Unbekannter (deutscher?) Toter in Amsterdam 1982 mit Teufelstattoo

Nightrider64 schrieb:Interessant halte ich die von dem Kommisar gemachten Andeutungen in Richtung der damalige Punk und Hausbesetzterszene.

Wobei die Punkszene 1975 noch arg überschaubar war, in Deutschland tauchten um 1978 die ersten Punks auf (Düsseldorf/Ratinger Hof, Ruhrgebiet. Berlin, Hamburg... etc)
In den Niederlanden begannen Musiker wie H. Brood um 1975, aber das war mehr diese Drogen Blues Rock Szene. Karmelk war auch Gitarrist bei Brood

abberline schrieb:n den Niederlanden begannen Musiker wie H. Brood um 1975, aber das war mehr diese Drogen Blues Rock Szene. Karmelk war auch Gitarrist bei Brood

Herman Brood ( R.I.P.) Ich liebte seine jährlichen Auftritte in Berlin . Er war auch zeitweise mit Nina Hagen liiert.
Hausbesetzter Szene oder Drogenszene denke ich schon. Das ging in Amsterdam damals los und war Vorbild für die Berliner Szene von 1980/ 1982

Aiufgrund der Tatoos und der Ohrringe gehe ich mal von so einem Kandidaten aus, der sich in der Amsterdamer Szene ( auch harte Drogen) bewegte.

Kennt man eigentlich die genaue Todesursache?

Hat man Pasternack eigentlich befragt, wer ihm sein Tattoo gestochen hat? Vielleicht war das Opfer auch bei diesem Tätoowierer? Ich denke, das es vielleicht noch eine andere Verbindung gibt. Vielleicht waren beide im gleichen Heim , muss aber nicht zu gleichen Zeit gewesen sein.

@Ghazghkull
Tolle Zusammenfassung. Ich habe 8 Jahre in den Niederlanden gelebt und kann gut Niederländisch und deine Übersetzung ist top!
Genau diese Dokumentation meinte ich in meinem Anfangspost, ich habe damals die Reportage im niederländischen Fernsehen gesehen.

Jedenfalls würde ich noch ein paar Dinge ergänzen aus der Doku:
* Die Leiche lag unter Geschütt, eingerollt in einen Teppich, der von einem Gartenschlauch umschlossen war. Der Bauarbeiter meinte, es wirkte ausserdem als wäre die Leiche versteckt, Sie lag hinter einem Giebel. In der Doku werden viele Tatortfotos gezeigt. Ich habe mal einen Screenshot gemacht und hier angehängt.

In der Doku geht der Reporter ja zu Andreas Pasternack. Dieser wohnt in Solingen und die Situation ist für den Reporter nicht ungefährlich. Ihm wird direkt von den Mitbewohnern von Pasternack gesagt, wenn er von der Polizei wäre würde er umgebracht und insgesamt ist die Atmosphäre dort schwierig. Alles sind auf Drogen und Pasternack hat laut Polizei (die dem Reporter die Adresse gibt) an dem Vormittag noch einen Delikt gemacht und wird zu dem Zeitpunkt gesucht. Also wirkt es für mich so, dass er sollte die Polizei ihn noch einmal sprechen wollen wegen den Tattoos, nicht gerne mitarbeiten würde.

Es bleibt aber die Frage, wie es sein kann dass er genau dieselben Tattoos hat. Der Reporter kann noch ein Foto von dem Rücken machen, davon habe ich einen Screenshot gemacht. Paternack sagt, er habe die Tattoos aus dem Knast. Eigentlich müsste man da nachfragen, wer mit ihm in der Zeit gesessen hat - dann könnte man weiterkommen. Aber wahrscheinlich sind es eher Leute, die nicht gerne der Polizei helfen.

Übrigens wurde noch gesagt, dass nach Aktenzeichen XY sich jemand gemeldet hat, der sicher war dass ein Ring von ihm ist. Dieser wurde ihm 1975 in Hamburg geklaut.

@HennyHow

Wenn Paternack sein Tattoo aus dem Knast hat, dann ist es wahrscheinlich, das das Opfer auch so ein Tattoo im Gefängnis gekriegt hat. Das spricht für Bandenmitglieder aus dem Gefängnis. Aber soetwas kenne ich eigentlich aus Amerika. Da habe die Bandenmitglieder gleiche Tattoos…Wäre interessant zu wissen, ob Paternack schon mal in Amerika im Gefängnis gegessen hat?

LARA43 schrieb:Aber soetwas kenne ich eigentlich aus Amerika. Da habe die Bandenmitglieder gleiche Tattoos…Wäre interessant zu wissen, ob Paternack schon mal in Amerika im Gefängnis gegessen hat?

Das ist nicht nur in Amerika so....bei uns in der Stadt gibt es eine "Jugendgang", die haben alle das gleiche Tattoo am Hals.

HennyHow schrieb:Jedenfalls würde ich noch ein paar Dinge ergänzen aus der Doku:

Ich stelle auch noch ein Screenshot aus der Doku ein (Teil 1, min. 6:15), weil es für mich aussieht, als ob die Liegehaltung darauf hindeuten könnte, daß die Person im Schlaf verstorben ist. Vllt. handelt es sich tatsächlich um einen Drogentoten, dessen Leiche bereits erstarrt war, als man ihn auffand. Morgens könnten "Kollegen" festgestellt haben, dass die Person tot ist., und sie dann in einen Teppich eingewickelt haben, um ihn ungesehen in diesen Keller zu transportieren. So ein Gartenschlauch zum Festbinden dieses Teppichs weist mMn. auch eher auf eine ungeplante Ablage hin (man hat eben genommen, was gerade zur Hand war).

Man könnte ihn im Keller versteckt haben, um sich weitere Unannehmlichkeiten z.B. mit der Polizei zu ersparen. Könnte mir auch vorstellen, dass man den Leichnam zu zweit in den Keller trug.

Welches Klientel lebte denn in den 70ern in diesem Haus, resp. in der Gegend?

Original anzeigen (0,1 MB)

Zu dem Ohrring im linken Ohr:

In den späten 1960er Jahren begann das Ohrpiercing in die Gay Community vorzudringen, obwohl sie bei Matrosen bereits seit geraumer Zeit bereits beliebt waren. Traditionell sollte ein Ohrring am rechten Ohrläppchen einen Mann als schwul identifizieren, und am linken als hetero. Waren hingegen beide Seiten gepierct, wurde der Mann als bisexuell bezeichnet.

https://www.sahak.ch/gay-schmuck-als-erkennungszeichen/

Möglicherweise hielt sich der Verstorbene hauptsächlich unter Männern auf (Knast, Matrose o.Ä.) und signalisierte ggf. mit dem Ohrring im linken Ohr, daß er heterosexuell sei.

@hpoirot

Das war mir nicht bewusst. Dann ist die Frage, welche Gang in Deutschland hat dieses Tattoo? Wenn es bei dir eine Jugendgang ist, dann sollte man vielleicht in den Jugendhäuser nachfragen oder in anderen Jugend Einrichtungen

LARA43 schrieb:Das war mir nicht bewusst. Dann ist die Frage, welche Gang in Deutschland hat dieses Tattoo? Wenn es bei dir eine Jugendgang ist, dann sollte man vielleicht in den Jugendhäuser nachfragen oder in anderen Jugend Einrichtungen

Ich meinte natürlich nicht das Tattoo des Toten, sondern alle ein einheitliches Tattoo.

HennyHow schrieb:Achterburgwal

Dort ist das Rotlichtviertel von Amsterdam und ein paar Häuser weiter auch das Cannabismuseum (Hausnummer 148)

mitH2CO3 schrieb:Vllt. handelt es sich tatsächlich um einen Drogentoten, dessen Leiche bereits erstarrt war, als man ihn auffand. Morgens könnten "Kollegen" festgestellt haben, dass die Person tot ist., und sie dann in einen Teppich eingewickelt haben, um ihn ungesehen in diesen Keller zu transportieren.

In Köln flog mal eine Leiche aus ähnlichen Gründen aus dem xten Stock eines Hochhauses. Da wäre dieser Herr also noch verhältnismäßig gut bedient gewesen.

Nightrider64 schrieb:Herman Brood ( R.I.P.) Ich liebte seine jährlichen Auftritte in Berlin . Er war auch zeitweise mit Nina Hagen liiert.
Hausbesetzter Szene oder Drogenszene denke ich schon. Das ging in Amsterdam damals los und war Vorbild für die Berliner Szene von 1980/ 1982

Aiufgrund der Tatoos und der Ohrringe gehe ich mal von so einem Kandidaten aus, der sich in der Amsterdamer Szene ( auch harte Drogen) bewegte.

Das vermute ich auch. Irgendwo zwischen Proto Punk Szene a la Brood, Stooges und Co, harter Drogenszene und den frühen Hausbesetzern und Squattern Amsterdams, wobei hier weniger die Anarchos, als eher die Drogenszene gemeint ist.
Die Todesursache wäte interessant

Wikipedia: Benediktussegen

Der Teufelsspruch ist die Umkehrung des Benedikt-Segens

Querbalken: NDSMD (non draco sit mihi dux – „Nicht der Drache sei mir Führer“).

Quelle: so

https://www.dailymotion.com/video/x3ivj63
Hier die komplette Doku zum Fall

abberline schrieb:Dort ist das Rotlichtviertel von Amsterdam und ein paar Häuser weiter auch das Cannabismuseum (Hausnummer 148)

Ah, ok. Danke! Vllt. war der Verstorbene auch nur ein Freier, der vor Ort verstorben war? Aber dazu passt diese "Einschlafhaltung" der Leiche irgendwie nicht.

Er trug seine beiden Ringe am Zeigefinger und am kleinen Finger der linken Hand. Wenn man die Finger ausstreckt entsteht die "gehörnte Hand" (Mano cornuta)

Es ist abhängig von der Bedeutung auch bekannt unter dem Namen Teufelsgruß, Satansgruß, Satanistengruß, Pommesgabel, Metalhand und englisch Devil horns (‚Teufelshörner‘), goat horns (‚Ziegenhörner‘), Hook ’em Horns, throwing the goat oder metal fork.

Zusammen mit dem Tattoo "Der Teufel soll mein Führer sein" könnte seine innere Haltung schon in Richtung Satanismus o.Ä. gegangen sein. So wie ich das sehe, sind die Tätowierungen (Herz und Schmetterling) keine "Knast-Tattoos", vermutlich eher irgendwelche Experimente aus der Schulzeit. "Die Indianerin" und der Spruch auf dem Rücken könnten später gemacht worden sein.

abberline schrieb:Hier die komplette Doku zum Fall

Danke.

mitH2CO3 schrieb:Zusammen mit dem Tattoo "Der Teufel soll mein Führer sein" könnte seine innere Haltung schon in Richtung Satanismus o.Ä. gegangen sein.

Tja, das könnte natürlich sein - aber andererseits weiß ich nicht, ob man in solchen Fällen immer eine bestimmte Bedeutung annehmen kann. Ich meine damit, dass dieser "Der Teufel..." Spruch auch einfach etwas gewesen sein kann, das möglichst "cool" und "rebellisch" sein sollte.

Um es mal mit einem Beispiel aus der anderen Richtung zu erklären: Wie viele Leute laufen mit Kreuzanhänger an ihrer Kette herum und waren seit Jahren nicht mehr in der Kirche, geschweige denn, dass sie die wichtigsten Sätze aus dem Katechismus aufsagen können? Oder sich gar an bestimmte Regeln (z. B. kein Sex vor der Ehe) halten?

Oder Hipster die irgendwelche kitschigen Jesusbilder an der Wand hängen weil sie es einfach lustig finden und es gerade Mode ist? Da könnte (!) damals auch ein junger Mann der auf Rebell machen wollte, sich so ein Tattoo zugelegt haben ohne gleich praktiszierender Satanist zu sein...

brigittsche schrieb:Da könnte (!) damals auch ein junger Mann der auf Rebell machen wollte, sich so ein Tattoo zugelegt haben ohne gleich praktiszierender Satanist zu sein...

Wohl wahr. Ebenso könnte es auch anders sein. Wir wissen es nicht, und deshalb formulieren wir derartige Spekulationen ja auch im Konjunktiv 😊

brigittsche schrieb:ch meine damit, dass dieser "Der Teufel..." Spruch auch einfach etwas gewesen sein kann, das möglichst "cool" und "rebellisch" sein sollte.

.
Scheint so. Den Spruch hatten wohl mehrere tätowiert

brigittsche schrieb:amals auch ein junger Mann der auf Rebell machen wollte, sich so ein Tattoo zugelegt haben ohne gleich praktiszierender Sata

Glaub ich auch. Das war seinerzeit ein Spruch, der bei harten Jungs beliebt war, mehr aber auch nicht.
Wurden ja auch keine Satanismus Tattoos benutzt.

Nightrider64 schrieb:Den Spruch hatten wohl mehrere tätowiert

Davon wurde in der Doku gar nichts gesagt. Gab's noch andere als Andreas Pasternack?

Muss man diesen Pasternack kennen? Kann mir da bitte mal jemand auf die Sprünge helfen, was es mit dem auf sich hat? Er weiß mit Sicherheit mehr, als er sagt. Dass zwei Leute die gleichen dilettantischen Tätowierungen haben, vor allem das mit dem reichlich absurd aussehenden Kopf, kann kein Zufall sein.

@mitH2CO3
Da der Benediktsegen eine Rolle im katholischen Exorzismus Ritual spielt, gleichzeitig der Gehörnte Mitte der 70er ein bemerkenswertes Comeback als Rebell in der Gegenkultur feierte (im Herbst 1974 kam der "Exorzist" ins Kino, Anfang 1976 ging die Anneliese Michel Exorzismus Story durch die Medien, Alister Crowley hatte sein Comeback in der APO und bei den Hippies (sogar manche RAFler und Co waren Fans), Black Sabbath waren hip... da passt der Spruch als rebellische Outlaw Aussage perfekt.
Dazu kommt, dass Heroin gerne auch mal "The Devil's Drug" genannt wurde. Da sind wir dann wieder bei der Szene um Herman Brood, Freddie und deren Fans. Da kam so ein Spruch bestimmt öfter vor. Es gab wohl in der Westfalen Post 2009 einen Artikel über Tattoo Entfernungen im Knast, da soll sich auch jemand den Spruch entfernen gelassen haben. Das aber ohne Gewähr. Es ging mir nur darum, dass der Spruch wohl nicht so selten war.