Der Fall "Jens Soering"

@ligala
Ich habe das so verstanden:

Off: He is 18 years old, the son of a German diplomat, a freshman and Jefferson Scholar, with a full scholarship to UVA.
Amy Lemley: We were in the same Echols Scholars Program. The Echols Scholars Program pulls the top 6 percent of each entering class.

Klingt jetzt erstmal so, als ob sie auch auf die UVA ging. Ob sie im gleichen Jahrgang war, weiß ich jedoch nicht.

Letztens ging es darum, ob der (Haus-)Schuh, der in der Küche neben Frau Haysoms Leiche lag, zu Herrn Haysom gehören könnte.

In der 20/20 Doku gibt es jetzt nochmal ein Foto, dass die Schuhe von Herrn Haysom an seinem Leichnam zeigt. Der Schuh in der Küche ist also keiner, den Herr Haysom anhatte.

Man müsste jetzt wissen, ob im Hause Haysoms den Gästen Hausschuhe angeboten wurden, generell, oder nur die Hausschuhe trugen, die zur Familie gehörten. Denn spontan würde ich ja sagen, dass dieser Schuh in der Küche etwas mit der Tat zu tun haben könnte.

@yasumi
Ah ja, danke! Elizabeth Haysom war ja im Echols Scholar - Programm, während Jens im Jefferson- Programm war. Inwieweit sich das überschnitt, weiß ich allerdings nicht.

yasumi schrieb:Man müsste jetzt wissen, ob im Hause Haysoms den Gästen Hausschuhe angeboten wurden, generell, oder nur die Hausschuhe trugen, die zur Familie gehörten. Denn spontan würde ich ja sagen, dass dieser Schuh in der Küche etwas mit der Tat zu tun haben könnte.

Mhm... aber hätten sie dann nicht selbst auch eher Hausschuhe getragen? Nancy H. trug aber Straßenschuhe. Und der gefundene Schuhabdruck, um den es auch im Prozess ging, war von einem Sport- bzw. Tennisschuh.

ligala schrieb:Mhm... aber hätten sie dann nicht selbst auch eher Hausschuhe getragen? Nancy H. trug aber Straßenschuhe.

Ja, die Schuhe von Nancy Haysom könnten auch Straßenschuhe sein. Aber die von Herrn Haysom?



Kann gut sein, dass das beides Straßenschuhe sind. Aber dieser (Haus-)Schuh wird da ja nicht immer in der Küche rumgelegen haben. Hm.

ligala schrieb: Und der gefundene Schuhabdruck, um den es auch im Prozess ging, war von einem Sport- bzw. Tennisschuh.

Eine Person trug Sportschuhe, die andere erst Hausschuhe, und als sie einen davon verlor, war sie dann (teilweise) in Socken. Passt doch ;-)

yasumi schrieb:Eine Person trug Sportschuhe, die andere erst Hausschuhe, und als sie einen davon verlor, war sie dann (teilweise) in Socken. Passt doch ;-)

Ja, stimmt, das würde passen.
Leider weiß ich nicht mehr, wo ich's gelesen habe, aber irgendwo wr bezüglich Herrn Haysoms Fußbekleidung die Rede von Mokassins. Und sie sehen ja auch so aus.
Taucht eigentlich dieser Pantoffel aus der Küche irgendwo in einer der Listen der untersuchten Gegenstände auf?

ligala schrieb:Taucht eigentlich dieser Pantoffel aus der Küche irgendwo in einer der Listen der untersuchten Gegenstände auf?

Ja, als Spur 3K "Grey shoe with stains": https://www.allmystery.de/bilder/km109429-10

@yasumi
Ah, danke ! Dann wurden also auf diesem Pantoffel Blutspritzer von Derek Haysom gefunden. Mhm, mhm, könnte darauf hindeuten, dass der Träger/die Trägerin dieses Hausschuhs mit dem Mord an Derek Haysom zu tun hatte, oder?
Und die Blutspur mit Blutgruppe A spricht dagegen, dass dieser Hausschuh dort einfach nur herumstand, oder?

ligala schrieb: könnte darauf hindeuten, dass der Träger/die Trägerin dieses Hausschuhs mit dem Mord an Derek Haysom zu tun hatte, oder?
Und die Blutspur mit Blutgruppe A spricht dagegen, dass dieser Hausschuh dort einfach nur herumstand, oder?

Ja, so würde ich das ebenfalls interpretieren.

Angenommen das würde so stimmen, dann könnte es sein, dass einer der Täter diesen Hausschuh trug - weil er/sie im Hause Haysoms immer Hausschuhe anhatte (was auch hieße, dass er/sie mit den Haysoms vertraut war). Oder die Hausschuhe wurden deshalb angezogen, weil er/sie vermeiden wollte, dass die eigenen Schuhe Spuren hinterlassen oder schmutzig werden. Oder er/sie trug sie aus einem ganz anderen Grund. Oder gar nicht - sie sind vielleicht auch nur durch die Spuren-Verwisch-Aktion vom Wohnzimmer in die Küche gelangt. Oder -

Ich vermiss halt immer noch Crime Scene Experten, die anhand der Spuren versuchen, einen Tatablauf zu rekonstruieren ...

Das mit dem Hausschuh ist interessant, wir hatten das Thema noch gar nicht so lange hier im Hauptstrang.
Also beiden Toten konnte er nicht gehört haben und er weist Blut von Derek auf.
Das heisst, natürlich könnten sie ihnen gehört haben und irgendwo herum gestanden haben, aber wie kommen
sie in die Küche.
Ich gehe davon aus, dass, wenn er bei der Putzaktion aus Versehen durch die Gegend gerutscht wäre,
mehr Blut aufweisen müsste.
Wieso steht da nirgendwo etwas von Schuhgröße oder überhaupt, wieso wurde so ein lächerlicher Sockenabdruck
zum Hauptinzidiz gemacht, der nichts aussagt, aber ein Schuh, der da paarlos neben der Leiche von Fr. Haysom
steht, wird zwar aufgenommen , aber bisher ist kaum etwas darüber zu lesen.
Wo war der zweite?

Es kann doch sicher jemand bezeugen, ob EH bei ihren Eltern immer Hausschuhe trug.
Oder wieso Frau H. Strassenschuhe mit Morgenrock/Hausmantel an hatte.

In dieser Geschichte sind so viele Fragen offen, dass einem fast schwindelig wird.

Bluelle schrieb:Wieso steht da nirgendwo etwas von Schuhgröße oder überhaupt, wieso wurde so ein lächerlicher Sockenabdruck
zum Hauptinzidiz gemacht, der nichts aussagt, aber ein Schuh, der da paarlos neben der Leiche von Fr. Haysom
steht, wird zwar aufgenommen , aber bisher ist kaum etwas darüber zu lesen.
Wo war der zweite?

Ja, das habe ich mich auch gefragt, welche Schuhgröße dieser Hausschuh hat und wo das Gegenstück gefunden wurde- oder ob es überhaupt gefunden wurde. Weiß jemand etwas dazu? In der Liste, die @yasumi hier heute noch mal verlinkt hat, taucht kein zweiter "gray shoe" auf.
"... überhaupt, wieso wurde so ein lächerlicher Sockenabdruck zum Hauptinzidiz gemacht..."
Weil der lächerliche Sockenabdruck halt einigen Leuten vielleicht besser in den Kram passte ?

Hier kann man die sechs Teile des Berichtes ansehen, allerdings von hinten nach vorne. Also fängt- zumindest bei mir- mit dem sechsten Teil an.
Herunterscrollen bis zum Beitrag, danach macht sich eine extra Seite mit den Videos auf.


http://abcnews.go.com/Video

Also ich fand nichts bewegend Neues in den Beiträgen.

Ein paar Einstellungen waren neu und diese Amy war ja anscheinend tatsächlich mit EH dort in der Uni, aber sonst denke hat er eher dazu gedient nochmals so eine Art Zusammenfassung zu machen.
Der Film lief ja vor kurzem dort an, ich denke die Zuschauer hatten hier eine grobe Skizze der Geschehnisse, sind ja nicht alle so informiert darüber.
So war es dann auch aufgebaut, reichlich oberflächlich, ein jeder kam mal zu Wort, Gardner durfte auch reden, Wright aus England auch...
also alles im grünen Bereich und auch nicht sonderlich parteiisch.
Aber wo blieb denn unser Ashford, alias M.S. wollte der nicht irgendwie was platzen lassen oder kommt da noch was.
Dachte nur, weil er ja von dem Seargant Wright schrieb.

So ich habe mir auch die drei längeren Videos angeschaut.

Darin war in der Tat nicht viel Neues...

Der Bruder von NH ist der einzige der JS angebliches Motiv aufbringt (Eltern von EH wollten die Beziehung nicht). IMO ein post mortem Motiv aus der Familie/Ermittlerunterstützt.

Das die Blutspuren vor dem parkenden Auto auf der Wiese enden ist wirklich interessant, da es nahe legt, dass Blutspuren am/im Auto (nicht der Mietwagen!) sein müssten.
Auf der Wiese, weil dahinter mehrere parkten (?)

Kartierung der Stichwunden auch interessant. Da die unterschiedlichen Größen der Einstiche erfasst werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das gefundene und überfahrende Taschenmesser mit der 12cm Klinge für einen Teil verantwortlich war.

Es gab Stiche ins Herz. Die waren bestimmt kein Zufallsprodukt des "wilden drauf Einstechens"

Einstichwinkel wie bei Schusskanälen gibt es wohl nicht. Ob man dadurch die Körpergrösse des Zustechenden ermitteln kann (wenn stehend und nicht liegend).

Anhand der grossen Blutlache bei DH und EH sollte Blut aber noch über den Herzschlag transportiert worden sein.


Asadeh hatte einmal die Theorie im Hauptstrang aufgestellt mit einem "Vorkampf mit kleinerem Messer" was durchaus möglich ist.

Könnte es sein, dass der Hausschuh in der Küche auch zum verwischen genutzt wurde oder war das nur dieser Besen (Wischprofil?)

JS schrieb von einer halbzerissenden Quittung im Marriot. Der schmale Beleg ohne Aufstellung ist unzerrissen.

Diese Amy hatte Kontakt zu JF wie auch NB. Ob sie mehr wissen muss bleibt unklar.

Das Missbrauchmotiv von EH und ihrer nachtràglichen Bestätigung kommt nicht wirklich raus.

@mr_majestic
Danke für die gute Zusammenfassung des Videos.

mr_majestic schrieb:Der Bruder von NH ist der einzige der JS angebliches Motiv aufbringt (Eltern von EH wollten die Beziehung nicht). IMO ein post mortem Motiv aus der Familie/Ermittlerunterstützt.

Das kann sein, Teile der Familie haben ja nach wie vor ein Interesse daran, dass Söring nicht nach Deutschland kommt; die Familie scheint sich da aber nicht einig zu sein.

mr_majestic schrieb:Einstichwinkel wie bei Schusskanälen gibt es wohl nicht. Ob man dadurch die Körpergrösse des Zustechenden ermitteln kann (wenn stehend und nicht liegend).

Eigentlich müsste man die Einstichwinkel auch bei der Obduktion feststellen können bzw. festgestellt haben; darüber ist aber m.W. nichts bekannt geworden.

mr_majestic schrieb:Könnte es sein, dass der Hausschuh in der Küche auch zum verwischen genutzt wurde oder war das nur dieser Besen (Wischprofil?)

Mhm, dagegen spricht aber, dass in der Liste der untersuchten Gegenstände die Rede ist von:

yasumi schrieb:Spur 3K "Grey shoe with stains"

Wäre der Hausschuh zum Wischen genutzt worden, hätte sich an der Unterseite ja auch Blutanhaftungen finden müssen, es ist aber nur die Rede von "stains".

mr_majestic schrieb:Diese Amy hatte Kontakt zu JF wie auch NB. Ob sie mehr wissen muss bleibt unklar.

Das ist mit Sicherheit anzunehmen, denn sie war ja auch Echols Scholar, wie sie selbst sagt. Sie wird also auch Christine Kim kennen.
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Was mir sonst noch so aufgefallen ist:
> Jason Flom, der Musikproduzent und Multimillionär, der sich für Söring einsetzt, arbeitet beim "Innocence- Project" mit.
> Sehr entlarvend und fast schon skurril:
Bei Minute 32.12 antwortet Gardner auf die Frage, was an Beweisen gegen Söring denn jetzt überhaupt noch gegen Söring sprächen, lediglich: ..."Der Sockenabdruck..." (den er selbst vor laufender Kamera ja schon mal als 'hogwash' bezeichnet hatte, bzw. der Formulierung ausdrücklich zugestimmt hatte).

@Bluelle
"Aber wo blieb denn unser Ashford, alias M.S. wollte der nicht irgendwie was platzen lassen oder kommt da noch was."
Tja, mal gespannt, ob da noch was kommt.

Ich fand die erzählerische Verknüpfung von blutigen Fußspuren bis zu einem vermuteten Auto, dem fehlenden Blut im vorderen Fußraum des Mietwagens, und dann dem Auto aus Buchanans Werkstatt, das genau dort Blut aufwies, recht interessant.

Das scheint mir auch eine der Hauptthesen der Doku zu sein: there must have been another car - da muss es noch ein weiteres Auto gegeben haben.

Und von da aus lässt sich alles weitere aufdröseln: die Geständnisse (auch die Einlassungen von Elizabeth Haysom) können so nicht stimmen (denn in denen gibt es nur den Mietwagen), es müssen noch bisher unbekannte Personen involviert sein, usw.

Wenn es darum geht, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dann ist es - so scheint mir - durchaus von Vorteil, jemanden vorzuschicken, der es gewohnt ist, Dinge auf den Punkt zu bringen: Wenn dieser Jason Flom das so erzählt, dann wirkt die Story - die ja mitunter recht krude ist - irgendwie doch recht plausibel.

Und den Sockenabdruck mit einem "Well, what you do, you bring in an expert, a sock print expert, right? Which sounds ridiculous, cause it is" abzubügeln - das muss man erst mal können.

Nicht vergessen sollten wir allerdings die DNA Gegenmeinung von Professor Dan Krane: "There is no indication that Jens Söring was present at the crime scene. But I think we can also say, that there is no affirmative indication of anybody other than the victims." (ungefähr: Kein Hinweis, dass Söring am Tatort war. Aber auch keiner, dass andere Personen als die Opfer dort waren)

Nach wie vor verstehe ich nicht so recht, warum die gefahrene Kilometerzahl augenscheinlich nur im Durchschlag des Mietwagen-Vertrages steht. In der Szene in der Moderatorin und Reid in der Asservatenkammer stehen und den Vertrag in Händen halten, müssen sie erst umblättern. Der Vertrag wird zweimal eingeblendet, einmal mit der Kilometerangabe, einmal ohne. Auch in einer der anderen Dokus gab es mehrere "Versionen". Z.B. hier: https://www.allmystery.de/bilder/km109429-43
Mich irritiert sowas.

@yasumi

yasumi schrieb:Der Vertrag wird zweimal eingeblendet, einmal mit der Kilometerangabe, einmal ohne. Auch in einer der anderen Dokus gab es mehrere "Versionen". Z.B. hier:

Ja, ich weiß. Für mich persönlich ist das nicht so entscheidend, denn ich hatte ja mal vor längerer Zeit im Hauptstrang die Vermutung geäußert, dass es sich in der Version ohne KM- bzw. Meilenangabe um den Vertrag nach Ausstellung handelt und bei dem mit Meilenangabe, um den Durchschlag, den die Autofirma nach Rückgabe des Wagens ergänzt hat.
Ich persönlich würde sonst nichts dahinter vermuten.

Eine Frage zu den Blutspuren und den späteren DNA-Analysen:

Alle Blutspuren, die die Blutgruppe von EH aufwiesen (z. B. Waschlappen in der Waschmaschine) konnten ihr durch DNA-Analysen nicht zugeordnet werden, weil zu wenig Probenmaterial oder gab es keine Übereinstimmung?

ligala schrieb:Für mich persönlich ist das nicht so entscheidend, denn ich hatte ja mal vor längerer Zeit im Hauptstrang die Vermutung geäußert, dass es sich in der Version ohne KM- bzw. Meilenangabe um den Vertrag nach Ausstellung handelt und bei dem mit Meilenangabe, um den Durchschlag, den die Autofirma nach Rückgabe des Wagens ergänzt hat.
Ich persönlich würde sonst nichts dahinter vermuten.

Ja, ich sehe vermutlich Gespenster.

Aber ohne diese Unstimmigkeit in der Kilometerzahl hätten die Ermittler den Mietwagen nicht untersuchen können, oder? ;-)

mr_majestic schrieb:Alle Blutspuren, die die Blutgruppe von EH aufwiesen (z. B. Waschlappen in der Waschmaschine) konnten ihr durch DNA-Analysen nicht zugeordnet werden, weil zu wenig Probenmaterial oder gab es keine Übereinstimmung?

Aus dem 2009er DNA-Report:

Item 38K - Rags from washer in kitchen
[...]

No DNA typing results were obtained.

yasumi schrieb:Aber ohne diese Unstimmigkeit in der Kilometerzahl hätten die Ermittler den Mietwagen nicht untersuchen können, oder? ;-)

;)
Also ich geh mal davon aus, dass es sich um die tatsächlich gefahrenen KM handelt, denn die Angestellte der Autovermietung hat ja auch im Prozess 1990 ausgesagt. Zwar wurde in "Das Versprechen" nur die Szene gezeigt, in der sie bezeugte, dass der Wagen sauber war, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie von Updike auch nach der KM - Zahl befragt wurde. Aber vielleicht bin ich da auch zu leichtgläubig ;)

In dem 20/20 Beitrag gibt es einen Videoschnipsel zu JS verschiedenen zahlreichen Interviews, die er gegeben hat.
Auf einem sieht er noch sehr jung aus (in den 20ern). Das gibt es sehr wahrscheinlich nicht als Bewegtbild oder?