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Deutsche Leitmedien - Neutralität

149 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Meinungsbildung, Friday for Future, Medien in Deutschland ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 10:31
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Meine Beobachtung in sozialen Netzwerken insbesondere auf letztes bezogen: Irgendwas studieren. Über die langfristigen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft macht sich keiner Gedanken, wenn alle nur noch studieren gehen.
Auch richtig...hat aber weniger mit dem Studium zu tun sondern eher mit der Tatsache dass man mittlerweile einen Studierten zum Facharbeiterlohn bekommt.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Eher fällt mir da die Forderung immer häufiger auf, endlich leistungsgerechter, also der tatsächlichen Leistung und Systemrelevanz wegen zu bezahlen und das betrifft längst nicht nur den Bereich Pflege.
Systemrelevanz und Bezahlung ist so ne kommunistische Erfindung - es wird bezahlt nach Angebot und Nachfrage. In den Niedriglohnjobs ist die Konkurrenz groß und es gibt keine Notwendigkeit mehr zu bezahlen.
Systemrelevant im Sinne von benötigt sind alle Jobs, sonst würden die nicht existieren.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Diese Forderungen teile ich übrigens und es wird hoffentlich weiter Druck von insbesondere linksliberalen Medien aufgebaut - direkt als auch indirekt.
Bleibt einem nichts anderes übrig wenn er sich nicht weiter bilden willst. Meine Philosophie: wer sich nicht weiter bildet, bleibt nicht auf dem Stand seiner Ausbildung sondern fällt zurück.

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21.02.2022 um 10:33
Zitat von paranomalparanomal schrieb:die Hochschule gehen oder "Entrepreneur
Wenn siexes denn Mal würden.

Leider zu wenig Mint Studierende in diesem Land.
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Das ist die kaum bedachte Kehrseite dieses zynischen Self-Made-Narrativs.
Bloß ist das wir verteilen einfach Mal. Mit klugen Politikern, wird schon nachkommen..keine Lösung ist.


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21.02.2022 um 10:34
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Das ist die kaum bedachte Kehrseite dieses zynischen Self-Made-Narrativs.
Oder vielleicht, weil viele Schulabgänger ein Studium verlockender als eine Ausbildung finden. Ist aber eh OT.

@behind_eyes
Du hast recht und auch wieder nicht. Der SUV wird nicht erwähnt, um den Fahrer zu entmenschlichen, sondern um Reibung zu erzeugen. Reibung ist Reichweite, die harte Währung, vor allem bei Onlinemedien und -ablegern.


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21.02.2022 um 10:43
Zitat von univerzaluniverzal schrieb:Du hast recht und auch wieder nicht. Der SUV wird nicht erwähnt, um den Fahrer zu entmenschlichen, sondern um Reibung zu erzeugen.
Geh ich mit, so kann man es auch sehen und im Ergebnis diesselbe Feststellung: nicht neutral.


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21.02.2022 um 10:50
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:nicht neutral.
Neutralität ist auch keine Aufgabe der Medien, selbst wenn es gerne krakeelt und genauso häufig missverstanden wird. Medien, egal welche Größe, sollen Inhalte einordnen, da ist keine Neutralität möglich, da wird es schon mit der Objektivität schwierig. Darum haben wir auch eine Vielzahl an Medien landauf, landab, damit sich jeder sein Medium gemäß der Blattlinie aussuchen kann.


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21.02.2022 um 10:56
Vielleicht wird es deutlicher an anderen Beispielen.
Tunesischer Asylbewerber ersticht junge Frau in Worms
Welche Rolle spielt denn die Nationalität und der Aufenthaltsstatus des Täters und warum wird sie beim Opfer völlig ausgeblendet? Keine. Es sei denn, der Schreiberling sieht so die Chance, seine Zielgruppe direkt anzusprechen.

Genau wie beim SUV wird hier ein Framing vorgenommen.


Quelle: https://www.google.com/amp/s/m.faz.net/aktuell/politik/inland/worms-tunesischer-asylbewerber-ersticht-junge-frau-16078682.amp.html
Zitat von univerzaluniverzal schrieb:Neutralität ist auch keine Aufgabe der Medien, selbst wenn es gerne krakeelt und genauso häufig missverstanden wird.
Genau, Neutralität kommt im Kodex nirgends vor aber das hindert ja nicht daran, festzustellen das das Framing immer mehr zunimmt und man quasi überall aufmerksam lesen muss um nicht Gefahr zu laufen das eigentliche Geschehen nicht fokussieren zu können.


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21.02.2022 um 11:05
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Keine. Es sei denn, der Schreiberling sieht so die Chance, seine Zielgruppe direkt anzusprechen.
Du hast dir die Antwort bereits selbst gegeben. Vielleicht mit dem Zusatz: Und so eine Kontroverse erzeugt, genauso wie beim SUV-Beispiel.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Genau, Neutralität kommt im Kodex nirgends vor aber das hindert ja nicht daran, festzustellen das das Framing immer mehr zunimmt
Ist das so, hast du einen belastbaren Vergleich, der die Schlussfolgerung stützt? Mein Eindruck ist viel mehr, dass es in der Journaille und ganz besonders im Boulevard seit jeher gibt, aber halt nicht so hieß.


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21.02.2022 um 11:14
Zitat von univerzaluniverzal schrieb:Ist das so, hast du einen belastbaren Vergleich, der die Schlussfolgerung stützt? Mein Eindruck ist viel mehr, dass es in der Journaille und ganz besonders im Boulevard seit jeher gibt, aber halt nicht so hieß.
Klar gibt es das schon immer, aber es wird mehr ohne das ich jetzt Zahlen liefern kann.
Die BILD ist mit das einzige Medium was sich nicht verändert hat, die war schon immer so.

Klaus Kleber sagt dazu folgendes:
"Was ich oft höre von Moderatoren, insbesondere im Hörfunk, lässt mir die Hutschnur hochgehen, mit welcher Selbstverständlichkeit da Urteile abgegeben werden, von Leuten, die sich erkennbar mit der Sache nie vertieft beschäftigt haben", sagte Kleber der "Zeit". Solche Automatismen im Kopf seien nichts anderes als "Denkfaulheit".
Ideologie sei für einen Journalisten "immer der faulste Weg", sagte Kleber, der am Donnerstag zum letzten Mal das "heute journal" moderiert. Wer eine bestimmte Weltanschauung abonniert habe, brauche nicht mehr lange nachzudenken und zu recherchieren, da schon alle Entscheidungen gefallen seien. "Ideologie vergiftet den Journalismus", sagte er. Journalisten müssten immer wieder infrage stellen, ob das, was sie am Abend zuvor gesagt haben, der Überprüfung standhält.

Kleber kritisierte zudem, dass ein journalistischer Konsens die Oberhand gewonnen habe. "In der Redaktion haben wir jeden Tag strittige Debatten, trotzdem machen wir Sendungen, die den Zuschauern nicht das Gefühl geben, dass dort Meinungen aufeinanderstoßen", sagte er der "Zeit". Selbst die Kommentare im Öffentlich-Rechtlichen seien oft eher "Besinnungsaufsätze". "Vielleicht sollten wir uns wieder konfrontative Formate trauen", sagte er.

Der Job des Journalisten habe sich mehr verändert als jeder andere Job, sagte Kleber. Dies betreffe die Art der Recherche, die Machart des Programms und die Rezeption des Publikums in den vergangenen 20 Jahren.
Quelle: https://www.badische-zeitung.de/claus-kleber-kritisiert-zu-viel-ideologie-im-journalismus--207682289.html#:~:text=Kleber%20kritisierte%20zudem%2C%20dass%20ein,sagte%20er%20der%20%22Zeit%22.


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 11:32
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Klar gibt es das schon immer, aber es wird mehr ohne das ich jetzt Zahlen liefern kann.
Dann haben wir wohl verschiedene Eindrücke.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Die BILD ist mit das einzige Medium was sich nicht verändert hat, die war schon immer so.
Die Bild oder besser gesagt Springer, hat sich massiv verändert, vor allem in den letzten 20, 25 Jahren. Gerade in der Spanne wurde der Umbau vom Verlag zum digitalen Medienhaus forciert. Eine Entwicklung, die aber alle Verlage früher oder später mitgemacht haben, allein schon der Tatsache geschuldet, dass die Auflagen durch die Bank sinken, während Online explodiert. Was die Schlagzeile betrifft, da blieb sich die Bild mehr oder weniger treu, dafür haben Diekmann, Reichelt und Döpfner im Hintergrund schon gesorgt.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Klaus Kleber sagt dazu folgendes:
Schöner Einwurf, nur frage ich mich gerade zu dem Zusammenhang zu unserer Diskussion. Das SUV- und Asylbewerberbeispiel wurden nicht aus ideologischen Gründen so formuliert (kann natürlich immer passieren, darum kann man es seriös nie ganz ausschließen), sondern höchstwahrscheinlich deswegen, um Reichweite, Klicks und Views zu erzeugen. Ja ich weiß, es wiederholt sich, aber so läuft derzeit halt das Geschäft.


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 11:39
Zitat von univerzaluniverzal schrieb:sondern höchstwahrscheinlich deswegen, um Reichweite, Klicks und Views zu erzeugen. Ja ich weiß, es wiederholt sich, aber so läuft derzeit halt das Geschäft.
Ein Beispiel, das gut zeigt, wie der Marktmechanismus dafür sorgt, dass Menschen in ihren Vorurteilen bestärkt werden. Da geht es nämlich nicht um Aufklärung, sondern um das Bedienen einer Nachfrage. Mit guten Vorsätzen und Prinzipien lässt sich nämlich leider kein Geld verdienen. Da sind wir nämlich beim eigentlichen Problem: Die profitbasierte Informationsverbreitung.


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 11:39
Zitat von univerzaluniverzal schrieb:Das SUV- und Asylbewerberbeispiel wurden nicht aus ideologischen Gründen so formuliert
Das sehe ich beim SUV so, hier ist das Ziel in die offene Kerbe der SUV-Diskussion reinzuschlagen und Vortrieb zu gewährleisten.

Beim Asylbewerber kann es auch ideologische Gründe haben, muss nicht aber beide Fälle lassen Neutralität vermissen was in meiner Wahrnehmung immer öfter der Fall ist. Viel Meinung, Anschauung, Weltbild, wenig Objektivität und genau das kritisiert ja Kleber, auch wenn er hier den noch viel schlimmeren Auswuchs der Ideologie hauptsächlich thematisiert.


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 11:41
Zitat von paranomalparanomal schrieb:. Da sind wir nämlich beim eigentlichen Problem: Die profitbasierte Informationsverbreitung
Genau alles verstaatlichen dann gibt es das Problem ja Gott sei Dank nicht


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 11:49
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Mit guten Vorsätzen und Prinzipien lässt sich nämlich leider kein Geld verdienen. Da sind wir nämlich beim eigentlichen Problem: Die profitbasierte Informationsverbreitung.
Der in den letzten Jahren verstärkte Hang zum Clickbaiting spitzt dieses Problem nochmals massiv zu bzw. führt einem die Absurdität direkt vor. Ich meine, schau dir doch mal die Kacke an, wahlloses Beispiel:
Begrüßungs-Eklat: Ugandischer Minister lässt von der Leyen links liegen - TV-Moderatorin: „Ich fasse es nicht“
Quelle: https://www.merkur.de/politik/ursula-von-der-leyen-eklat-eu-afrika-gipfel-uganda-macron-michel-kommissionspraesidentin-ignoriert-zr-91361062.html

Und nur dass es mal gesagt ist: Der Merkur war mal ein Renommee hinsichtlich seiner Artikel.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Beim Asylbewerber kann es auch ideologische Gründe haben, muss nicht aber beide Fälle lassen Neutralität vermissen was in meiner Wahrnehmung immer öfter der Fall ist.
Nochmals: Schlag dir das mit der Neutralität aus dem Kopf, das ist in der Medienwelt weitgehend kein Thema. Und ansonsten kann man zwar differenzieren, letztlich sind aber beide in ihrer Art Reizthemen, die jeweils die üblichen Verdächtigen auf den Plan ruft, Pro und Kontra. Und diese Seiten sorgen dafür, dass sich der Artikel rentiert. Natürlich kann es sein, dass beim Asylbewerber-Artikel ein rechtsgerichteter Redakteur dahinter saß, meiner Erfahrung nach ist das aber höchst unwahrscheinlich.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Genau alles verstaatlichen dann gibt es das Problem ja Gott sei Dank nicht
Klassisch von einem Extrem ins Nächste, auch keine Lösung, reicht nur zur Polemik.


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 11:54
Zitat von univerzaluniverzal schrieb:Klassisch von einem Extrem ins Nächste, auch keine Lösung, reicht nur zur Polemik.
Natürlich, weil die ewigen Anti-Marktwirtschaftlichen enteigner gerne extrem denken.

Der Witz ist das erst durch die Menge und Durchmischung der verschiedenen Medien ein Bild möglich ist.

Hier ist aber oft der Wunsch das alle Medien neutral berichten, folglich wäre alles gleich, gemäß der Logik


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 12:07
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Natürlich, weil die ewigen Anti-Marktwirtschaftlichen enteigner gerne extrem denken.
Bis jetzt hat, abgesehen von dir, niemand von Enteignung gesprochen. Medienhäuser sind auch so ziemlich das Letzte, was verstaatlicht gehört, den Spaß hatten wir schon mal im Lande. Nichtsdestotrotz darf sich ruhig auch ein Verleger zwischendurch fragen, wie er denn sein Geld verdienen möchte - miese, redaktionelle Arbeit in Massenproduktion? Mein Fazit: Kann man machen, wird sich aber auf Dauer rächen.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Der Witz ist das erst durch die Menge und Durchmischung der verschiedenen Medien ein Bild möglich ist.
Hier stimme ich zu, einzelne Beispiele sind vielleicht mal aufschlussreich, der Blick sollte aber auf die gesamte Medienlandschaft gerichtet sein, sonst verzerrt sich die Diskussion. Täglich werden abertausende Artikel veröffentlicht, vom Russland-Konflikt bis zum Stammtisch des Bienenzüchtervereins, lokale Meldungen wie Letztere spielen in der Diskussion selten eine Rolle. Sind aber ein Fundament (je nach Medium, in einer FAZ oder SZ wird man die vergeblich suchen, sind aber auch Leitmedien).
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Hier ist aber oft der Wunsch das alle Medien neutral berichten, folglich wäre alles gleich, gemäß der Logik
Was in der Diskussion bzw. vergleichbaren Debatten ständig eingeworfen wird, der Wunsch nach Neutralität. Und was eigentlich nur zeigt, dass bereits ein Grundprinzip der Presse nicht verstanden wurde.


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 13:08
@univerzal

"Neutralität" in der Berichterstattung ist natürlich immer eine Illusion. Obendrein halte ich sie auch nicht für wünschenswert. "Man muss auch mal die andere Seite sehen" heisst im Extremfalle: Man muss nicht nur das Leid der Opfer von Völkermord beschreiben, sondern idealerweise auch das Leid der Täter. "Mann, bei dem Scheisswetter auf dem Wachturm in Auschwitz - da holt man sich ja den Tod. Und alles nur wegen der Juden!" wäre ein Extrembeisspiel für Ausgewogenheit und Neutralität.

Nein, Medien sollten nach meiner langjährigen journalistischen Erfahrung parteiisch sein, Sprachrohr sein, für die, die keine Worte finden oder kein Gehör. JournalistInnen sollen Machenschaften der Mächtigen aufdecken, politische, wirtschaftliche, soziale und moralische Skandale - und dabei müssen sie durchaus bereit sein, ihr eigenes Leben zu riskieren, wie genügend Fälle ermordeter JournalistInnen in vielen Ländern zeigen.

Dass Medien unterschiedlich berichten, unterschiedliche Interessen (ausser der des Verleger-Profits) bedienen und unterschiedliche Erwartungshaltungen ihrer KonsumentInnen erfüllen, ist schon so, seit Menschen die Fähigkeit zur schriftlichen Kommunikation haben.

Das "Leitmedium" halte ich ohnehin für ebenso überbewertet wie ausgestorben. Welches sollte das denn sein? Spiegel oder Focus, Stern oder Bunte, FAZ oder TAZ, ARD oder RTL? Wen sollte dieses Medium denn "leiten"? Einer schreibt vor, alle anderen schreiben nach bzw. ab?

Der Medien-Markt ist eigentlich schon immer im Umbruch gewesen.

Grosse überregionale Tageszeitungen werden mittelfristig nicht überleben, auch für regionale Blätter stehen die Chancen schlecht. Denen sterben nämlich die LeserInnen weg. Aber das kleine lokale Anzeigenblättchen, das kostenlos ins Haus flattert und die neuesten Angebote von EDEKA neben der Todesanzeige von Oma Kruse und dem Termin der nächsten Rassegeflügelschau im Dorfkrug bietet, hat eine Überlebenschance.

Abschliessend noch zum gern und laut geäusserten Gemeckere über den bösen "Staatsfunk":

Welches Interesse hätte ein Privat-TV (aka Bertelsmann/Springer/Burda) an der Berichterstattung über Doping- und Lebensmittel-Skandale, Paradise-, Panama- und Pandorra-Papers, die Machenschaften der Credit Suisse, Cum-Cum/Cum-Ex und sonstige Steuerhinterziehungen, mörderischen Arbeitsbedingungen für KIK, Ausbeutung bei Amazon oder was immer an Schweinereien durch investigativen Journalismus, nicht zuletzt eben auch von den bösen "staatlichen" und "zwangsfinanzierten" ÖR-Sendern aufgedeckt wurde? Hier war es oft NDR und WDR, die darüber umfassend recherchierten und informierten. Guter (TV-)Journalismus kostet nun mal Geld. Anzeigenbediene hingegen nicht.


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 13:42
Zitat von DoorsDoors schrieb:Welches Interesse hätte ein Privat-TV (aka Bertelsmann/Springer/Burda) an der Berichterstattung über Doping- und Lebensmittel-Skandale, Paradise-, Panama- und Pandorra-Papers, die Machenschaften der Credit Suisse, Cum-Cum/Cum-Ex und sonstige Steuerhinterziehungen, mörderischen Arbeitsbedingungen für KIK, Ausbeutung bei Amazon oder was immer an Schweinereien durch investigativen Journalismus, nicht zuletzt eben auch von den bösen "staatlichen" und "zwangsfinanzierten" ÖR-Sendern aufgedeckt wurde? Hier war es oft NDR und WDR, die darüber umfassend recherchierten und informierten. Guter (TV-)Journalismus kostet nun mal Geld. Anzeigenbediene hingegen nicht
Ich denke bei Privatmedien kommt noch hinzu, dass sie bestehende und zukünftige potentielle Werbepartner nicht vergraulen wollen.

Ich traue den ÖR grundsätzlich mehr und auch insgesamt die besser recherchierte und auch ausgewogenere Berichterstattung zu.

Unsere ÖR darf man nicht mit Russland oder China vergleichen


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Deutsche Leitmedien - Neutralität

21.02.2022 um 14:29
@Doors
Wie gesagt, wenn es zu meiner Kernaufgabe zählt, Inhalte zu sortieren, zu recherchieren und zu gewichten, kann ich gar nicht neutral bleiben, das beißt sich schon mit dem Anspruch. Darum mein Verweis auf die Blattlinie, wer möglichst viele Ansichten oder gar Wertungen zu einem Sachverhalt lesen will -um mal den Begriff Neutralität zu vermeiden- der wird sich zwangsläufig mit mehreren Medien auseinandersetzen müssen.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Das "Leitmedium" halte ich ohnehin für ebenso überbewertet wie ausgestorben. Welches sollte das denn sein? Spiegel oder Focus, Stern oder Bunte, FAZ oder TAZ, ARD oder RTL? Wen sollte dieses Medium denn "leiten"? Einer schreibt vor, alle anderen schreiben nach bzw. ab?
Leitmedien, das Leitmedium gibt es nicht. Und was damit gemeint ist, werde ich dir als alten Hasen sicher nicht erläutern müssen, folgende Statistik ist da viel aufschlussreicher:

https://kress.de/news/detail/beitrag/148687-exklusiv-die-meistzitierten-medien-des-jahres-2021.html

SpoilerTop 20 meistzitierte Medien, Januar bis Dezember 2021

1. Spiegel - 1.164 Zitate (Vorjahr: 1077)

2. Bild - 861 (656)

3. Bild am Sonntag - 767 (514)

4. New York Times - 592 (861)

5. Handelsblatt - 579 (615)

6. Süddeutsche - 509 (541)

7. ZDF - 491 (333)

8. Funke Mediengruppe - 457 (378)

9. ARD - 430 (neu)

10. Financial Times - 420 (595)

Das Wichtigste aus den Medien - einmal am Tag: Jetzt den kressexpress bestellen

11. Rheinische Post - 405 (317)

12. FAZ - 365 (404)

13. Welt am Sonntag - 354 (439)

14. Wall Street Journal - 336 (328)

15. BBC - 317 (neu)

16. Tagesspiegel - 304 (373)

16. Welt - 304 (329)

18. RTL / ntv - 293 (neu)

19. CNN - 281 (365)

20. Washington Post - 267 (400)


Wie du sicher ebenfalls weißt, Redakteure lesen ja nicht nur gerne bei anderen Blättern, sie schreiben auch manchmal voneinander ab. Und so passiert es dann auch, wenn iwo eine falsche oder fehlerhafte Meldung veröffentlicht wird, sie so Verbreitung findet (oft trotz Korrektur) - sozusagen als Schattenseite für bekanntere, überregionale und mit entsprechender Reichweite ausgestatteten Erscheinungen.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Der Medien-Markt ist eigentlich schon immer im Umbruch gewesen.
Denke nicht, viel mehr fanden die statt, wenn ein neuer Verbreitungskanal für die Öffentlichkeit auf den Plan tritt oder halt wie speziell in Deutschlands Fall, als das NS-Schriftleitergesetz zwangsverordnet wurde und nach Niedergang des Regimes der Neuaufbau der Presse durch die Alliierten stattfand. Im frühen 20. Jahrhundert wurden teilweise vier Ausgaben am Tag gedruckt (morgens, mittags, abends, nachts, manche Zeitungen haben davon heute noch ihren Namen), diese Tendenz und auch das Informationsmonopol der Zeitungen erledigte sich langsam, als zunächst das Radio und später das Fernsehen zu Massenmedien wurden. Den letzten Peak dieser Entwicklung würde ich Ende der Neunziger verorten, als das Web immer rasanter für die Allgemeinheit zugänglicher wurde.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Grosse überregionale Tageszeitungen werden mittelfristig nicht überleben, auch für regionale Blätter stehen die Chancen schlecht
Meine Prognose: Die Tageszeitungen sind gearscht. Wie du schreibst, deren Konzept stirbt mit den Lesern. Da aber eh viele in Verlagsbünden und Reddesks stecken, wird es eher ein halber Tod, der die Print-Ableger trifft, während Online und epaper weiter laufen. Anzeigenblättern ist das eher wurschd, die organisieren ihren Vertrieb und damit die Auflage selbst, denen geht man eher mit einer Erhöhung des Mindestlohns an die Gurgel.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Hier war es oft NDR und WDR, die darüber umfassend recherchierten und informierten. Guter (TV-)Journalismus kostet nun mal Geld. Anzeigenbediene hingegen nicht.
Oft, aber nicht immer. Ich find übertriebenes Gebashe von den ÖR selbst albern, aber allein schmeissen die den Laden halt auch nicht. Lass mich lügen, aber bei CumEx müsste der Spiegel ganz vorne dran gewesen sein, bei den PanamaPapers waren Journalisten der SZ beim Recherchenetzwerk von Anfang an dabei und der wirecard-Skandal etwa wurde von einem Redakteur der Financial Times aufgedeckt. Da kann man jetzt lange auseinander dividieren, für mich bleibt zu sagen: Die haben alle ihren Anteil, öffentlich wie werbefinanziert, selbst ein fuckin RTL gelegentlich.


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21.02.2022 um 14:33
Zitat von DoorsDoors schrieb:Welches Interesse hätte ein Privat-TV (aka Bertelsmann/Springer/Burda) an der Berichterstattung über Doping- und Lebensmittel-Skandale, Paradise-, Panama- und Pandorra-Papers, die Machenschaften der Credit Suisse, Cum-Cum/Cum-Ex und sonstige Steuerhinterziehungen, mörderischen Arbeitsbedingungen für KIK, Ausbeutung bei Amazon
Team Wallraff kommt doch auf RTL...die haben auch den Wirecard Film vor dem ÖR gemacht und gesendet.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Unsere ÖR darf man nicht mit Russland oder China vergleichen
In Teilen die nichts mit dieser Diskussion zu tun haben aber schon.


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21.02.2022 um 14:55
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Bei mir springt da Garnichts an, ich übernehme da ja nichts vom Author.
Ähm, doch? Offensichtlich ja schon. Da steht „SUV tut X“ und du machst daraus „Autor denkt, SUV ist böse“. Woher weißt du das? Interpretieren kannst du Gedichte in der Schule, hier geht es aber einfach darum, dass ein SUV etwas getan hat.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Fakt ist, daß alleine die Nennung des Fahrzeugmodells für eine Unfallbeschreibung völlig unerheblich ist. Sie ist weder sachlich noch neutral wenn, wie du völlig richtig bemerkt hast, solche Assoziationen ausgelöst werden. Das nennt man Suggestion, die einfachste Form der Beeinflussung und bei dir hat sie funktioniert, völlig egal ob das vom Author überhaupt gewollt war, er kann ja ebenfalls beeinflusst sein.
Und hier erzählst du genau das, was ich versucht habe darzulegen. Hat also doch geklappt. Natürlich löst das bei mir etwas aus, soll es ja auch. Ich bin ja nicht neutral und will es auch nicht sein. Und klar macht das Modell einen Unterschied, hab ich ja dargelegt. Es gibt einen Unterschied darin, wie schnell der Leser sich ein Bild vom Geschehen machen kann.


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