Wildcamper bei Jestetten getötet

Die schweizerische Presse berichtet über Hintergründe zu dem mutmaßlichen Täter:

Der 31jährige Schweizer sei mit einem großen Ast erschlagen worden. Die Hintergründe sind offenbar weiterhin unklar. Die Festnahme erfolgte am 22. Juni auf einem Lidl Parkplatz in Lottstetten. Ein Lette scheint er nicht zu sein, sondern zu der russischsprachigen Minderheit in Lettland zu gehören.

Mehrere Kollegen auf der Baustelle berichten der Zeitung, dass der Tatverdächtige in Lettland ein Verbrechen begangen haben soll, Genaueres wüssten sie nicht. Sie deuten an, dass der Mann wohl oft berauscht gewesen sei. «Wenn man Gras raucht und Wodka trinkt, dann passiert so etwas», zitiert der «Tages-Anzeiger» einen.

Der Mann ist laut Staatsanwaltschaft im Besitz eines lettischen Nichtbürger-Passes. Mitglieder der russischsprachigen Minderheit werden in Lettland nicht eingebürgert, sondern erhalten eben diesen Pass. Der 39-Jährige wird sich wegen Totschlags verantworten müssen, ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Quelle: https://www.blick.ch/ausland/st-galler-wildcamper-getoetet-tatverdaechtiger-hat-schon-was-auf-dem-kerbholz-id18720590.html

JamesRockford schrieb:. Sie deuten an, dass der Mann wohl oft berauscht gewesen sei. «Wenn man Gras raucht und Wodka trinkt, dann passiert so etwas»,

Das ist m E weder eine Begründung noch eine Rechtfertigung.
Wenn jeder, der kifft und Alkohol trinkt, andere Menschen mit Ästen erschlagen würde, dann käme die Polizei wohl kaum noch hinterher mit dem ermitteln.

ThoFra schrieb:Wenn jeder, der kifft und Alkohol trinkt, andere Menschen mit Ästen erschlagen würde, dann käme die Polizei wohl kaum noch hinterher mit dem ermitteln.

Sehe ich auch so. Wer das nicht verträgt, der soll halt was anderes trinken. So weit kennt sich ja wohl jeder. Das ist immer wieder die gleiche Geschichte: "Kann mich an nichts erinnern, war betrunken, hab Drogen genommen." Diese Sachen wurden freiwillig konsumiert. Es wird ihn ja niemand festgehalten haben, um ihm eine Flasche Korn einzuflößen und ihn zwischendurch etwas rauchen lassen.

Ich bin gespannt, um was für eine Geschichte es sich in Lettland handelt.

JamesRockford schrieb:Ich bin gespannt, um was für eine Geschichte es sich in Lettland handelt.

Könnte mir ganz gut vorstellen, dass es sich eventuell um eine ähnliche Tat bzw. zumindest auch um ein Gewaltdelikt handeln könnte, offenbar war er ja wohl.häufiger berauscht, wobei Cannabis ja nun nicht gerade dafür bekannt ist, dass die Konsumenten aggressiv werden...
Warten wir es mal ab, was diesbezüglich evtl noch berichtet werden wird.

Hier ein aktueller Bericht:

https://www.tagesanzeiger.ch/freiwillige-dna-proben-fuehrten-die-ermittler-zum-verdaechtigen-332130763870

Die EB kamen durch freiwillig abgegebene DNA-Proben auf die Spur des Täters. Er beging bereits in Lettland ein Tötungsdelikt, wurde verurteilt und 2015 aus dem Gefängnis entlassen.

Interessant, dass der TV sogar einen Zigarettenstummel (natürlich mit seiner DNA dran) am Tatort zurückgelassen hat. War dann wohl wirklich keine sonderlich durchdachte Aktion. Krass, dass er dann als Zeuge noch eine freiwillige Probe abgegeben hat (das Tatwerkzeug mit DNA war ja auch noch dort)!

Die Zigarette wird er ja vor der Tötung geraucht haben. Also wird er wohl auch noch mit dem Opfer Kontakt gehabt und vermutlich auch gesprochen habe.

Es wurde ja eine Tüte mit 5,7 g Cannabis am Tatort gefunden. Bei dem TV haben Bekannte ja bereits in den Medien erzählt, dass er Cannabis raucht. Das legt natürlich die Vermutung nahe, dass das Thema "Cannabis" auch beim Tatmotiv eine Rolle gespielt hat. Also eskalierte Übergabe oder eskalierter Raub.

Vielleicht war der "Zigarettenstummel" ja ein Jointstummel. Wobei die Polizei sowas sicherlich auseinander halten kann.

InspektorDeck schrieb:Vielleicht war der "Zigarettenstummel" ja ein Jointstummel. Wobei die Polizei sowas sicherlich auseinander halten kann.

Das dürfte kein Problem sein.
Hätte es sich um den Stummel eines Joints gehandelt, wäre dies höchstwahrscheinlich auch deutlich so von den EB benannt worden.

Allerdings könnte der Name der SonderKommission ("Stick") durchaus auch in diese Richtung deuten:

Die eingesetzte Sonderkommission Stick mit zeitweise über 50 Polizeibeamten wird bis zum Abschluss der Ermittlungen in reduzierter Form als Ermittlungsgruppe weitergeführt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für den Tatverdächtigen die Unschuldsvermutung.

Hervorhebung von mir eingefügt.

Quelle: https://www.tagesanzeiger.ch/freiwillige-dna-proben-fuehrten-die-ermittler-zum-verdaechtigen-332130763870

ThoFra schrieb:Allerdings könnte der Name der SonderKommission ("Stick") durchaus auch in diese Richtung deuten:
Die eingesetzte Sonderkommission Stick mit zeitweise über 50 Polizeibeamten wird bis zum Abschluss der Ermittlungen in reduzierter Form als Ermittlungsgruppe weitergeführt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für den Tatverdächtigen die Unschuldsvermutung.

Stick heißt ja auf deutsch ,,Stock", als Sticky wird im Fachjargon ein kleiner Joint genannt (Weiß ich von einem Freund). Ich glaube aber eher, dass die Namengebung auf das Tatwerkzeug zurückzuführen ist.

InspektorDeck schrieb:Interessant, dass der TV sogar einen Zigarettenstummel (natürlich mit seiner DNA dran) am Tatort zurückgelassen hat. War dann wohl wirklich keine sonderlich durchdachte Aktion. Krass, dass er dann als Zeuge noch eine freiwillige Probe abgegeben hat (das Tatwerkzeug mit DNA war ja auch noch dort)!

Du würdest dich wundern, wie viele Taten durch Zigarettenstümmel aufgedeckt wurden, bzw. wo dadurch zumindest Tatverdächtige ermittelt werden konnten. Für einen Raucher ist das ein Automatismus, da denkst du nicht großartig nach wo deine Kippe hinkommt. Wenn die Tat aus dem Affekt geschah, dann wird es auch schwer die vorher gerauchten Stümmel im dunklen zu finden (wenn man überhaupt dran denkt)

InspektorDeck schrieb:Das legt natürlich die Vermutung nahe, dass das Thema "Cannabis" auch beim Tatmotiv eine Rolle gespielt hat. Also eskalierte Übergabe oder eskalierter Raub.

Übergabe wage ich zu bezweifeln. Die Menge klingt nach Eigenbedarf und ich denke nicht, dass der Täter schon nach 17 Tage in Deutschland einen Handel aufgebaut hat. Und dass der Schweizer dort ans Ufer geht, um zu verkaufen, halte ich auch für unwahrscheinlich. Er kam ja auch nicht aus der Gegend.

Kann mir aber vorstellen, dass der mitrauchen wollte oder so und das Opfer dies verweigert hat.

Im Grund muss auch kein Zusammenhang mit dem Tütchen Cannabis und der Tat bestehen. Vielleicht wollte das Opfer das Tütchen auch einfach nicht "am Körper"/in einer ihm zuzuordnenden Tasche haben. So dass er keine Probleme bekommt, falls er als Wildcamper von einem Polizisten aufgefunden und evtl durchsucht wird. Dann packt man das Tütchen mit dem illegalen Inhalt vielleicht lieber 2-3 Meter entfernt unter einen Stein oder sowas.

Man weiß ja nicht, wo genau am Tatort das Tütchen gefunden wurde. Trotzdem ist es natürlich eine interessante Information.

@InspektorDeck

Gut denkbar m E.

Kann mir bei so einer geringen Menge eigentlich kaum vorstellen, dass Opfer und Täter darüber derartig in Streit geraten sind, sodass es zu einer tödlich endenden Auseinandersetzung gekommen ist.

5,7 Gramm (waren wahrscheinlich ursprünglich mal 6 Gramm, 5,7 Gramm wäre eine eher ungewöhnliche Verkaufsmenge) wären hier bei mir in der Region circa 60€ (1g = 10 Euro) wert gewesen, also eine doch ziemlich geringe Summe.
Kann natürlich gut sein, dass Gras / Hasch in Süddeutschland etwas teurer isr, aber mehr "Verkehrswert" als vll 120€ kann ich mir auch dann kaum vorstellen.

Natürlich gab es auch schon Täter, die aufgrund noch marginalerer Gründe getötet haben.

ThoFra schrieb:Gut denkbar m E.

Kann mir bei so einer geringen Menge eigentlich kaum vorstellen, dass Opfer und Täter darüber derartig in Streit geraten sind, sodass es zu einer tödlich endenden Auseinandersetzung gekommen ist.

5,7 Gramm (waren wahrscheinlich ursprünglich mal 6 Gramm, 5,7 Gramm wäre eine eher ungewöhnliche Verkaufsmenge) wären hier bei mir in der Region circa 60€ (1g = 10 Euro) wert gewesen, also eine doch ziemlich geringe Summe.
Kann natürlich gut sein, dass Gras / Hasch in Süddeutschland etwas teurer isr, aber mehr "Verkehrswert" als vll 120€ kann ich mir auch dann kaum vorstellen.

Natürlich gab es auch schon Täter, die aufgrund noch marginalerer Gründe getötet haben.

Ne, ein 10er ist auch hier ein 10er. Vor allem trifft sich deswegen kein Mensch im Wald für die Übergabe von die Menge.

mjk-17 schrieb:Vor allem trifft sich deswegen kein Mensch im Wald für die Übergabe von die Menge.

Gehe auch nicht davon aus, dass Opfer und Täter sich vorab kannten, beide waren keine Einheimischen und es ist (zumindest bisher) auch nichts über eine sonstige Vorbeziehung bekannt.

Dass sich die beiden dort trafen aufgrund eines Grasdeals halte ich auch für äußerst unwahrscheinlich, nehme eher an, dass es aus irgendwelchen anderen Gründen zum Streit zwischen den beiden gekommen ist, wahrscheinlich zunächst verbal, dann schließlich wurde es wohl handgreiflich und schlussendlich hat der tatverdächtige Osteuropäer den Schweizer mit dem großen Ast erschlagen.

In dem Fall wurde Anklage wegen Totschlag gegen den Verdächtigen erhoben. Die Ermittlungen sind abgeschlossen, wie die Badische Zeitung berichtet. Was aus der Klageschrift hervorgeht:

- Täter und Opfer kannten sich nicht
- Tatmotiv ist unklar
- Genauere Angaben zum Tathergang oder den -umständen werden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht gemacht
- Tatwaffe war ein rund 1 m langes Holzscheit, der Täter habe mit Tötungsvorsatz mind. 8-mal auf Kopf und Gesicht eingeschlagen.
- Der Täter macht keine Aussagen
- DNA-Spuren des Angeklagten gab es an der Tatwaffe, der Leiche sowie einer Zigarettenkippe
- Der 39-jährige Angeklagte besitzt keine Staatsbürgerschaft, aber einen lettischen Nichtbürger-Pass.
- Er sass in Lettland wegen Mordes zwischen 2005 und 2015 im Gefängnis.

Quelle: https://www.badische-zeitung.de/staatsanwaltschaft-klagt-mann-wegen-totschlags-in-jestetten-an

Garza schrieb:Genauere Angaben zum Tathergang oder den -umständen werden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht gemacht

Mir ist nicht klar, welche Persönlichkeitsrechte (also die des Opfers oder die des Angeklagten oder die von beiden) hier geschützt werden sollen. Oder anders formuliert: Welche Persönlichkeitsrechte würden durch genauere Angaben zum Tathergang verletzt werden?

Üblicherweise werden sehr wohl genauere Angaben zum Tathergang gemacht. Welche Konstellation liegt hier wohl vor, damit dieser Fall von den "normalen Fällen" abweicht?

Sherlock_H schrieb:Üblicherweise werden sehr wohl genauere Angaben zum Tathergang gemacht. Welche Konstellation liegt hier wohl vor, damit dieser Fall von den "normalen Fällen" abweicht?

Das hab ich mich auch gefragt. Es werden auch keine Namen genannt, noch nicht mal abgekürzt. Vorstellen könnte ich mir, dass das Motiv evt irgendwo im sexuellen Bereich zu finden ist und deshalb nicht darüber berichtet wird, um die Privatssphäre des Opfers zu schützen. Ansonsten fällt mir dazu auch nix ein. Spätestens bei zugelassener Anklage wird diese in der Hauptverhandlung aber ja sowieso verlesen, deshalb wundert mich das Vorgehen auch sehr.

Wundert mich auch. Vielleicht handelt es sich beim Opfer um den Sohn eines Promis oder Politikers, der Einflussnehmen kann. Nur mal so ein Gedanke.

Sophie98 schrieb:Vielleicht handelt es sich beim Opfer um den Sohn eines Promis oder Politikers, der Einflussnehmen kann.

Das wäre in der Schweiz ziemlich sicher bekannt geworden. Es war aber nirgends davon die Rede.

Heute um 9.00 Uhr startete der Prozess.

Die Staatsanwältin sagt, dass der Angeklagte mit einem massiven Holzscheit mindestens acht mal auf den Kopf und Körper geschlagen hatte. Er klaute das Bargeld, Kreditkarte und Bankkarte. Er warf das Mobiltelefon und den Rucksack in den Rhein. Er habe versucht, auch die Leiche in den Rhein zu ziehen, das sei aber wegen dem tiefen Wasserstand misslungen.

Quelle: https://www.blick.ch/schweiz/ostschweiz/heute-startet-prozess-um-mysterioese-toetung-in-jestetten-d-warum-erschlug-der-lette-39-den-st-galler-wildcamper-id19228972.html