Mieten oder kaufen?

Hallo zusammen!

Mein Partner und ich haben uns die Tage mal Gedanken gemacht, wie es mit unserer Wohnsituation weitergehen soll.

Wir wohnen momentan zur Miete, 560 Euro warm, 66 m², 3 Zimmer, was sehr günstig ist bei den heutigen Preisen.

Fürs Kaufen spricht aus meiner Sicht die Altersvorsorge und das Wegfallen des Risikos der Kündigung wegen Eigenbedarf. Um das Eigentum an sich geht es mir weniger. An sich genügt es mir meine Wohnung einfach zu nutzen. Generell geht der Tenor, wenn man mit Leuten darüber spricht, bei den meisten schon eher Richtung kaufen. Es scheint so als wäre das die einzig richtige Wahl.

Womit ich mich einfach nicht so richtig wohl fühle sind die Mehrkosten, die man durchs Finanzieren hat. Reparaturen muss man selber zahlen, Grundsteuer etc. Bis jetzt hab ich mich immer sehr sicher mit meinem Ersparten gefühlt und wusste, dass ich einen Puffer habe, wenn mal schlechte Zeiten kommen. Bei einer Finanzierung wäre der Großteil dieses Batzens weg und das bereitet mir irgendwie Bauchschmerzen.

Hinzu kommt, dass meine Eltern ein Haus besitzen, worin mein Bruder und ich (ggf. auch mit Familie) mal beide drin wohnen könnten. Oder (was wir aber eigentlich vermeiden wollen) wir würden das Haus verkaufen und von dem Verkaufspreis könnten wir eine Wohnung auf einen Schlag bezahlen. Das heißt, ich habe das Haus so oder so als Backup und wäre jetzt nicht auf eine Finanzierung angewiesen. Meine Mutter sagt zwar, dass ich mich auf das Erbe nicht verlassen soll, aber ich frage mich warum nicht. Was soll denn sonst damit passieren? Ich bin froh, dass ich das in der Hinterhand habe und mich eventuell nicht unnötig verschulden muss. Klar, man könnte die Wohnung später dann wieder verkaufen, aber die Mehrkosten hatte ich ja dann trotzdem.

Ich bin aber so oder so nicht bereit einen so hohen Preis zu zahlen, wie es gerade bei den Wohnungen der Fall ist. Sollte ich finanzieren, möchte ich währenddessen nicht jeden Cent rumdrehen müssen. Da ich da keinen Druck habe, werde ich dann solange warten, bis es hoffentlich was Günstiges gibt.

Wie seht ihr das? Seid ihr eher fürs Mieten oder fürs Kaufen? Wie ist eure momentane Wohnsituation und habt ihr Pläne, ob ihr daran in Zukunft was ändern wollt?

Sonnenblume91 schrieb:Wie seht ihr das? Seid ihr eher fürs Mieten oder fürs Kaufen

Hi,
Ich wäre auf jedenfall für kaufen. Das hängt aber stark von der Gegend ab wo du wohnst.

Ich z.b. wohne in der Nähe von Köln im Rhein Sieg Kreis. 30km von Köln weg unsere 3 Zimmer Wohnung mit 80qm kostet 1.100€ warm zzgl. Strom.

Für ein Haus müssten wir aber min. 550k bis 600k€ hinlegen das können wir uns nicht leisten. Es gibt hier zwar auch Häuser für um die 400k€ aber diese sind stark sanierungsbedürftig. Diese haben zb oft noch Nachtspeicher Heizungen. Das heisst gute 150k€ müsste man in die Sanierung stecken.

Aber ne halbe Mio. € können wir uns nicht leisten, obwohl wir nicht so schlecht verdienen

Sonnenblume91 schrieb:Reparaturen muss man selber zahlen, Grundsteuer etc.

Die zahlst Du auch als Mieter.

Sonnenblume91 schrieb:Hinzu kommt, dass meine Eltern ein Haus besitzen, worin mein Bruder und ich (ggf. auch mit Familie) mal beide drin wohnen könnten.

Vorsicht, man verändert sich dem Alter...es muss nicht immer passen.

Sonnenblume91 schrieb:Das heißt, ich habe das Haus so oder so als Backup und wäre jetzt nicht auf eine Finanzierung angewiesen.

Nein, deine Eltern haben das Haus, Du hast gar nichts.

Sonnenblume91 schrieb:eine Mutter sagt zwar, dass ich mich auf das Erbe nicht verlassen soll, aber ich frage mich warum nicht.

Deine Mutter hat Recht, sollten deine Eltern schwer pflegebedürftig werden müssen sie das Haus verkaufen um die Pflegekosten zahlen zu können.
(es gibt auch noch den höchsttheoretischen Fall dass einer der Elternteile so Mist baut dass er das Haus auch für Entschädigungen verwerten muss)

Sonnenblume91 schrieb:Seid ihr eher fürs Mieten oder fürs Kaufen?

Kaufen, wobei es mir nicht klar in welcher Stadt Du bist, es boomt nicht überall.

Sonnenblume91 schrieb:Wie ist eure momentane Wohnsituation

Egal wo ich hinziehe, kaufe oder baue ich.

maltitol schrieb:Hi,
Ich wäre auf jedenfall für kaufen. Das hängt aber stark von der Gegend ab wo du wohnst.

Ich wohne in Baden-Württemberg, nähe Stuttgart. Da sind die Preise echt übel.

Abahatschi schrieb:Die zahlst Du auch als Mieter.

Als Mieter gehe ich bei Reparaturen zu meinem Vermieter und der übernimmt das.

Abahatschi schrieb:Vorsicht, man verändert sich dem Alter...es muss nicht immer passen.

Das ist richtig, aber sollte dann zum Beispiel nur er in dem Haus wohnen, sollte man eine faire Lösung finden, damit es für beide gerecht ist.

Abahatschi schrieb:Deine Mutter hat Recht, sollten deine Eltern schwer pflegebedürftig werden müssen sie das Haus verkaufen um die Pflegekosten zahlen zu können.
(es gibt auch noch den höchsttheoretischen Fall dass einer der Elternteile so Mist baut dass er das Haus auch für Entschädigungen verwerten muss)

Das ist richtig, aber es ändert nichts daran, dass wir uns, wenn die Preise so bleiben wie jetzt, keine Wohnung leisten können, ohne, dass wir dann zum Leben fast gar nichts mehr haben. Wir wohnen in Baden-Württemberg, nähe Stuttgart, da sind die Preise echt heftig.

Sonnenblume91 schrieb:wenn die Preise so bleiben wie jetzt, keine Wohnung leisten können, ohne, dass wir dann zum Leben fast gar nichts mehr haben.

Dann ist doch deine Frage beantwortet.

Abahatschi schrieb:Dann ist doch deine Frage beantwortet.

Eigentlich ist es so einfach, aber dann doch wieder nicht, weil der Punkt mit der Altersvorsorge schon schwer wiegt bei den Rentenaussichten heutzutage... Aber was nicht geht, geht nicht. Ich werde keine Finanzierung aufnehmen, von der ich schon von vorneherein weiß, dass ich sie mir nicht richtig leisten kann. Wollte aber auch generell mal hören, wie die Situation bei anderen ist.

Kaufen lohnt sich aktuell (noch) nicht wirklich, zumindest nicht in den Ballungsräumen.
Früher gab es mal die Faustregel vom 25-fachen der Jahresmiete als maximalen Kaufpreis. Das findet man (zumindest in wirtschaftlich nicht abgehängten Gegenden) aktuell eigentlich kaum noch. Darauf kommen dann noch horrende Nebenkosten für ggf. Makler und Notare.
Die Immobilienpreise sind aktuell einfach verdammt hoch. Das könnte sich ändern, wenn mit den steigenden Zinsen in den nächsten Jahren gegebenenfalls einige Anschlussfinanzierungen platzen, aber bis dahin ist noch eine Weile.

Zudem: Eigentum bindet, verpflichtet. Es macht unflexibel, ein Jobwechsel fällt eventuell schwerer. Zudem riskiert man, sind die Kinder mal aus dem Haus, in einer viel zu großen Hütte zu sitzen.

Sonnenblume91 schrieb:Meine Mutter sagt zwar, dass ich mich auf das Erbe nicht verlassen soll, aber ich frage mich warum nicht. Was soll denn sonst damit passieren?

Naja wenn Mama mal pflegebedürftig werden sollte kann das ganz schön teuer werden. Da muss dann ggf. das Haus auch liquidiert werden.

Sonnenblume91 schrieb:Als Mieter gehe ich bei Reparaturen zu meinem Vermieter und der übernimmt das.

Bezahlen tust du sie aus der Miete zumindest anteilig, nur nicht auf einmal.

Abahatschi schrieb:(es gibt auch noch den höchsttheoretischen Fall dass einer der Elternteile so Mist baut dass er das Haus auch für Entschädigungen verwerten muss)

Ilian schrieb:Naja wenn Mama mal pflegebedürftig werden sollte kann das ganz schön teuer werden. Da muss dann ggf. das Haus auch liquidiert werden.

Es gibt noch andere denkbare Szenarien was so alles passieren kann, es kann zur Scheidung kommen bei der das Haus veräußert werden muss, es kann Probleme mit der Erbschaftssteuer geben, die eventuellen Kosten für Pflege wurden schon angesprochen, ein Haus kann auch abbrennen oder sonst irgendwie untergehen, wenn man Pech hat ist es dann auch noch unterversichert und zu den Summen die die Versicherung zahlt nicht mehr wieder aufzubauen, man kann sich mit dem Bruder oder anderen erbberechtigten Personen zerstreiten und denen doch noch den Pflichtteil auszahlen müssen...

Sich da in der langfristigen Planung darauf zu verlassen dass die nächsten 10-30 Jahre alles perfekt läuft und keine Probleme auftreten ist sehr gefährlich.

Sonnenblume91 schrieb:Wie seht ihr das? Seid ihr eher fürs Mieten oder fürs Kaufen? Wie ist eure momentane Wohnsituation und habt ihr Pläne, ob ihr daran in Zukunft was ändern wollt?

Bis vor ein paar Jahren hätte ich dir noch zum Hauskauf geraten, aber bei den momentanen Immobilienpreisen, eher nicht. Das Erbe würde ich, wie die Anderen schon sagten, auch komplett außen vor lassen. Wenn du es irgendwann bekommst, dann wäre das deine Altersvorsorge, aber einplanen würde ich auch das nicht.

Ich hatte das Glück und konnte mein Haus Anfang des Jahres für den doppelten Kaufpreis veräußern. Von dem Geld leben wir jetzt zur Miete auf 118m², 7 Zimmern, 610€ Warmmiete. Ländlich wohlgemerkt. Spätestens, wenn mein Sohn ausgezogen ist, möchte ich in ein Tiny House ziehen. Ein richtiges Haus kommt für mich aus vielerlei Gründen nicht mehr in Frage.

Frag doch einfach mal Leute, die vor 5 Jahren gekauft haben, ob sie heute lieber wieder in einer Mietwohnung leben würden anstatt in ihrem Eigenheim. Die Antwort wird wahrscheinlich zu 95 Prozent dieselbe sein. Abgesehen von der Preisentwicklung ist der Komfortgewinn durch die eigenen Scholle schon erheblich.
Wenn ihr sichere Jobs habt und ein passendes als auch finanzierbares Objekt in Aussicht ist, würde ich nicht lange überlegen. Günstiger wird da die nächsten Jahre nichts. Wir stehen am Beginn einer riesigen Erbschaftswelle. In den kommenden Jahren wird noch viel mehr Geld unterwegs sein als heute ohnehin schon. Geld, das nicht auf dem Sparbuch, sondern im Betongold landen und die Preise kräftig befeuern wird. Wer das Kaufen heute verschläft, wird sich dann mächtig ärgern.

Reineke schrieb:Abgesehen von der Preisentwicklung ist der Komfortgewinn durch die eigenen Scholle schon erheblich.

Naja, bei einer Eigentumswohnung, von der die TE ja sprach, seh ich überhaupt keinen Komfortgewinn. Dann doch lieber ein Haus, aber finde erstmal ein erschwingliches, bei dem man nicht ständig seine Freizeit und sein Urlaubsgeld für Reparaturen opfern muss.

Hailey25 schrieb:Ich hatte das Glück und konnte mein Haus Anfang des Jahres für den doppelten Kaufpreis veräußern. Von dem Geld leben wir jetzt zur Miete auf 118m², 7 Zimmern, 610€ Warmmiete. Ländlich wohlgemerkt.

Ländlich? Aber schon noch in Deutschland, oder?
Das klingt (aus süddeutscher Perspektive) einfach unvorstellbar.

Ilian schrieb:Aber schon noch in Deutschland, oder?
Das klingt (aus süddeutscher Perspektive) einfach unvorstellbar.

Ja, im Emsland, in der Nähe der holländischen Grenze. Da hatte ich auch wieder Glück. Hier im Norden sind die Mietpreise zwar nicht ganz so hoch, aber das ist echt günstig. Bis letztes Jahr hat die Wohnung sogar noch 100€ weniger gekostet.

Ilian schrieb:Das klingt (aus süddeutscher Perspektive) einfach unvorstellbar.

Bei uns hier (ca. 70km außerhalb von Berlin) sind die Preise ähnlich, mein Mieter zahlt etwa 6€ pro qm warm, inclusive. Terrasse und Garten (2017er Neubau).
In Berlin sind Immobilien allerdings unbezahlbar, schon seit Jahren.

mfg
kuno

Das ist einer der Vorteile, wenn man ländlich wohnt. Allerdings bringt es nichts, wenn man dadurch lange Anfahrtswege zu Ärzten, Supermärkten und der Arbeitsstelle hat. Der Sprit ist ja auch nicht gerade günstig.

Ich wohne zum Glück als Mieter in einer Genossenschaftswohnung, die für hiesige Verhältnisse sehr günstig ist. Nachteilig ist, dass die Wohnung relativ klein und dunkel ist, aber der günstige Preis entschädigt mich für diese Einschränkung.

Ein Kauf kommt für mich bei den gegenwärtigen Immobilienpreisen eher nicht in Frage. Erst gestern habe ich mitbekommen, dass mein Teamleiter sich eine Wohnung gekauft hat. Er hat auch den Preis genannt, und ich dachte mir insgeheim: "Das kann der doch niemals in seinem Leben zurückzahlen, wenn er nicht massiv Geld geerbt hat...." Also, so gern ich in einer schöneren Wohnung leben würde: es geht einfach nicht, zumindest nicht mit meinem Einkommen und in Hinblick auf meine restliche Lebenserwartung.

kuno7 schrieb:Bei uns hier (ca. 70km außerhalb von Berlin) sind die Preise ähnlich, mein Mieter zahlt etwa 6€ pro qm warm, inclusive. Terrasse und Garten (2017er Neubau).

Wir sind da 10€ drüber, warm. Aber halt nicht vergleichbar, da in der Großstadt.
Wollte ich die Hütte hier kaufen (auch wenn Vergleiche schwer fallen, da der Markt quasi leer ist) lägen wir beim über 35fachen der Jahreskaltmiete...Für eine drei Zimmer Wohnung. Das ist es irgendwie auch nicht wert.

Hailey25 schrieb:wenn man dadurch lange Anfahrtswege zu Ärzten, Supermärkten und der Arbeitsstelle hat.

Das ist es ja: mein Freund lebt ländlich, aber er hat zum Teil große Probleme, einen passenden Arzt (insbesondere Facharzt) zu finden. Entweder es gibt sowieso keinen, und falls doch, nimmt dieser keine neuen Patienten auf. Auch zu seiner Arbeit fährt er fast 50 km über stark befahrene Landstraßen, was mich auch auf die Dauer nerven würde.

Tja, ich weiß (für mich) keine optimale Lösung. Bleibe ich hier wohnen, bedeutet es eben, in einer kleinen, nicht sehr attraktiven Wohnung zu leben. Möchte ich schön, hell und geräumig wohnen, bliebe mir nur ein Umzug in ein möglichst abgelegenes Dorf, wo garantiert kein Nahverkehr hinfährt. Das wäre mir genauso unangenehm.

Eine Immobilie sehe ich nicht unbedingt als die beste Altersvorsorge an. Immobilienpreise sind auf einem Allzeithoch. Es ist schwierig zu beurteilen wie sich die Preise entwickeln werden. Ich würde nicht unbedingt davon ausgehen, dass die Preise immer nur weiter steigen und steigen.
Wenn es um die reine Altersvorsorge geht würde ich das Geld eher in Aktien investieren. Z.B. in einen (oder mehrere) ETF investieren. Breit streuen und das Risiko minimieren.

Ich wohne zur Miete und bin zufrieden damit. Bei mir in der Gegend kosten Einfamilienhäuser um die 700.000-900.000 Euro. Ich verdiene nicht schlecht, aber diese Summe ist mir deutlich zu hoch. Ich möchte auch nicht die nächsten 30-35 Jahre einen hohen Kredit abbezahlen müssen. Das würde sich für mich persönlich wie ein Klotz am Bein anfühlen.