"Du schaffst das schon!"

Du schaffst das schon! Ich weiß, dass du das schaffen wirst!

Diese und ähnliche Sätze höre ich in letzter Zeit nur noch. Wie Einige von euch wissen, werde ich Ende September meine ersten Abiturprüfungen schreiben und dementsprechend mache ich im Moment nichts Anderes mehr, außer zu lernen.
Ich hab eigentlich ganz gut geplant. Für mein schwächstes Fach (natürlich Mathe) habe ich viel Geld in die Hand genommen und mir regelmäßig Nachhilfestunden gekauft, die sind auch top, fressen aber natürlich viel Zeit.
Die anderen Fächer bereite ich selbst vor und auch das geht ganz gut. Trotzdem bleiben Zweifel. Und ich meine echte Zweifel, nicht diese "ahh, ich schaff das bestimmt nicht"-und-schreibe-dann-nur-Einsen-Gelaber, ihr kennt das.

Nein, ich sehe, dass ich nicht alles an Stoff bearbeitet kriegen werde und das macht mir Angst. Das mag aber keiner hören. Alle, die sich mit mir darüber unterhalten, sagen immer nur "Das wird schon :)!!!" Gestern Abend dann ein Abendessen, bei dem mir 3 Leute NUR das gesagt haben.
Ich sollte es ignorieren, ich sollte einfach weitermachen, aber das gestern war dann einfach zu viel. Ich fühl mich mutloser und demotivierter wie noch nie zuvor, was die Prüfungen angeht.

Diese Mentalität, die besagt, dass man keine Lust hat, sich ernsthaft mit meinen Problemen auseinanderzusetzen, gepaart mit diesem stumpfen Optimismus, der mir Mut machen soll? Das Gegenteil passiert. Diese Menschen haben keine Ahnung, wie die Vorbereitung läuft und welche echten Sorgen und Ängste ich hab. Das wird alles ignoriert und mir wird immer nur gesagt "wird schon", so nach dem Motto "stell dich nicht so an".

Ich fühl mich veralbert und nicht ernst genommen und respektlos behandelt, gleichzeitig sag ich fast allen Sozialkontakten und -Treffen ab, weil ich so viel Zeit, wie ich kann, in die Vorbereitungen stecke. Klar ist es im Moment eine Ausnahmesituation, die nur aus Lernen, Schlafen, Essen besteht.
Aber irgendwie war das gestern zu viel. Sowas hilft mir nicht. Was helfen würde, wären Gespräche, in denen mal zur Frage kommt, wie weit ich bin, wie sicher ich mich in welchem Stoff fühle und wieso ich berechtigte Zweifel habe. Stattdessen diese Augenwischerei.


Ich würde fast am liebsten durchfallen, nur, um denen eins auszuwischen mit ihrem bekloppten Optimismus.


Kennt ihr dieses Phänomen? Wie geht man damit um? Habt ihr Tipps, wie ich aus diesem bescheuerten Loch wieder rauskomme?

Nachtrag:
Das wird auch immer alles als lapidare Prüfungsangst abgetan. Nein, ich hab keine Prüfungsangst. Ich bereite mich so gut vor, wie ich nur irgendwie kann, und entweder reicht es zum Bestehen oder halt nicht. Wenn ich durchfalle, obwohl ich alles dafür getan hab, dann isses halt so, mehr kann ich ja auch nicht tun.

Ich fühle mich SO missverstanden.

coronerswife schrieb:Kennt ihr dieses Phänomen? Wie geht man damit um? Habt ihr Tipps, wie ich aus diesem bescheuerten Loch wieder rauskomme?

Es gibt so viele Dinge im Leben, die kommen ohne Abitur aus. Eigentlich kommt ein ganzes Menschenleben ohne Abitur aus.
Hey, mach dir keinen Kopf, wenn du es nicht schaffst, davon geht die Welt nicht unter.
Abitur ist ein Zettel auf dem ein paar Zahlen stehen, mehr nicht.

@SonnyFlowers
Ja, danke, aber darum geht es hier nicht. Mein Problem ist ein ganz anderes.

coronerswife schrieb:Was helfen würde, wären Gespräche, in denen mal zur Frage kommt, wie weit ich bin, wie sicher ich mich in welchem Stoff fühle und wieso ich berechtigte Zweifel habe

Wirklich?

Du bist erwachsen und willst wie ein Grundschulkind an die Hand genommen werden?


Ich kann natürlich verstehen, dass es einen nervt, wenn man sich darüber Sorgen macht und andere nur sagen "Wird schon". Dafür habe ich volles Verständnis. Einerseits...

Du lernst unheimlich viel, hast es bis dahin geschafft, warum solltest du das Abi selbst dann nicht mehr schaffen?
Scheint mir eher eine Frage der Abschlussnote zu sein.

Groucho schrieb:Du bist erwachsen und willst wie ein Grundschulkind an die Hand genommen werden?

Nee, ich mag fundierte Gespräche, in denen sich jemand Zeit nimmt, mich zu verstehen. Nicht diese Ignoranz von Menschen, denen egal ist, wie es mir grad geht. Dann lieber gar nix sagen und mich in Ruhe lassen.

Groucho schrieb:Scheint mir eher eine Frage der Abschlussnote zu sein.

Das ist erstmal furzegal, das sind jetzt Probeprüfungen, die muss ich einfach nur bestehen, 4 gewinnt.


Nochmal, es geht um Menschen, die grundlos optimistisch sind, weil sie sich nicht die Mühe machen, das Problem zu verstehen. Wird alles glattgebügelt.



Aso, und:

Groucho schrieb:warum solltest du das Abi selbst dann nicht mehr schaffen?

coronerswife schrieb:Nein, ich sehe, dass ich nicht alles an Stoff bearbeitet kriegen werde und das macht mir Angst

coronerswife schrieb:Nochmal, es geht um Menschen, die grundlos optimistisch sind, weil sie sich nicht die Mühe machen, das Problem zu verstehen. Wird alles glattgebügelt.

Ja, bei dieser grundsätzlichen Aussage, kann ich dir vollen Herzens zustimmen.
Ein Problem für nichtig zu erklären (Wird schon), dass man gar nicht kennt oder einschätzen kann, ist schon ein wenig daneben.

@Groucho
Jetzt hastes ;)

Ich weiß nur nicht, wieso mich das so runterzieht. Es sollte mir egal sein -.-

Groucho schrieb:Ein Problem für nichtig zu erklären (Wird schon), dass man gar nicht kennt oder einschätzen kann, ist schon ein wenig daneben.

Ich glaube, genau das ist das Problem, dass die anderen eben wenig dazu beisteuern können, weil sie es gar nicht einschätzen können. Und um nichts Falsches zu sagen und weil alle - speziell in Deinem und diesen Fall @coronerswife mitbekommen, wie fleißig Du bist, gibt es eben diese Antworten.
Das hat vielleicht gar nichts damit zu tun, Dich abzuwürgen oder das Problem nicht ernst zu nehmen.

@coronerswife
Du schaffst das schon. :troll:
Schaffst Du wirklich! :)

..

Hm. Vielleicht verstehst Du aber auch die Leute miss @coronerswife ..
Die Betonung könnte anders lauten, nämlich: DU schaffst das schon. Das wird (bei Dir) schon.

Im Grunde ist das ein Kompliment, das aussagt: DIR traue ich das zu. (Weil Du klug / fähig bist - Dir Mühe gibst etc. pp.).

LG Mina

Interested schrieb:Ich glaube, genau das ist das Problem, dass die anderen eben wenig dazu beisteuern können, weil sie es gar nicht einschätzen können. Und um nichts Falsches zu sagen und weil alle - speziell in Deinem und diesen Fall @coronerswife mitbekommen, wie fleißig Du bist, gibt es eben diese Antworten.

Ja, genau. Und da es mir gestern auch gereicht hat, hab ich dann mal erklärt, was noch alles so ansteht und was ich alles NICHT verstehe. Man kann auch stundenlang am Schreibtisch sitzen und nix kapieren, das sieht nach außen hin auch so fleißig aus, bringt unterm Strich aber nix. Das sind dann so die Phasen, die mir angst machen.

Was kam? Unbehagliches Gelächter. :|

MarinaG. schrieb:Im Grunde ist das ein Kompliment, das aussagt: DIR traue ich das zu. (Weil Du klug / fähig bist - Dir Mühe gibst etc. pp.).

Ich weiß, und ich weiß auch, dass das alles gesagt wird, um mir Selbstvertrauen zu geben und mich aufzumuntern. Aber erklärt man dann, wieso das und das nicht läuft, das wollen die nicht hören. Diese Mauer von "ich will mich nicht näher damit befassen, sieh zu, wird schon" soll nicht eingerissen werden.

coronerswife schrieb:Kennt ihr dieses Phänomen? Wie geht man damit um? Habt ihr Tipps, wie ich aus diesem bescheuerten Loch wieder rauskomme?

Finde dich damit ab, das du nicht alles wissen kannst. Ich hab in meinem Leben jetzt schon eine ganze Reihe von Prüfungen gemacht, darunter auch das Abitur. Die schwierigste war aber nicht das Abitur, sondern die Krankenpflegeprüfung.
Da konnte ich unmöglich auf alles vorbereitet sein, die Stoffmenge war einfach zu groß. Und je mehr man den Blick auf das richtet, was man nicht weiß desto mehr Zweifel kommen auf. Man muss einfach auch entscheiden, was man nicht lernen kann oder will - und dann ein bissl Glück in den Prüfungen haben.

coronerswife schrieb:Aber erklärt man dann, wieso das und das nicht läuft, das wollen die nicht hören. Diese Mauer von "ich will mich nicht näher damit befassen, sieh zu, wird schon" soll nicht eingerissen werden.

Vllt erwartest du auch zu viel von deinen Leuten. Sie kennen sich einfach in dem Thema nicht besonders gut aus, können es nicht richtig einordnen, und so bleibt ihnen nicht viel über als Phrasen zu dreschen. Ist natürlich blöd, wenn einem selbst gerade die Nerven blank liegen, weil man vllt hochgradig überreizt ist, aber mehr ist da wohl nicht dirn.

Nach den Prüfungen wirst du sicher über all das lachen. ;)
*Nen Euro ins Phrasenschwein schmeißt*

coronerswife schrieb:Aber erklärt man dann, wieso das und das nicht läuft, das wollen die nicht hören. Diese Mauer von "ich will mich nicht näher damit befassen, sieh zu, wird schon" soll nicht eingerissen werden.

Darüber solltest du mit deinen Mitschülern reden, die wird das sicher interessieren. Alle anderen können da einfach nix zu beitragen.

Soweit ich das verstanden habe, geht es mehr darum, dass die Leute keine Bereitschaft zeigen, sich überhaupt mit ihr und dieser Thematik zu befassen. Weniger um den umfangreichen Stoff.

@coronerswife Du musst vielleicht gezielter fragen.
Kann mir jemand [xy] in einfachen Worten erklären?

navi12.0 schrieb:Ist natürlich blöd, wenn einem selbst gerade die Nerven blank liegen, weil man vllt hochgradig überreizt ist, aber mehr ist da wohl nicht dirn.

Das spielt mit Sicherheit mit rein. Wahrscheinlich ist das "in echt" nicht so schlimm, wie es mich grad trifft. Wie gesagt, ich hab keine Ahnung, wieso mich das SO demotiviert und betrübt.

Wahrscheinlich bin ich zu naiv und erwarte zu viel. Ich geh halt davon aus, grad, wenn es die Familie ist, dass man wirklich daran interessiert ist, wie es mir geht. Aber auch das ist dann Phrasendrescherei, man hat seinen Dienst getan und was Nettes gesagt, fertig. Gut, wieder was gelernt im Leben. ;)

Interested schrieb:Soweit ich das verstanden habe, geht es mehr darum, dass die Leute keine Bereitschaft zeigen, sich überhaupt mit ihr und dieser Thematik zu befassen. Weniger um den umfangreichen Stoff.

Richtig!

Das zeigt sich halt jetzt am Beispiel meiner Prüfungen, sollte aber eigentlich allgemein für diese oberoptimistischen Leute sein.

@coronerswife

Jetzt nicht speziell auf Deine Leute bezogen.

Manche sind voll mit eigenen Problemen. Manche erzählen einfach lieber über sich und ihre "Probleme". Die würgen einen ab, um dann über sich zu fabulieren. Oftmals geht es dabei auch nicht um Problemlösungen, sondern Aufmerksamkeit. Manche Probleme sollen auch gar nicht gelöst werden, weil dann eben auch diese Form von Aufmerksamkeit wegfällt.

Ich kann dich gut verstehen, mir fällt so was auch auf (auch wenn keine Prüfung ansteht) und ich gehöre zu den ganz wenigen Menschen, die es wohl nicht getan hätten. (Mich nervt ja auch, dass die Leute sich zwar gegenseitig fragen, wie es einem geht, aber nie ne ehrliche Antwort erwarten.)
Aber - wenn ich da dabei gewesen wäre -

coronerswife schrieb:Gestern Abend dann ein Abendessen, bei dem mir 3 Leute NUR das gesagt haben.

als vierte und mit dir dann darüber geredet hätte - wie viel hättest du, hätten wir von den anderen noch mitbekommen?
Und ob ich so helle gewesen wäre, mich mit dir für heute Nachmittag zu verabreden, um den Kram mal systematisch anzugehen - naja, wer weiß, so helle bin ich nämlich auch nicht immer.

coronerswife schrieb:Ich weiß nur nicht, wieso mich das so runterzieht. Es sollte mir egal sein -.-

Quatsch, wenn es dir so viel Energie wegnimmt, wird es besser sein, du weißt, was dahinter steckt.

Da wir ja nun nicht für heute Nachmittag verabredet sind, folgender Gedanke:
Du hast dich die letzten Monate extrem um "dein Wissen" gekümmert.
Jetzt geht "lernen" normalerweise darum, den "Horizont zu erweitern", recht buchstäblich am "Rand" deines Wissens Erweiterungen vorzunehmen.
Eine Prüfungssituation simuliert aber nicht "diesen" Teil, sondern überprüft, ob du irgendwo "innerhalb des Geländes" fehlerfrei bist.
Das ist (neurologisch, sozusagen), ne ganz andere Nummer.

Es wird nicht das geprüft, was du im Moment machst, nämlich wie gut du dir "den Stoff erarbeitest" (die Geschichte mit den "Rändern", also ob du die richtigen Fragen stellst um auf dieses Wissen weiter aufbauen zu können, wie es "natürlich" wäre.)
Du wirst nicht darauf geprüft, ob du (organisch quasi), mit dem Gelernten deine "Familie schützen könntest" (ich bin noch beim neurologischen, "Stammesgeschichtlich"), sondern es geht um einen Aspekt der "Unterordnung", nämlich, ob du den Regeln deiner Lehrer folgen konntest.

Und diesen Gefühlsplumpaquatsch hast du gerade am Back weil es halt ungemein "spannend" ist, dein Adrenalinspiegel dir das flüstert.
(Natürlich ist das eigentlich quatsch mit dem "Familie schützen" und den Rändern, aber du fühlst ja nun mal so - unsere "Nerven" sind halt älter als das Schulsystem. Da flüstert dir ein Teil deines Unterbewusstseins, dass die Prüfer "potentielle Feinde" seien; und als "Anarchistische Didaktin" kann ich das grad absolut fühlen.)

Mein Rat wäre: mach dir ne Liste, in welchem Fach du ungefähr wie gut bist, du brauchst "praktische Orientierung".
Du musst das Problem nicht lösen, deinen Nerven geht es um den Überblick.

Und den würdest du effektiver bekommen können, wenn du mit einem anderen Augenpaar drüberschaust, was halt grad keiner macht.

(Ich könnt jetzt noch was über "Ohnmacht" schwurbeln und dass die reagieren, wie wenn du nen Trauerfall hast, ganz komische Art von verdrehtem Respekt, aber da hab ich grad keinen Nerv drauf, zum Glück...)

coronerswife schrieb:hab ich dann mal erklärt, was noch alles so ansteht und was ich alles NICHT verstehe.

Du merkst, dass du dir damit einredest, du würdest es nicht schaffen, oder? Das ist ein klein wenig gefährlich...
Nur weil dir "Hilfe" (Beistand) jetzt nützlich wäre, musst du dich nicht als "hilflos" definieren.

paxito schrieb:Man muss einfach auch entscheiden, was man nicht lernen kann oder will -

Darum geht es, diese Entscheidung steht an. Und alle Gespräche, die nicht mit Lehrern oder Mitschülern über diesen Aspekt laufen, können nur dazu führen, dass du merkst, warum du den Teil alleine machen musst - das kann dir (inhaltlich) keiner abnehmen, auch wenn es zu zweit leichter zu sortieren ist, weil du halt nen "Gegenpol" hättest.

Aber ich glaube nicht, dass es bei dem Gefühl um was "inhaltliches" geht (Hilfe beim Lernen),
sondern um den Beistand, weil dein "Fleiß" das Ziel hat, etwas zu bewältigen - und das grad "suckt".

(Du reagierst auf deine "Orientierungslosigkeit" - halte es nicht für Dummheit. Weder deine, noch die der Anderen.
Sagt mein Bauch jedenfalls dazu. Viel Glück!)
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Was auch ginge wäre so was wie: "Wenn ihr schon nicht mit mir lernt, könnet ihr mich wenigstens in die Sauna/zu einem Eis/einer sonstigen, passenden Ablenkung einladen". Das Gefühl des "fehlenden Beistands" angehen. Sofern dein Zeitmanagement dies zulässt.