Gründe für oder gegen eine Handlung - wonach fragen wir zuerst?

Mal etwas ganz simples: Angenommen man wird von einer anderen Person zu einer Handlung aufgefordert oder gebeten, wird nicht selten nach Gründen gesucht, welche diese Handlung als für einen selbst, sinnvoll oder weniger sinnvoll erscheinen lassen, um eine Entscheidung treffen zu können. Meine Frage ist nun, welche Frage geht in solch einer Situation zumeist voraus - die Frage nach den Gründen für diese Handlung oder die Frage nach den Gründen gegen diese? Und genügt es beispielsweise Gründe zu haben für eine Handlung, ohne diese mit möglichen Gründen gegen eine Handlung abzuwiegen? Begründet eure Meinung bitte.

@Dr.Precht
das ist wohl unterschiedlich, wenn diese Handlung spontan sinnvoll oder angebracht erscheint, dann hat man wohl eher erst die Gedanken, die dafür sprechen. Ansonsten eben andersrum.

Man sagt zuerst denken dann Handeln ob es richtig oder falsch ist das erkennt man hinterher

Kommt immer auf die Person an, die da was von einem will. Bei manchen kann auch eine
völlig sinnfreie Handlung erst mal ausgeführt werden, weil man dahinter eventuell etwas
anderes vermutet.

@CosmicQueen
aber Du führst doch nix aus, ohne dabei etwas zu denken......oder?

@Dr.Precht
Ob wir zuerst für oder gegen eine Handlung argumentieren hängt wohl in weiten Teilen davon ob die Handlung positiv oder negativ motiviert ist.
Beispiele: Bei der Frage "Sollten wir zum Schutz unserer Kinder Dies oder Jenes veranlassen?" denkt man wohl erst einmal über die Pro-Argumente nach und bei der Frage "Will ich noch ein Stück Torte essen, obwohl ich doch eigentlich auf Diät bin?" wohl erst einmal über die Kontra-Argumente.
Beide Seiten der Argumentation abzuwägen sollte man dagegen immer.

@Tussinelda
Ja, ich vermute eventuell etwas, ob ich richtig damit liege, zeigt
sich dann meist erst später.

Ich würde mich zuerst fragen, ob diese Handlung überhaupt im Einklang mit meiner Moral und meinen Prinzipien ist.
Sollte das nicht zutreffen, muss sich dieser jemand einen anderen suchen den er für diese Handlung einspannen kann.

Als nächstes prüfe ich die Sinnhaftigkeit der Handlung. Bei offensichtlich sinnlosen Handlungsaufforderungen wie "Spring von der Brücke" brauche ich nicht lange über Moral und Prinzipien nachzudenken.
Ich würde ja nicht mal von der Brücke springen wenn mir selbst danach ist XD (Gefahrensituationen in denen ein Sprung von besagter Brücke die Rettung wäre mal ausgenommen)

Sollten diese Hürden erklommen worden sein, dann bleibt nur noch meine persönliche Lust die Handlung auszuführen.
Da Menschen von Grund auf lieber Dinge tun bei denen sie auch etwas davon haben, habe ich mehr Lust eine Handlung zu vollführen, die mir etwas bringt, da ich aber über guten Willen verfüge vollziehe ich auch Handlungen, die mir nichts, dafür anderen etwas bringen.

Leider hängt diese Aufopferungsbereitschaft bzw. Selbstlosigkeit sehr von meinem derzeitigen Gemütszustand ab, auf den ich nur selten Einfluss habe.
Es gibt eben gute und schlechte Tage.

@Dr.Precht

So einfach ist das Thema nicht.
Es ist ja nicht einfach so jeder hier mir gegenüber handlungsanweisungsbefugter Polizist wäre, dem Folge zu leisten ist.

Es kommt daher also konkret auf die spezielle Situation und die entsprechende Handlung an,
das ergibt dann den Punkt wie man damit umgeht.

@jimmybondy
Versuch doch einfach rein hypothetisch eine theoretische Antwort zu formulieren ;)
Hab ich ja nicht anders gemacht ^^

Das dieses Thema von der Situation abhängt ist natürlich klar, aber dennoch kann man ja eine Theorie der möglichen Handlungsweise aufstellen?

@solitär

Meine Theorie ist, das mir in der Regel nur Handlungsanweisungen zukommen gelassen werden die auch berechtigt sind und welche ich gewöhnt und die daher bei mir automatisiert sind, so das ich sie nicht weiter hinterfragen brauche sondern einfach umsetzte.

Beispiel: "Gib mir mal die Butter"

Das denken würde ich da anfangen, wo eine Anweisung ungewöhnlich ist und vielleicht auch grade kein Notfall erkennbar wäre, der ja schnellstes handeln erforden würde.

Kann man diesen Notfall ausschliessen würde ich mich dann fragen, "Wer ist das, Was will er zu welchem Zweck und wieso fragt er speziell mich?"

Ein weiterer Fall:

Der moralische Impuls das etwas falsch ist kommt als Reaktion auf eine Aufforderung angeflogen und dann erst kommt die gedankliche Begründung warum das falsch ist und erst dann kommt die eventuelle Handlung.

Hm...
Also in meiner Theorie hab ich fremde Personen komplett ausgeschlossen. Handlungsweisen würde ich von den wenigsten Menschen die ich nicht kenne ausführen.

Bei fremden Personen würde ich wohl genauso wie du zuerst einmal die Situation abklären, bevor ich mir durch Moral, Prinzipien ein Bild mache.
In einem Notfall wäre meine Lust etwas zu tun außerdem außer Kraft gesetzt. Unter Adrenalin habe ich eigentlich immer Motivation ^^

Die Handlung, die uns in dem Moment gemütlicher vorkommt, würden wir uns zu erst als Frage stellen. D.h. wenn wir am Beispiel mit der Butter bleiben und ich faul bin, dann denke ich als erstes: ach muss das sein? Und wenn es die Mama ist, die einem drum bittet, dann zwingt man sich die Butter zureichen.

Ich denke nach Gemütlichkeit würde man bei solch banalen Situationen gehen.

Wenn einem aber eine Frage nach Politik gestellt wird oder überhaupt einer Lebensperspektive, dann würde man erstmal seine eigene Position checken und gucken, ob sie sich mit der deckt.

Auch spielt die Persönlichkeit eine Rolle. Ein egoistischer Mensch wird eher kontra Gründe finden gegen eine Handlung als ein altruistischer, der nach pro Argumente greift.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich die Fragen nach Gründen einer Handlung nicht einheitlich stellen.

Afterlife schrieb:Auch spielt die Persönlichkeit eine Rolle.

Das sehe ich genau so.

Afterlife schrieb:Ein egoistischer Mensch wird eher kontra Gründe finden gegen eine Handlung als ein altruistischer, der nach pro Argumente greift.

Das sehe ich nicht so. Der Egoist wird fragen: was nutzt es MIR? Während der Altruist einfach nur fragt: macht es SINN?

Ich denke generell, dass doch die entscheidende Frage im Zweifelsfall immer sein wird: Warum sollte ich das tun? Die Grundtendenz ist also eher: ich tue es nicht. Welche Gründe könnte es geben es doch zu tun.

Das Gegenteil wäre anzunehmen, die Grundtendenz ist: klar mache ich. Was spricht evtl. dagegen?

Da der Mensch an sich eher bequem ist, denke ich, dass die erste Tendenz die überwiegende ist. Selbstverständlich, und das ist ja auch schon gesagt worden, gibt es Ausnahmen und kommt es auf die Situation an. Aber als generelle Aussage denke ich, ist immer erst die Tendenz: nö, wozu.

Läuft so ziemlich in die Richtung, die ich meinte. Dem Egoisten fallen mehr Gründe gegen die Handlung ein als dem Altruistischen.

Deinem letzten Absatz stimme ich aber zu.

Lufton schrieb:Das sehe ich nicht so. Der Egoist wird fragen: was nutzt es MIR? Während der Altruist einfach nur fragt: macht es SINN?

Soziologisch betrachtet macht eine Handlung immer Sinn. Wenn sie keinen Sinn machen würde, wäre es keine Handlung, sondern Verhalten. Was meinst du denn mit Sinn?

@BlackFlame

BlackFlame schrieb:Ob wir zuerst für oder gegen eine Handlung argumentieren hängt wohl in weiten Teilen davon ob die Handlung positiv oder negativ motiviert ist.

Und wie ermessen wir, ob wir eine Handlung als insgesamt positiv oder negativ betrachtet werden sollte? Das dürfe doch nach dem selben Prozedere voranschreiten - man wiegt die positiven Gründe mit den negativen ab - doch was geschieht zuerst? Führen wir uns erst jene Gründe vor Augen welche die Handlung als positiv erkennen lassen, oder zuerst jene Gründe, welche die Handlung als negativ erkennen lassen?

@sodawasser

sodawasser schrieb:Soziologisch betrachtet macht eine Handlung immer Sinn. Wenn sie keinen Sinn machen würde, wäre es keine Handlung, sondern Verhalten.

Erkläre mir das bitte ausführlicher.

@Dr.Precht
Zu theoretisieren kann man diese Entscheidungsprozesse wohl nicht bzw. entscheidet man sicher auch einiges erst einmal spontan analysiert dann kurz und ändert ggf. seine Priorität noch einmal, wenn man es für richtig hält.
Die Entscheidung, ob etwas gut oder schlecht für einen ist, hängt sicher auch viel von der emotionalen Ebene ab. Dagegen lässt sich eine Handlung relativ einfach objektiv betrachten, was bei Gefühlen vielleicht anders bzw. schwerer ist.

@Dr.Precht

Ok. In der Soziologie wird meist die Definition von Max Weber anerkannt. Diese besagt, das es einen Unterschied zwischen Verhalten, Handeln und sozialen Handeln gibt.

Ich zitiere am Max Weber am besten:

Handeln:

"Handeln soll dabei ein menschliches Verhalten (einerlei, ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern, als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden."

soziales Handeln:

"Soziales Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinen von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist."

(Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1922, S.1)

Für Verhalten habe ich jetzt kein Zitat, aber es ist so, was man auch den obigen Zitaten entnehmen kann, dass eine Handlung immer einen subjektiven Sinn besitzt.


Man müsste sich eben erstmal auf eine Definition von Handeln einigen, um dann die Umstände analysieren zu können.