Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

Sojus73 schrieb:So sollte es idealerweise sein. Ist es aber in der Regel nicht - behaupte ich.

Mag dein Eindruck sein.
Aber dass Anwälte Dinge ermitteln, die gegen ihre Mandanten sprechen, das wirst du jetzt auch nicht behaupten wollen, oder? Also hat das Sagen bei den Ermittlungen die StA und das kann kein Anwalt für sich beanspruchen.

emz schrieb:Also hat das Sagen bei den Ermittlungen die StA und das kann kein Anwalt für sich beanspruchen.

Ich glaube wir missverstehen uns nur: Ich glaube die Anwälte versuchen die Deutungshoheit für ihre Mandanten in dem Sinne aufrecht zu erhalten, dass diese:

- zum Teil gar nicht oder nur sehr wenig beteiligt waren
- nicht so beteiligt waren, wie es von der Staatsanwaltschaft / der Polizei direkt nach der Tat dargestellt wurde.

Thats all. Hat man ja auch sehr schön gesehen, wie dieses Taxi-Video aufgetaucht ist. Das wurde ja sofort von den Anwälten in dem Sinne verwendet, dass gesagt wurde: Es kann nicht so gewesen sein, wie die Staatsanwaltschaft und die Ermittlungsbehörden es gleich nach der Tat dargestellt haben. Das meine ich.

Sojus73 schrieb:- nicht so beteiligt waren, wie es von der Staatsanwaltschaft / der Polizei direkt nach der Tat dargestellt wurde.

Entscheidend ist das doch erst, wenn die Ermittlungen abgeschlossen und die Anklage fertiggestellt wurde.
Bis dahin bestimmt aber die StA und darum geht es. Und sie ist nicht der Lieferservice für die Anwälte, deren Wünsche sie zu erfüllen hat.

emz schrieb:Entscheidend ist das doch erst, wenn die Ermittlungen abgeschlossen und die Anklage fertiggestellt wurde.
Bis dahin bestimmt aber die StA und darum geht es. Und sie ist nicht der Lieferservice für die Anwälte, deren Wünsche sie zu erfüllen hat.

Rein formal natürlich. Aber es ist doch auch verständlich dass man lieber nicht für eine längere Zeit als Totschläger gilt bis dann gerichtlich eventuell nach 1 Jahr festgestellt wird, dass man gar nicht oder nur sehr wenig beteiligt war. Wenn man das im Vorfeld "abbiegen kann" / "relativieren kann" würde ich zumindest alles daran setzen dies zu tun und meinen Anwalt auch entsprechend instruieren.

emz schrieb:Entscheidend ist das doch erst, wenn die Ermittlungen abgeschlossen und die Anklage fertiggestellt wurde.

Richtig. Und für diesen Fall ist § 147 Abs. 1 StPO gedacht.

Das Gericht bekommt nicht sämtliche Ermittlungsakten samt Spurenakten zu sehen, warum auch. Wenn die StA zehn verschiedene Tatverdächtige hatte, aber letztlich nur einen davon anklagt und das Ermittlungsverfahren gegen die anderen neun einstellt, kriegt das Gericht die Ermittlungsakten betreffend die nicht angeklagten neun im Regelfall überhaupt nicht zu sehen, warum auch.

Das Gericht befasst sich nur mit denen, die am Ende wirklich angeklagt sind. Und für diese Angeklagten bzw. deren Verteidiger ist § 147 Abs. 1 StPO gedacht. Dieser Verteidiger soll Einsicht in alles haben, was die StA mit der Anklage dem Gericht vorlegt.

Weshalb die meisten Verteidiger ja auch erst Akteneinsicht wollen, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind und alles auf dem Tisch liegt, was die StA hat.

Sojus73 schrieb:würde ich zumindest alles daran setzen dies zu tun und meinen Anwalt auch entsprechend instruieren.

Und dann instruiert man seinen Anwalt, sich das Video schicken zu lassen und nicht selbst zur Polizei zu gehen, um sich dort das Video selbst anzusehen ...
Sorry, aber das kann ich nicht nachvollziehen.

emz schrieb:Und dann instruiert man seinen Anwalt, sich das Video schicken zu lassen und nicht selbst zur Polizei zu gehen, um sich dort das Video selbst anzusehen ...
Sorry, aber das kann ich nicht nachvollziehen.

Ich schon :-). Durch diesen ganzen Medienwirbel sieht es nämlich jetzt für manche (nicht für mich) so aus, als hätte die Staatsanwaltschaft bzw. die Ermittlungsbehörden etwas zu verheimlichen. Das haben die Anwälte "gut" hinbekommen...

Andante schrieb:Weshalb die meisten Verteidiger ja auch erst Akteneinsicht wollen, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind und alles auf dem Tisch liegt, was die StA hat.

Ausnahme: Der Beschuldigte ist in U-Haft, wie hier. Dann ist es natürlich anzuraten, dass der Verteidiger bereits am Anfang des Ermittlungsverfahrens Einsicht nimmt, soweit das Gesetz ihm das gestattet.

Sojus73 schrieb:Durch diesen ganzen Medienwirbel sieht es nämlich jetzt für manche (nicht für mich) so aus, als hätte die Staatsanwaltschaft bzw. die Ermittlungsbehörden etwas zu verheimlichen. Das haben die Anwälte "gut" hinbekommen...

Ja natürlich ist das so beabsichtigt. Litigation-PR, wie sie immer mehr zunimmt....

Sojus73 schrieb:Durch diesen ganzen Medienwirbel sieht es nämlich jetzt für manche (nicht für mich) so aus, als hätte die Staatsanwaltschaft bzw. die Ermittlungsbehörden etwas zu verheimlichen. Das haben die Anwälte "gut" hinbekommen...

Bei Leuten, die keine Ahnung haben, mag das zutreffen.
Ich frag mich nur immer, warum macht man das? Aus Gründen des Behördenbashings?
Einen Richter wird das nämlich nicht beeindrucken.

emz schrieb:Ich frag mich nur immer, warum macht man das? Aus Gründen des Behördenbashings?
Einen Richter wird das nämlich nicht beeindrucken.

Es geht den Anwälten hier vermutlich weniger um die Deutungshoheit betreffend die Anklage. Da ist ja noch überhaupt nicht absehbar, wen die StA weshalb wann anklagen wird. Die Ermittlungsakten dürften dazu im Moment auch noch gar nicht viel hergeben.

Es geht hier und jetzt den Anwälten wohl darum, die Beschuldigten zunächst aus der U-Haft zu bekommen. Das OLG München hat sich, wie wir wissen, dazu von Vorwürfen aus Richtung der Anwälte bisher nicht beeindrucken lassen. Ich bezweifle, dass die obersten Richter in Karlsruhe hasenfüßiger sind. Aber vielleicht fällt einem Anwalt ja etwas Zugkräftiges zur Begründung der Verfassungsbeschwerde ein, wenn er die Videos gesehen hat.....

Andante schrieb:Es geht den Anwälten hier vermutlich weniger um die Deutungshoheit betreffend die Anklage. Da ist ja noch überhaupt nicht absehbar, wen die StA weshalb wann anklagen wird. Die Ermittlungsakten dürften dazu im Moment auch noch gar nicht viel hergeben.

Meiner Meinung nach muss es gar nicht unbedingt etwas mit der juristischen Würdigung bzw. dem Verfahren an sich zu tun haben. Es könnte auch einfach um die öffentliche Wirkung / Meinung gehen: Je länger ich als möglicher Totschläger gelte, desto unschöner für mich. Wenn ich oder meine Anwälte das im Vorfeld eines Prozesses "relativieren" / "in Frage stellen" können, um so besser stehe ich da - unabhänig vom Ausgang des Prozesses oder einer definitiven Anklage / Nichtanklage.

Sojus73 schrieb:Je länger ich als möglicher Totschläger gelte, desto unschöner für mich

für zu Unrecht erlittene U-Haft gibt es Geld vom Staat als Entschädigung.
das kann auch ganz nett sein

ich bin aber grundsätzl der Meinung, U Haft und Haft nur in begründeten Fällen und nicht zum Spaß.

Seidenraupe schrieb:ich bin aber grundsätzl der Meinung, U Haft und Haft nur in begründeten Fällen und nicht zum Spaß.

Damit sie nicht "zum Spaß" angeordnet wird, gibt es ja § 112 StPO.

Im übtigen sind U-Haftanstalten sehr teuer, weil jedem U-Häftling nach der Rechtsprechung des EuGH eine gar nicht mal so schlechte Ausstattung zusteht. Landesfinanzminister möchten dafür nicht mehr Geld ausgeben als dringend nötig, daher ist zahlreiche Belegung aus dieser Sicht nicht unbedingt erwünscht.

Seidenraupe schrieb:für zu Unrecht erlittene U-Haft gibt es Geld vom Staat als Entschädigung.
das kann auch ganz nett sein

Wie mans nimmt, ein Mann hatte für 5 Jahre U-Haft 22.800€ Entschädigung erhalten.
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lg-koeln-5o24817-entschaedigung-untersuchungshaft-verurteilung-mord-keine-amtshaftung/

"Ganz nett" würde ich da ganz andere Preisklassen betrachten. Aber nicht diese 22.800€. ;)

Wenn es interessiert, hier mal ein bisschen dazu, wie es in einer hamburgischen Untersuchungshaftanstalt aussieht, mit was für Beschwerden der Häftlinge sich die Anstaltsleitung bzw. Gerichte auseinandersetzen müssen etc.

https://www.buergerschaft-hh.de/ParlDok/dokument/61068/haftbedingungen-in-der-untersuchungshaftanstalt-holstenglacis-und-der-jva-billwerder.pdf

@Andante

Also allein was "bei angemessenem Tageslicht lesen können" und "Fenstervergrößerung" können US Gefangene in US Haftanstalten nur träumen

@peterlee

Natürlich ist Untersuchungshaft in Deutschland kein Zuckerschlecken und kein Aufenthalt im 5-Sterne-Hotel. Aber man kann bei Unterbringung regelmäßig im Einzelzimmer mit eigener Toilette und Waschbecken, bei ärztlicher Betreuung, Rücksicht auf Ernährungswünsche und vor allem bei dem Angebot an sozialpsychologischen Betreuungsmaßnahmen, Gesprächsgruppen, Arbeits- und Sportmöglichkeiten nun auch nicht gerade sagen, dass man in U-Haft bei Wasser und Brot im finsteren Kerker schmachtet. Es gibt aber immer wieder Leute, die so was glauben oder glauben zu machen versuchen.

So mancher U-Häftling hat in der Haft womöglich erstmals Bedingungen, die er "draußen" nicht hatte.

Andante schrieb:So mancher U-Häftling hat in der Haft womöglich erstmals Bedingungen, die er "draußen" nicht hatte.

Sicher, es ist ja Haft.
Und wer hat daheim schon sein Klo neben dem Bett und gleich das Waschbecken im Schlafzimmer/Kinderzimmer/Wohnzimmer/Bad/...(alles in einem)
Dazu so Dinge wie Zeitungen oder Bücher. Ganz wichtig in der heutigen Zeit.
Essen darf man evtl. wählen zwischen Halal, vegetarisch und vielleicht gibts noch was drittes? Aber es gibt dann doch nicht das auf was man lust hat.

Im ernst, wer außer vielleicht Obdachlose, oder daheim völlig verwahrloste Menschen haben es in der U-Haft "besser" als draußen? Vorallem im Bezug zu den mutmaßlichen Tätern hier.

Einzig die Betreuung ist wohl wirklich besser, aber ob dies so empfunden wird, ist fraglich.

@Bone02943


Hinsichtlich Jugendknast habe ich mal gelesen haben viele dort zum ersten Mal einen geregelten Tagesablauf