Aiolod schrieb:Im Christentum ist das Ego der Fluch, der uns aus dem Paradies vertrieben hat. Es kam nicht von Gott, sondern von der Schlange bzw. vom Baum der Erkenntnis.
Also das scheint irgendwie an mir komplett vorbeigegangen zu sein. Sag ich so als Christ. Selbst im Theologiestudium damals kam das nicht vor.
Tatsächlich heißt ego einfach nur ich, das Ego meint also das Ich. Und genauso wird es auch in der Psychologie verwendet, das Ego als die Selbstwahrnehmung des Menschen.
Erst spät, im 20.Jh., kam eine umgangssprachliche Verwendung des Ego auf, und hier, im Umgangssprachlichen, hatte dies schnell eine inhaltliche Verknüpfung zum schon länger gebräuchlichen Egoismus erhalten. Daher gilt für viele im Sprachgebrauch, mein Ich is ok, aber mein Ego is pfuibäh. Quatsch natürlich.
Selbst der Egoismus ist zu unrecht
rein negativ konnotiert. Wenn der Herr dieses Gebot dem ersten gleichsetzt "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", dann ist Selbstliebe, Eigenliebe - Egoismus - offensichtlich wesentlich notwendig für das Lieben anderer (Altruismus).
Im Christentum, das immerhin, gilt durchaus der Anspruch, sich auf das Engagement für andere zu konzentrieren, statt sich selbst "die Scheune zu füllen". Doch ist dies völlig logisch kein Konzept für alle. Wenn alle nur geben, ist keiner da, der nimmt.
Wie so oft im Leben ist kein Ding per se "verteufelt", nicht Ego generell, nicht Egoismus grundsätzlich. Sondern: "Gift ist eine Frage der Dosis". Und "Das kleine Wort 'allzu' macht alle Dinge schlecht". Also: "Der Teufel steckt im Detail". Nicht in einer Sache an sich.
Aiolod schrieb:die Stimme, die dich davon abhält, blind zu glauben.
Das ist die Stimme des Herrn. Wie er sagt (Matthäus 13,13-16):
Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehend nicht sehen und hörend nicht hören, noch verstehen; und es wird an ihnen die Weissagung Jesajas erfüllt, die lautet: `Mit Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und doch nicht wahrnehmen'; denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile. Glückselig aber eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören
Sehend zu glauben ist ein Segen, Blindheit das Verderben. So könnt man Seine Worte zusammenfassen.
Nur wer nicht blind glaubt, hat die Chance, sich zu fragen, ob er falsch liegt, nur so einer ist fähig und bereit zu ---> Umkehr. Oder "sich bekehren".
Aiolod schrieb:der uns zu den absoluten Herrschern über alle anderen Tiere gemacht hat
... der hat uns auch zum Diener der gesamten Schöpfung gemacht. Das eine steht in Gen1, das andere in Gen2-3 (und setzte ihn in den Garten, ihn zu bewahren). Genauso sagt Gen1, daß wir zum Bild Gottes geschaffen sind, und das meint was Gutes, und ebenso sagt Gen2-3 dann, daß das Sein wie Gott etwas Negatives ist (siehe, er ist geworden wie unsereiner (damit nicht noch mehr schlimmes passiert, schmeißenwa den mal raus)).
Der Witz ist, beides ist richtig und notwendig, aber je einzeln für sich wäre es falsch (is quasi wieder ne Frage der Dosis). Wir sind sowohl Herrscher als auch Dienstsklave dieser Welt. Wir sind mit unseren Fähigkeiten geradezu gottgleich, aber davon gehen Segen UND Fluch aus. Die Schrift sagt uns beides. Nur eins berücksichtigen, eines ausblenden, das wäre fatal. Die Gnosis ist da einseitig.