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Mordanklage nach 41 Jahren

725 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord Sohn ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mordanklage nach 41 Jahren

27.04.2016 um 19:54
@emz

Lies doch einfach alles, dann erübrigt sich erst mal die Frage. :-)

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Mordanklage nach 41 Jahren

27.04.2016 um 20:01
@oBARBIEoCUEo
Da du die Klageschrift nicht kennst, würde ich mal sagen, dass du eben doch nichts weißt, was mögliche "Beweise" anbelangt. :D


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Mordanklage nach 41 Jahren

27.04.2016 um 20:46
@emz

Ich versuche mir gerade so eine Aussage vorzustellen. Ja hallo, mein Name tut nichts zur Sache und mich möchte Angaben zu dem todesfall von dann und dann mit dem und dem machen. ich war dabei und kann somit mit absoluter Sicherheit sagen, dass die Mutter ihren Sohn getötet hat. Das war so und so und so...Ja gut, dass könnte man sich auch ausdenken, wenn man überhaupt von dem Fall weiß...Dann überlege ich, welche Details beweisrelevant sein könnten. Tatzeit? Ist die Tatzeit relevant? Wurde danach damals geguckt. Nachbarn können bezeugen, dass ich in der Nacht in der Wohnung war? Gut, dann wäre er, oder sie eventuell nicht mehr ganz so unbekannt. Usw. und so fort. Und dann komme ich zum Schluß, dass es bestimmt noch anderer Beweise bedarf, als die Aussage eines möglichen Tatbeteiligten. Denn das wäre derjenige dann für mich. Andere Beweise wären Abhörungen der Stasi, dann gäbe es eventuell tatsächlich Beweise, das schrieb ich aber schon.


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Mordanklage nach 41 Jahren

27.04.2016 um 21:01
@oBARBIEoCUEo
Ich habe keinerlei Vorstellung, was für Infos das gewesen sein könnten.
Warten wir ab.


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Mordanklage nach 41 Jahren

27.04.2016 um 22:38
Das Ergebnis interessiert mich auch. Kann mir halt nicht vorstellen, dass das nach 40 Jahren so eindeutig ist. Vielleicht gibt es ja mal nähere Informationen. :-)


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 00:22
Mal eine andere Frage: Der anonyme Hinweis kam 2009. Heute, 7 Jahre später kommt es erst zur Anklage!? Wie kann es sein, dass so ein langer Abstand dazwischen liegt?


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 01:13
@marienkaefer
Vielleicht haben die Ermittlungsarbeiten so lang gedauert, ich meine nichts über die Gründe gelesen zu haben.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 08:38
Hier sind neue Infos. Die Mutter soll dem Kind Schlafmittel gegeben haben. Selbst die große Schwester belastet die Mutter.
Und der Anrufer konnte präzise Angaben machen über die Familienmitglieder und mögliche Zeugen!


http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2016/04/brandenburg-neuruppin-74-jaehrige-frau-wegen-kindstoetung-vor-gericht.html (Archiv-Version vom 28.04.2016)

Prozess vor dem Landgericht Neuruppin
- Wegen Kindsmord angeklagte 74-Jährige will schweigen
27.04.16 | 17:16 Uhr
Eine heute 74-jährige Frau aus Schwedt soll ihren Sohn umgebracht haben - vor über 41 Jahren. Der Junge war damals acht Jahre alt. Seit Mittwoch muss sich die Mutter wegen Mordes vor dem Landgericht Neuruppin verantworten. Nach DDR-Recht wäre der Fall lange verjährt, nur wegen einer Gesetzesänderung kann verhandelt werden. Von Lisa Steger
Die Angeklagte Erna F. ist bleich. Übernächtigt sieht sie aus und beim Sprechen schießen ihr die Tränen in die Augen. Der Richter fragt sie, wie es ihr geht. "Nicht gut", gibt sie zurück. Sie sei sehr aufgeregt. Erna F. will von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen, teilt ihr Anwalt mit. Auch zur Person sagt sie nichts.

Die Anklage wirft der ehemaligen Sekretärin aus Schwedt vor, sie habe ihrem Sohn in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1974 Schlafmittel gegeben. Anschließend soll sie ihn in die Küche getragen haben, "in die Nähe einer Kohlenmonoxid-Quelle des Herdes", so Staatsanwältin Anette Bargenda. Als Erna F. glaubte, der Junge habe schon eine tödliche Menge des Gases eingeatmet, soll sie ihn ins Kinderzimmer zurückgetragen haben, wo er starb.

Staatsanwaltschaft sieht Heimtücke: "Kind war ihr hinderlich"

Am nächsten Morgen verständigte sie selbst den Notarzt. Als Motiv sieht die Staatsanwaltschaft "finanzielle und private Probleme" der dreifachen, alleinerziehenden Mutter. Zudem sei sie mit der Erziehung des Sohnes überfordert gewesen und "das verhaltensauffällige Kind war ihr bei der Lebensplanung hinderlich." Der Vorwurf: Heimtückische Tötung, also Mord.

Angeklagte Erna F. und ihr Anwalt am Landgericht Neuruppin (Quelle: rbb/Lisa Steger)
Die Angeklagte und ihr Anwalt bei Gericht
In der DDR wurde der damals 8-Jährige obduziert. Die Kohlenmonoxid-Konzentration im Blut betrug 73 Prozent. Schon bei 63 Prozent tritt der Tod ein. Erna F. sprach von einem Unfall. Der Junge habe in der Nacht am Gashahn gespielt. Es gab damals kein Ermittlungsverfahren gegen Erna F., die nach dem Auszug ihres Ehemannes allein für die Tat in Betracht gekommen wäre.

Aus der DDR reiste sie 1987 - inzwischen geschieden - aus und nahm die jüngere der beiden Töchter mit. Die andere blieb in der DDR beim Vater und lebt heute in Königs Wusterhausen. Erna F. wohnt derzeit in Göttingen und reist zum Prozess nach Neuruppin. Sie ist auf freiem Fuß.

Wiedervereinigung macht Verfahren erst möglich

Nach DDR-Recht wäre die Tat - wenn es denn eine war - verjährt. Im sozialistischen Staat verjährte Mord nach 25 Jahren. Mit der Wiedervereinigung wurde allerdings festgelegt, dass Morde, die nach DDR-Recht am 30. September 1993 noch nicht verjährt waren, gar nicht mehr verjähren. Es wurde also die bundesrepublikanische Regelung übernommen.

Diese wird nun am Landgericht Neuruppin angewandt. Im August 2009 ging bei der Staatsanwaltschaft Hannover eine anonyme Anzeige gegen Erna F. ein. Adresse, alle Namen der Familienmitglieder und mögliche Zeugen wurden präzise aufgeführt, die Polizei ging der Sache nach. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) übernahm die Ermittlungen.

Der erste Zeuge im Prozess, ein Vernehmungsbeamter des Landeskriminalamtes, belastet Erna F. schwer. Der damalige Notarzt habe ihm gegenüber ausgesagt, er sei schon damals von einer Straftat ausgegangen. Das Kind habe vergiftet ausgesehen und die Erklärung der Mutter habe einfach nicht zu der Leiche passen wollen.

Die große Schwester des verstorbenen Jungen, die inzwischen 53 Jahre alt ist, berichtete dem Polizisten, dass sie und das andere Mädchen für die fragliche Nacht ins Elternzimmer umziehen mussten. Nur Mario sollte im Kinderzimmer bleiben. Das habe es vorher und nachher nicht gegeben. Und: Die Mädchen sollten im Elternschlafzimmer das Fenster aufsperren, was sonst streng verboten gewesen sei. Nach dem Tode Marios habe die Mutter ihre Tochter genau instruiert, was sie der Polizei über den Gasherd sagen solle. So fasst es der Polizist zusammen.

Spurensuche nach 41 Jahren

Der Notarzt von damals und die beiden Töchter der Angeklagten sollen an den nächsten Verhandlungstagen selbst aussagen, zudem ein Sicherheitsexperte des Energiekombinats Schwedt, der damals den Herd untersuchte. Als Zeugen geladen sind auch der Vater der älteren Tochter sowie eine Halbschwester der Angeklagten, hinzu kommen einige ihrer damaligen Kollegen.

Gerichtssprecherin Iris Le Claire betont, dass eine Verurteilung überhaupt nur dann in Betracht kommt, wenn die Kammer am Ende der Beweisaufnahme einen Mord für erwiesen hält. Denn ein Totschlag wäre auch nach den neuen Verjährungsregeln, die nach der Wiedervereinigung festgelegt wurden, verjährt. Sollte die Kammer Erna F. wegen Mordes verurteilen, so gilt für das Strafmaß wiederum DDR-Strafrecht. Ihr droht dann eine Strafe zwischen zehn Jahren und lebenslang. In der Bundesrepublik hingegen wird Mord in jedem Fall mit lebenslanger Haft bestraft.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 08:44
@oBARBIEoCUEo
Hier schwarz auf weiß: Ein Suizid ist ausgeschlossen. Der Junge hätte es mit der hohen Konzentration nicht mehr ins Bett geschafft, sondern bereits in der Küche tot umfallen müssen. Somit ist dies Theorie eindeutig wiederlegt.

http://www.bz-berlin.de/tatort/menschen-vor-gericht/mord-an-sohn-vor-41-jahren-mutter-bestreitet-die-tat


Würde Erna F. Licht in das Todes-Rätsel bringen? Diese Hoffnung zerschlug sich im Prozess um den Tod ihres kleinen Sohnes schnell.

Die Angeklagte Erna F. (l.) im Gericht mit ihrem Anwalt Uwe Furmanek (Foto: dpa)
Die Angeklagte Erna F. (l.) im Gericht mit ihrem Anwalt Uwe Furmanek (Foto: dpa)
Die Hoffnung, dass die Mutter nach 41 Jahren nun doch endlich das Todes-Rätsel um ihren vergifteten Sohn Mario (8) lösen würde, sie währte Mittwoch vor dem Landgericht Neuruppin nur zehn Minuten!

Erna F. (74) ließ über ihren Rechtsanwalt Uwe Furmanek direkt nach Verlesung der Mordanklage gegen sie mitteilen: „Nein, meine Mandantin bestreitet die Tat und wird sich auch nicht äußern.“

So hat sie es all die Jahre schon gehalten, seit in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1974 ihr kleiner Sohn Mario tot im Doppelstockbettchen in der Wohnung an der damaligen Ernst-Thälmann-(heute Berliner)Straße in Schwedt (Oder) von ihr gefunden wurde.

„Es war ein Unfall“, so hatte sie es in den Vernehmungen schon zu DDR-Zeiten bis heute immer wieder beteuert.

Zu DDR- Zeiten verliefen die Ermittlungen im Sande. Doch nach der Wende tauchte im August 2009 eine anonyme Strafanzeige auf – das Brandenburger Landeskriminalamt rollte den Fall noch einmal auf.

Erna F. bestritt die Tat, weitere Angaben will sie vor Gericht nicht machen (Foto: dpa)
Erna F. bestritt die Tat, weitere Angaben will sie vor Gericht nicht machen (Foto: dpa)
Die „Unfall“-Version von Erna wurde von dem leitenden Mordermittler in dem Fall Frank Schneider (50) Mittwoch vor Gericht vorgetragen: „Sie sagte uns, und damals auch schon den Ermittlern zu DDR-Zeiten, dass Mario den Herd selbst angemacht habe, dann habe er nachts vom Kuchen genascht, sei ins Bett gegangen und am Morgen habe sie ihn tot gefunden.“

Doch selbst damals stand auch schon fest: Der Junge starb an einer Gas-Vergiftung. Sein kleiner Körper wies eine Kohlenmonoxid-Konzentration von 73 Prozent auf! Eine unmittelbar tödliche Dosis!

„Der Notarzt vor Ort stellte damals fest, dass die Haut des Jungen rosa eingefärbt war. Ein sicheres Indiz für eine Vergiftung.“ Angeblich, so die Mutter, habe der Junge den Kuchen im Bett im Schlaf erbrochen und sei daran erstickt.

Der Mord-Kommissar: „Der Herd jedenfalls war nicht defekt, und der Junge hätte in der Küche schon tot umfallen müssen“, so LKA-Mann Schneider. Er ergänzt: „In sein Bett hätte er es nicht mehr zurückgeschafft.“

Staatsanwältin Anette Bargenda und auch die Mord-Ermittler beim Brandenburger Landeskriminalamt sind sicher: „Einen Suizid des Jungen und einen Unfall können wir mit Sicherheit ausschließen.“

Vorsitzender Richter Udo Lechtermann fragte nach: „Was heißt das?“

LKA-Ermittler Frank Schneider: „Da muss jemand nachgeholfen haben.“

Erna F. schüttelt bei dieser Aussage heftig mit dem Kopf, sonst folgt sich aufrecht sitzend und konzentriert der Aussage des Kommissars.

Die Ankläger glauben: Erna F. trug den schlafenden Mario aus dem Bett in die Küche, legte ihn vor den Gasherd und drehte den Hahn auf. Die beiden Geschwister Carmen ( damals 12) und Martina (damals vier) schliefen im Schlafzimmer der Mutter. Die Mutter selbst offenbar im Wohnzimmer auf der Couch. Bei geöffneten Fenstern.

In diesem Haus in Schwedt starb der kleine Junge im November 1974 (Foto: Jörg Bergmann)
In diesem Haus in Schwedt starb der kleine Junge im November 1974 (Foto: Jörg Bergmann)
Doch wo lag das Motiv für diesen grausamen Kinder-Mord? „Der Junge war schwer erziehbar, aufsässig und stand der Mutter im Weg. Sie hatte zahlreiche Männerbekanntschaften“, so der Ermittler. Erna F. war damals Chefsekretärin im Baumaschinenkombinat in Schwedt. Sie habe ein Verhältnis mit dessen Leiter und auch Abteilungsleitern gehabt. Ihr Mann Adolf F. (75) lebte zu der Zeit schon nicht mehr in der Wohnung.

Auf freiem Fuss ist Erna F. nur, weil sie trotz des Mordvorwurfs nicht geflüchtet ist. Sie sei der Tat aber „dringend verdächtig“, so der Ermittler.

Der Prozess wird Donnerstag fortgesetzt.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 08:46
Zitat von Nussknacker13Nussknacker13 schrieb:Die Anklage wirft der ehemaligen Sekretärin aus Schwedt vor, sie habe ihrem Sohn in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1974 Schlafmittel gegeben.
das hätte ein toxikologisches Gutachten ja zweifelsfrei belegen müssen.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 08:48
Wenn der Notarzt damals schon sagte, dass das Kind wohl vergiftet wurde und man von einem Tötungsdelikt ausging, warum wurde damals kein Prozess geführt?

Die Aussagen der Töchter finde ich auch gruselig. Sie sollten im Elternschlafzimmer schlafen. Das Fenster öffnen. Dies geschah nach der Tat nicht mehr und vor der Tat auch nicht.

Anscheinend brauchte es für die Angehörigen viele viele Jahre, um zu begreifen, was da tatsächlich passiert war. Wie verhält man sich nach so langer Zeit der Mutter gegenüber, die vermutlich den Bruder getötet hat? Ich bin schockiert. Aber sollte die Mutter ihren Jungen tatsächlich getötet haben, dann ist es gut, dass sie nach all den Jahren endlich vor Gericht steht.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 08:52
Was ich im folgenden Bericht nicht verstehe: Es war immer die Rede von einem anonymen Anrufer, hier steht nun es sei ein Brief gewesen??? Vielleicht war es die eigene Tochter, weil sie damit nicht mehr leben kann? Eine hat ja den Kontakt abgebrochen zur Mutter...


http://www.sueddeutsche.de/panorama/prozess-in-neuruppin-ein-ungeheures-verbrechen-1.2969839

27. April 2016, 18:55 Uhr
Prozess in Neuruppin
Frau steht 41 Jahre nach der Tat vor Gericht

Mordprozess - 42 Jahre danachBild vergrößern Sie zieht es vor, zu schweigen: Erna F., 74, am Mittwoch im Gerichtssaal in Neuruppin. (Foto: Bernd Settnik/dpa)
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Eine heute 74-Jährige soll in einer Novembernacht 1974 ihren achtjährigen Sohn vergast haben. Damals konnte ihr nichts nachgewiesen werden.

Von Thorsten Schmitz, Neuruppin
Erna F. wirkt verschreckt, als sie den Flur des Landgerichts Neuruppin betritt. Sie weicht keinen Millimeter von der Seite ihres Rechtsanwaltes. Die vielen Fotografen irritieren sie sichtlich. Als sie Platz nimmt, beginnt sie zu husten. Der vorsitzende Richter Udo Lechtermann legt eine erstaunliche Empathie an den Tag: "Wie geht es Ihnen denn heute? Sie sind sicher aufgeregt, kann ich verstehen." Ja, wie geht es der 74 Jahre alten Erna F., die laut Staatsanwaltschaft ein ungeheuerliches Verbrechen begangen haben soll?

Mit versteinertem Gesicht verlas am Mittwoch die Staatsanwältin die Anklage: F., die heute als geschiedene Rentnerin in Göttingen lebt und aus der ehemaligen DDR stammt, soll vor fast 41 Jahren ihren damals achtjährigen Sohn Mario vergast haben. In der Nacht vom 4. zum 5. November 1974 soll sie den Jungen mit Schlaftabletten in einen Tiefschlaf versetzt und vor Mitternacht in die Küche getragen haben. Dort habe sie den Gasherd aufgedreht und den Sohn das Gas inhalieren lassen, sie habe den bewusstlosen Sohn in sein Kinderzimmer zurückgetragen und gegen fünf Uhr den Notarzt verständigt. Der Notarzt, dessen Aussage für diesen Donnerstag erwartet wird, habe nur noch Marios Tod attestieren können. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Erna F. mit der Erziehung des Kindes überfordert war.

Nach DDR-Recht wäre die Tat verjährt. Nach Bundesrecht ist sie das nicht.
War das alles tatsächlich so? Wird man aus Überforderung heraus von der Mutter zur Mörderin? Viele Fragen wirft die Anklage auf, doch schon nach wenigen Minuten unterbricht der Richter die Verhandlung. Erna F. zieht es vor zu schweigen.

In der ehemaligen DDR verjährte Mord nach 25 Jahren, doch mit der Wiedervereinigung wurde das DDR-Strafrecht für ungültig erklärt. Nach bundesdeutschem Recht verjähren Straftaten nicht, die, wie von der Staatsanwaltschaft angeführt, den Tatbestand der Heimtücke erfüllen, und deshalb sitzt Erna F. nun in Neuruppin als Angeklagte.

Sie trägt eine rosafarbene Bluse, eine helle Sommerjeans, Ballerinas, das Haar hochgesteckt, zu ihren Füßen steht eine knallrote Tasche aus künstlichem Krokoleder. Immer wieder wandern die Blicke von Richtern und Schöffen zu der Frau, die ihren Sohn getötet haben soll. Hat sie?

Tatsache ist, dass Mario an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben ist, das besagen die Obduktionsprotokolle, aus denen im Prozess zitiert wird. Ermittlungen damals hatten allerdings keine stichhaltigen Beweise ergeben, dass der Junge von seiner Mutter vergast worden sein könnte. Im August 2009 dann erhielt die Staatsanwaltschaft Hannover einen Brief von einem anonymen Schreiber: Warum die Polizei den "grausamen Mord" an Mario F. nicht verfolge und Erna F. frei herumlaufen dürfe? Bis heute ist unklar, wer der Verfasser dieses Briefes war. Ein Beamter des Landeskriminalamtes Eberswalde jedenfalls nahm danach die Ermittlungen auf.

Nach dem Tod ihres Sohnes soll sie "seltsam emotionslos" gewesen sein
Am Mittwoch im Gerichtssaal in Neuruppin tritt er als erster Zeuge auf. Stundenlang ist der Mann im Zeugenstand, er rekonstruiert geduldig und ausführlich seine Ermittlungen und berichtet von den Gesprächen, die er unter anderem mit den wechselnden Ehemännern der Angeklagten geführt hat. Es ging dabei auch um Details im Privatleben von Erna F., mitunter verstörende Details.

In allen Vernehmungen sei ausgesagt worden, dass F. häufig Männerbesuche empfangen habe, sagt der Beamte. Ein Nachbarpaar - das bis heute in dem Plattenbau lebt, in dem Mario vergast worden sein soll - habe berichtet, dass alle drei Kinder von Erna F. nachmittags öfter aus der Wohnung geschickt worden seien, gelegentlich hätten sie bei den Nachbarn geklingelt und um Getränke und Essen gebeten. F.s früherer Abteilungsleiter, der eine Affäre mit ihr zugab, habe in der Vernehmung erzählt, er habe sich gewundert, wie "seltsam emotionslos" sie sich gezeigt habe in den Tagen nach Marios Tod.

Auch der Arzt, der bis vor Kurzem noch im Krankenhaus in Schwedt gearbeitet und Mario damals als Notarzt als Erster in Augenschein genommen hat, habe sich verwundert ausgedrückt angesichts der Erklärung der Mutter, wie Mario zu Tode gekommen sei. Damals hatte Erna F. erklärt, Mario habe nachts am Gasherd herumgespielt, nachdem er mitten in der Nacht Kuchen genascht habe. Er sei dann an Erbrochenem erstickt.

Warum sollte der Sohn durch das Gas sterben, die Mutter aber nicht?
Schon damals war F.s Aussage allerdings rätselhaft, denn: Warum wäre Mario durch das Gas vergiftet worden, Erna F. dagegen und ihre beiden Töchter, die zur Tatzeit in der Schwedter Plattenbauwohnung waren, dagegen nicht? Warum soll Mario in der Todesnacht überhaupt im Wohnzimmer geschlafen haben, die beiden Schwestern aber im Schlafzimmer der Mutter, wie F. angab?

In ihrer Vernehmung hatte Erna F., eine gelernte Fleischerin, auch über ihre Auffassung zu Erziehung allgemein gesprochen: Schläge als Strafe seien notwendiger Teil davon, "so muss das sein", habe sie gesagt. Mario sei ein wildes Kind gewesen, er habe zu Hause mit Streichhölzern eine Matratze angekokelt und sei öfter von der Schule abgehauen.

Kurz nach Marios Tod zog die Angeklagte mit ihrem Abteilungsleiter in eine neue Wohnung in Schwedt, die jüngere Tochter nahm sie mit, die ältere setzte sie in einen Zug zum Vater, der darüber ziemlich baff gewesen sein soll. Vor Gericht spricht der Vater vorerst nicht, dafür aber in der lokalen Ausgabe der Bild-Zeitung. Der Mann, der heute in Angermünde lebt, sagt da über seine geschiedene Frau: "Erna war ein Teufel in Menschengestalt." Erna F. selbst zitiert das Blatt, die es vor ihrem Wohnhaus in Göttingen zur Rede gestellt haben will, dass Marios Tod ein "Unfall" gewesen sei.

Diesen Donnerstag wird außer dem Notarzt auch ein Mitarbeiter der DDR-Stadtgaswerke aussagen. Später in diesem Prozess, der zunächst für vier Verhandlungstage angesetzt ist und Mitte Mai fortgesetzt wird, werden auch die beiden Töchter der Angeklagten erscheinen; eine der beiden hat den Kontakt zur Mutter abgebrochen. Ob Erna F. dann ihr Schweigen brechen wird, ist ungewiss.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 09:06
Ich kann mir auch vorstellen, dass die älteste Tochter den Brief verfasst hat.
Wie muss man sich als Kind fühlen, wenn der Bruder stirbt und man wird in einen Zug gesetzt, um zum Vater zu fahren und dort wohnen zu sollen. Sie war zwar Kind, aber wohl schon alt genug, um einiges mit zu bekommen. Ich denke, im Erwachsenenalter hatte sie immer wieder Probleme, dass Geschehene, zu verarbeiten. Der letzte Schritt war dann evtl., die Mutter anzuzeigen. Falls sie die Schreiberin des Briefes ist.

Zu der Frage, warum tötet eine Mutter den Sohn und nicht die Töchter. Der Sohn war wohl unbequem, in ihren Augen. Er war wild, hörte schlecht und nervte sie. Die Töchter werden wohl gekuscht haben und das gemacht haben, was sie wollte. Sie sollten den Nachmittag draußen bleiben und nciht klingeln. Also machten die Töchter dies. Der Sohn wird wohl eher rebelliert haben und vielleicht doch geklingelt haben oder unbequeme Fragen gestellt haben. So könnte es gekommen sein, dass sie den Sohn los werden wollte.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 09:15
Vielleicht hat die Tochter mittlerweile selbst Kinder (Sohn?) und dadurch kam alles wieder hoch? Ich kann mir vorstellen, dass dieses Wissen äußerst belastend für das ganze Leben sein muss. Dann die Wut (ich hätte heute einen älteren Bruder; warum wurde die Mutter nie bestraft). Möglich wäre es...

@Feelee
Zu der einen Tochter kann sie aber auch kein tolles Verhältnis gehabt haben, wenn sie sie in einen Zug gesetzt hat und zum Vater abschob. Ich denke, es wäre auffällig gewesen, wenn in dieser Nacht mehrere Kinder durch diesen "Unfall" gestorben wären.

Bin mal gespannt, was der damalige Notarzt heute aussagt. Zumindest warum er damals keine Meldung abgegeben hat als ihm die Sache merkwürdig vorkam...


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 09:22
Hier auch noch eine interessante Passage aus der Morgenpost:
[...]Auffällig an diesem Gutachten war, dass das Blut des verstorbenen Kindes einen Kohlenmonoxidgehalt von 73 Prozent aufwies. "Es stellte sich die Frage, wie in das Kinderzimmer, in dem die Leiche des Jungen gefunden wurde, eine derart hohe Konzentration an Kohlenmonoxid gelangen konnte", sagt Franko O. Recherchen der Mordkommission hätten ergeben, dass ein Mensch schon bei einem Kohlenmonoxidgehalt von 30 bis 35 Prozent ohnmächtig wird. Und dass er sich, um derart viel Kohlenmonoxid einzuatmen, mit seinem Gesicht ganz nahe an der Gasquelle befinden muss.[...]
http://www.morgenpost.de/brandenburg/article207478691/Ein-heimtueckischer-Mord-Mutter-soll-Sohn-vergiftet-haben.html


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 09:26
Hier Näheres über das Schreiben (ich kopiere jetzt nur einen Teil des Artikels, den Rest kennen wir ja...)

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/prozess-erna-f--soll-ihren-eigenen-sohn-mit-gas-ermordet-haben-23965674 (Archiv-Version vom 01.05.2016)

Neuruppin -
„Erna F. hat ihren eigenen Sohn Mario mit Gas ermordet. Warum wurde die Frau für ihre grausame Tat nie zur Verantwortung gezogen?“, stand auf dem halben DIN-A–4-Blatt. Mit den maschinengeschriebenen Zeilen, die im August 2009 bei der Staatsanwaltschaft eingegangen war, behauptete der anonyme Verfasser zudem, dass Erna F. eine geldgierige Mutter gewesen sei. Ihr Sohn sei ihr im Wege gewesen.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 09:29
Obwohl @Nussknacker13, ich finde es eher auffällig, dass der unbeliebte Sohn verstarb und die Mädchen nicht. Gerade mit dem Gas hätte sie "prima" weitere Tote haben können.


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Mordanklage nach 41 Jahren

28.04.2016 um 09:30
@Feelee
Dazu müsste man aber alle drei vorher betäuben (Schlafmittel), um sie vor den Herd zu kriegen. Und das wäre auffällig gewesen.


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28.04.2016 um 09:30
@E_M
Und ich stelle mir die Frage, ob bei solch hohen Konzentrationen nicht alle in der Wohnung eine Vergiftung erlitten hätten.


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28.04.2016 um 09:36
Hier steht es übrigens: Die Ermittler glauben auch dass der Hinweis von der älteren Tochter kommen könnte...

http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1478009/

Erst nach einem anonymen Schreiben, das Anfang August 2009 bei der Staatsanwaltschaft Hannover eingeht, gerät Erna F. in den Fokus der Ermittler. Sie, die geldgierige Mutter, habe ihren Sohn Mario heimtückisch umgebracht, steht auf dem DIN A4-Blatt. Wer die Staatsanwaltschaft mit der Nase auf den mysteriösen Tod von Mario gestoßen hat, ist nicht bekannt. Die Ermittler vermuten die ältere der beiden Schwestern von Mario F. hinter dem Brief. Carmen war zum Tatzeitpunkt zwölf Jahre alt und wurde zwei Jahre später quasi über Nacht von Erna F. zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben. Bis heute hat sie keinen Kontakt zu ihrer Mutter, die 1974 von ihrem zweiten Ehemann getrennt allein mit den drei Kindern in der Wohnung lebt.


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