Neigen Menschen mit Borderline dazu, böse zu sein?

Lucy.04 schrieb:dass es erwiesenermaßen Eigenschaften gibt, die viele Borderliner doch gemeinsam haben

das ist irgendwie falsch herum. Es gibt bestimmte Symptome, die eine Borderline Persönlichkeitsstörung ausmachen, was aber eben die Krankheit betrifft, die Personen an sich sind genau so unterschiedlich wie jeder andere Mensch, was ihre Eigenschaften, Persönlichkeit etc. betrifft.

Lucy.04 schrieb:Gleichzeitig frage ich mich, inwiefern die mittlerweile bei vielen Menschen gegebene Abstumpfung gegenüber z.b Horrorfilmen negative Folgen hat.

Ich habe irgendwo mal gelesen, dass das Schauen von Horrorfilme im Gegenteil eher stressabbauend wirkt und tatsächlich sogar positive Effekte auf die Psyche haben soll, ähnlich wie Meditation.
Nagel mich jetzt bitte keiner auf eine Quelle fest 😢

Ich persönlich bin auch ein ganz gutes Beispiel, ich hab schon mit zehn angefangen, heimlich die Stephen King-Bücher von meiner Mutter zu lesen (war die Grundlage für eine jahrzehntelange Fan-Leidenschaft, wie man auch unschwer an meinem Nick erkennen kann) und hab mich nach der Schule in den 90ern (ebenso heimlich) durch die ganze Horrorfilm-Video-Sammlung meines Vaters durchgeschaut.
Und abgestumpft bin ich nur, was Horrorfilme und Bücher angeht.
Eigentlich bin ich immer noch viel zu empathisch, als gut für mich ist, denke ich manchmal.

Hab am Ende von Titanic geheult, bin immer noch vollkommen fassungslos, wenn ich die Bilder aus der Ukraine oder aus anderen Kriegsgebieten sehe.
Und es hat einen Grund, weshalb man mich so gut wie nie hier in "Kriminalfälle" antrifft. Geht mir einfach zu sehr persönlich an die Nieren, da mitzulesen, weil ich zu extrem mit den Opfern und deren Familien mitfühle.

Aber Horrorfilme find ich geil.

Tussinelda schrieb:das ist irgendwie falsch herum. Es gibt bestimmte Symptome, die eine Borderline Persönlichkeitsstörung ausmachen

Naja, ich meinte ehr, dass durch die gleichen Symptome auch ähnliche Eigenschaften entstehen können.
Also z.b Symptom Unsicherheit und Impulsivität führt dazu, dass Menschen mit Birderline oft Unsicherheiten sich selbst gegenüber haben

RachelCreed schrieb:Ich habe irgendwo mal gelesen, dass das Schauen von Horrorfilme im Gegenteil eher stressabbauend wirkt und tatsächlich sogar positive Effekte auf die Psyche haben soll, ähnlich wie Meditation.
Nagel mich jetzt bitte keiner auf eine Quelle fest 😢

Interessant, so etwas ähnliches Habe ich mal in einem YouTube Video gesehen.

Das machen Horrorfilme mit deinem Gehirn | Selbstexperiment (mit Michael Venus)

Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.

@Lucy.04
Kann sogar sein, dass ich dasselbe gesehen habe. :)

Man sollte nie vergessen, dass eine Erkrankung etwas ist, was man hat und nicht, was man ist.

Tussinelda schrieb:Man sollte nie vergessen, dass eine Erkrankung etwas ist, was man hat und nicht, was man ist.

Diesen Satz sagt mir meine Psychologin auch oft. Häufig fällt es mir jedoch leider schwer, das zu grennen.

Hast du zufällig Tipps, wie man das besser für sich trennen kann?

Lucy.04 schrieb:Hast du zufällig Tipps, wie man das besser für sich trennen kann?

vielleicht, indem man sich andere Erkrankung vorstellt, bzw. Menschen, mit anderen Erkrankungen.
Wenn jemand Krebs hat würde man ja auch nicht sagen, ich (oder der/die) "ist" Krebs, sondern die Person hat Krebs. Du bist nicht die Erkrankung, Du bist "nur" die Person, die an etwas erkrankt ist. Du hast das weder gewollt, noch beeinflussen können, Du kannst nix dafür, krank geworden zu sein, die Krankheit erzeugt Symptome, nicht Du.

Tussinelda schrieb:vielleicht, indem man sich andere Erkrankung vorstellt,

Sehr interessante Sichtweise, macht echt Sinn, sich das so zu denken. Werde in Zukunft versuchen, mich an dieses Beispiel zu erinnern, wenn ich wieder das Gefühl habe, meine Krankheit ist das, was mich definiert.

Lucy.04 schrieb:Doch sind all dies nicht eigentlich Eigenschaften eines „Bösen“ Menschen?
Oder was macht einen Menschen zu einem „Bösen“ Menschen?

Was du schilderst, macht dich zumindest nicht „böse“ in meinen Augen. Ich hatte mehrere Beziehungen mit Borderlinern, keine von Ihnen war böse. In allen Fällen führte die Krankheit aber irgendwann zur Trennung.
Und was nun ein „böser“ Mensch ist oder was überhaupt das Böse ist, entscheidet sich durch unsere ganz subjektive Moral.

paxito schrieb:In allen Fällen führte die Krankheit aber irgendwann zur Trennung.

Wenn ich fragen darf, was waren die Probleme in der Beziehung durch Borderline?
Was war für dich im Umgang mit Erkrankten Partnern schwierig?

Lucy.04 schrieb:Wenn ich fragen darf, was waren die Probleme in der Beziehung durch Borderline?
Was war für dich im Umgang mit Erkrankten Partnern schwierig?

Das beruhte auf Gegenseitigkeit, ich bin als Partner auch nicht ohne. Und das ich dreimal hintereinander mit Borderlinerinnen (was für ein Wort) was angefangen hab, sagt ne Menge mehr über mich, als über meine Partnerinnen. Das waren im Kern alles toxische Beziehungen, in denen ich mich als Märtyrer (der Liebe) aufspielen konnte und das von den Partnerinnen dankend angenommen wurde.
Aber zu deiner eigentlichen Frage: Ganz unterschiedlich. Einmal war es das Festhalten an einer Beziehung, die schon lange vorbei war (mit der unterschwelligen Drohung der Selbstverletzung, wenn ich gehen würde), ein anderes Mal die Furcht vor zuviel Nähe, die zu ständiger Fremdgeherei führte und als krönender Abschluss Angst vor dauerhafter Bindung, die kurz nach der Verlobung auftrat.
Es war immer anders, aber immer spielte die Krankheit eine Rolle. Borderline nimmt ja Myriaden an Formen an.

Lucy.04 schrieb:was macht einen Menschen zu einem „Bösen“ Menschen?

Ich denke, das sieht jeder Mensch ein wenig anders (abgesehen von Gewalttaten natürlich, die JEDEN Menschen zu einem bösen Menschen machen).
Für mich zählen da aber auch andere Dinge dazu. Wenn ein Mensch einem anderen absichtlich schadet z.B. Mobbing. Generell verbale "Gewalt".

Lucy.04 schrieb:Manchmal habe ich Schwierigkeiten, mich in negative Gefühle anderer reinzuversetzen, wenn sie auf mich „harmlos“ wirken.

Dies würde dich höchstens als etwas ignorant erscheinen lassen, aber sicher nicht als bösen Menschen.

paxito schrieb:Das beruhte auf Gegenseitigkeit, ich bin als Partner auch nicht ohne. Und das ich dreimal hintereinander mit Borderlinerinnen (was für ein Wort) was angefangen hab, sagt ne Menge mehr über mich, als über meine Partnerinnen.

Das finde ich einen sehr interessanten Gedanken und kann da nur zustimmen.
Bei "meinem" Borderliner damals hab ich geglaubt, er bräuchte nur ein bisschen Liebe und Wärme, dann würde sich alles schon von alleine finden.
Während er seine Kindheit zum Teil in Heimen verbracht hat, hatte ich ein recht liebevolles Elternhaus und hab von Anfang an versucht, ihn stark in meine Familie einzubinden, damit er mal was Besseres kennenlernt, als er bisher kannte.
Im Grunde hab ich versucht, alles, was bei ihm schiefgelaufen ist, im Nachhinein rückgängig zu machen. So ein dummes, naives Gänschen war ich damals.
Er hat das natürlich dankend angenommen.
Dass das alles von vornherein zum Scheitern verurteilt war, war ebenso meine Schuld wie seine.

RachelCreed schrieb:Bei "meinem" Borderliner damals hab ich geglaubt, er bräuchte nur ein bisschen Liebe und Wärme, dann würde sich alles schon von alleine finden.

Helferkomplex? Ich ticke etwas anders und tendiere mehr zum Märtyrersyndrom… (https://de.wikihow.com/Die-Symptome-des-Märtyrersyndroms-erkennen)
Was auch keinen Deut besser ist. Am Ende haben wir alle einen Knall, die Frage ist immer nur ob es einer von der netten Sorte ist. Psychisch vollkommen gesund sind höchstens Neugeborene… wobei die ja auch schon traumatisierte sind ;)

paxito schrieb:Helferkomplex?

Ne, zum Glück nur verliebt, unerfahren und naiv gewesen.
Einen Komplex wird man ja nicht so einfach los und ich hab danach den selbständigen, unbedürftigsten Mann der Welt geheiratet.:)

Tussinelda schrieb:vielleicht, indem man sich andere Erkrankung vorstellt, bzw. Menschen, mit anderen Erkrankungen.
Wenn jemand Krebs hat würde man ja auch nicht sagen, ich (oder der/die) "ist" Krebs, sondern die Person hat Krebs. Du bist nicht die Erkrankung, Du bist "nur" die Person, die an etwas erkrankt ist. Du hast das weder gewollt, noch beeinflussen können, Du kannst nix dafür, krank geworden zu sein, die Krankheit erzeugt Symptome, nicht Du.

@Tussinelda

Möchte Dir gar nicht widersprechen, ist auch sicher lieb gemeint, aber Borderline ist nun mal eine Krankheit, die die Persönlichkeit betrifft, insofern wird der Charakter einer Person mit Borderline eben doch mit, nicht nur, von der Erkrankung geprägt.

Insofern kann man eine Krankheit, die die Persönlichkeit betrifft, leider nicht sauber von der Persönlichkeit trennen, wie man das beispielsweise bei Fußpilz kann.

Ein zentrales Element bei Borderline ist einfach das Thema Nähe und Distanz. Insofern schon mal eine Antwort auf die Eingangsfrage: Mit Bösartigkeit hat das erst mal nichts zu tun.

Es gibt so eine Ausprägung des Vollbildes Borderline, das vielleicht viele Menschen im Kopf haben: Eine sehr launische erscheinende Person, sehr geltungssüchtig, dann wieder zurückgezogen, Stofftiere im Bett, Narben an den Armen, mit sehr instabiler Launenhaftigkeit, die immer wieder in Extreme umschlägt von Leidenschaft bis zur Gewalt.

Ja, das gibt es tatsächlich, über solche Personen wurde die Krankheit mal definiert, aber sie ist nur eine Schattierung von ganz vielen. Und natürlich bringt jeder Mensch, der eine Borderline Persönlichkeit hat, auch ganz andere Eigenschaften mit, die mit Borderline mal gar nichts zu tun haben.

Borderline ist kein unausweichliches Schicksal. Das ist wichtig zu wissen. Zum Einen werden bei sehr vielen Borderline Patienten die Symptome, die bis zum jungen Erwachsenenalter ansteigen, von fast alleine weniger mit fortschreitendem Erwachsenenalter.
Dann gelingt es sehr vielen Borderlinern, die Diagnose anzunehmen, was sie von Menschen mit einer narzisstischen und einigen anderen Störungen unterscheidet. Und mit der Annahme der Diagnose beginnt ja auch die Behandelbarkeit. Insofern

@Lucy.04
Nur Mut, mein Respekt, Dich mit dem Thema hier zu öffnen, Du hast offenbar schon viele Wege hinter Dir, die Dir helfen können.

Es gibt eine andere Seite: Die Anderen. Enge Bezugspersonen leiden sehr oft. Bei einer NPS ist das noch viel ausgeprägter. Ein Mensch hat eine NPS, darunter leiden tun aber zu 98% die Anderen. Bei Borderline ist das weniger ausgeprägt und wirklich mittlerweile verhaltenstherapeutisch gut behandelbar.

sacredheart schrieb:Möchte Dir gar nicht widersprechen, ist auch sicher lieb gemeint, aber Borderline ist nun mal eine Krankheit, die die Persönlichkeit betrifft,

ja logisch, es ist eine Persönlichkeitsstörung. Was bedeutet, dass die eigentliche Persönlichkeit gestört ist ;)
und das bedeutet auch und immer noch, dass man nicht die Krankheit IST, sondern eine Krankheit HAT, es ist wichtig als Erkrankter, das zu verstehen

sacredheart schrieb:Ja, das gibt es tatsächlich, über solche Personen wurde die Krankheit mal definiert, aber sie ist nur eine Schattierung von ganz vielen. Und natürlich bringt jeder Mensch, der eine Borderline Persönlichkeit hat, auch ganz andere Eigenschaften mit, die mit Borderline mal gar nichts zu tun haben.

eben.

sacredheart schrieb:Und mit der Annahme der Diagnose beginnt ja auch die Behandelbarkeit.

aber das beinhaltet keinen entsprechenden Therapieplatz ;)

sacredheart schrieb:Es gibt eine andere Seite: Die Anderen. Enge Bezugspersonen leiden sehr oft.

ja stimmt aber um die geht es ja gerade nicht

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:ja stimmt aber um die geht es ja gerade nicht

Ich denke doch, weil aus möglichen Erfahrungen anderer eben überhaupt der Gedanke einer negativen Bewertung von Menschen mit dieser Störung herrührt.

Ich möchte mich nicht in Küchenpsychologie üben. Aber meine persönlichen Erfahrungen mit Menschen, die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, waren eher böse.

Richtig böse wird es, wenn Menschen mit dieser Störung unschuldige Menschen belasten. Borderline und Falschbeschuldigung