Sesshaft werden - Wie finde ich den Ort an dem ich leben will?

Ich habe festgestellt dass sehr viele Menschen wohl ein positives Gefühl für ihre Heimat haben, auch dieses Heimweh verspüren wenn sie nicht dort sein können. Das ist scheinbar komplett an mir vorüber gegangen denn den Ort an dem ich geboren wurde und 18 Jahre lebte, hat mir nie ein positives Gefühl entlockt. Fangen wir mal mit dem Wetter an (zu kalt, zu viel Regen), dann die Anstrengungen die mit dem Leben dort verbunden sind (sehr bergig, man muss sich im Grunde ständig bergauf quälen und wenn man keinen Pkw hat weite Strecken hinter sich bringen um einkaufen zu können) oder die Menschen an sich. (sehr negativ, keiner gönnt einem was) Also ich hänge an diesem Ort so gar nicht was ich schade finde weil ich gern positiv an meine Heimat denken würde.

Dann hab ich mich aufgemacht, quer durch Deutschland und hab Jahre direkt an der Küste gelebt. Ich wusste da will ich sein, da sollte ich eigentlich leben und fühlte mich wohl und hatte viele positive Erfahrungen mit den Menschen dort und auch allgemein ging es mir viel besser. Ich wechselte dort noch 2, 3x den Ort aber wollte dort an der Küste bleiben. Ich glaube die Nähe zum Meer ist etwas dass ich irgendwo brauche. Leider wurde ich dort krank (Schilddrüse/Hashimoto) und es war bald klar dass mein Körper das viele Salz in der Luft nicht vertrug weil ich es nicht gewohnt war. Also musste ich notgedrungen etwas weiter in den Westen ziehen wo die Nähe zum Meer zwar noch gegeben ist aber eben nicht mehr so wie ich es gerne hätte. (Ich träumte von einem Haus direkt auf einer der Nordseeinseln.) Tja und so lebe ich nun wieder an einem Ort an den ich nie sein wollte und das seit Jahren. Ich werde hier immer unglücklicher, die Wohnsituation ist Sch.... wegen einiger rücksichtsloser Nachbarn.

Ich habe mir jetzt die letzten 2 Wochen einen Urlaub an der Küste gegönnt um es nochmal auszuprobieren aber direkt gemerkt das macht meine Gesundheit nicht mit, das kann ich wohl vergessen auch wenn es wunderschön dort ist. Danach war ich 2 Wochen in der Heimat bei meiner Mutter und versucht den Gedanken zuzulassen zurück zu kehren und dem ganzen nochmal sowas wie eine Chance zu geben. Es hat sich zwar etwas wie schöne Gemütlichkeit eingestellt aber für eine endgültige Entscheidung reicht das nicht. Der Wunsch aus meiner aktuellen Situation bzw Wohnung weg zu wollen ist echt akut, es drückt auf die Psyche. Und nun das "Aber":

Ich kann doch nicht mein Leben lang immer wieder umziehen! Muss doch auch mal dauerhaft ankommen... Ich bin jetzt 40 und habe mir im Grunde was Eigentum und materielle Werte angeht nie etwas aufgebaut weil ich immer wieder den Wohnort gewechselt habe aber darum geht es eigentlich nicht. Es ist das drum herum was fehlt und mich nicht zuhause fühlen lässt. Ich bin selbstständig, habe keine feste Partnerschaft (möchte ich nicht) und nur meinen Hund und also eigentlich bin ich von Nichts abhängig und könnte leben wo ich will (finanziell natürlich eingeschränkt) aber das macht es nicht besser und lässt mich erst recht keine Entscheidung finden.

Für mich gibt's diese Möglichkeiten:
A) Hier in dieser Stadt im Westen bleiben. Das geht nur wenn ich eine andere Wohnung finde was sehr schwer ist weil hier absolute Wohnungsnot herrscht und das Leben allgemein sehr teuer ist.

B) Nach 20 Jahren nunn die Heimat zurück wo mich aber nichts hin zieht auser die Nähe zur Familie und Verantwortungsbewusstsein den alten Eltern gegenüber.

C) An die Nordsee zurück der Gesundheit zum Trotz weil ich mich dort 100% wohlfühle aber wie lange sowas gut geht weiß halt keiner.

D) Nochmal ganz neu anfangen und auswandern. Für mich zur Auswahl stehen die Skandinavischen Länder oder England und Schottland oder ganz weit weg: Washington bei Seattle. Diese Länder habe ich schon länger im Hinterkopf und gerade der Englisch Sprachige Raum hat es mir immer schon sehr angetan. Was ich brauche zum leben sind: Ruhe, kühleres Wetter, Einsamkeit und eine üppige Natur. Aber reicht die Kraft dafür und reichen die Finanzen? Nochmal woanders in Deutschland an einem ganz neuen Ort neu anzufangen käme für mich nicht in Frage, da sträubt sich alles in mir. Ich kann mich einfach nicht entscheiden und merke aber wie dringlich ich eine Lösung finden muss.

Wie hast Du entschieden wo du dauerhaft leben willst? Ich habe hier Freunde die leben schon immer in dieser Stadt und sind zufrieden damit, hier und da heißt es zwar mal man wäre auch gern nach Hamburg oder so gegangen aber letztendlich sind sie ok mit dem ist oder stellen es gar nicht in Frage. Darum beneide ich jeden denn ich fühle mich wie ein Nomade der stetig unterwegs ist und doch nie ankommt obwohl ich wirklich gerne möchte. Müsste ich nicht einfach sagen jetzt bin ich hier und bleibe hier, komme was wolle (denn das habe ich mir ja mal so gesagt) oder lohnt es sich weiterzuziehen wenn das Gefühl laut was anderes sagt? Wie sind deine Erfahrungen zum Thema und hast Du etwas dass du mir raten kannst?

Fairy_wiw schrieb: Für mich zur Auswahl stehen die Skandinavischen Länder oder England und Schottland oder ganz weit weg: Washington bei Seattle. Diese Länder habe ich schon länger im Hinterkopf und gerade der Englisch Sprachige Raum hat es mir immer schon sehr angetan.

Bei England und Schottland und den USA ist die Einreisebehörde ein Hindernis. Ein Kollege von mir (Lehrer) hat während des Referendariats eine Greencard für die USA gewonnen und ist sofort hin, weil er dachte, er findet das große Glück. Ein Jahrzehnt später kam er sehr desillusioniert wieder.

Ich würde auch gerne an der Küste oder so wohnen ... aber hier habe ich meine Freunde und mein soziales Umfeld. Das ist es mir echt wert, hier zu bleiben. Bei uns (Mittelgebirge) wird es im Frühling lange nicht warm, es ist noch kalt, da blühen am Rhein die Krokusse schon ... Aber wie gesagt, mir ist mein Umfeld hier wichtig und meine Freunde.

Ich habe zu Studienzeiten im Sommer immer in Schottland in einem Hotel gejobbt und überlege oft, was passiert wäre, wäre ich dort geblieben. Es gab furchtbar verregnete Sommer, man hat sich gefreut, wenn nach der Arbeit noch die Sonne schien und man an den Strand konnte. Die Arbeit war sehr saisonal geprägt, im Winter war man oft arbeitslos.

Es ist ja auch so, dass sich Präferenzen verändern. Ich habe in einer deutschen Großstadt Abitur gemacht, mitten im Zentrum gewohnt und fand es super. Heute würde ich da nicht mehr leben wollen.

@Fairy_wiw
Hast du mal Urlaub am Bodensee probiert?
Das ist ja Süßwasser.
Weißt du denn das es sicher das Salz ist das dir Beschwerden macht am Meer oder könnte es auch mit etwas anderem zusammenhängen?
Für mich ist meine Heimat einfach nur die Erde.
Stadt oder Dorf ist egal. Recht gutes Verhältnis zu Nachbarn ist wichtig.

@MissMary

Danke für deine Nachricht. Das liest sich als kämst du auch aus Thüringen! Das ist meine Heimat und damals hab ich alles losgelassen und im Norden komplett neu angefangen also sowas wie ein soziales Umfeld habe ich in der Heimat nicht mehr außer eben meine Mutter und klar, da gibt's noch ein paar Freundschaften die ich wieder reaktivieren könnte. Also auf den Punkt gebracht Umfeld spricht für Thüringen, Wohlfühlfaktor für Nordsee, die Vernunft für den aktuellen Wohnort und auswandern ist der Wunsch nach dem Rundum alles stimmt Paket.

In die USA würde ich nicht mit dem Gedanken gehen dass das nun das Land aller Träume ist, hier geht es wirklich hauptsächlich um die Natur inkl Pazifik, die Abgeschiedenheit dort wo ich leben will und den Lifestyle der dort lebenden Amerikaner und vor allem der Ureinwohner dort bei Seattle. Vielleicht würde ich dort ja sogar doch noch den Mann meines Lebens finden und dann wäre auch das Problem mit dem Einwandern nicht mehr vorhanden aber ja, vielleicht stelle ich es mir zu einfach vor. Ich hätte ein VISA beantragt und geschaut wie lange die mir geben und dann weitergesehen wie es sich entwickelt.

@Spiegelschild

Am Bodensee war ich noch nie. Die Ostsee wäre auch Süßwasser aber ich möchte so ungern, wenn ich nochmal komplett neu anfange, in Deutschland bleiben. Ich weiß nicht was mein Kopf damit für ein Problem hat...

Ja, das Salz ist tatsächlich das Ding. Das wurde mir in der Radiologischen Klinik damals erklärt. Ich soll ganz salzarm leben und der Ärztin war das schon bekannt weil es wohl vielen zugezogenen so geht. Der Körper kennt das viele Salz nicht und kann es nicht verarbeiten. Das war natürlich wie ein Schlag ins Gesicht damals nachdem ich mich so gut eingelebt hatte. Die Folge sind ständiger Schwindel, Herzrasen, Unwohlsein, Panik usw.

Ostsee ist Süßwasser? Wusste ich nicht.
Problem mit deinem Kopf. Ja, vermutlich hast du Angst das es vielleicht noch schlimmer werden könnte und denkst, wenn ich das mal vermuten darf, das es so nicht gut ist aber doch irgendwo auszuhalten. Da kann ich dir nix zu sagen. Es gibt nur nichts schlimmeres, oder fast nichts schlimmeres als nach Jahren zu merken, und zu sagen:"ach hätte ich es doch zumindest probiert."

Wegen deinem Beruf usw. müsstest du schauen welche Möglichkeiten du hast und was du selbst willst. In Kanada gibt es riesige Seen. Ja auf jedem Kontinent außer Australien.
Wie schön das wäre wenn da irgendwo Berge wären wie da wo du aufgewachsen bist. Hier im Westerwald sind nur flache Hügelchen :/
*ne, Australien auch..

@Spiegelschild

Die Ostsee besteht nicht zu 100% rein nur aus Süßwasser aber sie hat einen wesentlich geringeren Salzwasseranteil als alle anderen Meere und daher sage ich immer Süßwasser da viele Flüsse hinein münden.

Meinen Beruf kann ich tatsächlich von überall ausüben und ich möchte ihn auch nicht wechseln. Da bin ich mir recht sicher, wenn es finanziell nötig wäre würde ich zusätzlich noch Halbtags arbeiten gehen aber das wäre wohl nur nötig wenn ich auswandere denn für Deutschland reicht mein Einkommen aus.

Damals als ich in den Norden bin habe ich mir genau das gesagt, es gibt nix schlimmeres als es nicht probiert zu haben und es zu bereuen. Das habe ich tatsächlich auch nie auch wenn ich leider krank wurde. Nur jetzt bin ich halt keine 20 mehr und eben nicht mehr ganz gesund. Und da muss in die Überlegung einfließen ob man es kräftetechnisch denn auch schaffen kann große Schritte zu wagen. Ich denke aber wirklich dass mich eine abgeschiedene, ruhige und natürliche Gegend sehr glücklich machen würde. Auf der anderen Seite ist da aber noch meine Mutter die man ja auch nicht einfach zurück lassen will. Das ist alles wirklich nicht einfach. Von der Sache her unterscheiden sich meine Heimat und einige Länder im die ich ziehen würde gar nicht großartig bis auf die Leute und das Lebensgefühl aber genau das ist ja der Punkt.

Ne 20 bin ich auch schon lange nicht mehr. Gesund auch nicht 100%. Das verstehe ich schon. Bin eigentlich in einer ähnlichen Situation. Auch was die Mutter angeht. Wenn deine Mutter nicht absolut alleine wäre könntest du ja regelmäßig hinfahren. Denn ich denke du solltest in erster Linie da wohnen wo du gesund bist. Auch geistig nicht eingeschränkt durch Nachbarn oder so. Ist wohl auch eine Geld frage. Ich weiß nicht für was meine Kraft in Zukunft beruflich noch ausreicht. Mit Glück wird es in paar Wochen wieder besser. Das ist ein nicht ganz genau kalkulierbares Risiko.
Ich weiß nicht. Ich lebe seit 12 Jahren an einem Ort der so in etwa ok ist, auch gesundheitlich.
Es gibt schlimmeres, vermutlich auch besseres. Meine Mutter besuche ich so einmal im Monat aber die ist nicht allein. Ich weiß nicht. Das du an deine Mutter denkst ist sehr ordentlich von dir.

@Spiegelschild

Dankeschön, das ist lieb von dir. Ja, sie ist leider komplett allein und da fühle ich mich verantwortlich auch wenn wir dann, längere Zeit auf engem Raum, gelegentlich aneinander geraten aber ich denke das ist normal.

Ich weiß nicht, je länger bzw öfter ich darüber nachdenke desto mehr bezweifle ich dass mir ein Neustart in einem fremden Land gelingt. Zumal man dort gerade im Krankheitsfall oft keine Hilfen hat und als Rentner dann ja auch nicht wenns nicht gut läuft und dann mit 60 nochmal zurück, das würde ich wirklich nicht wollen. Vermutlich werd ich mich doch zwischen Heimat und hier bleiben entscheiden. Für manches findet man irgendwie keine Lösung die komplett zufrieden stellt und gerade bei so wichtigen Dingen wäre das eigentlich nötig.