Das Asperger-Syndrom

@Lady_Amalthea

Das er von der Entwicklung nicht der Norm entspricht kam so etwa im Alter von 6 Monaten raus. Er hinkte in der Motorik stark hinterher, sodass mit Physiotherapie begonnen wurde. Im weiteren Verlauf bestätigte sich dann das er global Entwicklungsverzögert ist. Es wurde auf Prader-Willi-Syndrom getestet, was sich aber nicht bestätigt hat. Auch diverse Stoffwechselstörungen konnte ausgeschlossen werden.

In diesem Jahr wurde dann umfangreich im Krankenhaus neurologisch untersucht, auch dort keine Auffälligkeiten. Zumindest nicht was auf eine körperliche Erkrankung schließen lässt. Da er aber im sprachlichen Bereich überdurchschnittliche Leistungen zeigte (Buchstabieren,Buchstaben benennen, Verständnis von Fremdsprachen plus korrekte Sprechweise, Zahlen und das Merken von ganzen Liedtexten in allen Sprachen) wurde dann eine Autismus-Spektrums-Störung vermutet.

Wir waren dann in der Kinder-und Jugendpsychiatrie, allerdings wurden die Tests jetzt bis nächstes Jahr verschoben da er noch zu jung ist, bzw. nicht gut mitgemacht hat.

Beim Denver-Test im September wurde es dann konkreter Richtung Asperger, da er fast alle Kriterien dazu erfüllt.

Lady_Amalthea schrieb:Ist es besser, dass es so früh erkannt wurde? Also bringen die Therapien mehr wenn sie so früh wie möglich beginnen?

Ja da man gezielter fördern kann. Aktuell besucht er einen integrativen Kindergarten (weshalb er keine Frühförderung mehr braucht), er macht Ergo-und Logopädie und zusätzlich therapeutisches Reiten. Hilft ihm bis jetzt sehr gut. dadurch konnten manche Schwächen verbessert werden. Auch sprachlich kann er sich immer mehr äußern.

Lady_Amalthea schrieb: Werden dafür oder dagegen Medikamente gegeben?

Es wurde zwar seitens Psychiater angeboten mit vier Jahren Stimulanzien (Ritalin) zu geben, aber das lehnen wir ab. Er hat ja kein ADHS, auch wenn er zeitweise motorisch unruhig ist und sich schlecht konzentrieren kann.

Lady_Amalthea schrieb:Wie kommst du damit zurecht?

Sagen wir es mal so, es gibt gute und schlechte Tage. Da er unser erstes Kind ist, sind wir quasi mit rein gewachsen. Für uns ist/war das normal. Die Unterschiede wurden mir erst richtig deutlich, als seine Schwester 2013 geboren wurde und sie völlig normal entwickelt ist. Auch viele Dinge wesentlich früher kann als er in dem Alter.

@NoSilence

Danke für die ausführlichen Antworten :)

Können die Erzieher im Kiga denn damit umgehen? Ist zwar ein integrativer Kiga, aber die Erzieher sind ja keine Therapeuten, oder? Wie kommt generell eure Umwelt damit zu recht? Grade auf dem Spielplatz stell ich mir das schwierig vor, oder möchte er da gar nicht hin gehen?

Kommt er mit seiner Schwester zu recht?

Ich hab selber zwei Kinder. Meine Tochter ist 4 Jahre alt und mein Sohn 3 Monate, beide sind gesund und normal entwickelt, trotzdem fühle ich mich öfters ein wenig überfordert.

Ich bewundere euch wirklich, das macht ihr anscheinend wirklich toll. :)

@Lady_Amalthea

Lady_Amalthea schrieb:Können die Erzieher im Kiga denn damit umgehen? Ist zwar ein integrativer Kiga, aber die Erzieher sind ja keine Therapeuten, oder?

Ja müssen sie ja. Sind ja nicht nur normale Erzieher/innen, manche haben die Zusatzausbildung zur Heilpädagogin. Der Personalschlüssel ist auch höher und die Gruppen bestehen aus 15 Kindern. 5 Behinderte/von Behinderung bedrohte Kinder und 10 normale Kinder. Ist zudem ein Montessori-Kindergarten, sie arbeiten nach dem Konzept von Maria Montessori.

Wikipedia: Montessoripädagogik

Lady_Amalthea schrieb:Wie kommt generell eure Umwelt damit zu recht?

Von sehr gut bis Unverständnis ist alles dabei. Auf Außenstehende wirkt er schlecht erzogen, da er äußerlich völlig normal aussieht und wegen seiner Größe (er ist 3 Jahre alt und 1,11 m groß) wesentlich älter geschätzt wird. Dementsprechend haben dann die Leute auch eine höhere Erwartungshaltung an ihn.

Lady_Amalthea schrieb: Grade auf dem Spielplatz stell ich mir das schwierig vor, oder möchte er da gar nicht hin gehen?

Spielplatz geht eigentlich relativ gut da es genügend Ausweichmöglichkeiten gibt. Kritischer wird es wenn er mit vielen Menschen in einem Raum ist (z.B. Familienfeiern), damit hat er noch massive Schwierigkeiten. Hab auch eine Freundin deren beide Kinder so alt sind wie meine, und sie akzeptiert ihn so wie er ist. Mit deren Sohn hat er z.B. gar keine Probleme.

Lady_Amalthea schrieb:Kommt er mit seiner Schwester zu recht?

Ehrlich? das erste 3/4 Jahr war der Horror. Er hat sie gar nicht akzeptiert und auch oft attackiert. Habe dann nach 5 Monaten bei ihr abgestillt weil es einfach nicht mehr machbar war wegen ihm. Jetzt hat sich das stark verbessert. Er möchte zwar nicht von ihr angefasst werden, aber anstatt nach ihr zu schlagen und zu beißen rückt er jetzt von ihr weg wenn es ihm zuviel wird. Mittlerweile teilt er auch sein Spielzeug. Manchmal stänkert er aber noch (Spielzeug wegnehmen) So wie bei normalen Geschwistern auch. Sie wiederum liebt ihren Bruder abgöttisch, ist auch wenn aus dem Kiga zuhause ist ständig in seiner Nähe. darf auch mal über den Kopf fassen oder über ihn krabbeln ohne das er austickt. Ich merke aber auch wenn es ihm zuviel ist, dann hole ich sie von ihm weg.

Lady_Amalthea schrieb:Ich hab selber zwei Kinder. Meine Tochter ist 4 Jahre alt und mein Sohn 3 Monate, beide sind gesund und normal entwickelt, trotzdem fühle ich mich öfters ein wenig überfordert.

Das ist völlig normal :) Bin von meiner kleinen Hexe auch manchmal genervt. :D

NoSilence schrieb:Kritischer wird es wenn er mit vielen Menschen in einem Raum ist (z.B. Familienfeiern).

Dieses Problem hatte ich damals im Kindergarten auch. In der Vorschule war es dann besser.

@Pallas

Im Kindergarten geht es bei uns da die Gruppen kleiner gehalten sind und mehr Personal vorhanden ist. Hat aber auch dort gedauert bis das einigermaßen geklappt hatte.

@leseratte

Ich hab das Asperger-Syndrom.

Die Diagnose hatte ich erst mit 15 Jahren erhalten. Ich wurde auch 8 Jahre lang gemobbt, aber seit ich weiß, dass ich Asperger hab, geht's mir besser, da ich weiß, was mit mir los ist. Ich finde es nicht schlimm, Asperger zu haben. Dann kann ich eben nicht gut Ball spielen, dafür aber 9000er Puzzles in 2-3 Wochen bauen (vorausgesetzt, dass ich nicht zu viel Arbeit hab).

Jeder Mensch hat unterschiedliche Stärken und Schwächen, bei Asperger sind die vielleicht etwas deutlicher ausgeprägt als bei "normalen" Menschen. Ich sehe es nicht als Krankheit, sondern als Besonderheit. Was soll denn überhaupt gesund sein?

Schau dir mal an, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) "Gesundheit" definiert:

Gesundheit des Menschen ist laut Weltgesundheitsorganisation „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

Quelle: Wikipedia: Gesundheit

Meiner Meinung nach ist die "Definition von Gesundheit" der WHO eine lächerliche Utopie. Nach dieser Definition wäre jeder Mensch schon krank, wenn ihn eine Gelse gestochen hat (kein körperliches Wohlergehen), wenn er mal einen schlechten Tag hat (kein geistiges Wohlergehen) oder wenn er eine Freundschaft beendet (kein soziales Wohlergehen).

Oder: Ein geliebter Mensch stirbt, man trauert. Laut der Definition der WHO ist man nun krank, weil man trauert (krank = nicht gesund).
Ich würde sagen: Wer nach so einem Verlust kein bisschen trauert, ist vielleicht krank! Die Trauer ist in diesem Fall gesund und ein Zeichen dafür, dass man den Tod eines anderen auf gesunde Art und Weise verarbeiten kann.

Es könnte sein, dass die WHO und die Pharmaindustrie eng zusammenarbeiten und einfach so viele Menschen wie möglich als "krank" abstempeln, um mehr Pillen verkaufen zu können und mehr Geld einzukassieren...

@Satansdrache

Kennst du den Film " Im Weltraum gibt es keine Gefühle " schau dir das mal. Eine gute Umsetzung um den Menschen zu zeigen was ein Asperger in der Normalen Welt fühlt.

IM WELTRAUM GIBT ES KEINE GEFÜHLE | Trailer [HD]

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@leseratte

Gibt es hier im Forum vielleicht den einen oder anderen unter euch, der unter diesem Syndrom "leidet"? Wie kommt ihr damit zurecht? Wie habt ihr gemerkt, was ihr seid? Oder kennt ihr jemanden aus eurem Freundes-oder Verwandtenkreis, der das hat?

Ich 'leide' unter diesem Syndrom.
Wie ich damit zurecht komme? - Gar nicht.
Wie ich es gemerkt habe? - Meine Mutter hat ein autistisches Kind betreut und hat viele Gemeinsamkeiten zu mir und diesen Kind festgestellt.
Jahrelang wurde ich Fehl diagnostiziert, da sich viele (nicht alle) Ärzte kaum mit dieser Krankheit auskennen.
Das Leben als Autist ist ein Leben auf der Suche nach Antworten.

Hallo
@kitthey

kitthey schrieb:Das Leben als Autist ist ein Leben auf der Suche nach Antworten.

Ich lese hier schon interessiert mit, auch wenn ich zu dem Thema nichts beisteuern kann. Aber könntest Du mir sagen nach welchen Antworten Du suchst?

BB

@BungaBunga

BungaBunga schrieb:Aber könntest Du mir sagen nach welchen Antworten Du suchst?

Das hört sich zwar komisch an, aber für alles. z.b warum bin ich existent. Warum handeln Menschen so. Warum sind Dinge selbstverständlich, Wieso bin ich anders, Wieso sind Menschen so wie sie sind, Warum sind Sachem verboten, wieso versteht mich keiner, warum ist blau blau, wieso mögen sich nicht alle Menschen etc.

Ich habe das Asperger-Syndrom. Das Asperger-Syndrom wurde vom Österreicher Hans Asperger entdeckt

@kitthey
Diese grundsätzlicheren Fragen haben viele Asperger. Uns Neurotypischen beschäftigen eigentlich nur soziale und gesellschaftspolitische Fragen, und seit ich weiß, was Asperger-Autismus und Neuodiversität ist, gibt es eine Art praktische Basic-Antwort auf alles: weil Menschen neurodivers sind !

@Evam
So eine Antwort reicht nichz man will immer alles wissen jedes Detail ist wichtiger als dir Frage ansich

@kitthey
Ja, das Problem haben viele Aspies. Man verliert oftmals den Blick für das große Ganze und verirrt sich in Details. Sei es beim Lernen oder bei der Arbeit.

@DoctorThrax

DoctorThrax schrieb:Man verliert oftmals den Blick für das große Ganze und verirrt sich in Details. Sei es beim Lernen oder bei der Arbeit.

Oder seine eigenen Gedanken.
In denen kann man sich auch verlieren, weil einen aufeinmal ganz viele andere Sachen einfallen oder man sich auf die ganzen Details konzentriert und irgend wann vergisst man woran man gedacht hat.

@kitthey
Wenn du dich ernsthaft für den Sinn des Lebens interessierst, dann rate ich dir dazu Arthur Schopenhauer zu lesen. Die Welt als Wille und Vorstellung. Ist zwar etwas kompliziert geschrieben aber es lohnt auf jeden Fall, sich mit Schopenhauer auseinander zu setzen.

@DoctorThrax
Ist das ein Buch für Asperger oder eins wo der Sinn des Lebens erklärt wird?
Worum geht es sich genau in den Buch?

@kitthey
Laba kein noch nie was von schopenhauer gehört?????? ow ow ow was für schule warst du? schopenhauer ist wohl der pessimistischste Philosoph den ich kenne! bzw hab ich auch nur eins von ihm gelesen (ich kann wenigstens was mit dem Namen anfangen) und hab festgestellt dass all meine bekannten, die psychisch iwie nen Knacks haben, alle schopenhauer Fan sind. Keine Ahnung ob Pessimismus richtige Wort ist, er ist halt negativ bzw aaaach kann ich nich erklären Google besser ma

@apart

apart schrieb:Laba kein noch nie was von schopenhauer gehört?????? ow ow ow was für schule warst du?

Ich gehe noch zur Schule und habe noch ein paar Jahre vor mir.
Vielleicht kommt er noch in Philosophie ran.
Ich werde mich aber mal über ihn informieren.

@apart
Schopenhauer ist kein Negativist,im Gegenteil,er ist ein Humanist reinsten Wassers.
Nietzsche ist der Negativist,er macht alle nieder,Frauen,Neger,Asiaten,Sozialisten,Arbeiter,Schwule...er hat nichts für Schwache übrig,die gehören ausgemerzt
Schopenhauer gesteht Menschen Unvollkommenheit zu und ist der Auffassung dieser Jetztzustand müsse nicht so bleiben,bei Nietzsche ist alles deterministisch und muss gekillt werden