Aktive Sterbehilfe bei Kindern

Zukünftig sollen todkranke Kinder in Belgien aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen können. Voraussetzung hierfür ist, dass das Kind unter schlimmen Schmerzen leidet und mehrmals den Wunsch äußert zu sterben. Hierbei sollen zusätzlich Eltern, Ärzte und Psychologen den Sterbewunsch des Kindes befürworten.

Aber ist es wirklich realistisch, dass man einem Kind im Grundschul- oder sogar im Kindergartenalter solch eine Entscheidung überlässt?! Kindern und Jugendlichen wird abgesprochen wichtige wirtschaftliche Entscheidungen und ähnliches zu treffen, aber nun sollen sie fähig sein zu entscheiden, ob sie leben oder sterben wollen? In wie weit kann man sich auf das Urteil des Kindes verlassen?! Meiner Meinung nach ist hier ein deutlicher Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen (und auch jungen Erwachsenen) zu machen. Ein Jugendlicher von 14 Jahren hat nochmal ein ganz anderes Urteilsvermögen, als ein 6 jähriges Kind.

Zudem muss man meiner Meinung nach bedenken, dass Kinder noch eine ganz andere Vorstellung vom Tod haben als Erwachsene oder Jugendliche. So kann ein Kindergartenkind (und auch ein Grundschulkind) das Ausmaß des Todes noch gar nicht richtig begreifen. Wenn die Kinder also den Wunsch äußern zu sterben, wissen sie womöglich noch gar nicht was das bedeutet. Einfach weil sie es noch nicht erfassen können, auch wenn man es ihnen erklären würde.

Auch das Verhalten der Eltern könnte Einfluss auf das Kind nehmen. Kinder nehmen ganz genau wahr, wenn sie für ihre Eltern eine „Last“ darstellen und ihnen Kummer und Sorgen machen. Was also wenn die Kinder den Wunsch nach dem Tod nur äußern, weil sie ihren Eltern nicht mehr weiter zur Last fallen wollen?! Das wäre nicht wirklich Sinn der Sache.

Was haltet ihr davon? Seid ihr dafür oder dagegen?

@ahri

Diese Probleme kannst du aber genausogut bei 80jährigen haben, ehrlich gesagt. Und wer weiss schon, was der Tod 'bedeutet'...

Die Frage ist doch nicht ob ein Kind das entscheiden kann! Die Frage ist doch sollte man einen Menschen der definitiv in absehbarer Zeit stirbt und unter extremen Schmerzen leidet weiter quälen? Egal wie alt ein Mensch ist, das Problem bleibt das gleiche.

@Thawra

Nein genau das finde ich nicht. 80 jährige wissen ganz genau was es bedeutet tot zu sein. Oder haben sich ihre eigene Vorstellung davon gemacht je nach Glauben usw. Jedenfalls können sie die Bedeutung des Todes umfassen.

Die Todesvorstellungen von Kindern weichen da ganz deutlich ab. Kinder begreifen erst ab ca. 10 - 12 Jahren die Endgültigkeit des Todes. Jüngere Kinder sehen den Tod nicht so. Für sie kehren die verstorbenen Menschen irgendwann zurück. Als ob sie im Urlaub wären. Für sie haben Tote auch noch "Gefühle". Sie stellen Fragen wie "Friert der Opa dann nicht im Sarg?" Sie begreifen eben nicht, was es bedeutet tot zu sein.

Deswegen ist das meiner Meinung nach ein großer Unterschied.

@5ting

Natürlich ist es die Frage ob man einem Kind diese Entscheidung zumuten kann. Denn genau das ist nun Gesetz in Belgien. Die Kinder sollen darüber entscheiden können.

@ahri
Du hast selbst geschrieben das mehrere Personen in die ENtscheidung eingebunden werden. Und doch die Frage bleibt die gleiche. Sollte man einen solchen Menschen bis zum letzten Moment quälen?

@5ting

Eingebunden werden sie ja. Trotzdem geht der ursprüngliche Wunsch vom Kind aus. Und nein, das ist hier nicht die Frage. Es gibt hier genug Threads über Euthanasie. Dieser hier soll darum gehen ob man Kindern so eine Entscheidung zumuten kann eben aufgrund der oben aufgeführten Argumente und nicht darum, ob man aktive Sterbehilfe generell befürwortet oder nicht.

@ahri
Eben nicht. Egal wie alt ein Mensch ist, das Problem bleibt immer das gleiche. Es ist das grundsätzlich Denken über aktive Sterbehilfe, falsche Moralvorstellungen etc. Außerdem ist ein Kind auch ein Mensch, willst du diesen quälen? Vielleicht nur weil man meint er selbst kann diese Entscheidung nicht treffen?

@5ting

5ting schrieb:Es ist das grundsätzlich Denken über aktive Sterbehilfe, falsche Moralvorstellungen etc.

Sag mal liest du was ich schreibe?! :D

Mir geht es hier nicht generell um das Leid oder ob man aktive Sterbehilfe für sinnvoll hält oder nicht. Ich möchte wissen ob ihr findet, dass man Kindern so eine Entscheidung zumuten kann.

Alles andere ist hier nicht Thema.

@ahri
Die Anwort darauf habe ich bereits gegeben. Dazu gehört aber auch das man begründet warum man der Meinung ist.

@5ting

Ich habe dich ja auch gar kein zweites Mal gefragt ;)
Zudem kann ich deinen Posts nirgends entnehmen, ob du der Meinung bist dass jüngere Kinder in der Lage sind diese Entscheidung zu treffen und warum.

Deine Aussagen war nämlich lediglich

5ting schrieb:Die Frage ist doch nicht ob ein Kind das entscheiden kann!

Aber ist ok. Anscheinend reden wir aneinander vorbei.

@ahri
die Entscheidung wird doch gar nicht in dem Sinne dem Kind überlassen, Du schreibst doch selbst, wie viele andere Personen involviert sind und den Sterbewunsch befürworten müssen. Auch ein Kind soll in Würde sterben dürfen, wenn es sowieso keine Hoffnung auf ein Leben mehr gibt.

Tussinelda schrieb:Auch ein Kind soll in Würde sterben dürfen, wenn es sowieso keine Hoffnung auf ein Leben mehr gibt.

Das sehe ich definitiv auch so. Trotzdem finde ich die ganze Sache bedenklich.

Allein schon wegen den vollkommen anderen Todesvorstellungen von Kindern und auch wegen dem emotionalen Druck, den die Eltern möglicherweise ausüben könnten.

Und was tut man, wenn ein Elternteil für die aktive Sterbehilfe ist und das andere dagegen? Ich finde einfach, dass das ganze zu wenig durchdacht ist.

@ahri
es sind mehrere Personen involviert und sollten übereinstimmen.......wie soll man es denn sonst regeln?

@ahri

ahri schrieb:Allein schon wegen den vollkommen anderen Todesvorstellungen von Kindern und auch wegen dem emotionalen Druck, den die Eltern möglicherweise ausüben könnten.

Du meinst nach der Devise: Nun nimm schon die Pille dann können wir auch mal ausserhalb der Ferien Urlaub machen?
Das dürften die wenigsten sein, die meisten kämpfen um und für ihr Kind so lange es Sinn macht und darüber hinaus.
Auch die anderen Punkte sehe ich nicht so diffizil. Sollte keine Einigkeit bei den Eltern zu erzielen sein und beide das gemeinsame Sorgerecht haben wird halt keine Sterbehilfe gewährt.
Ich finde den Weg gangbar und das man sich auch noch die Zustimmung des Kindes einholt sogar vorbildlich. Da finde ich den von religiös Gehandicapten an ihren Kindern verübten Beschneidungsmissbrauch wesentlich abartiger.

Ich befürchte, dass dieses Gesetz in der Praxis kaum Anwendung finden wird, weil es erstens noch immer palläativmedizinische Optionen gibt und ich zweitens glaube, dass es extrem selten zu Konstellationen kommt, in welchen alle Beteiligten, aber vor allem die Eltern und das Kind selbst, diese finale Entscheidung treffen werden, wollen und können.

Ich bin ganz ehrlich, ich bin mir noch sehr sehr unschlüssig was ich davon halten soll. Deswegen hat mich auch interessiert was ihr davon haltet. Mir einfach mal ein paar Meinungen dazu anhören.

emanon schrieb:Du meinst nach der Devise: Nun nimm schon die Pille dann können wir auch mal ausserhalb der Ferien Urlaub machen?

Nicht direkt nein. Aber Kinder spüren, wenn es ihren Eltern schlecht geht und sie wissen dann auch meist ganz genau, dass sie der "Grund" dafür sind. Ich meine damit, was wenn sie auf den Gedanken kommen "Oh, ohne mich wären Mama und Papa wieder viel glücklicher."?! Auch wenn die Eltern das so gar nicht fühlen oder meinen. Aber Kinder können das nicht immer differenzieren und geben sich womöglich die Schuld. Oder sie haben Geschwisterkinder, die nicht verstehen können, warum das kranke Kind auf einmal so viel Aufmerksamkeit bekommt und deswegen den ein oder anderen "unbedachten" Kommentar los lassen. Und dann sagen sie zu ihren Eltern "Ich möchte sterben" und die denken der Wunsch geht vom Kind aus.

Ich finde es ist auch nochmal ein Unterschied, ob man sich dafür entscheidet die medizinische Therapie beim Kind einzustellen, wenn man weiß dass es sowieso nicht mehr lange zu leben hat und das restliche Leben dem Kind so schön gestaltet wie möglich (Also insofern dem Kind durch Medikamente gegen die Schmerzen geholfen werden kann, so dass es nicht wahnsinnige Qualen leidet), oder ob man sich dazu entschließt ihm die Todesspritze zu geben.

Es ist zwar positiv, dass Kinder nach ihrer Meinung gefragt werden, aber trotzdem finde ich es schwierig, da die Kinder die Bedeutung von "Tod" ja noch gar nicht so recht erfassen können. Natürlich ist es besser, als über ihren Kopf hinweg zu entscheiden. Aber ich bin da trotzdem etwas skeptisch.

Ich finde das Gesetz ebenfalls bedenklich. Einem Kind eine so wichtige Entscheidung zu überlassen ist aufjedenfall ungewöhnlich. Wäre ich Abgeordneter und müsste jetzt sofort darüber abstimmen, dann würde ich dagegen stimmen. Vielleicht bringt aber noch jemand überzeugende Argumente für das Gesetz?

Schwer nachzuvollziehen.
Ich denke nur tot kranke Kinder, deren Eltern und die zuständigen Ärzte können
das verstehen. Das Problem ist, dass es sich um Kinder handelt und die besitzen noch nicht
die Urteilsfähigkeit wie Erwachsene, deswegen haben sie ja einen Vormund.
Ich weiss allerdings nicht wohin das führen soll. Was kommt als nächstes...?
behinderte Kinder...etc

Um das Thema zu erörtern, müsste man Fallbeispiele kennen.

@ahri

ahri schrieb:80 jährige wissen ganz genau was es bedeutet tot zu sein

Weil sie's ja schon mal erlebt haben, oder wie?

Nö, sie haben nur eine länger entwickelte Vorstellung davon. Ob die deswegen richtiger ist...