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Problem Introversion?

119 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Leben, Introversion ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Problem Introversion?

05.06.2024 um 17:54
Zitat von BibibeeBibibee schrieb:Mir ist auch oft alls zu laut, zu grob, zu bedrängend
Nun weiß ich gar nicht, was ich schreiben soll, denn ganz genau so ergeht es mir auch.
Wenn ich eingeladen werde, schaue ich im Verlaufe des Abends oft auf die Uhr, während ich mich mit Leuten unterhalte (meistens reden sie, ich höre zu) bzw. ich deren Palavern hinnehme.

:note: Ich bin keine Partymaus.


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05.06.2024 um 19:29
@FlamingO

Ebenso. Oder auch: Meide solche Einladungen.

Ich treffe mich durchaus gerne mal mit jemandem. Betonung liegt auf "mal" und "jemandem" (also nicht andauernd und keine Gruppe).
Schwierig finde ich Veranstaltungen die dazu dienen sollen Menschen kennenzulernen (gemeint ist hier kein Dating, sondern z.B. für Erstsemesterstudenten, für neue Mitarbeiter). Das findet in lauten Umgebungen (Stadtfest, Lokal und zwar die Sorte in der man nicht ruhig isst und sich Flüsterton gehört sondern das was viele "lässig", "gemütlich" nenne, sprich, laut lachen, prosten, laut reden... sind üblich, Fernseher, Musik läuft) mit Unmengen an Leuten - oft ja nicht nur diese Gruppe, sondern da wuseln auch noch all die Menschen herum die auch den Ort aufsuchen.

Kennenlernen würde ich ja schon gerne den ein oder anderen, da ich kein strikter Einzelgänger bin, und manchmal auch Zweckgemeinschaften nützlich sind (beidseitig, ich nutze niemanden aus). Nur läuft das leider oft über solche Veranstaltungen. Kann mich an die Mühe erinnern, an der Uni jemanden für Zettelrechnen, Praktika etc. aufzutreiben.
(Wer die Situation nicht kennt: Physik- und Mathestudium, Übungszettel (Pflicht-Hausaufgaben) werden so gestellt dass sie mengenmäßig kaum von einer Person zu schaffen sind; man soll einen "Zettelpartner" finden und zusammen die Aufgaben lösen, dann als Zweier- oder Dreiergruppe abgeben, Punkte der gesamten Gruppe zählen für jeden. Ist man zu zweit, löst jeder die Hälfte; zu dritt ein drittel; findet man niemanden, muss man alleine alles machen (betraf mich oft). Wird selten(st) direkt an der Uni organisiert, sondern privat, man kennt sich über WG, Weggehen etc. bzw. soll sich darüber kennen. Mein Studienfach fand ich sehr interessant, passte da interessenmäßig total rein, später dann auch promoviert und bin heutzutage selbt Prof. - dachte, übers Interesse findet man leicht Anschluss. Nein, Anschluss ging primär über Weggehen und WG.)

Leute lerne ich, wenn, besser über ruhige Klein(st)gruppentreffen statt. Z.B.: Freundin eingeladen, sie bringt ausnahmsweise noch eine Person mit. Oder Vereinstreffen, nicht mit x Leuten im Lokal sondern wenige auf einen Sachanlass basierend, gerne draußen, das entzerrt lautstärkenmäßig.


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05.06.2024 um 22:09
Die Dosis macht sicherlich das Gift (wenn man darauf überhaupt einen Einfluss hat). Ich selbst bin ein eher introvertierter Mensch und mag es auch für mich allein sein zu können, weiß mich zu beschäftigen und gewinne mentale Energie auch beim allein und für mich sein. Jedoch habe ich auch Phasen da brauch ich durchaus soziale Interaktion und blühe ab und zu auch in Gesellschaft unter guten Freunden aus, bzw. unter Personen denen ich vertrauen kann und die mir vertrauen. In diesen Phasen werde ich sogar mal etwas extrovertierter und es kann sogar zu einem "Oversharing" kommen.

Ein Problem wird es erst dann, wenn die eigene Introversion zu einer Isolation führt, dann wenn es kein selbstbestimmtes und bewusst entschiedenes Alleinsein ist, sondern eben zu einer isolierten Einsamkeit wird. Auch solche Phasen hatte ich schon mehrfach und diese taten mir auf Dauer nicht gut. Jeder Mensch braucht hin und wieder einen Ausgleich. Menschen die permanent unter anderen Menschen sind, bräuchten ab und an mal das Alleinsein und Menschen die unter Einsamkeit leiden, bräuchten etwas vertraute Gesellschaft.

Man braucht nur mehr gegenseitiges Verständnis und man muss sich bewusst machen, extrovertierte Menschen erhalten "Energie" in Gesellschaft, während introvertierte Menschen ihre Energie im Alleinsein gewinnen, aber beide brauchen ab und zu eben das jeweils ausgleichende, ohne das dies von außen, oder innerlich erzwungen wird. So gibt es auch stets ein Spektrum zwischen den Extremen und manches richtet sich auch nach Phasen und Launen aus, die auch mal wechselhafter sein können.


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05.06.2024 um 22:49
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Man braucht nur mehr gegenseitiges Verständnis und man muss sich bewusst machen, extrovertierte Menschen erhalten "Energie" in Gesellschaft, während introvertierte Menschen ihre Energie im Alleinsein gewinnen, aber beide brauchen ab und zu eben das jeweils ausgleichende, ohne das dies von außen, oder innerlich erzwungen wird.
Exakt diesen Punkt möchte ich hervorheben. Wenn man sich das bewusst macht, kann man viele Verhaltensweisen die für Extraversion vs. Introversion typisch sind besser einordnen.
Davon nehme ich mich explizit nicht aus - viele Verhaltensweisen die ich bei vielen Menschen sehe und mir gar nicht eigen sind und früher nicht einordnen konnte kann ich so besser einordnen, und auch manches das mich ehrlich gesagt nervt nervt so gleich viel weniger, wenn ich mir bewusst mache: Die anderen Menschen wollen doch meist auch nichts anderes als ich, z.B. in der Pause abschalten, sich in der Freizeit mit interessanten Dingen beschäftigen, "den Akku aufladen".


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05.06.2024 um 23:03
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Davon nehme ich mich explizit nicht aus - viele Verhaltensweisen die ich bei vielen Menschen sehe und mir gar nicht eigen sind und früher nicht einordnen konnte kann ich so besser einordnen, und auch manches das mich ehrlich gesagt nervt nervt so gleich viel weniger, wenn ich mir bewusst mache: Die anderen Menschen wollen doch meist auch nichts anderes als ich, z.B. in der Pause abschalten, sich in der Freizeit mit interessanten Dingen beschäftigen, "den Akku aufladen".
Genau das ist der Weg zu mehr gegenseitigem Verständnis und kann somit auch gewisse Spannungen, oder Unstimmigkeiten abbauen, wenn man das dem jeweils anderen möglichst klar kommuniziert und versucht verständlich zu machen. Das würde dann auch helfen, gewisse Missverständnisse aus der Welt zu räumen.

Allein der Punkt, es extrovertierten Menschen zu gönnen, in Gesellschaft ihre Akkus zu laden, kann helfen, dass sie hoffentlich dafür mehr Verständnis erhalten, wenn introvertierte Menschen lieber im Alleinsein ihre Akkus aufladen wollen. Man muss dann nur einen idealen Zeitpunkt, oder eine verbindende Beschäftigung finden, wo beide miteinander mal harmonieren und sich ergänzen können. Könnte dann introvertierte Menschen aus der Reserve locken und extrovertierte Menschen etwas feinfühliger werden lassen. Nichts muss, alles kann ;)


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06.06.2024 um 06:03
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Allein der Punkt, es extrovertierten Menschen zu gönnen, in Gesellschaft ihre Akkus zu laden, kann helfen, dass sie hoffentlich dafür mehr Verständnis erhalten, wenn introvertierte Menschen lieber im Alleinsein ihre Akkus aufladen wollen
Das funktioniert bei meinem Mann und mir sehr gut. Er extrovertiert, ich eher introvertiert. Wir müssen nicht alles gemeinsam machen, weil wir ein Paar sind.
Mal finden wir einen Mittelweg, mit dem wir beide zufrieden sind, mal geht er halt ohne mich "unter Leute", allein schon durch verschiedene Hobbys geschieht das, und ich habe/bekomme meine Ruhezeiten, wo ich für mich allein sein kann.
Funktioniert seit ca. 30 Jahren bestens, vielleicht auch, weil wir eben nicht ständig aufeinander hocken und jeder den anderen so sein lassen kann, wie er/sie ist.


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06.06.2024 um 10:55
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Das funktioniert bei meinem Mann und mir sehr gut. Er extrovertiert, ich eher introvertiert. Wir müssen nicht alles gemeinsam machen, weil wir ein Paar sind.
Mal finden wir einen Mittelweg, mit dem wir beide zufrieden sind, mal geht er halt ohne mich "unter Leute", allein schon durch verschiedene Hobbys geschieht das, und ich habe/bekomme meine Ruhezeiten, wo ich für mich allein sein kann.
Funktioniert seit ca. 30 Jahren bestens, vielleicht auch, weil wir eben nicht ständig aufeinander hocken und jeder den anderen so sein lassen kann, wie er/sie ist.
Das klingt nach einer sehr gesunden und reifen Beziehung, das ist echt wünschenswert, wenn man da sich so gut, trotz jener Gegensätzlichkeiten miteinander arrangieren kann. Gegensätze sollen sich ja anziehen, auch wenn sie sich oft dann doch nach einiger Zeit abstoßen. Aber wenn man es schafft eben einen harmonischen Mittelweg zu finden, einander so akzeptiert wie man ist und dem jeweils anderen den nötigen Freiraum gibt, dann kann eine solche Beziehung sehr gut funktionieren. 30 Jahre sind da bei euch jedenfalls der beste Beweis, dass es funktioniert :)

Und das ständige aufeinander hocken, das erübrigt sich ja auch in den besten Beziehungen nach einiger Zeit, man ist schließlich auch kein menschlicher "Klumpen". Jeder braucht eben seinen eigenen Raum, seine eigenen Interessen und Hobbys, sonst würde es auch schnell langweilig, oder gar anstrengend werden. Gerade als introvertierter Mensch braucht man da ab und zu auch mal etwas Abstand und Zeit für sich, das gilt natürlich auch für extrovertierte Menschen, die dann mal ihr Geselligkeitsbedürfnis ausleben können.

Für mich als introvertierten, leicht schüchternen Menschen ist es da schwer eine solche Beziehung zu finden, denke aber auch, ich bräuchte da eine Person, die etwas extrovertierter ist als ich es bin. Eben für einen besagten Ausgleich.


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08.06.2024 um 18:46
Hi!
Ich bin 44, sehr introvertiert und habe mein ganzes Leben lang vorwiegend Probleme damit; Leute nehmen mich oft nicht wahr (zb ich stehe im Geschäft vor einem Regal und jemand kommt und stellt sich vor mich hin), fragen mich ständig, ob es mir gut geht, ich strahle offenbar weder Energie noch besonders viel Leben aus - in mir drinnen geht jedoch die Post ab ;)
Ich habe ein sehr reiches Innenleben, mir ist es aber nicht bewusst, dass ich wenig davon nach außen transportiere. Meistens unterschätzen mich die Leute, weil sie offenbar wenig bis nichts von mir wissen.
Telefonieren und soziale Kontakte sind mega anstrengend...
Meine Kinder sind beide gleich introvertiert wie ich, wir alle werden entweder missverstnden oder nicht verstanden. Unser Wesen ist vielen ein Rätsel...
Ich wurde mit 14 psychisch krank, fühle mich wie ein Alien in dieser Welt, obwohl ich im Grunde oft mehr leiste als andere (bin extrem fleißig, arbeite bis zum Exzess, kümmere mich um Außenseiter der Gesellschaft in meiner Freizeit etc.)
Geht's noch wem so?
Lg


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08.06.2024 um 19:42
Wir schleppen unsere Kinder gerne auf öffentliche Veranstaltungen , die bei uns geplant und betreut werden und bauen mit auf und ab und schwupps wird aus schüchternen Kindern, welche die auch auf Leute zugehen und sich in Menschenmengen bewegen , die sie nicht kennen.

Da wird dann auch mal eine fremde Person gefragt "hast du meinen Papa gesehen. Ich bin Klaus Meier"

Wie sollen sonst die Kinder lernen, dass es zur Familie Zuhause und den relativ gleich Gruppen in Schule oder Kindergarten auch noch "die Öffentlichkeit" gibt ??

Klar gibt es "Präferenzen"

2 unser Kinder sind bzw waren sehr schüchtern und hatten nur den typischen 2m Umkreis um uns bei Veranstaltungen.

Einer geht so auf fremde zu.

Aber nun mit 10 ist der Große genausoweit einfach auf Leute zuzugehen.

Daher:
Zitat von creolecreole schrieb:Telefonieren und soziale Kontakte sind mega anstrengend...
Meine Kinder sind beide gleich introvertiert wie ich, wir alle werden entweder missverstnden oder nicht verstanden. Unser Wesen ist vielen ein Rätsel...
Ich glaube das wird zwar von der eigenen Genetik begünstigt, aber am Ende ist es ein Erziehungsthema bzw eine Erziehung kann da stark helfen


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08.06.2024 um 23:01
@abbacbbc

Wenn jemand schüchtern ist, sich nicht traut: Da kann das was du beschreibst helfen. Das hilft klar auch im Leben weiter. (Mir ist es z.B. nützlich, nicht mehr schüchtern zu sein - sondern Anrufe flott tätigen zu können, Geschäfte in denen man nachfragen muss nicht mehr meiden zu müssen. Ich halte auch heutzutage öffentliche Vorträge, ohne "Lampenfieber" (dennoch lieber den sachlich-fachlichen anstatt die launige Hochzeitsansprache). Beschwere mich im Hotel dass der Waserhahn dauertropft, anstatt genervt zu sein dass mich das Getropfe nachts weckt.)

Aber Introversion:
Gehe noch heute lieber in eine Museum oder wandern, denn in z.B. einen Club (definitiv nicht!) oder ein Museum am Tag der offenen Museen (ungern, zu voll).
Wenn ich auf dem Stadtfest oder Weihnachtsmarkt etwas kaufen will (gemeint ist kein Essen zum Gleichverzehr, sondern z.B. Tees, Gewürze, oder auch etwas Nichtessbares wie Kunsthandwerk), schaue ich einen Zeitpunkt mit wenig Trubel zu erwischen, und ja nicht abends wenn es voll und laut (die Menschen, die Musik) wird.
Mag noch heute lieber in der Mittagspause spazieren gehen, alleine oder mit einem Kollegen, statt in einer lärmigen Kantine sitzen. Bei ersterem erhole ich mich, bei letzterem ist's der anstrengendste Part des Arbeitstages.
Bin noch heute jemand der zwar gerne Freunde trifft, aber bitte nicht jedes Wochenende. Und die Freunde einzeln oder zu zweit trifft, zum Kaffee/Tee oder Abendessen, nicht eine 10-Personen-Runde die sturmklingelnde Nachbarn hervorruft weil man die Zeit vergessen hat.
Bin noch heute jemand, der bei einer zu Kennenlernzwecken stattfindenden Fahrt (im Studium, am Arbeitsplatz: Erstie-Fahrt, Kennenlerntage, Retreat, wie auch immer sie heißen) bemerkt: Moment mal, auf dem Plan ist keinerlei Zeit zum Alleinesein, alles in Gruppen durchgetaktet - und es trotzdem probiert und im nächsten Jahr, wenn die Frage kommt ob man als "alter Hase" mitfahren möchte, nicht mitfährt.


Das ist aber auch etwas worunter ich nicht leide, sondern mir gut tut, die Freizeit etc. so zu gestalten und dadurch muss ich nicht verzichten.
Schüchtern war ich früher zusätzlich - siehe oben. Das war belastend.

(Zu Eltern/Erziehung: Meine Eltern sind extravertiert... Sie wollten mir Spielplätze schmackhaft machen, haben mir die Nachbarskinder rundum eingeladen (angefreundet habe ich mich tatsächlich mit einem Kind, auch introvertiert), da und dort mit (auf dem Land: Honig beim Imker holen, zur Gärtnerei, Haustiere von einem privaten Züchter, da mit dem Nachbarn Gartenprodukte kaufen, Pferdeäpfel beim Reiterhof holen (Dünger))... Aus ihrer Sicht: Es half nichts. Aus meiner Sicht: Es stresste. Es ging für mich weit über das hinaus was durchaus meiner "da beiß' ich mich einfach durch"-Art entsprach.)


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09.06.2024 um 00:16
Das dauerte eine Weile, bis sie sich an meine verschwiegene Art gewöhnt hatten, wo auch immer ich war. Das nervte am Anfang, denn je öfter dieselben Bemerkungen oder Fragen kommen, desto weniger ist dann tatsächlich noch alles in Ordnung.

Es ist ganz einfach: Ich habe keinen besonders hoch ausgeprägten Rededrang, wie ich es in meinem Umfeld wahrnehme, die ganz natürlich nicht lange still sein können. Ich rede, wenn es gefordert ist und werde schnell müde, wenn ich in einem Umfeld bin, in dem Alltagsgespräche stattfinden, viel und laut gelacht, sowie geredet wird.

So verblüfft die Leute von mir waren, wenn ich zum Beispiel eine (sehr gute) Präsentation gehalten habe, während der ich viel, detailreich und lustig vorgetragen habe, so verblüfft war ich von diesen Leuten dann, dass die so verblüfft über meine gelungene Präsentation waren. Aber das war auch oft amüsant für mich. Ähnlich, wenn ich Gegenworte gab, nein sagte, oder einen Wutausbruch mit aufscheuchender Wirkung hatte, der den ein- oder anderen mit zittriger Stimme zurückließ. Aber auch das legte sich schnell wieder, da ich nach solchen Dingen relativ direkt wieder still werde.

Und dennoch kann man sich mit mir unterhalten, nur nicht in größeren Gruppen und plump.

Über so einiges besteht ein völlig falsches Bild, Introversion ist eine Sache davon.


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kittyka Diskussionsleiter
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09.06.2024 um 08:22
Zitat von lichtträgerlichtträger schrieb:Das dauerte eine Weile, bis sie sich an meine verschwiegene Art gewöhnt hatten, wo auch immer ich war. Das nervte am Anfang, denn je öfter dieselben Bemerkungen oder Fragen kommen, desto weniger ist dann tatsächlich noch alles in Ordnung.
Bis dahin kann es aber ein harter Weg sein. Vor allem, wenn sich immer wieder mal Leute "berufen"fühlen, einen aus der Introversion herauszuholen und zu den ulkigsten Dingen nötigen, weil sie es eben "gut" meinen und nicht verstehen, dass man das nicht möchte.
Dann ist man komisch, unkooperativ, verschroben...


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09.06.2024 um 19:43
Zitat von kittykakittyka schrieb:Vor allem, wenn sich immer wieder mal Leute "berufen"fühlen, einen aus der Introversion herauszuholen und zu den ulkigsten Dingen nötigen, weil sie es eben "gut" meinen und nicht verstehen, dass man das nicht möchte.
Das kann ich bestätigen. Wobei es bei mir eher über kleinere Provokationen oder Sticheleien versucht wurde, mich irgendwie aus der Reserve zu locken. Ich kann ihnen das nicht so richtig verübeln. Dennoch war ich Anfangs sehr irritiert über diese Versuche und habe erst nach Jahren verstanden, was dahinter steckt.


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10.06.2024 um 16:00
Zitat von kittykakittyka schrieb:Dann ist man komisch, unkooperativ, verschroben...
Das denk ich nur von leuten, die nicht einfach nur ruhiger sind als andere, sondern die insgeheim darauf warten, dass ihnen überall der rote teppich ausgerollt wird. naturgemäß bleiben sie auf der strecke, weil sich zu ihnen keine gegenseitige beziehung aufbauen lässt, die beiden etwas bringt. das sind erfahrungsgemäß die, die mit ihrem alleinsein an und für sich nicht zufrieden sind, und gerne gesellschaft möchten, die sich entweder auf sie einstellt oder die genauso in sich gekehrt ist wie sie. Da sich aber mit denen erstrecht nichts ergibt, weil da beide parteien nicht aufeinander zugehen, es sei denn es hilft eine dritte person nach, kommen irgendwann beschwerden. (ich habe keine freunde, ich finde keinen partner usw usf.) oder sie schießen sich dann auf eine person ein, und wollen sie isolieren, weil sie selber kein interesse an gruppenveranstaltungen haben.


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10.06.2024 um 16:51
@capslock

Mit Introversion hat das was du beschreibst nichts zu tun.

(Auch ferner Verhaltensweisen die mir sehr fremd sind.
Wennauch ich z.B. nie mehr als maximal zwei Personen einlade: Ich werde niemals jemanden isolieren (auch andere "Spielchen" sind mir fremd, all das Intrigenzeugs, und auch in der Schule die häufig gesehene "wenn du ... nicht mehr meine beste Freundin", wie bitte?). Wenn jemand mich an einem bestimmten Tag nicht besuchen mag weil schon eine Gruppenveranstaltung geplant ist - dann ist das okay! Wenn man sich echt so gut versteht dass man sich besuchen möchte, klappt auch ein anderer Tag, ich poche auch nicht darauf dass es z.B. exakt mein Geburtstag sein muss, oder der Samstagabend.
Roter Teppich - ach nein; als introvertierter Mensch finde ich es erst recht (!) wichtig mich um alles selbst kümmern zu können, anstatt Probleme durch das Abfragen eines breiten Bekanntenkreises zu lösen zu versuchen. War noch nie vom Typ "Ach, was soll ich denn heute kochen? Kann man das so anziehen? Zu welchem Frauenarzt gehst denn du?".
Für mich sind keine Alternativveranstaltungen nötig - ich komme nur ggf. nicht mit (schonmal weil ich in dem Lärm echt nichts hören kann), und das ist okay. Man kann sich auch bei Aktivitäten aufteilen - erhöht auch die Qualität, z.B. nicht gerade die Festrede an die introvertierte Person verteilen.
Keine Freunde? Gut, Anschluss finde ich auch nicht so leicht, aber ich kümmere mich selbst darum, z.B. da schauen wo sich passendere Menschen finden. Es gibt sogar Treffen für introvertierte Menschen :) )

Den Vorwurf von
Zitat von kittykakittyka schrieb:Dann ist man komisch, unkooperativ, verschroben...
kenne ich aber dennoch. Z.B. wenn einem spontane größere Treffen nicht zusagen (nachmittags mit Partner bei Verwandten, dann auf einmal "Fritzi hat heue seinen 50, wie wär's? Hab schonmal bescheid gesagt dass ihr evl. kommen mögt"... ich kenne Fritzi nicht, außerdem ist der durchaus schöne Nachmittag für den Tag reichlich und genug), man nicht andauernd lacht (ich habe Humor... muss aber nicht die Kaffeeküche durch ein Lachen nach jedem Satz beschallen).
Auch Vermuten psychischer Erkrankungen, Vermuten Einfluss durch andere Personen (als ich jünger war, bis ca. Anfang 20, wurde oft vemutet ich hätte strenge und obendrein streng religiöse Eltern die mir alles mögliche verbieten würden, z.B. Partner, Ausgehen, Alkohol, Mode, Schminke.... definitiv nicht so, meine Eltern hätten sich sogar gewünscht ich sei mehr wie andere Gleichaltrige) oder sogar Angesprochenwerden durch Fremde ("Geht's Ihnen nicht gut?" - mir ging's prima, bin an einem schönen Sommertag in den kleinen Stadtpark zum Lesen gegangen, saß da gerne weil wir keinen Balkon hatten) war schon dabei.


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10.06.2024 um 16:59
Zitat von abbacbbcabbacbbc schrieb:und schwupps wird aus schüchternen Kindern, welche die auch auf Leute zugehen
Schüchtern ≠ introvertiert!

Introvertiert bist du. Das ist eine Eigenschaft. Hat nichts mit Erziehung zu tun.

Schüchternheit hingegen ist auch irgendwo normal und wie du sagtest, kann man die irgendwann auch verlieren. Introvertiert sein hingegen nicht.


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10.06.2024 um 17:23
@Hatori

Definitiv. Auch meine Meinung dazu, und ich sehe den Unterschied auch ganz deutlich.


Beispiel:
Spontanter Anruf bei einer Behörde, Bank etc.: Kann ich, mache ich. Früher fiel es mir wegen Schüchternheit schwer.
Dauernde Anrufe, z.B. in einem Beruf: Geht mal notfalls, laugt aber aus. Am Empfang, in einem Sekretariat, mit Telefon und Publikumsverkehr zu arbeiten wäre definitiv nichts für mich.
Freizeit: Es ist nicht so dass ich mich nicht einen Club etc. oder auf ein Stadtfest traue, sondern mir macht anderes mehr Spaß und mit dem Club etc. kann ich einfach nichts anfangen, entspricht nicht meinen Freizeitbedürfnissen. Früher war ich schüchtern - da habe ich mich Dinge nicht getraut, z.B. auf dem Flohmarkt nach dem Preis für etwas fragen (somit es leider nicht kaufen können), Eintrittskarte kaufen (somit leider nicht ins Museum). Heutzutage bin ich (natürlich) nachwievor introvertiert, aber nicht schüchtern; Resultat: Heutzutage kaufe ich mir auf dem Flohmarkt z.B. einen alten Computer fürs Hobby (Retrocomputing), frage den Verkäufer noch ein bisschen etwas dazu,... habe auch keine Scheu beim Vereinstreffen andere zu fragen oder Fotos von meinem Fund zu zeigen... und tüftle an dem Wochenende und den nächsten lieber in Ruhe herum, anstatt in irgendwelche lauten, menschenvollen Freizeitveranstaltungen zu gehen.


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11.06.2024 um 06:12
Nur mal zum Verständnis und dem Unterschied zwischen Schüchternheit und Introversion, weil das einige Leute (nicht unbedingt nur auf den Thread bezogen)in einen Topf werfen.
Schüchternheit bezeichnet die Tendenz, in unvertrauten sozialen Situationen zunächst mit Ängstlichkeit und Zurückhaltung zu reagieren. Schüchterne Menschen brauchen länger, um mit anderen warm zu werden. Sie sind im Kontakt anfänglich gehemmt und fürchten sich davor, negativ bewertet oder zurückgewiesen zu werden.

Genau hier liegt der Unterschied zwischen Introversion und Schüchternheit. Während introvertierte Menschen Energie im Alleinsein tanken und es deswegen häufig vorziehen, würden viele schüchterne Personen gerne leichter mit anderen in Kontakt kommen, aber trauen sich nicht. Ursache für die Zurückhaltung ist im Fall von Schüchternheit also Angst.
Quelle: https://minddoc.de/magazin/introversion-schuechternheit-soziale-angststoerung/#:~:text=W%C3%A4hrend%20introvertierte%20Menschen%20Energie%20im,Fall%20von%20Sch%C3%BCchternheit%20also%20Angst.


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11.06.2024 um 07:38
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Keine Freunde? Gut, Anschluss finde ich auch nicht so leicht, aber ich kümmere mich selbst darum, z.B. da schauen wo sich passendere Menschen finden.
Ich habe nie Probleme damit gehabt Freundschaften zu finden und zu schließen, bei mir dauert das meist nur etwas länger, aber wenn die Freundschaft geschlossen wurde, dann hält sie auch. Wobei ich "nur" noch eine Freundin aus Kindheitstagen habe, weil die anderen Freundinnen und Freunde mittlerweile, viele in jungen Jahren, verstorben sind. Da kann ich nicht wirklich sagen, ob wir heute noch befreundet wären, würden sie noch leben, vielleicht hätten wir uns auch auseinander gelebt, wie ich es bei anderen Menschen manchmal erlebe.

Ich bin immer erstmal Beobachterin, gehe nicht gleich auf jeden zu und wenn ich da schon merke, dass die Person nicht zu mir passt, weil zu laut, zu hektisch, Tratscher(in), etc. dann such ich gar nicht erst näheren Kontakt.
Ich mag es auch nicht, wenn man mich selbst "überfällt", es gibt so Leute, die kommen an, wollen einen ein Gespräch aufzuwingen, und kommen einen dabei auch noch körperlich nah, das mag ich gar nicht und wenn ich dann noch angetatsch werde, Arm um einen legen etc., dann wird das wohl nicht zu einer Freundschaft führen. Ich respektiere den persönlichen Bereich anderer, auch was die körperliche Nähe angeht (es sein denn, es lässt sich nicht vermeiden in Gedränge z.B.), und möchte genauso behandelt werden. Wenn meine Grenzen auf Anhieb überschritten werden, dann ziehe ich mich zurück.

Aber ich bin sehr häufig auf Menschen getroffen, die ähnlich ticken wie ich oder die zumindest nicht so übergriffig agieren, auch nicht mit ihrer Lautstärke und Themen, die sie ansprechen und mit denen kam ich dann auch häufig ins Gespräch, wenn ich noch mehr fand, was mich an ihnen interessierte. Erging mir mit meinem Mann übrigens ebenso. Da war ich diejenige, die ihn ansprach. Ich bin dann nicht schüchtern, wenn es ums Kennenlernen geht, aber es braucht seine Zeit bei mir.


Ich bin nie ein Gruppenmensch gewesen, treffe mich lieber mit einzelnen Personen und da ich immer einen Freundeskreis hatte, der ähnlich tickte, war es nie ein Problem. Da hat sich nie jemand ausgeschlossen gefühlt, weil Verständnis füreinander vorhanden war, ist bei meinen jetzigen freunschaftlichen Kontakten ebenso.
Und wenn ich mich irgendwo ausgeklinkt habe bzw. ausklinke, war/ist es auch okay, genauso wie ich nicht verärgert war/bin, wenn eine Freundin/ein Freund nach einer gewissen Zeit ihre/seine Ruhe braucht(e) und sich verabschiedet(e).


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11.06.2024 um 07:42
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Aber Introversion:
Bin ich bei dir mit einem kleinen *
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Definitiv. Auch meine Meinung dazu, und ich sehe den Unterschied auch ganz deutlich.


Beispiel:
Spontanter Anruf bei einer Behörde,
Bank etc.: Kann ich, mache ich. Früher fiel es mir wegen Schüchternheit schwer.
Dauernde Anrufe, z.B. in einem Beruf: Geht mal notfalls, laugt aber aus. Am Empfang, in einem Sekretariat, mit Telefon und Publikumsverkehr zu arbeiten wäre definitiv nichts für mich.
Und anscheinend ist es doch nicht schwarz weiß und kommt öfter vor.

Habe ich nun Intro und Extrovertierte Leute mit ausgeprägter und unausgeprägter Schüchternheit verschlimmert sich alles noch.

Worauf ich hinaus wollte: soziale Kontakte lernt man nicht Zuhause.

Klar ist das für manche schwieriger und man darf es nicht übertreiben, genauso wie ich jemanden mit Wasserangst nicht einfach ins Wasser werfen kann, auch als Kind nicht.

Aber besser wird es durch meiden auch nicht


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