JRoger
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Die Zukunft existiert bereits
03.08.2022 um 02:23Im Normalfall stellt uns die Zeit bei naiver Betrachtungsweise nicht vor gedankliche Probleme.
Ich sitze hier vor dem PC und wir schreiben den 02.08.2022.
Alles, was vor diesem Datum passierte, scheint vorbei und das Zukünftige, nach diesem Datum Liegende
wird sich erst noch in der Zukunft ereignen.
Und wenn man einen freien Willen voraussetzt, dann lässt sich der Bereich, der von uns Menschen beeinflussbar ist,
bewusst formen.
Also scheint es aus meiner Perspektive klare abtrennbare Bereiche zu geben: das Vergangene, den gegenwärtigen Moment
und das Zukünftige, wobei sich dieses Konstrukt sukzessive weiter, man denke an den Zeitpfeil, weiter in Richtung
Zukunft verschiebt.
Dieses gängige Zeitverständnis erscheint mir aber sehr egozentrisch, die Dreiteilung mit klar definierten Bereichen basiert
einzig und allein auf meinem aktuellen Bewusstsein.
Man stelle sich nun aber vor, ich sei verstorben.
Welche Person und welchen Zeitpunkt nehmen wir dann als aktuelle Gegenwart?
Oder nehmen wir gar ein unbeseeltes Universum und stellen die hypothetische Frage: "Wie viel Zeit ist seit dem Urknall vergangen?"
Wer den Urknall in Zweifel zieht, möge entsprechend von seinem System ausgehen.
Also welche Zeit gilt dann aktuell "im Moment", vielleicht ein Zeitpunkt 1,2 Mrd. vor Entstehung des Sonnensystems?
Oder schreiben wir das Jahr 2,8 Mrd. Jahre nach Entstehung des Sonnensystems?
Natürlich kann kein Zeitpunkt vor dem anderem ausgezeichnet werden.
Schlussfolgernd möchte ich konstatieren, dass es keine von einem einzelnen Bewusstsein unabhängige absolute "aktuelle" Zeit geben kann,
eine Zeitpunktangabe ist immmer notwendig gebunden an ein aktuelles Bewusstsein.
Um es anschaulich auf den Punkt zu bringen, möchte ich die Filmrolle eines Kinostreifens bemühen.
Entrolle ich den Streifen und zeige auf eine bestimmte Stelle, so gibt es Sequenzen, die zeitlich davor und welche, die zeitlich
danach liegen, doch die gesamten Ereignisse, auch die von meinem zufällig gewählten Punkt aus zukünftig liegenden, stehen bereits fest.
Somit liegen die Ereignisse nach dem 02.08.2022 schon vor, sie sind bereits da, alles ist gleichzeitig vorhanden.
Für meine gegenwärtige individuelle, subjektive Sicht gibt es eine Aufteilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
aber für jedes andere Bewusstsein gilt dies zu jedem anderen Zeitpunkt auch.
Also existiert meine persönliche Zukunft bereits! Ich habe nur keinen Zugang zu ihr, es sei denn es gibt so etwas wie Präkognition.
Sollten meine dargelegten Gedanken stimmen, so gilt zusammengefasst:
1) Es gibt eine zeitliche Abfolge von Ereignissen (dies wird ja auch so vom Alltagsverstand angenommen).
2) Eine Zuordnung von Ereignissen zu den Begriffen "vergangen", "gegenwärtig" und "zukünftig" ist notwendig gebunden an das
zuordnende Subjekt. Sie ist quasi nur in Relation zum Subjekt möglich, somit relativ.
3) Und der entscheidende Punkt lautet: Sieht man die Zeit unabhängig von einem bestimmten Bewusstsein, für welches es natürlich
eine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt, so sind wie in einem Kinofilm alle Ereignisse, auch die scheinbar zukünftigen,
bereits "gleichzeitig" vorhanden.
4) Sollte die "Viele-Welten-Theorie" zutreffen, so gibt es den "Kinofilm" in unzähligen Variationen (s.u.).
Ausweitung meiner Gedanken unter Bezugnahme der Quantentheorie
Man ist heute in Physikerkreisen davon überzeugt, dass im Mikrokosmos nicht das Kausalitätsprinzip vorherrscht, sondern dass den
Ereignissen stochastische Gesetze zugrundeliegen. Einsteins Aussage, Gott würfele nicht, wird widersprochen.
Die Suche nach den von ihm erhofften verborgenen Variablen wird als prinzipiell nicht zielführend dargestellt mit dem wohl auch
mittlerweile empirisch gestützten Verweis auf die Nichtexistenz der die Kausalität rettenden verborgenen Variablen.
Allerdings gilt natürlich:
Nach einem Ereignis kann man natürlich feststellen, dass sich das Universum für eine Variante "entschieden" hat. Schaue ich nach, so ist
Schrödingers Katze tatsächlich tot oder eben nicht. Hiermit scheint es also nur so zu sein, dass die Zukunft vom Zeitpunkt "Jetzt" an
durch das Quantenverhalten offen und zufällig ist, in der zeitlichen Rückschau aber gibt es eine feststehende Ereigniskette, die zum
"Jetzt" geführt hat.
Ich möchte da von einer vergangenheitsgerichteten Kausalität sprechen, welche die vorwärtsgerichtete quantenbedingte Zufälligkeit
in gewissem Sinne aufhebt. Sehe ich gerade im Moment Schrödingers Katze in totem Zustand, so weiß man mit kausaler Sicherheit, welche
Entscheidung das Quantenteilchen vorher getroffen hat.
Vielleicht gibt es den Zeitverlauf des Alls aber nicht nur in einer einzigen Version, sondern in fast unendlich vielen Zeitlinien.
Jedes Mal, wenn ein Quantenteilchen entsprechend den zugrundeliegenden Wahrscheinlichkeiten eine "Entscheidung treffen" muss,
könnten gemäß der "Viele-Welten-Theorie", die als eine Interpretationsvariante der Quantentheorie bekannt ist, neue Weltlinien entstehen,
sodass es mich und natürlich auch alle anderen in fast unendlich vielen Varianten gibt.
Folglich ist der Gedanke nicht abwegig, dass es nicht nur eine Zukunft gibt, sondern praktisch unendlich viele, wobei die bei jeder
Quantenentscheidung neu entstehenden "Ichs" sich zunächst nicht nennenswert unterscheiden, um dann aber mit der Zeit potentiell immer
weiter voneinander abzuweichen.
Wird damit nicht der freie Wille des Menschen negiert?
Mag sein, aber die Tatsache, dass eine Theorie Dinge impliziert, welche uns nicht gefallen mögen, kann nicht als Wahrheitskriterium gelten.
Die Frage, die notwendigerweise gestellt werden muss, ist die nach der Funktionsweise des Bewusstseins und Gehirns.
Sollte dabei das Kausalprinzip gelten, so mag man sich den freien Willen bestenfalls einbilden, weil wir als Menschen
eben Menschen und keine Maschinen sein wollen. Tue ich eine gute Tat, so kann ich mir auf die Schulter klopfen und stolz auf meine
getroffene Entscheidung sein, letztendlich, war diese Tat aber zwangsläufig erfolgt, wenn wir eben das Kausalprinzip postulieren.
Sollten in meinem Bewusstsein und Gehirn aber zusätzlich quantenmechanische Aspekte eine Rolle spielen, so mögen bei meiner guten Tat
neben kausal-mechanischen Gegebenheiten auch Zufallsprozesse mein Verhalten hervorgerufen haben.
In beiden Varianten hat der Begriff des freien Willens in seiner idealistischen Bedeutung kaum einen Platz.
Mich würde besonders interessieren, was ihr von meiner Argumentation haltet, die darauf hinausläuft, dass die Zukunft nicht erst geschehen muss, sondern bereits nahezu zwangsläufig bereits vorhanden sein muss.
Ich sitze hier vor dem PC und wir schreiben den 02.08.2022.
Alles, was vor diesem Datum passierte, scheint vorbei und das Zukünftige, nach diesem Datum Liegende
wird sich erst noch in der Zukunft ereignen.
Und wenn man einen freien Willen voraussetzt, dann lässt sich der Bereich, der von uns Menschen beeinflussbar ist,
bewusst formen.
Also scheint es aus meiner Perspektive klare abtrennbare Bereiche zu geben: das Vergangene, den gegenwärtigen Moment
und das Zukünftige, wobei sich dieses Konstrukt sukzessive weiter, man denke an den Zeitpfeil, weiter in Richtung
Zukunft verschiebt.
Dieses gängige Zeitverständnis erscheint mir aber sehr egozentrisch, die Dreiteilung mit klar definierten Bereichen basiert
einzig und allein auf meinem aktuellen Bewusstsein.
Man stelle sich nun aber vor, ich sei verstorben.
Welche Person und welchen Zeitpunkt nehmen wir dann als aktuelle Gegenwart?
Oder nehmen wir gar ein unbeseeltes Universum und stellen die hypothetische Frage: "Wie viel Zeit ist seit dem Urknall vergangen?"
Wer den Urknall in Zweifel zieht, möge entsprechend von seinem System ausgehen.
Also welche Zeit gilt dann aktuell "im Moment", vielleicht ein Zeitpunkt 1,2 Mrd. vor Entstehung des Sonnensystems?
Oder schreiben wir das Jahr 2,8 Mrd. Jahre nach Entstehung des Sonnensystems?
Natürlich kann kein Zeitpunkt vor dem anderem ausgezeichnet werden.
Schlussfolgernd möchte ich konstatieren, dass es keine von einem einzelnen Bewusstsein unabhängige absolute "aktuelle" Zeit geben kann,
eine Zeitpunktangabe ist immmer notwendig gebunden an ein aktuelles Bewusstsein.
Um es anschaulich auf den Punkt zu bringen, möchte ich die Filmrolle eines Kinostreifens bemühen.
Entrolle ich den Streifen und zeige auf eine bestimmte Stelle, so gibt es Sequenzen, die zeitlich davor und welche, die zeitlich
danach liegen, doch die gesamten Ereignisse, auch die von meinem zufällig gewählten Punkt aus zukünftig liegenden, stehen bereits fest.
Somit liegen die Ereignisse nach dem 02.08.2022 schon vor, sie sind bereits da, alles ist gleichzeitig vorhanden.
Für meine gegenwärtige individuelle, subjektive Sicht gibt es eine Aufteilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
aber für jedes andere Bewusstsein gilt dies zu jedem anderen Zeitpunkt auch.
Also existiert meine persönliche Zukunft bereits! Ich habe nur keinen Zugang zu ihr, es sei denn es gibt so etwas wie Präkognition.
Sollten meine dargelegten Gedanken stimmen, so gilt zusammengefasst:
1) Es gibt eine zeitliche Abfolge von Ereignissen (dies wird ja auch so vom Alltagsverstand angenommen).
2) Eine Zuordnung von Ereignissen zu den Begriffen "vergangen", "gegenwärtig" und "zukünftig" ist notwendig gebunden an das
zuordnende Subjekt. Sie ist quasi nur in Relation zum Subjekt möglich, somit relativ.
3) Und der entscheidende Punkt lautet: Sieht man die Zeit unabhängig von einem bestimmten Bewusstsein, für welches es natürlich
eine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt, so sind wie in einem Kinofilm alle Ereignisse, auch die scheinbar zukünftigen,
bereits "gleichzeitig" vorhanden.
4) Sollte die "Viele-Welten-Theorie" zutreffen, so gibt es den "Kinofilm" in unzähligen Variationen (s.u.).
Ausweitung meiner Gedanken unter Bezugnahme der Quantentheorie
Man ist heute in Physikerkreisen davon überzeugt, dass im Mikrokosmos nicht das Kausalitätsprinzip vorherrscht, sondern dass den
Ereignissen stochastische Gesetze zugrundeliegen. Einsteins Aussage, Gott würfele nicht, wird widersprochen.
Die Suche nach den von ihm erhofften verborgenen Variablen wird als prinzipiell nicht zielführend dargestellt mit dem wohl auch
mittlerweile empirisch gestützten Verweis auf die Nichtexistenz der die Kausalität rettenden verborgenen Variablen.
Allerdings gilt natürlich:
Nach einem Ereignis kann man natürlich feststellen, dass sich das Universum für eine Variante "entschieden" hat. Schaue ich nach, so ist
Schrödingers Katze tatsächlich tot oder eben nicht. Hiermit scheint es also nur so zu sein, dass die Zukunft vom Zeitpunkt "Jetzt" an
durch das Quantenverhalten offen und zufällig ist, in der zeitlichen Rückschau aber gibt es eine feststehende Ereigniskette, die zum
"Jetzt" geführt hat.
Ich möchte da von einer vergangenheitsgerichteten Kausalität sprechen, welche die vorwärtsgerichtete quantenbedingte Zufälligkeit
in gewissem Sinne aufhebt. Sehe ich gerade im Moment Schrödingers Katze in totem Zustand, so weiß man mit kausaler Sicherheit, welche
Entscheidung das Quantenteilchen vorher getroffen hat.
Vielleicht gibt es den Zeitverlauf des Alls aber nicht nur in einer einzigen Version, sondern in fast unendlich vielen Zeitlinien.
Jedes Mal, wenn ein Quantenteilchen entsprechend den zugrundeliegenden Wahrscheinlichkeiten eine "Entscheidung treffen" muss,
könnten gemäß der "Viele-Welten-Theorie", die als eine Interpretationsvariante der Quantentheorie bekannt ist, neue Weltlinien entstehen,
sodass es mich und natürlich auch alle anderen in fast unendlich vielen Varianten gibt.
Folglich ist der Gedanke nicht abwegig, dass es nicht nur eine Zukunft gibt, sondern praktisch unendlich viele, wobei die bei jeder
Quantenentscheidung neu entstehenden "Ichs" sich zunächst nicht nennenswert unterscheiden, um dann aber mit der Zeit potentiell immer
weiter voneinander abzuweichen.
Wird damit nicht der freie Wille des Menschen negiert?
Mag sein, aber die Tatsache, dass eine Theorie Dinge impliziert, welche uns nicht gefallen mögen, kann nicht als Wahrheitskriterium gelten.
Die Frage, die notwendigerweise gestellt werden muss, ist die nach der Funktionsweise des Bewusstseins und Gehirns.
Sollte dabei das Kausalprinzip gelten, so mag man sich den freien Willen bestenfalls einbilden, weil wir als Menschen
eben Menschen und keine Maschinen sein wollen. Tue ich eine gute Tat, so kann ich mir auf die Schulter klopfen und stolz auf meine
getroffene Entscheidung sein, letztendlich, war diese Tat aber zwangsläufig erfolgt, wenn wir eben das Kausalprinzip postulieren.
Sollten in meinem Bewusstsein und Gehirn aber zusätzlich quantenmechanische Aspekte eine Rolle spielen, so mögen bei meiner guten Tat
neben kausal-mechanischen Gegebenheiten auch Zufallsprozesse mein Verhalten hervorgerufen haben.
In beiden Varianten hat der Begriff des freien Willens in seiner idealistischen Bedeutung kaum einen Platz.
Mich würde besonders interessieren, was ihr von meiner Argumentation haltet, die darauf hinausläuft, dass die Zukunft nicht erst geschehen muss, sondern bereits nahezu zwangsläufig bereits vorhanden sein muss.