Zurück aus dem Ausland: wie fühlt sich die Heimat an?

Weiss ja nicht, wer von Euch schonmal eine laengere Zeit im Ausland gewesen ist. Ich war es etwa 1.5 Jahre bislang und hab so ein paar Feststellungen gemacht, seitdem ich fuer ein paar Wochen wieder hier bin.

Zuerst mal kommt mir hier alles ein wenig langweilig vor, alles ist geregelt, alles braucht keine weitere Herausforderung. So weit so schoen - doch eben langweilig und einschlaefernd. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich mom. hier in der Provinz bin wo eh die meisten Menschen ein recht behuetetes Leben fuehren.

Weiterhin hab ich fest gestellt, dass mein Umgang mit den Leuten etwas aggressiver bzw. nachdruecklicher geworden ist, was bisweilen auf Unverstaendnis stoesst so dass ich den Eindruck habe, es vorwiegend mit "Weicheiern" zu tun zu haben. Mir kommt es so vor, als wuerden alle versuchen, bloss nirgends anzuecken.

Zu guter Letzt hab ich natuerlich viele meiner frueheren Bekannten hier "verloren". OK, das Leben geht nunmal weiter und die Lebensmittelpunkte verschieben sich fuer jeden Einzelnen. Doch seltsam ist es schon vom Gefuehl her.

Wer von Euch war denn mal laengere Zeit "draussen" und welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Waren die Erfahrungen fuer Euch ein Grund, wieder ins Ausland zu gehen oder dann doch hier zu bleiben?

Weiterhin hab ich fest gestellt, dass mein Umgang mit den Leuten etwas aggressiver bzw. nachdruecklicher geworden ist

Warum ???
Wo warst du den im Ausland wo so mit seinen Mitmenschen umgegangen wird ?

@Lamm
Ich habe geschrieben "etwas aggressiver", nicht das ich staendig am rumschreien oder aehnliches bin. Ist also ein Vergleich von hier zu dort...habe nur den Eindruck, dass hier kaum einer mehr Rueckgrat hat und seine Position verteidigt, quasi Verantwortung fuer sein Handeln uebernimmt und dieses auch durchsetzt. Stattdessen lieber den Kopf einziehen und sich nichts trauen und/oder nicht wirklich aus sich herauskommen.

So in etwa mein ich das...vielleicht etwas unverstaendlich ausgedrueckt.

hm sind die Menschen wirklich so verschieden? Im Regelfall dauert es immer ca. ein halbes bis 1 Jahr bis man sich wieder eingewöhnt. Es ist immer ein komisches Gefühl abzubrechen und neue anzufangen....man fühlt sich ein wenig verloren...schliesslich hinterlässt man einen Platz der Geborgenheit. Daher siehst du es wahrscheinlich aus diesem Blickwinkel. Etwas negativ, gib dir ein wenig Zeit....das wird schon:)!

Naja...nach einer Woche kann man auch noch nicht soviel sagen. Brauchte erstmal ein paar Tage, um runterzukommen. Momentan frage ich mich, ob ich hier neu anfangen will.

@herati
Du musst dir auch anschauen was sich Wirtschaftlich, politisch etc. während deiner Abwesenheit verändert hatt. Und du kannst deinen Bekannten nicht übel nehmen, das sie gewisse Erfahrungen zu einer gewissen Lebensweise geführt haben.

Aber der wahre Kern bleibt immer da... du hast einfach den Anschluss verloren .... du warst ja nicht da... aber das legt sich sicher wieder... Kommt auf euch an wie schnell das geht.

Das was du beschreibst, steht mir in knapp einem halben Jahr bevor, wenn ich wieder nach hause komme(n sollte). Wo ich jetzt bin, fuehle ich mich wohl und ich habe das Angebot noch einmal fuer weitere 9 Monate zu bleiben. Was wuerdest du mir empfehlen?

Hallo Herati,

ich kann das, was du beschreibst, sehr gut nachvollziehen. Ich war über ein Jahr in Südostasien und das hat meinen Horizont extrem erweitert. Man gerät in Situationen, denen man hier nie begegnen würde und muss außerordentlich flexibel sein.
Auch habe ich auf der Reise soviele mutige und spannende Menschen kennengelernt. Diese Begegnungen haben mein Leben sehr bereichert.
Als ich zurückkam, stellte ich fest, dass ich und einige meiner Freunde sich voneinander entfernt hatten.
Ich hatte sämtliche Strukturen aufgelöst- sie hatten innerhalb dieses Jahres ihre Strukturen verfestigt. Der Alltag kam mir so eng und einige Menschen so kleingeistig vor...auch konnte ich mit ihnen meine Reiseerlebnisse nicht wirklich teilen...niemand, der nicht dabei war, kann es wirklich nachvollziehen.
Ich hatte damals keine Motivation, einen geregelten Alltsg in dem Sinne zu beginnen, dann wäre der Ausstieg für mich "umsonst" gewesen.
Ich bewarb mich bei Lufthansa als Flugbegleiterin und flog für weitere 4 Jahre um die Welt...immer auf gepackten Koffern und einem total unregelmäßigen Alltag.
Ich habe lange gebraucht, um wieder anzukommen und inneren Frieden zu finden.
Mich niederzulassen, sozusagen.
Jetzt ist es gut. Ich arbeite im Aussendienst, bin tagsüber viel unterwegs und lerne ständig neue Menschen kennen.
Abends freue ich mich dann auf mein warmes Nest;)

Ich wünsche dir ein gutes Wiederheimkommen und... folge deinem Herzen:)

Viele Grüße

@ Cathryn
Wenn Du Dich dort wohl fuehlst, warum nicht bleiben? Ich wuerd's tun. Fuer mich war der Grund hier weg zu gehen der, dass ich mich hier eben nicht (mehr) wohlgefuehlt habe.
Hatte ja gelesen, dass Du zur Zeit in den USA bist...also, da wuerd ich auf jeden Fall bleiben. Ist doch ein sehr gutes Land mit vielen Moeglichkeiten.

@ Apollonia
Wahr gesprochen, im Prinzip das gleiche was ich auch fuehle. Bin zwar letzten Endes gar nicht soviel gereist und war mehr an einem Ort fuer eine lange Zeit, dennoch irgendwie unterwegs. Stelle mir einen Job mit staendig wechselnden Orten auch sehr anstrengend vor.
Was ich vor allem sehr schwierig finde ist, sich wieder daran zu gewoehnen wie kompliziert ganz einfache Dinge hier gehandhabt werden. Da geht mir manchmal die Hutkrempe hoch, doch ich versuche dann einfach zu laecheln und es zu geniessen. Manchmal gelingt mir das nicht so recht.
Was ich an Deutschland nach wie vor sehr schaetze ist die uhrwerkhafte Zuverlaessigkeit und Praezision mit der gelebt wird. Was ich nicht mag, ist der allumfassende Organisationswahnsinn ohne dem Zufall eine Chance zu geben oder sich wirklich mal auf etwas einzulassen ohne es bis ins Letzte durchdacht zu haben.
Da hat sich an fuer sich nichts geandert.
Was war denn bei Dir der ausschlaggebende Punkt, hier zu bleiben?

@ Schdaiff
Nun, ich nehme niemandem von meinen Bekannten irgendwas uebel. Schliesslich war ich es ja, der abgehauen ist und bin deswegen auch bewusst irgendwelche Folgen eingegangen. Waere ja auch das Gleiche gewesen, wenn ich in eine andere Stadt gezogen waere.

Leider hat sich politisch waehrend meiner Abwesenheit ja nicht soviel geaendert...auf so ein Highlight hab ich ja gehofft, doch bis das passiert muss ich wohl komplett auswandern, vielleicht in 20-30 Jahren hat sich da mal was getan.

Wirtschaftlich hat sich schon etwas getan, muss schon sagen. Zwar glaube ich nicht alle "Erfolge" oder Scheinerfolge, doch die Zeichen stehen auf jeden Fall besser als Mitte 2006.

Bei meinen Schalkern hat sich zum Glueck auch nicht viel getan...immer noch der geilste Club der Welt! Trotz des ungewoehnlichen Sponsors den wir nun haben.

In Deutschland kann man nur sehr selten feilschen und das kotzt mich an. ^^

@herati

O.K. zur kenntnis genommen.

Ich habe geschrieben "etwas aggressiver", nicht das ich staendig am rumschreien oder aehnliches bin. Ist also ein Vergleich von hier zu dort...habe nur den Eindruck, dass hier kaum einer mehr Rueckgrat hat und seine Position verteidigt, quasi Verantwortung fuer sein Handeln uebernimmt und dieses auch durchsetzt. Stattdessen lieber den Kopf einziehen und sich nichts trauen und/oder nicht wirklich aus sich herauskommen.

Ähmm, wo warn wir den gewesen ? Los raus mit der sprache.*g*
Ansonsten verstehe ich was du meinst.

Wir Leben hier tatsächlich wie die Maden im Speck.
Das macht sich dann in der bequemlichkeit bemerkbar, die viele an den tag legen, die dann diesen Eindruck erweckt den du schön beschrieben hast.

@ Kaltesfeuer
das ist mir heute beim Waschmaschinenkauf im MediaMarkt auch aufgefallen. Dafuer war sie dann aber zusaetzlich direkt kaputt, was mich wirklich genervt hat denn eine kaputte hatte ich schon.

@ Lamm
Achso...na ich war seit Herbst 06 am Hindukusch in Afghanistan. Da muss man sich quasi fuer jeden Zentimeter anstrengen ;-)
Aber nicht das jetzt jemand mit posttraumatischen Belastungen oder sowas ankommt...bin kein Soldat!

@ herati

Für mich hört sich das lediglich nach enttäuschten (unbewussten) Erwartungen an. Es ist total normal das man Mega Erwartungen hat. Ich war auch ein Jahr in Texas und die ersten paar Tage schien es mir fad, weil keiner so in Laune war wie ich. Das lag nicht an Deutshcland, sondenr an meiner übertriebenen Erwartungsstellung.

P.S: Zusätzlich zur Umstellugn meitne ich, nur falsche Erwartungen kann es ja nicht sein.

Einmal war ich mit 'nem Kumpel zwei Monate auf Korsika und in Südwesteuropa unterwegs und schon da wusste ich Sicherheit, Sauberkeit und die Qualität der gekauften Waren zu schätzen. Die Preise kamen mir gerade beim Essen auch günstiger als in Frankreich und Italien vor.

Das gleiche hoch zwei war das Heimkehren aus drei Wochen Rumänien letztes Jahr^^.

10 tage deutschland nach 7jahren,und Ihr seht einiges was sonst nie auffällt.Ich spreche mit Goethe:Wir Deutsche sind von gestern.Dont wanna Back again!

War jetzt seit fast 4 Jahren nicht mehr in Deutschland und kann mir auch gar nicht mehr vorstellen, dort zu leben. War zuvor schon mal länger weg und als ich kurz zurückkam, dachte ich mir nur noch, Gott, ist das normal, ich versteh einfach alles, ohne mich anzustrengen, es hat sich kaum etwas verändert, als wäre man nicht weg gewesen. Und dann zog es mich mit jedem Tag wieder mehr weg. Ich denke, wer einmal glücklich weg war, für den ist das Ausland wie eine Droge.

@Cathryn
Warum suchst du dir keinen netten Ami? ;) Nicht gezwungen, natürlich, aber einfach so, wie du auch in Deutschland offen für Beziehungen wärst ...

@oxyaotel
Nein, nur falsche Erwartungen sind es sicherlich nicht. Fahre naechste Woche viel rum, besuche alte Freunde die mir etwas bedeuten und freu mich drauf.
Glaube auch nicht, dass ich falsche Erwartungen haben kann, immerhin hab ich mehr als 30 Jahre hier gelebt. Parties wie auf dem Zuckerhut gab es hier noch nie...

@ Wuwei
Was war denn so schrecklich an Rumaenien? Soll doch ein sehr schoenes Land sein, wie man hoert.

Rumänien ist zum Teil bitterarm, mit entsprechenden Missständen ...