Bushido bekommt Bambi als Vorbild für Integration.
11.11.2011 um 14:02Anzeige
Er hat schon seine Berechtigung, dieser Medienpreis aus dem Hause Hubert Burda Media. Der Bambi ist alljährlich eine Content-Maschine für die Klatschpresse und liefert A- bis C-Promis die Möglichkeit sich zu produzieren, zu promoten und zu inszenieren. Die Party danach wird zum Branchentreff. Nein, ma kann also nicht sagen, die Verleihung als Veranstaltung wäre sinnlos. Nur der Preis ist wertlos geworden durch alberne und eilig erfundene Kategorien, die jegliche Ehrung ehrlicher Leistungen entwerten. Insbesondere bei US-Stars gilt auch in diesem Jahr: Einen Bambi gewinnt, wer Zeit hat. Und so könnte man auch über die Auszeichnung von Bushido mit dem Bambi für Integration herzhaft lachen. In die Historie dieses Medienpreises passt die Entscheidung.http://www.dwdl.de/meinungen/33564/hass_und_diskriminierung_was_burda_fr_preiswrdig_hlt/ (Archiv-Version vom 12.11.2011)
Doch die Begründung dieser Auszeichnung ist im Zusammenhang mit einem Blick auf die Karriere von Bushido so perfide, dass man die Augen nicht verschließen kann. "Bushido setzt sich ein gegen Gewalt und für ein respektvolles Miteinander", erklärt die Jury. "Ein Schwanz in den Arsch, ein Schwanz in den Mund. Ein Schwanz in die Fotze, jetzt wird richtig gebumst" oder "Nutte Bounce, ich bumse heimlich mit deiner Mama, Nutte Bounce in 14 Tagen bin dein Papa" sind Songtexte, auf denen sich die Karriere von Bushido begründet. Wenn das im Kreise der Chefredakteurinnen und Chefredakteure von Hubert Burda Media, die die Jury des Bambi bilden, die Definition von "respektvollem Miteinander" ist, dann tut einem sogar "Bunte"-Chefin Patricia Riekel ausnahmsweise einmal leid.
Aber nicht nur in seinen Songs auch in Interviews und bei Auftritten ist Bushido immer wieder durch diskriminierende und verachtende Texte gegenüber Frauen oder Schwulen aufgefallen. Die Textzeile "Ihr Tunten werdet vergast" in einem seiner Songs wurde erst nach öffentlichen Protesten abgeändert. Für Hubert Burda Media spielt all das keine Rolle. In einem am Mittwochnachmittag veröffentlichten Statement zur zunehmenden Kritik an Bushidos Auszeichnung bei der Bambi-Verleihung heißt es als Rechtfertigung lapidar: "Musik ist eine Kunstform, der bewusste Tabubruch ein Stilmittel des Raps". Es ist eine gefährliche Erklärung.
Gerade ein Medienhaus sollte wissen, welche Kraft veröffentlichte Worte haben. Egal ob gedruckt oder in diesem Fall gesungen. Diese Kurzsichtigkeit von Burda schockiert. Wer sich bei Bushidos Texten, wie Hubert Burda Media laut Mitteilung am Mittwoch, über "bewussten Tabubruch" als Kunstform freut, der darf sich nicht darüber wundern, wenn wir auf Schulhöfen lauter solcher "Künstler" erleben. Diskriminierung, Verachtung und Hass - für Hubert Burda als Stifter des Bambi ein Zeichen "respektvollen Miteinanders"? All diese bösen Texte von früher blendete man aus beim Bambi. Geehrt wird der Bushido, dessen Marketingstrategie für den Moment die Rolle des "good guy" vorsieht.
Richtig ist zweifelsohne, dass auch ein Bushido dazugelernt hat. Richtig ist, dass er irgendwann erkannt hat, dass seine menschenverachtenden Texte und Aussagen vielleicht nicht der richtige Weg sind. Doch die Popularität erlangte er nicht durch diese Läuterung sondern mit Hass und Diskriminierung in Songs und auf der Bühne. Ist das wirklich ein preiswürdiges Vorbild? Die Kategorie „Integration“ könnte nicht unglücklicher gewählt sein. Auszeichnungen als erfolgreicher Musiker kann ihm niemand absprechen. Doch jemanden mit dieser Historie für seinen Einsatz um ein "respektvolles Miteinander" auszuzeichnen ist pervers, wobei das Tradition hat beim "Bambi", wo 2007 auch schon Scientologe Tom Cruise den Bambi in der Kategorie Courage erhielt.
Im Vorfeld der diesjährigen Verleihung in Wiesbaden haben am Mittwoch sowohl die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes als auch der deutsche Lesben- und Schwulenverband die Auszeichnung öffentlich kritisiert. Auch Grünen-Chefin Claudia Roth bezeichnet Bushido öffentlich als nicht preiswürdig. Aber all das ist, wie natürlich auch dieser Kommentar, für Hubert Burda Media wenig überraschend kein Anlass zum Überdenken der Ehrung sondern offenbar einkalkulierte PR. Wer so auf Kosten der Ernsthaftigkeit seines Preises auf Schlagzeilen hofft, braucht sich nicht wundern, wenn die Auszeichnung mit einem Bambi inzwischen wertlos geworden ist.
Denn der Wert einer Auszeichnung liegt nicht in der überreichten Skulptur, der Inszenierung seiner Verleihung oder dessen Einschaltquote. Der Adolf Grimme Preis hat unter Fernsehschaffenden einen hohen Wert und das trotz Mini-Quote auf 3sat irgendwann um Mitternacht. Doch beim Bambi sorgt man sich mehr um den Schein als um den inneren Kompass einer Auszeichnung, die immerhin eigentlich einen Wert vermitteln sollte, der allgemein als bedeutsam anerkannt wird. Während man sich zum Beispiel beim Deutschen Fernsehpreis nach heftigster Debatte inzwischen zumindest bemüht, dreht der Kompass der Bambi-Verleihung durch, wenn gleichzeitig Helmut Schmidt und Bushido geehrt werden sollen.
Eine Anfrage beim MDR als verantwortlicher Anstalt und dem Ersten als ausstrahlendem Sender blieb am Mittwoch übrigens unbeantwortet. Auf die Veröffentlichung unserer Anfrage an Hubert Burda Media, MDR und DasErste kommentierte ein ARD-Verantwortlicher, der nicht genannt werden will, allerdings mit den vielsagenden Worten: "Das soll mal schön Hubert Burda Media beantworten." Doch dort perlt die Kritik ab. Und so wird die Show am Donnerstagabend wohl wie geplant laufen und die versammelte deutsche Prominenz wird aus Höflichkeit trotzdem applaudieren wenn Bushido ausgezeichnet wird. Alles wird eben so sein wie immer in einer Branche, bei der Empörung längst kein Mittel moralischen Verhaltens sondern kalkulierte PR ist.
Bleibt also nur der Appell an den Stifter selbst: Herr Hubert Burda, halten Sie Hass und Diskriminierung wirklich für preiswürdig?
Thalassa schrieb:Wie kann man eigentlich Bushido und H. Schmidt auf einer Veranstaltung den gleichen Preis überreichen?Justin Biber bekam ja auch einen für sein Lebenswerk. Den ollen Helmut wird das nichts ausmachen, solange genug zu rauchen da ist.^^
Wirbel um Bambi für Bushido: Heino gibt Preis zurückQuelle: web.de
(tab/cze) - Riesen-Wirbel nach der umstrittenen Bambi-Verleihung an Rapper Bushido: Aus Ärger darüber gibt Sänger Heino seinen Preis zurück.
Der Schlagersänger im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung: "Ich bin zutiefst empört, dass man einem gewalttätigen Kriminellen wie Bushido den 'Bambi' verleiht. Mit diesem Mann möchte ich nicht auf eine Stufe gestellt werden. Deshalb schicke ich meinen 'Bambi' dankend an den Burda-Verlag zurück." Am Freitag räumte Heino die goldene Trophäe, die ihm 1990 verliehen wurde, aus dem Regal seines Rathauscafés in Bad Münstereifel. Heino: "Ich bin oft beschimpft und unberechtigt in die rechte Ecke gestellt worden, weil ich deutsche Volkslieder singe, die ein Teil unseres Kulturgutes sind. Und dieser Kerl, der offen menschenverachtende Lieder singt, bekommt auch noch einen Preis? Wo leben wir denn eigentlich?"
Der Volkssänger wird seinen Preis per Post zurück an den Burda-Verlag senden.