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Kaspar Hauser

418 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kaspar Hauser ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kaspar Hauser

08.02.2015 um 11:17
Erstmal danke, dass du dich damit auseinander setzt.
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Vielleicht haben manche nicht so viel Zeit, sich mit dem Thema so intensiv zu beschäftigen, wie Du es wohl tust. ;)
Aber in diesem Thread geht es doch um dieses Thema oder nicht? Also entweder ganz oder gar nicht...
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Warum nicht? Man könnte es mit Geld und/oder Treue begründen.
Aber wer genau ist "man"? Baron Wedel fäll schon mal aus (Erfindung des Films) und Gräfin Hochberg ist tot und Beweise gegen sie gab es nie, sondern nur, wie Feuerberg es nannte, "Vermutungsbeweise", Fürstin Sophie ist eher entlastet, s.o.
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Vielleicht war er auch nicht so zurück geblieben, wie er den Menschen glauben machen wollte.
Ja, sicher. Sonst hätte er die Welt nicht zum Narren halten können. In Wassermanns Roman sagt Lehrer Meyer alias Quandt zu ihm: "Sie halten das Mitleid Ihres Jahrhunderts zum Besten!"
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Seine Art und Weise auf sich aufmerksam zu machen und wie Du schreibst "sich ein angenehmes Leben zu sichern" wäre doch rein menschlich verständlich.
Sich ein angenehmes Leben zu verschaffen, ist verständlich. Betrug und Vortäuschung falscher Identität ist es nicht. Vieles hat man wohl in ihn "hineingefragt".
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Die Theorie, dass er sich die Wunde selber zugefügt hat, ist und bleibt weiterhin nur eine Theorie.
Ich wiederhole mich, aber der Mörderbrief ist ein Beweis, der gegen ihn spricht durch die Ähnlichkeit mit seiner Schreibweise.
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Vielleicht wurde der Fleck sogar nachträglich dort platziert, um das "Ausstellungsstück" interessanter zu machen? Wer weiß.
Exakt. Aber das hat ja nur damit zu tun, dass man ihn vermarkten will.

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Kaspar Hauser

08.02.2015 um 14:54
Zitat von SiegfriedenSiegfrieden schrieb:Ich wiederhole mich, aber der Mörderbrief ist ein Beweis, der gegen ihn spricht durch die Ähnlichkeit mit seiner Schreibweise.
sowie die eigentümliche Dreiecksfaltung des Briefes, das machte Hauser selbst bei seinen Briefen.
Und die Tatsache, dass er darauf bestand, dass man den Beutel finde solle aber komischerweise nicht nach dem Inhalt fragte, als der Beutel aufgefunden wurde.


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Kaspar Hauser

08.02.2015 um 15:18
Exakt - und das Verhör auf dem Sterbebett, wobei der Inhalt des Beutels nicht zur Sprache kommt, ist im Originalwortlaut verbürgt (habe ich auch auf einer der Seiten hier verlinkt). Er musste nicht nach dem Inhalt fragen, weil er diesen kannte - den Mörderbrief, den er selbst geschrieben hat, in Spiegelschrift, damit man seine Schrift nicht erkennt. Mit Schreiben kannte er sich ja aus, denn er schrieb ja tagein, tagaus in seinem Job.


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Kaspar Hauser

08.02.2015 um 18:20
@Siegfrieden
Ich würde sehr gerne mit Dir diskutieren, aber auf welcher Basis?
Schau, Du hast Dich in dieses Thema intensiv eingelesen und Dir daraufhin eine Meinung gebildet. Diese sei Dir unbenommen. Ich kann und will sie Dir nicht ausreden. Dazu habe ich zu wenig Ahnung von der ganzen Geschichte, bzw dem Hintergrund. Ich habe mir noch keine Meinung gebildet. Ich dachte, in diesem Forum könnte ich mein Wissen über Kaspar Hauser erweitern. Mir kommt bei der ganzen Geschichte einiges sehr seltsam vor. Du hast am 5.2. geschrieben, dass der weitere Lebenslauf von K.H. nicht stimmen kann, wenn er bei einfachen Leuten aufgewachsen wäre, wie ich bemerkt habe. Auch sei er Deinen Worten nach dann nicht gefangen gehalten worden. Ich glaube aber, dass das Eine das Andere nicht ausschließen muss. Es gibt halt nicht nur schwarz und weiß, sondern auch sehr viele Grautöne dazwischen.


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Kaspar Hauser

08.02.2015 um 18:53
@Hathora
Das ist doch schon mal ein Anfang.

Du hattest doch aber geschrieben, dass er ganz normal bei einfachen Leuten gelebt haben könnte? Ein bisschen gefangen halten ist ja schwer vorstellbar. Es hätte nur einer Auskunft über seine Verhältnisse geben können, nämlich KH selbst. "Der weitere Lebenslauf" ist komplett verbürgt, man hat ja fast jedes seine Worte sorgsam protokolliert. Ich wollte zum Ausdruck bringen: Wenn seine Geschichte, dass er jahrelang gefangen gehalten wurde, nicht stimmt, dann kann der Rest der Geschichte (seine adelige Herkunft, d.h. das angebliche schöne Leben zuvor, das er ja mit seinen Träumen beschrieb) auch nicht stimmen.

Deine Worte:
Zitat von HathoraHathora schrieb:Es kann schon sein, dass er ein Zähringer war. Aber ich glaube nicht, dass er bis zu seinem Auftauchen so abgeschottet und eingekerkert gelebt hat, sondern eher ganz normal bei einfachen Leuten. Und als er draufgekommen ist, wo er abstammt, ist er wohl ein bißerl durchgedreht und hatte wohl Angst um sein Leben.
Die Angst um sein Leben hatte er aber erst nach dem ersten Attentat zum Ausdruck gebracht - mit den Worten, er habe dieses Attentat vorausgeahnt - das lässt sich im nachhinein leicht sagen. Mal sehnte er sich nach dem "Mann" zurück, mal glaubte er, dieser wolle ihn umbringen, mal sagte er: "Mann nit bös, Mann mir nit bös getan!" (oder so) und mal eben doch. Wenn man ihm glauben soll, ist auch die Frage, was genau man ihm glauben soll?!

Ich will dir deine Meinung natürlich auch nicht nehmen. Das Motto sei: Think for yourself!


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Kaspar Hauser

08.02.2015 um 19:01
Was die Gefangenschaft betrifft, ist natürlich ein Mittelweg zwischen seinen Fantastereien und der Wirklichkeit denkbar, heißt es doch im Auftauchbrief: "Ich habe ihn (...) keinen Schritt weit aus dem Haus gelassen!" Allerdings ist der Auftauchbrief sicher mit Vorsicht zu genießen.


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Kaspar Hauser

08.02.2015 um 21:04
@Siegfrieden
Ich habe gestern erst Deinen Link gefunden und lese mich gerade ein.
„Materialien zur Geschichte Kaspar Hausers"
Ist ziemlich schwierig, wobei mir weniger die Schrift sondern eher die Satzbildung und Wortwahl zu schaffen macht. ;)

Ich weiß gar nicht, ob in diesem Thread schon mal die medizinische Seite beleuchtet wurde.
Falls ja, verlinke den Beitrag mal bitte @Siegfrieden , Du kennst Dich hier besser aus.

Ich meine das „Kaspar-Hauser-Syndrom“.
Wikipedia: Hospitalismus

Bei Wikipedia wird als Beispiel dafür ein rumänisches Kinderheim genannt.
„Im Heim „Cighid“ lebten bis 1990 über 100 Kinder unter von Schmutz, Kälte, ungenügender Bekleidung, Mangelernährung und fehlender menschlicher Zuwendung geprägten Verhältnissen. Viele von ihnen konnten, trotz vorhandener körperlicher Fähigkeiten, nicht kriechen oder laufen, weil sie nicht gefördert worden waren bzw. weil ihre Beinmuskulatur vom langen, bewegungslosen Hocken verkümmert war.„

K.H. war ja immerhin schon ca. 16 Jahre alt, als er in Nürnberg auftauchte. Ist denn bekannt, wie lange er eingesperrt war?
So wie ich das entnommen habe ja wohl schon seit frühester Kindheit.
In welchem Zustand hätte dann seine Beinmuskulatur gewesen sein müssen? Die regeneriert sich ja nicht in wenigen Tagen. Jeder der schon mal 6 Wochen ein Gipsbein hatte, weiß was ich meine.
Zum anderen hatte er doch auch nie Sonnenlicht, d.h. sein Körper konnte auch nicht ausreichend Vitamin D bilden, was für den Knochenbau unabdingbar ist.

Unter diesen Umständen und Bedingungen halte ich es fast für unmöglich, dass K.H. innerhalb so kurzer Zeit das Laufen gelernt haben will.


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Kaspar Hauser

08.02.2015 um 21:10
@Siegfrieden
Siehste, das meinte ich: K.H. lebte mit einfachen Leuten abseits gelegen, die ihn "keinen Schritt aus dem Haus ließen". Sie bekamen keinen Besuch und wenn, dann wurde er vielleicht im Keller versteckt. So etwas ist auch heute noch inmitten von einer grö0eren menschlichen Gemeinschaft möglich und auch geschehen. Ich denke, es hat ihm an Ernährung gereicht, auf jeden Fall bekam er mehr als nur Wasser und Brot. Die Frage ist für mich tatsächlich, ob der Hauser ein Wunderknabe war, der innerhalb kürzester Zeit Lesen und Schreiben, Rechnen und Zeichnen, sogar philosophieren konnte, oder ob er allen etwas vormachte. Dabei hatte es sogar zuweilen den Eindruck, so vermitteln Film und Beschreibungen, als ob er doch nicht ganz helle im Oberstübchen war. Also: Wunderknabe, begnadeter Schauspieler oder armer Narr? Oder eben ein Zwischending von allen?
@die Pandora
gerade kam Dein beitrag rein - ganz meine Meinung. Kein Mensch (und grad noch ein Heranwachsender) kann jahrelang ohne Sonne und ohne Bewegung unter Mangelernährung ohne gravierende dauerhafte Schäden am Knochengerüst und übrigen Körper(Rachitis ist nur ein beispiel) bleiben. Es ist schier unmöglich, dass ein Kind, das unter diesen Umständen aufwachsen musste, als Jugendlicher sich auf den Beinen halten kann, geschweige denn in kurzer Zeit das Laufen erlernt.


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Kaspar Hauser

09.02.2015 um 12:02
Einen Link zur medizinischen Seite habe ich nicht auf Lager, sorry. Aber die Aussagen der Ärzte kommen in den bislang genannten Links auch zur Sprache. Es waren sich nicht alle einig.

Wie lange er eingesperrt zu sein behauptete? Seit er denken kann. Hauserianer glauben, er sei ab dem 4. Lebensjahr inhaftiert gewesen. Biograf Kramer nimmt Hypnose und eine mehrwöchige Haftdauer an.
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Unter diesen Umständen und Bedingungen halte ich es fast für unmöglich, dass K.H. innerhalb so kurzer Zeit das Laufen gelernt haben will.
Nicht zu vergessen: angeblich in einer einzigen Lektion!
Zitat von HathoraHathora schrieb:Sie bekamen keinen Besuch und wenn, dann wurde er vielleicht im Keller versteckt.

Nimmt man den fragwürdigen Auftauchbrief als Quelle, ist es möglich. Dieser Brief kann ja wirklich einfach nur von sehr beschränkten Leuten verfasst worden sein ohne Absicht eines Verbrechens. Denn was soll sein Ziel gewesen sein als dem Rittmeister mitzuteilen, der gute Mann wolle bei ihm einsteigen als Reiter? "Ich möchte gerne ein Reitersmann werden, wie mein Vater einer gewesen ist!" Dann muss er zumindest das Gehen beherrscht haben.

Was Wasser und Brot betrifft, soll es dies ja bevorzugt haben. Kann also sein, dass er daran gewöhnt war.
Zitat von HathoraHathora schrieb: Also: Wunderknabe, begnadeter Schauspieler oder armer Narr? Oder eben ein Zwischending von allen?
Begnadeter Schauspieler, der wusste oder lernte, wie er Leute manipulieren kann. Sicher kein Großkrimineller, aber er genoss es, im Mittelpunkt zu stehen und wollte sich die Gunst einer ganzen Stadt erhalten und nicht wieder ausgestoßen werden, also musste er sich im Gerede halten, nachdem er merkte, was man von ihm hören wollte.


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Kaspar Hauser

09.02.2015 um 15:01
Früher nahm ich die Erbprinztheorie für voll, aber das lag daran, dass ich den Fall nur oberflächlich kannte. Befasst man sich aber intensiver damit, dann ist die Betrugstheorie die naheliegendste.
Aber ich denke auch, dass Hauser nicht mit einer Betrugsabsicht in Erscheinung trat, sondern die Story in ihm allmählich hinein gefragt wurde.


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Kaspar Hauser

10.02.2015 um 13:37
Ergänzung zum fehlenden Kommentar von KH zum Thema "Mörderbrief". Es kann natürlich sein, dass er inoffiziell mal nachgefragt hat. Aber auch die inoffiziellen Worte von ihm wurden fleißig protokolliert, Biografin Leonhardt nimmt immerhin an, dass er mal gefragt hat. Aber gerade beim offiziellen Verhör hätte er doch nach dem Inhalt des Beutels bzw. zum Mörderbrief fragen müssen. Unverständlich ist auch andererseits, dass man ihn offenbar mit diesem Brief gar nicht konfrontiert hat. Jedenfalls ist die fehlende Neugier von ihm befremdlich, wenn er doch den Beutel unbedingt finden lassen wollte.

Es mag etwas herzlos sein zu sagen, dass er diesen Beutel doch gleich nach dem mutmaßlichen Attentat gegen ihn hätte mitbringen können und nicht erst im Nachhinein darauf bestehen sollen, diesen suchen zu lassen, aber die Frage stellt sich schon. Er war fit genug, nach hause zu laufen oder zu gehen, dann hätte er auch fit genug sein müssen, einen heruntergefallenen Beutel aufheben zu können. Hier muss man deshalb vermuten, dass er wollte, dass man ihn nicht direkt mit diesem Beutel in Verbindung brachte.

Übrigens äußerte er auf dem Sterbebett gutmütig, dass er keinen Zorn auf die Menschen empfinde: "Man hat mir ja nichts getan..."


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Kaspar Hauser

10.02.2015 um 22:10
@Siegfrieden
Zitat von SiegfriedenSiegfrieden schrieb:Wie lange er eingesperrt zu sein behauptete? Seit er denken kann. Hauserianer glauben, er sei ab dem 4. Lebensjahr inhaftiert gewesen. Biograf Kramer nimmt Hypnose und eine mehrwöchige Haftdauer an.
Eine mehrwöchige oder auch mehrmonatige Inhaftierung scheint mir aus medizinischer Sicht auch plausibler. Aber Hypnose?

Mir ist in dem Bericht, den K.H. selbst über seine Haft geschrieben hat, aufgefallen, dass er wohl zwischen Tag und Nacht nicht unterscheiden konnte. Waren die kleinen Fenster verdunkelt?
Außerdem scheint er immer nur einige Stunden wach gewesen zu sein, jedes mal, wenn er sein Wasser trank schlief er kurz danach ein. Es könnte durchaus sein, dass in dem Wasser Schlafmittel waren, um ihn ruhig zu stellen.

Dieser große Durst fast immer nach seinem Erwachen.
Ich hatte vor 3 Jahren eine Zahn-OP und da ich da eine ziemliche Memme beim Zahnarzt bin
(jaja :vv: ) hab ich mir eine Vollnarkose geben lassen.
Ich war nur 20 min. betäubt aber ich erinnere, dass ich danach auch sehr großen Durst hatte.

Je mehr ich darüber lese, je undurchsichtiger und widersprüchlicher wird das alles.
Und ich bin erst auf Seite 38. :(


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Kaspar Hauser

11.02.2015 um 10:25
Stanhope hat in seinem Buch den Bericht von KH vorangestellt, ehe er zu seiner General-Abrechnung schreitet...

Welchen Grund sollte es geben, jemanden, der doch offensichtlich nichts getan hat, so viele Jahre gefangen zu halten und mühsam zu ernähren? Das kann nicht mal der Film schlüssig erklären. Schutz vor badischen Schergen für ein paar Wochen vielleicht, aber buchstäblich 12 Jahre oder sogar noch länger?
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Je mehr ich darüber lese, je undurchsichtiger und widersprüchlicher wird das alles.
Man kann sich nur dann einen Reim daraus machen, wenn man annimmt, dass KH ein Betrüger war.


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Kaspar Hauser

11.02.2015 um 22:39
Zitat von SiegfriedenSiegfrieden schrieb:Welchen Grund sollte es geben, jemanden, der doch offensichtlich nichts getan hat, so viele Jahre gefangen zu halten und mühsam zu ernähren? Das kann nicht mal der Film schlüssig erklären. Schutz vor badischen Schergen für ein paar Wochen vielleicht, aber buchstäblich 12 Jahre oder sogar noch länger?
Ja, liebe/r @Siegfrieden - das ist der Knackpunkt. ;)

Normalerweise fragt man doch dann: "Cui bono?" - Wem nutzt es?
Ich habe viel Fantasie und ich lasse Dich gerne mal teilhaben.
Pass uff. ;)

Das ist K.H.s möglicher Stammbaum.


Stéphanie de Beauharnais hatte 5 Kinder, 2 Söhne und 3 Töchter.
Einer der Söhne (Alexander Maximilian Karl Prinz Von Baden) wurde nur ca. 1 Jahr alt, der andere (eventl. KH.) starb schon nach 3 Wochen. Die Kindersterblichkeit war früher natürlich höher als heute, trotzdem ist es ein eigenwilliger Zufall. Über die Umstände des Todes von Alexander habe ich noch nichts gefunden.

Wie verhält es sich, wenn alle männlichen Nachfahren einer Linie zu Tode kommen?
Ich bin im Erbrecht nicht sooo bewandert und man möge mich bitte berichtigen, ABER: nach m.M. stirbt diese Linie aus, wenn genau das passiert; die Töchter heirateten alle in andere hohe Familien ein.

Vielleicht wollte "man" diese Linie aussterben lassen?
Oder "man" hat den Erstgeborenen (K.H.) ausgetauscht, um später eine Art "Pfand" zu haben, falls es keinen weiteren männlichen Nachkommen mehr geben sollte, den man dann als rechtmäßigen Erben präsentieren konnte? Dann wäre seine Einkerkerung wirklich nur zu seinem Schutz geschehen.

Aber, wie gesagt, dass ist nur eine wilde Theorie von mir.
Es bleiben immer noch die Fragen: wer ist "man", warum das alles und Cui bono?

Das KH einfach nur ein Betrüger war, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Dazu war er in meinen Augen zu einfach gestrickt und hatte nicht die nötige Raffinesse und das erforderliche Wissen.
Zitat von OcelotOcelot schrieb:Aber ich denke auch, dass Hauser nicht mit einer Betrugsabsicht in Erscheinung trat, sondern die Story in ihm allmählich hinein gefragt wurde.
Ja, so sehe ich das auch.


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Kaspar Hauser

11.02.2015 um 22:58
Hier mal ein Link zum Foto von den Kindersärgen.
Vorne der Sarg von Alexander Maximilian Carl, dahinter der des notgetauften Erstgeborenen.
Standort: Pforzheim, Kirche (evangelisch), Evangelische Schlosskirche & Ehemals Schloss- und Stiftskirche Sankt Michael, Gruft (Süd), Nordwand

Ich bekomme das Foto hier irgendwie nicht rein, deshalb der Link.
http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.bildindex.de%2Fbilder%2Ft%2Fmi08624c12&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.bildindex.de%2Fobj20706354.html&h=120&w=96&tbnid=mx2zBNd8Y1mdPM%3A&zoom=1&docid=e3wnK3mkGpo-aM&ei=xs3bVNe4FeO17gaV4IDoAg&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=2466&page=1&start=0&ndsp=28&ved=0CCsQrQMwAw


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Kaspar Hauser

11.02.2015 um 23:57
@DiePandorra
Ganz einfach..die Geyersberger wären eigentlich gar nicht erbberechtigt gewesen, da es nur eine "Ehe zur linken Hand" war. Von vornherein war hier die Erbschaft ausgeschlossen. Da aber der Titel nur an männliche Erben gehen konnte, hat Leopold dann doch geerbt. Kaspar Hauser hätte, sofern er denn wirklich aus dem Hause Baden stammte, hätte natürlich die besseren Ansprüche gehabt. Was wiederrum nicht gut für die Geyersberger gewesen wäre. Aber das sind Spekulationen.

Helfen würde es vielleicht, wenn die direkten Nachfahren des Hauses Baden eine DNA-Probe abgeben würden. Aber das tun sie nicht. Es kommt immer nur von entfernten Verwandten. Klar, das da VTs befeuert werden. Aber auch wenn sie es tun würden, würde es wohl nicht aufhören, dazu ist die Geschichte einfach zu..romantisch.

Btw...Gruß aus Karlsruhe/Baden ;)


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Kaspar Hauser

12.02.2015 um 09:23
Ok, tun wir mal so, als hätten der SPIEGEL, Wikipedia, Stanhope und Co. sich alle geirrt.

Das schon erwähnte empfehlenswerte Buch "Die Frauen am badischen Hof" von A. Borchardt-Wenzel räumt mit dem Mythos auf und erklärt auch die Motivation der Rolle des Hauses Baden, entsprechende Schriften verschwinden zu lassen.

„Keine Frage, dass der Hochberg in diesem Drama eine tragende Rolle zugesprochen wurde (…) Weil Luise dem Kleinadel angehörte, sprach man ihr das Recht ab, auf der sozialen Leiter emporzusteigen. Weil sie dies nicht in weiblicher Demut hinnehmen wollte, konnte man ihr ungescholten jedweder Bösartigkeit unterstellen.“

Ach und – wie sieht Fürstin Stephanie die Gerüchte um ihren Sohn? „Stephanie bezeichnete die Kaspar-Hauser-Legende (…) als ‚unsinnige Fabel’.“ Ja, es gab auch Gerüchte, dass sie KH mal im Park beobachtet habe und sehr ergriffen gewesen sei – sicher schön für die Romantiker unter uns.

Im Kapitel „Die Ehre des Hauses“ wird erklärt, warum das Haus Baden viele Schriften über KH verschwinden ließ, weil die ganze Familie in Misskredit durch böse Gerüchte geriet. Das wurde eben als Schuldeingeständnis gewertet.

„Eine zwielichtige Rolle spielte (…) Lady Hamilton, eine Tochter Stephanies.“ Sie urteilte mal so, mal so, je nachdem, wer ihr gegenüber stand. „Es gibt Hinweise darauf, dass die (…) Herzogin mit voller Absicht gegen das großherzoglich-badische Paar intrigierte und immer neue Kaspar-Hauser-Publikationen anregte, um diesem zu schaden.“

Den Fall löst man nicht mit Fantasie, sondern mit Logik.


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Kaspar Hauser

12.02.2015 um 09:27
Zitat von DiePandorraDiePandorra schrieb:Das KH einfach nur ein Betrüger war, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Dazu war er in meinen Augen zu einfach gestrickt und hatte nicht die nötige Raffinesse und das erforderliche Wissen.
Ok, das ist ein Argument. Die richtige Erklärung liefert ihr auch gleich mit:
Ocelot schrieb:
Aber ich denke auch, dass Hauser nicht mit einer Betrugsabsicht in Erscheinung trat, sondern die Story in ihm allmählich hinein gefragt wurde.

Die Pandorra schrieb:
Ja, so sehe ich das auch.
Man muss auch unterscheiden zwischen dem plumpen KH, der Rittmeister werden wollte, und von dem späteren Schüler, der recht anspruchsvolle Erziehung genoss und durch Stanhopes Hätscheleien hochmütig wurde (bzw. laut Film gezielt hochmütig gemacht wurde, um seine Glaubwürdigkeit zu untergraben). Dieser KH hatte dann schon etwas mehr drauf.


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Kaspar Hauser

12.02.2015 um 10:21
Einen habbich noch: Wikipedia bringt unter "Erbprinzentheorie" zum Ausdruck, dass die Großmutter des toten Kindes einen Tausch hätte bemerken müssen:

Wikipedia: Kaspar Hauser

"Fachwissenschaftlichen Arbeiten zufolge kann die unterstellte Kindesvertauschung aufgrund der heute (seit spätestens 1951) bekannten Quellen ausgeschlossen werden, wenn nicht schon das Buch des Oberstaatsanwalts Otto Mittelstädt (Kaspar Hauser und sein badisches Prinzenthum. Heidelberg 1876) als definitive Widerlegung anerkannt wird. Mittelstädts Argumentation, die sich auf die offiziellen Urkunden über die Nottaufe, die Leichenöffnung und die Beisetzung des Prinzen stützte, ist durch spätere Quellenfunde, namentlich die Briefe der Markgräfin Amalie, der Mutter
des Großherzogs Karl, erhärtet worden.

Die Markgräfin – selbst siebenfache Mutter und, nach Aussage des damaligen preußischen Gesandten am badischen Hof, eine „karakterfeste, starksinnige“ Frau – beschrieb den neugeborenen Prinzen in einem Brief vom 1. Oktober 1812: „Wenn man ihn aber betrachtet, so staunt man nicht, daß er soviel Mühe verursacht hat, um zur Welt zu kommen. Er ist nämlich an Größe und Dicke enorm. Wahrhaftig, ich habe wenige Kinder dieses Ausmaßes gesehen. Er ist ganz badischer Schlag.“ Amalie war bei der Geburt selbst zugegen gewesen und war auch in der Folgezeit immer wieder bei ihrem Enkel. Besondere Freude mache ihr, schrieb sie in einem Brief vom 11. Oktober, dass das Kind sie so sehr an seinen Vater im gleichen Alter erinnere. In zwei Briefen vom 19. und vom 27. Oktober berichtete sie dann von der Krankheit des Prinzen, deren Gefährlichkeit sich erst im Laufe des Sterbetages gezeigt hatte. Um vier Uhr nachmittags habe sie von ihrem Sohn erfahren, das Kind habe einen „Steckfluss“ (erstickende Atemnot) und werde sterben; sie habe sich sofort hinbegeben und sei bis nach dem Tod des Prinzen bei diesem geblieben. In dem Brief vom 27. Oktober heißt es:

„Der arme Kleine hatte einen sehr langen Todeskampf. … Herr von Edelsheim, der sich mit mehreren Herren und Damen im Nebenzimmer befand, kam einen Augenblick herein, um das Kind anzusehen, und hörte dieses Seufzen. Es machte ihm einen so schauderhaften Eindruck, daß er sofort wieder hinausging. Die letzte halbe Stunde war ruhig. Er schien einzuschlafen. Augen und Mund schlossen sich ohne Beihilfe. Dann sah er wundervoll aus. Die Züge schienen mehr ausgebildet und er hatte noch keine Totenblässe. Alle, die ihn so sahen, bewunderten ihn. Am nächsten Morgen war er nicht mehr so schön.“

„Kolb [ein Anhänger der Prinzentheorie] hat 1883 ausgeführt, der Mutter hätte ein anderes Kind nicht leicht untergeschoben werden können; wäre sie gegenwärtig gewesen, müßten die Zweifel verstummen. Das gilt nach den dargelegten Umständen auch für die Großmutter; die aber war anwesend gewesen.“ Die Hebamme Horst, die die Nottaufe vornahm, hätte eine Vertauschung ebenfalls bemerken müssen, da sie, von der Mutter ausschließlich mit der Pflege des Erbprinzen betraut, fast ständig in dessen Nähe gewesen war.

Die Hochberger hatten auch kein Motiv für einen Mord an Kaspar Hauser.“


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Kaspar Hauser

12.02.2015 um 22:18
@Cerberus_
Danke für die Erklärung, lieber "Prinz von Karlsruhe/Baden". :D
Das unterstützt ja eigentlich nur meine Theorie.

@Siegfrieden
Worum geht es denn bei Verschwörungen? Im Allgemeinen um Macht, Geld und/oder Sex.
Ich hab mir die Erbschaftsfolge noch mal genauer angesehen.
Es ist schon so, wie @Cerberus_ ausgeführt hat. Die Geyersberger (Hochberg) wären eigentlich gar nicht erbberechtigt gewesen, da diese Ehe nicht standesgemäß war und die Kinder aus der 1. Ehe von Karl-Friedrich höhere Ansprüche hatten.

"Die Hochberger hatten auch kein Motiv für einen Mord an Kaspar Hauser.“

Oh doch, dieses Motiv hätte sie sehr wohl (haben können)!
Sieh Dir diese Grafik an:

Erbfolge

Da alle männlichen Nachfolgen aus der 1. Ehe von Karl-Friedrich tot waren, konnte der Erstgeborene von Luise Geyer von Geyersberg (Gräfin Hochberg) - Leopold - Großherzog werden.

Stutzig machen mich auch die relativ schnellen ungeklärten Tode der beiden Söhne von Stephanie.
Könnte da Gift im Spiel sein?

Der Austausch der Babys scheint mir auch durchaus möglich, wenn er ziemlich bald nach der Geburt statt fand und die Kinder sich in Größe und Aussehen ähnlich waren.
Warum nicht? Die Mutter war noch von der Geburt erschöpft und konnte wahrscheinlich eh nur einen kurzen Blick auf ihren Sohn werfen, der dann relativ schnell einer Amme übergeben wurde.
Die Amme könnte eingeweiht und/oder bestochen worden sein, das ist durchaus denkbar.
Oder sie wusste nichts davon, weil sie den "wirklichen" Prinzen nie gesehen hatte.

Die Großmutter war bei der Geburt dabei und hätte den Tausch eventuell merken können.
Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass Kinder nach ihrer Geburt erstmal abnehmen, ehe sich ihr Gewicht dann wieder einpendelt.
Zitat von SiegfriedenSiegfrieden schrieb:Den Fall löst man nicht mit Fantasie, sondern mit Logik.
Na dann fang mal an. :)


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