Kathrin Jarosch - vermisst seit 1989 - vermutlich ermordet

@alle
Ich weiß nicht, wie es euch geht: Ich finde es aufällig, dass die Mutter auch einem (ungeklärten?) Tötungsverbrechen zum Opfer gefallen ist? Deshalb sei Kathrin bei der Oma auf dem Hof aufgewachsen. Gleich zwei solcher Fälle in einer Familie? Und das in der offiziell "krimilaitätsbereinigten" DDR? An so einem markaberen Zufall lässt sich kaum glauben. Vllt hatte es jemand auf die Familie abgesehen u. gehen beide Taten auf das Konto eines Täters?

@inextenso
Ist das denn Fakt oder künstlerische Freiheit?

causa_y_efecto schrieb:Nun handelt es sich um ein Buch, die Namen sind geändert etc. , ich kann also nicht sagen wie korrekt diese Angaben sind.

sooma schrieb:Ist das denn Fakt oder künstlerische Freiheit?

Dieses Buch scheint mir ziemlich frei im Umgang mit der bekannten Faktenlage geschrieben zu sein.

causa_y_efecto schrieb:Der Neid von Kathrin Kolloch

Das hier hat ein Privatermittler verfasst, welcher 1997 von Kathrins Vater mit der Suche beauftragt wurde. Er arbeitete bis 1992 als Kriminalist, hat also eine entsprechende fachliche Ausbildung und beruflichen Hintergrund. Man weiß nun nicht, welche und wie viele Informationen in dieses Buch eingeflossen sind? Könnte mir aber vorstellen, dass es sich lohnt, da mal reinzulesen.

causa_y_efecto schrieb:„Verschwunden“ von Günter Rohwedel

inextenso schrieb:ch finde es aufällig, dass die Mutter auch einem (ungeklärten?) Tötungsverbrechen zum Opfer gefallen ist?

So wurde es ja nicht gesagt. Die Formulierung war:

Ihr Vater hatte sie in die Obhut seiner Mutter gegeben, nachdem Stefanies Mutter zehn Jahre zuvor auf mysteriöse Art und Weise ums Leben kam.

Es könnte sich da auch um einen Unfall , Suizid oder sogar einen natürlichen Tod handeln. Die Umstände werden hier ja leider nicht näher beschrieben. Ich weiß natürlich nicht, was wirklich passiert ist, glaube aber schon, dass zumindest der Tod der Mutter ca 10 Jahre zuvor der Realität entspricht. Ein so früher Tod ist auf jeden Fall ungewöhnlich und kann schon deshalb schnell Fragen aufwerfen.

Über den Vater wissen wir ja auch kaum etwas. Er gab die Tochter zur Oma und bemühte sich später sehr um die Aufklärung des Falles.
In dem Buch von Günter Rohwedel ging es wohl viel um Stasi und deren Einmischung in die Polizeiarbeit.
Ich weiß nicht.. Ich habe damals im heutigen Kreis Ludwigslust-Parchim gewohnt (aber war noch nie in der Ecke um Lübz ) und wir hatten auch die SVZ abonniert, aber ich habe von dem Fall damals gar nichts mitbekommen. Grundsätzlich konnte man damals ja nie wissen, warum die Stasi meinte sich irgendwo einmischen zu müssen, aber generell wurde damals eigentlich alles getan um einen Mordfall an einem Kind aufzuklären. Es wurde wahrscheinlich nicht in der ganzen DDR darüber berichtet, regional wurde das aber eigentlich schon gemacht (Die Volkspolizei bittet um Mithilfe...).

Oh sorry, dann habe ich die Informationen falsch interpretiert. Danke fürs Richtigstellen. Wobei ich die Formulierung

causa_y_efecto schrieb: zehn Jahre zuvor auf mysteriöse Art und Weise ums Leben kam

auch nicht besonders vertrauenerweckend finde. Wie Du richtig sagst, kann damit alles mögliche gemeint sein. Auch ein Verbrechen scheint nicht ausgeschlossen.

causa_y_efecto schrieb:Grundsätzlich konnte man damals ja nie wissen, warum die Stasi meinte sich irgendwo einmischen zu müssen, aber generell wurde damals eigentlich alles getan um einen Mordfall an einem Kind aufzuklären.

Die Stasi war doch immer in die Aufklärung von Kapitalverbrechen involviert, dachte ich jedenfalls. Nun kenne ich das Buch nicht und weiß nicht, wie G. Rohwedel das in dem Fall beurteilt? Er war ja selbst Kriminalist und ab 1992 dann Privatermittler.

inextenso schrieb:Die Stasi war doch immer in die Aufklärung von Kapitalverbrechen involviert, dachte ich jedenfalls.

Das weiß ich so gar nicht. Wenn die Fälle eine gewisse Brisanz hatten bestimmt.

Ich glaube, wir sind zu früh dran mit dem Stasi-Thema:

Video verfügbar ab 26.11.2023, 05:00

Quelle:
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/die-geheimen-mordermittler-der-ddr-100.html

causa_y_efecto schrieb:und wir hatten auch die SVZ abonniert, aber ich habe von dem Fall damals gar nichts mitbekommen.

Das ist interessant, vllt weil es keine Öffentlichkeitsfahndung gegeben hat? Evtl. geht Rohwedel in seinem Buch darauf ein? Müsste man nachlesen. Der Leseprobe zufolge ist meine Befürchtung, dass zwar ausführlich aus Sicht der privaten Ermittlungsarbeit berichtet wird inkl. DDR Rückblick und Stasi-Kritik etc. jedoch wenig neue Fakten präsentiert werden. Ermittlungsrelevante Details wird man aus Datenschutzgründen sicherlich nicht veröffentlichen dürfen.

causa_y_efecto schrieb:Ich glaube, wir sind zu früh dran mit dem Stasi-Thema:

Danke für den Hinweis und Link. Werde ich mir ansehen, so lernt man noch nachträglich einiges über das Land in dem man aufgewachsen ist ;-).

inextenso schrieb:Das ist interessant, vllt weil es keine Öffentlichkeitsfahndung gegeben hat?

Das ist gut möglich...Ich vermute allerdings den Täter auch dort vor Ort. Die SVZ hatte ja Ausgaben bzw einen Hauptteil und dann Beilagen für die einzelnen Kreise... Wir hatten die Beilage vom Kreis Hagenow... Wenn nun nur in der Lübzer Beilage um Hinweise gebeten wurde (was ich naheliegend finde) dann konnte ich schon deshalb nichts mitbekommen. Es wurde ja meistens nur dann etwas öffentlich gemacht. wenn man nach Hinweisen fragte. Unsere Schlagzeilen sahen ja anders aus .

In der Stadtbibliothek Lübz fand am 10.11.23 eine ausverkaufte Lesung mit G. Rohwedel statt. Ich finde es prima, dass der Fall in der Region dadurch wieder präsent gemacht wird. Vielen Dank an den Autor. Vllt fühlen sich Menschen nun ermutigt, nach so langer Zeit doch noch die eine oder andere Beobachtung, Erzählung oder ein persönliches Erlebnis zu überdenken, neu zu bewerten und mitzuteilen. Das wäre wünschenswert. Auf dem Land wo jede/r jede/n kennt ist die Hemmschwelle sicherlich größer. Doch sollte man nicht vergessen, dass Schweigen immer auch Täterschutz ist. Man erinnere sich an die umfangreichen Bemühungen 2018 im Fall Katrin Konert (neue Ermittlergruppe, OFA, NDR-Podcast, mobile Wache vor Ort zur Entgegennahme von Hinweisen, Austausch mit der Bevölkerung, anonyme Kommunikationsplattform für Hinweisgeber). So ein Engagement zur Aufklärung müsste es bei Cold Cases viel öfter geben.

https://luebzerland.de/veranstaltungen/verschwunden-kriminalfall-aus-unserer-region-lesung-mit-guenter-rohwedel-stadtbibliothek-luebz/

inextenso schrieb:So ein Engagement zur Aufklärung müsste es bei Cold Cases viel öfter geben.

Danach sieht es in Meck Pomm wohl leider nicht aus. Die Cold Case Unit wurde praktisch aufgelöst.

https://www.ardmediathek.de/video/nordmagazin/cold-case-unit-abzug-von-ermittlern-erschuettert-angehoerige/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8wZmI5YzdmYi0wZDM3LTQ4ZjQtODg5Ni0yNWM3ZGI3MDVlMDU

causa_y_efecto schrieb:https://www.ardmediathek.de/video/nordmagazin/cold-case-unit-abzug-von-ermittlern-erschuettert-angehoerige/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8wZmI5YzdmYi0wZDM3LTQ4ZjQtODg5Ni0yNWM3ZGI3MDVlMDU

Ist ja kaum zu glauben, dass keiner weiß, wo die Asservate abgeblieben sind? Unfassbar. In MVP gibts einige ungeklärte Vermisstenfälle und Tötungsdelikte aus den 1990er und 2000er Jahren. Da braucht es aber mehr als einen Beamten, der mit drei Fällen ausgelastet ist. Was soll das überhaupt bringen? In Ermittlungsgruppen ist doch viel mehr Austausch möglich.

Im Fall Martin D. war die Cold Case Unit ja sehr aktiv, inklusive XY etc. Gekostet hat das alles wahrscheinlich einiges, gebracht hat es anscheinend Null. Vielleicht deshalb dann die Auflösung. Ich finde trotzdem, dass es in jedem Bundesland eine Cold Case Unit geben sollte.
Vielleicht sogar im Rahmen der Ausbildung/Studiums . Ältere Kollegen mit viel Erfahrung (vielleicht auch Rentner in Teilzeit oder so) + Studenten und Berufsanfänger, die dabei viel lernen könnten und wahrscheinlich hoch motiviert sind. Mordfall Martin D.

causa_y_efecto schrieb am 20.11.2023:Ihr Vater hatte sie in die Obhut seiner Mutter gegeben, nachdem Stefanies Mutter zehn Jahre zuvor auf mysteriöse Art und Weise ums Leben kam.

Finde ich sehr interessant und wurde - soweit mir bekannt - auch in keiner der bisher hier verlinkten Quellen erwähnt, schade, dass nicht näher darauf eingegangen wird, was genau damals passiert ist - auch wenn es nicht zwingend mit dem Verschwinden von Kathrin zu tun haben muss.

inextenso schrieb am 21.11.2023:Man erinnere sich an die umfangreichen Bemühungen 2018 im Fall Katrin Konert (neue Ermittlergruppe, OFA, NDR-Podcast, mobile Wache vor Ort zur Entgegennahme von Hinweisen, Austausch mit der Bevölkerung, anonyme Kommunikationsplattform für Hinweisgeber). So ein Engagement zur Aufklärung müsste es bei Cold Cases viel öfter geben.

Natürlich sollte versucht werden, Cold Cases aufzuklären, dennoch haben all diese von Dir genannten Bemühungen leider jedoch - soweit bekannt zumindest - zu keinem nennenswerten Fortschritt bei der Aufklärung des Schicksals von Katrin Konert geführt.

Axel Petermsnn hat den Fall ja wohl gerade im Auftrag des Vaters aufgearbeitet. Er spricht darüber im Podcast der Braunschweiger Zeitung. Dort sagt er, dass es wohl nur noch darum gehen könne, welcher von mehreren Verdächtigen der am meisten Verdächtigen sei. Es gäbe in der direkten Nachbarschaft davon gleich mehrere, und das habe ihn wirklich erschreckt, weil es dort nur drei Häuser gibt.

https://podcasts.google.com/feed/aHR0cHM6Ly9jZG4uanVsZXBob3N0aW5nLmRlL3BvZGNhc3RzLzI0OC10YXRvcnQtbmllZGVyc2FjaHNlbi1kZXItY3JpbWUtcG9kY2FzdC1kZXItYnJhdW5zY2h3ZWlnZXItemVpdHVuZy9mZWVkLnJzcw/episode/MzZhZjZlN2UtNWQzOC00Mzg3LWJiZTQtYWQxZmMzNDhiMTAw?ep=14

(ab Minute 19)

Ein kurzes Video über die Ermittlungen von Axel Petermann im Fall Kathrin. Der Vater und die Großcousine kommen zu Wort. Die Örtlichkeiten werden gezeigt und es wird über die Suche mit Spürhunden berichtet. Die Hunde schlagen an 3 Stellen an. Es wird ein kleiner Knochen gefunden, der sich als nicht menschlich herausstellt. Die anderen Orte, an denen die Hunde anschlugen, waren ein großer Steinhaufen und ein kleiner Teich, der damals nicht durchsucht bzw nicht abgepumpt wurde. Es gab in der Gegend einen Mann, der wegen sexuellem Missbrauch vorbestraft war. Er wurde vernommen, aber der Verdacht konnte nicht erhärtet werden. Inzwischen ist er verstorben. Es wird auch erklärt warum es Gerüchte gab, dass die Stasi etwas mit Kathrins Verschwinden zu tun hat. Es gab in der Nähe einen geheimen Stasi-Posten und man vermutete, dass Kathrin dort etwas gesehen hatte was sie nicht sehen sollte. Petermann hält das aber für sehr unwahrscheinlich. (Ich sehe das auch so, denn dann hätte man sicher nicht das Rad und die Schulsachen in der Nähe gefunden .) Petermann geht von einem Täter aus dem engeren räumlichen Umfeld aus, was praktisch schon die Anzahl der potentiellen Verdächtigen auf ca. 15 Personen einschränkt.


https://www.rtl.de/cms/cold-case-katrin-jarosch-vor-35-jahren-verschwunden-jetzt-ermittelt-rtl-mit-deutschlands-bestem-profiler-5079305.html

Ich habe heute auf RTL von dem Fall das erste Mal gehört, die beiden Seiten hier gelesen und dem Podcast gehört. A. Petermann sagt, dass Katrin nur 100 m bis zum Haus der Cousine fahren musste?! Da kam sie ja nie an...100 m - das ist doch so dicht und in absolut guter Sichtweite. Ich kann gar nicht begreifen, wie jemand sie da noch weg schnappen konnte. Die Cousine wird ja auch gewartet haben. Lt Petermann muss es ja ein Ortsansässiger gewesen sein...da vor Ort ja bestimmt jeder weiß, wer wann was normalerweise tut, wird es ja auch eher geplant gewesen sein? Oder was denkt ihr? Warum fühlte sich jemand so sicher zwischen zwei so dicht beieinander liegenden Häusern? Auch noch, während Katrin erwartet wurde???

viperk schrieb:Warum fühlte sich jemand so sicher zwischen zwei so dicht beieinander liegenden Häusern? Auch noch, während Katrin erwartet wurde???

Vielleicht,fällt derjenige nicht auf,wenn er sich zwischen den Häusern aufhielt?
Oder aber, Katrin fuhr nicht den direkten Weg zurück und hat noch " getrödelt".

Wenn es tatsächlich ein Nachbar aus dem Dorf war, dann könnte der Täter Katrin um Hilfe gebeten haben. Sie stieg vom Fahrrad vielleicht um etwas zu tragen und ging ohne Aufsehen zu erregen mit dieser Person ins Haus/Keller/Scheune etc. Der Täter überwältigt Katrin und er muss nur noch kurz das Fahrrad außer Sicht bringen und schon bleibt sein Verbrechen unentdeckt.

viperk schrieb:100 m - das ist doch so dicht und in absolut guter Sichtweite. Ich kann gar nicht begreifen, wie jemand sie da noch weg schnappen konnte. Die Cousine wird ja auch gewartet haben

Ja, das ist kaum zu begreifen!
Beide Mädels mussten in die Schule fahren. Wenn ich mich recht entsinne, hatte Kathrin ihre Cousine gebeten, gemeinsam mit den Fahrrädern zur Schule zu fahren. Ich fand jetzt dieses Interview " unvollständig": Nur 100m Weg. Man war für den gemeinsamen Schulweg verabredet. Fährt man da nicht die 100m entgegen und fragt nach, warum Kathrin nicht (pünktlich) kommt?
Wenn schon die Cousine dann keine Zeit mehr hatte, weil sie ja auch pünktlich in der Schule sein musste, dann doch vllt ihre Mutter?
Vllt, nachdem diese ihre Tochter dann doch zur Schule gefahren hat? Es hätte doch etwas ganz Banales passiert sein können. Ein Sturz. Oder ein technisches Problem am Fahrrad.
Die Cousine wird sich doch Gedanken gemacht haben, warum die gemeinsame Fahrt ausgefallen ist. Dazu hätte ich mir ein paar Sätze im Interview gewünscht.
Wie wurde über die nicht eingehaltene Verabredung gesprochen? War die Stimmung schlecht, weil die Mutter der Cousine nun doch mit dem Moped fahren musste? Oder hat man das als unbedeutend abgetan, Erkrankung / Unzuverlässigkeit?
Hätten sie Kathrin eigentlich auf dem Weg zur Schule "überholen" müssen, falls Kathrin doch alleine vorgefahren wäre, ohne an die Verabredung zu denken? Irgendwie verstehe ich nicht, dass man nicht die 100m zurückgefahren ist, um sich nach dem Verbleib Kathrins zu erkundigen.
Stand die Cousine mit Fahrrad draussen und hat gewartet oder hätte sie sich erst fertiggemacht, wenn Kathrin klingelt?

mimimia schrieb:ein Nachbar aus dem Dorf

Wie schon geschrieben wurde, gab es dort nur 3 Häuser. In einem wohnte u.a. Kathrin, im zweiten ihre Cousine mit Famile. Und noch ein drittes Haus, an dem sie, glaub ich, nicht vorbeigekommen wäre auf dem Weg zur Cousine..