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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

140 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tod, Sterben, Erinnerung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

31.12.2022 um 21:43
Moin,

im Erstellen von Einzelbeiträgen war ich schon immer gut, nur die Fortführung einer andauernden Diskussion fällt mir irgendwie schwer - nur zur Vorwarnung.

Ich möchte hier gerne von Euch erfahren und lernen, wie ihr selbst mit eurer eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod im Allgemeinen umgeht. Seit eine der mir nahestehendsten Personen gestorben ist und ich mich aus verschiedenen Gründen vorher nicht von ihr verabschieden konnte, beschäftigt mich das sehr. Öfter wünsche ich mir, dass sich diese Person tatsächlich mal „aus dem Jenseits“ bei mir melden würde, auch wenn es inzwischen schon ins zweite Todesjahr geht. Es drängen sich täglich ein paar Erinnerungen ins Gedächtnis, das fühlt sich aber nicht nach den berühmten religiösen Botschaften oder Kontaktaufnahmen an.

Habe ich eigentlich Angst vor dem Tod? Ich weiß es nicht.

Mich bedrückt zutiefst, nicht zu wissen, ob und was „danach“ kommt. Diese Vorstellung, dass die nahestehende Person nach dem Tod einfach weg ist, deprimiert mich. Wir Menschen sind zu unseren Lebzeiten zu so viel fähig, erschaffen unzähliges, das Leben auf diesem Planeten ist an sich so detailliert. Das kann es doch nach dem Tod nicht einfach gewesen sein. Einfach alles vorbei, soviel Aufwand, so viel Persönlichkeit und Energie umsonst eingesetzt…

Mich selbst würde ich als Agnostiker und sehr intelligenten, gebildeten und rationalen Menschen beschreiben. Was auf biochemischer Ebene beim Sterbeprozess geschieht, ist mir bekannt.
Aber so, wie ich eine Denkblockade habe, wenn es um die Frage geht, was vor dem Urknall gewesen ist, etc. habe ich eben auch eine, was das Thema „nach dem Tod“ angeht.

Komme ich nicht damit zurecht, dass die nahestehende Person früher oder später einfach so vergessen wird oder eher die Tatsache, dass mich dieses Schicksal in den vermutlich nächsten 60 Jahren selbst trifft? ICh möchte nicht einfach so vergessen werden. Das ist so traurig.

Wie seht ihr das? Habt ihr schon einmal versucht euch vorzustellen, wie sich das eigene sterben wohl anfühlt (damit meine ich nicht den Alterungsprozess an sich)? Sollte man das besser ignorieren?

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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

31.12.2022 um 21:55
Dem biologischen Ist-Zustand so viel Bedeutung beizumessen, als wäre es das nonplusultra...darin liegt die Angst vorm Tod.
Und was je deine Seele berührt hat, bleibt unvergessen, du bist quasi ein riesiger Speicher. Auch wenn die Gedanken an einem geliebten Menschen, welcher von uns geht mit der Zeit im Hintergrund treten, so sind sie dennoch unvergessen. Und so lange exestieren sie.
Erinnerungen treten meistens dann wieder hervor, wenn du sie brauchst.

Also mach dir kein Kopp und guten Rutsch ;)


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

31.12.2022 um 22:36
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Habt ihr schon einmal versucht euch vorzustellen, wie sich das eigene sterben wohl anfühlt (damit meine ich nicht den Alterungsprozess an sich)? Sollte man das besser ignorieren?
Ignorieren auf gar keinen Fall. Für mich gibt es kaum wichtigeres, als sich mit dem eigenen Ende zu befassen, sich über die Wünsche klar zu werden und diese und alle Formalitäten niederzuschreiben. Das Ende kann nämlich jederzeit passieren. Theoretisch kannst du zu jeder Zeit versterben, happy new year ;)

Es ist ja wirklich so. Ich habe alles aufgeschrieben. Und ich finde den Tod als wahnsinnig beruhigend, da sind wir dann alle wirklich vollumfänglich gleich und es ist völlig egal, wer du bist und was du hast und getan hast. Sterben werden wir alle. Ohne den Tod ist dein Leben nie vollständig.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 01:03
Ein Teil unserer Gene lebt in unseren Kindern weiter. So gesehen lebt ein Teil von uns weiter.

Der Tod gehört zum Leben dazu. Wenn niemand sterben würde, dann wäre die Erde komplett überbevölkert mit uralten Menschen.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 02:36
@BesucherIn
Ich versuche über das Ego hinauszudenken, im großen Ganzen.
Alles lebt, alles stirbt! das ist gut, das ist der Lauf der Dinge.
Wäre es nicht so, wären wir heute nicht hier, weil es gar keinen
Platz für uns gebe. Sicherlich bekommt man einiges bewusst mit,
und quält sich vielleicht auch in den Tod, aber letztendlich gibt es
irgendwann auch eine Er"lösung"!
Unser Körper wird dann wieder zu einem Stück Natur, wie davor auch.
Das ist der Lauf der Dinge, man kann es akzeptieren oder nicht.

Manchmal finde ich es aber auch grotesk, also wenn man das mal
vergleicht. In dem einen Moment pflegt du gerade noch deine Lippen
mit Labello oder gehst ins Fitnessstudio, hegst und pflegst deinen Körper
bis zum letzten Zipfel. Und im nächsten Moment madert der gleiche Körper
vor sich rum, und wird verschachert.
Hab schon einige gute Freunde verloren, die in ihren jungen Jahren um die
20 rum plötzlich durch Unfälle verstorben sind.
Im Prinzip kann man als Mensch jeder Zeit das Pech haben vorzeitig zu sterben.
Viel zu empfindlich sind unsere zarten Körper.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 10:53
Verdrängen. Es kommt sowieso wie es kommt. Ich fühle mich besser mich nicht damit zu beschäftigen. Mehr Angst habe ich vom Verlust geliebter Menschen.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 12:04
Zitat von Interesse_01Interesse_01 schrieb:Mehr Angst habe ich vom Verlust geliebter Menschen.
Damit habe ich allerdings auch Schwierigkeiten, bei aller Offenheit, die ich gegenüber diesem Thema habe, da bin ich dann doch auch in Bedrängnis und mag das Thema nicht so gerne, aber hauptsächlich deswegen, weil ich nicht nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Das werde ich aber nicht verdrängen, das finde ich falsch, denn irgendwann kommt das und dann hätte ich gerne einen Plan.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 14:50
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:denn irgendwann kommt das und dann hätte ich gerne einen Plan.
Ich glaube nicht das man einen Plan dafür haben kann. Das wird uns mit voller Wucht treffen. Egal wie wir uns vorbereiten.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 15:07
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Habe ich eigentlich Angst vor dem Tod? Ich weiß es nicht.

Mich bedrückt zutiefst, nicht zu wissen, ob und was „danach“ kommt.
Im Leben-nach-dem-Tod-Thread wurde einiges dazu geschrieben, auch von mir:
Seele, Bewusstsein, Leben nach dem Tod (Seite 4) (Beitrag von Laura_Maelle)

Schau dort mal rein!

Über Silvester befassen sich viele Menschen mehr mit so ernsten Themen. Ich habe Deinen Thread schon vorher abonniert, aber am Silvesterübergang war es mir dann doch etwas zu schwer als Thema.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 15:20
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Wir Menschen sind zu unseren Lebzeiten zu so viel fähig, erschaffen unzähliges, das Leben auf diesem Planeten ist an sich so detailliert. Das kann es doch nach dem Tod nicht einfach gewesen sein.
Wenn das Herz nun mal nicht mehr schlägt, das Hirn keinerlei Funktionstätigkeit mehr aufweist, ändert auch alle Aktivität der Lebenszeit nichts mehr daran - Exitus.
Allein der Wunsch, dass es nach dem Tod "etwas" gibt, reicht nicht zu Realisierung.
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Einfach alles vorbei, soviel Aufwand, so viel Persönlichkeit und Energie umsonst eingesetzt…
Umsonst? Es war doch nicht umsonst, wenn man Musik gemacht hat, die Menschen nahe geht. Es war nicht umsonst, wenn man ein (waises) Kind adoptiert hat. Es war nicht umsonst, wenn man beruflich oder ehrenamtlich anderen Menschen geholfen hat. All das hinterlässt etwas, aus dem Neues erwächst.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 15:20
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Ich möchte hier gerne von Euch erfahren und lernen, wie ihr selbst mit eurer eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod im Allgemeinen umgeht.
Da ich schon einige Male mit dem Thema Tod konfrontiert wurde, habe ich mich auch recht früh und mit dem "Drumherum" auseinandergesetzt. Ich habe seit ich 16 Jahre alt bin einen Organspendeausweis. Den überprüfe ich auch einmal jährlich, also hat sich was an meiner Meinung geändert, möchte ich irgendwas anders haben, machen.

Auch habe ich seit ich 18 Jahre alt bin eine Patientenverfügung, da es manchmal schneller gehen kann wie einem lieb ist. Dadurch setzt man sich ja schon mit dem Tod, sterben, bestimmten Krankheiten und was mit einem passieren soll auseinander. Auch das überprüfe ich in regelmäßigen Abständen. Finde ich super wichtig.

Vielleicht denke ich da auch etwas pragmatisch, der Tod sorgt oft für Ärger, Hinterbliebene sind sich uneins. Fast immer gibt es Streit. Dementsprechend möchte ich bei diesem Faktor einen kleinstmöglichen Spielraum lassen.
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Seit eine der mir nahestehendsten Personen gestorben ist und ich mich aus verschiedenen Gründen vorher nicht von ihr verabschieden konnte, beschäftigt mich das sehr.
Das kannst du noch nachholen. Als Jugendliche habe ich beispielsweise einen Brief mit ins Grab gegeben. Sowas kann man ohne Probleme mit den Bestatter absprechen. Ist in den meisten Fällen möglich.
Wenn sowas nicht möglich ist, ermögliche ich mir selbst einen Raum um Abschied nehmen zu können. Das ist bei mir beispielsweise nicht die Beerdigung. Ich suche Orte auf, die mich mit der Person verbinden. Ich nutze Situationen und lasse dort die Person wieder aufleben.
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Mich bedrückt zutiefst, nicht zu wissen, ob und was „danach“ kommt. Diese Vorstellung, dass die nahestehende Person nach dem Tod einfach weg ist, deprimiert mich.
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Einfach alles vorbei, soviel Aufwand, so viel Persönlichkeit und Energie umsonst eingesetzt…
Das sehe ich genau andersrum. Gerade wenn ich mit vielen älteren Menschen unterhalten habe, die haben auf den Tod gewartet. Da kam oft sowas wie 'Ich habe schon alles im Leben gesehen und erlebt' und das sagen die nach nur 80 oder 90 Jahren. Und diese Menschen hatten oftmals nur die Tageszeitung. Kein Internet, keine Freiheiten wie heute, keine weiten Reisen usw. Trotzdem sind sie nach dieser kurzen Zeitspanne schon des Lebens überdrüssig. Ein ewiges Leben im Jenseits wäre Dementsprechend mein persönlicher Horror. Wie langweilig muss es nach 200 Jahren sein? Oder nach 1000 Jahren, schreckliche Vorstellung!


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 15:34
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Komme ich nicht damit zurecht, dass die nahestehende Person früher oder später einfach so vergessen wird oder eher die Tatsache, dass mich dieses Schicksal in den vermutlich nächsten 60 Jahren selbst trifft?
Du scheinst so in den 20ern zu sein, wenn ich vermuten darf. Es ist fest davon auszugehen, dass du diese deine Fragen in 30 oder 40 Jahren durch gemachte Erfahrungen selbst beantworten können wirst. - Wie das bei jedem Menschen so ist.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 15:51
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Sterben werden wir alle.
Stimmt. Kann nur leider nicht über den Umstand hinwegtäuschen, dass wir zuvor alle hinsichtlich Lebensqualität und -quantität ein teils extrem unterschiedliches Dasein fristen.
Zitat von NullkommanichtNullkommanicht schrieb:Ein Teil unserer Gene lebt in unseren Kindern weiter. So gesehen lebt ein Teil von uns weiter.
Nein, da lebt nix weiter. Ist halt wieder mal so'ne typisch sinnfreie Metapher bzw. Floskel, die irgendwie beruhigen bzw. einlullen soll. Aber abgesehen davon, dass Gene nicht leben... soll es ja auch noch Menschen geben, die keine Kinder haben... Aber vielleicht kommt da ja noch sowas wie "Wir leben in unseren Töpferwaren und anderen Hinterlassenschaften weiter!" o.ä. :D
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Ich möchte hier gerne von Euch erfahren und lernen, wie ihr selbst mit eurer eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod im Allgemeinen umgeht.
Mich hatte es - sicherlich auch zusammen mit einigen anderen Gründen - einst zur Philosophie geführt, nebst Naturwissenschaft & Religion, wobei ich Religion eigentlich fast schon streichen oder zumindest in Klammern setzen müsste, während ich für Naturwissenschaft wiederum eigentlich auch schon vorher starkes Interesse hatte. Und das war so die Zeit nach dem Abitur, mittlerweile fast schon ewig her... Und natürlich war ich auf der Suche nach abschließenden Antworten, die ich naturgemäß nicht finden konnte, denn anderenfalls würde man von Wissen sprechen können.

Fun Fact: Tatsächlich stöberte ich damals mit ca. 20 Jahren in der Bibliothek in der Sektion Naturwissenschaft nach Büchern über Gott, Seele, Jenseits o.ä., weil ich halt endlich wissen wollte, was denn die Wissenschaft zu diesen Themen zu sagen hat bzw. mich einfach interessierte: Was wissen wir wirklich darüber...? Abseits mannigfacher religiöser Vorstellungen in sog. "heiligen Schriften", welche ja immer wieder gerne und ebenfalls als (vermeintliches!) Wissen - sog. "Offenbarungswissen" - verkauft werden...
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Mich bedrückt zutiefst, nicht zu wissen, ob und was „danach“ kommt. Diese Vorstellung, dass die nahestehende Person nach dem Tod einfach weg ist, deprimiert mich.
Zurecht. Der Tod ist ein Übel. Auch wenn vermeintlich aufgeklärte Geister da anderes behaupten mögen, wie bspw. Epikur, der da einst schrieb:

"Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da."
Wikipedia: Epikur#Überwinden von Furcht, Schmerz und Begierden als Widersachern der Lebensfreude

Das ist natürlich haarsträubender Unfug.
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Wir Menschen sind zu unseren Lebzeiten zu so viel fähig, erschaffen unzähliges, das Leben auf diesem Planeten ist an sich so detailliert. Das kann es doch nach dem Tod nicht einfach gewesen sein. Einfach alles vorbei, soviel Aufwand, so viel Persönlichkeit und Energie umsonst eingesetzt…
Dieser Gedanke erinnert mich sehr stark an eine Passage aus A. Schopenhauer's Werk "Die Welt als Wille und Vorstellung", über die ich damals in jungen Jahren gestolpert war und seitdem nicht mehr vergessen hab':

"Denn daß, während das Unvollkommenste, das Niedrigste, das Unorganische, unangefochten fortdauert, gerade die vollkommensten Wesen, die leben den, mit ihren unendlich komplicirten und unbegreiflich kunstvollen Organisationen, stets von Grund aus neu entstehn und nach einer Spanne Zeit absolut zu nichts werden sollten, um abermals neuen, aus dem Nichts ins Daseyn tretenden, ihres Gleichen, Platz zu machen, – Dies ist etwas so augenscheinlich Absurdes, daß es nimmermehr die wahre Ordnung der Dinge seyn kann, vielmehr bloß eine Hülle, welche diese verbirgt, richtiger, ein durch die Beschaffenheit unsers Intellekts bedingtes Phänomen." (Quelle)

Du bist mit diesem Gedanken also ganz und gar nicht allein.
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Habt ihr schon einmal versucht euch vorzustellen, wie sich das eigene sterben wohl anfühlt (damit meine ich nicht den Alterungsprozess an sich)?
Und noch einmal Schopenhauer:

"Der Tod, in subjektiver Hinsicht, betrifft also allein das Bewußtseyn. Was nun das Schwinden dieses sei, kann Jeder einigermaaßen aus dem Einschlafen beurtheilen: noch besser aber kennt es, wer je eine wahre Ohnmacht gehabt hat, als bei welcher der Uebergang nicht so allmälig, noch durch Träume vermittelt ist, sondern zuerst die Sehkraft, noch bei vollem Bewußtseyn, schwindet, und dann unmittelbar die tiefste Bewußtlosigkeit eintritt: die Empfindung dabei, so weit sie geht, ist nichts weniger als unangenehm, und ohne Zweifel ist, wie der Schlaf der Bruder, so die Ohnmacht der Zwillingsbruder des Todes." (ebd.)

Diesen Aphorismus Schopenhauer's, dass der Schlaf der kleine Bruder des Todes sei, hat man vielleicht schon einmal gehört. Und man könnte diese Frage, wie sich das eigene Sterben wohl anfühlt, auch kaum besser beantworten als mit der völlig zutreffenden Analogie, wie sich das eigene Einschlafen (oder in Ohnmacht fallen) wohl anfühlt. Du kriegst es nicht mit, du nimmst es nicht wahr, denn Einschlafen bedeutet ja gerade bzw. insbesondere das Entschwinden der bewussten Wahrnehmung.

Und natürlich kann etwas, was wir an und für sich eigentlich tagtäglich erleben, kaum erschaudern. Etwas anders verhält es sich mit dem Tod... Es muss so um die zwei, drei Male gewesen sein, dass ich - im Alter von 20 - abends im Bett lag und darüber nachdachte, was es eigentlich bedeutet, tot zu sein, d.h. nicht mehr zu existieren, nicht mehr bei Bewusstsein zu sein - und zwar endgültig und ewig, denn genau darin unterscheidet sich ja - aus rein subjektiver Sicht - der Tod vom Schlaf. Letzteres bedeutet ja nur temporäre Abwesenheit des subjektiven Erlebens. Endgültige und permanente Abwesenheit ist da noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Und das nicht nur oberflächliche Vorstellen, sondern doch schon etwas tiefgründigere Begreifen dieses Umstandes, endgültig und für alle Ewigkeit nicht mehr bewusst an der Wirklichkeit partizipieren zu können, war dann tatsächlich eine ziemlich heftige Erfahrung, die mit stark negativen Emotionen einherging, wie ich sie so noch nicht erlebt hatte und die man wahrscheinlich als die klassische Todesangst bezeichnen könnte. Es war wirklich krass und seitdem lasse ich das...!

Einige Schlauberger wenden an dieser Stelle übrigens immer wieder gerne ein, dass man ja auch vor der Geburt bereits eine Ewigkeit nicht existiert habe und es doch eigentlich genau das Gleiche sei (was es selbstverständlich nicht ist)...
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Mich selbst würde ich als Agnostiker und sehr intelligenten, gebildeten und rationalen Menschen beschreiben. Was auf biochemischer Ebene beim Sterbeprozess geschieht, ist mir bekannt.
Aber so, wie ich eine Denkblockade habe, wenn es um die Frage geht, was vor dem Urknall gewesen ist, etc. habe ich eben auch eine, was das Thema „nach dem Tod“ angeht.
Mit diesen Voraussetzungen dürfte es dir dann aber eigentlich nicht allzu schwer fallen, zu der eigentlich reichlich trivialen Einsicht zu gelangen, dass es irgendwo doch ziemlich vermessen wäre, zu glauben, ausgerechnet jetzt wäre die Wissenschaftsgeschichte so ziemlich an ihr Ende angelangt und ausgerechnet unsere Generation könne nun sämtliche Fragen über die Natur nahezu abschließend beantworten, insbesondere auch Fragen bzgl. der Natur von Gehirn & Geist. Und dass das bewusste Erleben mit dem Tod engültig erlischt, entspricht zwar dem unmittelbaren Augenschein und Stand gegenwärtiger Wissenschaft, aber selbiges galt einst auch für das mittlerweile längst überholte geozentrische Weltbild. Es gibt unzählige und unzweifelhaft erwiesene Tatsachen, die zu bezweifeln im krassen Widerspruch zu Wissenschaft & Vernunft stünde - bspw. die Tatsache, dass die Erde sich um die Sonne dreht (und nicht etwa umgekehrt). Dass das bewusste Erleben mit dem Tod engültig erlischt, gehört allerdings nicht zu diesen apodiktischen Tatsachen.

Man muss es letztendlich so sagen wie es ist: Gegenwärtig gibt es - einerseits - trotz einer Vielzahl und überwiegend in den letzten 300 Jahren Wissenschaftsgeschichte gewonnenen Erkenntnissen über den Kosmos, die Materie, das Leben und nichtzuletzt auch Gehirn & Bewusstsein nichts, was einem handfesten Beleg für eine Art von "Seele", "Jenseits" o.ä. gleichkäme bzw. dafür, dass mit dem Tod das bewusste Erleben nicht endgültig erlischt. Letzteres ist nun einmal Stand gegenwärtigen Wissens. Gleichzeitig muss man aber - andererseits - auch konstantieren, dass wir gegenwärtig noch zu wenig wissen, um das unzweifelhaft ausschließen zu können - so wie wir mittlerweile bspw. unzweifelhaft ausschließen können, dass sich die Sonne um die Erde dreht oder die Erde eine Scheibe ist.

Ein großes Problem ist bspw. nach wie vor eines, worauf bereits Leibniz schon vor 300 Jahren in seinem Mühlengleichnis aufmerksam machte:

"Man muß übrigens notwendig zugestehen, daß die Perzeption und das, was von ihr abhängt, aus mechanischen Gründen, d. h. aus Figuren und Bewegungen, nicht erklärbar ist. Denkt man sich etwa eine Maschine, die so beschaffen wäre, daß sie denken, empfinden und perzipieren könnte, so kann man sie sich derart proportional vergrößert vorstellen, daß man in sie wie in eine Mühle eintreten könnte. Dies vorausgesetzt, wird man bei der Besichtigung ihres Inneren nichts weiter als einzelne Teile finden, die einander stoßen, niemals aber etwas, woraus eine Perzeption zu erklären wäre."
Wikipedia: Mühlenbeispiel

Diese Problematik spiegelt sich auch heute noch nach 300 Jahren Erfolgsgeschichte naturwissenschaftlicher Entdeckungen im sog. Qualia-Problem wider und deutet auf ein fundamentales Problem moderner Naturwissenschaft hin, deren Lösung einen ähnlichen Impact bzw. das Potential haben könnte, unser komplettes Weltbild auf den Kopf zu stellen, wie etwa die sog. Ultraviolett-Katastrophe, deren Auflösung durch M. Planck bzw. die von ihm begründete Quantenphysik mal eben einen kompletten Paradigmenwechsel einleite und - zusammen mit Einstein's RT - die Zeitenwende von der klassischen Physik - von der man damals annahm, dass sie nahezu vollständig und hinreichend zur Erklärung sämtlicher Naturphänomene sei - hin zur modernen Physik einleitete.
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Öfter wünsche ich mir, dass sich diese Person tatsächlich mal „aus dem Jenseits“ bei mir melden würde, auch wenn es inzwischen schon ins zweite Todesjahr geht.
Naja, solch' albernen und kitschigen Vorstellungen hing ich vermutlich auch mal an, bin mir aber nicht mehr ganz sicher. Tur mir natürlich leid um deinen Verlust, aber es gibt mit Sicherheit verdammt viele Dinge, die wir mit dem Tod - und mal zum Segen, mal zum Fluch - unwiderbringlich zurücklassen. Mindestens unseren (ggf. eh verbrauchten und gebrechlichen) Körper, damit einhergehende Merkmale wie Geschlecht etc., sehr wahrscheinlich auch diverse (sicherlich nicht nur positive) Charakter- und Persönlichkeitszüge. Und im worst case sogar wirklich alles, was uns ausmacht. Aber um diese Textwand mit einem an dieser Stelle durchaus passenden Aphorismus abzuschließen:

Prepare for the worst...

...but hope for the best!



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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 15:55
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Kann nur leider nicht über den Umstand hinwegtäuschen, dass wir zuvor alle hinsichtlich Lebensqualität und -quantität ein teils extrem unterschiedliches Dasein fristen.
Das ist im Tod ja absolut egal, das ist ja das Schöne dran. :)
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Zurecht. Der Tod ist ein Übel. Auch wenn vermeintlich aufgeklärte Geister da anderes behaupten mögen, wie bspw. Epikur, der da einst schrieb:

"Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da."
Wikipedia: Epikur#Überwinden von Furcht, Schmerz und Begierden als Widersachern der Lebensfreude

Das ist natürlich haarsträubender Unfug.
Befinde ich nicht für Unfug, sondern für sehr logisch. Natürlich nur, wenn es um den eigenen Tod geht. Es gibt aber eine kleine Phase, in der doch noch beides da ist.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 16:09
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:"Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da."
Da hast du nun das allertrefflichste Zitat hier eingebracht. Dem kann man nicht widersprechen.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 16:16
@Noumenon

Doch WO sind wir, wenn der Tod nicht da ist - und: Wo IST ( ^^) der Tod dann?


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 16:29
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Das ist im Tod ja absolut egal, das ist ja das Schöne dran. :)
Nein, ist es nicht, Unterschiede bzgl. Lebensqualität und -quantität sind Fakt. Keine subjektive Meinung und daher auch unabhängig vom Zustand (lebendig/tot) irgendeines Subjektes. Lebensqualität ist zwar schwer operationalisierbar und wird zwar auch subjektiv verschieden beurteilt, aber dass es da krasse Unterschiede gibt, sollte mit Blick auf unzählige Lebensschicksale oder traurige Epochen in der Menschheitsgeschichte unmittelbar einleuten. Und die teils krassen Unterschiede bzgl. Lebensquantität (d.h. der reinen Lebenszeit) bzw. deren Verteilung lassen sich etwa einer typischen Mortalitätsstatistik entnehmen. Wenn jemand es dann für egal hält, dass manche Menschen bspw. schon im Kindesalter sterben, weil sie ja anschließend "im Tod" sowieso nix mehr davon merken, dass sie nicht mehr da sind... dann ist das natürlich sein gutes Recht und subjektives Urteil, dem ich persönlich mich allerdings definitiv und dezidiert nicht anschließen tue.
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Befinde ich nicht für Unfug, sondern für sehr logisch. Natürlich nur, wenn es um den eigenen Tod geht. Es gibt aber eine kleine Phase, in der doch noch beides da ist.
Ja, die klassische Argumentation nach Epikur. Dabei ist es simpel: Jetzt, in diesem Augenblick ist es nicht egal, dass das bewusste Erleben mit dem Tod engültig endet. Es ist geistige Vorwegnahme künftiger Ereignisse, die eben sehr wohl mit negativen Emotionen (Angst, Sorgen, Unbehagen, Widerwillen...) einhergehen kann, wobei es - auch das übersieht Epikur - nicht notwendigerweise ausschließlich um den eigenen Tod (und dessen vermeintliches perzipieren, was in der Tat unmöglich ist) geht, sondern um den Tod an sich. Oder anders gesprochen: Um den Umstand, dass jedes Leben - früher oder später - ein endgültiges Ende findet. Und wäre der Tod kein Übel, wie Epikur behauptet, warum streben wir dann so sehr danach, ihn mit allen möglichen Mitteln (etwa der Medizin) zu vermeiden? Warum überhaupt noch Leben retten?

Nö, also die epikureische Sicht ist - neben so manchen religiösen Vorstellungen - wirklich der allergrößte Mumpitz, der sich in den Köpfen der Menschen so festgesetzt hat.
Zitat von FlamingOFlamingO schrieb:Da hast du nun das allertrefflichste Zitat hier eingebracht. Dem kann man nicht widersprechen.
s.o.
Zitat von FlamingOFlamingO schrieb:Doch WO sind wir, wenn der Tod nicht da ist - und: Wo IST ( ^^) der Tod dann?
Ja, das ist dann wie mit der Dummheit, die dann auch kein Übel sein kann:

Ferner gewöhne Dich an den Gedanken, dass die Dummheit für uns ein Nichts ist: Sofern wir klug sind, ist sie nicht da, und wenn sie da ist, sind wir nicht klug genug, um dies zu merken. (Kloverse, Bd. IIX, Kap. 14, Psalm 20)


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 16:53
Ich halte es eher mit dem Stoiker Marc Aurel, der sich in seinen Selbstbetrachtungen wie folgt ausdrückt in VI.10:

"Entweder es ist alles ein Ergebnis des Zufalls, Verflechtung und Zerstreuung,
oder es gibt eine Einheit, eine Ordnung, eine Vorsehung.

Nehme ich das erstere an, wie kann ich wünschen,
in diesem planlosen Gemisch, in dieser allgemeinen Verwirrung zu bleiben?
Was könnte mir dann lieber sein, als so bald wie möglich Erde zu werden?
Denn die Auflösung wartete meiner, was ich auch anfinge.

Ist aber das andere, so bin ich mit Ehrfurcht erfüllt und heiteren Sinnes
und vertraue dem Herrscher des Alls."


Quelle: Gutenberg-Projekt.org


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 17:09
Zitat von BesucherInBesucherIn schrieb:Seit eine der mir nahestehendsten Personen gestorben ist und ich mich aus verschiedenen Gründen vorher nicht von ihr verabschieden konnte, beschäftigt mich das sehr.
Das kannst du immer noch nachholen.
Die Seele kann dich hören, wenn du zu ihr sprichst, egal ob laut oder in Gedanken.
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Mich bedrückt zutiefst, nicht zu wissen, ob und was „danach“ kommt. Diese Vorstellung, dass die nahestehende Person nach dem Tod einfach weg ist, deprimiert mich.
Weil du noch nicht losgelassen hast.
Verabschiede dich und danke ihr für die Zeit und dann lass los.
Es gibt meiner Meinung nach immer ein Wiedersehen, wenn beide Seelen es wollen.
Wenn sie mit der Reinkarnation wartet, bis du Tod bist, dann werdet ihr euch als Seele wieder sehen, denke ich.
Kann aber auch sein, das sie nicht wartet und schon wieder geboren wurde und ihr euch erst im nächsten leben wieder begegnen werdet.


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Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod

01.01.2023 um 21:54
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Nein, ist es nicht, Unterschiede bzgl. Lebensqualität und -quantität sind Fakt.
Wenn du tot bist, kann dein Leben noch so toll oder noch so schrecklich gewesen sein - du bist dann tot. Punkt. Das schließt dein Leben zwar ab, hat aber mit der Qualität nichts zu tun.
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Wenn jemand es dann für egal hält, dass manche Menschen bspw. schon im Kindesalter sterben, weil sie ja anschließend "im Tod" sowieso nix mehr davon merken, dass sie nicht mehr da sind... dann ist das natürlich sein gutes Recht und subjektives Urteil, dem ich persönlich mich allerdings definitiv und dezidiert nicht anschließen tue.
Wenn du tot bist, bist du tot. Ob du vorher 90 oder 5 warst, ist für den Status „Tod“ egal. Nicht für dein Leben und deine lebenden Hinterbliebenen, aber es ändert nichts an deinem Tot-Sein. Das ist davon unabhängig.
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Und wäre der Tod kein Übel, wie Epikur behauptet, warum streben wir dann so sehr danach, ihn mit allen möglichen Mitteln (etwa der Medizin) zu vermeiden? Warum überhaupt noch Leben retten?
Weil das Leben lebenswert ist, deswegen ist aber der Tod nichts schlechtes.


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