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Die lange Nacht der Wissenschaft

42 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bildung, Bildungskatastrophe, Jugendiche ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 00:47
@Chomsky aber ich studiere doch weil ich nicht vollzeit hart arbeiten will solange ich jung bin und weil das studentische leben soviel mehr ist als nur berufsqualifikation...
Zitat von ChomskyChomsky schrieb:Ich weiß zwar nicht den genauen Grund (...jedoch ahne ich ihn), aber man ist als Schüler einer wirklich seltsam unreflektierten Werbe-Kampagne für MINT ausgesetzt.
gesellschaftswissenschaften sind nunmal zu 90% bullshit. keine wissenschaftlcihe methodik, kein diskurs da man sich gegenseitig zitiert und so immer ähnlichere standpunkte bekommt, etc.
wirklich neue ideen kommen meisten von quereinsteigern oder leuten die mit mint leuten eng zusammen arbeiten...

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Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 01:09
@25h.nox
Ich bin durchaus ein Verfechter der Kopplung von Naturwissenschaften/Technik mit Geisteswissenschaft. Auch wenn ich die Geisteswissenschaften bzw. Gesellschaftswissenschaften nicht komplett als Bullshit abtun würde, sehe ich sie doch vor dem Problem sich vor der Gesellschaft und vor allem vor den jungen Leuten zu legitimieren.
Allerdings kann auch MINT nicht in all seinen Spektren so verwertet werden, wie man häufig vermutet. Das die Biologen einen schweren Stand mag vielleicht bei dem ein oder anderen schon durchgedrungen, aber auch Mathematiker müssen sich fragen "WIESO" wenn sie am Ende möglicherweise nur makros in Excel^^ skripten. Andererseits kann man einen guten Verdienst, vielleicht gleicht dass dann die jahrelange Pein im Studium aus (falls es eine Pein war).

Ich bleib jedenfalls dabei: Die Uni ist ein komisches Ding. Mehr Schein als Sein. Der Forschungsbetrieb ist auf Ausbeute perfektioniert. Von einer blühenden Hochschullandschaft kann keine Rede sein. Gelder fehlen, Köpfe fehlen, Perspektiven fehlen und die Akademisierung der Bildung wird alle Akteure in der Bildungslandschaft und am Arbeitsmarkt in Bedrängnis bringen (Bildungsparadoxon).

Gute Nacht. ;-)

P.S.: Natürlich heißt Studieren nicht nur "Studieren für..." oder "Studieren um...", sondern manchmal heißt Studieren Erfahrungen für sich gewinnen. Auch letzteres ist ein Grund an die Uni zu gehen das will ich gar nicht abstreiten.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 01:18
Zitat von ChomskyChomsky schrieb:Das die Biologen einen schweren Stand mag vielleicht bei dem ein oder anderen schon durchgedrungen
es geht, wenn du gut bist und die richtigen spezialisierungen hast ist das job finden kein so großes problem(allerdings in er regel befristet). allerdings sieht es für viele biologen nicht gut aus, viele spezialisieren sich auf gebiete die brotlose kunst sind.
ich sehe das immoment nicht so schwarz, biotechnologie ist nen megatrend, in der medizin werden mehr biologen gebrauct in zukunft und auch die umweltbranche entwickelt sich ganz ordentlich.
und notfalls wird halt meth gekocht oder so.
(für viele meiner mitstudenten sehe ich allerdings schwarz, die wählen zu oft den einfachen weg, sind zu schlecht handwerklich und betreiben vorallem auswendig lernen)


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Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 01:33
@25h.nox
Zitat von 25h.nox25h.nox schrieb:(für viele meiner mitstudenten sehe ich allerdings schwarz, die wählen zu oft den einfachen weg, sind zu schlecht handwerklich und betreiben vorallem auswendig lernen)

:-) Und genau diese Studenten kenne ich analog aus Mathe (wobei es hier eher das Wolkenschlösschen-Problem, nachdem Motto wir sind die begehrten Hirne) und in der Informatik gibt es Studenten die wirklich glauben ohne groß programmieren zu können durchs Leben zu kommen, weil das "niedere Arbeit" ist (wofür gibt es den Code-Sklaven *rolleyes*). Ich interessiere mich auch für KI und Software-Architektur, aber trotzdem darf ich mir nicht zu fein sein und mir meine Hände "schmutzig" machen. :-D

P.S.: Diese Auswendiglerner sind auch irgendwie eklige Dinger. In der Zeit als Nachhilfelehrer hatte ich mal ein Mädel das mich zur erst beeindruckte, weil sie recht komplizierte Beweise konnte. Und zwar perfekt. Niederschreiben im Schreibgeschwindigekeit. Später stellte sich raus, dass sie die Beweise auswendig lernte o.O . Fand's damals eine kuriose Idee, aber ich denke Auswendiglernen wird sich in Mathe (bis auf Definitionen) wohl nicht durchsetzen...


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Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 10:13
Zitat von ChomskyChomsky schrieb:Würdest du eigentlich im Nachhinein etwas anderes studieren? Bist du zufrieden mit deiner Wahl?
Hm, interessante Frage.
Dazu muss man wissen, dass ich erst Medizin studiert habe und dann abgebrochen habe und Ur-und Frühgeschichte, Vorderasiatische Archäologie und Palaeontologie studiert habe. Nach dem Studium habe ich auch in diesem Bereich gearbeitet, bis die Wirtschaftskriese kam, dann bin ich ne weile rumgetingelt mit diversen Kurzverträgen und Freiberuflichen Zeugs und einer kleinen Nebenstelle in der Kundenbetreuung. Heutzutage bin ich in einem Job, für den ich BWL oder Informatik oder Wiwi hätte gebrauchen können. Aber mal ganz ehrlich, das Studium dieser Fächer hätte ich eh nicht geschafft, da mich das eigentlich tot langweilt.
Ich muss also sagen, nein, ich hätte nichts anderes Studiert und eigentlich war es ja auch das was ich wollte. Das mit der Medizin war zwar auch ein Interesse von mir, nur irgendwie sah ich mich nie in der Rolle eines Arztes, habe aber das gottseidank schnell gemerkt.
Ich würde jetzt wahrscheinlich das doppelte verdienen können, wenn das Wörtchen WENN nicht wäre. Was wäre ein Medizinstudium, welches man nicht mit Freude macht? Oder wäre man in seinem Job als Arzt zufrieden wenn man sich irgendwie fehl am Platz sieht? Ich bin derzeit mit meinem Job zufrieden, gut es könnte immer mehr Geld geben, aber auch wenn es relativ wenig aus meiner Sicht ist für das was ich mache, verdiene ich doch schon teilweise über dem Durchschnitt meiner Kumpels und Bekannten und die müssen meißtens noch ne Familie damit durchfüttern.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 10:33
Zitat von ChomskyChomsky schrieb:aber ich denke Auswendiglernen wird sich in Mathe (bis auf Definitionen) wohl nicht durchsetzen...
das wird sich wohl niergends durchsetzen, weil es starre theorie mit wenig praktischem bezug und daher zu wenig flexibilität innerhalb echter problembeweltigung haben wird

das beste beispiel ist immer sprache. guck dir mal die leute an, die zwar eine menge phrasen und vokabeln auswenidig können, aber die gesamtstruktur der sprache nie verstanden haben, wie die kommunizieren.. du brichst zusammen vor lachen :)


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Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 10:38
@Chomsky

Nun braucht man kopfrechnen in der Mathemati heutzutage aber noch weit weniger als das, was man an beweisen und grundsätzlichen techniken lernt.
Wenn du athematik studierst verstehe ich nicht, warum dich das stört.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 12:18
Zitat von ChomskyChomsky schrieb:Letztes Jahr fand in meiner Heimatstadt mal wieder DAS Scientific Event schlechthin statt.
Eine Frage:
War das zufällig in Konstanz?


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 12:55
@rockandroll
Zitat von rockandrollrockandroll schrieb:das wird sich wohl niergends durchsetzen, weil es starre theorie mit wenig praktischem bezug und daher zu wenig flexibilität innerhalb echter problembeweltigung haben wird

das beste beispiel ist immer sprache. guck dir mal die leute an, die zwar eine menge phrasen und vokabeln auswenidig können, aber die gesamtstruktur der sprache nie verstanden haben, wie die kommunizieren.. du brichst zusammen vor lachen :)
So optimistisch bin ich nicht. Für die Mathematik mag das gelten. Genau wie für einige Gebiete der Informatik und der Natur-/Ingeniuerswissenschaften. Aber für Psychologie gilt das schon wieder nicht. Aus der Erfahrung meines Psychologistudium kann ich sagen, dass sehr wohl Leute mit toten semantischen auswendiggelernten "Fakten" sehr weit kommen können. Im Psychologiestudium hat man teilweise nur eine Chance den riesigen Berg abzuarbeiten wenn man auswendiglernt. Diese Tendenz wird auch dadurch verstärkt das in vielen Psychologiestudiengängen die MC-Klausur Standard ist. Ich selbst habe ja Psychologie studiert (aber nicht abgeschlossen). Während man im Mathestudium wirklich über die Dinge bescheid wissen musste, kann man mithilfe von Bulimielernen im Psychostudium sehr weit kommen.


@shionoro
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Nun braucht man kopfrechnen in der Mathemati heutzutage aber noch weit weniger als das, was man an beweisen und grundsätzlichen techniken lernt.
Wenn du athematik studierst verstehe ich nicht, warum dich das stört.
Die Techniken die man beim Beweisen lernt sind für den außerwissenschaftlichen Alltag absolut unrelevant. Man hofft durch das Beweisen generelle kognitive Fähigkeiten zu erhalten, die einem beim Problemlösen "realer" Probleme helfen können. Aber vieler meiner Kommilitonen waren selbst im 3. Semester nicht in der Lage banale mathematische Aufgaben aus der 7. Klasse Gymnasium zu lösen. Es ist durchaus möglich junge Leute auszubilden die komplexe Beweise lösen können (für eine gewissen Zeit), aber gleichzeitig einfache, scheinbar banale, Sachaufgaben nicht lösen können. Oder man hat ein gewisses Wissen in der Zahlentheorie, schafft es aber dennoch nicht banale Rechenaufgaben zu lösen. In der "Echt-Welt" wird aber das theoretische Wissen nur selten in dem universitären Exzess gebraucht.

Diese komische Tendenz, das z.B. Abiturienten Kurvendiskussionen lösen können, aber zugleich bemi Prozentrechnen und Bruchrechnen scheitern, setzt sich in einer analogen Weise im Mathestudium fort. Zwar nicht so offensichtlich, aber wenn man mal die Mathe-Studis auf Herz und Nieren testet (wie ich es mal als Tutor gemacht habe), dann wird man seltsames feststellen.

Es gibt natürlich einige (wenige!) die durchaus die volle Palette mitbringen (Kopfrechnen, Transferwissen, Beweisen, +Menschenverstand), aber erschreckend viele haben erscheckend krasse Defizite, die eben nicht durch die Uni aufgedeckt werden. Am Ende stehen da Menschen von denen ich mir nicht sicher bin, wo sie hinwollen. Denn für die Wissenschaft sind sie zu schlecht und für die Praxis zu blöd. Dennoch haben sie einen akademischen Titel.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 13:00
Um noch einmal meine Intention klarzustellen: Mir geht es nicht darum auf die Studis einzudreschen. Mir geht es darum die Uni als ein Ort voller Schein und Blendung zu enttarnen. Ich möchte die Leute warnen und sie darauf hinweisen, dass die Universität eine Art Venusfliegenfalle ist.

Die Uni in ihrer jetzigen Form ist aus meiner Sicht nicht zukunftsfähig, weder als Produktionsstätte von Absolventen für die Wirtschaften, noch als Denkerstätter für die Wissensschaft. Das Leute es trotzdem schaffen in Wirtschaft/Wissenschaft aufzusteigen haben sie häufig nicht DURCH die universitären Strukturen, sondern TROTZ den universitären Strukturen geschafft. Und das ist aus meiner Sicht ein trauriger Umstand.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 13:01
@Chomsky

Diese erfahrung hab ich nicht gemacht.
Ich find schon, dass man durch ein mathestudium abstraktes denken nicht nur auf spezielle aufgaben fokussiert, sondern im allgemeinen lernt.

Klar gibt es immer leute, bei denen das nicht der fall ist, weil man durchaus nur auf klausuren fokussiert lernen kann, aber das gro der leute die hier studieren sind ohnehin leute, die auf der schule schon zwischen 1 und 2 standen, die haben mit schulaufgaben keinerlei probleme.

Bei welchem aufgabentypen die du für sehr relevant hälst siehst du denn defizite?

Ih glaube bt, das sowas auch immer auf die uni ankommt


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 13:38
@shionoro

Ich würde das mit der Uni auf den Dozenten einschränken. Nicht die Uni als solche, sondern der Dozent mit seiner spezifischen Art die Veranstaltung auszugestalten ist entscheidend wie das Wissen bei Studis ankommt. Andererseits habe ich im Mathestudium immer für mich gelernt und konnte mit den Vorlesungen nur begrenzt etwas anfangen. Es kommt schon auf den Einzelnen an, wie bereitwillig er sich in einem Gebiet einarbeitet. Ich muss dazu sagen, dass ich mehr gemacht habe als im Mathestudium gefordert. Und ich habe immer versucht aus den mathematischen Gebieten einen direkten Nutzen zu abzuleiten (was bei den Abstraktionsgrad nicht immer einfach ist, aber wohl möglich).
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Bei welchem aufgabentypen die du für sehr relevant hälst siehst du denn defizite?
Ich war für Lin. Alg. I Tutor und habe die Leute öfters mal mit Aufgaben aus dem Gymnasium überrascht. Nachdem wir die Übungsblätter und einige Beweise besprochen haben, wollte ich zum "Scherz" (später habe ich dann das aktiv als Aufwärmübung genutzt) ein paar schnöde Sachaufgaben aus dem Gymi lösen. Erst da begriff wie wenig die Leute mit dem was sie lernen anfangen können. Es gab dabei natürlich Studenten, für denen war das kein Problem, aber erschreckend viele konnten erschreckend einfache Sachaufgaben nicht lösen. Allerdings waren die Leute durchaus in der Lage einen Beweis zu führen. Mir ist die Diskrepanz aufgefallen und mir fällt sie auch zur Zeit im Informatikstudium auf. Aber womöglich gehören ich zu denen wenigen die sich kritisch hinterfragen, wie man die Theorie in die Praxis umsetzen kann bzw. wo mögliche Anknüpfpunkte sein können (auch außerhalb des Forschungsalltags). Man könnte damit argumentieren, dass diese Defizite vielleicht nur bei den 1. / 2. Semestern liegen könnten. Aber ein Gespräch mit einem (mittlerweile gut befreundeten) Mathe-Prof hatte mir dies ebenfalls bestätigt für höhere Semester.

Aber darum geht es mir nicht. Trotz der Defizite mache ich mir um die Mathe-Studenten als solche keine großen Sorgen. Mir geht's eher um das Gesamte: Schlechte Arbeitsbedingung in der Wissenschaft, einen mittelmäßigen Platzierung der Deutschen in der Relevanz der weltweiten Forschung & Veröffentlichung, einen Aufbau von Scheinwelten um Schüler in die Uni zu locken, eine Überschätzung der akademischen Fähigkeiten, eine von Prestige zerfressende Arroganz der Hochschulleitung mit nur wenig Gespür was Studenten (und Forscher) brauchen, eine fast an die Lächerlichkeit gebrachte Bildungsdiskussion, eine katastrophale finanziellen Austattung der Hochschulen, einen sinnlosen Drang Hochschulprofil aufzuweichen und ein elitäresGehabe, bei gleichzeitig fehlender elitären Ausbildungsstruktur, die wiederum das elitäre Gehabe rechtfertigen könnte.

Wo sind nur die kritischen Studenten geblieben? Oder findet ihr tatsächlich die derzeitige Hochschulbildung gut? Sind wir schon in den gleichen komatösen Zustand abgeglitten, wie die Deutschen insgesamt? Fehlt uns nicht die Kraft der Empörung und der Wille zur Weiterentwicklung?


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 14:53
@Chomsky
Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
Abraham Lincoln
Vielleicht meinst Du ja das Phänomen, dass ein paar Profs 2 m überm Erdboden schweben?
Wissen ist nun mal eines der höchsten Rösser, auf denen man sitzen kann.
Nur der, der begreift, dass all dies Beeindrucken auch als affiges Balzverhalten gewertet werden kann und das gesteigerte Selbstwertgefühl Schall und Rauch ist, solange man damit nichts gutes tut, wie beispielsweise Jungakademikern Starthilfe beim analytischen Denken zu geben anstatt sich in gefühlter Erhabenheit (durch meinetwegen die Identifikation mit der etabilierten Uni) noch mehr zu entfernen, nur der der begreift, dass ein guter Lehrer-Charakter zwischen dem Lehrstoff beinah unsichtbar sein sollte und dass Begreifen meist höchst individuell geschieht, der kann/darf/sollte Lehrer sein. Doch kann man auch Richtiges von Falschen lernen. Macht nur keinen Spaß.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 17:11
Ich kann mich dem hier offenbar prävalenten stark negativen Urteil über den momentanen Zustand des Hochschulbetriebs nicht ganz anschließen. Allerdings studiere ich in Österreich und maße mir daher auch kein qualifiziertes Urteil über die Situation in Deutschland an, da ja der dortige universitäre Sektor und seine Modalitäten nicht gänzlich ident mit dem hiesigen sind.

Jedenfalls waren meine bisherigen Erfahrungen an der Uni bis auf kleinere Wermutstropfen durchwegs positiv, wenngleich ich vorausschicken muss, dass ich als Erstsemestriger natürlich noch akademischer Novize bin und folglich einen weniger umfassenden und eingehenden Einblick in den Hochschulbetrieb besitze als viele meiner Vorredner in diesem Thread, die ja allesamt bereits entweder mitten im Studium zu stecken scheinen oder bereits abgeschlossen haben.

Ich studiere Recht und Politikwissenschaft und kann diesbezüglich auf Basis meiner Erfahrungen in den Einführungslehrveranstaltungen sowie einiger spezifischer Kurse ein recht positives Fazit ziehen. Der Stoff, wenngleich sicherlich nicht so komplex wie die Inhalte mathematischer/naturwissenschaftlicher Studiengänge, wurde auf hohem intellektuellen Niveau aufbereitet und wurde von den Professoren mit Tiefgang und Engagement vermittelt (besonders die jüngeren Dozenten bzw. Assistenzprofessoren fielen mir in dieser Hinsicht äußerst positiv auf). Weiters wurde aktiv versucht, die Studenten zu kritischer Reflexion der behandelten Themen und Konzepte zu animieren, sowie ihre eigene, gerne auch negative oder ablehnende, Meinung dazu kundzutun, anstatt ihnen fehlgeleitete Ehrfurcht vor prominenten und etablierten Theorien einzuimpfen. Die Lehrenden waren auch allesamt nahbar sowie zugänglich für Nach- und Rückfragen sowie Diskussionen mit speziell Interessierten.

Bleibt nur zu hoffen, dass dieser positive erste Eindruck sich in den kommenden Semestern weiter verstärken und bestätigen wird. Die Horrorszenarien, die auch in meiner Umgebung mithin über den Uni-Betrieb kolportiert werden, haben sich jedenfalls bei mir bisher nicht bewahrheitet.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 17:41
@Chomsky

Kritische Studenten findest du aus dem Grund weniger, weil insgesamt mehr Leute studieren, und viele einfach so studieren ohne wirklich riesiges Interesse.
Die wollen eine Klausur bestehen, dazu brauchen sie Beweis A, den lernen sie dann, alles andere lernen sie nicht.

Das wir dunterstützt davon, dass die Uni mehr verschult worden ist als früher.
Man will auch schnell fertig werden, dabei ist es einem nicht ganz so wichtig, wirklich verstanden zu haben was da vorgeht, solange man den Schein hat.

Ich sehe daran aber auch kein großes Problem, weil, wenn man will, kann man durchaus sehr viel an der Uni lernen und sich mit all den dingen eingehend beschäftigen, so ist es ja nun nicht.

Vieles hängt allein schon von der Fächerwahl ab.


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 17:46
Wow... Eindrucksvoller Text. Du hast praktisch alles niedergeschrieben, was auch in meinem Kopf umher schwirrt :|

Das macht einen einfach nur traurig, Leute - so sieht die Realität aus!

Und die jungen Menschen von heute sind nur so karriere- und geldgeil, weil sie eben nicht zur Unterschicht gehören möchten. Die Medien gaukeln uns vor, dass man ja unbedingt das neueste IPhone, etc. kaufen muss, weil der Besitz einen ja so sehr befriedigt. Das Geld für diese ganzen künstlichen Sehnsüchte muss dann in Form von guten Jobs und guter Ausbildung irgendwo her kommen.
Mal ehrlich, wer von uns möchte immer nur zuschauen, wenn jeder im Freundeskreis sich schöne Dinge leisten kann?
Daher kommt dieser unaufhaltsame Zugzwang.

Man müsste quasi die Werbeindustrie staatlich regulieren - wen das nur so einfach ginge...


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 17:51
http://www.welt.de/politik/deutschland/article122683396/Deutsche-Unis-sind-ueberlastete-Milliardengraeber.html

Hier ist z.B ein Beleg für die Argumentation des TEs.

Um welche Uni handelt es sich eigentlich, bezüglich der langen Nacht? Ich kenne sowas von meiner alten Uni, da hieß es jedoch "night of the profs". Die Uni hat stolz ihre Exzellenzcluster vorgestellt, jedoch versucht sie damit nur über die maroden Gebäude, wie den "Bioturm" hinwegzusehen...


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 17:56
@Crusi
In Münster studiert?


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 18:41
@praiseway nee u.a. in Kiel.

Ich hatte 4 Semester Biologie studiert, jedoch maßlos enttäuscht abgebrochen. Ich kam an die Uni um tiefgreifendes theoretisches Wissen zu erlangen und nicht für eine Berufsausbildung (dafür kann man sich direkt bei Unternehmen bewerben und dafür gibt es auch das duale Studienmodell). Mehr stellte das Biostusdium in Kiel und Düsseldorf nicht mehr dar. Es reicht einfach nicht aus, in den Zwangsübungen (ich hatte mehr praktische Übungen an den Vollunis als Vorlesungen) wissenschaftliche Labormethoden durch maximal 1x persönliches durchführen in 6er- Gruppen für den Rest der Studiensemester beherrschen zu müssen -.-
Die Studenten bezahlen schon für ihr Studium und dennoch wird eine Übung, die 4 Semesterwochenstunden umfasst, mit 30 Leuten in einem Raum durchgeführt!
Und dann noch dieser elende Druck, wenn man auf Kredite angewiesen ist! Ich hätte gern noch andere Module belegt, um Wissen aus anderen Bereichen zu vertiefen, aber dafür war gar keine Zeit! Ich musste ja alle Klausuren innerhalb von 4 Semestern bestehen, sonst wurde die Förderung entzogen. Wie will man da den Kopf für Zusatzqualifizierungen frei bekommen???

Ich werde dieses Sommersemester mit Jura anfangen und dieses Studium einfach durchziehen. Die Berufsaussichten sind sowieso überall schlecht in Fächern, die weniger Lernaufwand haben...


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Die lange Nacht der Wissenschaft

05.01.2014 um 18:44
@Crusi
Wie alt bist Du?


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