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Wahres Selbst?

53 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Seele, Psyche, Psychologie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wahres Selbst?

12.11.2013 um 14:56
Ich habe folgende Fragen:

(1) Bestimmen meine Gefühle meinen "wahren Charakter" und damit mein Selbst?
(2) Kann ich mich "mir selbst untreu" verhalten? Geht sowas?
(3) Ich habe z.B. keine Lust, einen Essay zu schreiben, weiß aber, dass ich es tun sollte. Ich mache mir die Konsequenzen klar, was passiert, wenn ich die Aufgabe nicht erledige, und schreibe den Aufsatz dann doch. Damit ändere ich faktisch meine Gefühle, indem ich Faulheit und Angst gegeneinander ausspiele und die Angst siegen lasse, obwohl ich am Anfang nur Faulheit verspürt habe. Töte ich dadurch eine Art "wahres Selbst" in mir?
(4) Sollte ich mich "konstitent" verhalten, oder, wenn zielführend und möglich, situationsbezogen eine andere "Rolle" (im schauspielerischen Sinne) einnehmen?

Hintergrund sind praktische Vorteile aus der bewussten Steuerung der eigenen Gefühle gegenüber der Ehrfurcht davor, damit so eine Art heiligen Kern meiner Seele zu zerstören (vorausgesetzt, jeder hat diesen authentischen, inneren Kern, der seinen Charakter und vielleicht auch sein Schicksal ausmacht).

Vielleicht könnte ich fragen:
(5) Werde ich glücklicher sein, wenn ich unbewusst vor mich hin lebe, oder wenn ich mich selbst hinterfrage und ggf. verändere?

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Wahres Selbst?

12.11.2013 um 15:31
Zitat von RicoRico schrieb:(1) Bestimmen meine Gefühle meinen "wahren Charakter" und damit mein Selbst?
Gibt es überhaut einen wahren Charakter? Und wenn ja, sind Deine Gefühle nicht Teil dieses wahren Charakters und können ihn somit auch nicht beeinflussen?
Zitat von RicoRico schrieb:(2) Kann ich mich "mir selbst untreu" verhalten? Geht sowas?
Wenn Du schizophren bist ...
Zitat von RicoRico schrieb:Damit ändere ich faktisch meine Gefühle, indem ich Faulheit und Angst gegeneinander ausspiele und die Angst siegen lasse, obwohl ich am Anfang nur Faulheit verspürt habe. Töte ich dadurch eine Art "wahres Selbst" in mir?
Gehört die Angst nicht zu Deinem "wahren Selbst"?
Zitat von RicoRico schrieb:(5) Werde ich glücklicher sein, wenn ich unbewusst vor mich hin lebe, oder wenn ich mich selbst hinterfrage und ggf. verändere?
Das hängt von Deinen Erwartungen an das Leben ab. Manche sind glücklicher, wenn sie nichts hinterfragen, andere nicht.


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12.11.2013 um 17:02
@Rico

Vielleicht habe ich ein paar Anregungen für dich, die dir nützlich sein könnten:
Zitat von RicoRico schrieb:(1) Bestimmen meine Gefühle meinen "wahren Charakter" und damit mein Selbst?
Nein.

Es gibt keinen "wahren Charakter" als solchen, weil ein "Charakter" eine selbst erschaffene Gewohnheit ist, mit der man sich vorzugsweise kommunikativ zum Ausdruck bringt. Das heißt: Du selbst musst es mögen, dich vorzugsweise so und nicht anders zum Ausdruck zu bringen. Ein Charakter entsteht allmählich, in dem die eigenen Erfahrungen zunehmen und man die Gemeinsamkeiten daraus zu einem "Charakter" formt, den man dann vorzugsweise anwendet.

Gefühle bestimmen keinen Charakter, sondern sind ein jeweils situationsbedingter, kommunikativer Ausdruck. Du bist nicht deine Gefühle, weil es dich bereits vor dem Zustandekommen eines Gefühls gibt, und es dich auch noch geben wird, nachdem du das bestimmte Gefühl nicht mehr zum Ausdruck bringst.
Zitat von RicoRico schrieb:(2) Kann ich mich "mir selbst untreu" verhalten? Geht sowas?
Das geht ebenfalls deswegen nicht, weil es keinen zweiten gibt, den du als dich bezeichnen könntest, um ihm untreu sein zu können. Wenn du beispielsweise gegen deine bisherigen Überzeugungen handelst, dann bist du dir nicht zwangsläufig untreu, sondern meist handelt es sich dann um Situationen, in denen du etwas dazu lernen kannst und deine bisherigen Überzeugungen sich als Irrtum herausstellen können.

Solltest du absichtlich gegen deine bisherigen Überzeugungen handeln, wirst du es überwiegend als schädigend empfinden, weil du deine bisherigen Überzeugungen ja stets aufrecht erhalten willst.
Zitat von RicoRico schrieb:(3) Ich habe z.B. keine Lust, einen Essay zu schreiben, weiß aber, dass ich es tun sollte. Ich mache mir die Konsequenzen klar, was passiert, wenn ich die Aufgabe nicht erledige, und schreibe den Aufsatz dann doch. Damit ändere ich faktisch meine Gefühle, indem ich Faulheit und Angst gegeneinander ausspiele und die Angst siegen lasse, obwohl ich am Anfang nur Faulheit verspürt habe. Töte ich dadurch eine Art "wahres Selbst" in mir?
Wer Faulheit und Angst spürt, kann unmöglich tot sein.
Zitat von RicoRico schrieb:(4) Sollte ich mich "konstitent" verhalten, oder, wenn zielführend und möglich, situationsbezogen eine andere "Rolle" (im schauspielerischen Sinne) einnehmen?
Das kann man pauschal nicht mit ja oder nein beantworten. Du kannst dich ein Leben lang in einer bestimmten, dir angeeigneten Weise verhalten, die du für richtig hälst, und dennoch erst im hohen Alter bemerken, dass das ein Irrtum war, weil das bisherige Verhalten zu einer Schädigung in Form von Krankheiten zum Ausdruck kommt. Kein schauspielerisches Verhalten wird dir dann weiterhelfen.
Zitat von RicoRico schrieb:(5) Werde ich glücklicher sein, wenn ich unbewusst vor mich hin lebe, oder wenn ich mich selbst hinterfrage und ggf. verändere?
Unbewusst leben, bedeutet, die Lebendigkeit nicht zum Ausdruck zu bringen, denn sonst wäre sie dir ja bewusst. Wie solltest du also Glück empfinden, wenn du dein eigenes Vorhandensein nicht bemerkst?

Du kannst auch nicht dein eigenes Vorhandensein hinterfragen, weil es keine Erfahrungen geben, in denen es dich nicht gibt, so dass du Vergleichsmöglichkeiten und damit etwas zu Hinterfragendes hättest.

Wenn du glücklich sein willst, genügt es, wenn du etwas oder jemanden liebst. Du wirst das Gefühl des Glücks jedoch immer nur dann bemerken, wenn du deine Aufmerksamkeit darauf richtest. Ansonsten ist das angenehme Gefühl des Glücks für dich praktisch nicht vorhanden.

Der fundamentalste Ausdruck von Glück bist du selbst, verstanden als "Ich liebe es, zu sein". Denn alle weiteren Glückgefühle/-empfindungen kann es ohne diesen fundamentalen Ausdruck nicht geben.


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Wahres Selbst?

12.11.2013 um 18:24
Seien Sie gegrüßt,

@Rico

In dieser Nachricht führe ich Sichtweisen zu Ihren dargelegten Punkt 5 an, die Ihnen vielleicht ermöglichen einen neuen Blickwinkel in Betracht zu ziehen oder für Sie vielleicht auf einer sonstigen gearteten Weise von Nutzen sein können.
Zitat von RicoRico schrieb:(5) Werde ich glücklicher sein, wenn ich unbewusst vor mich hin lebe, oder wenn ich mich selbst hinterfrage und ggf. verändere?
Es ist problemlos möglich, auf viele verschiedene, nur erdenkliche Arten auf dieser Welt glücklich zu sein.
Jedoch muss man dies, das persönliche Glück, selbst anstreben.
Es kann versucht werden dieses Glück aus dem eigenen inneren heraus zu erzwingen, doch stellt dies nur einen Schein dessen dar, was nicht aus dem freien inneren Willen entstanden ist.
Glück ist nicht erzwingbar und ist in seiner Gesamtheit stets wandelbar.
Das Glück, dass eine Person anstrebt unterliegt so stetigen Veränderungen, die von der Gefühlslage, den inneren Bedürfnissen, der vorherrschenden Mentalität des einzelnen, sowie deren kulturellen Ausprägungen ausgehen.

Eine Veränderung brauch aus dieser Sicht heraus nicht künstlich herbeigeführt werden, da alles, hier jedoch angeführt und bezogen auf dem Mensch, einer stetigen Veränderung unterliegen.

Welcher Weg nun, für einen bestimmten temporären Zeitraum, es einer Person ermöglich glücklich zu sein, oder auch Glück zu empfinden ergibt sich auch aus den vorhandenen Bedürfnissen, die durch Handlungen oder Gegebenheiten befriedigt werden.

Auch ist es möglich, selbst Veränderungen zu erzeugen um das angestrebte Glück zu erreichen, jedoch sollte hier eine Abwägung stattfinden, ob der Aufwand den Nutzen nicht übersteigt.

Die eigenen Handlungen um das Glück oder auch das glücklich sein zu erlangen ist zu jeder Zeit gegeben, doch sollte auch hier darauf geachtet werden, das die aufgebrachte geistige Energie nicht das zu erreichende angestrebte Erfolgserlebnis übersteigt.
Schlussendlich kann hier kein einheitlicher Maßstab angesetzt werden und jeder muss sich selbst in klaren darüber sein, auf welche Art er dies gestalten möchte.

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit diesen Text eine kleine Hilfestellung anbieten.


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Wahres Selbst?

12.11.2013 um 22:50
Seien Sie gegrüßt,

@Rico

Zu ihren ersten angebrachten Punkt :
Zitat von RicoRico schrieb:(1) Bestimmen meine Gefühle meinen "wahren Charakter" und damit mein Selbst?
Die Gefühle und der Charakter stehen meines Erachtens nach in kontinuierlicher Wechselwirkung.

In den Sinne wie der Charakter die Gefühlslage beeinflussen kann, so ist es auch möglich das die Gefühle den Charakter beeinflussen.
Jedoch hängt dies von der Sicht der Perspektive ab und von der ausgehenden Argumentation.

Hier hat oneisenough eine Sichtweise angebracht, die meines Erachtens genauso zutreffend ist.

Es liegt jedoch meist in der Perspektive begründet, in welchen Verhältniss man dies betrachtet und für sich selbst einschätzt.


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12.11.2013 um 23:32
Zitat von RicoRico schrieb:(1) Bestimmen meine Gefühle meinen "wahren Charakter" und damit mein Selbst?
(2) Kann ich mich "mir selbst untreu" verhalten? Geht sowas?
(3) Ich habe z.B. keine Lust, einen Essay zu schreiben, weiß aber, dass ich es tun sollte. Ich mache mir die Konsequenzen klar, was passiert, wenn ich die Aufgabe nicht erledige, und schreibe den Aufsatz dann doch. Damit ändere ich faktisch meine Gefühle, indem ich Faulheit und Angst gegeneinander ausspiele und die Angst siegen lasse, obwohl ich am Anfang nur Faulheit verspürt habe. Töte ich dadurch eine Art "wahres Selbst" in mir?
(4) Sollte ich mich "konstitent" verhalten, oder, wenn zielführend und möglich, situationsbezogen eine andere "Rolle" (im schauspielerischen Sinne) einnehmen?
Wenn all diese Fragen an deine Frage:

Wahres Selbst?

Anknüpfen kann man alle Fragen verneinen, denn dein Wahres Selbst bist du Selbst als Ganzes und nicht die Summe deiner Einzelteile und Einzelgedanken und Einzelgefühle. Das alles sind Strukturen, die sich mit der Zeit bilden. Dein Selbst wirst du dir nur durch die Selbsterkenntnis bewusst machen können, der Punkt an dem du dir deiner eigenen Denkstrukturen bewusst wirst und deinen intuitiven Kern erkennst, der keine Persönlichkeit, keinen Charakter, keine Ideologie, keinen Glauben, keine Denkstruktur besitzt. Du Selbst bist ein Ganzes im Ganzen. Alles andere was dich im Leben beschäftigt ist temporärer Natur und kann sich jeder Zeit ändern und anpassen.
Zitat von RicoRico schrieb:(5) Werde ich glücklicher sein, wenn ich unbewusst vor mich hin lebe, oder wenn ich mich selbst hinterfrage und ggf. verändere?
Wie wäre es mit einem Kompromiss? Das Leben besteht aus Widersprüchen, Gegensätzen, Thesen und Antithesen. Finde deine Synthese, deine innere Mitte, dafür gibt es jedoch kein Rezept, ich sage da immer um Jiddu Krishnamurti zu zitieren: "Die Wahrheit ist ein pfadloses Land" :)


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Wahres Selbst?

13.11.2013 um 15:34
@oneisenough
Danke für deinen interessanten und einleuchtenden Beitrag! Ich weiß nur nicht, wie ich folgendes in deine Perspektive einordnen soll: Was bedeutet deiner Meinung nach Selbstfindung?
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Solltest du absichtlich gegen deine bisherigen Überzeugungen handeln, wirst du es überwiegend als schädigend empfinden, weil du deine bisherigen Überzeugungen ja stets aufrecht erhalten willst.
Den einzigen Sinn, den ich darin erkenne, an Gewohnheiten festzuhalten und Änderungen tendenziell abzulehnen, ist der Selbstschutz der Psyche gegenüber Traumata. Ist das eine ausreichende Rechtfertigung dafür, warum wir uns als schädigend empfinden, unser Verhalten zu ändern?
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb:Der fundamentalste Ausdruck von Glück bist du selbst, verstanden als "Ich liebe es, zu sein". Denn alle weiteren Glückgefühle/-empfindungen kann es ohne diesen fundamentalen Ausdruck nicht geben.
Von unseren Familien und der Gesellschaft bekommen wir Ideale mitgegeben. Indem wir uns an diesen Idealen messen, gewinnen wir Motivation zur persönlichen Weiterentwicklung. Dabei werden wir selbst aber ein Schatten dieser Ideale. Wie können wir lieben, zu sein, anstatt nur die Momente zu lieben, in denen wir ideal sind, und jene als unvollkommen anzusehen, in denen wir die Ideale nicht erfüllen?


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Wahres Selbst?

13.11.2013 um 15:45
@Virgh
Zielt Ihr erster Beitrag darauf ab, mich zur Suche nach dem persönlichen Glück aufzufordern, aber mich gleichzeitig vorsichtig gegenüber der ungewissen Zukunft und "gewaltsamer" Selbstveränderung stimmen? Ich möchte gerne sichergehen, Sie richtig verstanden zu haben.


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13.11.2013 um 15:55
@oneisenough
Zitat von oneisenoughoneisenough schrieb: ein "Charakter" eine selbst erschaffene Gewohnheit ist, mit der man sich vorzugsweise kommunikativ zum Ausdruck bringt. Das heißt: Du selbst musst es mögen, dich vorzugsweise so und nicht anders zum Ausdruck zu bringen.
Entsteht mein Charakter also aus meinen Mögen-Nichtmögen-Reaktionen auf Ereignisse in der Umwelt über einen längeren Zeitraum? Wenn ja, ermöglicht bewusste emotionale Neubewertung von Umweltereignissen eine bewusste Veränderung des Charakters?


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13.11.2013 um 16:10
@cRAwler23
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb: Dein Selbst wirst du dir nur durch die Selbsterkenntnis bewusst machen können, der Punkt an dem du dir deiner eigenen Denkstrukturen bewusst wirst und deinen intuitiven Kern erkennst, der keine Persönlichkeit, keinen Charakter, keine Ideologie, keinen Glauben, keine Denkstruktur besitzt.
Okay, wie mache ich das?
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Du Selbst bist ein Ganzes im Ganzen. Alles andere was dich im Leben beschäftigt ist temporärer Natur und kann sich jeder Zeit ändern und anpassen.
Das klingt so abstrakt, dass es meine Vorstellungskraft übersteigt. Das Ganze in seiner Eigenschaft der Ganzheit lässt sich nicht von dem Einzelnen in seiner Eigenschaft des Abgeschrimt-Seins abgrenzen. Was wir nicht definieren können, können wir auch nicht verstehen. Und das hieße, dass das "Ganze" in der praktischen Anwendung synonym mit dem "Nichts" verwendet werden kann. Wenn mein Selbst das Ganze ist, ist es auch das Nichts
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Das Leben besteht aus Widersprüchen, Gegensätzen, Thesen und Antithesen. Finde deine Synthese
Nicht mehr zwischen "gut" und "schlecht" zu unterscheiden, sondern alles so anzunehmen, wie es ist, wäre eine Anwendung der Synthese, die du erwähnst. Folgt daraus nicht, dass ich allem gegenüber gleichgültig bin und hinsichtlich persönlicher Weiterentwicklung stagniere? Ohne "gut" und "schlecht" gibt es kein Wollen und Nichtwollen, und dann scheint das Leben nicht lebenswert. Was füllt die Leere, die entsteht, wenn Wollen und Nichtwollen gegangen sind?

Die Synthese blockiert auch das Lernen: Wenn ich nicht mehr in "richtig" oder "falsch" denke, sondern die Gegensätze in meiner Weltsicht vereine, wird Feedback unmöglich, und damit auch Lernen.


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Wahres Selbst?

13.11.2013 um 16:49
Zitat von RicoRico schrieb:Okay, wie mache ich das?
In dem du diese Frage nicht anderen stellst sondern dir selbst. Führe einen inneren Dialog mit deinen eigenen Gedanken, du wirst nach und nach feststellen das du kein Selbstgespräch führst, sondern sich etwas "selbstbeobachtendes" gebildet hat, eine Art Intuition begleitet von sich selbstreflektierenden Gedanken. Schwer zu erklären. Wenn du es dir während des inneren Dialog möglich machst deine Gedanken zu erkennen, dann beruhigen sich diese nach und nach, Meditation ist dann der Zustand in dem inneren Stimmen ruhen und nur noch die Intuition anwesend ist. Es gibt dafür keinen speziellen Weg, keine Rezepte aber viele Möglichkeiten die dieses Bewusstsein schaffen.

Denk dir du bist ein Gemälde, deine Gedanken, deine äußeren wie inneren Eigenschaften sind nur einzelne Pinselstriche, geh einen Schritt von diesen Gedanken und Eigenschaften weg, du wirst mehr und mehr das Bild als Ganzes sehen. Das ist natürlich nur metaphorisch zu verstehen :)
Zitat von RicoRico schrieb:Das klingt so abstrakt, dass es meine Vorstellungskraft übersteigt. Das Ganze in seiner Eigenschaft der Ganzheit lässt sich nicht von dem Einzelnen in seiner Eigenschaft des Abgeschrimt-Seins abgrenzen. Was wir nicht definieren können, können wir auch nicht verstehen. Und das hieße, dass das "Ganze" in der praktischen Anwendung synonym mit dem "Nichts" verwendet werden kann.
Wo wir dann beim Zen wären:
„Wenn unser Geist die Ruhe findet, verschwindet er von selbst.“

„Den Weg zu studieren heißt sich selbst zu studieren, sich selbst zu studieren heißt sich selbst vergessen. Sich selbst zu vergessen bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen.“
Wikipedia: Zen

Deine Gedanken können diese Ganzheit nicht durch ihre begrenzenden und eingrenzenden Definitionen und Begriffe erfassen, nenn es intuitives Erkennen. Wenn man es schon benennen muss ;)
Zitat von RicoRico schrieb:Nicht mehr zwischen "gut" und "schlecht" zu unterscheiden, sondern alles so anzunehmen, wie es ist, wäre eine Anwendung der Synthese, die du erwähnst. Folgt daraus nicht, dass ich allem gegenüber gleichgültig bin und hinsichtlich persönlicher Weiterentwicklung stagniere? Ohne "gut" und "schlecht" gibt es kein Wollen und Nichtwollen, und dann scheint das Leben nicht lebenswert. Was füllt die Leere, die entsteht, wenn Wollen und Nichtwollen gegangen sind?
Das hast du ganz richtig erkannt und ich habe selbst lernen müssen einen wichtigen Aspekt im Leben nicht zu verdrängen, das Ego, ich will es nicht symbolisch töten, sondern habe es als Teil des Ganzen erkannt, es ist hungrig, gierig, voller Sorgen, Ängste, Widersprüche und Gegensätze aber im Grunde will es nur gestreichelt werden und etwas Aufmerksamkeit erhalten. Bei Egoisten ist das Ego entfesselt und nehmen dafür Opfer in Kauf. Man sollte einfach seine innere wie äußere Mitte finden. Entwicklung kommt durch Inspiration und Kreativität. Gleichgültigkeit und Stagnation wie auch dann irgendwann Resignation folgen nur dann wenn man sein Ego gänzlich aufgegeben hat.

In diesem Fall stehe ich auch im Gegensatz zu den meisten Religionen die das Ego symbolisch töten wollen und als Quelle aller Sünden betrachten. Gesund ist es einfach eine Balance zu finden. Unterdrückung und Zwang schafft nur Probleme, sei es innerlich oder zwischenmenschlich.
Zitat von RicoRico schrieb:Die Synthese blockiert auch das Lernen: Wenn ich nicht mehr in "richtig" oder "falsch" denke, sondern die Gegensätze in meiner Weltsicht vereine, wird Feedback unmöglich, und damit auch Lernen.
Doch Lernprozesse wird es auch dann geben, nur ist die Welt nicht mehr schwarz/weiß, binär sondern man erkennt sie als ein Spektrum an Möglichkeiten. Wenn man dabei empathisch ist und ein Gewissen hat, wird man schon spüren was gutes oder schlechtes bewirkt. Dafür gibt es bis heute keinen passenden moralischen Oberbau dem man systemisch konditionieren kann.


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Wahres Selbst?

13.11.2013 um 17:03
@Rico
http://vimeo.com/59037145 (Archiv-Version vom 17.07.2013)

zur zweiten Frage *g*

übrigens guter film anschauen ist pflicht unglaublich witzig und tief philsophisch

was die Rollen angeht. egal ob bewusst oder unbewusst spielen wir bestimmte rollen. der sohn ist eine andere person als der freund oder der geliebte.

auch ist mein jetziges selbst wohl einem anderen 30 jährigen ähnlicher als mein 12 jähriges selbst.

dein selbst ist ein fluss. die intention zweier systeme von sich selbst replizierender information.

eine ansammlung von symbolen entweder in form von differenzierungen und wunschvorstellungen

keiner kann dir sagen was dich glücklich macht oder welchen weg du gehen sollst.

wenn etwas in dir das unglück sucht dann wirst du sogar das unglück suchen.

für den einen liegt das glück in schwerelosigkeit und harmonie mit der umwelt. für den anderen in größe. in beiden fällen müssen wir opfern


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Wahres Selbst?

13.11.2013 um 17:50
Seien Sie gegrüßt,

@Rico

was ich ihnen mit der ersten Nachricht mitteilen wollte kann auch folgendermaßen umschrieben werden :

Folgen Sie Ihren Gefühlen, doch beachten Sie stets, das diese sie nicht beherrschen

Ich hoffe, das es mir in diesen einen Satz gelungen ist, das dazustellen, was ich für Sie in der ersten Nachricht verfasst habe.
Sollte dies jedoch bei Ihnen Fragen entstehen lassen, so werde ich gerne hierzu Stellung beziehen und versuchen, je nach eigener Anwesenheit, diese schnell zu beantworten.


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Wahres Selbst?

13.11.2013 um 21:35
@james1983
Na toll jetzt kreist das auch in meinen Gedanken umher, jedoch da ich mir meiner Selbst bewusst bin ist das ganz witzig :D

Der Film kommt mal auf die Anschauliste, danke!
Zitat von james1983james1983 schrieb:was die Rollen angeht. egal ob bewusst oder unbewusst spielen wir bestimmte rollen. der sohn ist eine andere person als der freund oder der geliebte.

auch ist mein jetziges selbst wohl einem anderen 30 jährigen ähnlicher als mein 12 jähriges selbst.

dein selbst ist ein fluss. die intention zweier systeme von sich selbst replizierender information.
So ist es, jedoch im Kern ist man das gleiche Ganze wie auf dem Sterbebett, alles andere was sich ändert sind physische und psychische Aspekte. Wenn der Mensch sich selbst erkennt und sich seiner bewusst geworden ist, wird man jeden Gedanken und jedes Gefühl im Fluss betrachten, ständige Veränderung, teil einer persönlichen Evolution und eines ständigen Lernprozesses auf einer physischen Erkenntnisreise. Aber nen bissel Zen kann da auch nicht schaden, wird einem etwas bewusst machen was durchaus im verborgenen unter Unsummen an gedachten Gedanken und Zweifeln lag ;)


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Wahres Selbst?

13.11.2013 um 23:11
@cRAwler23 @Rico @james1983

Ich will es kurz machen, was das "Selbst", das "Ich", das Bewusstsein.. etc., etc.. . anbelangt, und ich finde, Ligotti bringt es da gut auf den Punkt:


"The self is an illusion, the body a gene-duplicating bio-robot, consciousness a tragic aberration that has imprisoned mankind to a life of suffering and reproduction... born to suffer and die and make replicants to do the same."

Oder übersetzt:

"Das Selbst ist eine Illusion, der Körper ein Gen-duplizierender Roboter und das Bewusstsein eine tragische Verirrung, die jeden in ein Leben voller Leid und Reproduktion zwingt... geboren, um zu leiden und um zu sterben und unseren Nachkommen dasselbe aufzuerlegen."


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13.11.2013 um 23:57
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:"Das Selbst ist eine Illusion, der Körper ein Gen-duplizierender Roboter und das Bewusstsein eine tragische Verirrung, die jeden in ein Leben voller Leid und Reproduktion zwingt... geboren, um zu leiden und um zu sterben und unseren Nachkommen dasselbe aufzuerlegen."
Jap das ist eine Erkenntnis die zum absoluten Nihilismus führt. Nihilismus ist ein guter Start zur wirklichen Freiheit des Geistes, durch ständiges Hinterfragen und Zweifeln wurde es zur scheinbaren Endstation aller Erkenntnisse, doch das ist es gewiss nicht, was dann folgt ist die absolute Selbsterkenntnis und die Bewusstheit. Vor einiger Zeit hab auch ich genau so gedacht. Ich habe aufgrund dieser Denkweise mein ganzes Leben verflucht und verdammt, so auch die aller denkenden und fühlenden Wesen vor und nach mir, es macht keinen Sinn. Ja es macht keinen Sinn wenn man durch einen Sinn versucht zu leben. Du erkennst nur die physische Ebene als existent an, die physische ist tatsächlich die Basis unserer Realität. Doch du vergisst etwas entscheidendes, die Reproduktion von Zellen und Leben ist nicht alles im Leben, was ist Intuition und Inspiration? Was Kreativität? Kunst, Musik, Wissenschaft, die Fähigkeit das Universum mit Bewusstsein wahrnehmen zu können? Denkst du das Universum sollte als ein Paradies fungieren? Nihilismus resultiert aus tiefer Enttäuschung, eine Depression bestehend aus sich selbst jagenden Gedanken und inneren wie äußeren Qualen. Ja in deiner ist es so und meiner einstigen Denkweise war es so. Das Selbst, das Ganze im Ganzen ist kein Roboter, kein Haufen widersprüchlicher Gedanken und Gefühle. Menschen die so denken und empfinden wie in deinem Zitat sind verloren und warten im Grunde nur noch auf das physische Ende, hatten zu große Erwartungen vom Leben und wurden enttäuscht.

Ich sag es mal so, die Problemursache ist nicht unsere physische Existenz, sondern unsere Erwartungshaltung und die Angst vor Enttäuschungen die zu Leid werden. An manchen Tagen denk ich auch noch so aber nur weil ich in einer bestimmten Stimmung pendle, irgendwo von Stagnation zu Resignation.

Du bist nicht deine Gedanken, du bist nicht deine Zellen und Organe, du bist reine Intuition umhüllt von einem physischen Universum, ein temporärer Zustand.

Etwas Zen könnte dir vielleicht doch noch eine etwas andere Betrachtung der Dinge geben ;)

Nihilismus ist nur der Anfang der Reise, man muss sich von allem frei machen, Glauben, Gedanken, Widersprüchen. Das Ego sollte man nicht unterdrücken aber auch nicht in den Mittelpunkt stellen. Bewusstes wahrnehmen ist der zweite Schritt. Glaube mit seinen Glaubensstrukturen verbaut einem nur die klare Sicht auf die Dinge. Alles in Allem, das Ganze im Ganzen.


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14.11.2013 um 00:54
@cRAwler23
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Jap das ist eine Erkenntnis die zum absoluten Nihilismus führt.
Nein, nicht unbedingt, diese Erkenntnis birgt einen ethischen Imperativ in sich, nämlich, dass wir ein Ende machen müssen, mit uns und unseres "Gleichen" - nicht radikal und sofort, aber mit dem Verzicht auf "Wiederkehr" in "Nachkommen, wäre schon ein Anfang gemacht.
Und Nein! Wir müssen nicht den stupiden Zirkel immer und immer wieder durchlaufen, den nun schon mehr als 100 Milliarden Menschen durchlaufen haben...

Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Doch du vergisst etwas entscheidendes, die Reproduktion von Zellen und Leben ist nicht alles im Leben, was ist Intuition und Inspiration? Was Kreativität? Kunst, Musik, Wissenschaft, die Fähigkeit das Universum mit Bewusstsein wahrnehmen zu können?
Sicher, es gibt immer 2 Seiten einer Medaille... es gibt auch die angenehmen, die mystischen, die ekstatischen, die euphorischen und glücksbeseelten Momente, aber wenn ich mir so die Masse an Wesen vor Augen halte, die in den letzten Jahrmillionen gelebt haben, die zerfleischt, zerstückelt und gefressen wurden, die, die ein banales, nichtssagendes und kurzes Leben geführt haben, um dann wie alles zu sterben, erscheint mir das Nichts die leichtere und bessere Variante zu sein.
Selbst auf die priviligiertesten Existenzen auf diesen Planeten warten Krankheit, Alter, Verfall und zuletzt das unausweichliche Ende im Tod und über längere Zeit die Auslöschung jeder Erinnerung, jeden Gedenkens.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Denkst du das Universum sollte als ein Paradies fungieren? Nihilismus resultiert aus tiefer Enttäuschung, eine Depression bestehend aus sich selbst jagenden Gedanken und inneren wie äußeren Qualen.
Nein, das Universum sollte besser nicht existieren - ich votiere daher für das nihlistische Paradies^^
Wie ich schon anfangs schrieb, würde ich mich eher als Gefühlsethiker denn als Nihlist betrachten, zusammen mit dem Imperativ: "Das Leiden muss ein Ende haben!"
Aber ich bin natürlich ernüchtert, deprimiert und traumatisiert seitdem ich in diese Welt geworfen wurde und nicht nur mich selbst, sondern Milliarden anderer Wesen in derselben Situation vorfand.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Ich sag es mal so, die Problemursache ist nicht unsere physische Existenz, sondern unsere Erwartungshaltung und die Angst vor Enttäuschungen die zu Leid werden. An manchen Tagen denk ich auch noch so aber nur weil ich in einer bestimmten Stimmung pendle, irgendwo von Stagnation zu Resignation.
Wir machen es doch alle so, wir rationalisieren und versuchen zu verdrängen... wir verklären die angenehmen Momente im Leben und vergessen und verdrängen den Horror allen Lebens... diese im evolutionären Rahmen stattfindenden Immunisierungsstrategien, diese psych. Mechanismen der Selbsterhaltung, des Lebenstriebs sind nur instinktive Reaktionen auf das Unausweichliche.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Du bist nicht deine Gedanken, du bist nicht deine Zellen und Organe, du bist reine Intuition umhüllt von einem physischen Universum, ein temporärer Zustand.
Und du bist nicht "fight club" ;)
Existieren ist paradox genug und mit soviel "Nichts" im Zwischenraum als Würze, dass es schon beinahe Zen ist. :D
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Nihilismus ist nur der Anfang der Reise, man muss sich von allem frei machen, Glauben, Gedanken, Widersprüchen. Das Ego sollte man nicht unterdrücken aber auch nicht in den Mittelpunkt stellen. Bewusstes wahrnehmen ist der zweite Schritt. Glaube mit seinen Glaubensstrukturen verbaut einem nur die klare Sicht auf die Dinge. Alles in Allem, das Ganze im Ganzen.
Wir sollten uns von den alten Paradigmen trennen und langsam realisieren, dass das Leben nur ein leidvoller Umweg ins Nichts ist... und war... und sein wird für Milliarden von Wesen. Ein kurze, nichtige Episode, voller Schmerz, voller Nichtigkeit... ein ewiger Kampf zwischen Individuen untereinander und mit der "Natur" - ohne Sinn und Ziel, mit der Garantie des sicheren Endes für alles und jeden, auf Kosten von allem und jeden, denn nicht ein Atemzug, den wir nehmen, kann geschehen, ohne, dass ein anderes Lebwesen darunter leidet.


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Wahres Selbst?

14.11.2013 um 01:46
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Nein, nicht unbedingt, diese Erkenntnis birgt einen ethischen Imperativ in sich, nämlich, dass wir ein Ende machen müssen, mit uns und unseres "Gleichen" - nicht radikal und sofort, aber mit dem Verzicht auf "Wiederkehr" in "Nachkommen, wäre schon ein Anfang gemacht.
Und Nein! Wir müssen nicht den stupiden Zirkel immer und immer wieder durchlaufen, den nun schon mehr als 100 Milliarden Menschen durchlaufen haben...
Dieses Recht haben wir beide nicht diesen Zirkel zu unterbrechen. Alles andere führt nur zur Church of Euthanasia, das wäre dann der Gipfel der Philosophie von Hegesias, das Ende, die endgültige Auflösung der menschlichen Existenz, der Selbstmord einer Spezies.

Nein diese Vorstellung hatte ich früher auch mal in den finstersten Ecken meiner Gedankenwelten. Ab und zu denk ich mir aber auch noch:
Niemals geboren worden zu sein,
mag der größte Segen von allen sein.
Doch inzwischen hab ich die Einstellung ein bewusstes Leben sollte einfach bewusst leben, selbst wenn die Lebensumstände auf ein möglichst schnelles Ende hoffen mögen. Wir sind aber da und beobachten das Universum, wir fühlen und empfinden. Sich dem zu verschließen führt in eine Trostlosigkeit, die ich nur zu gut kenne.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Sicher, es gibt immer 2 Seiten einer Medaille... es gibt auch die angenehmen, die mystischen, die ekstatischen, die euphorischen und glücksbeseelten Momente, aber wenn ich mir so die Masse an Wesen vor Augen halte, die in den letzten Jahrmillionen gelebt haben, die zerfleischt, zerstückelt und gefressen wurden, die, die ein banales, nichtssagendes und kurzes Leben geführt haben, um dann wie alles zu sterben, erscheint mir das Nichts die leichtere und bessere Variante zu sein.
Selbst auf die priviligiertesten Existenzen auf diesen Planeten warten Krankheit, Alter, Verfall und zuletzt das unausweichliche Ende im Tod und über längere Zeit die Auslöschung jeder Erinnerung, jeden Gedenkens.
So ist der physische Lauf der Dinge, das zu akzeptieren fällt keinem denkenden Wesen leicht, im Gegenteil es macht wütend oder traurig. Doch die Freiheit beginnt darin sich seiner eigenen Gedanken und ihrer Ursachen und Wirkungen bewusst zu werden, die Kausalität erkennend, die innere Mitte findend, die Synthese lebend. Posthumanismus knüpft an deinen Denkweisen an und hat erkannt das der Mensch nicht perfekt ist und er kein Sklave seiner Denkstrukturen sein muss sondern sich entwickeln kann, vielleicht bis zu einem Punkt wo physische Grenzen keine Rolle mehr spielen werden. Der Weg ist das Ziel.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Nein, das Universum sollte besser nicht existieren - ich votiere daher für das nihlistische Paradies^^
Wie ich schon anfangs schrieb, würde ich mich eher als Gefühlsethiker denn als Nihlist betrachten, zusammen mit dem Imperativ: "Das Leiden muss ein Ende haben!"
Aber ich bin natürlich ernüchtert, deprimiert und traumatisiert seitdem ich in diese Welt geworfen wurde und nicht nur mich selbst, sondern Milliarden anderer Wesen in derselben Situation vorfand.
Diese Erkenntnis macht jedes Leben zur Qual und jede weitere Minute mit diesem Bewusstsein zur Hölle auf Erden. Willkommen in der Hölle der Gottlosigkeit, ich kenne diesen Ort der Finsternis sehr genau und weiß das dieser Weg ins Nichts führt. Das Nichts ist nichts anderes als diese metaphorische "Gottlosigkeit". Du verbannst deine Empfindungen und bist gänzlich resigniert. Wie gesagt ich spreche aus Erfahrung und bin froh diese Hölle verlassen zu haben, selbst wenn meine physische Existenz wie die von jedem anderen begrenzt und beschwerlich erscheinen mag. Die Größte Qual werden die eigenen Gedanken und bestimmte Gedanken sind wie Viren, Gift für das Leben. Gelassenheit und die innere Mitte machen diese Existenz erträglicher und selbst das Grau in Grau unserer inneren und äußeren Umgebung etwas bunter und farbenfroher. Keine Gedanke, kein Gefühl sondern bewusste Intuition und Selbsterkenntnis sind der Schlüssel. Wann man dann physisch stirbt ist egal, wichtig ist das man sich selbst und seinen Mitmenschen ein angenehmes Leben gestaltet. Sagt sich natürlich sehr leicht, auch ich tu mich damit schwer, meine Gelassenheit die ich inzwischen habe hilft mir dabei. Vorzeitig zu sterben ist nur dann eine Option, wenn innere und äußere Umstände keine andere Wahl lassen um das Leid zu beenden. In dem Punkt habe ich noch immer die Sichtweise das sich jeder Mensch selbst ein Ende setzen dürfen sollte wenn die Umstände es nicht anders zulassen. Aber die die Leben wollen und dieses tatsächlich genießen können ohne sich und anderen zu schaden, den gönne ich ein langes und erfülltes Leben.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Wir machen es doch alle so, wir rationalisieren und versuchen zu verdrängen... wir verklären die angenehmen Momente im Leben und vergessen und verdrängen den Horror allen Lebens... diese im evolutionären Rahmen stattfindenden Immunisierungsstrategien, diese psych. Mechanismen der Selbsterhaltung, des Lebenstriebs sind nur instinktive Reaktionen auf das Unausweichliche.
Ja das unausweichliche ist mir inzwischen tatsächlich egal (natürlich nicht die Art und Weise wie es erfolgt) wenn meine Zeit gekommen ist, ist sie gekommen. Ich verdränge nichts mehr, ich bin ein offenes Buch und ein großer Empath, ich weiß inzwischen das unsere physische Existenz nicht die ganze Wahrheit ist. Keine Glaube, es ist Intuition. Das Leben ist Qual und Leid, besonders wenn man permanent an diese Sichtweise denkt, dann wird selbst das schönste Bild und das schönste Lied zum Leid. Die Schatten meiner Depression kennen dieses Gefühl sehr gut, ab und zu begebe ich mich noch in dieses trostlose Land und gehe in ihm auf (besonders jetzt im Winter geht das sehr leicht). Doch ich merke, es ist nicht so schlimm, man kann selbst im Verfall, der Trostlosigkeit und der Melancholie Schönheit finden. Ist alles eine Frage der Betrachtungsweise :)
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Und du bist nicht "fight club"
Der Film zeigt schön die Dialektik, These, Antithese und am Ende die Synthese ;)
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Existieren ist paradox genug und mit soviel "Nichts" im Zwischenraum als Würze, dass es schon beinahe Zen ist.
Jap! Wenn man beginnt nach dieser Erkenntnis zu schmunzeln oder gar zu lachen, tja dann befindet man sich auf dem richtigen Dampfer im pfadlosen Land der Wahrheit :D
Wir sollten uns von den alten Paradigmen trennen und langsam realisieren, dass das Leben nur ein leidvoller Umweg ins Nichts ist... und war... und sein wird für Milliarden von Wesen. Ein kurze, nichtige Episode, voller Schmerz, voller Nichtigkeit... ein ewiger Kampf zwischen Individuen und der Natur - ohne Sinn und Ziel, mit der Garantie des sicheren Endes für alles und jeden, auf Kosten von allem und jeden, denn nicht ein Atemzug, den wir nehmen, kann geschehen, ohne, dass ein anderes Lebwesen darunter leidet.
Das ist richtig, diesen Weltschmerz hab auch ich sehr lange gehabt, wollte meinen Schmerz auch schon töten und beenden, doch ich hab gemerkt das auch dieses Leid nur ein Produkt meiner Gedanken ist. Eine Prise Hedonismus im Leben wirkt wunder, noch mehr Wunder wirkt die Selbsterkenntnis. Die alten Paradigmen waren schon bei ihrem Entstehend obsolet und haben das Leben überhaupt so leidvoll gemacht, die vielen Glaubenssysteme, Religionen, Ideologien, Zivilisationen, sie alle sind Illusionen geschaffen aus Gedanken, Kolosse auf tönernen Füßen. Ich glaube wir sind im Denken sehr ähnlich, nur bin ich doch lieber in einer bewussten Synthese als in extremer These oder Antithese zu leben und meine Gedanken im Kreis drehen zu lassen, die totale innere Zerrissenheit.

Nein, im Moment bin ich kein Mitglied der Church of Church of Euthanasia ich hab etwas Abstand von der Philosophie Hegesias genommen. Aber völlig frei bin ich von diesen Gedanken nicht, es ist auch ein Teil meiner Selbst. Jedoch einer der mir nicht gut tut. Nur wenn ich mich im trostlosen Land auflöse und diese Gedanken mit meiner Stimmung harmonieren, sterbe ich wieder innerlich und kann mit frischen Perspektiven anschließend wiedergeboren werden. Es ist wie eine Art von Todestherapie. Aber gänzlich meine Existenz zu beenden würde ich mir erst dann wünschen wenn weder Geist noch Gesundheit mich noch im Leben halten. Diese Gedanken kommen und gehen wieder. Bei manchen sitzen sie tief in den Denkstrukturen drin und manche setzen sich dann auch ein Ende. Doch vor solchen Entschlüssen sollte man noch mal richtig bewusst gelebt haben und gesellschaftlichen Regelen den Stinkefinger zeigen. Wenn das dann noch immer nichts im Denken verändert hat oder man keinen mehr hat mit dem man seinen Schmerz teilen kann und gegenseitig Kraft geben kann, dann wird es tatsächlich mau mit den Gründen einer weiteren Existenz. Ab da könnte Zen wieder helfen, zumindest wenn man es verstanden hat, intuitiv wie auch rational, selbst wenn es da nichts zu verstehen gibt :)


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Wahres Selbst?

14.11.2013 um 09:04
@cRAwler23
@Peisithanatos
das witzige ist ich sehe es genauso wie Ligotti aber ich würde es niemals so negativ interpretieren.

fight club ist übrigens sehr nietschze. i like


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Wahres Selbst?

14.11.2013 um 17:00
1) sehe ich genau anders rum. Mein wahres Ich steuert meine Gefühle, da man je nach Charakter anders auf verschiedene Einflüsse reagiert.
Beispiel: Eine Verabredung lässt einen sitzen. Der eine reagiert darauf enttäuscht bzw traurig, der andere wütend und dem nächsten ist es egal. Also bestimmt das "wahre Ich" die Gefühle, nicht umgekehrt.

2) Ja. Du kanns dir, bzw vor allem deinen Prinzipien untreu sein. Ist zB eine deiner Prinzipien "Ich bin unvoreingenommen und würde nie jemanden mobben", du dann aber trotzdem auf einem Ausländer rumhackst, weil du sonst selbst ausgeschlossen wirst oder sonstiges, bist du dir selbst untreu.
Da kommt es aber auch auf die Situation an. Denn in dem obrigen Beispiel machst du das ja nur, um dich selbst davr zu bewahren, selbst als gemobbter zu enden.
Ist also Situationsabhängig, aber grundsätzlich sage ich ja, das geht.

3) Damit spielst du dich nicht selbst aus, im Gegenteil. Du betrachtest die verschiedenen Aspekte und entscheidest dann, was der beste Lösungsweg in der momentan Situation wäre.
Du bist zwar faul und hast keine Lust, aber du weißt, dass es für dich schlechter wäre, den (das?) Essay nicht zu schreiben, als trotz Lustlosigkeit zu arbeiten.
Du machst das, was in deinen Augen für dich in Zukunf besser wäre. Du hilfst dir, aber auf keinen Fall tötest du dich.

4) Da muss jeder selbst entscheiden, was er für am besten empfindet.
Klar kannst du dich den Situationen anpassen, schauspielern, verschiedene Masken tragen, und du machst dir damit sicher einiges einfacher.
Oder du bleibst du selbst und vertrittst deine Meinung - musst dann aber eventuell Einschränkungen und Hindernisse hinnehmen.
Hier kommt es darauf an, wo du hinwillst und was du als besser empfindest. Da gibt es keine "richtige" Antwort.

5) Wenn du hinterfragst wirst du erstmal wütend und traurig. Denn du merkst, wie scheiße diese Welt eigentlich ist. Machst du danna ber was dagegen, bist du sicherlich glücklich.
Wenn dus nicht hinterfragst läufst du blind, abder fröhlich durchs Leben.
Auch hier, je nachdem was dir lieber ist (ich finde hinterfragen und unangenehme Wahrheiten erfahren besser)

Das wäre so meine Meinung ;)


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