Welche Form von Demokratie darf es denn bitte sein?
30.06.2016 um 20:23Anzeige
Realo schrieb:Auch Jakob Augstein ist gegen direkte Demokratie.Ich kann solche Gedanken nicht nachvollziehen....
Realo schrieb:Europa hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit gutem Grund nicht für die direkte Demokratie entschieden, sondern für die repräsentative. Die Antwort auf den Zweiten Weltkrieg, auf die Erfahrung des Totalitarismus, lautete keineswegs einfach mehr Beteiligung der Bürger. Im Gegenteil.Frage ich mich, wie es dann die Schweiz geschafft hat, den 2. Weltkrieg, trotz interner nationalsozialistischer Begehre, fast kompletter nationalsozialistischer Isolation den Krieg in ihrer demokratischen Form zu "überleben"...
vivajohn schrieb:Frage ich mich, wie es dann die Schweiz geschafft hat, den 2. Weltkrieg, trotz interner nationalsozialistischer Begehre, fast kompletter nationalsozialistischer Isolation den Krieg in ihrer demokratischen Form zu "überleben"...Für beide Behauptungen, die ich so noch nicht kannte, hätte ich gerne Belege, besonders für die zweite.
Und weshalb es dann im Gegenzug in einer representativen Demokratie, wie den USA, viel näher fast zum nationalsozialistischem "Putsch" kam...
vivajohn schrieb:Dass es nun wahrlich spät ist für diese Demokratien in Europa, dem Souverän mehr Macht einzuräumen, sehe ich ein! Ja, zur aktuellen Zeit hat das tatsächlich etwas "gefährliches". Das liegt aber nicht an der Art der "direkten Demokratie" selber, sondern am Versagen der bisherigen Politik selber.Ich kann da ein gewisses Versagen nicht abstreiten, und wenn du meinen Eröffnungspost gelesen hast, weißt du auch, dass ich mit der repräsentativen Demokratie auch nicht so einverstanden bin, halte nur die direkte für noch schlechter da gefährlicher, hatte daher ja auch weitere Alternativformen angeboten, über die hier bisher noch gar nicht diskutiert wurde.
vivajohn schrieb:hat sich der Realwohlstand vermindert. Und auch im täglichen Leben "spührt" man diese Entwicklungen. Und richtig, ich rede von "spüren".Das liegt am versäumten und verbotenen Klassenkampf und hat nichts mit der Form der Demokratie zu tun.
vivajohn schrieb:Die rechten Strömungen wissen diese Emotionen zu ihrem Vorteil zu nutzen und siehe da: Auf einmal sind Asylanten schuld, Sozialschmarotzer und was weiss ich alles.Bei dD hätte sich dieser Trend nur noch beschleunigt und potenziert und es wäre vielleicht schon die AfD an der Macht.
vivajohn schrieb:Dabei ist es offensichtlich, dass die Umverteilung nicht mehr funktioniert... Und deshalb der 08/15-Bürger "weniger" hat.Da hast du zwar recht, aber wie gesagt, bei dD sähe es diesbezüglich noch viel schlimmer aus, solange gewisse hetzerische Boulevardblätter von arbeitesfaulem Gesindel, sozialer Hängematte usw. rumpöbeln und die Leute aufhetzen, gegen die Schwächsten der Schwachen ihre Kräfte auszuleben anstatt gegen "die da oben".
Und die gegenwärtig übermässig wirtschaftsfreundliche Politik kann diesen Emotionen nicht gerecht werden, ja, spitzt diese Problematik sogar noch zu, in dem man nichts dagegen unternimmt, sondern die Situation sogar noch verschärft...
Realo schrieb:Für beide Behauptungen, die ich so noch nicht kannte, hätte ich gerne Belege, besonders für die zweite.Also zur Schweiz während des 2. Weltkrieges:
Die Schweiz wurde während des Zweiten Weltkrieges nicht durch eine Invasion in Mitleidenschaft gezogen. Wirtschaft, Gesellschaft und Zeitgeschehen waren jedoch stark vom Krieg betroffen, insbesondere dadurch, dass die Schweiz zeitweise vollständig von den Achsenmächten umschlossen war.
Die demokratische Struktur des Landes blieb im Grundsatz während des ganzen Krieges erhalten. Bereits 1935 waren rechtsradikale Bestrebungen in Form der Fronten-Initiative, die das politische System teils deutschen Gegebenheiten anpassen wollten, in der Volksabstimmung deutlich gescheitert. Während des Krieges schränkte das sogenannte Vollmachten-Regime des Bundesrates die Rechte sowohl des Volkes wie des Parlamentes teilweise ein. Freie Wahlen blieben jedoch erhalten, und es gelangten sogar drei Volksinitiativen aus der Bevölkerung zur Abstimmung durch das Volk – auch die traditionelle direkte Demokratie verschwand nicht völlig aus dem politischen Erscheinungsbild.Zu Zweitens:
The Business Plot (also known as The White House Coup) was a political conspiracy (see Congressional Record) in 1933 in the United States. Retired Marine Corps Major General Smedley Butler claimed that wealthy businessmen were plotting to create a fascist veterans' organization with Butler as its leader and use it in a coup d'état to overthrow President Franklin D. Roosevelt. In 1934, Butler testified before the United States House of Representatives Special Committee on Un-American Activities (the "McCormack-Dickstein Committee") on these claims. No one was prosecuted.
Realo schrieb:Andernfalls kriegt man etwas wie in der Schweiz, die Minarette verbietet, weil der Pöbel es so will. Das ist für mich kein Weg und die Situation der Schweiz ist aus dem einzigen Grund nicht besorgniserregend, weil es ein kleines Land ist, das nicht viel Schaden anrichten kann. Sollen sie doch machen was sie wollen, solange es nicht auf größere Nachbarn abfärbt.Das ich das mit den Minaretten doof finde, muss ich glaub nicht sagen^^ Aber etwas Positives kann ich dem durchaus abgewinnen: Rechte Lager wurden dadurch beschwichtigt und schlimmere Forderungen auf die lange Bank gestellt...
Realo schrieb:Das liegt am versäumten und verbotenen Klassenkampf und hat nichts mit der Form der Demokratie zu tun.Jaein, es ist ein Problem. Ein Problem, welches über Politik zu lösen wäre und zu lösen ist...
Realo schrieb:Bei dD hätte sich dieser Trend nur noch beschleunigt und potenziert und es wäre vielleicht schon die AfD an der Macht.Es ist eben... komplexer... hier in der Schweiz ist schon lange eine rechte Partei "an der Macht", die SVP. Nur funktioniert Politik in der Schweiz eben anders, eine Mehrheitspartei "regiert" nicht. Sie trotz allem auf den Konsens mit anderen Parteien angewiesen. Aus dem heraus ergiebt sich, dass die SVP selbst keine homogene Partei ist. Sie bedient Elemente von konservativ bis ultra-rechts. Innerhalb der Partei gibts unterschiedliche Strömungen, welche folglich auch wieder alle in ein grosses Ganzes einfliessen.
Bruderchorge schrieb:Diese extreme Reformierung des Schulsystems mit Zusatzarbeit und "Politik Führerschein" scheint mir ein extremer und unnötiger Aufwand zu sein, nur damit die Menschen ab 16 statt 18 wählen dürfen, meinst du nicht ?Nein, so war das nicht gemeint. Der Grund ist, das politischen Denken grundsätzlich zu modernisieren, zu entrassistisieren, zu rationalisieren, gegenüber anderen Kulturen zu entkrampfen und die gesellschaftlichen Zusammenhänge so darzustellen, damit jedem "Normalo" klar wird, warum es ihm finanziell und vom politischen Einfluss her so relativ schlecht geht und warum er nicht zu Unrecht das Gefühl kriegen muss, stets die Melkkuh für andere zu sein und mit einem relativ billigen Lohn dafür entschädigt zu werden, der ihm keine großen Sprünge erlaubt, während Einkommen und Vermögen der Besserverdiener seit Jahrzehnten schneller steigen. Und warum der Populismus als Folge hieraus zwar immer die falschen Ziele trifft, sich im Verlauf dieses Prozesses aber zusehends weiter verstärkt, so dass es die Gesellschaft zu zerreißen droht. Dieser Politikunterricht sollte gleich mit dem 1. Schuljahr (natürlich in sehr leichter, spielerischer Form) beginnen und insgesamt 10 Jahre dauern. Da man normalerweise mit 6 Jahren eingeschult wird, wäre man mit 16 fertig. Dass diese Unterricht an Grund- und Realschulen anders aussieht und weniger tiefgehend sein kann als an höheren Schulen, ergibt sich allein schon aus der Schulzeitdauer.
Bruderchorge schrieb:Vielleicht sollte der Vorschlag der Technokratie aufgenommen werden.Ja, ich hatte das im Eröffnungspost "Expertendemokratie" genannt.
Bestimmte Probleme werden von einer KI oder einem leistungsstarken Computersystem analysiert und die möglichen Konsequenzen bestimmter Entscheidungen mit prozentualer Erfolgswahrscheinlichkeit ausgegeben. Auf dieser Basis erfolgt dann die Abstimmung, so muss niemand außen vor bleiben und auch wenig Gebildete können leichter die Konsequenzen ihrer Wahl überblicken.
Warhead schrieb:Jean Ziegler sieht das andersSchön für ihn^^