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Wieviel Förderung ist gesund?

102 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Schule, Bildung, Pädagogik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wieviel Förderung ist gesund?

24.02.2015 um 11:22
Zitat von brunhildebbrunhildeb schrieb: In Mathe ist Triangulation dran, in Geschichte bespricht man Ptolemäus, in Physik hat man so eine Überleitung zur Astronomie.
An sich eine interesssante Idee, allerdings glaube ich nicht, dass man sowas konsequent über das ganze Schuljahr durchziehen kann, sonder eher in Form von Projekttagen.

Das eine Problem, das ich sehe: Nebenfächer sind zwar Nebenfächer, aber trotzdem sind es eigenständige Fächer mit spezifischen Inhalten und Methoden und nicht nur "Hilfsfächer", um Hauptfächer wie Mathe, Physik, Deutsch je nach deren Bedarf zu ergänzen. Wie gesagt, als Projekt durchaus eine gute Idee, aber kein Erdkundelehrer will einfach nur "Zulieferer" für andere Fächer sein. Das wird letztlich auch dem jeweiligen Fach nicht gerecht.

Zum anderen: Schüler haben ein Thema irgendwann "satt", wenn sie es jeden Tag querbeet in fast allen Fächern behandeln ("Wir behandeln das Thema Judentum in Religion/Ethik, in Geschichte, in Deutsch und in fünf weiteren Fächern - ich kann es nicht mehr sehen"). So erreicht man eher das Gegenteil von dem, was man eigentlich wollte.

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24.02.2015 um 11:53
@hallo-ho

Einleuchtend, was du da schreibst. Ja, Projektwochen wären da sicher einfacher zu realisieren. Gerade weil Schüler auch Abwechslung brauchen, um sich nicht zu langweilen. Um die Themen ein ganzes Schuljahr ausreichend "rotieren" zu lassen und auch Wiederholung mit einzubeziehen, bräuchte man schon einen sehr ausgeklügelten Plan, in dem man auch festhält, dass jedes Fach mal "Zulieferer" ist - das ist nicht trivial :D

Aber ich denke, ein bisschen mehr Anwendungsbezug kann man sicher auch in den normalen Unterricht integrieren. Ich hab mich, besonders in Mathe in der Mittelstufe (wo Schüler ja oft einen Hänger haben - Pubertät und so), oft gefragt "Wozu eigentlich?". Vielleicht war das aber auch ein Problem der Schule und wie es heutzutage aussieht, darüber kann ich auch nur spekulieren.

Also ich bin Fan von Projekttagen oder -wochen, kann man bestimmt auch gut im Kindergarten machen: Beim Spielemarathon im Wald etwas über Tiere und Bäume lernen :Y:


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24.02.2015 um 11:56
Zitat von brunhildebbrunhildeb schrieb:Aber ich denke, ein bisschen mehr Anwendungsbezug kann man sicher auch in den normalen Unterricht integrieren. Ich hab mich, besonders in Mathe in der Mittelstufe (wo Schüler ja oft einen Hänger haben - Pubertät und so), oft gefragt "Wozu eigentlich?".
Wenn ich sowas les, fällt mir immer die Geschichte ein:
in der 8. Klasse hat mal genau das ein Mitschüler gefragt. Antwort des Mathelehrers: "Wenn du später mal Würstchen verkaufen willst, dann brauchst du das nicht."
Pädagogisch souveräne Antwort :D

Aber vernetzende Projekte sind auf jeden Fall sinnvoll! Gerade dein Beispiel find ich gut.


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24.02.2015 um 12:31
Zitat von brunhildebbrunhildeb schrieb:Nach der fünften Klasse hatte ich einfach keinen Bock mehr - erst im Abi hatte ich wieder einigermaßen Spaß. Ist doch traurig, dass Kindern der natürliche Wissensdurst irgendwann flöten geht. Wieso ist das so?
In meinem Fall war es wohl tatsächlich zu wenig Druck von außen.
Interessiert war ich als Kind schon - zumindest selektiv. Knobeln fand ich toll, so dass bspw. das Grundschulrechnen von sich aus Spaß machte.
Aber ich erinnere mich noch sehr genau, dass ich dann im Gym von vornherein keinen Draht zur Physik fand - ich kannte es nicht und lehnte es (aus Gründen, die ich bis heute nicht verstehe) sogar kategorisch ab. Ein gewisses Grundinteresse an dieser Wissenschaft und auch an der Chemie fehlt mir leider heute immer noch.
Aber ich war damals allein mit diesem Desinteresse.
Plötzlich hagelte es 4er, Mutter versuchte mich irgendwie zu animieren - von der Verlockung durch Geld für gute Noten bis hin zum Anschreien, weil sie irgendwann auch nicht mehr weiter wusste. Später erzählte sie mir, dass es ihr selbst aber auch nicht liegt, sich mit Kindern hinzusetzen und sich mit denen zu beschäftigten. Dass sie immer verblüfft war, wenn sich die Großeltern mit uns Kindern herzlich amüsieren konnten.
Dadurch bedingt kam es auch nie dazu, dass sie mir bei den Hausaufgaben half, den Stoff abfragte, und dergleichen. Und ich bin so realistisch, dass mein Vater das auch nicht getan hätte, wenn er denn da gewesen wäre.
Das war also eine Lose-Lose-Situation, weil ich weder Eigenantrieb hatte, noch jemanden, der mir eine Alternative dazu bot, dass ich nach der Schule am PC zockte bis zur Schlafenszeit und die Schulsachen selten auch nur anblickte.

Und in der Schule gab es keine Kapazitäten, die das hätten ausgleichen können. Bei 25+ Schülern auf einen Lehrer kann der sich einfach nicht so intensiv um den Einzelnen kümmern, wie es nötig wäre, wenn die Eltern als Hilfestellende komplett wegfallen.
Da kann man eigentlich glücklich sein, wenn Eltern zumindest versuchen, ihren Kurzen irgendwie einen Einstieg in die Welt des Lernens zu ermöglichen.
Zitat von brunhildebbrunhildeb schrieb:Ich fände fächerübergreifenderen Unterricht toll.
Also zumindest an meinem alten Gym gibt es das mittlerweile sogar in einer ausgereiften Form für die 10. oder 11. Klasse.
Da geht es dann in unsere ortsansässige Uni, wo sich Dozenten mit kleinen Gruppen zusammenfinden und beispielsweise mit der Implementation eines GPS Systems im Auto befassen.
Da lernen manche etwas über die mathematische Modellierung, andere etwas über schreiben der Software, andere gehen in den Maschinenbau um zu sehen, wie man so ein Teil im Auto einplant und einbaut, usw.
Das ist aber auch wieder ausgelagert. Es in dem Umfang in den laufenden Lehrplan einzubauen braucht halt Planung, Zeit und vor allem die Kompetenz der Lehrer oder Gastredner, die es den Schülern vermitteln können.
Ich erinnere mich noch an unser Pilotprojekt 'Mu-Ku', Kunst und Musik gemischt, einmal pro Woche. Mit solch pädagogisch wertvollen Aufgaben wie 'Male ein impressionistisches Bild, während ein Musikstück aus dieser Epoche läuft und lass dich davon inspirieren.' ... Nunja. Das geht besser wie ich heute auf der Schulhompage lesen kann. :)


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24.02.2015 um 12:57
Zitat von brunhildebbrunhildeb schrieb:Jup, zumal die kleinen Hosenpupser sich ja auch ohne extra erlernte Gebärdensprache mitteilen können. Frage mich echt was das soll, aber ist wohl so ein Prestige-Ding :D
Der Gedanke dahinter ist, Kindern den Einstieg in Sprache zu erleichtern und einen "problematischen" Zeitraum zu überbrücken. Kinder können mit Sprache umgehen und sie erfassen zu einem Zeitpunkt, an dem sie selbst organisch noch gar nicht in der Lage sind, zu sprechen. Diese Gebärdensprache soll Ihnen erleichtern, sich mitzuteilen.
Allerdings hab ich vor Jahren in einer Doku mal gehört, dass es nicht wenige Kinder sein sollen, die dann mit dem Sprechen sehr spät sind. Da fehlt dann die Motivation, denn mitteilen können sie sich ja prima.
Ich persönlich glaube auch nicht, dass man das braucht.


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24.02.2015 um 14:04
@hallo-ho

Schönes Beispiel :D Aber ist halt auch schwer auf sowas angemessen zu antworten, ohne zu weit ausholen zu müssen und den/die Schüler damit noch weiter in den Wahnsinn zu treiben. Also ich bin froh, dass ich kein Lehrer bin!


@BlackFlame

Man bewegt sich als Eltern da echt auf einem schmalen Grat. Einerseits wil man nicht zu viel fordern und "drücken", andererseits will man sein Kind aber motivieren. Das ist, gerade bei Pubertierenden, zum Teil eine unmögliche Aufgabe. Das Gegenteil von "gut" ist ja oft "gut gemeint". Bis zu einem gewissen Grad müssen die Jungens und Mädels da, glaub ich, ihre eigenen Erfahrungen machen. Als Eltern bleibt einem da nur übrig zu hoffen, dass es am Ende doch nicht so schlimm wird ;)
Zitat von BlackFlameBlackFlame schrieb:Bei 25+ Schülern auf einen Lehrer kann der sich einfach nicht so intensiv um den Einzelnen kümmern, wie es nötig wäre, wenn die Eltern als Hilfestellende komplett wegfallen.
Ja, ich glaube, das ist ein ziemliches Problem - wird ja auch oft thematisiert. Vielleicht könnten da auch die Projektwoche geifen, die man häufiger Veranstaltet, um auch die Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern zu festigen. In dem lockeren Rahmen merkt der Schüler, dass Lehrer nicht per se Arschlöcher sind und der Lehrer kann seine Schüler noch besser einschätzen.
Zitat von BlackFlameBlackFlame schrieb:Da geht es dann in unsere ortsansässige Uni, wo sich Dozenten mit kleinen Gruppen zusammenfinden und beispielsweise mit der Implementation eines GPS Systems im Auto befassen.
Sowas find ich auch ziemlich super! Setzt natürlich auch ein gewissen Interesse der Schüler voraus, aber das weckt man sicher schneller mit Autos und GPS in einer coolen Maschinenbau-Halle als mit Tafelbildern in der muffigen Schule. Und mit einem Physik-LK z.B. sollte das sowieso kein Problem sein. Die geisteswissenschaftlich Interessierten können dann ja was anderes machen... Mu-Ku z.B. ;)


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24.02.2015 um 14:05
@Ilvareth
Zitat von IlvarethIlvareth schrieb: Kindern den Einstieg in Sprache zu erleichtern und einen "problematischen" Zeitraum zu überbrücken.
Ja, so hab ich mir das auch vorgestellt. Aber wie du schon sagst, fehlt dann vielleicht die Motivation zum Sprechen. Also: Was soll das? :D

Ah, jetzt habe ich auch den korrekten Terminus und somit mehr Infos dazu gefunden: "Lautsprachenunterstützdende Gebärden".

Wikipedia: Lautsprachunterstützende Gebärden
Wikipedia: Babygebärden

Die Verknüpfung von rechter (Motorik) und linker (Sprechen & Zuhören) Hirnhälfte soll wohl verbessert werden und somit später auch der "Wortschatz, die Sprachleistung und das Wissen Kindes". Eine Verzögerung vom Lernen der Lautsprache konnte nicht bestätigt werden [aus den Wiki-Links].


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24.02.2015 um 17:02
@Dini1909

Auch hier gilt wieder: Eines passt nicht für alle. Meine Kinder konnten alle früh sprechen (zweisprachig) und sehr früh lesen und schreiben. Natürlich besteht dann das Risiko, dass sie sich in Kita und Schule unterfordert fühlen. Dann sollte man mit den MitarbeiterInnen reden. Inzwischen gibt es ja so etwas wie "Binnendifferenzierung" in den Klassen. Meine beiden Jüngeren sind auf einer Gemeinschaftsschule (wie das in SH heisst) und werden dort ihr Abi in der 13. Klasse machen.
Man sollte den Bereich der Förderung (und Forderung!) allerdings nicht allein den "Profis" überlassen - man muss schon selbst was tun, um die Kompetenzen und Fähigkeiten der Kinder zu erweitern.


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25.02.2015 um 19:46
@Doors
Klar solche Kinder gibt es immer wieder und diese sollten dann gezielt gefördert werden. Wenn man aber ein 3-4 Jähriges Kind dazu "drängt" zwei oder mehr Sprachen zu lernen obwohl das Elternhaus weit über die Verwandschaft z.b. nur deutsch spricht, das Kind aber im Englisch/Französisch oder noch mehr. Kinder die lernen wollen,sollte man lassen,Kinder die es nicht wollen und es auch zeigen, sollte man nicht quälen.


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25.02.2015 um 19:55
Zitat von Dini1909Dini1909 schrieb:Kinder die es nicht wollen und es auch zeigen, sollte man nicht quälen.
Damit sie später als Erwachsene dann keinen oder nur miese Jobs bekommen, weil sie als Kleinkind entschieden haben, dass Lernen keinen Spaß macht?


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25.02.2015 um 19:57
Mein letzte infos von so eltiche angehende lehrerinnen.

Sie wollen keine mehr werden :-)


Kinder überfodert meist drei sprachen. Kenne es auch an meine Person wieder. Beherrschte mal zwei sprachen perfekt. Die dritte brachte alle drei durcheinander.

Dies soll keine seltenheid sein.

Kreativität wird wohl doch sehr wenig gefordert.

Naja hoffentlich macht dies so etliche noch kreativer.
Dann gibt es an so manche schule sehr ehrgeizige schuldirektoren, etwas was selten die lehrer noch kinder dienlich ist, sondern nur die eigene karriere.

Lesen tut sich alles prächtig, umsetzen müssen das die schreibtischtäter nicht.
Was mich verwundert es bemangeln besonders die junge leute desen Traum es war Lehrer/in zu werden das system zurzeit.

Und sagen vor diesen stress lässt sich was anders einfacher machen und mehr geld verdienen. Und ändern oft ihren berufwunsch.

Und ja ich, ich fand sie durchaus komptente junge leute.


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25.02.2015 um 20:05
Zitat von insidemaninsideman schrieb:Damit sie später als Erwachsene dann keinen oder nur miese Jobs bekommen, weil sie als Kleinkind entschieden haben, dass Lernen keinen Spaß macht?
Ich rede von Kindergartenkinder, man muss Kindergartenkinder noch nicht gar so stark unter Druck setzen, das kommt heutzutage viel zu früh in der Schule , das der Druck wächst.


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25.02.2015 um 20:09
@insideman
Zitat von insidemaninsideman schrieb:Damit sie später als Erwachsene dann keinen oder nur miese Jobs bekommen, weil sie als Kleinkind entschieden haben, dass Lernen keinen Spaß macht?
Oder aber, damit sie später als Erwachsene keine Systemroboter werden, die von anderen vorgegeben bekommen, was ihnen Spaß zu machen hat und was sie gerne lernen möchten sollen.

Ich finde diese Sichtweise grundsätzlich nicht falsch. Aber es sollte da schon ein gesundes Mittelmaß geben. Kinder können selbstverständlich noch nicht vollständig für sich selbst entscheiden und müssen bereits ausreichendes an Stoff lernen, welcher ihnen vorgegeben wird. Das ist auch wichtig und richtig.

Aber bei allem was darüber hinaus geht, sollte man schauen, ob es überhaupt Sinn macht, oder ob es letztendlich bloß überfordernd, langweilig oder stressig für das jeweilige Kind wird. Zumal auch hier wichtig ist niemals zu vergessen, dass Kinder nun einmal unterschiedlich ticken.


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25.02.2015 um 20:19
Wir werden sehen wo es hinführt, es gibt bestimt bei manche kinder den wunsch nach mehr lernen.
Nur bei wieviele es die eltern sind, wäre auch spannend zu wissen.

Naja denke es ist oft gut gemeint. Würde wohl immer nachfragen ob mein Kind gestresst ist. Weil sie sind nun mal unterschiedlich.


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25.02.2015 um 20:25
@waterfalletje
Zitat von waterfalletjewaterfalletje schrieb:Naja denke es ist oft gut gemeint. Würde wohl immer nachfragen ob mein Kind gestresst ist. Weil sie sind nun mal unterschiedlich.
Normalerweise merkt man das, sobald ein Kind überfordert oder frustriert ist. Manche Eltern übergehen das dann einfach und genau das halte ich für falsch.

Ansonsten halte ich Förderungen und Extra-Aktivitäten auch nicht per se für verkehrt. Ganz im Gegenteil.


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25.02.2015 um 20:43
Ich muss jetzt doch noch auf die von @brunhildeb gepostete Doku eingehen, denn ich bin, wie ich sagen muss, wirklich schockiert. Ich bin durch die Doku auf eine weitere gestoßen, diese hier:

https://www.youtube.com/watch?v=zstjpeoY1Qk (Video: Die überforderten Kinder - 1/3 - Deutschland unter Druck (Teil 1; 14.02.2011, NDR))

Darin erzählt (im erstenTeil), die Mutter eines Fünfjährigen über den Alltag des Jungen. Er besucht einen bilingualen Kindergarten, lernt also Englisch. Danach gibt es Essen, anschließend ist eine "Ruhepause für maximal eine Stunde" angesagt, später gibt es "Freies Spielen" - und dann wird wieder Englisch gelernt.
So ein Verhalten ist meiner Meinung nach weder vernünftig noch nachvollziehbar. Das Kind muss jeden Tag unglaublich viel aufnehmen, und zusätzlich zu der Entdeckung und Erforschung ihrer Welt, zum Lernen eines Miteinanders usw., wird noch eine zweite Sprache erlernt. Das ist für einen Fünfjährigen zu viel.
Meines Wissens nach hat er doch in den ersten Schuljahren sowieso kein Englisch. Soll also das Gelernte nicht verloren gehen, müsste er zusätzlich zu komplizierten Matheaufgaben und anspruchsvollen Schreibaufgaben nachmittags noch Englisch lernen. Das würde den Druck auf den Jungen nur noch massiv erhöhen!
Außerdem wird er mMn zu sehr in eine Richtung gedrängt. Er muss nicht sprachbegabt sein, auch andere Begabungen sind etwas wert. Aber in diesem Alter kann man das doch nicht nicht erkennen! Es ist einfach nicht nötig, perfektes Englisch zu reden, und die Basiskenntnisse werden in der Schule genügend gelernt.
Was mir auch noch aufgefallen ist, das "th" wird falsch erlernt. Logisch, die Kleinen sagen halt eben eher "Sree" ;) :D
Allerdings lernt man das dann wohl nicht mehr richtig oder nur schwerlich. In der Aussprache ist das ein relativ großer Fehler.

Kurzum, ich kann diese Art von Förderung nicht gutheißen.


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25.02.2015 um 22:16
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:Darin erzählt (im erstenTeil), die Mutter eines Fünfjährigen über den Alltag des Jungen. Er besucht einen bilingualen Kindergarten, lernt also Englisch. Danach gibt es Essen, anschließend ist eine "Ruhepause für maximal eine Stunde" angesagt, später gibt es "Freies Spielen" - und dann wird wieder Englisch gelernt.
So ein Verhalten ist meiner Meinung nach weder vernünftig noch nachvollziehbar. Das Kind muss jeden Tag unglaublich viel aufnehmen, und zusätzlich zu der Entdeckung und Erforschung ihrer Welt, zum Lernen eines Miteinanders usw., wird noch eine zweite Sprache erlernt. Das ist für einen Fünfjährigen zu viel.
Einem 90 Sekunden Ausschnitt kann man jetzt nicht so viel entnehmen, aber die Frau bringt sich immerhin selbst ein, indem sie sich mit ihm hinsetzt.
Das ist doch eine etwas andere Lernumgebung als in diesen Kindergartenprogrammen für 1000 Euro im Monat. Der Sprecher sagt es ja selbst - Zara ist von 8 bis 18 Uhr dort. Da werden die Eltern im Lernprozess kaum eine Rolle spielen.

In beiden Fällen hätte mich aber besonders interessiert, wie Mutti bzw. Erzieher jeweils auf Verweigerung reagieren. Und insbesondere bei den Erziehern, in wie man sicherstellt, dass die Kinder auch alle gleichermaßen mitkommen im Stoff und was passiert, wenn sollte ein Kind völlig den Faden verloren haben.

Ein Blick auf deren Internetpräsentation ist vielleicht auch nicht verkehrt:
http://www.littlegiants.de/paedagogisches-konzept/deutsch/paedagogisches-konzept-paedagogische-angebote.html (Archiv-Version vom 20.03.2015)
Die machen offenbar viel - kostet ja auch genug - aber ich habe mich gerade gefragt, wie ich zu Hause meine Vision von 'Frühförderung' umsetzen würde bzw. wie ich meinen Knirps kindgerecht etwas über die Welt beibringen könnte.
In dem Maße wie das in so einer Einrichtung angeboten wird, wäre mir das wohl gar nicht möglich.

Ich will der Frühförderung nicht das hohe Lied singen, aber den kritisierten Druck sah ich zumindest in dem 19 Minuten Beitrag vielmehr bei den Jugendlichen als bei den Kindergartenkindern.

Für den Moment bleibt mir zu sagen, dass ich das Thema weiterhin kritisch in beide Richtungen zu hinterfragen versuche, bei dem Versuch den Ausdruck 'zu viel Druck' besser zu verstehen.


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25.02.2015 um 22:37
Aber bei allem was darüber hinaus geht, sollte man schauen, ob es überhaupt Sinn macht, oder ob es letztendlich bloß überfordernd, langweilig oder stressig für das jeweilige Kind wird.
[...]
Normalerweise merkt man das, sobald ein Kind überfordert oder frustriert ist. Manche Eltern übergehen das dann einfach und genau das halte ich für falsch.
Noch ein Wort dazu:
Es zu übergehen ist bestimmt nicht der beste Weg. Aber ich habe keine Ahnung, wie man Kindern jeden Alters am besten zugänglich macht, dass der Umgang mit dieser Frustration und Überforderung elementarer Bestandteil des Lernens ist.
Neues wirkt sehr oft schwer und unverständlich und es ist teilweise eine elende Plackerei bis der Aha-Moment entsteht, aber das bloße Durchhaltevermögen dabei sollte man irgendwann einmal erlernen.

Mich interessiert sehr, ob es das erprobte Methoden gibt, wie man Kindern und Jugendlichen beibringen kann, ein gewisses Frustpotential beim Lernen aushalten zu können?

Beim Geben von Mathenachhilfe erlebte ich breites Spektrum an Schülern und zu meinem Glück konnte ich das Meiste immer irgendwie so erklären, dass selbst die Dümmsten etwas verstanden. Aber problematisch waren stets die, die einfach keine Lust hatten; die nichts lernen wollten, so sehr man sich auch Mühe gab.
'Was mache ich mit denen?', habe ich mich immer gefragt.
Vielleicht liest hier ja jemand mit, der mir dazu etwas sagen kann.


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25.02.2015 um 22:46
@BlackFlame
Zitat von BlackFlameBlackFlame schrieb:Es zu übergehen ist bestimmt nicht der beste Weg. Aber ich habe keine Ahnung, wie man Kindern jeden Alters am besten zugänglich macht, dass der Umgang mit dieser Frustration und Überforderung elementarer Bestandteil des Lernens ist.
Neues wirkt sehr oft schwer und unverständlich und es ist teilweise eine elende Plackerei bis der Aha-Moment entsteht, aber das bloße Durchhaltevermögen dabei sollte man irgendwann einmal erlernen.
Ich widerspreche dir hier nicht. Eher sprach ich den Umstand an, wo es wirklich zu nichts mehr führt und man zuvor alles versucht hat. Irgendwann wurde manchmal eine Grenze erreicht.

Grundsätzlich sollte man seine Kinder aber schon versuchen zu ermutigen, weiterzumachen, um eben nicht zu schnell aufzugeben. Das sehe ich ganz genau so.

Die von dir zuletzt angesprochene Demotivation, die scheinbar schwer zu umgehen ist bei manchen Schülern, haben womöglich ganz andere Ursachen. Manchmal sogar medizinische? Oder familiäre?

Wäre ein eigenes Thema wert.^^


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25.02.2015 um 23:20
Zitat von KrepitationKrepitation schrieb:Die von dir zuletzt angesprochene Demotivation, die scheinbar schwer zu umgehen ist bei manchen Schülern, haben womöglich ganz andere Ursachen. Manchmal sogar medizinische? Oder familiäre?
Mittlerweile bin ich mir da recht sicher, dass es sich auf das Thema 'Lernen zu lernen' einschränken lässt. Rin Thema, dass scheinbar grundsätzlich gern vergessen wird.
Ich musste mich damit, genauso wie mit dem Thema der Frustration, auch erstmals im Studium auseinandersetzen - also viel zu spät; und eben weil das Neuland für mich war, hätte ich es ja sogar beinahe hingeschmissen, was rückwirkend betrachtet ein großer Fehler gewesen wäre, weil ich mein Studienfach sehr gern habe.
Es gibt lange Paper zu dem Thema - etwa http://www.indiana.edu/~pcl/rgoldsto/courses/dunloskyimprovinglearning.pdf (Archiv-Version vom 26.02.2015)
(Seite 6 und 45 fassen zusammen, den ganzen paar und Vierzig Seiten gelesen werden kann)

So etwas wurde in der Schule und in der Uni nie thematisiert. Lernen sollte man - aber wie man das (nachweislich) effektiv macht, das wurde nie angesprochen. Das blieb einem immer selbst überlassen. D.h. entweder haben es einem die Eltern irgendwann beigebracht oder man hat es von sich aus gemerkt. Beides offenbar gern die Ausnahme.

Die Demotivation meiner Nachhilfeschüler kannte ich aber ja sehr genau von mir. Wenn man immer meint, nur das gelernt haben zu müssen, was man sofort verstanden hat, dann kommt irgendwann der Moment, in dem man so wenig weis, dass der neue Stoff nahezu vollständig unverständlich ist, eben weil all das Basiswissen fehlt.
Dann heißt es Nacharbeiten. Aber das braucht Zeit und vor allem braucht es eine Person, die einem das mittlerweile Grundlegende erklärt - was dann den Nachhilfelehrern überlassen bleibt.

Bei aller Furcht vor der Überforderung bin ich immer dafür, wenn Eltern wenigstens versuchen, ihren Kurzen etwas über das Lernen an sich beizubringen.
Kritisch ist dann für mich, wenn bei solchen Dokus immer nur der Nachgeschmack bleibt, dass die Kurzen ja so viel zu bewältigen hätten, aber andererseits selten erwähnt wird, dass gerade Sprachen in den jüngsten Jahren (so ab 4, wenn ich gewisse Studien richtig im Kopf habe) viel zugänglicher sind als im Erwachsenenalter.
Die Eltern von vornherein zu lynchen ist einfach nicht zu rechtfertigen - immerhin kümmern sich überhaupt.


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