Macht Musik einsam?

Peter0167 schrieb:Also was hat sich geändert? Liegt es nur an mir? Liegt es an der Musik selbst?

für mich hat sich die Art und Weise wie ich Musik höre über die Jahre stark geändert. Ich denke, dass ist tatsächlich eine persönliche Sache - Musik macht nicht einsam, sie wird nur unterschiedlich "konsumiert" :) Als Teenager bin ich nirgendwo ohne meinen Walkman, danach Discman und später MP3-Player gegangen. Selbst bei 10minütigen Busfahrten habe ich mich mit Musik zugestöpselt. Das war meins, meins ganz allein. Die Jugendzeit war hart für mich und ich hab sehr gelitten unter Mobbing und Co. Die Musik war meine Therapie, ich war in meiner eigenen Welt und konnte mich entspannen.
Nach der Schule hatte ich teils lange Fahrtwege sodass ich viel Musik unterwegs gehört habe. Und heute? Heute höre ich unterwegs sehr selten Musik, ich lese nun viel lieber in Bus und Bahn. Musik höre ich zuhause gern über meinen Plattenspieler und lege mir meine Lieblingsscheiben auf :D auf Arbeit lasse ich ab und zu auch Musik im Hintergrund dudeln, da hab ich paar Playlists und meistens sind es auch dieselben Bands die ich höre.

Meinen Musikgeschmack teile ich zu großen Teilen mit meinem Papa. Wir gehen auch sehr oft auf dieselben Konzerte. Und gerade auf den Konzerten spürt man unglaublich gut, wie Musik verbindet. Bei den Konzerten von The Cure z.B. gibt es für mich unglaublich viele schöne Momente... man kommt auch mit anderen Besuchern ins Gespräch. Immer wieder schön.

FlamingO schrieb:Ohne einen anderen Menschen im Raum hingegen höre ich Leonard Cohen, vieles von Johnny Cash und Bach. Das ist etwas eigenes, intimes.

Das geht mir auch so. Manche Musik höre ich am Liebsten allein. Die will ich gar nicht teilen.

SpiderWeb schrieb:Hier aber auch mal ein spezielles Danke an @FlamingO die den Thread 'Ohrwürmer' ins Leben gerufen hat.

Merci für die warmen Worte, @SpiderWeb :hug:

lapis_lazuli schrieb:Das geht mir auch so. Manche Musik höre ich am Liebsten allein. Die will ich gar nicht teilen.

Genau, gewisse Musik höre ich exklusiv. Ganz allein mit und in der Musik zu sein, hat auch eine kathartische Wirkung.
Wobei ich allein nicht mit einsam gleichsetze. Alleinsein kann sehr wohltuend sein, wenn selbst gewählt.

@Peter0167


Ich denke nicht, dass Musik grundsätzlich einsam macht. Es mag bestimmte Genres oder Sub-Genres geben, die nicht von so vielen Menschen gehört werden und es sogar schwer fällt sie zu erdulden, aber das dürften Ausnahmen sein. So gut wie jedes Genre dürfte bei genügend Menschen Anklang finden, sodass man niemals alleine Musik hören bräuchte, wenn man es nicht gerade will oder aus welchen Gründen auch immer keine sozialen Kontakte finden sollte.

Was sein kann, dass umso mehr Vielfalt an Musik auf dem Markt herrscht, umso mehr verschiedene kleinere- und größere Gruppen bilden sich. Aber der Einzelne wäre dann ja trotzdem niemals alleine oder könnte einsam werden. Zumindest nicht ausschließlich nur wegen der Musik. Da führen dann in der Regel andere Gründe dazu, warum man alleine ist und bleibt.



Ps.
Mein Eindruck ist leider auch der insbesondere bei den jüngeren Jahrgängen, dass Musik einen anderen niedrigeren Stellenwert als früher hat. Geschmäcker waren schon immer verschieden - klar. Aber früher hat man denke ich Musik bewusster konsumiert und sich auch Zeit für ganze Alben genommen anstatt die moderne Playlist schnell immer nur wieder mal durchzuskippen und Musik auch nur mehr nebenbei zu hören anstelle von sich wirklich darauf zu konzentrieren und auf die Musik einzulassen.

Und früher legte man in der Regel auch mehr wert auf Klangqualität. Heute wird halt viel über Smartphone oder billige Bluetooth Lautsprecher oder daheim über Soundbars gehört, die eine fürchterliche Klangqualität haben. Dabei kosten gerade heutzutage richtige Hifi-Anlagen keine Unsummen mehr - dank vieler Auslandsfertigungen bspw. Brauchbare Stereo-Anlagen gibt es schon sinnvoll zusammengestellt für wenige Hundert Euro und sei es nur gebraucht. Das sollte einem Musik mindestens wert sein.

Gucky87 schrieb:Ich finde es traurig, dass viele angeblich neue Stücke immer und immer wieder neu "gecovert" werden, es aber letztlich aber doch immer der gleiche Brei ist.

DAS ist auch so ein nerviger Punkt, genau genommen kommt nichts Neues mehr und das langweilt mich. Ist ja auch sehr bequem nur zu covern...oder fehlt es an Kreativität? und Können?

Gucky87 schrieb:Ich finde es traurig, dass viele angeblich neue Stücke immer und immer wieder neu "gecovert" werden, es aber letztlich aber doch immer der gleiche Brei ist.

Diese Songs tummeln sich dann mal paar Wochen in den Charts, aber wirklich für die Ewigkeit sind sie nicht. Die sind schnell wieder vergessen.

Nemesis59 schrieb:DAS ist auch so ein nerviger Punkt, genau genommen kommt nichts Neues mehr und das langweilt mich. Ist ja auch sehr bequem nur zu covern...oder fehlt es an Kreativität? und Können?

Kommt aufs Genre an. Abseits vom Radio-Mainstream herrscht durchaus Kreativität und es werden auch auch immer wieder neue Stücke geschrieben.

Ich bin froh, dass ich selten Radio-Mainstream höre, so werde ich immer wieder mit neuen aber auch vielschichtigen Songs oder Kompositionen überrascht.

Ein Hoch da bspw. auf Klassik, orchestrale Filmscores, Rock und Metal als Oberbegriffe. Bei ersten Beiden kommt noch hinzu, dass sie noch nicht durch den LoudnessWar verhunzt werden, sondern in der Regel eine grandiose Klangqualität und Dynamiksprünge mitbringen, was sich bereits bei Einsteiger-Hifi-Anlagen positiv bemerkbar macht. Vieles vom Mainstream ist ja kaum noch über eine halbwegs brauchbare Stereoanlage anzuhören. Klingt nur über Küchenradios oder Smartphones erträglich.

Nemesis59 schrieb:DAS ist auch so ein nerviger Punkt, genau genommen kommt nichts Neues mehr und das langweilt mich. Ist ja auch sehr bequem nur zu covern...oder fehlt es an Kreativität?

Ich bin ja Springsteen-Fan und heute morgen wurde im Radio das neue Album vorgestellt, auf dem er Coverversionen von Motown-Songs aufgenommen hat. Dann wurde "Nightshift" in seiner Version gespielt ... Leider gefiel mir das gar nicht; er hat einfach nicht die Stimme für so etwas (auch wenn er solche Musik liebt und er die Platte bestimmt mit Herzblut eingespielt hat).

Schuster, bleib bei deinem Leisten.

Nächsten Mittwoch gibt es bei Nitro so ein Coversongs Event. Find ich spannend und werde einschalten.

https://www.tvmovie.de/tv/coversongs-fuer-die-ewigkeit-157284948

Es gibt sie immer wieder. Songs, die in verschiedenen Epochen und Versionen neu auf den Markt und in die Charts kommen. Coversongs für die Ewigkeit widmet sich diesen Hits und Klassikern und erzählt spannende, amüsante und emotionale Geschichten um ihre Entstehung.

FlamingO schrieb:Schuster, bleib bei deinem Leisten.

Jep, am schlimmsten für mich ist wenn am Ende der Karriere nochmal die alten Hits mit den Philharmonikern neu eingespielt werden - das ist für mich sowas von Banane und irrgeleitet.

behind_eyes schrieb:am schlimmsten für mich ist wenn am Ende der Karriere nochmal die alten Hits mit den Philharmonikern neu eingespielt werden

OMG, ja, siehe Alex Christensen.
Möge der Tag nie kommen, an dem Scooter ein Album mit den Philharmonikern aufnehmen.

Peter0167 schrieb:Also was hat sich geändert? Liegt es nur an mir? Liegt es an der Musik selbst?

Du verklärst die Vergangenheit, das ist alles. Du erinnerst dich an die positiven Erlebnisse die du mit Musik verbindest. Dein Verhalten erinnert mich da an Einige 50+ Jährige mit ähnlicher Sozialisation deren Musikkonsum auch nur noch allein in Zimmern oder im Auto stattfindet. Und die ähnlich kritisch über die heutige Musik sprechen. Am Ende nix anderes als Menschen im Alter von 50+ in deiner Jugendzeit, die haben in der Mehrzahl ebenfalls über die Jugend die Nase gerümpft und sich über deren Musik echauffiert. Und das besonders und gerade, wenn es Musikliebhaber waren.
Interessant finde ich eher das dir das nicht selbst klar ist, zumindest liest man das in deinen Eingangspost nicht raus.

Aniara schrieb:Diese Songs tummeln sich dann mal paar Wochen in den Charts, aber wirklich für die Ewigkeit sind sie nicht. Die sind schnell wieder vergessen.

Ja genau. Sie werden Dir so lange in die Ohren gedrückt, bis Du sie gut findest ^^
Ist kein Witz, jeden Morgen steige ich ins Auto und höre einige Tage Lang Song A, immer um die selbe Zeit. Dann nach einiger Zeit höre ich ihn dann Nachmittags, wenn ich nach Hause fahre, wieder um immer die selbe Zeit.
Ich habe mehrere Sender getestet, das einzige, was sich änderte, war die Reihenfolge der Songs. Ist wirklich so, nicht nur gefühlt.

Aber, um auch was zu der Eingangsfrage zu sagen, mir hat es sehr oft geholfen, Musik zu hören, wenn ich "neben der Spur" und dann eher einsam bin oder mich so fühle. Ich meine keine Musik, die deprimiert oder so, sondern die Musik, die ich dann gerade hören mag, quer durch alle Genres.
Das kann sogar Musik sein, ich ich normalerweise eher seltener höre.

Was mir aber wirklich hilft, um mich "aufzuheitern" oder abzulenken (z.B: bei Stress) ist selber Musik zu machen. Gitarre untern Arm und stundenlang geklimpert, oft nur Unsinn. Oft ertappe ich mich dabei, irgendwelche Filmmusik zu spielen ;)

Gucky.

@paxito
@Peter0167
Dazu mal was aus eigener Erfahrung.
Das Argument "früher war die Mukke besser" kenne ich zu Genüge.
Mit meinem Freundeskreis waren wir früher oft Raven, heut geht da keiner mehr hin - na gut, keiner stimmt nicht, ICH gehe da sehr wohl noch hin. Ich kenne alle Trends, die aktuellen Clubs, die angesagten Subkukturellen Producer, DJs etc..
und ICH sage: Nein mein Freund, heute gibt es deutlich besseren Techno als früher. Das Producing hat sich geändert, es gibt deutlich bessere Geräte und und und.
Die Wahrheit ist, sie sind nicht mehr am Ohr der Zeit und in diesem Zustand erliegen sie der Täuschung das das was sie sehen besser ist als heute... sie sehen halt auch nicht mehr.

@behind_eyes
Es ist völlig in Ordnung, das man Musik nostalgisch verklärt. Erlebnisse mit einem so starken emotionalen Gehalt wie in der Jugendzeit lassen sich kaum und in der Dichte überhaupt nicht reproduzieren.
Und wenn man derartige Erfahrungen mit Musik verbindet, prägt das eben. Es ist aber auch nicht mehr als das, subjektive Prägung.

behind_eyes schrieb:Nein mein Freund, heute gibt es deutlich besseren Techno als früher. Das Producing hat sich geändert, es gibt deutlich bessere Geräte und und und.

Ich muss gestehen, davon hab ich keine Ahnung ;)

behind_eyes schrieb:Jep, am schlimmsten für mich ist wenn am Ende der Karriere nochmal die alten Hits mit den Philharmonikern neu eingespielt werden - das ist für mich sowas von Banane und irrgeleitet.

Bei den Scorpions hat sich das echt gelohnt. Finde viele Original-Stücke in der Klassik-Version zusammen mit den Berliner Philharmoniker sogar besser als die Originalversionen. Gänsehaut pur.

Gilt noch für andere Rockbands, die ihre Titel irgendwann zusammen mit einem großen Orchester und je nachdem auch noch Choir neu aufgenommen haben.

Liegt aber auch daran, weil sich Hardrock oder Metal wunderbar mit Klassik kombinieren lassen. Das passt wie Arsch auf Eimer.

Überhaupt ist Symphonic-Rock oder Symphonic-Metal wirklich hörenswert.

paxito schrieb:Es ist völlig in Ordnung, das man Musik nostalgisch verklärt. Erlebnisse mit einem so starken emotionalen Gehalt wie in der Jugendzeit lassen sich kaum und in der Dichte überhaupt nicht reproduzieren.

Kurz und klug zusammengefasst.
Die Verklärung ist nicht nur in Ordnung, sondern wahrscheinlich dem menschlichen Gehirn eigen.
Vielleicht ... kann man gar nicht anders.

Erlebnisse, die einschneidend, prägend und musikalisch verknüpft waren (auch nach der Jugendzeit), sind festgefroren und zwar nicht wiederholbar, aber stark assoziativ, sodass die Akustik Erlebtes wieder hoch holen kann als einen inneren Film.

behind_eyes schrieb:Dazu mal was aus eigener Erfahrung.
Das Argument "früher war die Mukke besser" kenne ich zu Genüge.
Mit meinem Freundeskreis waren wir früher oft Raven, heut geht da keiner mehr hin - na gut, keiner stimmt nicht, ICH gehe da sehr wohl noch hin. Ich kenne alle Trends, die aktuellen Clubs, die angesagten Subkukturellen Producer, DJs etc..
und ICH sage: Nein mein Freund, heute gibt es deutlich besseren Techno als früher. Das Producing hat sich geändert, es gibt deutlich bessere Geräte und und und.
Die Wahrheit ist, sie sind nicht mehr am Ohr der Zeit und in diesem Zustand erliegen sie der Täuschung das das was sie sehen besser ist als heute... sie sehen halt auch nicht mehr.

Zu dem Genre Techno kann ich nichts sagen und habe auch keinen Vergleich früher vs. heute, aber im Bereich Pop aber auch Rock, der noch unter Mainstream fallen würde, muss ich echt sagen, dass mir die Musik dieser Genres von den 50ern-80ern besser gefällt, auch die Interpreten oder Bands, als heutiges Pop- und Mainstream-Rock Gedudel oder jüngere Interpreten von heute, die man ständig im Radio hört, was für mein Empfinden irgendwie alles auch austauschbar ist.

Ps.
Es lebe die geile Beatmusik bspw. Das war noch Musik und ich bin erst Ende 30. Oder Singer-Songwriter Richtung Neal Diamond und Co. Das ist für mich alles Musik für die Ewigkeit und vieles von heute zwar gut gemeint aber für meine Ohren nie so gut wie die Musik und die Künstler von früher.

rhapsody3004 schrieb:Liegt aber auch daran, weil sich Hardrock oder Metal wunderbar mit Klassik kombinieren lassen. Das passt wie Arsch auf Eimer.

Das schon, aber...

rhapsody3004 schrieb:Überhaupt ist Symphonic-Rock oder Symphonic-Metal wirklich hörenswert.

... als Neuinterpretation in einem Orchester macht sowas für mich einen faden Beigeschmack...
Rock, Metal ist in seinem Ursprung und auch heute noch ein Genre welches sich sehr gut abgrwnzt von Konservatismen wie sie der Klassik von heute zugrundeliegen. Das passt für mich nicht zusammen ein aufbegehrendes Metalstück in einer Oper zu replizieren...es sei denn die Hütte brennt zum Schluss ab 😂😂

Ich fände es besser, die Bands, nehmen wir mal die Scorpions, würden extra Songs für die Philharmonie schreiben, da sehe ich den Widerspruch dann nicht.
Ein guter Song wird nicht automatisch besser nur weil er von den besten Philharmonikern der Welt gespieltzird aber genau das scheinen manche Künstler zu denken.

FlamingO schrieb:Kurz und klug zusammengefasst.
Die Verklärung ist nicht nur in Ordnung, sondern wahrscheinlich dem menschlichen Gehirn eigen.
Vielleicht ... kann man gar nicht anders.

Ich denke wenn man sich dem bewusst ist, durchschaut man das sehr schnell.
Ich erwische mich manchmal im Club wenn es wirklich gutlauft grad wie ich mir solche Fragen stelle:
Was ist das gerade hier? Das ist doch wirklich besser als exakt jene Party an die mich grad erinnert von vor 20 Jahren... ok, wir waren jünger und das war definitiv besser 😂 aber sonst?
Also ich mein wenn man sich dem bewusst ist und sich das in dieser Situation mal Richtig vor den eigenen Schirm holt, dann durchschaut man das sehr schnell.

behind_eyes schrieb:als Neuinterpretation in einem Orchester macht sowas für mich einen faden Beigeschmack...
Rock, Metal ist in seinem Ursprung und auch heute noch ein Genre welches sich sehr gut abgrwnzt von Konservatismen wie sie der Klassik von heute zugrundeliegen. Das passt für mich nicht zusammen ein aufbegehrendes Metalstück in einer Oper zu replizieren...es sei denn die Hütte brennt zum Schluss ab

Das sehe ich ganz anders. Insbesondere Hardrock und Metal kann man wunderbar mit einem klassischen Orchester und sogar mit einem Choir- oder mit Operngesang kombinieren. Das zu Mischen, hat sich auch immer mehr verbreitet und in den meisten Fällen hat es sich für meine Ohren mehr als gelohnt. Auch was Neuinterpretationen von Rock- oder Metalsongs betrifft.

Aber auch hier gilt natürlich: Geschmäcker sind verschieden und jedes einzelne Genre kann man natürlich auch weiterhin eigenständig genießen, wer den Genre-Mixe nicht so gerne hört.