Caps und Mützen im Alltag

@Oppman
Ich bin klapperige 35. 😉

@Intemporal
Hast du denn dann auch für dich hinterfragt, warum es scheinbar für dich und auch für andere so ein Riesending ist, durch die kleine Geste des Hutabnehmens anderen gegenüber Höflichkeit zu zeigen? Was ja auch für dich selbst von Vorteil sein könnte, je nach Situation (ich denke da jetzt wieder an die Wohnungsbesichtigung, erster Eindruck und so...)? 
Wird deine persönliche Freiheit dadurch wirklich so massiv eingeschränkt? 

Ich bin 30, trotz Basecap und so. :P:

Naja, ich bin ja auch eine kleine Anstandsdame.
Trotzdem ich selbst, finde es oft sogar störend, mache es nur weil es so leicht ist, damit anderen eine Freude zu machen.

Oppman schrieb:Eigentlich können wir froh sein, dass es solche Werte gibt, sonst würden wir in einer sehr unangenehmen Welt leben (ja, noch unangenehmer!)

Ich finde das etwas witzig, lasse mich das mal zusammenfassen:
In einer Welt,
wo man schon froh sein kann, wenn man nachts durch eine Stadt gehen oder öffentliche Verkehrmittel nutzen kann, ohne aus heiterem Himmel bepöbelt zu werden
wo viele Menschen wie Vieh in engen Wohnblöcken leben
wo es manch unschuldigen hinter Gittern gibt
wo es ein Wunder ist, dass es keine Verodnung zum ordnungsgemäßen Kacken auf dem Scheißhaus gibt
wo Menschen einfach verhungern, tot geschlagen, vergewaltigt werden
wo Obdachlose die Tränen kommen, wenn die eine Decke bekommen
wo einfach so aus Spaß Schilder, Autos ect. zerstört werden.

wäre die Welt sehr unangenehm, wenn man nicht seine Mütze abnimmt.
ok, kann man so sehen, keine weiteren Fragen. :D *langsam rückwärts geht*

Ich würde auch schwangeren Frauen und alten OMAs und OPAs und auch Leute die nen Gips am Bein oder sowas haben immer gerne meinen Sitzplatz im Bus und in der Bahn anbieten :) Aber diese Situationen hab ich selten :)

Aber manchmal sind in der Straßenbahn Frauen mit Kinderwagen und ich helfe Ihnen dann den Kinderwagen die Treppen rauf und runterzutragen :) Manchmal wenn ich gefragt habe "Kann ich Ihnen helfen den Kinderwagen runterzutragen?" Dann haben die manchmal gesagt "Nene Danke das geht schon" lol Aber dann helfe ich natürlich einfach trotzdem ihr den Kinderwagen runterzutragen :) Aber mittlerweile frage ich garnicht mehr ob ich helfen kann sondern wenn ich merke die will raus gehe ich einfach hin und packe mit an oder trage ihr den Kinderwagen komplett alleine nach unten :) und dabei habe ich natürlich immer die Mütze auf :)

@Ilvareth
Ich bin beruhigt, dass ich nicht der Letzte meiner Generation bin der so denkt...
Ich will jetzt nicht fragen woher du kommst, aber ich bin "auf dem Land" aufgewachsen, vielleicht hat es einfach damit zu tun. Ich lebe seit ewig und drei Tagen in einem kleinen 900 Seelendorf, das ist persönlicher als die Stadt, man kennt jeden und achtet vielleicht auch mehr auf Umgangsformen.

@Bone02943
Ich habe jetzt mal ein Gedankenbeispiel für dich:

Stell dir mal vor, dass du krank bist. Du kommst ins Krankenhaus und dort steht ein Mann in Jogginghose, Kapuzenpulli und mit Cap auf dem Kopf vor dir.

Würde dieser Typ dir sagen, dass er der Oberarzt ist, würdest du ihm glauben, oder eher denken, dass der Zivi sich nen Spaß erlaubt?

Es ist doch nun mal so: Die meisten Umgangsformen haben sich über die Jahrhunderte zu dem entwickelt, was sie heute sind und nicht immer machen sie heute noch Sinn. Männer sind schon lange keine Ritter mehr, die Helme abnehmen und trotzdem gilt es noch als höflich, den Hut in geschlossenen Räumen abzunehmen. Sich zur Begrüßung die Hand zu geben, ist ehrlich gesagt, absolut unhygienisch und trotzdem machen die meisten Menschen es immer noch. Gleiches gilt für spezifische Umgangsformen in anderen Ländern. In Spanien muss Mann sogar im Sommer vorher die anderen Anwesenden fragen, bevor er sein Jackett im Restaurant ausziehen darf, in Tschechien soll man unbedingt die Schuhe ausziehen, bevor man eine Wohnung betritt und so wird sich in jedem Land eine Regelung finden, die auf manch einen antiquiert wirken mag.

Anderen sind solche Traditionen aber durchaus wichtig, meistens den älteren Generationen. Das muss man akzeptieren. Die Umgangsformen werden sich doch eh ändern, wenn diese Generationen weggestorben sind, denn es ist grundsätzlich alles immer im Wandel. Heute sind die meisten Menschen viel individualistischer unterwegs, als noch vor 20-30 Jahren. Das hat seine guten Seiten, manifestiert sich aber eben auch in Gedanken wie "Warum soll ich denn für die alte/kranke/schwangere Person aufstehen? Ich hab doch für meinen Sitzplatz genauso bezahlt." Es hat eben alles zwei Seiten.

Was man meiner Meinung nach aber nicht machen kann, ist einzufordern, dass eine andere Person ein bestimmtes Verhalten nicht als respektlos anzusehen hat. Denn das <i>ist</i> respektlos. Wenn man sich nicht unterordnen will, dann ist das das gute Recht eines jeden, aber dann muss man meiner Meinung nach auch mit der negativen Reaktion leben können. Kann man das nicht, dann hat man eben Pech gehabt.

Mir ist es z.B. auch egal, dass es manch einer unhöflich findet, dass ich in den Supermarkt oder das Einkaufszentrum mit Kopfhörern laufe und die Hörer erst an der Kasse runternehme und die Musik ausschalte. Ich bekomme die Blicke mit, ignoriere sie aber, weil ich beim Einkauf weder von quengelnden Kindern noch vom Gedudel aus den Lautsprechern abgelenkt werden möchte. Ich kann ja nun auch nicht einfordern, dass plötzlich jeder meine Kopfhörer akzeptiert.

Oppman schrieb:Ich habe jetzt mal ein Gedankenbeispiel für dich:

Stell dir mal vor, dass du krank bist. Du kommst ins Krankenhaus und dort steht ein Mann in Jogginghose, Kapuzenpulli und mit Cap auf dem Kopf vor dir.

Würde dieser Typ dir sagen, dass er der Oberarzt ist, würdest du ihm glauben, oder eher denken, dass der Zivi sich nen Spaß erlaubt?

Ich würde im das nur abnehmen wenn er komplett in weiss gekleidet ist. :D

Nun um Arbeitskleidung gehts hier ja nicht, sondern um Caps und Mützen im Alltag. Und als ich das letzte mal ne Weile im Krankehaus verweilen musste, da hatte ich selbstverständlich immer ein Basecap oder eine Mütze auf.

@Ilvareth

Ich trage nie irgendwas auf meinem Kopf - höchstens meine zusammengebundenen Haare.

Wenn man von mir in diversen Situationen verlangen würde, meine Ohrringe abzunehmen, weil es für andere ein Zeichen von Höflichkeit wäre, bzw von Respektlosigkeit, würde es mich zum einen definitiv nerven, zum anderen würde ich fragen, was denn so Respektloses/Störendes daran sei.

Wie in meinem Beispiel kann man Kopfbedeckung auch einfach mal durch Schmuck ersetzen. Fändet ihr es nicht auch panne, wenn man das von euch verlangen und genauso argumentieren würde?

Nachwievor kann niemand logisch dafür argumentieren, andersherum aber logisch dagegen.

Anfangs frage mich ne Krankenschwester ob mir kalt sei, ich verneinte und sagte das ich immer iwas auf dem Kopf trage, als dann später mal eine andere dabei war und das selbe fragte, da meinte sie auch nur so "ach dem gehts gut, der trägt sie immer..."

Ist doch voll ok so.

@Yooo
Aber warum ist es so in unserer Welt?
Vielleicht wegen des vorhin erwähnten Werteverfalles?

Natürtlich sieht es in der Welt da draußen bescheiden traurig aus und es mag so erscheinen, als wenn ein nicht abgenommenes Basecap da nicht wirklich ins Gewicht fällt.
Aber: Wenn man nicht versucht im kleinen etwas zu Ändern, wie soll es dann im Großen funktionieren?
Wenn niemand mehr an "alten" Werten festhält, dann sieht es bald nur noch so aus. Man muss im Kleinen anfangen, um im Großen etwas verändern zu können...

@Intemporal
Nein, du kannst eine Mütze nicht mit Schmuck in dem Sinne vergleichen...

@Bone02943
Ich finde es eben NICHT selbstverständlich, dass man immer und überall etwas auf dem Kopf hat. Hier in der Klinik in der ich arbeite steht sogar in der Hausordnung, dass man Kopfbedeckungen im Speisesaal abzusetzen hat.
Es ist grundlegende Höflichkeit dies zu tun, die meisten Menschen sehen es so und das macht es zur "Regel", zur "Norm".

Oppman schrieb:Nein, du kannst eine Mütze nicht mit Schmuck in dem Sinne vergleichen...

Warum nicht?

Es gibt sogar Schmuck, der klimpert und raschelt permanent wie bekloppt. Da kann ich es sogar noch nachvollziehen, wenn man davon genervt ist. Mützen geben eher selten Laute von sich.

@Oppman

Gut im Speisesaal war ich nicht, ich bekam mein Essen ans Bett.
Wenn es natürlich in der Hausordnung steht dann setze ich sie dennoch wiederwillig ab. Ich finde es zwar mehr als sinnlos und es würde mich auch stören, aber wenn es "Gesetz" ist dann ok, füg ich mich in der kurzen Zeit die ich dann dort verbringe.

@Intemporal
 
Das ist es ja gerade: Viele Umgangsformen machen wenig Sinn, die funktionieren nach dem Prinzip "Ist so, weil war schon immer so". Mann nimmt in geschlossenen Räumen den Hut/die Kappe ab, statt der Halskette, weil im Mittelalter der Ritter den Helm abgenommen hat und nicht irgend ein Kettchen.

Klar, das darf man hinterfragen und klar, wahrscheinlich wird es schon in ein oder zwei Generationen niemand mehr jucken, wenn die Kappe auf dem Kopf bleibt. Man merkt den Wandel ja bereits jetzt. Aber gleichsam muss man akzeptieren, dass es momentan nach wie vor Menschen gibt, die sich an diese Umgangsformen gebunden fühlen und Menschen, die dich als unhöflich ansehen, wenn die Mütze auf dem Kopf bleibt, weil sie so erzogen wurden.

@Oppman

Aber wenn mir befohlen wird meine Kopfbedeckung abzusetzen, dann hat das nichts mehr mit Respekt oder gar Höflichkeit zu tun.

Genau so könnte ich verlangen das Menschen doch ihre Ketten verstecken mögen, an denen christliche Kreuze, Davidsterne oder ähnliche Symbole hängen. Schließlich bin ich Atheist und man möge doch respektvoll mit mir umgehen. 

Oppman schrieb:Aber warum ist es so in unserer Welt?
Vielleicht wegen des vorhin erwähnten Werteverfalles?

Natürtlich sieht es in der Welt da draußen bescheiden traurig aus und es mag so erscheinen, als wenn ein nicht abgenommenes Basecap da nicht wirklich ins Gewicht fällt.
Aber: Wenn man nicht versucht im kleinen etwas zu Ändern, wie soll es dann im Großen funktionieren?
Wenn niemand mehr an "alten" Werten festhält, dann sieht es bald nur noch so aus. Man muss im Kleinen anfangen, um im Großen etwas verändern zu können...

Ok.
Es gibt aber leider auch diese Typen, die wegen Kleinigkeiten an die Decke gehen.
Das finde ich dann ehrlich gesagt zum fremdschämen, wenn man sich wegen sowas so ereifern kann.
Da wäre die Energie an tausend anderen Stellen sinnvoller und indiskutabler.
Da ist auch nicht alles Gold was glänzt, sondern eher nach außen hui, innen pfui.
Wärend viele dieser Werte eben auch einfach Ansichtssache sein können.
Nicht das Tür aufhalten für eine betakte Person aber Kleiderordnungen ect. sind durchaus immer diskutabele Normen.

@Sterntänzerin

Jo, ich sagte ja bereits, es sind lediglich gesellschaftliche Konventionen. Mit Respekt hat es eigentlich wenig zu tun.

Sicher muss man das so hinnehmen und sich dem beugen, wenn die Mehrheit nun mal davon angetan ist. Ich bin ja eh nicht davon betroffen, weil ich einfach nichts auf meinem Kopf mag.

Doch ist es für mich das Unsinnigste auf der Welt, sich davon tangieren zu lassen. ^^

@Bone02943
Es wird nicht befohlen, es wird nicht gewünscht sie aufzulassen. Wem das nicht passt, der kann ja gehen... :D
...sorry, ich übertreibe.

Auch hier gibt es Sonderregelungen, ein 25 Jähriger Patient mit Glatze durfte sie aus therapeutischen Gründen auf dem Kopf lassen, er hat dann allerdings gesagt, dass das ja schon unhöflich ist und hat sie trotz extremer Angst davo abgesetzt. Das war für ihn ein immenser Erfolg, man kann es also auch von der Seite sehen.

Doch da kommt es wieder: Du bist einer, zusammen mit @Intemporal seid ihr zu zweit.

aber so wie @Sterntänzerin es sagt und ich es auch bereits erwähnte, ist DAS momentan halt noch nicht die Regel. Derzeit besteht unsere Gesellschaft zu (sagen wir mal) 70-75% aus Menschen die an dieses Werten und Normen festhalten, ihr seid mit eurer Meinung also in der Minderheit und deshalb ist es "Norm" die Mütze abzunehmen.
In 30 Jahen besteht die Gesellschaft vielleicht nur noch aus 40% die an den Werten festhalten, dann sind wir in der Minderheit und müssen damit leben...

@Bone02943

Es gibt Betriebe, da darfst du solche Ketten tatsächlich nicht tragen. Oder ganze Länder wie Frankreich, die das offene Zurschaustellen von Religion verbieten. Da ist dann das Holzkreuz an der Wand oder um den Hals verboten, wie irgendwelche islamischen oder jüdischen Symbole. Hierzulande darf man seine Religion aber allgemein aller Welt zeigen. Das ist aber aich so weit akzeptiert, weshalb es da manche gibt, die bestimmte Religionen anderen gegenüber als höherwertig ansehen. Aber das ist ein anderes Thema.

Anscheinend nimmt es dich aber doch mit, dass dich manch einer aufgrund deines Verhaltens als respektlos ansieht. Sonst könntest du doch einfach mit der Schulter zucken und dein Leben so leben, wie es dir gefällt. Warum ist es dir so wichtig, dass diese Menschen, denen dein Verhalten nicht gefällt, ihre Ansichten ändern? Und womit begründest du das?

@Oppman

Naja der Spiesesaal ist ja sicher ein freiwilliger Ort oder? Also die Cafeteria, also nicht das wo Patienten hinmüssen um Essen zu bekommen oder? Weil sonst wäre es ja schon ein Zwang die Kopfbedeckung abzunehmen, weil man sonst praktisch verhungern müsste. ;)

Aber wie gesagt wenn es so in der Hausordnung steht, ok, aber das hat dann nichts mehr mit Höflichkeit oder Respekt zu tun. Für mich wäre dies ein Zwang den ich nur ungern eingehe und damit zeuge ich keinem Respekt, da ich das nicht freiillig tu.