanten sofort den Mund zukleben, wenn ich das Mandat übernehme und erst nach dem Urteil darf er ihn wieder aufmachen. Brendan Dassey zum Beispiel wäre heute ein freier Mann, hätte er geschwiegen.
Und genau das ist für mich so ein Punkt, der mich halt zweifeln lässt. Meines Wissens nach ist er bis jetzt so ziemlich konstant geblieben. Man könnte schon fast sagen ruhig und ausgeglichen war sein Auftreten. Keine seltsamen Erklärungen, keine Ausreden, kooperiert von Anfang an (ok mag evtl nichts heißen), freiwillig Zutritt zum Trailer gegeben usw.
Er macht jeden Test mit den man ihm anbietet oder anbieten würde. Alles an Straftaten die er vorher begangen hat, hat er zugegeben.
Und Brendan, ja er wäre frei hätte er geschwiegen. Aber das ist ein Junge gewesen, der die Erwartungen anderer an ihn erfüllen wollte. So auch die von TF und MW...mit Erfolg.
Zitat von HasselHassel schrieb:Mit der dazuhörigen Tatsache verbunden, das es einen Zeugen gibt der bestätigen kann, dass Bobby ziemlich zeitgleich mit TH das Grundstück verlassen hat. Noch dazu die Kratz spuren (was man eventuell auch als Kampfspuren auslegen könnte). Noch dazu die unter Eid geleistete Falschaussage. Und das gegen Ihn garnicht ermittelt wurde oder groß in betracht gezogen wurde, das er irgendetwas damit zu tun haben könnte. Ich mein die Staatsanwaltschaft hat ihn ja auch wissentlich das er grad lügt in den Zeugenstand geschickt =) Was auch nicht das erste mal in der Geschichte Amerikas vorgekommen ist =)
Plus die Tatsache, belegt durch Telefonat, das die Tadychs wussten, das er gesehen hat das TH das Gelände verlassen hat. Lebend.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 13:55
Ich stell mir grad den zusammen hang so bildlich vor. Gehen wir mal wirklcih von der tatsache aus sie wäre vom Hof lebend gefahren. Dann müsste SA ihr nachgefahren sein oder sie irgendwie wieder auf Grundstück gelockt haben. Dann hat er sie im Trailer Vergewaltigt usw. in die Garage Kopfschuss. So dann hat er die Leiche in den Kofferraum ist mit ihr rumgefahren. Hat sie irgendwo zersebelt. Anschließend wieder auf sein Grundstück verbrannt und dann hat er bestimmte knochenteile genommen ist (bewusst warum auch immer den Rest bei sich liegen lassen) mit diesen nochmal durch die gegend gefahren. Hat diese Knochenteile wo anders hinverlagert. Ist wieder heim hat die Garage gereinigt, während er das Auto mit seiner DNA an einer Ecke abgestellt hat irgendwie mit 3 Ästen abgedeckt. und noch vieles mehr im welchen Zeitraum soll dieses Szenario abgespielt haben?

EDIT// Ahso man bedenke mit welcher sorgfallt er die Garage gereinigt hat. Da sind die "Cleaner" von dem film John Wick ein scheissdreck dagegen =)


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 15:33
Nach ewig langem Mitlesen in diesem Forum melde ich mich auch mal hier an und hoffe auf eine freundliche und sachliche Diskussion. :)

Um mal auf die Frage bezüglich Bobby und seiner verwerflichen Computer-Dateien zu kommen:
Hätte ihn das in den Kreis der Verdächtigen gerückt? Auf alle Fälle, aber das war er auch vorher schon eine Weile. Und nicht für mich, sondern laut dem Caso-Investigativ-Report auch für die Polizei. Wenn man den Bericht gelesen hat, dann weiß man, dass die meisten Mitglieder des Avery/Dassey-Clans anfänglich unter potentiellem Verdacht standen und nicht nur SA, wie es oft im Netz einseitig postuliert wird. Als Jurymitglied hätte ich aber auch laut Report und der Verhandlung evtl noch Folgendes zu hören bekommen:

- Ihre verbrannten Knochen hinter seinem Haus, in seiner eigenen Feuergrube, deren Existenz er gegenüber der Polizei sogar noch geleugnet hatte. So etwas gäbe es auf seinem Grundstück nicht.
- Über ein Feuer in besagter Grube, das er ebenfalls leugnete gehabt zu haben - er hätte seit Wochen nichts mehr verbrannt.
- Seine eklatanten Lügen über den Ablauf des Tages - er erzählte bei den ersten Befragungen eine komplett andere Geschichte über diesen Tag: Er hätte gegammelt, seine Mom hätte die Post gebracht, er wäre bei ihr gegen 6 zum Essen gewesen und abends um 21 Uhr im Bett. Wie man weiß, hat nichts davon gestimmt.
- Er konnte sich anfänglich angeblich nicht "erinnern", wann das Opfer da war, weder an den Tag noch an die ungefähre Uhrzeit, nicht einmal ob vormittags oder nachmittags, während er über den Folgetag minutiös berichten konnte, inklusive dessen, was er gegessen hat.
- Ich hätte vielleicht gehört, wie ein Freund der Familie zu berichten wusste, wie Avery nachmittags um 17 Uhr an diesem besagten Montag sah, wie er hinter seinem Haus in einer Tonne Hartplastik verbrannte.
- Noch bezeichnender: Averys Bruder fragte laut Zeugenbericht zur gleichen Zeit, ob die Fotografin da gewesen sei. Wieder log er, nein, sie wäre nie gekommen. Warum lügt jemand darüber zu diesem Zeitpunkt?
- Dass er einen von der Polizei angefragten Lügendetektortest ablehnte.
- Ich hätte eine krude Geschichte gehört, dass er sie zwei Stunden nach ihrem Verschwinden nur angerufen hätte, weil ihm spontan eingefallen sei, dass sie noch ein Auto fotografieren solle.
- Dass das Blut von SA im Wagen des Opfers gefunden wurde.
usw. usw.
Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, macht aber klar, warum die Beamten sich angeblich so/zu schnell auf ihn eingeschossen haben. Und eben auch, wie ich als Mitglied einer Jury Bobbys Dateien und Beteiligung eingeordnet hätte.

Ich kann empfehlen, diesen Bericht zu lesen, wenn man an die Quelle will und sich ein eigenes Bild von dem Fall machen möchte, ganz unabhängig von der Reportage. Vieles, was im Internet diskutiert wird, ist schlicht falsch. Zum Beispiel Averys oft zitierte Aufrichtigkeit - der Mensch hat gelogen, dass sich die Balken krachend biegen.

Auf Bobby Dassey bezogen hätten die Dateien aber Averys wahrscheinliche Schuld nicht negieren können, ihn maximal in den Fokus als potentiellen Mittäter gerückt. Die Kratzspuren an Bobby wurden übrigens laut des Reports damals von einer Ärztin untersucht und vermutlich bis wahrscheinlich als nicht alt genug eingeschätzt, um von Teresa zu stammen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

31.01.2019 um 23:49
@Millali

Wenn das stimmt ist Avery der Täter. Warum wurde das im Prozess nicht vom StA benutzt. Gibt es Videoaufnahmen vom Verhör?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

01.02.2019 um 08:32
Einen interessanten Nebenaspekt finde ich noch dass man offenbar einem Dassey, mit einem IQ der ganz sicher signifikant unter dem von Avery liegt zutraut, dass er im Verhör eine durchaus runde Lügengeschichte auftischt, die nicht nur den Ermittlern, sondern auch den Richtern plausibel erscheint - während man bei Avery mit Verweis auf seine Intelligenzminderung hingegen kategorisch ausschließt dass er in der Lage sei, Öffentlichkeit und Verteidiger zu täuschen. Dabei wäre Letzteres noch nicht einmal notwendig - Zellner ist ja keine Wahrheitssucherin, sondern eine Staranwältin für die es eine Herausforderung ist, ausverhandelte Fälle zu drehen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

01.02.2019 um 22:43
@Millali

Hallo erstmal. Ich fürchte du bist da einer bekannten Problematik aufgesessen, nämlich den erheblichen Unterschieden zwischen Averys Tonband mitgeschnittenen Vernehhmungen vom 5.11. und 6.11.2005 und den verfälscht zusammengefassten Berichten darüber.

- Ihre verbrannten Knochen hinter seinem Haus, in seiner eigenen Feuergrube, deren Existenz er gegenüber der Polizei sogar noch geleugnet hatte. So etwas gäbe es auf seinem Grundstück nicht.

Das Steven Avery geleugnet haben soll, er hätte eine Feuergrube, lässt sich aus den Verhören und den Ermittlungsunterlagen nicht bestätigen. Tatsächlich findet man zwar eine so interpretierbare Sektion in Detective O’Neills Zusammenfassung von Averys Vernehmung vom 6.November 2005, sie stimmt jedoch nicht überein mit dem was tatsächlich gesprochen wurde (vergleiche den Audiomitschnitt).
Hier der Wortlaut:


oneill1


Hier O’Neill’s Zusammenfassung:


neill falsch grube


- Über ein Feuer in besagter Grube, das er ebenfalls leugnete gehabt zu haben - er hätte seit Wochen nichts mehr verbrannt.

Diese Aussage bezieht sich eindeutig auf die Feuertonne, nicht auf die Feuergrube. Im zusammengefassten Bericht von Detective O’Neill wird ein anderer Eindruck erzeigt, die Zusammenfassung ist allerdings wie dieses Transcript excerpt (anhand des Audio-Recordings erstellt) zeigt, stark verfälschen. Hier Averys Wortlaut….


oneil2


Hier was O’Neill daraus macht:


neill falsch komplett


- Seine eklatanten Lügen über den Ablauf des Tages - er erzählte bei den ersten Befragungen eine komplett andere Geschichte über diesen Tag: Er hätte gegammelt, seine Mom hätte die Post gebracht, er wäre bei ihr gegen 6 zum Essen gewesen und abends um 21 Uhr im Bett. Wie man weiß, hat nichts davon gestimmt.

Auch hier bitte ich dann doch um einen Beleg. Eine Veränderung von Averys Aussage im hier beschriebenen Ausmaß ist mir unbekannt und den Akten nicht zu entnehmen. Es gibt Unterschiede, aber nicht weil Avery seine „Geschichte“ geändert hat, sondern der zuständige Beamte die Tonbänder so dilettantisch zusammengefasst hat, dass dadurch Inkonsistenzen entstanden. Das kann man aber nicht gegen Avery ins Feld führen, er hat die „Berichte“ schließlich nicht geschrieben.
„Wie man weiß hat nichts davon gestimmt“ Woher weiß man das? Worauf bezieht sich das?

- Er konnte sich anfänglich angeblich nicht "erinnern", wann das Opfer da war, weder an den Tag noch an die ungefähre Uhrzeit, nicht einmal ob vormittags oder nachmittags, während er über den Folgetag minutiös berichten konnte, inklusive dessen, was er gegessen hat.

Worauf basiert das? Wir haben von Averys Vernehmungen gar keine Wortlaut-Transkriptionen sondern nur die Zusammenfassungen der Ermittler? In den Tonbandaufzeichnungen finde ich diese Diskrepanzen nicht vor, auch keine Spur der behaupteten Erinnerunsglücken – also, auch hier bitte genau angeben, wo auf den Bändern das sein soll. (http://www.stevenaverycase.org/police-interviews-and-interrogations/)

- Ich hätte vielleicht gehört, wie ein Freund der Familie zu berichten wusste, wie Avery nachmittags um 17 Uhr an diesem besagten Montag sah, wie er hinter seinem Haus in einer Tonne Hartplastik verbrannte.

Der Freund, Robert Fabian, sagt tatsächlich sowas aus. (http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/01/Jury-Trial-Transcript-Day-12-2007Feb27.pdf#page=108) Ob diese Angaben den Tatsachen entsprechen konnte niemals verifiziert werden. Übrigens hat Ken Kratz Fabians Aussage im Plädoyer später falsch zusammengefasst. Was er tatsächlich ausgesagt hat und was Kratz behauptet ist, speziell soweit es die Autos in der Garage betrifft, nachweislich nicht identisch – sogar inkompatibel.

- Noch bezeichnender: Averys Bruder fragte laut Zeugenbericht zur gleichen Zeit, ob die Fotografin da gewesen sei. Wieder log er, nein, sie wäre nie gekommen. Warum lügt jemand darüber zu diesem Zeitpunkt?

Auch hier bitte ich um die Verlinkung des Zeugenberichts mit Seitenangabe. Earl Avery hat vor Gericht gar nicht ausgesagt. Er wird im CASO Bericht erwähnt, aber ich finde auch dort (vielleicht mein Fehler?) keine zusammengefasste Aussage mit diesem Inhalt.

- Dass er einen von der Polizei angefragten Lügendetektortest ablehnte.

Den Unterlagen nach, stimmt auch das nicht. Avery hatte nichts gegen einen Lügendetektortest wollte aber erst mit seinen Anwälten sprechen. Die Ermittler hatten später offenbar kein Interesse mehr daran, man kam von dieser Seite aus nie darauf zurück (http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/01/Steven-Avery-Interview-Report-2005Nov06.pdf, S.5 oben)


polygraph


- Ich hätte eine krude Geschichte gehört, dass er sie zwei Stunden nach ihrem Verschwinden nur angerufen hätte, weil ihm spontan eingefallen sei, dass sie noch ein Auto fotografieren solle.

Inwiefern ist das krude? Warum sollte er denn davon ausgehen, dass ein Automagazin, dass nicht auf landwirtschaftliche Fahrzeuge spezialisiert ist, auch Traktoren verkauft? Für mich ist glaubwürdig, dass ihm die Idee erst kam als er die entsprechende Anzeige (sie existierte überprüfbar) in der Auto Trader Ausgabe sah die Halbach ihm mitgebracht und da gelassen hatte.

- Dass das Blut von SA im Wagen des Opfers gefunden wurde.

Nun, über die fragwürdigen Fundumstände und noch fragwürdigere Natur dieser Spuren haben wir hier bereits disputiert.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

02.02.2019 um 07:29
Zitat von MillaliMillali schrieb:Auf Bobby Dassey bezogen hätten die Dateien aber Averys wahrscheinliche Schuld nicht negieren können, ihn maximal in den Fokus als potentiellen Mittäter gerückt.
Das sehe ich ganz genauso. Damit die Behauptung aufgestellt werden kann, die Jury hätte über Avery ein anderes Urteil gefällt, reicht es nicht, einen weiteren möglichen Mittäter mit Gewaltaffinitätsbonus zu präsentieren. Er müsste darüber hinaus der wahrscheinlichere Alternativtäter sein. Und das wäre er nur, wenn die maßgeblichen von Avery stammenden Blut- und DNA-Spuren im Auto von TH plausibel anders erklärt werden könnten, als dass er selbst im und am Auto war.

Das weiß auch Kathleen Zellner. Daher werden von ihr die (eigentlich ja verblüffend abwegigen) Erklärungen angeboten, dass Bobby Dassey das Blut von Steven Avery "klaute" und die Ermittler dessen DNA "klauten", um dann konspirativ und koproduktiv (oder unabhängig voneinander, weil zufällig verschiedene Parteien die gleiche Idee hatten) selbiges Material im Opferauto zu verteilen.

Dafür werden Ermittler und Staatsanwälte ohne Rücksicht auf Verluste mit Medienbeteiligung in ähnlichem Maße korrupt gezeichnet wie Averys Charakter weichgezeichnet wird. (Mit dem nötigen prollig-rauhbeinigen Touch wegen nicht zu leugnender Straffälligkeit in der Vergangenheit.)

Ich gehe davon aus, dass kein Gericht diese Erklärungen ernsthaft in Betracht ziehen wird und die Strategie "Beweis-Planting mit Alternativ-Täter" daran scheitern wird, dass aus Bobby maximal ein Mittäter herauszuholen ist.

Vielleicht gesteht der wahre Täter ja noch freiwillig, weil er sein Gewissen (endlich) erleichtern möchte.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

02.02.2019 um 07:38
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Das weiß auch Kathleen Zellner. Daher werden von ihr die (eigentlich ja verblüffend abwegigen) Erklärungen angeboten, dass Bobby Dassey das Blut von Steven Avery "klaute" und die Ermittler dessen DNA "klauten", um dann konspirativ und koproduktiv (oder unabhängig voneinander, weil zufällig verschiedene Parteien die gleiche Idee hatten) selbiges Material im Opferauto zu verteilen.
Genau, das ist sicherlich die schwächste Stelle der ganzen Inszenierung. Es gibt so viele Gründe, warum dieses Szenario extrem unwahrscheinlich ist, dass man gar nicht weiss, wo man beginnen soll.

Allerdings, manche Leute glauben ja alles...


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

02.02.2019 um 08:37
Ich fände auch noch andere Aspekte als die Frage nach einer Schuld oder Nichtschuld Averys interessant: Warum haben die Anwälte damals auf das Denny-Verfahren verzichtet? Es gibt im Netz ein entsprechendes Statement von Avery durch seine damaligen Anwälte bezüglich "Third-Party Responsibility", aber so ganz verstanden hatte ich beim Überfliegen nicht, warum dieser Verzicht gewählt wurde.

Weiter ist es auch interessant, ob es von Colborn und seiner Klage Neuigkeiten gibt und wie dort wohl die Erfolgschancen einzuordnen sind.

@stefanclimbr15:
Generell halte ich es für wenig zielführend, ein einzelnes Puzzleteil herauszunehmen und es isoliert zu betrachten, denn am Ende zählt das Gesamtbild aller Aussagen, Indizien und forensischer Beweise, aber ausnahmsweise mache ich das hier einmal und widme mich erstmal nur einer Hälfte, weil es sonst zu lang würde. Und solche Textwände will ja niemand lesen.

Zu Averys anfänglicher Darstellung in den ersten Tagen nach ihrem Besuch (noch vor der offiziellen Vermisstenmeldung), Teresa sei niemals bei ihm erschienen:

Gegenüber Auto Trader:

Ms. Haggs advised me that someone named Dawn who works at AUTO TRADER stated she had overheard that Steven Avery had called on yesterday's date (11/03/05) between 4:30 and 5:00 p.m. approximately, because Steven needed to reschedule the appointment with thephotographer. STEVEN indicated that the photographer had not made the scheduled meeting on
Monday.

Casoreport, Seite 38

Gegenüber Familie und Freunden:

Robert overhears Charles Avery ask Steven Avery if the photographer had arrived yet. ... Steven replies to Charles, no, she hadn't shown up yet.
Casoreport, Seite 208

Warum versucht jemand, der unschuldig ist, zu vermitteln, dass eine Frau nie bei ihm war, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vermisst wurde?

@später Anruf bei TH um 16:30 mit nicht unterdrückter Rufnummer: MMn nach, um auch hier später evtl den Fakt zu implementieren, sie wäre nie bei ihm erschienen. Deswegen auch vorher die Rufnummernunterdrückung.

Und natürlich hat Earl Avery nicht vor Gericht ausgesagt, der hielt seinen Bruder nämlich für schuldig. Seite 237: "He believes STEVEN Avery has killed TERESA HALBACH." Und auch sonst kann er weder über Avery selbst noch über diesen Montag und dessen Verhalten etwas Entlastendes sagen, im Gegenteil sind ihm so einige Ungereimtheiten aufgefallen: Der Umstand, dass Avery schon Tage vorher die Garage ungewöhnlicherweise von seinem Auto befreit hatte, wofür Earl keine Erklärung finden konnte. Avery selbst verhielt sich an diesem Nachmittag ebenfalls seltsam, Earls Beschreibung nach wie jemand, der gerade dissoziiert oder psychisch sehr zu kämpfen hat (stiff as a board, staring), er war geduscht, bevor er aufräumte, er reagierte nur noch verhalten auf Ansprache. Das deckt sich mit der Aussage von Robert Fabian auf Seite 208. Ich kann gerade diese beide Interviews im Caso-Report empfehlen, um ein Gefühl für den Nachmittag des 31.10. zu bekommen.

Die Blutspuren sind für mich persönlich nicht diskutierbar, weil ich nicht an ein fast schon bizarres Narrativ glaube, in welchem ein alternativer Täter nachts aus einem Trailer Kleinstmengen von Blut mittels Pipetten und Rasierklingen sicherstellt, das alles am besten noch im CSI-Aufzug.
Hand hoch, wer zuhause Mundschutz, sterile Handschuhe, sterile Behälter und eine frische Pipette vorrätig hat, die er spontan für einen solchen Zweck nutzen könnte. Vermutlich niemand. Aber Bobby Dassey hat das alles? Welche Schlussfolgerung bleibt alternativ als einzige übrig?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

02.02.2019 um 12:20
@Millali

Danke für deine prompte und genaue Rückantwort, so kann man gut diskutieren. Ich mache es jetzt mal wie du und beschränke mich auf die beiden wichtigsten Punkte. Einfach um zu zeigen, was passiert, wenn man sich auf Punkte stützt, die man nicht hinterfragt. Ich will dich da gar nicht überzeugen und glaube auch nicht, dass das möglich oder zielführend ist.

Hier mal der CASO-Report verlinkt, damit man deine Zitate auch nachlesen kann: http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/04/CASO-Investigative-Report.pdf
Stellung nehmen will ich zu zwei Punkten, nämlich den Zitierungen die du gebracht hast und ihrer Bedeutung.

Gegenüber Auto Trader:
Ms. Haggs advised me that someone named Dawn who works at AUTO TRADER stated she had overheard that Steven Avery had called on yesterday's date (11/03/05) between 4:30 and 5:00 p.m. approximately, because Steven needed to reschedule the appointment with the photographer. STEVEN indicated that the photographer had not made the scheduled meeting on Monday.
Casoreport, Seite 38


Diese Zusammenfassung gibt es tatsächlich an der bezeichneten Stelle im CASO Report, aber eben auch hier: Das ist eine Zusammenfassung eines Beamten, und zwar von dem was Rachel Haggs angibt, dass sie es von Dawn Pliszka von Auto Trader gehört habe, dass sie es mitbekommen habe. Dreifaches Hörensagen, nicht Averys Worte. Zweitens: Man weiss heute aus den Dokumenten der Staatsanwaltschaft, dass hier eine Fehlattribution stattgefunden hat und diese Zusammenfassung inhaltlich nicht stimmen kann.

Tatsächlich GAB es einen Steven, der seinen Termin mit Halbach neu ansetzen lassen wollte, weil sie es zeitlich zu ihm nicht schaffte. Das war aber ein Kunde namens STEVEN SPECKMAN, nicht Steven AVERY. Hier ist Speckmans Aussage dazu: https://static1.squarespace.com/static/5691be1b25981daa98f417c8/t/5be3787e0ebbe866aeff69ed/1541634174448/steve+speckman+affidavit.pdf

Weiterhin konnte die Staatsanwaltschaft in Averys Telefonunterlagen kein Telefonat mit Auto Trader zu der von dir bezeichneten Urzeit finden. Daher hat Kratz niemals vor Gericht die Existenz eines solchen Anrufs behauptet und auch Dawn Pliszka niemals als Zeugin dazu befragt.

Man hat aber Belege, dass Steven Speckman am 3. November um 4.10 Uhr mit Halbachs Mitbewohner Scott Bloedorn (Bloedorn war der Anrufer) gesprochen hat.
Aus dem staatsanwaltschaftlichen Dokument STATE 5509-5514, das Zellner entdeckt hat, geht hervor, dass die Ermittler diese Ansicht nach Überprüfung teilten, daher spielte dieser Anruf vor Gericht keine Rolle.
Erst später, in seinem Buch, log sich Ken Kratz in die alte Version zurück.

Robert overhears Charles Avery ask Steven Avery if the photographer had arrived yet. ... Steven replies to Charles, no, she hadn't shown up yet.
Casoreport, Seite 208


Auch diese Stelle gibt es. Allerdings ist auch das nicht Averys eigene Aussage, und auch hier wissen wir, dass die Zusammenfassung dessen was Robert Fabian (der Typ mit dem verbrannten Plastik) angibt, dass er von Steven und Charles Avery gehört haben will, grob fragwürdig ist und nicht aufrechterhalten wurde.
Charles „Chuck“ Avery, der ja auch dabei war, bestreitet diese Konversation:


fabian


Später vor Gericht behauptet Fabian diesen Wortwechsel NICHT mehr und wird auch von Ken Kratz dazu nicht mehr befragt: http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/01/Jury-Trial-Transcript-Day-12-2007Feb27.pdf#page=108 (S.108)

Du sagst ferner: „Generell halte ich es für wenig zielführend, ein einzelnes Puzzleteil herauszunehmen und es isoliert zu betrachten, denn am Ende zählt das Gesamtbild.“ Das unterschreibe ich sogar. Nu: Wenn ich ein Gesamtbild aus Indizien zusammensetze die ausnahmslos nicht stichhaltig sind bzw. teilwiese auch gar nicht existieren, dann bekomme ich am Ende nun mal ein total fiktives Gesamtbild. Minus mal minus gibt hier nicht plus. Das Gesamtbild von Unsinn ist Unsinn.

Übrigens auch in diesem Punkt…..

Ich fände auch noch andere Aspekte als die Frage nach einer Schuld oder Nichtschuld Averys interessant: Warum haben die Anwälte damals auf das Denny-Verfahren verzichtet?

….kann ich aufklären:

Sie haben nicht auf das Denny-Verfahren verzichtet, sie durften gar keine Verteidigung mit einem anderen Verdächtigen (Third Party Responsibility Defence) aufbauen. Das ist in Wisconsin rechtlich nur zulässig, wenn man den so genannten gesetzlich vorgeschriebenen „Denny Test“ erfüllen und dessen Kriterien belegen kann. Man muss dazu drei Dinge nachweisen, nämlich dass der andere Verdächtige

1.) Ein Motiv zur Tat hat
2.) Die Gelegenheit/Möglichkeit zur Tat hatte
3.) Eine direkte Verbindung des Verdächtigen zum Verbrechen besteht.

Buting und Strang konnten hinsichtlich Bobby Dassey die Punkte 2.) und 3.) nachweisen, jedoch nicht Punkt Nummer 1.). Die Computer-Suchverläufe Bobby Dasseys, die ein Motiv ergeben hätten, das auch akzeptiert worden wäre, waren ja vor der Verteidigung vorsätzlich geheim gehalten worden. Sie wussten davon damals nichts. Das Gericht lehnte daher im Prozess mangels eines Motivs eine Third Party Responsibility Defence ab, und Bobby Dassey durfte nie als Verdächtiger vor Gericht benannt werden. Von einem freiwilligen Verzicht der Anwälte darauf kann absolut keine Rede sein.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

03.02.2019 um 08:53
Vor einigen Tagen hatten wir hier ja mal die letzten Schritte der Verteidigung diskutiert, es ging um die Anträge hinsichtlich der Test an den gefundenen Knochen und darum, dass die Anklagebehörde diese zur Beerdingung freigegeben hatte.

Zellner hat einen Antrag auf Aussetzung des laufenden Revisionsverfahrens gestellt, die Anklage hat widersprochen.

Nun hat Zellner sich am Freitag dazu noch einmal zu Wort gemeldet. Das ist ihr gutes Recht, wenn es auch ein wenig ungewöhnlich ist, denn eigentlich ist alles wichtige gesagt worden und das Gericht kann nun entscheiden.

https://static1.squarespace.com/static/55203379e4b08b1328203a7d/t/5c5491216e9a7f2778cae90e/1549046054100/2019.02.01+-+Reply+to+Response+in+opposition+to+motion+to+stay+and+remand.pdf

Das erinnert mich an die Frage von @Roadblock

Beitrag von Rick_Blaine (Seite 49)

Die Entgegnung auf die Antwort der Anklage erstaunt mich nicht hinsichtlich des Inhalts sondern hinsichtlich des Stils.

Als jemand, der in Bayern aufgewachsen ist musste ich mich in den USA erst an den anderen Umgangston gewöhnen, der hier üblich ist. Amerikaner finden die typisch direkte deutsche Art in der Regel befremdlich und meist sehr unhöflich, vor allem wenn man Kritik übt. Ich habe mir angewöhnt, gerade in laufenden Verfahren, Kritik an der Gegenseite oder Gerichten immer penibel höflich und sachbezogen zu äussern, um nicht allein durch meinen Stil bei den Richtern, die meine Schriftsätze lesen, schon Ablehnung zu provozieren.

Es ist dabei ganz witzig, da ich mehrere Mitarbeiterinnen beschäftige, einige deutsche und einige amerikanische. Die deutschen meinen meistens, ich soll doch heftiger auftreten, die amerikanischen sagen dann: auf keinen Fall.

Zellners einleitende Abschnitte hier sind m.E. untypisch hart formuliert. Vielleicht bin ich einfach nur überempfindlich amerikanisch geworden, aber ich empfinde eine tiefe Frustration in diesen Worten. Ich kann das zwar verstehen, sie ist vielleicht sogar berechtigt, aber die Sache um die es hier geht, erscheint mir nicht sonderlich wichtig. Schon in ihrem eigentlichen Revisionsantrag vor 2 Jahren hat sie teilweise sehr bissig formuliert, aber dieser Antrag hier hat keinesfalls die gleiche Bedeutung. Ich hätte vermutlich gar nicht mehr auf die Antwort der Staatsanwaltschaft reagiert.

Nun will ich hier nicht Kaffeesatz lesen und darüber diskutieren, ob das irgendeinen Rückschluss auf den Gesamtfall zulässt, aber da es mir so stark aufgefallen ist, wollte ich es hier mal erwähnen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

03.02.2019 um 08:55
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Die Entgegnung auf die Antwort der Anklage erstaunt mich nicht hinsichtlich des Inhalts sondern hinsichtlich des Stils.
Die Frau ist Anführerin einer riesigen Bewegung - da darf man sich schon ein bisschen was heraus nehmen :-)


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

03.02.2019 um 09:01
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Die Frau ist Anführerin einer riesigen Bewegung - da darf man sich schon ein bisschen was heraus nehmen :-)
Ja, aber genau da ist das Problem. Die gute Kollegin kämpft sehr für ihren Mandanten, das ist sehr lobenswert. Aber sie kämpft gleichzeitig an zwei Fronten, oder in zwei Gerichtssälen, wie wir hier sagen: im echten Gericht und im "court of public opinion." Im letzten gewinnt man oft durch polteriges starkes Auftreten, nur bringt einem dieser Gewinn im echten Gericht gar nichts. Im Gegenteil.

Na ja, wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Vielleicht ist das auch nur eine Eintagsfliege. Geschrieben hat sie diese Antwort eh nicht selbst, denke ich, so etwas macht normalerweise eine der Assistentinnen/der Assistenten. Allerdings ist sie Profi genug, dass sie sich den Text genau durchgelesen hat, bevor sie ihn unterschrieben hat, daran habe ich keinen Zweifel.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

03.02.2019 um 19:14
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Allerdings ist sie Profi genug, dass sie sich den Text genau durchgelesen hat, bevor sie ihn unterschrieben hat, daran habe ich keinen Zweifel.
Davon gehe ich auch aus das Sie genau weiß was Sie tut und wie Sie vorgehen muss. Ist ja nicht ihr erster Mandant. Sie hat schon viel erreicht.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

09.02.2019 um 13:44
UPDATE: UNBEKANNTES POLIZEI-TELEFONAT AUFGETAUCHT. ANGEBLICHE SICHTUNG HALBACHS NACH IHREM VERSCHWINDEN.

Am 6. Februar 2019 tauchte ein möglicherweise bedeutender Audiomitschnitt einer Polizeimeldung auf, der 14 Jahre lang völlig unbekannt war und mittlerweile als „The Kuss Road Sighting“ bezeichnet wird. Ich stelle diesen Mitschnitt hier im Original zur Verfügung: https://clyp.it/5y5r3c4o

Erst durch eine entsprechende FOIA (Freedom of Information Act) Anfrage, wurde eine Reihe von Audiomitschnitten aus dem Polizeifunkzentrum vor kurzem an die Öffentlichkeit herausgegeben. Darunter fand sich überraschenderweise auch dieser, bislang völlig unbekannte, Mitschnitt, der eine ganze Reihe von Fragen aufwirft.

Der Anruf von Leo Richmond bei der Polizei, um den es sich handelt, erfolgte am 5. November 2005 um 15:38 Uhr, also einige Stunden nachdem Halbachs Auto auf Averys Grundstück offiziell (wieder?)gefunden worden war.

Richmond informiert die Polizeileitstelle von Calumet County, dass er am Abend des 4. November 2005 irgendwann zwischen 10.00 und 11:30 Uhr eine Frau gesehen habe, von der er glaubt, es sei Theresa Halbach gewesen.
Sie habe nachts an seine Tür geklopft und nach dem Weg gefragt. Leo Richmond wohnt am Ende der westlich von Averys Grundstück gelegenen Kuss Road, nördlich von Mishicot, und gehört zu den Betreibern des dortigen Hundegeschäfts „Hearts of Gold Retrievers“. Die Leitstelle nimmt diese Meldung auf, notiert Richmonds Telefonnummer, und telefoniert dann mit Mark Wiegert, der später die Ermittlungen im Mordfall Theresa Halbach übernehmen wird. Wiegert erklärt, er habe keine Zeit dafür, werde sich das aber aufschreiben.

Wohlgemerkt, das ist am 5. November. Zu dieser Zeit sind die Überreste Halbachs noch nicht entdeckt, lediglich das Auto, und auch das erst einige Stunden vor diesem Anruf (um 10.30 Uhr).

Es wird noch immer nach einer lebenden (!) Vermissten gesucht.

Die Knochen von Theresa Halbach werden erst am 8.11.2005 gefunden und einige Tage später identifiziert.
Trotzdem wird diesem Anruf niemals nachgegangen.

Und das obwohl der Ort dieser potentiellen Sichtung in örtlicher Nähe zum offiziellen Fundort des Autos liegt.

• Leo Richmond wird nie zurückgerufen,
• Kein Beamter spricht je mit ihm
• Seine Meldung wird niemals überprüft, sie ist niemals Gegenstand irgendwelcher Ermittlungen.

In den DREI Tagen, bis Halbachs Leiche gefunden und aus der Vermißtensuche ein Mordfall wird, macht sich niemand die Mühe diesem Hinweis nachzugehen – Warum nicht?

Nun lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, ob Richmond wirklich Halbach gesehen hat, auch eine Verwechslung ist absolut im Bereich des Möglichen, aber völlig von der Hand weisen kann man die Möglichkeit – die allerdings von der These der StA nichts mehr übrig lassen würde – keineswegs.

Die Suchhunde der Polizei, die später (am 7. November 2005) Halbachs Witterung aufnahmen folgten der Spur nämlich bis zur Kuss Road (!) und zwar ziemlich genau dort wo Richmond wohnte, und drehten dort wieder um. Eine Präsenz Halbachs in dieser Gegend, zu irgendeiner Zeit nach ihrem Verschwinden, hat also durchaus eine Wahrscheinlichkeit.

Und man kann auch nicht ignorieren, dass diese angebliche Beobachtung am 4.11. stattgefunden haben soll:
Am selben Tag an dem drei Zeugen, laut eidesstattlicher Versicherung, Halbachs Auto, etwas weiter entfernt, aber doch in relativer örtlicher Nähe, am Highway 147 außerhalb von Mishicot am Straßenrand stehen sahen (weit außerhalb des Schrottplatzes), und an dem einer der Zeugen, Kevin Rahmlow, in der Cenex-Tankstelle in Mishicot diesen Fund, laut eidesstattlicher Aussage, Sergeant Andrew Colborn, der dort war, meldete – Colborn, der darüber nie einen Bericht schrieb und diese Meldung auch vor Gericht verheimlicht hat. Und am selben Tag, an dem Colborn über sein Privathandy ein Telefonat mit derselben Leitstelle führte, in dem er sich Halbachs Autonummer bestätigen ließ – während im Hintergrund Stimmen zu hören waren, die „the car is there“ und „it’s hers“ sagen.

Damit enden die Merkwürdigkeiten hinsichtlich dieser Meldung noch nicht. Denn….

• Das Telefonat mit Richmond wird nie schriftlich dokumentiert
• Es taucht in den Fall-Akten (CASO Report) überhaupt nicht auf, da nie ein Bericht geschrieben wurde
• Es ist in den Gerichtsunterlagen nirgends enthalten oder erwähnt.

Als Folge gelangte dieser unbekannte Mitschnitt damals nie in die Hände von Strang und Buting, sie erfuhren nie davon. Sie konnten ihn vor Gericht nie einbringen und Richmond nie befragen. Man muss fragen dürfen wie das Urteil in einer Mordanklage, die explizit darauf basierte, dass das Mordopfer den Schrottplatz der Familie Avery nie wieder verlassen hat, ausgefallen wäre, hätte die Jury von diesem Mitschnitt , wie spekulativ auch immer er sein mag, erfahren.

Er hätte mit einiger Sicherheit begründete Zweifel ausgelöst.

Dieses Telefonat wirft – selbst falls es sich bei der Frau, die Richmond gesehen haben will, nicht um Halbach gehandelt haben sollte, was die wahrscheinlichere Variante ist – zahlreiche Fragen auf.

Darunter die Wichtigste:

Warum unterließ man jede Ermittlungstätigkeit zu diesem Hinweis? Präziser, warum hatte man kein Interesse nach einer lebenden Theresa Halbach zu suchen, als man noch gar nicht wissen konnte, dass sie tot war?

Und:

Warum dokumentierte man auch diese Meldung nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Weise, so dass wir erst heute, 14 Jahre später, von ihrer Existenz erfahren?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

09.02.2019 um 14:06
Zitat von stefanclimbr15stefanclimbr15 schrieb:Richmond informiert die Polizeileitstelle von Calumet County, dass er am Abend des 4. November 2005 irgendwann zwischen 10.00 und 11:30 Uhr eine Frau gesehen habe, von der er glaubt, es sei Theresa Halbach gewesen.
Warum sollte eine offenbar unverletzte, unverwirrte, nicht verängstigte und auch ansonsten unauffällige Halbach ganz in der des Ortes von dem sie Tage zuvor verschwunden ist nach dem Weg fragen? Das macht in keinem der diskutierten Szenarien irgendeinen Sinn. Zwischenzeitlich hätte sie dann nämlich entweder in der Gewalt von jemandem sein müssen oder in irgendeinem Delirium und wäre dann bei dem Zeugen völlig anders aufgetreten. Verängstigt, geschunden, verwirrt, verletzt, etc. Nichts davon wird aber von dem Zeugen erwähnt.


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