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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

234 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Polizei, Todesfall, Vertuschung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 08:47
@Füchschen
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Hier muss der Gesetzgeber mal scharf nachdenken, ob es für gewisse Gefährder nicht bessere Mittel gibt , die statt einer Gefährderansprache angewendet werden könnten.
Was schwebt Dir da konkret vor?

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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 11:39
Zitat von AndanteAndante schrieb:Nicht der Staat übrigens hat diesen Partner ausgesucht das war man schon selber.
Und deshalb sollte man sich erst mal selber fragen, was kann ich tun, um diesen Partner wieder loszuwerden. Und zwar rechtzeitig, nicht warten, bis sich die Gewaltspirale weitergedreht hat.

Es dürfte doch in der Regel nicht so sein, dass so ein Typ urplötzlich gewalttätig wird. Das entwickelt sich. Erst mal gibt es verbale Angriffe und Beleidigungen, dann wird es körperlich, er stellt sich ihr in den Weg, verleiht seinen Worten durch Schütteln Nachdruck, bis es dann zu Ohrfeigen und Faustschlägen kommt.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 13:02
Zitat von emzemz schrieb:Bei den 10 Tagen geht es darum, dass man sich absetzen kann und nicht darum, auf sein Heimkommen zu warten.
Zitat von AlikiAliki schrieb:Es geht nicht darum, dass Opfer Zeit gewinnen können - um sich abzusetzen!
Doch genau darum geht es!
De facto ist das aber doch eine sehr komplexe Situation.
Zum einen besteht doch erst mal die Frage, wem die Wohnung denn gehört. Nicht immer sind beide Menschen, die das wohnen gemeinsame Mieter oder Eigentümer. Es kann (rein theoretisch!) sein, dass der Täter der Mieter/Eigentümer ist. Oder, dass beide gleichberechtigte Eigentümer/Mieter sind.

Es ist für die Polizei oder auch ein Gericht auch nicht auf den ersten Blick erkennbar, wer Opfer und wer Täter ist. Auch nicht, wie schwer das Vergehen ist, das der Täter begangen hat. Das muss erst geklärt werden, wozu eine Anzeige notwendig ist, Ermittlungen und in vielen Fällen letztendlich dann eben auch ein Gerichtsverfahren. Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung, das ist ein wichtiger Rechtsgrundsatz unseres Rechtssystems.

Was ihr hier offenbar erwartet ist eine Vorverurteilung, nur aufgrund der Aussage einer Person.
Ein fiktives Beispiel: Person A wählt den Notruf und gibt an, Person B sei alkoholisiert und würde randalieren, sie habe Angst vor B und brauche Hilfe.

Die Polizei kommt an, und trifft Person B tatsächlich betrunken an.

Wenn Person A das verlangt, nehmen die Person B mit und erteilen ihm einen Wohnungsverweis für 10 Tage.

Und jetzt?! Stellt ihr Euch tatsächlich vor, dass es gerecht und rechtens ist, dass Person B ab jetzt für einen längeren Zeitraum sein eigenes Haus/Wohnung nicht mehr betreten, nutzen darf?

Kommt es zu einer Anzeige und tatsächlich zu einer Verurteilung, kommt da in der Regel keine große Strafe bei raus. Je nachdem, was Person B gemacht hat ist es eine Sachbeschädigung (wenn sie Möbel die Person A gehören zerdroschen hat, seine eigenen Möbel darf jeder so oft und viel kaputt hauen wie er will, auch wenn das auf jemanden, der im gleichen Haushalt lebt sehr beängstigend wirken kann!) oder eine Nötigung oder eine Körperverletzung (meist allerdings keine schwere).
Für so etwas ist die Strafe in der Regel eine eher geringe Geldstrafe, meist nicht mal eine Vorbestrafung. Wenn keine Vorstrafen oder Wiederholungstaten vorliegen, gibt es keine Gefängnisstrafe, nicht mal eine zur Bewährung ausgesetzte.

Und ihr erwartet also, dass die Polizei aufgrund eines solchen Vorfalls eine Person dauerhaft aus ihrer Wohnung verweisen soll?
Selbst wenn der Sachverhalt eindeutig ist und Person B die Person A wirklich geschlagen hat, das auch zugibt, dann bekommt Person B dafür nach deutschen Recht eine Geldstrafe von ein paar Tagessätzen. Wenn er zusätzlich noch betrunken war, kann das zu verminderter Steuerungsfähigkeit führen und damit die Strafe noch mal reduzieren. Und Person soll nach Euren Vorstellungen dann zusätzlich auch noch das Recht verlieren, in seiner eigenen Wohnung zu leben? Wo ist denn da die Verhältnismäßigkeit zur juristischen schwere der Tat?

Ich frage das nicht moralisch. Vom Gerechtigkeitsempfinden ist die Frage klar, der Aggressor hat auszuziehen, das Opfer soll nicht zusätzlich zu der Tatsache, dass es Opfer von körperliche Gewalt geworden ist, auch noch den Nachteil haben, aus der Wohnung auszuziehen und sein Leben umkrempeln. Es hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, im Gegensatz zum Aggressor.

Aber ihr verlangt hier, dass der Staat das regelt. Damit würde aber doch die Strafe für eine aus juristischer Sicht relativ geringes Vergehen extrem hoch werden und die Strafe, die für diese Art von Vergehen juristisch angedacht ist, um ein vielfaches übersteigen!
Zitat von MeggieMeggie schrieb:Ganz einfach wie wurde ich von denen behandelt,eher als Täter und er eher wie das Opfer.Und das passt in meinen Augen nicht.Im Grunde wurde Ihm mehr geglaubt wie mir.Ich bin aber nicht mit 2 Promille Auto gefahren.3 Tage später kam dann der Anruf ob ich denn Anzeige erstatten wollte von der Polizei,aber Unterstützung wurde nicht angeboten,was soll man da machen wenn man keine Ahnung hat.
Die Polizei ist zur Neutralität verpflichtet. Nur weil Person A sagt, dass etwas sich so zugetragen hat, können die Beamten nicht einfach davon ausgehen, dass das die Wahrheit ist.
Wenn ein Notruf gewählt wird, geht es erst einmal darum, die Situation zu entschärfen, das haben sie getan.
Das was da passiert ist, ist keine Straftat, sondern ein Antragsdelikt. Die Polizei ermittelt nur, wenn einer Anzeige gestellt wird. Und auch wenn das passiert, muss die Polizei das unvoreingenommen und ergebnisoffen tun. Sie muss auch die andere Seite hören und in den meisten Fällen steht dann Aussage gegen Aussage.
Sie kann aber doch nicht einfach Maßnahmen ergreifen, Menschen vorverurteilen, bestrafen, ihre rechte beschneiden, nur weil eine Person den Notruf gewählt hat.
Sie haben den Aggressor mitgenommen und 10 Tage der Wohnung verwiesen. Was hätten sie denn mehr tun sollen?
Wir leben in einem Rechtsstaat. Auch ein Täter hat Rechte, und dazu gehört eben auch eine unvoreingenommene Ermittlung und dass niemand nur aufgrund er Aussage einer Person vorverurteilt, in seinen Rechten beschnitten und bestraft wird, ohne das der Sachverhalt juristisch geklärt wurde.
Zitat von inextensoinextenso schrieb:Wie wäre es für dich, wenn Du ohne dein eigenes Verschulden, von heute auf morgen deine Lebenssituation von Grund auf ändern müsstest? Und das innerhalb von 10 Tagen. Da hängt ja nicht nur der Auszug aus der gemeinsam bewohnten Wohnung/Haus dran, sondern zig andere Details. Dein ganzes Privatleben muss von Grund auf neu geplant werden: Wo bekommt man innerhalb von 10 Tagen ne neue Wohnung her? Richtig: Gar nicht! Wo zieht man also vorübergehend hin? Da kann man aber nicht seinen gesamten Hausrat mitnehmen? Wo bringt man dann seine Möbel etc. unter? Lagerraum = zusätzliche Kosten! Was kostet die neue Unterkunft? Wer macht den Umzug und was kostet das? Wie lange muss man sich weiterhin an der Miete/Nebenkosten der gemeinsam bewohnten Wohnung/Haus beteiligen? Es entstehen Kosten für die Rechtsberatung bei einer Anwältin. Gemeinsame Versicherungen, Kaufverträge, Kredite etc müssen aufgelöst werden. Es sind Unterhaltszahlungen zu klären. Eine Scheidung ist ggf. zu beantragen. Und, und, und.
Ja, aber das ist doch nun mal einfach Lebensrealität.
All diese Sachen kommen auch auf einen zu, wenn man sich einvernehmlich trennt. Dann geht vieles vielleicht leichter zu regeln, weil man sich abstimmen kann und mehr Zeit hat, aber lästig, aufwendig und teuer ist das trotzdem allemal.
Was schwebt Dir denn vor? Das wir wieder dahin kommen, dass im Falle einer Trennung/Scheidung wieder gerichtlich festgestellt wird, wer die Schuld am Scheitern der Beziehung trägt und der dann der anderen Seite die Kosten ersetzen muss, die ihr durch die Trennung entstanden sind? Nicht Dein Ernst, oder?!


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 13:19
Zitat von Ray.Ray. schrieb:Und wer zwingt den Täter dann da rein zu gehen und dort zu bleiben? Dann könnte man ihn auch gleich in den Knast stecken.
Wenn ein "Täter-Haus einen ansprechenden Namen hat, werden Männer froh sein, da mal hin zu dürfen, um etwas zu lernen, was ihnen in ihrem ganzen Leben zugute kommt. Man sollte so ein Haus auch unbedingt mit einem guten Namen versehen, z. B. Mannsein-Haus, denn heutzutage gibt es ja Kurse, mal das Mann-Sein von Grund auf zu lernen, z. B. bei www.tobeaman.de .

Es geht doch für jeden Menschen darum, der zu sein, der man wirklich ist - anstatt der, der man glaubt sein zu müssen. Und Männer, die gerne mal zuschlagen, denken, das das der Königsweg zur Selbstbehauptung ist. Für mich ist so ein Mann kein König, sondern ein Jammerlappen, der seinen Jammer mit schlagenden Argumenten nach außen trägt. Für mich ist es auch nichts Ehrenrühriges, wenn jemand so eine Jammerlappen-Phase durchläuft. Wir sind alle nicht perfekt. Für das eigene Wohlbefinden ist es aber sicherlich besser, aus so einer unbefriedigenden Phase herauszufinden.

Einen Schläger, der nicht knastreif ist, braucht man nicht zwingen. Er wird selber, wenn es ein entsprechendes Gesetz gibt, einsehen, dass er die gelbe Karte bekommen hat.

Das Wort Täterhaus ist nicht gut, das habe ich jetzt begriffen, denn das Wort Täter ist sehr stark mit dem Hinweis auf Kriminalität verbunden. Man sollte Männer, die lernfähig sind, vorher auf den richtigen Weg bringen, damit sie nicht eines Tages die rote Karte bekommen.

Das Wort Täter ist genauso stigmatisierend wie das Wort Opfer. Deshalb sollten wir in der Wahl der richtigen Worte umsichtig sein.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 13:29
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Wenn ein "Täter-Haus einen ansprechenden Namen hat, werden Männer froh sein, da mal hin zu dürfen, um etwas zu lernen, was ihnen in ihrem ganzen Leben zugute kommt. Man sollte so ein Haus auch unbedingt mit einem guten Namen versehen, z. B. Mannsein-Haus, denn heutzutage gibt es ja Kurse, mal das Mann-Sein von Grund auf zu lernen, z. B. bei www.tobeaman.de .
Äh ja, genau.
Jemand der diese Problematik hat sieht selten das Problem bei sich.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Einen Schläger, der nicht knastreif ist, braucht man nicht zwingen. Er wird selber, wenn es ein entsprechendes Gesetz gibt, einsehen, dass er die gelbe Karte bekommen hat.
Von welchen Gesetzen sprichst du denn?


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 13:53
Zitat von jaskajaska schrieb:Füchschen schrieb:
Hier muss der Gesetzgeber mal scharf nachdenken, ob es für gewisse Gefährder nicht bessere Mittel gibt , die statt einer Gefährderansprache angewendet werden könnten.

Was schwebt Dir da konkret vor?
Es könnte zum Beispiel Mann-Sein-Häuser geben, in die Männer gehen sofort nach einer Gefährderansprache, damit sie nicht zu Hause nach der Ansprache weiterschlagen, so wie es @ThoFra gestern erzählt hatte. Für eine Frau ist es ein einschneidendes Erlebnis, geschlagen zu werden und sich damit zur Polizei begeben zu müssen. Da kann es dann nicht sein, dass der Schläger nach einer Ansprache wieder nach Hause geschickt wird, so als ob nichts geschehen wäre. So schnell kann sich kein Mensch ändern.

Was Mann-Sein-Häuser sein könnten, kannst Du hier lesen: Beitrag von Füchschen (Seite 7)
Zitat von Ray.Ray. schrieb:Äh ja, genau.
Jemand der diese Problematik hat sieht selten das Problem bei sich.
Wenn die Polizei ihn besucht, und in einer Gefährderansprache klarmacht, dass nun Schluss ist, wird er zur Besinnung kommen und hat die Wahl, wie sein Leben letztlich weitergehen wird. Sobald es entsprechende Gesetze gibt, hat die Polizei den Rahmen, um einem Schläger klarzumachen, dass das Problem bei ihm liegt. Wenn der Schläger nur einigermaßen intelligent ist, wird er sehen, dass er eine gelbe Karte bekommen hat und dass nicht alle Männer so drauf sind wie er selbst und dass es durchaus mal geschehen kann, eine gelbe Karte zu bekommen. Er wird also nicht in seiner Ehre angekratzt.
Zitat von Ray.Ray. schrieb:Von welchen Gesetzen sprichst du denn?
Diese Gesetze müssen erst noch entwickelt werden. Das kann dauern. Lese mal nach, wie lange es gedauert hat, das Gesetz zur Einführung der Notfallnummern 110 und 112 auf den Weg zu bringen und wieviel Widerstand es da gab.

Ich sehe natürlich auch, dass es Situationen gibt, wie sie @ThoFra angesprochen hat.
Zitat von ThoFraThoFra schrieb:Da wir allerdings so rein gar nicht diesen Klischees entsprachen, wurde die Situation eher heruntergespielt, nicht ernst genommen.
Vll war es einfach nur "Pech", dennoch hoffe ich, dass inzwischen (das Ganze liegt zum Glück schon viele Jahre zurück) hoffentlich allen Polizisten und Polizistinnen bewusst ist, dass häusliche Gewalt ein Thema ist, das alle Gesellschaftsschichten betrifft, vollkommen unabhängig von Bildung / Einkommen / Vermögen / Wohnverhältnissen etc. Pp
Deshalb wird es dauern, bis auch der Gesetzgeber von den Klischees zur Wirklichkeit durchdringt und dann entsprechende Gesetze gestalten kann.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 13:57
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Wenn die Polizei ihn besucht, und in einer Gefährderansprache klarmacht, dass nun Schluss ist, wird er zur Besinnung kommen und hat die Wahl, wie sein Leben letztlich weitergehen wird. Sobald es entsprechende Gesetze gibt, hat die Polizei den Rahmen, um einem Schläger klarzumachen, dass das Problem bei ihm liegt. Wenn der Schläger nur einigermaßen intelligent ist, wird er sehen, dass er eine gelbe Karte bekommen hat und dass nicht alle Männer so drauf sind wie er selbst und dass es durchaus mal geschehen kann, eine gelbe Karte zu bekommen. Er wird also nicht in seiner Ehre angekratzt.
Wie soll die Polizei einem das so klarmachen?
Bei so etwas hilft es nicht das sich Polizisten da 1 Stunde hinsetzen und mit dem Menschen reden. Mir ist bei deiner Erklärung das ganze noch zu unklar.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 15:01
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Und ihr erwartet also, dass die Polizei aufgrund eines solchen Vorfalls eine Person dauerhaft aus ihrer Wohnung verweisen soll?
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Aber ihr verlangt hier, dass der Staat das regelt. Damit würde aber doch die Strafe für eine aus juristischer Sicht relativ geringes Vergehen extrem hoch werden und die Strafe, die für diese Art von Vergehen juristisch angedacht ist, um ein vielfaches übersteigen!
Meggie schrieb:
@cododerdritte
Verzeih, dass ich aus Deinem langen Beitrag jetzt nur diese beiden Zitate herauspicke!
Jedoch zum ersten Zitat möchte ich anmerken, dass ich über die Dauer der Maßnahme keinerlei Meinung abgegeben habe - und zum zweiten Zitat möchte ich Dir mitteilen: der Staat regelt das schon, siehe auch die bereits von mir verlinkte Seite des Ministeriums, wie folgt:
Zitat von AlikiAliki schrieb:Quelle: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/neue-broschuere-mehr-schutz-bei-haeuslicher-gewalt-83600#:~:text=%22Wer%20schl%C3%A4gt%2C%20muss%20gehen%22,ist%20umfassend%20im%20Gewaltschutzgesetz%20verankert.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Aliki schrieb:
Viele Gewaltopfer sind wegen ihrer Gewalterfahrung nicht (mehr) fähig ihre vermeintliche Ausweglosigkeit zu überwinden. Das wiederum ist eine typische Folge von Gewalterfahrung. Dazu gibt es Forschung und Erklärungsmodelle, wie z.B. die Gewaltspirale nach Leonore Walker, hier wird das ganz gut erklärt:
Ja, und was dann? Welche anderen Hilfsangebote sollen dann noch her?

Irgendwann ist der Staat mit seinen Angeboten auch am Ende. Mir ist das besonders bewusst geworden bei einem TV-Beitrag, eine sog. Doku, wo mal ein TV -Team geschlagene 24 Sunden, echt gewaltig, Sozialarbeiter begleitete. Da ging es um Obdachlose im Winter. Klar, sie drohten zu erfrieren. Andererseits waren sie auch nicht bereit, warme freie Plätze in Obdachlosenunterkünften anzunehmen, Angst vorm Beklautwerden, Angst vor sexueller Anmache, Angst vor diesem und jenem. Also blieben sie auf der Straße, und Heerscharen von Sozialarbeitern mussten ihnen jede Nacht hinterherrennen, um sie vorm Erfrieren doch noch zu retten, ZB durch mobile Wagen mit warmen Getränken, Decken etc.
@Andante
Grundsätzlich gebe ich ja qua Position nie die Erlaubnis zur Begleitung durch Fernsehsender, wiewohl immer wieder Anfragen kommen. Zuallererst aus Datenschutzgründen und außerdem weiß man nie, was Privatsender dann so daraus machen. Meiner Erfahrung nach ist das immer sehr tendenziös dargestellt und falls wirklich mal eine öffentlich rechtliche Anstalt anfragen sollte (mir bisher noch nicht untergekommen) würde ich vielleicht neu überlegen.

Soziale Arbeit, die aus der öffentlichen Hand finanziert wird, geschieht auch immer in engster Absprache, nach vorab festgelegten Richtlinien nach Gesetzeslage und vor allem engmaschig kontrolliert im Zusammenhang mit Zuschüssen durch die jeweilige kommunale, regionale, landesweite oder bundesweite Verwaltung. Jedes Jahr muss per Sachbericht und Finanznachweis nachgewiesen werden für was - und warum etc. Steuergelder verwendet wurden. Finanzbeschlüsse im Hinblick auf Soziale Arbeit müssen jährlich durch die Gemeinde- oder Stadträte oder die jeweiligen Ausschüsse in den Landtagen oder Bundestag.

Das ist auch genau richtig so, da es sich ja um Steuergelder handelt. Sicher, das ist auch schon mir untergekommen, gibt es Maßnahmen, die einem nicht sinnvoll erscheinen und manchmal gibt es auch in diesem Arbeitsfeld Prestigeprojekte, die womöglich verzichtbar wären. Wie wir alle wissen, gibt es dies in allen Bereichen, die aus Steuergeldern finanziert werden.

Ich lebe in einer großen Stadt und bin fast schon ein Vierteljahrhundert in diesem Arbeitsfeld tätig und in engem Austausch mit Sozialen Einrichtungen, Spitzenverbänden sowie mit der Politik. Mir ist nicht bekannt, dass es "Heerscharen" von Sozialarbeiter*innen gibt, die hinter Obdachlosen herrennen. Es gibt vielleicht viele Ehrenamtliche, die sich da einbringen, das war ja mal auch eine Zeit lang schick, da es Promis gab, die sich da hervortaten.

Ansonsten glaube ich, dass wir nicht weiter diskutieren sollten, denn ich denke, dass wir da nicht zusammenkommen werden!

Ich gebe aber zu Bedenken, dass wir nicht nach dem Verursacherprinzip oder nach womöglich nicht sinnvollem Verhalten unseren Mitbürger*innen Hilfe zukommen lassen - oder nicht. Bei häuslicher Gewalt sind sehr oft auch Minderjährige betroffen, da kommt der Kinderschutz ins Spiel, eine Gesetzesvorgabe. Wir schützen Opfer jeglicher Art, Hilfe bekommen z.B. auch sturzbetrunkene, verletzte Unfallverursacher*innen. Auch wenn sie weitere, unschuldige Menschen verletzt haben.


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22.09.2023 um 15:50
@Füchschen
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Es könnte zum Beispiel Mann-Sein-Häuser geben, in die Männer gehen sofort nach einer Gefährderansprache, damit sie nicht zu Hause nach der Ansprache weiterschlagen
Und da sind dann alle frustrierten Männer in ihrem Hass zusammengerottet und besinnen sich ihrer Sünden?
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:So schnell kann sich kein Mensch ändern.
Würde sich denn ein gewalttätiger Ehepartner (gleich welchen Geschlechts) in einer solchen Einrichtung ändern?


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 22:22
Zitat von emzemz schrieb:Es dürfte doch in der Regel nicht so sein, dass so ein Typ urplötzlich gewalttätig wird.
Doch, so kann es durchaus auch sein.
In meinem Fall war es so, bis zum Tag, an dem er vollkommen eskalierte, gab es keinerlei Anzeichen dafür, bis dahin herrschte bei uns eine relativ normale, vernünftige "Streit- & Diskussionskultur".
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:damit sie nicht zu Hause nach der Ansprache weiterschlagen, so wie es @ThoFra gestern erzählt hatte. Für eine Frau ist es ein einschneidendes Erlebnis, geschlagen zu werden und sich damit zur Polizei begeben zu müssen. Da kann es dann nicht sein, dass der Schläger nach einer Ansprache wieder nach Hause geschickt wird, so als ob nichts geschehen wäre. So schnell kann sich kein Mensch ändern.
Nicht nur, dass er weitergeschlagen hat, nachdem er wieder nach Hause kam, nein, er hat mich eine Treppe hinunter und durch eine Glastür "geworfen", weshalb ich dann schlussendlich auch ein Fall für den Rettungswagen wurde.
Auf dem.Weg von der Polizeiwache bis zu Hause hat sich die Wut bei ihm dann wohl nochmals so richtig aufgestaut, ich war jetzt ja auch noch die "Schuldige", die ihm diese "ganzen Scherereien" bereitet hatte...

Nun gut, möchte auch eigentlich nicht weiter auf meinen persönlichen Erfahrungen herumreiten, dies sollte lediglich verdeutlichen, dass die Variante "Gefährderansprache und danach dann direkt wieder nach Hause gehen lassen" m E eben nicht unbedingt das Mittel der Wahl sein sollte.
Die Polizisten*Innen sind natürlich keine Hellseher*Innen und hätten nicht voraussehen können, dass er so eskalieren würde, da er sich den Beamten ggü "zusammengerissen" hat, das räume ich ja auch ein.


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23.09.2023 um 13:29
Zitat von Ray.Ray. schrieb:Wie soll die Polizei einem das so klarmachen?
Bei so etwas hilft es nicht das sich Polizisten da 1 Stunde hinsetzen und mit dem Menschen reden. Mir ist bei deiner Erklärung das ganze noch zu unklar.
Ich kenne diese Klientel, die aggro drauf ist ziemlich gut aus eigener Erfahrung. Eine Stunde ist für diese Menschen schon viel zu lang. Solche Menschen brauchen klare Ansagen, klare Grenzen in kurzer Zeit. Dann funktioniert eine Kommunikation. Natürlich kommt die Polizei mit einem Dokument, eine DIN-A-4-Seite mit übersichtlich angeordneten Hinweisen drauf, in dem in einfacher Sprache die Optionen kurz erklärt sind, die ein auffällig gewordener Mann in Richtung Gewalt hat. Fertig. Die Polizei muss sich nicht absabbeln mit solchen Menschen, das geht denen zum einen Ohr rein, zum anderen heraus. Die sind von zu Hause und in ihrer täglichen Umgebung kurze, klare Ansagen oder Anschuldigungen gewohnt, denen sie Folge leisten oder eben dagegen rebellieren, je nachdem ob sie einen Kommunikationsimpuls als Ansage befürworten oder ihn als Anschuldigung aufnehmen und sich entsprechend wehren.

Natürlich gibt es auch sehr intelligente Männer in gehobenen Positionen. Für die ist ein entsprechend anderes Dokument hervorzuziehen von der Polizei, falls Psychologen es befürworten, dass je nach Zielgruppe unterschiedliche Dokumente entwickelt werden.

Da heute alles elektronisch geht, wird es solche Hinweisblätter wohl auch auf einen Klick auf den Handys der Polizei herunterzuladen geben, je nach beruflicher Stellung der schlagenden Männer. Das kann dann auch direkt auf das Handy der betroffenen Männer weitergeleitet werden.

Danach gibt es auf jeden Fall erstmal eine räumliche Trennung von schlagendem Mann und geschlagener Frau und zwar so, dass der Mann die gemeinsame Wohnung verlässt, nicht die Frau. Wie sonst soll eine Frau geschützt werden vor Körperverletzung? Dass Frauen die gemeinsame Wohnung verlassen, das hatten wir jetzt schon lange genug, finde ich.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 13:55
Zitat von jaskajaska schrieb:Und da sind dann alle frustrierten Männer in ihrem Hass zusammengerottet und besinnen sich ihrer Sünden?
Das ist ein guter Punkt, der bedacht werden muss. Solche Männer darf man da nicht allein lassen, im Grunde benötigen sie jeder einen Ansprechpartner für die eigenen Belange. Wer von morgens bis abends eingebunden ist in Aktivitäten und Gesprächen, der kann dann ja abends sich mit anderen Männern zusammenfinden aus der schlagenden Truppe. Da werden da Männer aufeinandertreffen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten. Ob die sich da sympathisch sein werden, ist die Frage. Der eine will Fußball gucken und der andere an seinem Programm weiterschreiben, der dritte will lesen, ein vierter ins Schwimmbad und ein fünfter am Sandsack trainieren, der andere will nur TikTok auf seinem Handy gucken usw. Vielleicht haben sich diese Männer etwas zu sagen oder auch nicht.

Männer ticken auch irgendwie anders als Frauen. Das kann man immer noch bei heutigen Jugendlichen sehen.

Ich habe neulich mal in einem Eiscafe gesessen und es kam eine Schulklasse von ungefähr 16-Jährigen. Mädchen und Jungen saßen strikt in getrennten Gruppen. Die Jungen starrten alle auf ihr Handy und sahen sonst nichts, waren total versunken und sprachen nicht ein Wort untereinander! Die Mädchen dagegen waren ununterbrochen miteinander beschäftigt, erzählten, massierten jemanden, der darum bat, lachten. Da ging ein Mädchen herüber zu den Jungen und sagte: "Hey Jungs, ihr müßt miteinander sprechen!"

Wir sollten Männer sehen, wie sie auch sein können. Sehr verschlossen, wenn es um Probleme geht. Ich glaube, es ging da gerade bei den Mädchen darum, welcher Junge welches Mädchen geküsst hatte im Vorfeld, denn kurz bevor die Gruppe aufbrach, äußerte ein Mädchen, dass der Junge y das Mädchen x doch geküsst hätte. Es klang so, als ob es fast eine Sünde gewesen wäre, was da geschehen war zwischen x und y. Das war wohl der Konflikt oder zumindest das Gesprächsthema in der Klasse zu der Zeit und die Jungen schwiegen sich aus. Ich habe noch nie so viele schweigsame 16-jährige Jungen auf einem Haufen gesehen, die alle nur mit ihrem Handy beschäftigt waren.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 14:15
Zitat von jaskajaska schrieb:Würde sich denn ein gewalttätiger Ehepartner (gleich welchen Geschlechts) in einer solchen Einrichtung ändern?
Das Ziel muss es sein, dass die Frau vor dem gewalttätigen Mann geschützt wird. Welche Wege dazu beschritten werden, muss der Gesetzgeber veranlassen.

Wenn der Mann sich ändern möchte, dann ist er zu unterstützen. Wenn er sich nicht ändern möchte, dann kann niemand etwas dagegen machen.

Das Ziel bleibt aber bestehen, dass die Frau vor einem schlagenden Mann geschützt wird. Und der Mann bekommt die Chance, einzusehen, dass er sich dieser Frau nicht nähern darf, weil er sonst in den Knast gehen würde. Ich bin für strenge Gesetze, die das Opfer schützen. Wir haben strenge Gesetze, die einen Beschuldigten schützen. Und das soll auch so bleiben.

Wenn eine Ehefrau ihren Ehemann beschuldigt, sie geschlagen zu haben und das öffentlich macht, dann kann der Mann daraus zwei Schlüsse ziehen:

1) Meine Frau lügt. Will er mit so einer Frau überhaupt noch zusammensein? Was bringt es denn, sie zu schlagen, wenn sie eine Lügnerin ist. Leider hat er sich eine Lügnerin als Frau genommen und muss deshalb die Wohnung erstmal verlassen. @Andante
sagte es mal umgekehrt hier im Thread, die Frau ist ja selbst verantwortlich, dass sie einen schlagenden Mann als Partner gewählt hat.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Nicht der Staat übrigens hat diesen Partner ausgesucht das war man schon selber.
2) Mein Frau hat Recht, ich habe sie geschlagen. Und jetzt höre ich von der Polizei, dass ich eine Grenze überschritten habe und ich auf dem Weg in den Knast bin, wenn ich so weitermache.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Die Polizei ist zur Neutralität verpflichtet. Nur weil Person A sagt, dass etwas sich so zugetragen hat, können die Beamten nicht einfach davon ausgehen, dass das die Wahrheit ist.
Ja, das ist so und wird immer so bleiben. Aber mit dieser Einsicht löst man nicht das Problem der häuslichen Gewalt und dass alle 3 Tage eine Frau von ihrem eingenen Partner getötet wird.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 14:23
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Ich kenne diese Klientel, die aggro drauf ist ziemlich gut aus eigener Erfahrung. Eine Stunde ist für diese Menschen schon viel zu lang. Solche Menschen brauchen klare Ansagen, klare Grenzen in kurzer Zeit. Dann funktioniert eine Kommunikation.
Ich kenne das Klientel ebenfalls. Reden nützt da nichts weil die wenigsten genug Grips haben um das zu verstehen.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Danach gibt es auf jeden Fall erstmal eine räumliche Trennung von schlagendem Mann und geschlagener Frau und zwar so, dass der Mann die gemeinsame Wohnung verlässt, nicht die Frau.
Und wie willst du das kontrollieren?


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 14:47
Zitat von Ray.Ray. schrieb:Ich kenne das Klientel ebenfalls. Reden nützt da nichts weil die wenigsten genug Grips haben um das zu verstehen.
Das sehe ich nicht so. Häusliche Gewalt findet man in allen sozialen Schichten und auch bei Personen von jedem Bildungsstand. Ich glaube auch nicht, dass es das Problem ist, dass diese Menschen nicht in der Lage sind, intellektuell zu verstehen, dass es verboten ist, einen anderen Menschen zu verletzen.
Ich denke dass das Problem sehr viel tiefer sitzt, dass es da um lange, oft schon von Kindesbeinen an, gelernte Denkmuster geht, um ein prinzipielle Verständnis der eigenen Rolle und der des Gegenübers und auch um eine fehlende Impulskontrolle und mangelnde Selbstreflexion.
Das meiste davon ist unbewusst und wird auch nicht ins Bewusstsein gerufen, in dem man diesen Menschen das mit Worten erklärt. Sie meisten verstehen das durchaus intellektuell und stimmen auch ehrlich zu. Den meisten ist eh klar, dass sie da eine Grenze überschritten haben, die nicht in Ordnung ist. Viele entschuldigen sich danach beim Opfer, sind völlig zerknirscht, schwören Besserung und "dass so etwas nie wieder vorkommt". Und trotzdem kann es sein, dass sie schon am nächsten Tag wieder total austicken. Und leider ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit wieder passiert.

Und deshalb ist hier meiner Meinung nach das Opfer immer am besten beraten, wenn es eben keine 2. Chance gewährt, so etwas nur genau einmal mit sich machen lässt und dann seine Konsequenzen zieht. Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist, dass das sehr viel Kraft kostet, die viele Opfer nicht haben und dass das für das Opfer auch sehr viel Aufwand, nicht nur finanzieller und organisatorischer Natur, sondern auch emotionaler Art kostet.
Aber auf irgendwelche staatlichen Maßnahmen zu hoffen, die aus dem Täter einen besseren Menschen machen, ist in meinen Augen einfach nur naiv.
Wer so wenig Respekt vor mir hat, dass er mich schlägt oder mich auch nur mit Worten bedroht oder erniedrigt, der liebt mich nicht. Es lohnt sich nicht, bei diesem Menschen zu bleiben. Er hat mich nicht verdient und ich habe etwas besseres verdient als ihn!


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 16:01
@Füchschen
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Solche Männer darf man da nicht allein lassen, im Grunde benötigen sie jeder einen Ansprechpartner für die eigenen Belange. Wer von morgens bis abends eingebunden ist in Aktivitäten und Gesprächen, der kann dann ja abends sich mit anderen Männern zusammenfinden aus der schlagenden Truppe.
Auch wenn ich den Grundgedanken nachvollziehen kann, Täter aus ihrem Umfeld rauszuholen statt Opfern diesen Umgebungsverlust auch noch zuzumuten: mir fehlt bei Deinen Vorschlägen die Praktikabilität. Für jeden gewalttätigen Mann eine Unterbringung zu organisieren (wie lange? wer bezahlt das?), jedem einen eigenen Ansprechpartner zur Verfügung stellen (welche Qualifikation? in welchem Umfang? wie lange? wer bezahlt das?) und eine Begegnung mit anderen Gewalttätern und damit auch eine Radikalisierung durch diese oder durch die Isolation zu verhindern (wie soll das gehen?). Das alles zu einem Zeitpunkt, wo der Vorfall weder untersucht werden konnte noch eine sachliche Ermittlung stattgefunden hat und es schon gar kein Strafurteil gibt.
Das Ganze wirft die Unschuldsvermutung so ziemlich über den Haufen und von einer Notfallmaßnahme ist eine längere Unterbringung ja auch meilenweit weg.
Ich verstehe wirklich dieses ohnmächtige Gefühl, dass es ungerecht ist, wenn nicht umgehend jeder Fall im besten Sinne für das Opfer gelöst werden kann. Eine Lösung habe ich auch nicht. Rein praktisch gesehen ist tatsächlich die "Rettung" des Opfers durch Herausnahme aus der gewalttätigen Situation die einfachste und eindeutigste Maßnahme. Zwangsverbannung, Zwangstherapie, Ansammlung von Straftätern mit ähnlichem Weltbild - da ergeben sich doch einfach eine Vielzahl an Fragezeichen, angefangen von der Finanzierung, der rechtlichen Grundlage, den Erfolgsaussichten, der Dauer...


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 17:53
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Ich glaube auch nicht, dass es das Problem ist, dass diese Menschen nicht in der Lage sind, intellektuell zu verstehen, dass es verboten ist, einen anderen Menschen zu verletzen.
Du hattest ja geschrieben, dass sie schon am nächsten Tag wieder völlig austricken können. Genau das meinte ich mit meinem etwas flach geschrieben Grips. Deren reitzschwelle ist so niedrig das alles reden kaum was bringt. Eigentlich müssten sie langfristig in Therapie nur dazu kannst du sie nicht zwingen.
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Und deshalb ist hier meiner Meinung nach das Opfer immer am besten beraten, wenn es eben keine 2. Chance gewährt, so etwas nur genau einmal mit sich machen lässt und dann seine Konsequenzen zieht. Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist, dass das sehr viel Kraft kostet, die viele Opfer nicht haben und dass das für das Opfer auch sehr viel Aufwand, nicht nur finanzieller und organisatorischer Natur, sondern auch emotionaler Art kostet.
Sehe ich auch so, vor allem da nur das den wirklichen Schutz bietet. Selbst mit fußfessel usw kann man jemanden töten wenn es hart auf hart kommt.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 18:31
Zitat von jaskajaska schrieb:Auch wenn ich den Grundgedanken nachvollziehen kann, Täter aus ihrem Umfeld rauszuholen statt Opfern diesen Umgebungsverlust auch noch zuzumuten: mir fehlt bei Deinen Vorschlägen die Praktikabilität.
Vielleicht ist es noch zu früh, diese Maßnahme voranzutreiben, wie es ja auch zu früh war für Otto Lilienthal, seinen Flugapparat auszuprobieren, der nicht tauglich war zum Fliegen bei allen klimatischen Verhältnissen. Er stürzte 1896 ab und starb. Es wird nicht wenige Menschen damals gegeben haben, die sagten: "Fliegen, so etwas ist einfach nicht praktikabel für einen Menschen."

Bis die Mehrheit der Bürger die Maßnahme, Schläger*innen aus ihrem Umfeld herauszuholen, für praktikabel hält, solange werden die Opfer alle Lasten von gewalttätigen Männern (und Frauen und Diversen) allein zu tragen haben. Und Opfer kann jeder werden, das sollte dabei jedem Mann, jeder Frau und jedem/jeder Diversen klar sein.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 18:36
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Danach gibt es auf jeden Fall erstmal eine räumliche Trennung von schlagendem Mann und geschlagener Frau und zwar so, dass der Mann die gemeinsame Wohnung verlässt, nicht die Frau. Wie sonst soll eine Frau geschützt werden vor Körperverletzung? Dass Frauen die gemeinsame Wohnung verlassen, das hatten wir jetzt schon lange genug, finde ich.
So kategorisch ist das nicht abzuwickeln. Ich habe aktuell im Bekanntenkreis folgende Situation.
Ehepaar, zwei grundschulpflichtige Kinder. Sie arbeitet halbtags außer Haus, er betreibt einen Handwerksbetrieb mit ca. 10 Mitarbeitern. Der Wohnhaus ist sein Eigentum, er hat es geerbt. Im Haus befinden sich die Büroräume, angegliedert sind Lagerräume.
Würde man ihm für 10 Tage den Zugang verwehren, würde das möglicherweise das Ende der Firma bedeuten, in jedem Fall erhebliche finanzielle Einbußen für die Mitarbeiter.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

23.09.2023 um 18:55
Zitat von emzemz schrieb:Würde man ihm für 10 Tage den Zugang verwehren, würde das möglicherweise das Ende der Firma bedeuten, in jedem Fall erhebliche finanzielle Einbußen für die Mitarbeiter.
Für den Handwerksbetriebsbetreiber mit 10 Mitarbeitern, der seine Ehefrau schlägt, gäbe es bei Abwesenheit wegen einer Lernmaßnahme die Möglichkeit des Homeoffice oder die Möglichkeit, seine Aufgaben zu delegieren, was er ja auch machen würde, wenn er in den Urlaub fährt. Jeder gute Unternehmer sollte sich so aufstellen, dass er eigene Fehltage überbrücken kann. Das müsste er ja auch, wenn er selber Opfer wird und notoperiert oder wenn er einen Unfall hat. Es ist immer gut, rechtzeitig einen Mitarbeiter zu haben, der die eigenen Aufgaben übernehmen kann für einige Zeit.

Wenn die Unversehrtheit und das Leben eines Menschen, der von seinem Partner geschlagen wird, weniger wert ist als der ungestörte Betriebsablauf, dann muss man auch dafür Gründe finden. Ich finde keinen Grund.

Die Kinder erhalten durch so einen schlagenden Vater ein extrem schlechtes Vorbild: Papa darf alles, auch die Mama schlagen, weil er ja so wichtig ist für seinen Betrieb.


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