Hallo @all,

ich finde folgenden Fall sehr interessant und habe gesehen, dass hier im Forum kein eigener Thread dazu existiert.
Daher hoffe ich, dass es in Ordnung ist, einen neuen, eigenen Thread dazu zu erstellen, auch wenn bereits andernorts immer wieder darüber diskutiert wurde.

Unter folgendem Link wurden die Ereignisse sehr gut zusammengefasst, daher habe ich mich entschieden diesen zu nutzen - ich hoffe das verstößt nicht gegen die Forenregeln.

Was ich an dem Fall besonders interessant finde ist, dass es offensichtlich Spuren in Richtung des NSU Mittäter Uwe Böhnhardt gibt und ja auch bei der Leiche von Peggy Knobloch DNS Spuren gefunden wurden, die Böhnhardt zugeordnet wurden.
Deshalb stellt sich mir die Frage, ob er mit diesen beiden Verbrechen tatsächlich etwas zu tun hat, vielleicht sogar weitere dieser Art begangen hat, oder ob es wirklich nur "Verunreinigungen" wie angeblich im Fall Peggy bzw. Zufälle waren.
Natürlich könnte man auch spekulieren, dass man ihm im Nachhinein die Taten anhängen wollte nach dem Motto "Ein Toter, der sich nicht mehr wehren kann ist ein günstiger Sündenbock", wobei ich persönlich an letzteres nicht glaube, da es mir zu viele Zufälle sind.

Mich würde interessieren, was du hr meint und hoffe auf eine interessante Diskussion.

Liebe Grüße,

DarkKiwi

P. S. Sollte mir ein Fehler unterlaufen sein, bitte ich um Nachsicht, da ich noch recht neu hier bin und werde natürlich versuchen diese ggf. zu korrigieren, wenn ihr mich darauf hinweist.
Danke!

Der Fall bei Aktenzeichen xy ungelöst

Die Urheberrechte des folgenden Textes liegen beim Ersteller "Nopegida" (s. Link)

NOPEGIDA
Link zum gesamten Beitrag

Juni/Juli 1993. Er hat mit Mitschülern und Lehrern Ärger.

6. Juli 1993. Bernd kommt nach der Schule nicht mehr nach Hause. An diesem Tag trägt er eine blaue Strickjacke und Jeans. Sein Schulranzen steht vor der Haustür. Er selbst streift durch die Stadt.
Eine Schulfreundin trifft Bernd und sagt ihm dass er gesucht wird. Der Junge geht trotzdem nicht nach Hause.

6. Juli 1993, ca. 21:30 Uhr. Bernd steigt in einen Bus und fährt raus aus der Stadt, nach Jena-Lobeda, in eine Hochhausgegend. Hier wohnen seine Großeltern. Im Bus kommt der Junge mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch. Was er denn so spät allein hier mache, fragen sie. Bernd klagt über die Schule. Er antwortet aber, sie müssten sich nicht sorgen. Dann steigt er aus und läuft zu dem Hochhaus seiner Großeltern.
Seine Eltern fahren zu der Zeit bereits verzweifelt durch die Stadt, auf der Suche nach ihrem Sohn. Die Polizei ist ebenfalls unterwegs. Mit dabei hat sie Fotos von Bernd. Ein ernst dreinschauender Junge mit kurzen, braunen Haaren ist darauf zu sehen.

18. Juli 1993. Spielende Kinder finden den Leichnam von Bernd unweit des Hochhauses seiner Großeltern, in einem Gebüsch an der Saale. Die Polizei spricht von einem „gewaltsamen Tod“. Die Gerichtsmediziner stellen später fest, dass er mit einem Draht erwürgt wurde. Ganz in der Nähe der Leiche von Bernd liegt ein weißer Außenbordmotor für ein Boot.

Lokalzeitungen berichten über Hinweise auf sexuellen Missbrauch. Ein Abstrich aus der Genito-/Analregion sowie aus dem oralen Bereich wird jedoch nicht vorgenommen. Ein Eindringen in den Afterbereich … wird nicht untersucht.“

Zudem werden kaum Fotos vom Fundort und „kein Faserverteilungsbild der Bekleidung des Opfers“. gemacht. Später heißt es: „DNA-Auswertung nicht abgeschlossen.“ Beamte beschweren sich später intern über die unvollständigen Ermittlungen.

Juli 1993. Der Bootsmotor gehört zu einem kleinem Ruderboot, das lange Zeit 500 Meter stromaufwärts vom Tatort lag. Das Boot gehört dem 17-jährigen Enrico T., einem Kumpel von Uwe Böhnhardt, der später Mitglied des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) wird. Die beiden kennen sich von der Schule, fahren zusammen Moped. T. geht ebenso wie Böhnhardt auf Diebestouren, einmal soll er mit einem Bagger in eine Bankfiliale gefahren sein. Nun gerät Enrico T. plötzlich unter einen schweren Verdacht: Er könnte der Mörder von Bernd Beckmann sein.
Enrico T. wird daraufhin vernommen, er weist den Verdacht von sich, hat jedoch kein Alibi. Er erklärt, dass er zum Zeitpunkt des Mordes 200 Meter entfernt in seiner Garage gewesen sei. Das Boot und der Motor seien ihm bereits zuvor geklaut worden. Er habe keine Ahnung, wie der Motor an den Leichenfundort kam.
Ein Draht der gleichen Machart wie derjenige, mit dem Bernd Beckmann ermordet wurde, wird auch in T.s Wohnung gefunden. Noch Jahre nach dem Mord halten die Ermittler deshalb den jungen Mann aus Jena-Lobeda für dringend tatverdächtig. Zudem belastet ein weiterer Zeuge T. schwer: T. habe ihm gegenüber den Mord an einem Kind zugegeben. Die Polizei hält den Zeugen für glaubhaft und schlussfolgert: „Die wesentlichen Spuren sind alle in Bezug zum Verdächtigen, Herrn T., zu bringen.“
Trotz allem versandet die Spur. Die zuständige Staatsanwaltschaft entscheidet sich vielmehr dafür, intensiv gegen einen Mann zu ermitteln, der wegen mehrerer Sexualdelikte vorbestraft ist und in Tatortnähe gearbeitet hat. Er wird zeitweise abgehört und durch das Mobile Einsatzkommando observiert. Allerdings wissen die Ermittler, dass er ein Alibi hat.
Die Ermittler weiten die Fahndung aus. Taucher steigen in die Saale, über eine Talsperre wird der Wasserspiegel abgesenkt, um nach dem weiter verschollenen Boot zu suchen.
Auf einem Spielplatz, in einem "Hexenhaus", finden Kinder den Schlüsselbund von Bernd.

1994. Böhnhardt hat kein Alibi für die Tat. Es wird als konkrete Spur in dem Fall bearbeitet. Die Polizei nimmt ihm Haarproben ab, um sie mit DNA-Spuren am Fundort der Kindesleiche abzugleichen.

April 1994. Die Polizei verhört den 16-jährigen Uwe Böhnhardt, der erst vor wenigen Monaten aus dem Knast entlassen wurde.
Er hat mehrere Monate in Untersuchungshaft gesessen. Unter anderem hat er einen Jungen schwer misshandelt und Geld von ihm erpresst. In der Haft hat Böhnhardt einen Mithäftling gefoltert, unter anderem heißes Plastik auf seinen Rücken tropfen lassen. Das aber wissen die Polizisten nicht, die ihn in der Mordsache Beckmann verhören. Sie gewinnen vielmehr einen positiven Eindruck von Böhnhardt und notieren: Der Zeuge erkläre, nur aus Dummheit in die Straftaten anderer hineingezogen worden zu sein.
Seiner Erscheinung nach – Springerstiefel, Bomberjacke – sei Böhnhardt zwar rechts einzuordnen; inzwischen trage er die Haare aber länger, zum Scheitel gekämmt. Ein in sich ruhender 16-jähriger Ex-Krimineller: „Auch nach der Erläuterung des Hintergrundes der Entnahme von Körperhaaren blieb Böhnhardt ruhig.“ Die Polizisten schlossen nach „subjektiver Einschätzung“ eine Täterschaft aus: „Es wird vorgeschlagen, die Spur Böhnhardt abzulegen.“ Der blieb, so schrieben die Beamten, „bei allen ihn konfrontierenden Fragestellen“ gelassen – „dies auch im Bewusstsein, kein Alibi zu haben“. Denn er konnte auch mit „Hilfestellungen“ keine Angaben zu einem Alibi machen.

2006. Es finden noch einmal Razzien in Jena und Berlin statt. Die Polizei hat am Ende 4.000 Personen überprüft, ob sie etwas mit dem Mord zu tun haben.

4. November 2011. Der Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) fliegt auf. Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos begehen mutmaßlich Selbstmord.

April 2012. Enrico T. bekommt, nachdem der NSU aufgeflogen ist, Besuch vom Bundeskriminalamt (BKA). Die Ermittler möchten wissen, ob es stimmt, dass er daran beteiligt war, dem NSU-Trio ihre Mordwaffe zu liefern, die Ceska-83. T. bestreitet das. Die Waffe hat ein Schweizer Staatsbürger, Hans-Ulrich Müller, 1996 in seinem Heimatland besorgt, samt Schalldämpfer.
Ganz am Ende der Vernehmung sagt er aber, er wolle „noch etwas ergänzen“. Und zwar zur Sache mit dem Mord an Bernd B., dessen er fälschlich verdächtigt worden sei. „Nachdem ich von den Taten des Trios in der Presse erfahren habe, vermute ich, dass der Uwe Böhnhardt etwas damit zu tun hat“, sagt T. plötzlich. Dieser habe gewusst, wo das Boot damals lag. „Es kann also sein, dass der mir etwas in die Schuhe schieben wollte, weil wir uns irgendwann nicht mehr so gut verstanden haben.“ [...]

[...] der Fall Bernd Beckmann wird wieder aufgenommen. Hier arbeitet eine 15 Mann starke Soko. Alle Akten werden noch einmal durchgegangen. DNA-Spuren abgeglichen.