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Waldorfschulen

1.263 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Waldorf ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Waldorfschulen

Waldorfschulen

28.12.2023 um 13:23
Zitat von ExWaldiExWaldi schrieb:Für mich ist diese Ambivalenz zwischen heimeliger Geborgenheit mit Mosgärtlein und Adventsspirale gegenüber der Weltfremdheit, Morbidität, und Gruselig-Surrealem ein Ausdruck meines jetzigen Bildes dieser Schulzeit in den ersten Jahren.
Du hast ja auch einen schönen grusigen Film über Dornach angefügt, Angar Martins, der auch einen tollen Blog betreibt, hat mit einigen Anderen das Buch "Endstation Dornach" geschriben, ich habe davon Auszüge und Rezensionen gelesen, werde es mir wohl doch noch bestellen. Da ist eine ähnliche Atmosphäre beschrieben, wie in dem Film. Es gibt auch einen Blog, der wohl von einem der Autoren, Felix Hau betrieben wird. Leider ist da seit 2015 nichts mehr dazugekommen, aber trotzdem interessant.
Der von Ansgar Martins ist aber nach wie vor noch aktiv.

Ansgar Martins ist übrigens auch so wie wir ExWaldi.

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Waldorfschulen

28.12.2023 um 14:40
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:Du hast ja auch einen schönen grusigen Film über Dornach angefügt
Gruselig war auch das Wort, das mir dazu eingefallen ist. Okay, da liegt schon eine dicke Patina auf dem Film. Dennoch: Einfach nur schaurig.


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Waldorfschulen

30.12.2023 um 09:34
Danke für die Tips. Ich werde sie mir mal anschauen.

Ich habe noch etwas Zeit für

TEIL II

Ich war also zu einem Fremdkörper geworden und verbrachte längere Teile des Unterrichts vor der Tür. Ich weiß noch, wie mein Klassenlehrer sorgenfaltig und nachdenklich bedeutungsschwanger zu mir in etwa sagte:

"Ich weiß ja garnicht, was ich mit dir noch machen soll, wenn du den ganzen Unterricht vor der Tür stehen musst. Wie soll das bloß weitergehen mit Dir."

Ein weiteres Ärgernis ergab sich noch im musischen Teil. Nach dem ich schon einige Zeit Blockflötenunterricht in der Musikschule genossen hatte, kam dann die Blockflöte in unsere Klasse.
Um uns nicht mit zuviel Tonmaterial zu belasten, bekamen wir merkwürdige Flöten der Firma Choroi - zusammen mit komisch riechendem Öl. Das besondere war, dass hier Terz und Septime fehlten. Es gab einfach kein Loch dafür; an den jeweiligen Stellen waren sie einfach glatt.
Vom Klang her kann ich die Entscheidung verstehen, weil sie sehr matt und hauchig klangen. Wer um den grausamen klang von 30 dilettantischen Blöckflötenkindern weiß, wird verstehen, warum dieser zarte Klang gewählt wurde.
Mir jedoch erschien diese Flöte als völlig unbrauchbar, weil entscheidende Leittöne fehlten und zudem ein Überblasen in die höhere Oktave damit nicht möglich war.
Bei ausgiebigen Versuchen diese Oktave durch scharfes Überblasen dennoch zu erreichen, während die anderen noch mühsam Finger sortiertern, gab es eine ordentliche Standpauke und wieder mal einen Rausschmiss.
Auch hier hatten meine Eltern mich in der realen Welt für den Geschmack der Waldis viel zu früh gefördert und letztere konnten mit dem pentatonischen Gehauche wieder keine Punkte bei mir machen.

Es gab aber auch schöne Dinge, die mir in Erinnerung sind. Natürlich war Atlantis irgendwie magisch und geheimnisvoll und hat mich glaube ich auch in den Bann gezogen. Grimms Märchen, die Bibelgeschichten, die Fabeln... Mein Lehrer hatte wahnsinnig gutes Schauspielerisches Talent. Er hat uns damit echt verzaubert. Ich habe das als positiv in Erinnerung. Einfach mal die letzten 20 Minuten der Stunde Kopp aufn Tisch und mitträumen.

Das Auquarellieren mit diesen entsetzlich stinkenden vergammelnden Pflanzenfarben war toll. Formenzeichen, Bilder malen. Später dann mehrstimmiger Gesang - sogar Flötenquartett. Das alles war schön und hat meine künstlerische Seite sehr gefördert.

Die albern scheinende Spracherziehung "Kopf pfiffig pfeifen aus Näpfen, napf-pfäffische Pferde hüpfen (oder so). Pflegend flüge hüpfend, pfärchen Pfirsiche Knüpfend... usw."
hat mir Spaß gemacht und ich behaupte, dass ich davon immernoch zehre.

Mein Lehrer war künstlerisch ein Universalgenie und hat uns tolle Lieder beigebracht. Auch später in Englisch, als es etwas komplexer wurde, hat er einen super Unterricht gemacht, was das auditive Lernen von Sprache angeht.

Ende der 5 Klasse etwa gab es eine Art Entwicklungssprung bei mir. Meine sozialen Fähigkeiten entwickelten sich und ich war für die handwerklichen Dinge stark zu begeistern. Hier wurde ich endlich mal gefordert, was - glaube ich meine Querulanz etwas zurückgehen lies.
Es begann ein neuer Abschnitt für mich und wie ich glaube im Laufe der Zeit auch für unsere Schule. Davon aber mehr im nächsten Teil.


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Waldorfschulen

30.12.2023 um 11:13
Zitat von ExWaldiExWaldi schrieb:Das Auquarellieren mit diesen entsetzlich stinkenden vergammelnden Pflanzenfarben war toll. Formenzeichen, Bilder malen. Später dann mehrstimmiger Gesang - sogar Flötenquartett. Das alles war schön und hat meine künstlerische Seite sehr gefördert.
Was allerdings kein Alleinstellungsmerkmal von Waldorf ist. Musik und Kunst, sowie bei entsprechender Neigung solche Projektgruppen, gab es sogar auf dem eher rigiden Gymnasium, auf dem ich war, und das hat sich wahrscheinlich auch. nicht geändert.


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Waldorfschulen

30.12.2023 um 15:14
Gibt es bestimmt, ja. Es gibt auch Gymnasien, die Schwerpunkt auf Kunst und Musik legen.


TEIL III

Aufgrund der Anforderungen im praktischen Unterricht, die mir häufig Freude machten, ging meine Rebellion nun langsam etwas zurück. Ich hatte zwar die ein- oder andere persönliche Fede mit unmöglichen teils versteinerten, teils gemäßigten, aber meist charakterlich miesen Lehrerinnen, aber meine Schlimme phase war nun im Ausklingen.

Dennoch war ich frustriert, da durch die Klassengröße und die heterogenität des Leistungsvermögens natürlich am untersten Level operiert wurde, was die Wissensvermittlung anging.
Meine Skepsis und teilweise auch Verachtung für die in meinen Augen verstrahlten Anthros blieb weiter erhalten, obwohl ich noch keinen blassen Schimmer davon hatte, wie abgehoben und weltfremd das Esotherik-Gebäude ist, das Steiner da erschaffen hat und das die Grundlage für die Pädagogik ist.

Trotz dieser Verachtung hatte ich auch das Gefühl an einer besonderen Schule zu sein, die gewisse Dinge anders angeht und dass manche Dinge sinnvoll und richtig waren. Es wurde uns ja teilweise auch begründet, warum dieser und jene Schritt zu einem anderen Zeitpunkt gelehrt wurden, als es die Regelschulen machten. Dies wurde aber nicht mit diesen Quatschbegründungen à la Ätherleib und so gemacht, sondern wurde pseudowissenschaftlich damit erklärt, dass für manche Dinge die Waldorflehrer eine andere Entwicklungsstufe als geeigneter sehen. Also zum Beispiel der Zeitpunkt der Einführung des Füllers oder der Beginn der Bruchrechnung.
Teilweise habe ich diese Erklärungen hingenommen, teilweise auch nicht.

Da ich aus einer spirituellen Familie komme, war es im Grundsatz für mich kein Problem (und ist es auch heute nicht), wenn spirituelle Themen angesprochen wurden. Das gab es in Religion und ich glaube auch im Haupttunterricht.
Da ging es schon mal um Wiedergeburt und dass die Seele beim schlafen den Körper verlässt und sowas. Der richtig verkorkste Steiner-Shit wurde uns aber meiner Erinnerung nach nicht oder nur sehr wenig gelehrt. Im Grunde habe ich schon von Haus aus einen pragmatischen Umgang mit spirituellen Themen mitbekommen. Bei uns zuhause waren ebenso erkenntnisse der Quantenphysik, Astronomie usw. Thema wie die Fragen der Wiedergeburt oder ob es Gott gibt und wenn ja, in welcher Form.

Mein Verhältnis zu diesem Bereich dieser Schule war immer ambivalent - das mulmige Gefühl, dass ich in Teil I beschrieben habe existierte wahrscheinlich latent und im Gegensatz dazu war ich in meiner eigenen Form der Agnostik durchaus in der Lage, gewisse Dinge aus dem Spiri-Bereich nicht von vornheirein abzulehnen.

Ich hatte vorhin beim Frust begonnen, den ich empfand, weil die interessanten Fächer quälend langsam vorangingen. Ich war irgendwann - vermutlich 6 Klasse - der Meinung, dass ich hier nichts oder nur unzureichend etwas lerne. Meine Eltern waren bereit, mich auf eine andere Schule zu schicken, als ich davon zuhause erzählt hatte.
Als ihre Bestrebungen dann konkreter wurden und sie häufiger nachfragten, ob ich wechseln wolle, rückte ein Wechsel in realistische Nähe.
Jetzt setzte aber ein Unbehagen bei mir ein, weil ich plötzlich feststellte, dass ich Schiss hatte, in der realen Welt zur Schule gehen zu müssen. Neue Freunde, neue Klassenkameraden, neues Umfeld usw. Und ich war auch schon so weit, dass ich wusste, dass die Zeit der Kuschelpädogik dann vorbei wäre und es unpersönlich und kalt werden würde.

Hier wird wieder die Ambivalenz deutlich: Einerseits unbehagen durch weltfremdes Eso-Steiner-eskes Gebahren und andererseits die schützende Hülle der Waldorfwelt, die auf ihre Weise Geborgenheit bot.

Wir entschieden schließlich, dass ich dort bleiben würde.

Kurz Offtopic: Hat jemand einen Link zu einem Steiner-Standard-Lehrplan, so dass ich mal cheken kann, ob ich meine Erinnerungen richtig sortiere?

Meine Eltern waren gut mit anderen vernetzt, teilweise auch privat und es formte sich entweder in der 6. oder 7. der Wunsch nach einer Leistungsdifferenzierung, weil es nicht nur mir so ging. Einige verließen die Schule, eine kehrte sogar wieder zurück - vermutlich war der Rückstand nicht aufzuholen oder die Außenwelt war zu brutal, weil man darauf nicht vorbereitet war.

Jedenfalls erkämpften meine Eltern eine Leistungsdifferenzierung in A und B Gruppe in Französisch, Englisch, Mathe und vielleicht noch mehr, genau weiß ich nicht, ob es noch andere Fächer gab.
Ich glaube, dass das nicht zur Waldorfnorm gehört und rechne das der Schule hoch an, dass sie sich überzeugen ließen.
Insgesamt setzte an unserer Schule ein Prozess ein, der ein Stück weit die Realitäten anerkannte.

Früher wurde z.B. eine Cola - also der Inbegriff der Sünde - sofort einkassiert und vermutlich vernichtet. Fußballspielen war immer Teufelswerk gewesen (hat Steiner wohl so verordnet). All das weichte auf. Wir hatten sogar eine Raucherecke, in der ich ab Ende der 7. immer anzutreffen war :)
Ein Lehrer der früher elektronische Medien abgelehnt hatte und der uns erzählt hatte, er würde nicht mal sein Autoradio benutzen, wurde eines Tages bei Mediamarkt gesichtet - bald darauf gabs bei ihm computergeschriebene Musiknoten.
Es gab mal bei einem Arbeitseinsatz Fertiggerichte übelster Sorte zum Mittag.
Als ich In der achten war, gabs ne Computer AG.
Monatsfeiern fanden praktisch nicht mehr statt.
Der Samstagsunterricht war bei uns schon abgeschafft worden, als ich in der zweiten oder dritten war.

Wir bekamen teilweise gute Lehrer in der Oberstufe. Meine Klassenbetreuerin war zwar total daneben und hat immer vom Erreichen der Inneren Stete gefaselt und war glaube ich ziemlich versteinert. Aber als Ausgleich kamen mehr und mehr coole Lehrer. Seiteneinsteiger. Ich vermute bei einigen, dass sie die Waldorfschule als Möglichkeit sahen, ihre teilweise unkonventionelle Art des Lehrens durchführen zu können. Teilweise gab es Lehrer, die sich zusammen mit uns über die Verstrahlten Lustig gemacht haben.

Eimal stand so ein Schrein im Eingangsbereich, den eine Lehreren da hingebastelt hatte. Ein Improvisierter Altar mit hindrapiertem Tuch, Kerze und ein Bild vom Herrn Doktor - zum Huldigen, oder was weiß ich... Vermutlich sein Todestag. Mit einem Lehrer haben wir uns darüber Lustig gemacht.


Im nächsten Teil schreibe ich noch über die Oberstufe, die auch nicht unbedingt problemfrei ablief, und komme dann irgendwann zum kritischen Fazit.


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Waldorfschulen

30.12.2023 um 15:29
Kleiner Einschub zum Thema "Bei unserer Schule war das nicht so".

Meine Beiträge hier stützen sich nur meine Erinnerungen. Und diese sind ja nicht vollständig. Deshalb kommt es in den letzen Tagen oft vor, dass ich bei einigen Aspekten erst diesen Reflex habe, zu sagen: "Krass, aber bei uns war das nicht so".

Dann fällt mir am nächsten Tag aber ein, dass es eben doch einen Vorgang oder Geschichte bei uns gab, die dem ähnelt. Ich hatte sie einfach nur vergessen.

Ich will damit sagen, dass es garnicht so einfach für mich ist, zu einem abschließenden Urteil zu kommen, wie krass versteinert die eigene Schule wirklich war, weil insbesondere die Erinnerungen aus den sehr frühen Jahren sehr blass sind.


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Waldorfschulen

02.01.2024 um 10:46
TEIL IV
Die Zeit der Oberstufe war bei mir geprägt von einem Wechsel zu mehr und mehr realitätsnahem Unterricht. Im Hinblick auf die Abschlüsse bleibt der Waldorfschule im Prinzip keine andere Möglichkeit, als sich mit der Schulzeit mehr und mehr den etablierten Lehrinhalten anzunähern.

Zusätzlich erlebten wir das volle Programm der handwerklichen Kurse und Praktika, die mir sehr viel gebracht haben. Im Rückblick würde ich sagen, dass auch hier der naturwissenschaftliche Bereich er eine untergeordnete Rolle gegenüber Kunst und Kultur spielten. Ich hatte das Glück, dass der Großteil meiner Lehrer eher zu denen gehörten, die die Waldorfschule als Mittel zum Zweck benutzten, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen.
Wirklich ausgewiesene Anthroposophen hab ihr nur in einer Lehrerperson erfahren, die auch heute noch pädagogische Texte veröffentlicht.

Interessanterweise gab es einen Gründungslehrer, der sich mehrmals leicht abschätzig über die Antroposophen äußerte. Dies tat er aber nur ein leiser subtiler Ironie.

Je mehr es auf das Abitur zuging, desto mehr merkte man, das der Schwerpunkt der Lehrinhalte über den gesamten Zeitraum meiner Schulzeit sehr stark auf den künstlerischen Aspekt ausgerichtet gewesen war, und zu wenig auf die Realität eines Abiturs vorbereitet hatte. Da ich ein Leistungsstarker Schüler war, konnte ich das Abi nicht wegen sondern trotz Waldi-Ausbildung bestehen.

Fazit
Ich würde meine Schule als eine der fortschrittlicheren beschreiben, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ich sie verlassen hatte. Was da heute passiert, weiß ich nicht - so gut wie alle Lehrer, die ich noch kannte sind inzwischen nicht mehr da.

Ich habe einige der Esotherikspinnereien als Unterrichtsfach gehabt: Atlantis, die Rassentheorie, die Menschenkunde mit dem Menschen als Krone der Schöpfung, ein geozentrisches Weltbild, Theorien über Reinkarnation und Seelen. Ich weiß nicht, was noch alles dazuzählt, ich vermute allerdings, es wird mehr sein, weil ich öfters Dinge in den Berichten Anderer wiedererkenne.

Ich kann zwar heute noch das Lied der 7er Reihe singen, aber wenn mich jemand fragt: "Was ist sieben mal Acht?" muss ich erstmal etwas überlegen. Auf mein späteres Ingenieursstudium hat mich diese Schule null vorbereitet. Dafür bin ich gut in Singen und Klatschen. Auch der Eurythmiueabschluss hat wertvolle Zeit gekostet, die ich mit dem Gehampel verbrachte, anstatt mich auf den richtigen Abschluss vorzubereiten.

Die Waldorfschule ist ein System, das ganz klar andere Schwerpunkte in den Lehrinhalten setzt. Das ist prinzipiell erstmal in Ordnung, solange es transpararent geschieht. Dazu gehört für mich auch das klare Bekenntnis zur Anthroposophie und diesem höchst verschwurbeltem Esotherikgebäude auf dem die Pädagogik fußt. Das tun Waldorfschulen im allgemeinen nicht, was ich hier ganz deutlich herausstellen will.

Man muss die Frage aufwerfen, wieviel abweichende Inhalte, die zum Anthroposophischen Weltbild gehören den Kindern ungefragt vermittelt werden, noch im Rahmen des Vertretbaren sind. Diese Frage sollte ein wichtiges Entscheidungskriterium sein, wenn Eltern sich für diese Schulform entscheiden.

Diese Frage kann meiner Ansicht nach nicht ausreichend beantwortet werden, weil die Schulen, die wahren Inhalte verschleiern und alles in wohlfeile weltliche Formulierungen verpacken. Diese Intranspararenz ist auch absolut nötig, denn wenn sie wirklich offen damit umgehen würden, dass ein durchgeknallter und gescheiterter Philosoph Erkenntnisse aus höheren Welten als Grundlage nicht nur für die Pädagogik, sondern das gesamte Weltbild der Anthros ist, würden sie sich der Lächerlichkeit preisgeben und das wissen sie.

Des weiteren ist ihr Claim, jedes Kind höchst individuell zu fördern in vielen Fällen nicht haltbar. Wenn ein Lehrer psychologische Diagnosen auf der Basis von Temperamenten, Reinkarnation oder was weiß ich stellt und dabei einen Allwissenheitsanspruch erhebt, der sich aus den Lehren Steiners ergibt, ist das höchst problematisch und alles andere als individuelle Förderung.
Wenn Kinder sich zu früh fürs Lesen interessieren, wird dies unterdrückt, weil es nicht ins Schema passt. Das ist keine Individuelle Förderung!

Zudem ist die pädagogische Forschung über 100 Jahre weiter als Steiners ausgedachte Thesen und wird häufig komplett ignoriert. Die Schule ist gefangen in den unumstößlichen Grundsätzen des Gurus. Sie kann sich davon niemals vollständig lösen, denn dann wären sie keine Waldorfschulen mehr.

Zum Abschluss kann ich sagen, dass man es als legitim ansehen kann, seine Kinder auf eine Schule zu schicken, die teilweise fragwürdige Inhalte vermittelt. Das ist aber nur dann legitim, wenn die Schule transparent ist, in dem was sie lehren.


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 11:41
Zitat von ExWaldiExWaldi schrieb:Des weiteren ist ihr Claim, jedes Kind höchst individuell zu fördern in vielen Fällen nicht haltbar. Wenn ein Lehrer psychologische Diagnosen auf der Basis von Temperamenten, Reinkarnation oder was weiß ich stellt und dabei einen Allwissenheitsanspruch erhebt, der sich aus den Lehren Steiners ergibt, ist das höchst problematisch und alles andere als individuelle Förderung.
Wenn Kinder sich zu früh fürs Lesen interessieren, wird dies unterdrückt, weil es nicht ins Schema passt. Das ist keine Individuelle Förderung
Individuelle Förderung ist eine Mogelpackung:
Grenzen von Kunst und individueller Förderung in Steiners Pädagogik (Beitrag von Wurstsaten)


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 12:32
Wennn eine Schule sich noch so fortschrittlich präsentiert und vielleicht auch viele liberale Anthroposophen oder gar Seiteneinsteiger vor allem in der Oberstufe besitzt, so kann sie sich wahrscheinlich nicht von gewissen Grundfesten der Waldorfpädagogik distanzieren, wenn sie weiter Teil des Frenchise sein wollen.

Meine Schule, die ich zumindest in der Oberstufe in einem Wandel hin zur Realität erlebt habe, und von der ich glaube, dass dieser moderne Geist auch weiterhin lebt, bekennt sich auf iherer Homepage ganz klar zur Waldorfpädagogik und zu Steiner, vermeidet aber das Wort Anthroposophie vermutlich wohlweislich. Genauso bekennt sie sich aber auch zur Menschenkunde.

Das ist inkonsequent und intransparent, denn die Anthroposophie ist nicht ohne weiteres einfach von den anderen Begriffen zu trennen.

Und falls sie immernoch unter Beachtung der Menschenkunde in der Unterstufe unterrichten, dann besteht die Möglichkeit, dass die Kinder von Atlantis und der Rassentheorie hören und eventuell ihr "zu früher" Wunsch nach dem Lesen und Schreiben unterdrückt wird.

Das Dilemma kann selbst die fortschrittlichste Waldorfschule nicht auflösen.

Waldorfpädagogik ist Steiner, ist Anthroposophie. Wer anderes tut und behauptet, wird wohl aus dem Bund der Waldorfschulen austreten müssen, vermute ich.


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 16:58
Zitat von ExWaldiExWaldi schrieb:Waldorfpädagogik ist Steiner, ist Anthroposophie. Wer anderes tut und behauptet, wird wohl aus dem Bund der Waldorfschulen austreten müssen, vermute ich.
Wahrscheinlich reicht das auch nicht aus, sondern muss anders organisiert werden, Waldorfschule ohne Steiner ist substanzlos. Wenn jemand möchte, dass seine Kinder anthroposophisch erzogen werden, dann ist das im Rahmen der Religionsfreiheit in Ordnung. Es ist natürlich zwischen Religionsfreiheit und Kindeswohl abzuwägen, bei den Schulen der »Zwölf Stammen«, einer fundamentalistischen Freikirche war das nicht der Fall, deswegen wurde denen die Schulgenehmigung entzogen
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb am 07.05.2023:Die der Waldorfpädagogik zugrundeliegende Anthroposophie ist von ihrem Ursprung her eine esoterische Weltanschauung mit einem stark religiösen Charakter.
Die von Rudolf Steiner entwickelten Theorien und Praktiken basieren auf spirituellen Erkenntnissen, die nicht empirisch überprüfbar sind und somit nicht wissenschaftlich belegt werden können.

Die Versuche einiger Anthroposophen, Steiners Theorien in eine wissenschaftliche Sprache zu übersetzen und damit eine wissenschaftliche Legitimität zu verleihen, sind umstritten und stehen im Widerspruch zu den grundlegenden Annahmen der Wissenschaftlichkeit.
Daher sollten Waldorfschulen, die auf anthroposophischen Grundlagen basieren, als anthroposophische Bekenntnisschulen definiert werden, um eine klare Trennung zwischen religiösen Überzeugungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gewährleisten.
Anthroposophische Bekenntnisschule (Beitrag von Wurstsaten)


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 20:53
Deinen Beitrag zur Bekenntnisschule entspricht ziemlich meiner Meinung. Nur so - mit einer klaren Definition - kann einerseits eine Schulform der Bekenntnisschule geschaffen werden und mit einer klaren Trennung andererseits daneben auch eine ganz neue Form, die sich ganz klar von der Anthroposophie abtrennen könnte.

Kurzer Einschub
Bei mir persönlich war es mit ca. 25 Jahren so, dass ich durch Zufall auf den Film "Recherchen auf dem Anthroposophenhügel" gestoßen bin und geradezu erschüttert war, auf welchem unglaublich verschwurbelten, verquasten und völlig willkürlich dahergeredetem Unsinn Steiners das ganze Gebäude der Waldorfpädagogik aufgebaut ist. Uns war das ja nie bis auf den Ursprung erläutert worden. Uns wurde ein Bild vermittelt, dass man stark verkürtz in etwa so zusammenfassen könnte:

* Wir Waldis sind künstlerisch geförderte Menschen, die eine ganzheitliche Bildung erfahren und deshalb gewissermaßen als ausgeglichenere Menschen auf die Welt vorbereitet wurden und die alles erreichen können, weil wir mit Kopf, Herz und Hand gelernt haben.

* Rudolf Steiner war ein weiser Mann, der eine Pädagogik entwickelt hat, die den ganzen Menschen in den Vordergrund stellt.

* Die Erzählungen von Elfen, Zwergen usw. sind kindgerecht und entsprechen der Phantasie in dem entsprechenden Alter. Sie werden ja später auch nicht mehr gelehrt.

* Wir sind besondere, offene Menschen, die Nett zueinander sind und eine pluralistische Gesellschaft leben wollen... usw.

Als sich nach einiger weiterer Recherche nach dem Film nach und nach das ganze Esotherikgebäude vor mir auftat, war ich nicht nur erschüttert, sondern auch empört, das uns das alles verschwiegen wurde. Na klar, wussten wir, dass ein Teil der Schule und der Waldis ziemliche Esos waren, aber dass das ganze so tiefgehen in unhaltbare Phantastereien eines Quacksalbers verstrickt war, wussten wir nicht.
Einschub ende

Diese Intransparenz sollte aufgehoben werden. Das wäre dann die Bekenntnisschule, von der du geschrieben hast. Damit hätte ich kein Problem, wenn jeder weiß, worauf er sich einlässt.

Was aber ist mit dem Rest der positiven Auswirkungen der Waldorfpädagogik? Wie könnte man diese in echte wissenschaftliche Forschung integrieren und eventuell in eine Zeitgemäße Pädagogik integrieren?

Was im Moment passiert, wenn man auf die Alanus-Uni und die Uni in Witten schaut, riecht für mich sehr stark nach science washing. Es wird weiterhin keine scharfe Trennung zu den esotherischen Inhalten geschaffen und dann mit zweifelhaften Methodiken versucht, Studien so hinzubiegen, dass gewünschte Ergebnisse mit minimaler Signifikanz erzeugt werden.

Das passt für mich nicht zu den Aussagen der Anthroposophen, dass Zusammenhänge der geistigen Welt nicht mit materialistisch wissenschaftlichen Methoden bewiesen werden können.

Wenn man Steiner weiter als Guru erhebt und z.B. die Reinkarnation nimmt um daran zu "erforschen", wie man den Menschen ganzheitlich betrachten könnte und dabei einfach die problematischen Dinge, wie die karmische Schuld weglässt, hat man sich willkürlich etwas herausgepickt, das erstmal harmlos erscheint, um in etwa zu argumentieren:

"Wenn eine Erkenntnis spirituell erlangt wurde, kann man sie ja in die Welt der heutigen Wissenschaft transferieren und in ein weltliches Verständnis übertragen"

Das würde bedeuten, dass man ganze Konzepte von Steiner erstens uminterpretieren würde und zweitens wahrscheinlich sehr sehr häufig die unappetitlichen Teilaspekte, die gar zu verschwurbelt sind einfach weglassen müsste.

Was bleibt dann noch von der Anthroposophie? Wahrscheinlich würde das tatsächlich sehr substanzlos.

Dann lieber ehrlich und hart einen Cut machen und sich zunächst komplett distanzieren und die GESAMTE Lehre erstmal über Bord werfen. Anschließend könnte man bewusst und transparent einen Teilaspekt herausnehmen, was jetzt legitimer wäre, als das jetzige science washing.

Z.B. pickt man sich den Ätherleibquatsch im Bezug aufs Schreibenlernen raus und untersucht methodisch korrekt, wann welche Kinder welche Abstraktionsebene im Schreiblernprozess wie erfolgreich meistern.

Das wäre wohl echte Wissenschaft und wird vermutlich auch schon gemacht, und ich bin mir sicher, dass gewisse Teilaspekte von Steiners Pädagogik da garnicht mal so schlecht abschneiden würden. Vermutlich wird sowas auch schon gemacht.

Aber wenn Anthroposophen nur so tun, als würden sie Wissenschaft betreiben, weil sie verhindern wollen, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, hat das mit ernsthafter Forschung vermutlich eher weniger zu tun, sondern sie hören einfach die Einschläge näher kommen und versuchen irgendwie die Kuh vom Eis zu bekommen.
Hier ein Skandälchen, dort ein bedauerlicher Einzelfall, Rechte, Coronaleugner usw. und so fort.

Ich denke, die Anthroposophie wird dieses Dilemma nicht auflösen können. Nur Nicht-Anthroposophen, oder solche, die einen harten Cut ziehen, könnten ansatzweise die Teilaspekte aus den Anwendungsfeldern wie Medizin, Landwirtschaft und Pädagogik zur betrachtung heranziehen, die einer ernsthaften Untersuchung auf Evidenz Wert sind.


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 21:32
Zitat von ExWaldiExWaldi schrieb:Was im Moment passiert, wenn man auf die Alanus-Uni und die Uni in Witten schaut, riecht für mich sehr stark nach science washing. Es wird weiterhin keine scharfe Trennung zu den esotherischen Inhalten geschaffen und dann mit zweifelhaften Methodiken versucht, Studien so hinzubiegen, dass gewünschte Ergebnisse mit minimaler Signifikanz erzeugt werden.
Die Akademisierung der Anthroposophie ist ein perfider Plan, der so ab 2011 Gestalt angenommen hat und von echten Koniferen, wie Michaela Glöckler initiiert wurde. Diese Dame hat in ihrem Buch Kindersprechstunde auch krasse Anleitungen zur Kindesmisshandlung gegeben.
Zitat von ExWaldiExWaldi schrieb:Z.B. pickt man sich den Ätherleibquatsch im Bezug aufs Schreibenlernen raus und untersucht methodisch korrekt, wann welche Kinder welche Abstraktionsebene im Schreiblernprozess wie erfolgreich meistern.
Das ist von der individuellen Entwicklung des Kindes und nicht von irgendwelchen kosmischen Rhythmen abhängig. Steiner hat sich vielleicht an dem statistischen Mittel orientiert, das zus seiner Zeit bei Kindern vorlag, und weil das so gut mit seiner Kosmologie zusammenpasste, daraus ein Gesetz abgeleitet. Ein Statistiker steht mit einem Bein im Schnee und dem Anderen im heißen Wasser und konstatiert: im Mittel angenehme Temperaturen.

Ich glaube nicht, dass man das noch weiter untersuchen muss, denn das ist schon gründlich erforscht, es gibt Überflieger, die können mit vier bereits lesen und es gibt Spätzünder, die kommen erst mit acht in die Pötte.


Ich denke nicht, dass man da noch irgendetwas rausholen kann, das ist einfach zu Irrational.


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 21:35
Also ich bin @ExWaldi sehr sehr dankbar für die sehr reflektierten insider Berichte und die ganzen super ausführlichen Erläuterungen aus dem Waldorf Leben.

War nie selbst auf einer Waldorfschule, habe auch nicht vor meine Kinder dorthin zu schicken und habe wenige, bis garkeine Vorurteile, oder auch nur negativen Gedanken eigentlich.

Aber ich habe in den letzten Jahrzehnten immer.mal wieder Kontakt zu WaldorfschülerInnen gehabt und auch so meine Beobachtungen gemacht.

Ich hätte da einige Fragen:

1. Darf man wirklich keine Cola, keinen Energietrink und auch keinen Alkohol trinken?

2. Stimmt es, das man regelmäßig mithelfen muss, auch am Wochenende, die Schule zu putzen?

Grundsätzlich habe ich als ahnungsloser 0815 Bürger eigentlich nie negative vibes bei dem Gedanken an die Waldorfschule gehabt, bis Corona mich ins Krübeln gebracht hat,.weil ich immer wieder Hinweise hatte, dass bei den Waldorfschulen tendenziell mehr Leugner zu verorten waren und Esoteriker generell in der Zeit auffällig ausozial waren in Bezug auf Einhaltung der Regeln bzw Corona Leugnung und Wissenschafts Leugnung.

Positiv als Fremdem hatte ich immer den Bereich "Landschaftsbau" im Gefühl, weil dieser Bereich auf den normalen Schulen aus meiner Sicht tatsächlich quasi nicht existiert und ich den Bereich für Heranwachsende sehr wichtig finde.

Gleichzeitig auch die dreiwöchigen!!! Praktika in diesem Bereich.

0815 Schulen bieten gerade mal ein einwöchiges Praktikum an, maximal zwei Wochen und dann ohne im Praktikumsbetrieb wohnen zu müssen/dürfen.

Da können sich die anderen Schulen wirklich eine Scheibe abschneiden, meiner Meinung nach.


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 21:44
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:h glaube nicht, dass man das noch weiter untersuchen muss, denn das ist schon gründlich erforscht, es gibt Überflieger, die können mit vier bereits lesen und es gibt Spätzünder, die kommen erst mit acht in die Pötte.
Das war auch nur als Beispiel gemeint, wie man mit einem klaren Wissenschaftsanspruch an bestimmte Aspekte herangehen könnte. Die genaue Beurteilung maße ich mir da garnicht an, weil ich ja nicht vom Fach bin.


Vermutlich wissen die Vertreter der Anthroposophie, dass das meiste sich wahrscheinlich entweder einer Untersuchbarkeit entzieht, oder bei methodisch korrektem Vorgehen keine oder nur unzureichende Evidenz ergeben würde.

Manche Argumentieren ja auch offen, dass das nicht so einfach ist, bzw stellenweise nicht möglich, da das nicht ins dualistische Weltbild von Objekt und Subjekt passt:

https://www.erziehungskunst.de/artikel/anthroposophie-in-der-kritik
Zitat von ForesterForester schrieb:Ich hätte da einige Fragen:
1. Cola: Wir durften es in der Anfangszeit nicht. Süßigkeiten und Softdrinks wurden einkassiert (was ich total verstehen kann. Überzuckerte 9 Jährige sind der Horror) Später hat sich das aufgeweicht. Energy gab es bei uns noch nicht. Und Alkohol darf man glaube ich in keiner Schule trinken, was ich ebenfalls richtig finde.

2. An unserer Schule mussten die Eltern ein paar Stunden im Monat leisten, vertraglich festgelegt. Man konnte sich auch freikaufen. Es ging da um Bauarbeiten oder Renovierungen, Klassenraum streichen etc.
Ja, das gehört bei vielen Schulen zum Konzept.
Zitat von ForesterForester schrieb:Da können sich die anderen Schulen wirklich eine Scheibe abschneiden, meiner Meinung nach.
Ich bin bei aller Kritik auch der Meinung, dass zumindest bei mir einige Aspekte positive Auswirkungen hatten/haben. Insbesondere die praktischen Dinge.


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 22:39
Meine Frage zu Energy, Cola und Alkohol war nicht auf die Schule sondern auf das Privatleben, also zu hause bezogen.

Und das vor dem Hintergrund der antroposophischen Lehre.

Kann das sein, oder ist das in meinem Bekanntenkreis nur eine persönliche Auslegung?

Gibt es irgendwelche Einschränkungen im Bereich der erlaubten Musik, die man privat konsumiert?

Wie sieht es mit der Sexualität aus?
Gibt es da Einschränkungen?
Zitat von ExWaldiExWaldi schrieb:Ich bin bei aller Kritik auch der Meinung, dass zumindest bei mir einige Aspekte positive Auswirkungen hatten/haben. Insbesondere die praktischen Dinge.
Das kann ich mir absolut gut vorstellen und dafür braucht man auch kein Wissenschaftler zu sein, dass praxisorientierte Inhalte gut für die Entwicklung und das Leben sind. In meinem Umfeld sind mir ganz besonders positiv die dreiwöchigen Praktika im Bereich/Fach Landschaftsbau aufgefallen.

Da müssen die Schülerinnen in der neunten drei Wochen auf einen Bio Bauernhof/Betrieb wohnen, mitarbeiten und lernen so den kompletten Arbeitsaltag kennen unter Beachtung der gesetzlichen maximal Arbeitszeiten.

Bei aller (berechtigten) Kritik an dem Konzept Waldorfschule ist das aus Sicht einer "normalen" Schule und eines engagieren Elternteiles ein Traum, weil vielen Jugendlichen so eine Erfahrung nicht zu Teil wird und egal welche Philosophie die Eltern oder die Schule vertreten, lernt man so eine fremde Familie kennen, die ihre eigene Philosophie hat

Eine sehr wertvolle Erfahrung aus meiner Sicht, ganz besonders auch das dort Wohnen und Leben.


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 23:04
Zitat von ForesterForester schrieb:Meine Frage zu Energy, Cola und Alkohol war nicht auf die Schule sondern auf das Privatleben, also zu hause bezogen.

Und das vor dem Hintergrund der antroposophischen Lehre.

Kann das sein, oder ist das in meinem Bekanntenkreis nur eine persönliche Auslegung?
In der Anthroposophie ist grundsätzlich alles verboten, was Spaß macht, am besten du trinkst nur »rote Rübensaft« und ernährst dich von eingeweichten Körnern.
Es wird allerdings bei den Anthros viel Wasser gepredigt und Wein getrunken
Zitat von ForesterForester schrieb:Gibt es irgendwelche Einschränkungen im Bereich der erlaubten Musik, die man privat konsumiert?
Elektrische Gitarre geht gar nicht, als wir mal Satisfaction von den Stones in die Lautsprecheranlage, die für den Pausengong verwendet wurde, eingespielt haben, habe einige Anthros fast epileptische Anfälle bekommen.
Zitat von ForesterForester schrieb:
Wie sieht es mit der Sexualität aus?
Gibt es da Einschränkungen?
Sex ist nur erlaubt, wenn sich das »Ich« entwickelt hat, also mit 21, siehe Hüllenanthropologie


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Waldorfschulen

03.01.2024 um 23:45
Zitat von ForesterForester schrieb:Da müssen die Schülerinnen in der neunten drei Wochen auf einen Bio Bauernhof/Betrieb wohnen, mitarbeiten und lernen so den kompletten Arbeitsaltag kennen unter Beachtung der gesetzlichen maximal Arbeitszeiten.
Ja, aber das kann auch ganz schnell ins Auge gehen:
Als Vorbereitung auf das Landwirtschaftspraktikums gab es eine Unterweisung in biologisch-dynamischer Landwirtschaft, u.a. über biologisch-dynamische Präparate und den astrologischen Firlefanz.
Mehrere Tage hat Herr L. auch über den Mondknoten und die Wirkung auf das Schicksal hinsichtlich Krebs, Unfälle, Mord und Totschlag referiert.
Ich und einige Andere wurden gegen Ende dieser Veranstaltung wegen unserer kritischen Einstellung ausgeschlossen; Sabine hatte die Unterweisung mit mit dem Satz »Herr Doktor, ich hab einen Mondknoten in der Brust« veralbert.
Mir und einigen anderen war die Sache wegen dem merkwürdigen Zeugs welches Herr L. erzählt hat sehr suspekt und wir wollten auch nicht, dass er den Hof aussucht, wo wir hinfahren sollten.
Letztendlich hat er sich aber wohl bei unserem Klassenbetreuer durchgesetzt.

Zu dem Landwirtschaftspraktikum bin ich dann wegen einer Familienfeier ein paar Tage später nachgereist.
Als ich dort ankam waren meine Klassenkameraden ziemlich traumatisiert und wollten mir nicht erzählen was passiert ist.
Was da im Einzelnen genau passiert ist kann ich selbst nach 35 Jahren nicht aus meinen Mitschülern herausbekommen.
Soweit mir berichtet wurde, hat der Bauer verendetes Jungvieh auf dem Acker vergraben lassen, und der musste das, nachdem die Kreisveterinärbehörde davon Wind bekommen hat, wieder ausgegraben und bei der Tierkörperbeseitigung entsorgen.
Gleichzeitig sind einige Mitschüler an Meningokokken erkrankt, eine Mitschülerin sogar akut lebensbedrohlich, die Lehrer und der Bauer haben wohl zu lange mit Globuli und Wadenwickeln rumgehampelt. Der Krankenwagen wurde wohl nur auf Druck der Mitschüler:innen gerufen.
Ob der Vorfall mit dem verendeten Vieh damit im Zusammenhang stand ist mir nicht bekannt.
Das Vertrauensverhältnis meiner Klasse zu unseren Lehrern war auf jeden Fall nachhaltig gestört und der Bauer hat sich auch fast nicht mehr blicken lassen.
An meinem ersten Abend hat Markus die Tür des Lehrerschlafzimmers mit einem Besen blockiert, das gab ein großes Geschrei, Herr B. hat mich dann gebeten, die Tür wieder freizugeben, ich sagte ihm, dass ich damit nichts zu tun hätte und den Hintergrund dieser Aktion nicht kenne, er solle jemanden anderen bitten der da involviert war.
Dann wandte sich Herr B. wieder an mich und da niemand Einwände erhob, hab ich ihn dann raus gelassen.
Ich rechnete mit einem fulminanten Anschiss aber den hat er sich wohl mit gutem Grund verkniffen.
Die angerührten Präparate haben wir aus den Spritzen gekippt und auf dem Acker nur so getan, als würden wir mühsam schleppen.
Auf dem Hof lebten zwei geistig Behinderte, die gerne Fußball spielten, das war insofern nicht ungefährlich, weil die auch beim Fußballspiel Holzschuhe trugen.
Kuddel wollte eine richtige Bombe hämmern, leider ist der Holzschuh mit geflogen, und in einer Fensterscheibe gelandet.
Natürlich gab es als Verpflegung Biokörnerbriketts, die Frau G. in ihrem Brotkrematorium liebevoll gebrannt hatte.
Das und die Unsauberkeit der Unterkunft war das einzige, was ich an Dingen, die eine allgemeine Unzufriedenheit ausgelöst haben, selbst mitbekommen habe.
Der Bauer und der Gartenbaulehrer sollen wohl haarsträubendes Zeugs erzählt haben aber was das inhaltlich war, wollte mir niemand erzählen.
Herrn L. habe ich richtig übel genommen, dass er uns auf diesen Seuchenhof geschleppt hat.
Quelle: Meine Erinnerungen, die ich aufgescrieben habe


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Waldorfschulen

04.01.2024 um 13:18
@Wurstsaten
OK, danke für die Informationen.

Hinsichtlich des dreiwöchigen Praktikums mit Wohnen auf dem Bauernhof, habe ich aber mitbekommen, dass der Landwirtschaftsbetrieb bei uns "nur" Bio sein muss, also die Familie ist nicht zwingend "versteinert" oder antroposophisch.

Die Schülerin oder der Schüler der Waldorfschule bekommt also unter Umständen mit, wie es sich in einer weltlichen Familie lebt und das drei Wochen Tag und Nacht.
Zitat von WurstsatenWurstsaten schrieb:In der Anthroposophie ist grundsätzlich alles verboten, was Spaß macht, am besten du trinkst nur »rote Rübensaft« und ernährst dich von eingeweichten Körnern.
Es wird allerdings bei den Anthros viel Wasser gepredigt und Wein getrunken
Das bestätigt meine Wahrnehmung von WaldorfschülerInnen im privaten Umfeld.
Die trinken keine Cola, keinen Energy, absolut keinen Alkohol und behaupten mit gegenüber KEINE Musik zu hören.

Das hatte mich irritiert und auf den Gedanken gebracht, dass alles was irgendwie mit Freude oder Feiern zu tun hat abgelehnt wird. Ich hatte da schon den Verdacht, dass die vielleicht auch im Bereich der Zeugen Jehovas beheimatet sind, aber als ich dann erfahren habe, dass die zum teil auch homosexuell sind, war ich natürlich am Zweifeln ob das mit Waldorfschule etc zu tun haben kann😬

Du bestätigst mich aber, dass es tatsächlich wohl an der Steiner Philosophie liegt oder liegen kann.

Wie sieht es denn mit der Homosexualität aus? Ist das unerwünscht bei den Waldis?


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Waldorfschulen

04.01.2024 um 13:45
Zitat von ForesterForester schrieb:Darf man wirklich keine Cola, keinen Energietrink und auch keinen Alkohol trinken?
Mein Kind geht aktuell auf solch eine Schule, also können sich Erfahrungsberichte von Anderen von früher von meinen unterscheiden.. wie das halt nunmal so ist, denn in 30 Jahren entwickelt sich einiges weiter. Manchmal sogar sichtlich innerhalb eines Jahrzehntes.

Zu deiner Frage: während der Schule ist Alkohol natürlich verboten und die Frage stellt sich für mein 10-jähriges Kind auch nicht oder meinst du das auf die Eltern bezogen?

Mal abgesehen davon, dass das sehr übergriffig wäre, habe ich davon noch nie etwas gehört.

Meine Tochter darf am Wochenende oder in den Ferien immer mal wieder Cola trinken- wir sind da schulisch null eingeschränkt.
Zitat von ForesterForester schrieb:Stimmt es, das man regelmäßig mithelfen muss, auch am Wochenende, die Schule zu putzen?
Keine Waldorfschule ist wie die Andere. An unserer Schule musste noch nie jemand wochenends putzen kommen.


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Waldorfschulen

04.01.2024 um 13:49
Zitat von ForesterForester schrieb:Gibt es irgendwelche Einschränkungen im Bereich der erlaubten Musik, die man privat konsumiert?
Also bei uns läuft sehr oft Metal und meine Tochter, die zum letzten Geburtstag eine Anlage geschenkt bekommen hat, hört Billie Eilish und auch andere aktuelle Sachen, die zum Beispiel im Radio laufen.
Musik ist prinzipiell in unserer Familie ein hohes Gut, da ihr Vater hobbymäßig in einigen Bands spielt und sie auch ab und an bei Konzerten dabei ist (solange es der Jugendschutz zulässt).
Er hat der Schule auch letztens sein altes Schlagzeug geschenkt.


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