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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

39 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Trennung, Scheidung, Sorgerecht ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 11:27
Hey Ihr Lieben,

mich beschäftigt da mal wieder ein Thema...

Also, es ist so, dass meine Jugend nicht unbedingt ein Zuckerschlecken war. Ich versuche mich kurz zu fassen, aber das ist sehr schwierig, also hoffe ich, dass der Text nicht zu lang wird.


Als ich 10 war haben sich meine Eltern getrennt. Das war nicht weiter schlimm, habe das damals schon relativ gut verkraftet. Als ich 12 wurde, lernte meinen Mama einen Mann kennen, der fast 600 KM weit weg wohnte (Entfernung Berlin-Hessen).

Es kam wie es kommen musste, meine Mutter zog von Hessen nach Berlin. Mein kleinerer Bruder (5 Jahre jünger) und ich zogen erstmal mit (ich 13, er 8). Wir wohnten also allesamt in dem Haus des Freundes meiner Mutter. Der Freund hatte übrigens auch zwei Kinder.

Wir besuchten meinen Daddy in den Ferien, und ich als "größere" von uns beiden, manchmal sogar am WE. Mein kleiner Bruder hat dann oft bei der Übergabe nach den Ferien so schlimm geschrien und geweint, weil er nicht von unserem Vater wegwollte, dass ich dieses Schreien niemals in meinem Leben vergessen werde. Es hat sich eingebrannt. Mein Vater musste dies sogar auf Band aufnehmen, um es vor dem Jugendamt zu beweisen...
Einmal hatte mein Vater meinen Bruder nach den Ferien einfach nicht zurückgebracht (heutzutage würde man das "Kindesentführung" nennen) und ich erinnere mich noch, wie ich alleine in Berlin in seinem Zimmer gesessen habe und geweint habe, weil er mir so gefehlt hat. Das war so schlimm. Meinen Bruder und mich sollte und konnte nichts trennen. Und das schlimmste waren immer diese Absschiedszenen, egal ob ich mich nun von Mama oder Papa fpr längere Zeit trennen musste - es war jedes Mal ein Stich ins Herz.

Naja, es kam wie es kommen musste: nach einem halben Jahr in Berlin merkte ich, dass ich dort nicht glücklich bin und dass ich mir absolut nicht vorstellen konnte, zu bleiben. Das hatte viele verschiedene Gründe, u.a. war meine Mutter sehr auf ihren Partner fixiert und ich fühlte mich sehr allein. Hatte auch immer das Gefühl, dass die Kinder des Partners irgendwie wichtiger waren. Ich hatte ein Zimmer im Keller, was voller Spinnen war und ich habe mich nachts nicht mal getraut, ein Auge zuzumachen. Ich fing an zu kiffen und hielt mich im falschen Freundeskreis auf mit 13 Jahren. Dass das aber so nicht weitergehen konnte, war mir, trotz meines junges Alters, klar. Also bin ich nach den Winterferien einfach bei meinem Papa in Hessen geblieben und mein kleiner Bruder ebenso. Dies hat meine Mutter sehr getroffen und sie nahm es mir damals auch sehr übel.

Es gab einen RIESIGEN Sorgerechts- und Aufenthaltsstreit um mich und meinen Bruder. Es war so schlimm, was unsere Eltern uns angetan haben. Und es hörte ja nicht auf, als wir dann wieder bei unserem Vater wohnten, im Gegenteil, da fing das schlimmste erst an.

Meine Mutter gab uns natürlich zunächst nicht kampflos auf! Ständig mussten wir Termine beim Jugendamt wahrnehmen. Das Jugendamt kam zu uns nach Hause und überprüfte alles. Ständig hetzten sie übereinander her, wenn ich bei meiner Mum im Urlaub war, dann sprach sie nur schlecht von meinem Vater, mein Vater sprach auch ständig schlecht von meiner Mutter und ich wusste nie: Wem kann ich eigentlich glauben? Wer sagt die Wahrheit? Ständig musste ich für irgendwen lügen. Selbst die Gerichtsverhandlung war eine Katastrophe. Und ich saß permanent zwischen den Stühlen. Unsere beiden Familien mütterlicher- und väterlicherseits HASSTEN sich. Es zog sich über Jahre hinweg ein schlimmer Kampf um uns und meine Mutter gab dann aber irgendwann auf und ließ uns bei unserem Vater wohnen. Es war für die ganze Familie nervenaufreibend und das Leid, was da verursacht wurde konnte auch Jahre danach nicht vergessen werden.

Die Zeit bei meinem Vater war aber auch alles andere als einfach. Mein Vater hatte einen wichtigen Job und war oft nächtelang weg, so dass ich mit meinem kleinen Bruder alleine war. Ich musste mich um ihn kümmern, ihm essen machen. Ich war quasi die Frau im Haus, weswegen ich eigentlich keine richtige Jugend mehr hatte. Unsere Großeltern sorgten zwar auch um uns, aber die waren ja auch nicht mehr die jüngsten. Dann verloren wir unser Haus, weil mein Vater es nicht mehr alleine bezahlen konnte, es wurde zwangsversteigert, was mich auch schwer getroffen hatte. Er hat immer versucht, uns alles zu geben, aber als Mann mit zwei Kindern alleinerziehend - das war natürlich auch für ihn nicht immer einfach. Er hatte einen riesigen Schuldenberg und ständig kam der Gerichtsvollzieher. Mein Vater schaffte sich nen Buckel, um uns was zu essen auf den Tisch zu bringen. Ich hatte kaum Konstante in meinem Leben, da mein Vater auch nicht gerade selten seine Freundinnen gewechselt hatte. Unser Leben war also alles andere als "normal".

Ich habe lange gebraucht, um erlebtes zu verarbeiten und erst viele viele Jahre später eine Therapie gemacht, die mir sehr gut geholfen hat. Ich habe immer geglaubt, dass ich alles sehr gut verarbeitet habe, bis ich vor ein paar Jahren merkte, dass es gar nicht so ist. Ich hab nur immer die starke gespielt, weil es von mir, als größere Schwester und ältestes Kind so erwartet wurde! Ich habe mir mit 12 Jahren eine Maske aufgesetzt und nie wieder abgesetzt. Als ich dann eine Therapie machte, fragten mich meine Eltern doch tatsächlich, wieso.

Es hat lange gedauert, bis ich vor allem zu meiner Mutter wieder ein halbwegs normales Verhältnis haben konnte, denn als Kind habe ich es so empfunden: Sie hat uns verlassen. Auch heute merke ich noch, dass viele Eigenschaften an mir nur so sind, wegen dem damals erlebten. Ich komme sehr nach meinem Vater und merke, dass ich einfach manches anders sehe, weil ich in einem reinen Männerhaushalt aufgewachsen bin. Das ist auch nicht immer einfach (gerade in Beziehungen).

Mein jetziges Problem ist aber: Ich mache nach wie vor bei meiner Mutter Urlaub, bin mittlerweile 29 und das Ganze ist entsprechend lange her. Aber immer wieder, wenn ich aus dem Urlaub komme, reißen diese alten Wunden auf und ich bin danach ein paar Tage depressiv. Und da ist es auch egal, wie schön der Urlaub war (mein Stiefpapa hat u.a. ein Segelboot an der Ostsee, was mir wirklich einen schönen Urlaub ermöglicht). Diese Abschiede sind einfach Dinge, mit denen ich bis heute nicht klarkomme. Es tut immer noch genau so weh wie damals als Kind.

Mich würde interessieren: Was würdet ihr in so einer Situation gegen die unausweisliche Traurigkeit machen, die einhergeht, wenn man aus dem Urlaub wiederkommt? Und habt Ihr ähnlichs erlebt, was Euch auch heute noch als erwachsenen Menschen beeinflusst? Wie geht Ihr damit um?

Tut mir leid, dass der Text doch so lange geworden ist, ich hab schon wirklich versucht, mich kurz zu halten.

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Doors ehemaliges Mitglied

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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 11:42
@Black_Canary

Situationen, die mich belasten oder verletzen, würde ich vermeiden. Zu Menschen, die diese Situationen hervor rufen, würde ich den Kontakt abbrechen. Reiner Selbstschutz.


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 11:59
Hallo,
ich würde erstmal die Urlaubssituation ändern.
Also entweder mit der Mutter gemeinsam wegfahren,
oder die Mutter zu mir einladen,
oder die Mutter zu Anfang des Urlaubs besuchen, und anschließend noch woanders hinfahren.

Oder das gedanklich durchspielen.

Und jeweils beobachten, wie ich mich dabei fühle.

Als zweiten Schritt würde ich in eine WG ziehen, oder eine Partnerschaft eingehen,
oder mir ein Haustier anschaffen.

Viel Erfolg,
sandra


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 12:01
Zitat von sandra.31sandra.31 schrieb:Als zweiten Schritt würde ich in eine WG ziehen, oder eine Partnerschaft eingehen,
oder mir ein Haustier anschaffen.
@sandra.31
Ich bin völlig zufrieden mit mir und meinem Leben. Ein Partner ändert da absolut nichts. Im Gegenteil - das klingt so als könnte man alleine nicht glücklich sein, aber das bin ich immer gewesen. Die depressiven Phasen reduzieren sich auf ein Minimum, nämlich ein paar Tage nach dem Urlaub. Danach ist alles wieder super.


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 12:12
Stimmt, da bin ich vielleicht zu subjektiv.
Aber ich denke schon, daß man wenigstens ein paar sehr gute Freunde braucht.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß man auf die Dauer ganz alleine glücklich sein kann.
Ich zumindest könnte das nicht.
Viele Grüße,
Sandra


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 12:27
@Black_Canary

Hilft es dir dir nach dem Urlaub bewusst klar zu machen, dass diese Gefühle und Traurigkeit alte Geister sind? Ich weiß jetzt nicht, wie deine Therapie so aussah. Stichwort "inneres Kind". Bringt es dir was, dein inneres Kind in solchen Situationen zu versorgen?

Wobei ich gestehen muss, dass ich mit dem inneren Kind auch nicht so viel anfangen kann.


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 12:28
@Dasdeeeeniz
Ich mache eine Verhaltenstherapie und mein Therapeut hat mir dahingehend schon ähnliches gesagt, wie Du gerade. Aber bisher hat es leider nicht geholfen, das ist so ziemlich das Einzige, was noch über mir schwebt.


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 12:31
Ah okay :) Das waren so Werkzeuge, die mir in meiner Therapie an die Hand gegeben wurden. Ansonsten fällt mir gerade nur Ablenkung ein in solchen Situationen. Vor allem in Kontakt treten mit anderen Menschen um dieses Einsamkeitsgefühl nicht so stark aufkommen zu lassen. Vielleicht hilft das ein wenig


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 12:54
Zitat von Black_CanaryBlack_Canary schrieb:Urlaub
Wenn du zurückfährst aus dem Urlaub, fahr nicht alleine. Nimm ne gute Freundin oder deinen Partner mit. Zur Ablenkung.

Wenn du dann zu Hause bist, unternimm etwas, was dir wenig Zeit zum Denken lässt, wo du "mitmachen" musst (Kino z.B. nicht gut, Darts, Billard, etc. gut).
Lass die Leere nicht aufkommen, indem du direkt von deiner Mutter in den Alltag übergehst.


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 13:49
@Black_Canary
Kann es denn nicht vielleicht sein, dass so eine Art depressive Verstimmung nach dem Abschied von einer geliebten Person in gewissem Sinn auch normal ist?

Woher willst du wissen, dass der Abschied heute weniger schmerzvoll wäre, wenn deine Kindheit weniger problematisch verlaufen wäre? Abschied ist doch immer traurig, auch wenn man nicht unbedingt eine schlimme Kindheit hatte.


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 13:54
@Subway
Das kann ich nicht wissen. Aber ich denke, jeder Mensch geht anders damit um, und ich könnte mir halt vorstellen, dass es mir normalerweise nicht so viel ausmachen würde, wenn alles anders gelaufen wäre. Wissen kann ich das natürlich nicht.


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 19:19
Ich hab es ganz einfach und klassisch solange verdrängt bis ich nichts mehr gespürt habe. Nicht der beste und gesündeste Weg, aber es hat bis zu einem gewissen Punkt eig ganz gut geklappt. Bis ich gezwungen war mich damit auseinander zu setzen


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Persönliches Trauma in der Kindheit - was hat Euch geholfen?

10.08.2017 um 19:22
Zitat von Dr.AllmyCoR3Dr.AllmyCoR3 schrieb:Ich hab es ganz einfach und klassisch solange verdrängt bis ich nichts mehr gespürt habe. Nicht der beste und gesündeste Weg, aber es hat bis zu einem gewissen Punkt eig ganz gut geklappt. Bis ich gezwungen war mich damit auseinander zu setzen
je mehr man verdrängt umso heftiger kommt es zurück, meist dann wenn man nicht mehr dran denkt.


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10.08.2017 um 23:10
@Dr.AllmyCoR3
Hab ich jahrelang gemacht. War eher semi optimal :)


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