Sollte die Mohrenstraße in Berlin umbenannt werden?

@insideman: "Roberto-Blanco-Straße"? Uns aller "Lieblings-Neger"? *duck und weg* :) ;p

Es kann sich ja jeder für seine Sache einsetzen, schön und gut.

Ich selbst finde das Problem nicht besonders relevant, muss ich sagen.
Politische Korrektheit dient aus meiner Sicht häufig dazu, um Probleme herumzutänzeln. Sie sollen weggeredet werden, es soll über sie akademisch philosophiert werde, doch letztendlich traut man sich an konkrete Lösungen und Handlungen wenig ran.

Wenn es um Diskriminierung geht, halte ich diese bei der Suche nach Wohnung, Arbeitsplätzen, dem Zugang zu Bildung oder den Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe für wesentlich gravierender.

Aus meiner Sicht sollte man sich erst mit den größeren Dingen beschäftigen, bevor man sich um Fragen kümmert wie die Umbenennung einer Straße.


Immer wieder haben solche Maßnahmen für mich auch den Charakter des verschämten Versteckens vergangenen Fehlverhaltens.
Doch wenn man versteckt und vertuscht, wie soll man für die Zukunft lernen?

Hätte da noch ein üppiges Betätigungsfeld für adiejenigen, die da meinen, der Mohr hätte keine Existenzberechtigung mehr, er müsste ausgemerzt werden.
Wikipedia: Mohr (Heraldik)

Will man in Zukunft weiterhin zwischen dem guten Mohren in Mohrenapotheke und dem schlimmen in Mohrenstraße unterscheiden?

Sehr gut, emz!
Sowohl der Link, als auch die Frage.

Vor kurzem hab ich so nen Eisenbahnfilm geguckt. Ging durch Südafrika.
An einer Bahnstation, kam kurz so ein Emailleschild ins Bild.

"Station Master" stand da drauf. Drunter dann ein schwarzer Strich, und da drunter stand "Steshen Masta".

Das gab mir dann doch einiges zu denken!
Das, ist ein wirklicher Hammer. Die Mohrenstrasse nicht.
(Wieso eigentlich dann ausgerechnet "Nelson Mandela Strasse", und nicht "Walter Scheel" oder so?)

Nelson Mandela = "Guter" Mohr?
"Mohr" kommt wirklich von "Maure", und auch die Franzosen sprechen es wie "Mohr" aus. Nicht ein fitzelchen daran ist diskriminierend. Wenn doch, dann nennt mich nicht mehr "Weisser", das gibt ne Rassismus Anzeige!
Und "Sarotti" gehört auch verboten, da denkt doch jeder sofort an den dunkelhäutigen Mauren. Geht gar nicht!

Ja,ja, der Walter Scheel!
Manche sagen, das herausragendste aus seinem Politikerdasein, wäre das Lied "Hoch auf dem gelben Wagen" gewesen. Mag sein, kann ich aber jetzt nicht so bestätigen!
Hat mich aber auf eine Idee gebracht!
Wie wäre es, wenn man die Strasse in "Nur gelbe Auto's Strasse" umbenennen würde?

Wäre doch interessant, zu beobachten, wenn da plötzlich überwiegend gelbe Fahrzeuge parken!
Würde das bei der Neuanschaffung eines Fahrzeuges eine Rolle spielen?
Fahren "andersfarbige" weiter, obwohl es freie Parkplätze gibt?

"Nee du, Herbert, ich weiss nich! Nicht das wir ne Knolle kriegen! Lass ma noch weiter gucken!"

Die deutschen sind ja so obrigkeitshörig, würd' mich nicht wundern, wenn es da nicht besorgte Anrufe von Anliegern geben würde.
"Ick hab den Wagen ja schon vor 4 Jahren jekooft, da war dette noch nich!"

Hach, was für'n schöner Thread! Lange nicht mehr so gelacht!

@edgen
wie wäre es, wenn Du Dich erst einmal mit Rassismus auseinandersetzt und insbesondere mit rassistischer Sprache.....dann verstehst Du vielleicht auch, warum die Bezeichnung Weisser gar nicht rassistisch sein kann. Ansonsten spricht es Bände, einen thread, in dem es um Rassismen geht amüsant zu finden.....

@Rao
natürlich kann man da einen Vorwurf machen oder hiess die Strasse schon so, als Mohr angeblich noch nicht rassistisch war? Nein? Na dann....es geht auch nicht darum, dass es keinen Rassismus mehr gäbe, wenn man auf rassistische Bezeichnungen verzichten würde, das wurde nirgends erwähnt. Aber Sprache ist ein Lebenselexier des Rassismus, Sprache transportiert Rassismus, es spielt dabei keine Rolle, ob gewollt oder ungewollt oder ob vor ganz ganz vielen Jahren das Wort ja eine ganz andere Bedeutung hatte. Sprache bietet den Rahmen, Rassismus weiterhin fröhlich auszuüben. Als nicht von Rassismus betroffener Mensch kann man sich mit Rassismus auseinandersetzen oder auch nicht, man hat die Wahl und offenbar entscheiden viele, sich nicht damit auseinanderzusetzen......von Rassismus Betroffene haben diese Wahl nicht, denn sie werden mit Rassismus konfrontiert, sind dem Rassismus ausgesetzt. Wer rassistische Bezeichnungen verwendet, der ist höchstwahrscheinlich rassistisch oder mindestens ignorant. Egal welch "dolle" Begründung er hat, welche Historie das Wort mal hatte, bevor es rassistisch wurde, egal ob man es absichtlich macht oder nicht. Und wenn jemand darauf besteht, die rassistische Konnotation eines Begriffs wegzuerklären, dann erst Recht. Und wenn jemand darauf besteht, rassistische Bezeichnungen trotz besseren Wissens weiter zu verwenden, dann auf jeden Fall. Man kann jeden einzelnen rassistischen Begriff ersetzen oder einfach nicht mehr verwenden. Oder man kann weiter Alltagsrassismus betreiben. Man hat ja die Wahl, wie schon erwähnt, im Gegensatz zu Betroffenen.

@Tussinelda

Wikipedia schreibt zum Begriff Rassismus:

Der Begriff Rassismus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Wenn du nun fragst:

Tussinelda schrieb:oder hiess die Strasse schon so, als Mohr angeblich noch nicht rassistisch war? Nein?

Dann verweise ich abermals auf Tante Wiki

Die Straße entstand um das Jahr 1700 bei der Anlage der Friedrichstadt

Wikipedia: Rassismus
Wikipedia: Mohrenstraße (Berlin)

@emz
willst Du jetzt echt so argumentieren? Weil es die Bezeichnung Rassismus für Rassismus noch nicht gab, gab es keinen Rassismus? Deshalb ist alles, was vor entstehen des Begriffes war, obsolet? Und deshalb konnte man nicht wissen, dass es herabwürdigend ist, Menschen Bezeichnungen zu geben, die einen selbst höher werten und die, die man bezeichnet, abwerten? Deshalb konnte man Menschen versklaven, töten, misshandeln, als Besitz und als minderwertig betrachten, weil man ja nicht wusste, dass dies dann rassistisch genannt werden würde irgendwann? Wird ja immer ekelhafter hier.

KillingTime schrieb:darum verwende ich ihn nicht sondern benutze den Begriff "Schwarzafrikaner", der aber grundsätzlich das Gleiche aussagt - jemand aus Afrika oder mit afrikanischen Vorfahren und mit schwarzer oder dunkelbrauner Haut. Das ist also rein deskriptiv zu verstehen. Wenn hingegen jemand ein Problem damit hat, dass Menschen aus Afrika schwarz sind, dann sind wohl eher sie rassistisch.

erstens sind nicht alle Schwarzen Menschen automatisch Afrikaner, zweitens hat niemand ein Problem damit, dass Menschen aus Afrika womöglich Schwarze sind, aber es ist ein Problem, wenn explizit daraufhin gewiesen wird oder sagst Du auch Weissafrikaner? Wem genau nutzt der Hinweis auf die Hautfarbe? Ist es wichtig zu wissen, ob die Person, von der Du sprichst blaue oder braune Augen hat? Dann erwähne dies bitte auch jedes Mal.
@KillingTime

Kc schrieb:Aus meiner Sicht sollte man sich erst mit den größeren Dingen beschäftigen, bevor man sich um Fragen kümmert wie die Umbenennung einer Straße.

Wenn man diese überall anwenden würde, würde die Welt nahezu still stehen.
Das mal grundsätzlich.

Dass es keine größeren Probleme gibt - hat das irgendwer behauptet?

Kc schrieb:Immer wieder haben solche Maßnahmen für mich auch den Charakter des verschämten Versteckens vergangenen Fehlverhaltens.
Doch wenn man versteckt und vertuscht, wie soll man für die Zukunft lernen?

Rassismus am Leben erhalten, damit man weiß, was Rassismus ist, wenn er einem mal begegnet?

Was lernt man denn daraus, wenn rassistische Begriffe aus dem öffentlichen Leben nicht getilgt werden?

Ich kann mir jedenfalls denken, wie Betroffene (also von Rassismus betroffene) das sehen bzw, was sie daraus "lernen".
Nämlich, dass der Mehrheitsgesellschaft Rassismus egal ist.
Oder konkreter: Die Leiden der von Rassismus Betroffenen sind der Gesellschaft egal.

Was meinst du, was man daraus lernen kann?

emz schrieb:Will man in Zukunft weiterhin zwischen dem guten Mohren in Mohrenapotheke und dem schlimmen in Mohrenstraße unterscheiden?

Wie kommst du dazu zu behaupten, der 'Mohr' in Mohrenapotheke sei gut?

Das ist exakt derselbe Mohr, wie in Mohrenstraße.

@Groucho

Groucho schrieb:Wie kommst du dazu zu behaupten, der 'Mohr' in Mohrenapotheke sei gut?
Das ist exakt derselbe Mohr, wie in Mohrenstraße.

Weil sich bislang noch keiner daran gewagt hat, diesen "Mohr" abschaffen zu wollen.
Gleiches gilt auch für all die "Mohren", die man in den diversen Wappen findet.
Ergo sind das die guten "Mohre".

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:erstens sind nicht alle Schwarzen Menschen automatisch Afrikaner, zweitens hat niemand ein Problem damit, dass Menschen aus Afrika womöglich Schwarze sind, aber es ist ein Problem, wenn explizit daraufhin gewiesen wird oder sagst Du auch Weissafrikaner?

Die Bezeichnung Weißafrikaner ist mir nicht fremd.

In den Staaten gibt es die Bezeichnung Afroamerikaner. Damit ist nicht allein die Herkunft Afrika gemeint, sondern nur jemand, der zudem schwarzer Hautfarbe ist.

emz schrieb:Weil sich bislang noch keiner daran gewagt hat, diesen "Mohr" abschaffen zu wollen.
Gleiches gilt auch für all die "Mohren", die man in den diversen Wappen findet.
Ergo sind das die guten "Mohre".

Du hast eine vage Vorstellung von dem Unterschied zwischen Staatswesen und Privatbesitz?

@emz
es geht um den Mohren an sich, da sind einzelne Strassennamen exemplarisch......aber das weisst Du ja, es wird eben Korinthenkackerei betrieben, oh, den Betroffenen sind andere Bezeichnungen, wo Mohr drin vorkommt egal, also ist Mohr gar nicht immer rassistisch....das ist wieder mal eine Verharmlosung, Verdrehung der Situation.
Hier mal was zum Lesen:
http://www.tagesspiegel.de/politik/rassismus-im-stadtbild-sprache-ist-macht/9252626.html
http://www.tagesspiegel.de/kultur/koloniale-altlasten-rassismus-in-kinderbuechern-woerter-sind-waffen/7654752.html

natürlich gibt es die Bezeichnung afro-american, aber sie trifft nicht auf jeden Schwarzen, den man in den USA trifft, zu, jeden Schwarzen Menschen so zu bezeichnen ist also auch nur ignorant.....zudem noch unnötig, außer die Beschreibung ist wichtig, spielt eine tatsächliche Rolle, bei Suchmeldungen oder so etwas.....

@Groucho

Groucho schrieb:Du hast eine vage Vorstellung von dem Unterschied zwischen Staatswesen und Privatbesitz?

Dann gehörte der seinerzeitige Mohrenkopf zum Staatswesen :trollengel: ?

Werden Straßen wie die "Kartoffel Straße" dann eigendlich auch umbenannt?

emz schrieb:Dann gehörte der seinerzeitige Mohrenkopf zum Staatswesen

Gab es da eine Petition zur Umbenennung?
Haben sich politische Gremien damit befasst?

Oder hat der Hersteller das selbst entschieden?


Was hast du denn gegen eine Umbenennung?
Findest 'Mohr' nicht rassistisch oder findest es unfair, wenn nicht gleichzeitig alle anderen 'Mohren' (also das Wort) auch getilgt werden?

@Groucho

Weil ich Mohr für nicht rassistisch halte. Das ist ein gewachsener Begriff, der im üblichen Sprachgebrauch nicht diskriminierend angewandt wird.

Der Ton macht die Musik.

Ein alter Lehrer sprach mich in der Schule statt mit Namen gerne mit Tschechin an. (Mein Vater ist gebürtig aus dem Sudetenland) Per se ist Tschechin keine Abwertung, er gebrauchte es aber in diesem Sinne und wollte auch so verstanden werden.

Im Übrigen habe ich selten jemanden so herzhaft über die Zigeunerschnitzel-Diskussion lachen sehen, wie einen Bekannten, der selbst dieser Ethnie angehört.