babykecks schrieb:Kann man diese Migration tolerieren?
Gute Frage. Ich selbst bin auch gegen die Aufnahme reiner Wirtschaftsflüchtlinge, der Focus sollte da auf wirklich Verfolgten liegen. Allerdings bin ich bei dieser Situation etwas befangen, da ich insgesamt knapp 1 1/2 Jahre im Kosovo verbracht habe und dort viele Leute kennengelernt habe.
Dennoch bin ich der Meinung, dass die Probleme vor Ort gelöst werden müssen, da lief einiges schief. Gelder, die zum Aufbau und zur Stärkung der Wirtschaft zur Verfügung gestellt wurden, flossen wohl zum Teil ungeprüft oder mangels deutlichen Regularien in falsche Projekte.
Es gab damals reichlich Zuwendungen für Tankstellen. Ich weiß noch, als ich das erste Mal da war, gab es kaum welche, hab mich da schon gefragt, wie die ihre Autos tanken.
6 Jahre später war das Land zugepflastert mit Tankstellen, viel zu viele, die Hälfte (wenn nicht sogar weniger) hätte wohl ausgereicht, um das Land flächendeckend zu versorgen.
Klar, dass da nicht viel für die Betreiber abfällt, somit hing an jeder Tanke noch ein weiteres Geschäft, Pizzeria oder ähnliches, auch Bordelle.
babykecks schrieb: Laut dem verlinkten Artikel sind mal wieder Politiker dafuer verantwortlich. Scheint eine erscheinung der Zeit zu sein, werde Politiker und reich dabei.
Die Politik hat da auch klar versagt, nicht nur die internationale. Guckt euch den Staatsapparat da an, das zieht sich runter bis auf die Verwaltungen der Gemeinden. Vetternwirtschaft, Korruption, organisierte Kriminalität.
Das Land braucht einen politischen Wechsel, Strukturen und vor allem Arbeit. Kosovo muss lernen, sich auch über Steuern zu finanzieren, nicht nur über Gelder aus dem Ausland. Nur wo sollen die Steuern herkommen bei der Arbeitslosenquote? Es fehlt an Investoren, nur hat das Kosovo leider kaum Wirtschaftszweige, die lohnend für Investoren sind.
Das bisschen Wintertourismus im Sharri (Sar Planina) reicht da nicht aus, ebenso wenig der Weinanbau um Rahovec.
Ich finde es schade für die Menschen dort. In der Zeit nach dem Krieg konnte man die Verzweiflung der Menschen in ihren Augen sehen, aber auch Hoffnung, dass sich was ändert. Nach der Unabhängigkeit war man zuversichtlich, diese Zuversicht ist jetzt wieder gewichen, speziell bei den jüngeren Leuten.
Von daher kann ich die Leute schon verstehen, aber ich bleibe bei der Ansicht, dass an erster Stelle wirklich verfolgte hier Zuflucht und Hilfe bekommen müssen.
