Mordanklage nach 41 Jahren

Auch aus der Morgenpost:

Es passte also vorne und hinten nicht zu den Aussagen Erna F.s, die sie im November 1974 bei der Kriminalpolizei in Schwedt machte. Angeblich soll ihr Sohn Mario nachts aufgestanden und in die Küche gegangen sein. Das habe er nachts öfter getan, weil er was naschen wollte. In jener Nacht habe er ein Stück Rosinenkuchen gegessen und am Gasherd gespielt.
Nach einer anderen Version der Angeklagten habe er den Gashahn nicht wieder richtig zugedreht, sei ins Bett gegangen und dort infolge des austretenden Gases erstickt.
Einer ihrer Versionen zufolge habe er dabei so viel Gas eingeatmet, dass er anschließend daran verstorben sei. Aber es gebe auch noch andere Widersprüche, sagte Franko O. Dazu zähle er auch die Aussagen von Erna F.s Tochter Carmen, die bei dem Tod ihres Bruders Mario zwölf Jahre alt war.

Dann hätten tatsächlich alle eine Vergiftung erleiden müssen, da er ja angeblich den Hahn nicht richtig zugedreht haben soll.

@E_M
Vielen Dank. Sehr interessant.
Ich denke auch, dass normalerweise alle hätten sterben müssen. Aber da frage ich mich, warum sie nicht schon in der DDR verurteilt wurde.
Sie scheint ja eine eiskalte Frau zu sein. Und wenn man bedenkt, dass Carmen zu der Zeit 12 Jahre war, dann ist klar, dass sie viel mehr mit bekam, als ein wesentlich jüngeres Kind.

Ja nach all dem was wir jetzt schon wissen, hätte man sie direkt anklagen müssen. Sicherlich wollte man das nicht, weil in der guten alten DDR gabs ja keine Verbrechen ;)

Ich stelle mir auch die Frage, warum zu DDR Zeiten nicht weiter ermittelt wurde. Kann wieder verschiedene Ursachen haben... Entweder "passierte SO ETWAS" in der DDR nicht, oder man war schlicht zu faul - mal sehen, ob sich dazu mal jemand äußert.

@obskur
Du warst schneller :-)

Aber merkwürdigerweise wurden Kinder aus den Familien gerissen und in Heime steckt. Eltern kamen mit fadenscheinigen Begründungen ins Gefängnis. Aber so etwas Offensichtliches hakt man lieber als Unfall ab.

@Feelee

Das wurde verschwiegen (Quelle: Bild)

KAPITALVERBRECHEN WURDEN VON DER DDR VERSCHWIEGEN

Für einen Bürger der DDR war es kaum möglich, etwas über Mord und Totschlag im eigenen Land zu erfahren.
Laut offizieller Statistik war die Kriminalitätsrate in der DDR gleichbleibend gering.
Aktenkundig wurden pro Jahr im Schnitt nur ein Mord und 750 weitere Straftaten pro 100 000 Einwohner. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik waren es 6755 Straftaten und 4,4 Morde.
Um zu beweisen, dass die Kriminalität im Sozialismus ständig abnahm, wurde getrickst. Über Kapitalverbrechen wie Mord wurde in Medien kaum berichtet.
Diebstahl, Sachbeschädigungen und Hausfriedensbruch galten als Verfehlungen und tauchten nicht in der Kriminalstatistik auf.
Wenn man nicht West-Fernsehen hatte, existierten schwere Straftaten quasi nur im „Polizeiruf“.

@Nussknacker13

OT: Immerhin wurde ein spektakulärer Mordfall in einem Polizeiruf (noch zu DDR Zeiten) verfilmt: Der Kreuzworträtselmord

Wenn man wollte, so konnte man also auch in der DDR gut ermitteln, dass man diesen Fall dalmals gelöst hat, finde ich immer noch erstaunlich und bewundere die Hartnäckigkeit und Ausdauer der Ermittler und aller Helfer bis heute.

Wikipedia: Kreuzworträtselmord

https://www.youtube.com/watch?v=2u_9a5wXmB0

@Nussknacker13
Vielen Dank. Sehr extrem. Das war mir nicht bekannt. Wie gut, dass es hier noch nicht verjährt ist.

@Feelee
Nicht ganz... es ist nur nicht verjährt, wenn man Mord nachweisen kann, reicht es nur für Totschlag wäre es auch verjährt.

@obskur
Ich weiß. Ich las aber aus einem Bericht heraus, dass Anklage erhoben wurde, weil es nicht (wegen Totschlag) verjährt ist. Man stelle sich vor, sie hat die Tat begannen, in der DDR wollte man lieber einen Unfall und hier wäre es jetzt verjährt. Wahnsinn.

@Feelee
Ja das wäre der Horror.... ist so schon schlimm genug, die alte Dame konnte ihr Leben einfach weiter leben... jetzt mit 74 Jahren käme eine Strafe eh schon viel zu spät.

@E_M
@obskur
@Feelee
@Nussknacker13
@schluesselbund

Wieso seid ihr denn so sicher, dass die Frau ihren Sohn umgebracht hat?

Das ist doch möglich, dass das Kind nachts Kuchen gegessen hat und dabei auf die Idee kam, ein bisschen mit dem Feuer zu spielen.

Vermutlich hatte dieser Herd auch keine Sicherung, die die Gaszufuhr unterbrach, wenn das Gas nicht brannte.
Beim Vorhandensein einer derartigen Sicherung wäre eine solche Vergiftung kaum möglich gewesen.

Wenn die anderen Familienmitglieder bei geschlossenen Türen in anderen Zimmern schliefen, dann haben sie deutlich weniger von dem CO abbekommen.

@Tajna
Bitte genau lesen: Es war UNMÖGLICH, dass der Junge mit der hohen Konzentration wieder bis ins Bett gekommen wäre!

Hier noch einmal zu DDR und Mordvertuschung:

http://www.nordkurier.de/kultur-und-freizeit/authentische-kriminalfaelle-aus-der-ddr-02472907.html

Morde im Sozialismus
Authentische Kriminalfälle aus der DDR
BERLIN · 02.07.2013
Gewaltverbrechen wurden in der DDR weitgehend unter dem Deckmantel gehalten.


Mörder, Vergewaltiger und Asoziale durfte es in der DDR eigentlich nicht geben. Menschen, die derart auf die schiefe Ebene geraten waren, passten nicht zum sozialistischen Menschenbild. Deshalb spielten Gewaltverbrechen in den Medien längst nicht die Rolle wie heute. Doch natürlich wurde auch in der DDR geklaut, geschlagen und gemordet, wie die in schöner Regelmäßigkeit erscheinenden Bücher zeigen, die diese Gewaltverbrechen thematisieren.

@Tajna
Weil die Indizien dafür sprechen, dass sie den Sohn umgebracht hat.
Ausserdem wäre sonst die ganze Nacht Gas ausgetrömt, das hätten die herbei gerufenen Rettungskräfte ja merken müssen und könnten dies bestätigen.
Es war definitiv nicht möglich, dass der Junge mit dem gemessenen CO Wert ins Bett hätte zurück gehen können, d.h. er hätte bei einem Unfall in der Küche gefunden werden müssen...

@Nussknacker13
@E_M

Da sind meine eigenen Erfahrungen aber etwas anders, man kann durchaus noch in einen anderen Raum kommen, bevor man bewusstlos wird:

Beitrag von Tajna (Seite 5)

@Tajna

[...]Auffällig an diesem Gutachten war, dass das Blut des verstorbenen Kindes einen Kohlenmonoxidgehalt von 73 Prozent aufwies. "Es stellte sich die Frage, wie in das Kinderzimmer, in dem die Leiche des Jungen gefunden wurde, eine derart hohe Konzentration an Kohlenmonoxid gelangen konnte", sagt Franko O. Recherchen der Mordkommission hätten ergeben, dass ein Mensch schon bei einem Kohlenmonoxidgehalt von 30 bis 35 Prozent ohnmächtig wird. Und dass er sich, um derart viel Kohlenmonoxid einzuatmen, mit seinem Gesicht ganz nahe an der Gasquelle befinden muss.[...]

Was an dieser Aussage willst Du jetzt in Frage stellen?

Fakt ist:
- er hätte mit dieser Konzentration nicht ins Bett zurück gehen können
- eine derartige Konzentration kann nur bei extremer Nähe zur Gasquelle entstehen

@Tajna

siehe Beitrag von 08:44
Doch selbst damals stand auch schon fest: Der Junge starb an einer Gas-Vergiftung. Sein kleiner Körper wies eine Kohlenmonoxid-Konzentration von 73 Prozent auf! Eine unmittelbar tödliche Dosis!

„Der Notarzt vor Ort stellte damals fest, dass die Haut des Jungen rosa eingefärbt war. Ein sicheres Indiz für eine Vergiftung.“ Angeblich, so die Mutter, habe der Junge den Kuchen im Bett im Schlaf erbrochen und sei daran erstickt.

Der Mord-Kommissar: „Der Herd jedenfalls war nicht defekt, und der Junge hätte in der Küche schon tot umfallen müssen“, so LKA-Mann Schneider. Er ergänzt: „In sein Bett hätte er es nicht mehr zurückgeschafft.“

Staatsanwältin Anette Bargenda und auch die Mord-Ermittler beim Brandenburger Landeskriminalamt sind sicher: „Einen Suizid des Jungen und einen Unfall können wir mit Sicherheit ausschließen.“

Vorsitzender Richter Udo Lechtermann fragte nach: „Was heißt das?“

LKA-Ermittler Frank Schneider: „Da muss jemand nachgeholfen haben.“

Wie bitte soll er ins Bett gekommen sein? Unmittelbar tödliche Dosis!

@Tajna
Deine Erfahrungen haben sicherliche andere Konzentrationen im Blut gehabt, ich denke auch, dass diese 73% eine eindeutige Aussage darstellt... hinzu die Aussage der Tochter, sie sollten in einem anderen Zimmer schlafen und die Fenster öffnen, ist schon sehr viel sagend. Ob sie es wirklich war, wird der Prozess zeigen, aber groß zweifeln kann man derzeit nicht.

@Tajna


Warum ich die Mutter für schuldig halte:

- der Sohn wird als schwierig und aufsässig beschrieben
- er stört bei den Techtelmechteln der Mutter in der Wohnung
- die Mutter wird als "emotionslos und kalt" beschrieben
- sie ist laut Ex-Mann "Teufel in Menschengestalt"
- sie verstrickt sich in Widersprüche (Junge hätte Kuchen gegessen / erbrochen; Junge hätte mit Gashahn gespielt)
- sie schickt die anderen Kinder nur in dieser Nacht in IHR Zimmer und sie sollen Fenster auflassen
- sie weist die Mädchen an auszusagen, der Gashahn wäre geöffnet gewesen
- der Junge hätte nicht mehr ins Bett geschafft mit der hohen Vergiftung

noch Fragen?