Sterben in Deutschland

@technoid
Ja, die aktive Sterbehilfe ist sowohl in den NIederlanden, als auch in der Schweiz erlaubt..
Hab einen Bericht darueber gesehen, glaube bei denen ist das so, dass du mindestens ne gewisse Zeit den Wunsch haben musst und dort quasi "angemeldet" sein musst, damit die das auch durchziehen, da die es sonst als Kurzschlussreaktion sehen.
Du kannst das Datum und die Uhrzeit selber bestimmen, kommst dann Medikamente oder eine Pille, welche du selber zu dir nehmen musst, der Arzt darf sie dir nicht in den Mund legen oder so.
Da sitzen dann mehrere Leute vor dir, so war es zumindest in dem Bericht zu sehen, um sicher zu stellen, dass das auch "rechtens" ist. Klare, strenge Bestimmungen.

In Deutschland ist die aktive Sterbehilfe verboten, die passive jedoch nicht.
Kann man auch palliativ care nennen, die Patienten werden also nicht kurativ behandelt, da kein Chance auf Heilung besteht (Oft bei Krebspatienten zu beobachten), sondern "Symptombehandlung" um den Weg bis zum endgültigen Ableben zu erleichtern, noch bis heute habe ich eine Patientin gepflegt, die heute verstarb.. Fing an mit Leberkrebs und hinterher voll metastasiert. Irgendwann ging es ihr so schlecht, dass ein Medikament kontnuierlich lief, um ihr die Schmerzen zu nehmen, ein Opiat, natürlich ist von Anfang an klar, dass der Körper solch ein Medikament in der "hohen" Dosis nicht lange resorbieren kann, aber im eigentlichen Sinne gilt es eben der Schmerzlinderung.

Schau einfach mal richtung Palliativ Care, Hospiz, Sterbebegleitung.

Keiner sagt, dass du in nem Krankenhaus stirbst, wenn du die Wahrheit über Sterben im Krankenhaus wirklich wissen willst.. es kommt ja auch immer auf deine Situation an und das Krankenhaus, wo du landest, nech (:

@Merlinde


Danke, für den Link...habe ich mir schon ausgedruckt. Will auch lieber an einer Überdosis Schmerzmittel sterben, als eventuell noch ewig vor mich hin leiden...wenn es mal so kommen sollte.

@technoid

technoid schrieb:Mich würde einfach mal interessieren wie es in den deutschen Krankenhäusern abläuft, wenn ein Mensch totkrank in seinem Sterbebett liegt. Inwiefern darf den kranken geholfen werden den Tod so erträglich wie möglich zu machen?

Das ist schon viel besser geworden, als vor Jahren.
Vieles hat man, wie schon erwähnt, via Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht selbst in der Hand, aber es gibt Mittel und Wege Patienten immer weniger leiden zu lassen.

Neben mir sind 3 Menschen gestorben. Was möchtest du genau wissen?

@nodoc
Seit ich diese Patientenverfügung habe, habe ich irgendwie ein besseres Gefühl,
eben nicht mehr diese Angst vor Schmerzen später.




Ich habe mal eine Frage zum Hospiz, finde es passt gut in diesen Thread.

Kann man selbst bestimmen, ob man ins Hospiz will?

Dürfen das auch Angehörige bestimmen/entscheiden?

Muss man dafür bezahlen, wie z.B. im Heim?

@Merlinde
Ins Hospiz koennen einen auch Angehoerige bringen, wenn man selbst nicht dazu in der Lage ist oder noch gar nicht entscheidungsfaehig. Es gibt nicht umsonst Kinderhospize. Allerdings ist es nicht so leicht, einen Platz zu bekommen, Hospize sind meistens gerammelt voll.

Und nein, ein Hospiz kostet nichts. Das sind gemeinnuetzige Einrichtungen, die sich in der Regel ueber Spenden finanzieren. Einen Teil uebernimmt auch die Krankenkasse.

@Alarmi
Vielen Dank @Alarmi !

Mit dem Sterben möchte man sich am liebsten garnicht befassen,
aber ja älter man wird, um so öfter denkt man darüber nach.


Muss man kirchlich sein um einen Platz zu bekommen?

Nein man muss nicht in der Kirche sein für ein Hospiz genauso wenig wie für eine palliativ Station oder einen palliativdienst.
Ich habe gerade in meinem fsj viel aus der palliativpflege mitbekommen da ich öfter auf der palliativstation ausgeholfen habe bzw wir auf der inneren auch palliativpatienten hatten.
Es kommt halt immer auf die Erkrankung an etc. Wie alles abläuft was man für Medikamente bekommt usw.
Ich persönlich bin ja für die aktive sterbehilfe!

Zu palliativmedizin gibt es auch einen thread (bisschen Werbung für meinen thread machen :D)

@technoid

Du kannst das alles in einer individuellen Patientenverfügung verfassen lassen. Da steht dann zum Beispiel drin, das du nicht an lebensverlängernde Maschinen angeschlossen werden willst, wenn die Lage aussichtslos ist. Ich will hier nicht´s vorwegnehmen, denn das musst du mit einem Notar deines Vertrauen besprechen, denn rechtliche Tipps darf dir ein Laie nicht geben. Du solltest die Patientenverfügung mit einer Person deines Vertrauen versehen lassen, die darüber wacht, das auch alles eingehalten wird, was du verfügst. Dann gibt es noch eine Betreuungsverfügung und die Vorsorgevollmacht. Darüber hinaus kann es auch noch eine Vertretungsvollmacht geben, die für die Zeit gültig ist, in der du "nicht geschäftsfähig" bist. In einigen Pflegeheimen gibt es die.
Aber alle Vollmachten sollten klar widergeben können, was dein Wille ist. Also keine schwammigen Verklausulierungen. Lasse das von einem zweiten Notar gegenlesen. Du solltest darauf achten, dass du immer ein Orginal zur Hand hast. Weiterhin sollten diese Dinge über die Bundesnotarkammer in Berlin angemeldet sein ( ins Vorsorgeregister). Kostet nicht viel.

Zu deiner weiteren Frage: Gegen einen Aufpreis, kannst du in ein Hospiz gehen (wenn die Lage nicht so rosig aussieht). Palliativstation bedeutet, das du zBsp. eine Chemo bekommst 1 x die Woche und den Rest zuhause verbringen darfst. Wenn du niemanden hast, der oder die dich versorgt, in´s Pflegeheim kommst,( kommt auf die Pflegestufe an) oder in ein Hospitz. Palliativstation bedeutet nicht zwangsläufig, das du dort dauerhaft bist. (Ist oft nicht der Fall)
Aber es kann durchaus ein 3-4 monatiger Aufenthalt sein.

Mich würde einfach mal interessieren wie es in den deutschen Krankenhäusern abläuft, wenn ein Mensch todkrank in seinem Sterbebett liegt. Inwiefern darf den kranken geholfen werden den Tod so erträglich wie möglich zu machen?

was meinst du mit geholfen werden? ... sterbehilfe?

bei meiner großmutter war es so, dass sie zum sterben
in einen gesonderten raum geschoben wurde ...
und das in einem krankenhaus !!
ich denke mal, so wird es in den meisten häusern abgehen.
unmenschlich eben ...

ein hospiz wäre eine alternative ...
in einer solchen einrichtung wird sich um einen menschen gekümmert bis
er die augen für immer schließt.
denke und hoffe ich zumindest ...

@mal_schauen was ist bitte unmenschlich daran? es gibt auch so genannte abschiedsraeume, wo die Patienten hinkommen, entschuldige mal, stell dir vor du hast Lungenkrebs, liegst im Krankenhaus, möchtest du eine Zimmernachbarin haben, die genau an dieser Erkrankung neben dir stirbt? Es ist eine gut gemeinte Geste, sowohl fuer den Sterbenden, als auch fuer die Mitpatienten, die letzte Ruhe zu gönnen und einzelnd zu legen! Wir bekommen teilweise Patienten auf unsere Station in ein Einzelzimmer verlegt, damit der Patient seine letzte Ruhe findet und nicht auf einer Intensivstation mit x Geräten versterben muss, wo es total hektisch von statten geht.

Bassmonster schrieb:was ist bitte unmenschlich daran? es gibt auch so genannte abschiedsraeume, wo die Patienten hinkommen

das ist völlig richtig ...

aber unmenschlich ist es, wenn dieser besagte raum eher einem abstellraum gleicht
als einem abschiedsraum ...

was war denn die alternative?

Abschiedsräume sind für Menschen, die bereits gestorben sind.
Sterberäume gibt es in den mir bekannten Krankenhäusern nicht.

@RoseHunter

RoseHunter schrieb:Abschiedsräume sind für Menschen, die bereits gestorben sind.
Sterberäume gibt es in den mir bekannten Krankenhäusern nicht.

Da muss ich Einspruch erheben. Als mein Mann im Sterben lag, kam er in ein schönes, einem Wohnzimmergleiches Zimmer. Mein Sohn und ich durften bei ihm sein, und regelmäßig kam eine Schwester um zu sehen, ob mein Mann auch ohne Beschwerden war.

Ich war damals sehr beeindruckt darüber. Das ist jetzt bald 21 Jahre her.

morgenrot37 schrieb:Da muss ich Einspruch erheben. Als mein Mann im Sterben lag, kam er in ein schönes, einem Wohnzimmergleiches Zimmer. Mein Sohn und ich durften bei ihm sein, und regelmäßig kam eine Schwester um zu sehen, ob mein Mann auch ohne Beschwerden war.

Ich war damals sehr beeindruckt darüber. Das ist jetzt bald 21 Jahre her.

So sollte es sein, aber leider sieht die Realität etwas anders aus. :(

@morgenrot37

Das freut mich zu hören, aber leider ist es tatsächlich nicht die Regel.
Luft nach oben ist also noch reichlich, wenngleich die Hospize hier manches auffangen.

Insgesamt fehlt es wohl an einer Sterbekultur, die wir langsam (wieder) erlangen müssen.

@RoseHunter

RoseHunter schrieb:Insgesamt fehlt es wohl an einer Sterbekultur, die wir langsam (wieder) erlangen müssen.

Da hast du Recht, ich glaube dass da Deutschland manch anderen Ländern hinterher hinkt.
So ist es auch mit der Schmerzbekämpfung. Die Ärzte verweigerten den totkranken Leuten Morphin, aus der Angst herraus, das der Totkranke süchtig wird. Soll er doch süchtig werden, hat doch sowieso kaum noch Zeit auf Erden. Hauptsache er ist Schmerzfrei.

@morgenrot37

morgenrot37 schrieb:Die Ärzte verweigerten den totkranken Leuten Morphin, aus der Angst herraus, das der Totkranke süchtig wird.

Das ist eine Unsitte, die ich zumindest nicht mehr so erlebe.
Schmerz- und leidfreies Sterben geht heute besser, leider oft alleine und in der hintersten Ecke oder die Schwester guckt mal rein, ob der Patient schon tot ist.