Warum muss ich postwendend ein/dein Gegner sein?!

Bei etlichen Diskussionen stellt sich mir diese Frage, grade bei emotionalen Themen scheint dies omnipräsent zu sein: Gegner bzw. gegnerische Seite

Nur warum, frag ich mich: Muss man denn automatisch ein Gegner sein, nur weil man augenscheinlich eine andere Haltung zum Diskurs einnimmt?

Prinzipiell will ich mich nicht von politischen oder ideologischen verklärten Denkweisen vor/an dem Karren spannen lassen, folge stets meinem Pragmatismus.

Meistens knallt es häufig bei so neuzeitlichen Themen wie: Umwelt, Geschlechter(rollen), Sexismus/Diskriminierung, Ernährung etc.

Als überaus liberaler Mensch fällt es mir generell schwer mich "für eine Seite" entscheiden zu müssen, ( Klar, Vorurteile hat nun mal auch jede/r ) oder eine bereits bestehende etablierte Stellung anzunehmen - weshalb denn auch? Nur Schwarz/Weiss gibt es nicht ... und schon da beginnt das absurde Kernproblem.

Sobald du deine Haltung, auch mit guten Argumenten, äußerst, wird höchstwahrscheinlich irgendwo irgendwer auftauchen, um dich von seinen Gegenargumenten zu überzeugen bzw. dir klarmachen. bsp: "Nain, deine Ansicht ist falsch/du besitzt gar keine Argumente/bist uninformiert/du bist ein Nazi!!1!!2!! ( allerletztes Totschlagargument :D ) ... und schon hat man dich in die Position des Gegners manövriert. Oft vorab sogar mit klarer Ansage.

Warum wird man per se zum "Meinungsgegner" erkoren, nur weil man schlicht seinen Standpunkt mitsamt seiner Wahrnehmung darbietet?

Warum bin ich dein Gegner; nur weil mein Werdegang mich zu jener Erkenntnis gebracht hat; diese also intuitiv damit einhergeht?!
Warum brauch es eine strikte Offenlegung zum eigene Part, vielleicht sogar mit auffallend fehlerhaften Denkansetzen?
Warum braucht es überhaupt eine klare Überzeugungen/Positionen, wenn man sich doch nur neutral an ein Thema heranwagt/informieren will?

Dieses: "Du nimmst meine/unsere Meinung nicht an, also liegst du faktisch falsch & bist hinsichtlich mein/unser Feind/Gegner" nervt übelst hart an.

Darf man nicht nur einfach neutral sein, oder weshalb dieses "Du denkst nicht wie wir, also bist du ganz klar gegen uns!" Worin besteht der Sinn dabei?

Überhaupt, warum & wieso hat sich dieser toxische Bestandteill in unserer Diskussionskultur so extrem etablieren/verankern können?

Ich glaube, das geschieht nur im Netz. Oder erlebst du das genauso im realen Leben? Doch eher nicht oder?

tHEbLOb schrieb:Darf man nicht nur einfach neutral sein, oder weshalb dieses "Du denkst nicht wie wir, also bist du ganz klar gegen uns!" Worin besteht der Sinn dabei?

Neutralität ist schwierig in der heutigen Zeit wenn es um bestimmte politische Themen geht. Ich versuche das aber auch immer wieder mal ganz gern. Es geht dabei ja nicht darum wenn man sich mit PartnerIn drum streitet wo es das nächste mal in den Urlaub hingeht oder was es nächsten Sonntag zu essen gibt. Politische Entscheidungen haben eine Tragweite wie man so sagt. Also besteht der Sinn dabei die richtige Entscheidung zu treffen für die Zukunft von vielen Menschen. wie kann man dann also neutral sein, wenn eine bestimmte Handlungsweise offensichtlich zu starken negativen Folgen führen wird - objektiv betrachtet..

Do-X schrieb:Oder erlebst du das genauso im realen Leben? Doch eher nicht oder?

meine Eltern z.b. meinen, wenn ich so viel Geld übrig habe von meiner Sozialhilfe+Rente dass ich davon was nach Afrika schicken kann, dann sollte man mir die Sozialhilfe kürzen. Aber ich weiß nicht ob sie auch so weit gehen würden mit ihrer Ansicht wenn ein HartzIV-Empfänger das örtliche Tierheim mit einer Spende jeden Monat unterstützt. Doch wo ist der Unterschied eigentlich?
und dennoch laden mich meine Eltern ein zum gemeinsamen Fußballschauen. Das ist aber Familie. Ich würde mich sicher ungern mit anderen treffen die nicht stolz darauf sind dass ich jemandem helfe sondern mir sogar das Geld kürzen wollen.. dann traut man sich gar nicht mehr offen miteinander umzugehen und über alles zu reden?

RayWonders schrieb:meine Eltern z.b. meinen, wenn ich so viel Geld übrig habe von meiner Sozialhilfe+Rente dass ich davon was nach Afrika schicken kann, dann sollte man mir die Sozialhilfe kürzen.

und ja, der Gedanke dass meine Eltern verkappte Nazis sind kommt bei mir dann auf. Wieso wollen sie nicht dass ich eine afrikanische junge arbeitslose Mutter weiter unterstütze, stattdessen wollen sie mein Geld kürzen?

tHEbLOb schrieb:Sobald du deine Haltung, auch mit guten Argumenten, äußerst, wird höchstwahrscheinlich irgendwo irgendwer auftauchen, um dich von seinen Gegenargumenten zu überzeugen bzw. dir klarmachen. bsp: "Nain, deine Ansicht ist falsch/du besitzt gar keine Argumente/bist uninformiert/du bist ein Nazi!!1!!2!! ( allerletztes Totschlagargument :D ) ... und schon hat man dich in die Position des Gegners manövriert. Oft vorab sogar mit klarer Ansage.

Die Nazikeule wurde halt gern genommen weil sie sehr geeignet war den ggü zum Schweigen zu bringen. UND man sich als Ausführender damot auch gleich mal als (Gut)links positioniert.
Lokal begrenzter Nutzen, also funktioniert wohl nur hier in D aber damals wirkungsvoll. Heute kaum noch eine Wirkung weil das Prinzip dahinter verstanden wurde und die Nazikeule meist einem Selbstmord in der Diskussion gleichkommt, nimmt doch niemand mehr ernst.

tHEbLOb schrieb:Warum wird man per se zum "Meinungsgegner" erkoren, nur weil man schlicht seinen Standpunkt mitsamt seiner Wahrnehmung darbietet?

In ideologischen Themen muss das so sein, da geht's um die persönliche, ideelle Existenz, um Weltbilder.

Do-X schrieb:Ich glaube, das geschieht nur im Netz. Oder erlebst du das genauso im realen Leben? Doch eher nicht oder?

Doch klar.. war auch im rl schon immer so.

@tHEbLOb
es handelt sich eben um zwei unterschiedliche Positionen mit Argumenten und Gegenargumenten. Das sind eben in der Regel zwei verschiedene Seiten. Somit "Diskussionsgegner"
Und zur Nazikeule: die holen mMn die raus, die vermeintlich davon betroffen sein könnten, bevor irgendwer überhaupt so etwas auch nur impliziert hat. Also quasi schon mal vorsichtshalber. Um den anderen Diskutanten schon mal in die Ecke des "Nazikeulenschwingers" zu schieben.

Tussinelda schrieb:Und zur Nazikeule: die holen mMn die raus, die vermeintlich davon betroffen sein könnten, bevor irgendwer überhaupt so etwas auch nur impliziert hat. Also quasi schon mal vorsichtshalber. Um den anderen Diskutanten schon mal in die Ecke des "Nazikeulenschwingers" zu schieben.

Lol, jetzt holst sie beispielhaft raus um den Betroffenen der unberechtigten Vorwürfen nochmal eine rein zu würgen.
Folgt: die die Nazikeule verwendet haben, haben es stets richtig gemacht.

Abahatschi schrieb:Lol, jetzt holst sie beispielhaft raus um den Betroffenen der unberechtigten Vorwürfen nochmal eine rein zu würgen.
Folgt: die die Nazikeule verwendet haben, haben es stets richtig gemacht.

lies bitte richtig.

Ich denke, dass es da u.a. um Loyalität und Sozialität geht .
Gemeinsamkeiten verbinden, unterstützen, stärken und werden da vielleicht, auch unterbewusst, gesucht.
Auf wen kann man sich am besten verlassen, wenn es um die eigenen Vorstellungen geht, wer wird diese mit stützen?
Wer andere Meinungen und Vorstellungen hat, wird da wohl keine Unterstützung sein und das macht ihn, in dieser Denkweise, dann zum Gegner.


So habe ich es bei meinem Vater erlebt, dessen Meinung ich oft nicht teilte. Aber nicht, weil ich gegen ihn war, sondern weil ich "einfach nur" eine andere Sicht der Dinge gehabt habe.
Er suchte Unterstützung von mir, auch aus seiner eigenen Unsicherheit heraus in einigen Dingen, und Loyalität ihm gegenüber.
Hatte ich eine andere Meinung als er, war ich in dem Moment seine Gegnerin für ihn.
Das hat unser Miteinander sehr belastet, dieses ständige sich angegriffen fühlen von mir und mich zudem als Gegnerin einzustufen.

Aus dieser Erfahrung heraus, denke ich, dass auch Unsicherheit ein Grund dafür sein kann, andere Meinungen als gegnerisch anzusehen, weil diese Meinung die eigene nicht stützt und zusätzlich sichert.

Tussinelda schrieb:lies bitte richtig.

Ja, mache ich. Apropos Titel des Threads: und das ist meine Meinung zu das was Du geschrieben hast.

Ansonsten...wie oft liest man auch hier bei Allmy Politik "lässt tief blicken", "durchschaubar" oder "entlarvend"...

Abahatschi schrieb:Ansonsten...wie oft liest man auch hier bei Allmy Politik "lässt tief blicken", "durchschaubar" oder "entlarvend"...

ja wie oft denn so? Und von wem, also welcher Seite und bedeutet dies, dass das die "Nazikeule" ist? Ich bin genau in den threads unterwegs, wo die "Nazikeule" gerne ausgepackt wird, und zwar von denen, die meinen, sie könne gegen sie verwendet werden. So legt sich mir das dar. Und offenbar nicht nur mir:

Der Begriff Nazikeule ist das Arschgeweih der Rechtspopulisten. Wer Nazikeule sagt, der glaubt, für seine geäußerte Meinung zu Unrecht als Nazi bezeichnet zu werden. Es handelt sich aber um eine sehr interessante Schutzpose, weil bei ihrer Verwendung zwei wesentliche Aussagen mitklingen:



Wer Nazikeule sagt, möchte kein Nazi sein und nicht als solcher bezeichnet werden, die Verwendung sagt also aus, dass Nazi sein etwas Schlechtes ist.
Wer vorauseilend vor dem Einsatz der Nazikeule warnt, erkennt damit indirekt an, dass seine Äußerungen als rechtsradikal verstanden werden könnten.
Das kleine Geschwisterkind der Nazikeule ist die Wendung "in die rechte Ecke stellen", und die Analyse dieser Formulierung hilft zu verstehen, wie die Nazikeule genau funktioniert. Kritik an rechten Positionen wird häufig gekontert mit der Aufforderung, die Person "nicht in die rechte Ecke zu stellen". Das bedeutet, dass man seine eigene Meinung nicht für rechts hält, wobei interessanterweise hier "rechts" von tendenziell Rechten als Synonym für "rechtsradikal" benutzt wird.

Quelle: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/internet-kommentare-immer-her-mit-der-nazikeule-kolumne-a-1062231.html

Tussinelda schrieb:Und offenbar nicht nur mir:

Auch andere dürfen den Effekt nicht verstehen oder falsch empfinden - das heißt nicht dass ihr recht habt, sondern nur einer Meinung.

Zumindest im realen Leben bemühe ich mich, auch bei Meinungsverschiedenheiten oder gegensätzlichen Positionen der anderen Person weiterhin freundlich zu begegnen, bzw. die gegensätzliche Meinung nicht auf die gesamte Person zu beziehen.

Wenn mein Partner und ich beispielsweise bei bestimmten Themen unterschiedliche Meinungen haben, kann es sein, dass wir durchaus emotional und energisch diskutieren, aber dabei greifen wir uns nicht gegenseitig persönlich an. Der Konflikt bleibt auf das Thema bezogen, und sobald wir das Thema wechseln, verstehen wir uns wieder so gut wie zuvor.

@Abahatschi
wo genau schrieb ich, dass ich Recht habe?

Tussinelda schrieb:die holen mMn die raus

Tussinelda schrieb:So legt sich mir das dar.

da steht nix von Recht haben, oder? Also bitte richtig lesen und nix einwerfen, was mit meinen posts nix zu tun hat.

@Tussinelda
So, die Meinungen sind ausgetauscht -> mein Punkt bleibt:
Beitrag von Abahatschi (Seite 1)

@Abahatschi
wen wundert's? Du missverstehst ja absichtlich, von daher spielt es für mich keine Rolle, wie Du meinst meine Aussagen interpretieren zu wollen. Ich stelle richtig, sonst nix!

tHEbLOb schrieb:Überhaupt, warum & wieso hat sich dieser toxische Bestandteill in unserer Diskussionskultur so extrem etablieren/verankern können?

Vielleicht einfach Langeweile. So manche User scheinen nichts anderes zu tun, als sich auf Allmystery an irgendwelchen Threads zu beteiligen. Wenn da zwei oder mehrere aufeinandertreffen entstehen oft persönliche Gefechte, die schon so manchen Thread ruiniert haben. Möglicherweise tut vielen das Internet auch einfach nicht gut. Feindbilder entstehen da schnell und werden Tag für Tag genährt.

@tHEbLOb
Man sieht es ja auch, oftmals liegen die Nerven blank und Leute haben imo pure Angst nicht so gesehen zu werden wie sie sich darstellen möchten. Da ist dann an eine normale Diskussion nicht mehr zu denken.

Was ich wirklich scheiße finde, dass einige eine gegensätzliche Meinung direkt zur persönlichen Fehde machen/erklären. Dann wird zuweilen geguckt, wo wer was geschrieben hat und rumgeätzt. Dabei ist man bei anderen Themen u.U. durchaus einer Meinung. :Y:

Ich mein, wie im RL auch, kann man bei bestimmten Themen unterschiedlicher Meinung sein, (darum heißt es ja Meinung und meine Meinung ist eben meine Meinung und nicht eine andere) - und wendet sich ja dann nicht direkt von der Person ab. Hier bei Allmy empfinde ich das als extrem und eigentlich kontraproduktiv und unnötig. Ich finde ja zuweilen nur die Aussagen zu bestimmten Themen blöd und nicht zwangsläufig den user in Gänze. :'D

Aus dem RL kenne ich das so nicht. Es sei denn bei hart politischen Dingen.

tHEbLOb schrieb:Darf man nicht nur einfach neutral sein, oder weshalb dieses "Du denkst nicht wie wir, also bist du ganz klar gegen uns!" Worin besteht der Sinn dabei?

Überhaupt, warum & wieso hat sich dieser toxische Bestandteill in unserer Diskussionskultur so extrem etablieren/verankern können?

Zum einen sehe ich nicht, wo jemand, der sich neutral verhält als Gegner bezeichnet oder gesehen wird.
Ist mir noch nicht vorgekommen.

Zum anderen glaube ich auch nicht, dass das neu ist. Es fällt heutzutage durch das Internet nur stärker auf.

Und natürlich ist jemand, der GEGEN mich argumentiert, allein schon im Wortsinne ein Gegner.

Interested schrieb:Was ich wirklich scheiße finde, dass einige eine gegensätzliche Meinung direkt zur persönlichen Fehde machen/erklären. Dann wird zuweilen geguckt, wo wer was geschrieben hat und rumgeätzt. Dabei ist man bei anderen Themen u.U. durchaus einer Meinung. :Y:

Ich kann da nur für mich sprechen: Es gibt zig Themen, wo mir das herzlich egal ist, ob man mit mir einer Meinung ist.
Es gibt aber auch Themen wie Umwelt oder Rassismus, wo jemand, der eine diametrale Einstellung hat, für mich sofort unten durch ist, egal, wie viel wir sonst gemein haben.