Anarchie

Ich muss sagen, dass ich nie wirklich Teil dieser Gesellschaft war. Das liegt vielleicht daran, dass meine Eltern Outlaws waren und mir ganz ohne es zu wollen ihre Denkweise mitgegeben haben. Aber ich will garnicht von irgendwelchem alten Bullshit erzählen, sondern ich möchte einmal das Thema Anarchie thematisieren.

Eines kapier ich nämlich einfach nicht. Wann immer ich anfange von Anarchie zu reden kommt immer das gleiche Argument: Es würde nicht funktionieren und die Geschichte hätte das gezeigt.

Da frage ich mich immer: Habt ihr eigtl die gleichen Geschichtsbücher wie ich? In meinem steht nämlich, dass 150 Jahre Kapitalismus 2 Weltkriege, 2 durch Atombomben zerstörte Städte, 2 explodierte AKWs, etliche ethnische Säuberungen etc. verursacht haben.

Es steht ferner darin, dass die Urvölker in Afrika, Nord Amerika, Australien oder anderen Orten der Welt 40.000 Jahre lang friedlich und zufrieden im Einklang mit der Natur und sich selbst quasi-anarchistisch lebten. Damit meine ich vielleicht gab es einen Häuptling der die Richtung vorgab, aber es gab keine börsennotierten Großkonzerne die Lobbiisten in Parteien entsandt haben - allenfalls eine vergleichsweise primitive Hierarchie kleiner Verbände. Vielleicht gab es auch kriegerische Auseinandersetzungen. Es mag auch Vergewaltigungen oder Kannibalismus gegeben haben, aber keinen verdammten Holocaust mit 6 Millionen Toten.

Also wenn wir mal vergleichen:
Unser System: Alter 150 Jahre => 2 Weltkriege, explodierte AKWs, Atombombenangriffe, IS, Holocaust

Anarchie: Alter 40.000 Jahre => Alles bestens, saubere Umwelt, viel Freiheit, vergleichsweise wenig Gewalt.

Wie kann man dann sagen die Geschichte hätte gezeigt dass Anarchie nicht funktioniert? Sie hat 40.000 Jahre funktioniert, verdammt! Und unser System existiert nichtmal 150 Jahre und hat schon viel viel mehr Scheiße angerichtet als die Indianer in 40 Jahrtausenden. Unser System hat nie funktioniert und schon garnicht 40.000 Jahre lang. Wie kann man da sagen die Geschichte würden zeigen dass Anarchie nicht funktioniert?

@jimmy82

Eine Anarchie hat keine Zukunft und bringt nur Leid und Zerstörung.
Stell dir eine Welt vor, wo keine Gesetze herrschen, kein Staat, der die Gewaltherrschaft hat und das zwingende Recht verkörpert.

Der Mensch neigte schon immer zur Zerstörung. In solch einem Naturzustand herrscht nur Chaos, es bilden sich Menschengruppen, die ihre eigenen "Rechte und Gesetze" durchsetzen wollen. Wer beschützt dich dann noch?
Sowas wie Grundrechte gibt es dann auch nicht mehr!

Eine frohes, gesundes und entschleunigtes 2017!

jimmy82 schrieb:friedlich und zufrieden im Einklang mit der Natur

Nein:

Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Dörfern und Sippenverbänden beobachteten Ethnologen noch bei heute lebenden Steinzeitvölkern wie den Yanomami oder den Maring in Papua-Neuguinea.

So dokumentierte der Spielforscher Siegbert A. Warwitz im Rahmen eines Forschungsprojekts zum Spielen von Urvölkern das Ausarten eines Völkerballspiels zwischen zwei Stämmen im Hochland von Papua-Neuguinea zu einem mit Dreschflegeln, Mistgabeln und Sensen ausgetragenen blutigen Stammeskrieg.

Auch archäologische Befunde verdeutlichen, dass organisierte Gewalt bereits in frühen Gesellschaften zu massiven Auseinandersetzungen geführt hat, die man als Kriege bezeichnen könnte

Der größte Nachteil von Anarchie ist, dass sie nicht funktioniert unter Menschen, die sich an Macht Systeme angepasst haben.

Anarchie ist nicht das bisherige System unter Wegfall der Gesetze und Gesetzeshüter, sondern ein eigenes System, das von Grund auf anders ist.

In einer Anarchie gilt "Alles für Alle", und das ist in einer Gesellschaft nach dem "Jeder gegen jeden"-Prinzip schwer vorstellbar.

Anarchie ist Selbstorganisation auf der Grundlage von Solidarität und Freiwilligkeit. Wenn es irgendein Problem gibt, wird darüber diskutiert. Und diejenigen, denen das Problem wichtig ist und/oder Fähigkeiten haben, das Problem zu lösen, bilden dann eine Initiative, die sich darum kümmert.

Diese Initiative kann sich wieder auflösen, wenn das Problem gelöst ist oder nicht mehr so wichtig erscheint. Wenn es dauerhaftes Problem ist, kann sie aber auch bestehen bleiben, wobei prinzipiell jeder bei der Initiative einsteigen oder sie auch wieder verlassen kann.

Anarchie funktioniert überall dort, wo Menschen ihr Miteinander selbst organisieren, ohne Macht Strukturen aufzubauen. Ich habe es oft erlebt, auf besetzten Plätzen und in besetzten Häusern, auf politischen Camps, zB gegen Castortransporte oder Gipfelveranstaltungen. Oft entsteht solch selbst organisiertes Zusammenleben auch nach Katastrophen, besonders wenn die staatlichen Institutionen versagen.

Und, dass es so gut wie gar nicht realisierbar ist.

Um diesen Zustand zu erreichen müssten alle Menschen nach demselben Grundprinzip leben wollen.

In einer Gesellschaft, die auf Macht, Geld und Ansehen aus ist und egoistisch und selbst bezogen lebt, kann man eigentlich nicht dieses Bedürfnis danach so einfach abstellen.

Von da her würden nicht alle an einem Strang, was allerdings notwendig ist, wenn man komplett in Anarchie leben möchte.

Nandalee schrieb:Eine Anarchie hat keine Zukunft und bringt nur Leid und Zerstörung.
Stell dir eine Welt vor, wo keine Gesetze herrschen, kein Staat, der die Gewaltherrschaft hat und das zwingende Recht verkörpert.

Der Mensch neigte schon immer zur Zerstörung. In solch einem Naturzustand herrscht nur Chaos, es bilden sich Menschengruppen, die ihre eigenen "Rechte und Gesetze" durchsetzen wollen. Wer beschützt dich dann noch?
Sowas wie Grundrechte gibt es dann auch nicht mehr!

Eine frohes, gesundes und entschleunigtes 2017!

@Nandalee:

Aber solche Gruppen haben sich in der Anarchie nicht gebildet. Sie haben sich dafür massenhaft in unserem System gebildet.

@jimmy82
Hast Du ein Beispiel für mich ?

Nandalee schrieb:Hast Du ein Beispiel für mich ?

@Nandalee:

Nazionalsozialisten, IS, Mafia, Drogenkartelle, Hells Angels, Yakuza, Solnzevskaja Bratva, Sinaloa Kartell, Al Quaeda, die Baath Partei, die Regierung Nord Koreas

Mein Gott da könnte ich dir 2000 weitere Beispiele nennen und wir wären nichtmal bei 1 Prozent :D

Gut! Aber die von dir genannten, kommen doch nicht massenhaft vor oder irre ich mich?

@jimmy82

Solche Systeme haben sich schon immer gebildet, nach dem Recht des Stärkeren, früher nannte man das Piraten oder Raubritter.

Große Gesellschaften kann man nicht friedvoll sich selbst überlassen, es gibt zuviele Meinungen und ohne Regeln, setzen die Starken ihre Meinung mit Gewalt durch. Siehe alle Länder auf dieser Erde, in denen es kein funktionierendes System gibt.

Davon abgesehen sind die AKW Unglücke sicher keine Folge von Kapitalismus.

Lesen
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Das Problem ist einfach, das viele die Bedeutung des Begriffs nicht verstehen.
Anarchie wird mit Gewalt, Gesetzlosigkeit und Primitivität assoziiert.
Ich möchte niemanden unterstellen dumm zu sein und mich damit intelligenter darstellen, ich denke aber das viele intelligente Menschen sich zu sehr vom täglichen Input manipulieren lassen.
Ich hoffe das in naher Zukunft die Menschen den Umgang mit den neuen Medien erlernen und aufhören sich von diesen manipulieren zu lassen.
Ein Beispiel:
Wenn man als Kind Heavy-Metall hörtist das ok, wenn man dann aber als Heranwachsender meint das man anderen Überlegen sein muss nicht.

Ein ähnliches Phänomen was ich immer öfter beobachte, die Menschen können das was ihre "Stars" machen nicht richtig interpretieren und kommen so auf den falschen Weg was wiederum dazu führt das sie Dinge falsch einordnen.
Ich möchte niemanden unterstellen die Masse systematisch zu verdummen, aber auch in einer Demokratie lassen sich mit ausreichend Mitteln die eigenen Ziele durchsetzen.

Du liegst richtig wenn du sagst das unserer derzeitiges System den Menschen schadet, allerdings behaupten andere das nur durch Zerstörung neues geschaffen kann bzw. Fortschritt erzielt wird.
Wenn der durchschnittsmensch freiheitlich und aufrichtige Bildung bekommen würde, wären wir allerdings viel Fortschrittlicher.

Nandalee schrieb:Gut! Aber die von dir genannten, kommen doch nicht massenhaft vor oder irre ich mich?

Natürlich kommen die massenhaft vor! Recherchier mal wie viele Menschen in den letzten Jahren aus ihrem Heimatland geflohen sind oder z.B. in Kriegen getötet wurden sei es von Warlords in Afrika oder irgendwo in Asien oder Süd Amerika. Das sind zig Millionen!! Das kriegen wir hier vielleicht nicht so mit, weil die ja für unsere Sicherheit die Zeche zahlen. Im Grunde wenn du fragst wer von all den vielen Verbrechern auf der Welt die brutalsten und kaltherzigsten sind dann müsste ich sagen: Du und ich. Wir töten nichtmal von eigener Hand sondern lassen es Politiker machen so dass wir es nichtmal mitkriegen und nichtmal direkt selber die Entscheidungen treffen müssen. Wir wählen einfach die die uns die besten Geschenke machen soll heißen das meißte Diebesgut präsentieren. Welcher Mörder ist denn schlimmer als einer der alles im Auftrag machen lässt und es nichtmal wahrnimmt was er tut. Du und ich sind die härtesten von allen.

@jimmy82
Ganz ehrlich: es ist irgendwie Schwer festzustellen, was jetzt Weltkriege, AKW`s, Atombomben usw. mit Anarchie zu tun haben. Nach den beiden Atombombenabwürfen gab es, soweit ich weiß, keine Anarchie in Japan.

@Niederbayern88: Weltkriege, AKWs und Atombomben sind etwas das eine Anarchie nicht hervor bringt. Unser System aber schon. Das ist der Bezug zum Thema.

@jimmy82
Sozusagen ein System das sich sichern will erschafft Anarchie damit Gesetzlosigkeit entsteht und das System dann vernichtet wird?
Klingt jetzt nicht ganz logisch oder?

Als stiller Leser wünsche ich euch ein gesundes neues Jahr!

Euch allen frohes neues :)

Anarchie bedeutet nicht Gesetzlosigkeit sondern das Leben ohne Herrschaft und gleicher Werteverteilung.
Das es Regeln für das Zusammenleben geben muss ist unumstritten.

@DichausdemForu
Und was passiert wenn sich nicht an regeln gehalten wird ? Und wer stellt die Regeln auf ? Gibt es dann strafen ?

@Bruderchorge Die Gemeinschaft.
Logisch.

@DichausdemForu

Und falls die Gemeinschaft nicht einer Meinung ist ? Stimmt man dann ab, wie in einer Demokratie ? Oder bestimmt der Stärkste wie in einer Diktatur ?

Wer darf dann bestrafen ? Jeder jeden nach seinem Gusto ? Und organisiert man das örtlich oder lässt man das im ganzen Land abstimmen ?

Anarchie mit durch die Gemeinschaft festgelegten Regeln ist nur eine Alternative Demokratie....