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Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

247 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft Empathie Schuldzuweisung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

08.10.2017 um 16:40
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Die Empathie beschreibt ausschließlich die Fähigkeit, mich in eine andere Person hineinzuversetzen
Nichts anderes behaupte ich, deswegen ist die Fragestellung des Themensteller so nicht richtig. Es sei denn, es wäre davon auszugehen, dass beim Menschen diese evolutionäre Fähigkeit wirklich schwindet.

Der Themensteller setzte hier quasi Emphatie mit Agape (Nächstenliebe) gleich. Nicht die Empathie schwindet in der Gesellschaft, sondern die moralische Verantwortung - bewusst oder unbewusst.

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Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

08.10.2017 um 16:49
Zitat von ZugzwangZugzwang schrieb:Nichts anderes behaupte ich, deswegen ist die Fragestellung des Themensteller so nicht richtig.
"Jeder der einen Obdachlosen auf der Straße liegen sieht fühlt etwas (Empathie). Der eine angewidert, ein anderer hat Mitgefühl."

Dann ist dieses Zitat allerdings missverständlich, denn es suggeriert, dass die Kriterien für die Empathie bereits mit dem Gefühl erfüllt seien, ungeachtet dessen, um welches Gefühl es sich handelt und worauf es letztlich fußt. Jemand, der angewidert ist, fühlt in der Regel nicht aus Empathie, sondern aufgrund eigener Erfahrungswerte und Einstellungen. Es handelt sich also um ein Gefühl, nicht um Empathie. Deswegen bin ich darauf eingegangen, da mir dein Satz einen anderen Sinngehalt darbot, als er es wohl offenbar sollte.
Zitat von ZugzwangZugzwang schrieb:Nicht die Empathie schwindet in der Gesellschaft, sondern die moralische Verantwortung - bewusst oder unbewusst.
Ja, dem würde ich mich eingeschränkt anschließen. Die Frage ist halt, ob das objektiv so ist, oder ob wir das nur subjektiv so empfinden, weil wir heutzutage mit deutlich mehr Leid und Unsicherheiten konfrontiert werden, als es früher der Fall war. Dann sollte man auch sehen, dass wir unsere heutige Zeit oft mit der Nachkriegszeit (ab den 50-60ern) und somit einer in der Menschheitsgeschichte relativ friedlichen und wirtschaftlich sicheren Zeit vergleichen. Denn gemessen an unserer Weltgeschichte, leben wir sogar heute in einigermaßen friedlichen und ziviliserten Verhältnissen - damals war es noch üblich, Menschen öffentlich zu foltern oder hinzurichten, oft für Verbrechen, die heutzutage nicht einmal strafbar wären. Da könnte man sich dann auch wieder über die moralische Verantwortung streiten und ob die früher so viel besser war. Ich denke aber, und da kommen wir dann wieder auf einen gemeinsamen Nenner, dass es durchaus Umstände gibt, die zu einer allgemeinen Verrohung der Gesellschaft führen können und dass wir uns derzeit langsam auf eine solche hinbewegen bzw. dass dieser Prozess aktuell im Gange ist.
Und ich denke, dass eine sinkende moralische Verantwortung auch mit einer sinkenden Empathiefähigkeit korreliert, aber ich würde die Empathiefähigkeit eben nicht als alleinigen "Schuldigen" dieser Misere bezeichnen.


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Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

08.10.2017 um 16:55
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Dann ist dieses Zitat allerdings missverständlich, denn es suggeriert, dass die Kriterien für die Empathie bereits mit dem Gefühl erfüllt seien,
Nach dem Satz geht es weiter...
Zitat von ZugzwangZugzwang schrieb:Der eine angewidert, ein anderer hat Mitgefühl. Die Reaktionen ergeben sich jedoch aus dem jeweiligen Charakter der Personen.
Der Charakter entscheidet - die gesamte Persönlichkeit eines Menschen.


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Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

08.10.2017 um 17:01
@Zugzwang

Ich weiß schon was du meinst, nehme ich an, aber deine Formulierung war eben missverständlich, denn zwischen Empathie und Gefühl muss man klar differenzieren. Nichts anderes meinte ich - es ging mir um die Formulierung.

Ich sehe das im Übrigen etwas komplexer.
Der Charakter bzw. die Persönlichkeit ist ja ein sehr vielschichtes Konstrukt, das sowohl auf genetische/endogene Faktoren (wie beispielweise angeborene Tendenzen oder auch vererbte Traumata, etc.) als auch die Umweltfaktoren resp. Prägung fußt. Ein Mensch bzw. seine Persönlichkeit befindet sich im stetigen Wandel, es werden permanent neue Lernerfahrungen gesammelt, das Gehirn kann in die eine und auch wieder in die andere Richtung konditioniert werden.
Insofern entscheidet nicht der Charakter über die Persönlichkeit, sondern die Persönlichkeit IST der Charakter und dieser wird maßgeblich durch gesammelte Erfahrungen und genetische Anlangen geformt. Und somit sind auch Entscheidungen, obgleich innerhalb dieses Rahmens immer eine freie Wahl besteht, in gewisser Weise determiniert.
Die Empathiefähigkeit ist eben nur ein Teil bzw. Fragment der Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit. Und ich würde nicht sagen, dass jemand, der nicht empathisch ist, automatisch einen schlechten Charakter hat. Auch unempathische Menschen können die Notwendigkeit einer Moral anerkennen.

(Ich muss jetzt erst mal weg, ich antworte dann später)


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Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

08.10.2017 um 17:21
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Da könnte man sich dann auch wieder über die moralische Verantwortung streiten und ob die früher so viel besser war.
Das tun nur Schönredner...
Moral(philosophie, Ethik) ist allerdings die »zwischenmenschliche Instanz« die versucht persönliche Defizite zum Allgemeinwohl zu überwinden. Wie bei dem Mann der in der Sparkasse am Boden lag und keinen kümmerte es. Hier muss von niemandem verlangt werden, dass er tiefstes Mitgefühl für einen Menschen der am Boden liegt empfindet, man sollte nur seine moralische Pflicht erfüllen und zumindest einen Arzt rufen, selbst wenn einem persönlich dieser Mensch egal ist.

Mein persönlicher Eindruck ist manchmal aber auch... Viele Menschen wissen wohl gar nicht, oder trauen sich nicht, wie sich in manchen Situationen zu verhalten ist. Beim Ersthelferlehrgang wurde auch auf ein Phänomen hingewiesen. Je mehr Menschen anwesend, umso unentschlossener ist der Einzelne. Psychologisch (oder/und soziologisch) muss man unter Umständen auch eine »Barriere« durchbrechen. Hier ist also auch die Frage nach den »Barrieren«, welche »Konflikte« überwunden werden müssen?


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Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

08.10.2017 um 18:34
Zitat von ZugzwangZugzwang schrieb:Moral(philosophie, Ethik) ist allerdings die »zwischenmenschliche Instanz« die versucht persönliche Defizite zum Allgemeinwohl zu überwinden.
Damit hast du recht. Die Moral definiert einen Wertekatalog bzw. eine Handlungsmaxime, die dem Ziel eines friedlichen und zivilisierten Miteinanders innerhalb einer (heterogenen) Gesellschaft angelehnt ist.

Insofern ist es natürlich, bezogen auf dein Sparkassen-Beispiel, moralisch gesehen richtig, einem Menschen, der Hilfe benötigt, auch Hilfe zukommen zu lassen. Ungeachtet der Tatsache, um was für einen Menschen es sich handelt, wie er gekleidet war, etc.

Wie du aber ebenso richtig feststellst, gibt es neben der Moral noch unglaublich viele andere Faktoren, die unser Handeln beeinflussen. Ich denke, dass die allermeisten Menschen wissen, was moralisch gesehen als „das richtige Verhalten“ definiert wird (immer bezogen auf die Kultur, in der das Individuum lebt), und dennoch handeln sie alle dem mehr oder weniger zuwider und das oft gar nicht mal aus böser Absicht oder egozentrischer Gewissenlosigkeit, sondern aufgrund von Angst, Unsicherheit, Scham, Unwissenheit, Unachtsamkeit.
Das von dir genannte psychologische Phänomen existiert tatsächlich. Ebenso wie viele Menschen in puncto Ersthilfe Angst haben, einen Fehler zu machen, Angst haben, von der scheinbar hilflosen Person zurechtgewiesen oder gar angegriffen zu werden und sich aufgrund dessen in der Hoffnung wiegen, jemand anders würde schon eingreifen. Moralisch gesehen ist das natürlich verwerflich, aber es ist auch menschlich und es ist erklärbares Verhalten.
Ebenso wie es im Grunde auch menschlich und erklärbar ist, einem Obdachlosen gegenüber Ekel zu empfinden – viele wollen sich das vielleicht nicht eingestehen, aber wir Menschen sind noch immer maßgeblich von sehr primitiven Gefühlen und Urinstinkten geleitet. Und in der Natur ist es in Gefügen sozialer Säugetiere nicht unüblich, dass kranke, schwache oder unangepasste Individuen verstoßen und ausgesondert werden, da sie langfristig gesehen dem Überleben der Gruppe schaden.
Diese Mechanismen sind auch heute noch in uns präsent, nur werden sie zum Teil besser verschleiert und schön geredet – nichtsdestotrotz existieren sie. Auch wenn wir als fortschrittliche Gesellschaft eine solche Selektion nicht mehr nötig haben und sie moralisch gesehen deswegen auch nicht mehr zu rechtfertigen ist. Nachvollziehbar sind solche Reaktionen schon – der Unterschied wird dann dort gemacht, wo ich mir dieser Tatsache bewusst werde und sie aktiv reflektiere und mein Verhalten anpasse.
Ich behaupte, dass viele Menschen, die anderen gegenüber mit überproportional destruktiven Vorurteilen begegnen, neben anderen (psychischen) Defiziten, vorrangig sehr unreflektierte Menschen sind. Aber das führt an dieser Stelle zu weit ins Off-Topic. Ich denke allerdings, dass aus unserer Diskussion ganz gut hervorgegangen ist, dass diese Dinge keineswegs monokausal zu betrachten sind, sondern immer auf ganz viele einzelne Faktoren zurückzuführen sind, welche wiederum an weiteren einzelnen Faktoren hängen, wie ein Spinnennetz oder ein Mosaik, dessen kleinste Teile ein großes Ganzes ergeben.


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Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

08.10.2017 um 18:51
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich denke allerdings, dass aus unserer Diskussion ganz gut hervorgegangen ist, dass diese Dinge keineswegs monokausal zu betrachten sind.
Das ist wirklich wichtig, sonst macht man sich Denken und Urteilen zu einfach - und liegt falsch.


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