Wenn Helden nach Antworten suchen...

Pattimay schrieb:Naja, sagen wir fairerweise das er der Vergewaltigung beschuldigt wurde. Was da genau passiert ist, ist offen m.M.n.

Aber an sich ist das ja kein besonderes Phänomen. Sieh dir doch viele viele andere grosse Stars an. Sei es Charly Chaplin, Marlon Brando, Michael Jackson, Alfred Hitchcock usw. usf. Alles gestörte und bis heute gefeierte Personen.

Himmelsbesen schrieb:Er wurde deshalb beschuldigt, was nicht bedeutet, dass er es tatsächlich getan hat. Deshalb fehlt mir da in deinem Text ein "angeblich".

Er wurde nicht nur beschuldigt, es kam sogar zu einem Prozess (erst strafrechtlich und dann noch zivilrechtlich). Damit das passiert, muss der Vorwurf schon sehr glaubwürdig gewesen sein. Es scheiterte letztendlich daran, dass das Opfer dann vor Gericht nicht aussagen wollte, weil sie Morddrohungen bekam. Das kann ich verstehen, wenn man bedenkt, wie das Justizsystem der USA funktioniert. Da werden die Opfer von den Verteidigern zerrissen, damit sie möglichst unglaubwürdig wirken. Bei einem beliebten Promi und Sportstar (die sind ja in den USA wahre Helden) ist das umso schlimmer.

Wenn man sich die Berichte über den Prozess durchliest, erscheint es mir sehr glaubhaft, dass Bryant die junge Frau vergewaltigt hat. Bei einvernehmlichem Sex entstehen solche Verletzungen nicht. Und wenn man liest, wie die Verteidigerin auf den Polizisten losgegangen ist, dann kann man verstehen, warum die junge Frau sich das nicht antun wollte.

https://www.spiegel.de/sport/ussports/bryant-prozess-schmutziges-spiel-im-gerichtssaal-a-269150.html

Wenn ich das lese, bin ich davon überzeugt, dass Bryant die junge Frau vergewaltigt hat.

Wir müssen auch bedenken, in welcher Zeit wir leben. Bis weit ins 20. Jahrhundert war eine Frau auch in Europa und Nordamerika nichts wert. Vergewaltigung in der Ehe oder Beziehung war lange nicht strafbar. Wenn eine Frau eine Vergewaltigung meldete, wurde sie als erstes mal Schlampe genannt, weil sie sich überhaupt in eine solche Situation mit einem Mann begeben hat (so wie es leider in einigen Ländern sogar heute noch ist).

Es ist also kein Wunder, dass Männer früher mit Vergewaltigungen davonkamen. Traurig, aber wahr.

Zumindest heute sollte das anders sein und bei Kobe Bryant war das immerhin bereits Anfang der 2000er Jahre. Dazwischen gab es dann noch #metoo und dass solche Taten dann immer noch unter den Tisch fallen, ist furchtbar. Dass sogar eine Journalistin ihren Job verliert und Morddrohungen bekommt, weil sie an Bryants Tat erinnert, das sollte nicht passieren!

https://www.sueddeutsche.de/medien/kobe-bryant-washington-post-journalistin-twitter-1.4774996

Thilda schrieb:Guten Morgen! 😩
Töchterchen hat eine Mittelohrentzündung. Hört das denn nie auf?

Oh nein ! Gute Besserung für Klein-Thilda 😘

Was Positives: wenigstens wurde Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung verurteilt. Er will zwar in Berufung gehen, aber hoffentlich wird das Urteil bestätigt.

https://www.tagesschau.de/ausland/weinstein-schuldspruch-101.html

violetluna schrieb:Wir müssen auch bedenken, in welcher Zeit wir leben. Bis weit ins 20. Jahrhundert war eine Frau auch in Europa und Nordamerika nichts wert.

In unserer Stadt leben ja auch Migranten. Da gibt es einige, die ihre Ehefrau als Besitz betrachten und z.B. glauben, es sei rechtens, sie zu schlagen, zu würgen usw. Denn es ist ja "ihre" Frau. Manchmal wurden die Frauen auch einfach verheiratet, z.T. noch blutjung.
Bitte nicht falsch verstehen. Das soll kein Migranten-Bashing sein. Es gibt auch Einheimische, die ihre Frauen/Partnerinnen ungut behandeln. Aber die Grundeinstellung ist doch etwas anders. Oder vielleicht gar nicht 🤔🤔🤔

violetluna schrieb:Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung verurteilt.

Weinsteins Ehefrau hat sich bereits 2017 von ihm scheiden lassen.

Ich denke, dass Europa (mit Ausnahme des Balkans) und Nordamerika da schon weiter sind als der Rest der Welt. Traurig, aber wahr.

Ich habe ja eine Freundin, die aus dem Kosovo kommt. Sie wurde mit 19 an einen Alkoholiker zwangsverheiratet, der sie geschlagen und vergewaltigt hat. Das ging soweit, dass das sogar ihren Brüdern zu weit ging und sie sie da raus und nach Österreich geholt haben. Wäre sie dort geblieben und hätte ihren Mann verlassen, hätte dieser sie ermordet (Ehrenmord). Ihre Kinder musste sie dort lassen, denn die Kinder sind dort das Eigentum der Familie des Vaters. Zum Glück wuchsen die Kinder bei den Großeltern auf. Zwei dieser Kinder sind mittlerweile in Österreich bei meiner Freundin und ihrem zweiten Mann, das dritte Kind ist erwachsen und mittlerweile verheiratet (aber mit einem Mann, den sie sich selbst ausgesucht hat, einem Moslem übrigens, was dort unter Christen sehr verpönt ist).

Diese archaische Einstellung ist leider auch heute noch weit verbreitet und wir müssen dazu gar nicht nach Indien oder Saudiarabien schauen. Mit Einwanderern oder Asylberechtigten aus solchen Ländern bringen wir dieses Gedankengut halt leider auch wieder zu uns. Aus diesem Grund müssen wir, muss unsere Gesellschaft dafür sorgen, dass sich dieses Gedankengut nicht hält. Man muss den Menschen beibringen, dass es hier nicht erwünscht ist und man muss auch sanktionieren, wenn die Menschen da nicht einsichtig sind - notfalls eben auch, indem man die Menschen ausweist. Die Botschaft sollte sein: "Wir wollen das hier nicht haben!"

violetluna schrieb:Da werden die Opfer von den Verteidigern zerrissen, damit sie möglichst unglaubwürdig wirken. Bei einem beliebten Promi und Sportstar (die sind ja in den USA wahre Helden) ist das umso schlimmer.

Das ist in Deutschland auch nicht anders. EinE StrafverteidigerIn versucht, den Mandanten effektiv zu verteidigen. Man muss auch bedenken, dass Rechtsanwälte keine Werbung betreiben dürfen. Wenn sie also im Gerichtssaal eine Show abziehen, ist das super Werbung für sie.
Teilweise ist das eine Farce ohne Ende, die sehr sehr viel Geld kostet. Siehe die NSU-Prozesse, Braunes Haus/Aktionsbüro Mittelrhein etc. etc.

nairobi schrieb:Weinsteins Ehefrau hat sich bereits 2017 von ihm scheiden lassen.

Mich wundert, dass sie das nicht schon früher getan hat. Die Vorwürfe bestehen jetzt ja schon sehr lange, sie hat garantiert davon gewusst. Die Vorwürfe gelangten zwar nicht an die Öffentlichkeit, aber geredet wurde schon sehr, sehr lange. Wie man es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, mit einem Mann zusammen zu leben, der mehrmals Frauen vergewaltigt oder sexuell belästigt, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Nicht einmal dann, wenn es ums Geld geht, denn wenn das kein Grund für eine schuldhafte Scheidung ist (die es in den USA ja noch gibt), dann weiß ich nicht...

https://www.123recht.de/ratgeber/internationales-recht/Scheidung-in-den-USA-__a110733.html

violetluna schrieb:Ich habe ja eine Freundin, die aus dem Kosovo kommt

Meine Tochter hat auch eine Freundin, die aus dem Kosovo stammt. Diese war in erster Ehe mit einem Landsmann verheiratet, der sie nur geheiratet hat, um ein Bleiberecht zu erlangen. Er hat sie ausgenutzt und schlecht behandelt. Sie hat sich getrennt und scheiden lassen. Zum Glück ist sie jetzt mit einem lieben Mann verheiratet und sie haben zwei süße kleine Mäuse.

@violetluna
Es spielt aber keine Rolle, ob du davon überzeugt bist oder nicht, du stellst etwas als Tatsache dar, was nicht bewiesen ist.
Mehr mag ich dazu nicht schreiben.

violetluna schrieb:man es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, mit einem Mann zusammen zu leben, der mehrmals Frauen vergewaltigt oder sexuell belästigt, kann ich mir einfach nicht vorstellen

So ein Mann ist ein Monster ! Es müssen ja 80 Geschädigte ausgesagt haben. Und man weiß, dass es in diesem Deliktsfeld immer eine Dunkelziffer gibt.

nairobi schrieb:Das ist in Deutschland auch nicht anders. EinE StrafverteidigerIn versucht, den Mandanten effektiv zu verteidigen. Man muss auch bedenken, dass Rechtsanwälte keine Werbung betreiben dürfen. Wenn sie also im Gerichtssaal eine Show abziehen, ist das super Werbung für sie.
Teilweise ist das eine Farce ohne Ende, die sehr sehr viel Geld kostet. Siehe die NSU-Prozesse, Braunes Haus/Aktionsbüro Mittelrhein etc. etc.

Mich wundert, dass man das in Deutschland darf, das Rechtssystem unterscheidet sich ja deutlich von dem in den USA.

Hängt vermutlich auch vom Fall ab. Wir haben in Österreich eine Anwältin (Astrid Wagner), die bekannt dafür ist, sich immer die spektakulärsten Fälle auszusuchen. Sie war ja die Freundin von Jack Unterweger, dem Prostituiertenmörder, und gelangte so zu einer gewissen Bekanntheit. Die hat sie auch ordentlich ausgeschlachtet und tut das bis heute noch. Besonders seriös wirkt das meiner Meinung nach nicht.

https://kurier.at/chronik/oesterreich/jack-unterwegers-vertraute-habe-einen-moerder-geliebt/70.357.231

https://www.woman.at/a/portraet-ueber-rechtsanwaeltin-astrid-wagner

Himmelsbesen schrieb:du stellst etwas als Tatsache dar, was nicht bewiesen ist.

Was sich wirklich zugetragen hat, wissen nur die Beteiligten. Und auch dann kann die Wahrnehmung getrübt sein. Es ist sehr schwer, die eigentliche Wahrheit zu erheben. Besonders schwierig ist das bei kindlichen Opfern 😔

violetluna schrieb:dass man das in Deutschland darf

Zeugen und Auskunftspersonen unglaubwürdig erscheinen zu lassen ? Freilich. Als Zeuge muss man aber auch nicht alles beantworten. Man kann den Richter prüfen lassen, ob man das beantworten lassen muss. Und für einige kann es eine eingeschränkte Aussagegenehmigung geben.

Himmelsbesen schrieb:Es spielt aber keine Rolle, ob du davon überzeugt bist oder nicht, du stellst etwas als Tatsache dar, was nicht bewiesen ist.
Mehr mag ich dazu nicht schreiben.

Für mich ist es eine Tatsache und die Berichte sprechen dafür. Umsonst schreibe ich das ja nicht so.

Das ist übrigens die Geschichte, die die Journalistin verlinkt hatte:

https://www.thedailybeast.com/kobe-bryants-disturbing-rape-case-the-dna-evidence-the-accusers-story-and-the-half-confession

violetluna schrieb:Ihre Kinder musste sie dort lassen

Das war bestimmt das härteste für sie.
Das tut mir immer richtig weh wenn ich sowas lese

Cherokeerose schrieb:Das war bestimmt das härteste für sie.
Das tut mir immer richtig weh wenn ich sowas lese

Das war es. Jahrelang hat sie nach einer Möglichkeit gesucht, dass die Kinder nach Österreich kommen können und letztendlich hat sie es auch geschafft.

Das ist ein interessanter Essay zum Thema Idealisierung von Stars. Zum Nachdenken.

https://www.spiegel.de/kultur/kobe-bryant-idealisierung-von-stars-perfektion-ist-keine-menschliche-kategorie-a-b7a1008c-1211-4432-9b12-af863823d5a7

violetluna schrieb:letztendlich hat sie es auch geschafft

Das freut mich so sehr

Thilda schrieb:Töchterchen hat eine Mittelohrentzündung.

Die Ärmste :( Gute Besserung!